[ => Original lesen: 1888 Nr. 4 Seite 1] Nr. 1 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1888 enthält in der
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. die von Unternehmern von Regiebauarbeiten aufzustellenden Uebersichten für das Bauunfallversicherungsgesetz.
(2.) Bekanntmachung, betr. das Potsdamsche große Militär=Waisenhaus.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Anwendung der Königlich=Preußischen Arznei=Taxe pro 1888.
(4.) Bekanntmachung, betr. die Großherzogliche Prüfungs=Behörde für Apotheker=Gehülfen.
(5.) Bekanntmachung, betr. den Beitritt des Schutzgebiets der Neu=Guinea=Compagnie zum Weltpostverein.
Der Kaiser leidet wieder an einem leichten Katarrh, verbunden mit Heiserkeit und Husten, der ihn nöthigt sich im Zimmer aufzuhalten und einen Theil des Tages im Bett zuzubringen. Aus diesem Grund konnte der Kaiser in den letzten Tagen beim Aufziehen der Wache nicht am Fenster erscheinen, auch hat er in den letzten Nächten nicht gut geschlafen, doch wird aus Berlin versichert, daß zu Besorgnissen keine Veranlassung vorliege.
Der Kaiser hat am Neujahrstage erklärt, daß die Kaisermanöver in diesem Jahre beim Garde= und brandenburgischen Armeekorps stattfinden würden. An der Reihe war eigentlich das neunte (schleswig=holsteinische) Armeekorps, und zwar hätten die Uebungen in Mecklenburg stattfinden sollen, doch wollte der Kaiser weitere Reisen vermeiden.
Die vier berliner Hof= und Domprediger Kögel, Stöcker, Schrader und Bayer haben sich's nicht nehmen lassen, dem Prinzen Wilhelm zum Jahreswechsel einen schriftlichen Glückwunsch "in tiefster Ehrerbietung" zugehen zu lassen. Der Schlußsatz lautet: Wenn sie es in der letzten Woche des alten Jahres erfahren haben, daß auch das Eintreten für die Arbeit des Reiches Gottes nicht ohne Widerspruch bleibt, so sei das Wort des Herrn Ihr Licht: "Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater."
Die Nationalökonomen gucken in alle Töpfe. So hat jüngst der Verein für Sozialpolitik die Frage öffentlich aufgestellt: Wie stellt sich das Verhältniß der Preise im Großhandel oder beim Ankauf von Producten zu den Preisen beim Kleinverkauf an die Konsumenten? Erscheint der Preisunterschied nach den Umständen als ein übermäßiger oder als eine den Diensten entsprechende Vergütung? In welchem Verhältniß stehen die Schwankungen der Großhandels= und Kleinhandelspreise? Im Fall die Beantwortung der zweiten Frage dahin ausfällt, daß die Vertheuerung eine übermäßige ist, so entsteht die weitere Frage, ob die Ursache davon in einem außerordentlich hohen Gewinn der Gewerbetreibenden oder in einer Uebersetzung des Gewerbes und in einer Vergeudung der Arbeitskraft zu suchen ist. Ferner: welche Erfahrungen liegen vor über den Einfluß, welche obrigkeitliche Taxen oder andere obrigkeitliche Beeinflussungen der Preise, z. B. Verpflichtung vorgängiger Veröffentlichung derselben, und welchen Konsumvereine auf die Preisbildung im Kleinverkehr ausüben?
In Spandau ist nunmehr auf der Munitions=Fabrik auch die Nachtarbeit angeordnet worden.
Die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich leidet an heftigen rheumatischen Schmerzen, welche die Theilnahme derselben an den Hoffesten verhindern; die Aerzte empfehlen einen Winteraufenthalt in Egypten.
Der König von Italien sowohl wie Crispi erhielten Tausende von Telegrammen von hervorragenden Persönlichkeiten, auch aus dem Ausland als Gegendemonstration zum Papstjubiläum.
Am Sonntag versank in Rom die Equipage des Königs im Straßenschmutz und die Pferde waren nicht imstande, sie loszumachen, sodaß der König aussteigen mußte, während man Arbeiter holte, die mit Hebeln und Stangen endlich nach halbstündiger Arbeit die Equipage ins trockene brachten. Die mehr als grobe Vernachlässigung der römischen Straßen findet ihren Grund darin, daß man in Rom bei der Wahl der Vorstände der Verwaltungszweige mehr auf gut kirchliche Gesinnung, als auf technische Fähigkeiten zu sehen pflegt.
Einen fidelen Abschluß fand das Papst=Jubiläum am Freitag in der Sakristei der Peterskirche, wo die Kardinale dem Papste ein solennes Frühstück gaben. Die Köche, die das Essen zubereiteten, waren extra aus Paris gekommen, die Kosten des Ganzen betrugen 30 000 Franken. Der Papst trank nur eine Tasse Chokolade, während bei den 700 Eingeladenen der Champagner in Strömen floß. Selten hat wohl der alte St. Peter ein so heiteres Schauspiel mit angesehen.
Der englische Thronfolger, der Prinz von Wales, feiert am 10. März seine silberne Hochzeit. Es werden bereits große Vorkehrungen für diese Feier getroffen.
- Schönberg. Nachdem der verfassungsmäßige sechsjährige Zeitraum, für welchen die bisherigen Mitglieder der Landes=Vertretung gewählt worden, nunmehr abgelaufen ist, so vernothwendigt sich in Gemäßheit der Ausführungsverordnung zur Verfassung für das Fürstenthum Ratzeburg vom 15. Januar 1870 die Vornahme neuer Wahlen im Laufe dieses Monats. Zur Bestimmung der bezüglichen Wahltage ist die hiesige Großherzogliche Landvogtei von hoher Landesregierung angewiesen worden. Zu Anfang des Jahres 1882 waren zu Abgeordneten gewählt werden:
1. von der Synode des Fürstenthums: die Pastoren Kämpffer und Langbein zu Schönberg und Langmann zu Carlow,
2. von dem Magistrat und den Quartiersmännern der Stadt Schönberg: der Bürgermeister Bicker,
3. von den mit Häusern angesessenen Schönberger
[ => Original lesen: 1888 Nr. 4 Seite 2]Bürgern: der Uhrmacher H. Meyer und der Ackerbürger Joh. Burmeister,
4. von den Bauerschaften der Vogteien Schönberg I.: Hauswirth Asm. Bohnhof=Siemz, II.: Hauswirth Schmidt=Schwanbeck; Rupensdorf I.: Hauswirth Kröger=Lockwisch, II.: Hauswirth Karsten=Rupensdorf; Stove I.: Hauswirth Joh. Stein=Cronscamp, II.: Hauswirth Drews=Kuhlrade; Schlagsdorf I.: Hauswirth Damm=Schlag=Sülsdorf, II.: Hauswirth Retelsdorf=Gr. Mist; Mannhagen: Hauswirth Schmidt=Walksfelde,
5. von den Pächtern der Großherzoglichen Meiereien etc.: Oberamtmann Wicke=Demern, Pächter Breuel=Selmsdorf und Pächter Hörcher=Wahrsow, an dessen Stelle, als letzterer in demselben Jahre die Pachtung an seinen Sohn abgegeben hatte, der Pächter Stamer=Mechow trat.
Als ferner zu Anfang dieses Jahres von den genannten Vertretern der Hauswirth Schmidt in Schwanbeck gestorben war, wurde an seiner Stelle der Hauswirth Krellenberg in Kleinfeld gewählt.
Zu bemerken ist dabei, daß nach der Verfassung vom 6. November 1869 auch die drei Besitzer der drei Allodialgüter Torisdorf, Horst und Dodow zu der Vertretung gehören. Dies sind zur Zeit Klosterhauptmann v. Gundlach zu Kloster Malchow, Kammerherr v. Treuenfels auf Neuhof und Kammerherr v. Grävenitz auf Waschow.
Bei der alljährlichen Zusammenberufung der Vertretung sind die Mitglieder in beschlußfähiger Anzahl nicht erschienen.
- Schönberg. Am 9. d. Mts., Abends gegen 11 Uhr, wurde im Garten des Büdners Damm zu Domhof Ratzeburg ein Mann in der Nähe des Hauses in seinem Blute liegend aufgefunden, der sich kurz zuvor in die Brust geschossen hatte. Durch den Knall des Schusses und das Stöhnen des Verwundeten waren die Insassen des Hauses aufmerksam geworden und leisteten sie dem Verletzten sofort Hülfe; ob er jedoch am Leben bleiben wird, ist fraglich. Der Beweggrund zu der That soll Verzweiflung über zerrüttete Vermögens= und Familienverhältnisse gewesen sein.
Der Wächter der Grabstätte Theodor Körners, der Veteran aus den Freiheitskriegen 1813 bis 1815, Schröder in Wöbbelin bei Ludwigslust, ist am 30. Dez. im Alter von 92 Jahren gestorben.
- Die europäischen Staaten verfügen über folgendes Pferdematerial: Rußland 21 570 000, Oesterreich=Ungarn 3 500 000, Deutsches Reich 3 350 000, Frankreich 2 880 000, England 2 790 000, Spanien 680 000, Schweden und Norwegen 655 000, Belgien 383 000, Dänemark 316 000, Holland 92 000, Portugal 88 000 Pferde.
- Zwei Sattlermeister in München haben die Lieferung von 90 000 Patronentaschen um den Preis von 3 Mk. 70 Pfg. das Stück übernommen. Lieferungstermin: 1. April 1888.
- Als der Hamburger Nachtschnellzug am Sonntag in den Kieler Bahnhof einlaufen wollte, versagte die Bremswirkung. Die Lokomotive durchbrach die Bahndammmauer und stürzte auf die Straße. Menschen sind nicht verletzt.
- "The Courier" in New=York bringt folgende Notiz: W. K. Vanderbilt (der bekannte amerikanische Krösus) hat eine komplette Zimmereinrichtung im Stile Ludwigs XIV. aus dem Verkaufe des Privatnachlasses des Königs Ludwig II. von Bayern erworben.
- Immer mehr Aerzte fragen: was kauf ich mir für den Dr.?" und ersparen sich das Geld für den mehr oder weniger theueren Doktorhut, was statistisch schwarz auf weiß nachgewiesen werden kann. Im Prüfungsjahr 1886-87 bestanden in Preußen 505 Mediziner die Prüfung, aber nur 150 darunter sind akademische Doktoren. Bayern weist 450 neue Aerzte auf mit nur 22 Doktoren, Sachsen 97 neue Aerzte ohne Doktor, Baden 97 Aerzte ohne Doktor, die sächsischen Herzogthümer do. 37 etc.
- Präsident Carnot und Gemahlin haben ihre ersten Gesellschaften gegeben, die eine Mittags, d. h. Nachmittags 5 Uhr, die andere desselben Abends von 10 Uhr an. Bei der ersten (Diner) saß man zu Tische bei einem prächtigen "Menü", bei der andern (Soiré) ging man plaudernd auf und ab und erfrischte sich stehend am Buffet. Alle, die dabei waren, sind des Lobes voll, wie gewandt und fein der Herr Präsident und Gemahlin die Honneurs machten, wie hübsch und leicht alles arrangiert war und wie reich und zugänglich das Buffet. "Siehe da," sagten die Gäste, "die sieben fetten Kühe Carnots nach den sieben magern Grévy's." Es war ein großer gesellschaftlicher und vielleicht auch politischer Sieg des neuen Präsidenten; wir wollen abwarten, was die sagen, die nicht dabei waren.
- Der neue Präsident Carnot ist auch Jäger. Bei Staatsmännern und Diplomaten gehört das heute zum guten Ton. Er hat am Sonntag (!) Nachmittag in den Forsten von Rambouillet eine Jagd abgehalten, zu der auch der deutsche Botschafter Graf Münster eingeladen war. So weit wir uns aus dem Feldzug erinnern, giebt's in Rambouillet viel Fasanen, in Rambouillet selbst viel Hammel, beides hat der Stadt und der Umgegend von Rambouillet zu einer gewissen Berühmtheit verholfen.
- Ueber die Zahl 1888 machte ein Rechenkünstler der "Köln. Ztg." folgende in interessante Auseinandersetzung. "Diese Jahreszahl, so sagt er, "ist eine besonders auffällige: daß darin dreimal die Ziffer 8 auftritt, ist nicht das merkwürdigste an derselben, daß ist ja vor tausend Jahren einmal vorgekommen, und kommt nach abermals tausend Jahren schon wieder vor. Ob aber je wieder gleich scharfe Quersummen=Verhältnisse, wie bei 1888 in einer späteren Jahreszahl mit drei gleichen Ziffern enthalten sind, mögen geduldigere Mathematiker ermitteln. Es verhalten sich nämlich die Quersummen der beiden Hälften, (1+8 und 8+8), zur Quersumme der ganzen Zahl (1+8+8+8), wie 9+16 =25 oder wie: 3 mal 3+4 mal 4=5 mal 5, oder kürzer ausgedrückt: 32+42=52. Wir sehen hier also die Quadrate der pythagoräischen Zahlen 3, 4, 5 vor uns. Mögen diese schneidigen Zahlen Verhältnisse für uns ein gutes Jahr bedeuten; wir lieben in Deutschland ja klare Zahlen über Alles."
- Ein Kalb für 16 000 Franks. Im Mai brachte der Oekonom W. von B. ein schweres Kalb nach Würzburg, konnte aber den von ihm verlangten Preis von 70 Mk. nicht erzielen. Endlich bot ihm ein Metzger 66 Mk., aber unter der Bedingung, daß er ein Schweizer Kantonloos im Werthe von 28 Mk. sich aufrechnen lasse. W. ging darauf ein. Als er kürzlich in einem Bankgeschäfte seine Nummer nachschlagen ließ, war er freudig überrascht: das Loos war im November mit 16 000 Franks herausgekommen.
Anzeigen.
Zur Zwangsversteigerung des in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, den durch den Bäckermeister Hinzelmann hieselbst vertretenen Geschwistern Caroline und Adolph Hinzelmann gehörigen, am Markte hieselbst belegenen Wohnhauses c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. Der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 7. Februar 1888,
Vormittags 11 Uhr,
2. Der Ueberbotstermin auf
Freitag, den 9. März 1888,
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück an die zur Immobiliarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 7. Februar 1888,
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Den Schuldnern und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei
[ => Original lesen: 1888 Nr. 4 Seite 3]Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 12. November 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
W. Wetzel.
Bekanntmachung.
Die unterzeichnete Prüfungs=Commission macht die im Jahre 1868 geborenen Militairpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militairdienste nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1888 bei der unterzeichneten Commission schriftlich zu melden und bei dieser Meldung die Vorschriften in § 89 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu den im März d. J. stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin, 2. Januar 1888.
Großherzoglich Mecklenburg. Prüfungs=Commission für Einjährig=Freiwillige.
Holz=Auction Nr. 9.
Am Montag, den 16. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
a. Aus den Lenschower Tannen:
151 Rmet. tannen Kluft,
30 Rmet. tannen Knüppel,
ca. 50 Rmet. tannen Rodestämme.
b. Aus den Herrenburger Tannen:
40 Fuder tannen Durchforstholz von Hopfenstangen und Bohnenstangenstärke.
Schönberg, den 8. Januar 1888.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 10.
Am Dienstag, den 17. Januar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Oldörp zu Boitin=Resdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
4 Rmet. eichen Kluft I. Cl.,
7 Rmet. eichen Knüppelholz,
2 Fuder eichen Pollholz,
4 Rmet. buchen Kluftholz I. Cl.,
3 Fuder buchen Pollholz und Heckenholz,
18 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.,
18 Rmet. tannen Knüppelholz.
Schönberg, den 8. Januar 1888.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Am Mittwoch, den 18. Januar d. J. Vormittags 9 1/2 Uhr werde ich im Boye'schen Gasthause hieselbst die Nachlaßsachen der Maurer Lenschow'schen Eheleute in Schönberg öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen. Es kommen zum Aufgebot:
Mannes= und Frauenkleidungsstücke, Betten, Leinen und Leinenzeug, Tische, Stühle, Schränke, Küchengeräth, Küben, Aexte, Beile, Spaten, etc. auch etwa 3 Meter Holz, etwas Torf und verschiedene andere Sachen.
Schönberg, den 10. Januar 1888.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Die Schulgelderhebung
findet in den nächsten beiden Wochen, vom 16.-28. Januar, statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.
J. Wegner.
Anzeige.
Da am 20. d. Mts. die Arbeiten in meiner Flachsreinigungs=Anstalt vollendet sind und dieselbe alsdann geschlossen wird, bitte ich um sofortige Abholung des Flachses und der Heede, nach Empfang der Anmeldekarten, spätestens aber nach Verlauf von 8 Tagen, da alsdann die Versicherung erlischt.
Bauhof=Schönberg, den 9. Januar 1888.
Frau Amtmann Drevs.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des
Antoni=Termins
von 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 22. Januar d. J.,
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 7. Januar 1888.
Das Directorium.
Ich bringe den Bewohnern Schlagsdorf und Umgegend in Erinnerung, wer Fleischproben zur Untersuchung zu mir schickt, folgende Proben zu entnehmen wie folgt: Muskeltheile des Zwergfells, Zwischenrippenmuskel, Augenmuskel, Nackenmuskel, Kehlkopfmuskel und zwar von den Stellen derselben, wo die Fasern in die Sehnen übergehen.
Schlagsdorf, den 11. Januar 1888.
Heinr. Fick.
Beeidigter Trichinenschauer.
Gesucht zum bevorstehenden Antoni=Termin in Landstellen und Grundstücke verschiedene Posten Geld zu sicherer Hypothek und dem üblichen Zinsfuß. Näheres zu erfragen bei
P. Maass, Commissionär.
Marienstraße.
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H. J. Lange,
Schneidermeister.
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Mägde über 20 J. 60-90 Mk.
Knechte unter 20 J. 60-75 Mk.
Knechte über 20 J. 75-100 Mk.
Jahresk. excl. Reisespesen etc. Arbeiterinnen von 60 Pfg. pro Tag auch verh. u. led. Kuhfütterer, deutsch sprech. Pers. bei höh. Lohne. Contracte u. Beding. send. geg. 60 Pfg. Briefm.
E. Ulrich, Grimma i/S.
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[ => Original lesen: 1888 Nr. 4 Seite 4]Vielfach Prämiirt. Vielfach Prämiirt.
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ausgeführt von der gesammten Kapelle des Musikdirectors F. Kronas.
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Anfang 6 1/2 Uhr.
Zu demselben ladet ganz ergebenst ein
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Heute Nacht starb nach achttägiger Krankheit unsere liebe
Anna Woitendorf,
gebürtig aus Hof Selmsdorf, in ihrem 51. Lebensjahre, was wir ihren Verwandten und Bekannten hierdurch anzeigen.
Dieselbe war seit fast 22 Jahren die treueste Pflegerin und Hüterin unserer Kinder und uns selbst während dieser langen Jahre in seltener Treue und Anhänglichkeit ergeben.
Ehre ihrem Andenken!
Schönberg, den 12. Januar 1888.
Bürgermeister Bicker und Frau.
Die Beerdigung findet am Sonntag, Nachmittags 2 Uhr von unserem Hause aus statt.
Heute Abend 10 Uhr nahm der liebe Gott unsern guten Vater, den Chausseegeld=Einnehmer J. Tralow in seinem 73. Lebensjahre zu sich in sein himmlisches Reich. Welches hiermit tiefbetrübten Herzens anzeigen
die hinterbliebenen Kinder.
Schönberg, den 9. Januar 1888.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 15. Januar.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage und Illustrirtes Beiblatt Nr. 2.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 4 Seite 5]Beilage
zu Nr. 4 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. Januar 1888.
- An die falsche Adresse. Kronprinzen=Anekdoten sind jetzt in aller Munde; eine recht lustige wird uns von einem Pommern erzählt. Von dem Bahnhofe der Heimath unseres Gewährsmannes wurde die Weiterfahrt zu Wagen unternommen. Im ersten Wagen saß ein hoher Offizier, im zweiten der Kronprinz. "Hurrah! hoch!" schrie die Landbevölkerung, als sie des Wagens ansichtig wurde, in welchem sie den Kronprinzen vermuthete; beim Vorüberfahren des zweiten Wagens äußerte man dagegen nicht einen Laut. "Lieber X.," meinte der Kronprinz vor der Rückfahrt scherzend, "jetzt werde ich vorausfahren, sonst schöpfen Sie mir das ganze Fett weg!" Und so geschah es. Inzwischen waren die Bauern über ihren Irrthum aufgeklärt worden. Dieser Belehrung entsprechend ließen sie nun den ersten Wagen ruhig vorüber und gaben dann ihrer herzlichen Freude beim Erscheinen des zweiten lautesten Ausdruck. Ob das der Kronprinz nicht vorausgesehen hatte? Beim Aussteigen bemerkte er schmunzelnd zu seinem unfreiwilligen Vertreter: "Sie müssen mir doch gewaltig ähnlich sehen, lieber X."
- Zar Alexander III. lebt in einem engen Kreis von Vertrauten, die sämmtlich keineswegs hervorragende Politiker sind. Seine Umgebung setzt sich insbesondere aus den ersten Hofchargen (Herren und Frauen) zusammen, die fortwährend gegen einander intriguieren: zu diesem Zirkel gehört auch der General Czerewin, welchem die Aufgabe zufällt, über die Sicherheit des Czaren zu wachen. Nur in diesem Kreis fühlt der Zar sich wohl, jeder Fremde langweilt ihn. Der Zar nimmt mit Vorliebe körperliche Uebungen vor, er schneidet Holz, kehrt die Laubgänge des Schloßgartens zu Gatschina und jagt im Park. Man hat bemerkt, daß sein Appetit immer größer wird. Vor und nach dem Frühstück, welches um 12 Uhr aufgetragen wird, arbeitet der Kaiser je eine Stunde mit seinen Ministern. Die Attentatsgerüchte werden, so versichert man, oft von seiner Umgebung selbst erdichtet. Doch werden die weitestgehenden Vorsichtsmaßregeln rücksichtlich der dem Zar vorgesetzten Speisen beobachtet; alle Vorräthe, welche für seine Küche bestimmt sind, werden streng unter Schloß und Riegel gehalten und die Schlüssel befinden sich in den Händen des maître d'hôtel, eines Franzosen Namens Beranger, der den Zar auch bei Tisch bedient. Die Kaiserin ist immer gütig und liebenswürdig und trachtet, wenn Gäste da sind, dieselben den Unmuth des Zars nicht fühlen zu lassen. Wie in vergangen Zeit ist die Kaiserin auch jetzt noch von der Leidenschaft des Tanzes und für Toiletten vollkommen beherrscht. Die Großfürstin Marie Paulowna, Gemahlin des Großfürsten Wladimir, ist eine Frau von hervorragenden Eigenschaften und verführerischer Anmuth; gegenwärtig ist sie beim Zar sehr schlecht angeschrieben, und zwar wegen ihrer Abkunft und ihrer Sympathien für die Deutschen und insbesondere für die Berliner. So hat sie der Zar dieser Tage selbst von der Liste der zu einer Jagd geladenen Gäste gestrichen. Die Großfürstin ist eine vorzügliche Jägerin, dem Sport zugethan und eine Freundin von Hazardspielen. Man glaubt, daß diese Frau noch nicht ihr letztes Wort gesprochen habe. Es ist noch immer die Gräfin Beauharnais, die Gemahlin des bekannten Skobeleff, welche für die Stimmung bei Hof tonangebend ist. Man fürchtet den Zar bei Hof; man fürchtet ihn der Stadt; mehr aber befürchtet man noch die möglichen traurigen Folgen, die aus seinem Gehaben ihm und dem Staat erwachsen können.
- Ein russischer Ingenieur soll ein neues Schießpulver erfunden haben, das den Namen Sletower erhalten hat. Dasselbe soll ein Sprengstoff sein, welcher nur nach einer Richtung wirkt, nämlich nach vorn, während gewöhnliches Schießpulver und Schießbaumwolle sich entweder gleichzeitig nach allen Richtungen oder sogar nur nach unten entzünden und wirken. Diese Eigenschaft macht alle soliden sorgfältigen Vorrichtungen entbehrlich, aus welchen Geschosse geworfen werden sollen. Man soll Kugeln Patronen, welche mit Sletower geladen waren, mit großem Erfolg aus Röhren von Pappe abgefeuert haben, ohne daß die Röhren litten Der Transport der Kanonen würde dadurch viel leichter, weil viel leichtere Metalle als Gußstahl und Bronce zu Geschützen verwendet werden könnten. Die Herstellungskosten des neuen Pulvers sollen nur etwa ein Zehntheil des gewöhnlichen Schießpulvers betragen. Die Beschaffenheit und Zusammensetzung werden als ein tiefes Geheimniß gehütet. Ob es sich im Krieg bewähren wird? Wer will's sagen? Es ist möglich, daß es aus irgend einem unvorhergesehenen Grund ganz werthlos sein kann. "Das Ausland", Wochenschrift für Länder= und Völkerkunde, ist es, welches die Aufmerksamkeit auf die angebliche Erfindung lenkt.
- In Pest wurde zufolge vertraulicher Anzeige ein Mann verhaftet, bei dem Geld und Dokumente gefunden wurden, welche vermuthen lassen, derselbe sei ein höherer russischer Beamter oder Spion.
- Auch in Czernowitz (Mähren) wurde ein russischer Spion verhaftet, bei welchem verschiedene Pläne und Schriftstücke vorgefunden wurden.
- Ein recht charakteristisches Streiflicht auf die in gewissen Berufsständen herrschende Misére wirft eine kürzlich verbreitete Zusammenstellung von Bewerbern um Stellen als Markthallen=Inspektoren und Assistenten in Berlin. Wir finden darunter verabschiedete Offiziere, vom Premierlieutenant aufwärts bis zum Oberstlieutenant, einträchtig neben Sergeanten und Feldwebeln. Ferner Kaufleute, Hauseigenthümer, frühere Beamte aus allen Zweigen der Verwaltung und sogar einen wirklichen Doctor juris. Ein besonders großes Kontingent liefern die Gutsbesitzer, die in ihren früheren Unternehmungen Schiffbruch gelitten haben und nun in den Hafen einer sicheren, wenn auch bescheidenen Stellung einzulaufen hoffen. Oftmals verräth der bei dem jedesmaligen Nationale in trockenem Kanzleistil mitgetheilte kurze Lebenslauf dem kundigen Leser den ganzen Roman eines verfehlten Lebens: hochfliegend, elend gescheiterte Hoffnungen. Bei der sehr geringen Anzahl von Vakanzen (es kommt zunächst lediglich die Markthalle für den Norden, in der Ackerstraße in Betracht) können nur wenige Bewerber zu den Auswählten gehören. Hierzu kommt, daß die städtischen Behörden bei der Anstellung von dem durchaus zu billigenden Grundsatz ausgehen, die neu kreirten bezw. vakant werdenden Posten in der Regel durch Aufrücken aus den unteren Chargen zu besetzen; in erster Linie werden deshalb Beamte berücksichtigt, die sich bereits anderweitig im Kommunaldienst bewährt haben. Den Subaltern= und Unterbeamten der Stadt eröffnen sich hierdurch günstige Aussichten, sie erhalten einen Sporn zu unausgesetzter Anspannung ihrer Kräfte, und mit Recht werden zahllose Bewerber von den maßgebenden Persönlichkeiten stets darauf hingewiesen, daß nur ein Dienst von der Pike auf bei der Kommunal=Verwaltung zum Ziel führt.
- Einen grausigen Fund machte am 9. ds. Mts. früh ein Parkwächter bei seinem Patrouillengang durch den Friedrichshain bei Berlin. An einem Baum hing die Leiche eines Garde=Infanteristen in voller Uniform.
- Ob Heinrich Heine, der ungezogene Liebling der Grazien, der größte deutsche lyrische Dichter nach Goethe ist oder nur einer der größten Lyriker, das ist in München die große Frage. Der Dichter Paul Heyse erließ einen Aufruf zu einem Denkmal für Heine und nannte ihn darin den größten Lyriker; sein Freund Graf Schack sollte den Aufruf
[ => Original lesen: 1888 Nr. 4 Seite 6]auch unterschreiben, weigerte sich aber, weil er Heine nur als einen der größten Lyriker anerkannte und Uhlands Bedeutung nicht zu nahe treten wollte. Der Streit ist nun in ganz München ausgebrochen und würde sich vielleicht über ganz Deutschland ausbreiten, wenn es noch in den 30er oder 40er Jahren steckte, wo man noch mit Leidenschaft stritt, ob Schiller oder Goethe größer sei; heutzutage giebt es anderes zu thun und zu streiten, der Reichstag mit ganz anderen Dingen steht vor der Thür.
- Im Laufe der Monate November und Dezember wurden an die verschiedenen Wildprethändler der Stadt München über 11 000 Hasen, 7500 Stück Rehwildpret und 580 Stück Schwarzwildpret und 274 Hirsche mittelst der Bahn übersendet.
- Unter den Geschenken zum Papstjubiläum befindet sich auch eine von dem Pariser Ingenieur Arragon gespendete Vorrichtung, durch welche die großen Kirchenglocken auf elektrischem Wege geläutet werden sollen.
- Wurzen in Sachsen wird in diesem Jahre sein 50jähriges Jubiläum als Eisenbahnstation begehen können. Die Strecke Leipzig=Wurzen wurde nämlich am 31. Juli 1838 dem Verkehre übergeben.
- Beim Läuten der großen Glocke auf dem Turme der evangelischen Kirche in Goldenberg in Nieder=Schlesien flog der Klöppel durch ein Schallloch auf die Straße hinab und schlug dicht neben einem am Turme Vorübergehenden nieder.
- Lebendig verbrannt ist der Musketier Baumgart von der 10. Kompagnie 3. Hess. Infanterie=Regimentes in Arolsen, welcher seit Weihnachten flüchtig war und trotz allen Suchens nicht gefunden werden konnte. Auf der Domäne Hünighausen bei Arolsen geriethen kürzlich drei Fruchtdiemen in Brand. Als die obere Strohdecke abgebrannt war, sah man, daß Kopf und Arm eines Menschen zum Vorschein kamen, der mittels eines Hakens aus dem Feuer herausgerissen und als der entwichene Baumgart erkannt wurde. Der Leichnam war zwar vollständig verkohlt, aber ein Fetzen des Hemdes wies den Namen des Trägers aus. Baumgart hat augenscheinlich das Feuer selbst angelegt.
- Ueber ein Unglück auf der Wildschweinsjagd wird aus Sondernach im Elsaß berichtet. Zwei Brüder aus dem Ort gingen vor einigen Tagen auf die Jagd nach Wildschweinen und bald stieß auch der jüngere auf einen Keiler und gab einen Schuß auf denselben ab. Getroffen zog sich das Thier in das nahe Gebüsch zurück. Inzwischen kam auch der ältere Bruder herbei, fand den Keiler und wollte ihn an den Ohren aus dem Dickicht ziehen. Doch das Thier sprang plötzlich auf und schlitzte mit seinen 20 Centimeter langen Fangzähnen dem Mann den Bauch bis an die Brust auf. Auf sein Hilferufen kamen noch zwei andere Jäger, die das Thier mit sechs Schüssen zu Boden streckten, herbei. Der Schwerverwundete, dessen Zustand hoffnungslos ist, wurde zu seinen Angehörigen in den Ort gebracht. Ausgenommen wog der Keiler 298 Pfund.
- Aus der Provinz Honan in China laufen immer neue betrübende Nachrichten über die durch den gelben Fluß verursachten Ueberschwemmungen und Verluste an Menschenleben und Eigenthum ein. Ueber 3000 Dörfer sind von den Fluten zerstört, Millionen Bewohner obdachlos geworden. Das Flußbett ist jetzt trocken, und ein älteres Flußbett, das in den letzten Jahrhunderten trocken gewesen, an Stelle jenes gefüllt. Tausende von Anwohnern sind umgekommen, hunderttausend völlig verarmt.
- Was ein Neufundländer zu leisten vermag. In Folge eines jener heftigen Stürme, welche seit Jahren an den Küsten von Long= Island wüthen, scheiterte jüngst ein Baggerschiff, wobei die ganze Mannschaft ihren Tod fand. Auf dem Boot befand sich ein Schwarzer Neufundländer, welchem es gelang, nach 18 Stunden das Land zu erreichen. Die Entfernung vom Lande bis zum Wrack betrug 14 englische Meilen, und es muß nach dem Stand der Fluth angenommen werden, daß das arme Thier zuerst sechs Meilen weiter in's Meer hinausgetrieben worden ist. Der brave Schwimmer hat somit nahezu 30 englische Meilen bei schrecklichem Wetter und fürchterlichem Wogengang zurückgelegt.
- Das Jahr 1888 zeichnet sich durch einen Fall aus, welcher nur alle achtundzwanzig Jahre wiederkehrt. Der Februar wird fünf Mittwoche zählen, was seit 1860 nicht vorgekommen ist. Im Jahre 1884 zählte der Februar fünf Freitage, 1880 fünf Sonntage, 1876 fünf Dienstage, 1872 fünf Donnerstage, 1868 fünf Sonnabende, 1864 fünf Montage.
- Wer hätte der trockenen Statistik Galanterie zugetraut? Sie weist nach, daß die Frauen unsterblicher sind als das starke Geschlecht. Namentlich in der Mitte der 50er Jahre sterben viel weniger Frauen als Männer, ebenso in den 70er Jahren, und bis zum höchsten Alter besteht der Unterschied in der Sterblichkeit beider Geschlechter zu Gunsten des weiblichen. Nur die erste Hälfte der 40er Jahre ist für dasselbe eine bedenkliche, woraus man lernen kann, galant zu sein und doch bei der Wahrheit zu bleiben.
- Aussprüche eines berühmten Professors. Am schlechten Wetter ist meist das Sinken des Barometers schuld. - Gestern mittag war Neumond; es war eigentlich erst 10 Uhr. - Vor Erschaffung der Welt waren Erdbeben sehr selten. - Das Nashorn heißt wegen seiner Dummheit auch Rhinozeros. - Wenn man nach Süden reist, wird das Aussehen der Länder ein immer anderes und zuletzt kommt man nach Griechenland. - Die Schweizer sind ein gebirgiges Volk. - Agamemnon und Menelaus waren Brüder; aber sicher weiß man es nur von Ersterem. - Alexander ritt seiner Flotte im Indus voran.
- Hilary Janezky in Petersburg war ein jovialer Junggesell, der ganz genau wußte, daß sich seine Erben auf seine Hinterlassenschaft ungemein freuten. Jüngst starb er und es fand sich, daß er jedem seiner Verwandten einige Tausend vermacht hatte. Die Erben verbargen ihre Freude gar nicht, ihre Gesichter wurden aber länger, als der Schluß des Testaments die Bemerkung enthielt, die Summen seien in Groschen zu verstehen. Der gesammte Nachlaß betrug nämlich 5000 Rubel = 1 Million Groschen.
- Mittel gegen Gicht. Lichtenberg, der Göttinger Professor witzigen Andenkens, schrieb am 11. Juni 1780 einem alten Schulfreund in Darmstadt, der an Gicht litt, in's Stammbuch: "Verschaff Dir das Sacktuch eines 50jährigen Mädchens, das nie den Wunsch gehabt hat, zu heirathen, wasche dasselbe dreimal in dem Wassergraben eines ehrlichen Müllers, trockne es auf der Gartenhecke eines kinderlosen protestantischen Predigers, zeichne es mit der Tinte eines Advokaten, welcher nie eine ungerechte Sache vertreten hat, gieb es dann einem Arzt, der noch keinen Patienten getödtet hat und laß Dir von ihm damit die Gichtstelle sorgfältig verbinden."
- Wochenkalender des Kladderadatsch. 9. Januar. Frohe Botschaft, heller Jubel - Schallt im Norden wie im Süden, - Und im Werthe steigt der Rubel - "Väterchen" ist für den Frieden. 10. Januar. Durch die Bosheit falscher Klätscher -Ward erzeugt ein Mißverständniß - Doch nun schmolz der Feindschaft Gletscher - Durch die bessere Erkenntniß. 11. Januar. An der Grenze steht der Russe - Nicht mehr beutelustbefangen - Sondern uns zum Bruderkusse - Bietet er die borst'gen Wangen. 12. Januar. Nur freundnachbarliche Triebe - Hegt er gegen uns, der Gute - Und sein Herz ist voller Liebe - Und sein Durst gilt nicht dem Blute. 13. Januar. Freundlich grinst er, nicht an's Schlagen - Denkt er mehr und nicht an's Schießen - Wenigstens bis zu den Tagen - Da die Veilchen wieder sprießen. 14. Januar. Laßt uns auf die Börse laufen - Stracks in fröhlichem Gewühle - Kinder, laßt uns Russen kaufen - Aber nur nicht gleich zu viele!
- Reklame. "Ist die Seife wirklich gut?" Na und ob! Die Verschickung derselben nach Afrika ist mir polizeilich strengstens verboten, weil sonst die interessante Rasse der Neger bald aussterben würde.
- Väterliche Ermahnung. Vater (mit seinem Sohne sieht, wie ein preisgekrönter Ochse durch die Stadt gefahren wird): "Siehst Du, Junge, da nimm Dir ein Beispiel d'ran!"
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