[ => Original lesen: 1888 Nr. 5 Seite 1] Publicandum.
Da die Wahlperiode, für welche die bisherigen Mitglieder der Vertretung nach Maßgabe der Allerhöchst unterm 6. November 1869 für das Fürstenthum Ratzeburg erlassenen Verfassung erwählt sind, abgelaufen, ist von der Großherzoglichen Landesregierung auf Allerhöchsten Befehl die Großherzogliche Landvogtei durch ein hohes Rescript vom 5. d. M. beauftragt worden, neue Wahlen in Gemäßheit der Ausführungs=Verordnung vom 15. Januar 1870 - die Wahlen der Mitglieder der Vertretung betreffend - vornehmen zu lassen. Zwecks Ausführung dieses der Großherzoglichen Landvogtei ertheilten Auftrags werden die bezeichneten Wahlen, insoweit die Leitung derselben der Großherzoglichen Landvogtei zusteht, an folgenden Orten und Tagen vorgenommen werden:
I. Die Wahl der Abgeordneten der Stadt Schönberg
am Montag, den 23. Januar d. J.,
um 10 Uhr Vormittags,
im Sessionszimmer des Landvogteigebäudes in Schönberg, und wird mit der Wahl des Magistratsmitgliedes der Anfang gemacht und hierauf die Wahl der beiden anderen Mitglieder aus der hausgesessenen Bürgerschaft vorgenommen werden.
II. Die Wahlen der Hauswirthe und Erbpächter.
1. aus der Vogtei Schönberg, und zwar:
a. der ersten im §. 2 der Verordnung vom 15. Februar 1870 bezeichneten Abtheilung bestehend aus den Ortschaften: Falkenhagen, Grieben, Lindow, Lübseerhagen, Menzendorf, Papenhusen, Rabensdorf, Retelsdorf, Rodenberg, Rüschenbeck, Sabow, Gr. Siemz, Kl. Siemz und Törpt,
im Sessionszimmer des Landvogteigebäudes
am Dienstag, den 24. Januar cr.,
Vormittags 10 Uhr,
b. der zweiten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Selmsdorf, Bardowiek, Kleinfeld, Malzow, Schwanbeck, Sülsdorf, Teschow, Zarnewenz, Blüßen, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Rottensdorf,
gleichfalls im Sessionszimmer des Landvogteigebäudes
ebenfalls am 24. Januar cr.,
Nachmittag 1 Uhr.
2. Aus der Vogtei Rupensdorf und zwar:
a. der ersten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Herrnburg, Palingen, Liidersdorf, Wahrsow, Kl. Mist, Duvennest, Lauen,
zu Herrnburg im Hause des Schulzen Grieben
am Donnerstag, den 28. Januar,
Vormittags 10 Uhr.
b. der zweiten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Lockwisch, Rupensdorf, Petersberg, Wahlsdorf, Boitin=Resdorf, Bechelsdorf, Niendorf, Ollndorf
zu Herrnburg im Hause des Schulzen Grieben
am Donnerstag, den 26. Januar,
Mittags 12 Uhr.
3. Aus der Vogtei Stove, und zwar:
a. der ersten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Carlow, Cronscamp, Neschow, Sahmkow,
im Krellenberg'schen Gasthofe zu Carlow
am Dienstag, den 24. Januar,
Vormittags 10 Uhr.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 5 Seite 2]b. der zweiten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Demern, Klocksdorf, Kuhlrade, Gr. Rünz, Schaddingsdorf, Pogetz,
im Krellenberg'schen Gasthofe zu Carlow
am Dienstag, den 24. Januar
Mittags 12 Uhr.
4. Aus der Vogtei Schlagsdorf, und zwar:
a. der ersten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Schlagsdorf, Baek, Campow, Lankow, Mechow, Kl. Molzahn, Römnitz, Schlagbrügge, Ziethen,
im Siebenmark'schen Gasthause zu Schlagsdorf
am Mittwoch, den 25. Januar,
Vormittag 10 Uhr.
b. der zweiten Abtheilung, bestehend aus den Ortschaften: Rieps, Gr. Mist, Raddingsdorf, Schlagresdorf, Sülsdorf, Thandorf, Wendorf,
im Siebenmark'schen Gasthause zu Schlagsdorf
am Mittwoch, den 25. Januar,
Mittags 12 Uhr.
5. Aus der Vogtei Mannhagen, bestehend aus den Ortschaften: Mannhagen, Panten, Walksfelde und Hammer,
im Hause des Viceschulzen Brüggemann in Mannhagen
am Freitag, den 27. Januar,
Vormittags 9 Uhr.
III. Die Wahl der Domanial=Pächter, einschließlich der Pächter der Domanial=Mühlen zu Schönberg und Stove
im Sessionszimmer des Landvogteigebäudes in Schönberg
am Montag, den 23. Januar d. J.,
Nachmittags 2 Uhr.
Sämmtliche Wahlberechtigte werden hierdurch aufgefordert, sich an den vorbezeichneten Orten und Tagen zur Ausübung der Wahlen einzufinden, indem in Ansehung der Dauer der neuen Wahlperiode auf dem §. 2 der Verfassungs=Verordnung vom 6. November 1869 verwiesen wird.
Zwecks Legitimation bei Ausübung der Wahlen hat jeder berechtigte Wähler in der Stadt Schönberg sich mit seinem Bürgerbriefe, jeder Hauswirth sich mit seinem Hausbriefe zu versehen.
Schönberg, den 9. Januar 1888.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Publicandum.
Es wird hiedurch gemeinkundig gemacht, daß die im Jahre 1868 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum ihren dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zwecks Eintragung ihrer Namen in die Rekrutirungs=Stammrolle in der Zeit
vom 15. Januar bis 1. Februar d. J.
bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des §. 23 der Ersatz=Ordnung hingewiesen und hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsort abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrikherren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände auf die genaue Befolgung resp. Ueberwachung der Bestimmungen im §. 23. 8 der Ersatzordnung aufmerksam gemacht, wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu 3 Tagen bedroht.
Schönberg, den 1. Januar 1888.
Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission.
U. Freiherr v. Maltzan.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 5 Seite 3]Anzeigen.
Bekanntmachung.
Die unterzeichnete Prüfungs=Commission macht die im Jahre 1868 geborenen Militairpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Militairdienste nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1888 bei der unterzeichneten Commission schriftlich zu melden und bei dieser Meldung die Vorschriften in § 89 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu den im März d. J. stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin, 2. Januar 1888.
Großherzoglich Mecklenburg. Prüfungs=Commission für Einjährig=Freiwillige.
Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Strohkircher Holz,
am Donnerstag, den 19. Januar 1888
unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
Geringe eichen Drümme zu Bau= und Nutzholz (Naben) auch Pfahlholz tauglich,
Leicheichen Zweigholz,
Buchen Nutzholz=Drümme,
Buchen Kluftholz,
Buchen Knüppelholz,
Buchen Zweigholz.
Versammlung Morgens 9 Uhr im Hau.
Rehna, den 14. Januar 1888.
Großherzogliche Forstinspection.
Am Mittwoch, den 18. Januar d. J. Vormittags 9 1/2 Uhr werde ich im Boye'schen Gasthause hieselbst die Nachlaßsachen der Maurer Lenschow'schen Eheleute in Schönberg öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen. Es kommen zum Aufgebot:
Mannes= und Frauenkleidungsstücke, Betten, Leinen und Leinenzeug, Tische, Stühle, Schränke, Küchengeräth, Küben, Aexte, Beile, Spaten, etc. auch etwa 3 Meter Holz, etwas Torf und verschiedene andere Sachen.
Schönberg, den 10. Januar 1888.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Zu Ostern d. J. werden wiederum neue Zöglinge in das Großherzogliche Schullehrer=Seminar hieselbst aufgenommen werden. Dabei wird auch solchen Aspiranten, die nicht in das Internat der Anstalt aufgenommen werden können, aber durch die Aufnahmeprüfung ihre Befähigung zur Teilnahme nachgewiesen haben, die Erlaubnis zu solcher Teilnahme gegeben werden, falls sie gewillt und in der Lage sind, sich bis zu ihrer späteren Aufnahme ins Internat Wohnung und Kost im Orte unter den gewöhnlichen, ihnen alsdann bekannt zu gebenden Bedingungen zu verschaffen. Ohne Unterschied aber haben sich die durch die Prüfung Auszuwählenden vor Beginn des Seminarkursus durch Beibringung eines von ihnen selbst, wie von den Vätern resp. Vormündern unterschriebenen, von den Ortsobrigkeiten zu beglaubigenden Reverses zum Landesherrlichen Dienst auf zehn Jahre zu verpflichten.
Die Aufnahmeprüfung wird
am Mittwoch den 22. Februar d. J.,
von morgens 8 Uhr an,
die durch Regierungsverfügung vom 17. Februar 1872 (Off. Anz. Nr. 8. dess. J.) vorgeschriebene ärztliche Untersuchung, für welche laut Verfügung 3 M. an die Seminarkasse zu zahlen sind, wird Tags zuvor stattfinden, und es haben die Aspiranten sich dieserhalb bis zum 21. Februar mittags im Seminar vorzustellen. Bei der Aufnahme werden diejenigen jungen Leute, welche das 18. Lebensjahr zurückgelegt haben oder im laufenden Kalenderjahre noch Zurücklegen, in erster Linie berücksichtigt werden. Die Meldung, welche bis zum 14. Februar einzureichen ist, geschieht durch Einsendung eines von dem Seminar=Aspiranten selbst geschriebenen Lebenslaufes an den Unterzeichneten, in welchem namentlich über den Gang der Vorbildung, den bisherigen Aufenthalt und die etwaige Dienststellung berichtet wird. Diejenigen Aspiranten, welche öffentliche Schulen in Städten besucht haben, haben ein Abgangszeugnis von der zuletzt besuchten Schule beizufügen. Außerdem ist von einem jeden beizubringen: ein Taufschein, ein Konfirmationsschein, ein Wiederimpfungsschein, ein von dem betreffenden Prediger auszustellendes Zeugnis über sittliche Befähigung und untadelhafte Führung und eine vom Vater oder Vormunde vollzogene, von der Ortsobrigkeit beglaubigte Bescheinigung über das Vorhandensein der erforderlichen Geldmittel zur Bestreitung des Eintrittsgeldes von 16,50 M. und, für den Fall der Aufnahme in das Internat, des Pensionsgeldes von jährlich 75 M. auf 3 Jahre.
Mirow, den 12. Januar 1888.
Beckström.
Seminardirektor.
Heute Mittag 12 Uhr entschlief nach schwerem Leiden unsere geliebte Tochter
Louise
im 22. Lebensjahre, tief betrauert von ihren Eltern und Schwestern.
Schönberg, den 14. Januar 1888.
Bahnmeister Broecker und Frau.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 18. ds. Mts., Nachmittags 3 1/2 Uhr, statt.
Anzeige.
Da am 20. d. Mts. die Arbeiten in meiner Flachsreinigungs=Anstalt vollendet sind und dieselbe alsdann geschlossen wird, bitte ich um sofortige Abholung des Flachses und der Heede, nach Empfang der Anmeldekarten, spätestens aber nach Verlauf von 8 Tagen, da alsdann die Versicherung erlischt.
Bauhof=Schönberg, den 9. Januar 1888.
Frau Amtmann Drevs.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist während des
Antoni=Termins
von 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 bis 12 Uhr Vormittags
und
am Sonntag, den 22. Januar d. J.,
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 7. Januar 1888.
Das Directorium.
Gesucht zum bevorstehenden Antoni=Termin in Landstellen und Grundstücke verschiedene Posten Geld zu sicherer Hypothek und dem üblichen Zinsfuß. Näheres zu erfragen bei
P. Maass, Commissionär.
Marienstraße.
Sogleich oder zu Ostern Suche ich ein
Stubenmädchen,
das schon als solches gedient hat.
Schönberg.
Sophie Bicker.
Zum 1. Februar:
Ein ordentl. sauberes Mädchen
Zum Alleindienen in einem kleinen Hausstande
H. Lütjens,
Lübeck, Untertrave 70. I. Etg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 5 Seite 4]Der Total-Ausverkauf
der aus der
F. W. Godemann'schen Concursmasse
herstammenden
Großen Mobilien-Lagers
dauert bis Mitte Februar ds. Js. zu abermals sehr herabgesetzten sich deutlich in Zahlen an jedem Gegenstand befindenden Preisen.
Am Lager ist noch reiche Auswahl in folgenden nußb. und mahag. Sachen: Complete Garnituren in Plüsch, Fantasie und anderen farbigen Stoffen, einzelne Sophas, Divans, Chaiselongnes und Lehnsessel, Herren= und Damen=Schreibtische, Schreibsecretaire, Trumeaux, Pfeiler= und Sophaspiegel, Vertikovs, Thee= und Spiegelschränke, Garderobenschränke, Kommoden, Büffets, Wiener Möbel, Sopha=, Auszieh= und Nähtische, Tafel=, Polster= und Rohrstühle. Etagèren, Schreibtischstühle, Claviersessel, Servante, Garderobenständer und Schlafzimmer=Einrichtungen; ferner in lackirten Sachen, als: Bettstellen, Waschkommoden, Kleider=, Leinen= und Küchenschränke u. a. m.
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das Vorzüglichste bei allen Haut= und Hufschäden der Pferde, Rinder etc., erzeugt und befördert den Haarwuchs, conservirt den Huf und ist vortrefflich bei Huf= und Klauenkrankheiten.
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Stadt Lübeck.
Am Donnerstag, den 19. d. Mts.:
2. grosses
Abonnements-Concert
mit nachfolgendem Ball,
ausgeführt von der gesammten Kapelle des Schweriner=Jäger=Bataillions unter Leitung des Großherzoglichen Musikdirectors Herrn A. Reckling.
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Sprechstunden: Nachmittags von 1-6 Uhr.
Alle
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auch Ausziehen,
gänzlich schmerzlos.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Auf Beschluß der letzten allgemeinen Versammlung findet zur Feier der Stiftung unseres Vereins am Sonntag, den 22. Januar d. J. im neuen Boye'schen Saale ein
Ball
statt.
Anfang 7 Uhr Eintritt frei.
Einführungskarten für Nichtmitglieder werden den Mitgliedern bei den Kameraden Oldenburg und Hempel bis zum Anfang des Balles ausgehändigt.
Der Vorstand.
Empfehle:
Gepökelte Schweinerippen
und Füße zu 25 Pfg.
Eisbeine 30 Pf.
Wurstschmalz 40 Pfg. pr. Pfund.
Otto Hennings.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1888 Nr. 5 Seite 5]Beilage
zu Nr. 5 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 17. Januar 1888.
Ueber das Befinden des Kaisers ist heute Gutes zu berichten. Der Kaiser ist am Freitag Mittag wieder an seinem historischen Eckfenster beim Aufziehen der Wache erschienen und vom Publikum, das zu Tausenden herbeigeströmt war, mit unendlichem Jubel begrüßt worden. Die Nacht über hatte der Kaiser wieder sehr gut geschlafen und während des Tages konnte der greise Monarch alle Vorträge wieder entgegennehmen. Die Aerzte hoffen, daß auch dieser Anfall nunmehr ganz überwunden ist.
Grütze=Umschläge pflegen die Leibärzte des Kaisers Wilhelm bei Anfällen seines alten Nierenleidens anzuwenden und sie thun immer wieder schnelle und gute Wirkung. So auch diesmal.
Das Befinden des Fürsten Bismark ist, wie aus Friedrichsruh geschrieben wird, ein recht gutes; der Reichskanzler will nächste Woche nach Berlin kommen, um persönlich für die Verlängerung und Verschärfung des Sozialistengesetzes im Reichstage einzutreten.
Der Kriegsminister Bronsart von Schellendorf ist von Friedrichsruh, wohin er sich zu Ende der vorigen Woche begeben hatte, nach Berlin zurückgekehrt. Der Inhalt der Besprechungen mit dem Fürsten Bismarck bildete die Kostenvorlage zu dem neuen Wehrgesetz. Wenn auch noch nicht absolut sicheres über die Höhe der vom Reistage zu fordernden neuen Summe feststeht, so kann man doch annehmen, daß an den schon angemeldeten hundert Millionen nicht viel fehlen wird. Durch das neue Wehrgesetz erfolgt eine Kriegsverstärkung der Reichsarmee etwa um eine halbe Million Mann, für welche die Ausrüstung (also mindestens doch Gewehr, Mantel, Mütze, Rock oder Blouse) schon im Frieden beschafft werden soll.
Dem Reichstag wird wahrscheinlich bald nach seinem Zusammentreten am 17. Januar ein Nachtrags=Etat zugehen, der die Forderungen der Militär=Verwaltung für die aus der neuen Wehrvorlage hervorgehende Heeresverstärkung enthalten dürfte. Die Hohe dieser Forderung ist noch nicht genau bekannt. Unterrichtete nehmen an, daß sie sich auf nahezu 100 Millionen Mk. belaufen werde, in anderen Kreisen wird aber diese Höhe bestritten. Bekanntlich hat der Kriegsminister bereits in der Reichstagssitzung vom 16. December ausdrücklich darauf hingewiesen, daß durch Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung der für den Kriegsfall in Aussicht genommenen Gesammtverstärkung des Heeres einmalige größere Kosten entstehen würden.
Der Entwurf des bürgerlichen Gesetzbuches ist dem Bundesrath zugegangen und stand auf der Tagesordnung Berathung vom 13. Januar 1888 und soll dann durch Veröffentlichung des Entwurfs der Wissenschaft und weiteren Kreisen Gelegenheit zur Kritik gegeben und damit die amtliche Begutachtung im Schoße der Regierungen ergänzt werden. Dann erst würde, nach endgiltiger Feststellung der Vorlage die Schlußentscheidung im Reichstage herbeigeführt werden, der natürlich gleichfalls eine besondere Kommission zur Prüfung der Arbeit niedersetzen wird. Bis zum Abschluß des großen Werkes ist also noch immer ein ziemlich weiter Weg, und das ist bei der Wichtigkeit und Schwierigkeit der Aufgabe auch ganz in der Ordnung. Die Reichskommission, welche das Gesetzbuch ausgearbeitet hat, soll übrigens auch das Einführungsgesetz feststellen und zu diesem Zweck noch einige Zeit beisammen bleiben.
Die deutsche Gesandtschaft in Madrid ist zum Range einer Botschaft erhoben worden, wodurch jährlich Mehrkosten von rund 60 000 Mk. entstehen.
Auf Grund der statistischen Erhebungen über die Sonntagsruhe erachtet man in Berlin ein allgemeines Verbot der Sonntagsarbeit für undurchführbar, für möglich aber eine Erweiterung der Verwaltungspraxis gegenüber der Sonntagsarbeit, wo dies im lokalen Interesse erwünscht ist.
Ueber die 1887 in der preußischen Armee stattgefundenen Beförderungen veröffentlicht das "Militär=Wochenblatt" einen amtlichen Nachweis. Danach sind Beförderungen erfolgt zu Generalen keine, zu Generallieutnants 21, zu Generalmajors 40, zu Obersten 72, zu Oberstlieutenants 160, zu Majors 295, zu Hauptleuten resp. Rittmeister 605, zu Premierlieutenants 817 und zu Sekondelieutenants 676.
Wegen Einführung eines einheitlichen Sattelmodells tagt zur Zeit in Berlin eine aus verschiedenen Offizieren der berittenen Truppentheile angesetzte Kommission. Derselben sind etwa 80 verschiedene Modelle unterbreitet.
Die allgemeine politische Lage ist unverändert. Die Nachricht von einer Verlegung zwei weiterer russischen Infanterie=Divisionen nach der Westgrenze wird von Wien aus amtlich bestätigt, hat aber nirgends die herrschende friedliche Auffassung der Lage zu trüben vermocht. Eine von der Petersburger Börsenzeitung angekündigte Herabsetzung des russischen Militäretats um 20 Millionen hat die Friedenshoffnungen noch mehr befestigt.
Der Kaiser von Rußland hat am Neujahrstag nichts gesagt, wohl aber Verschiedenes gethan, was auch eine Sprache ist und noch dazu eine sehr verständliche. Wischnegradski, der bisher nur das Finanzministerium verwaltet hatte, ist zum Finanzminister ernannt worden Graf Tolstoi, der Minister des Innern, Woronzew, der Kriegsminister, und der Oberprokurator Pobedonoszew haben sehr hohe Orden erhalten und der Großfürst Alexei ist zum Admiral ernannt worden. Die Universitäten St. Petersburg, Moskau, Kasan, Charkow und Odessa bleiben vor der Hand geschlossen. Es wird im neuen Jahr also wie im alten fortgewirthschaftet.
Der Kaiser von Rußland wird in diesem Jahre Merw besuchen, um dort zum Kaiser von Mittelasien gekrönt zu werden, was jedenfalls darauf hindeutet, daß man in Petersburg keine Angriffspläne hegt. In England würde freilich ein solcher Akt an den Thoren des indischen Reiches mit großem Mißtrauen aufgefaßt werden.
Der italienische Minister Crispi läßt nicht mit sich spaßen. Wegen Unterzeichnung der klerikalen Petition wegen Rückgabe Roms an den Papst sind jetzt drei weitere Bürgermeister in Sardinien und ein Lehrer in Udine abgesetzt worden.
Woher trotz des Jubiläums die auffällige Gereiztheit zwischen dem Quirnal, wo der König wohnt, und dem Vatikan, den der Papst bewohnt? Man sagt: daher! Vor einiger Zeit gab man auf päpstlicher Seite der italienischen Regierung im tiefsten Vertrauen zu verstehen, es werde die Aussöhnung zwischen beiden ungemein beschleunigen, wenn der Finanzminister dem Papst einen Bruchtheil der seit 1870 fälligen Zivilliste auszahle. Der Finanzminister zahlte einige Millionen, kaum war es aber geschehen, als von päpstlicher Seite die Rückgabe Roms an den Papst mit Macht in aller Welt betrieben wurde. Dieses Spiel verdroß ungemein und die Gereiztheit explodierte in der Absetzung des Bürgermeisters, weil dieser dem Papst zum Jubiläum persönlich Glück gewünscht hatte.
- Schönberg. Sicherem Vernehmen nach beabsichtigt die Direction der Friedrich=Franz=Eisenbahn beim Dorfe Grieben eine Haltestelle anzulegen, wenn das dazu nöthige Land ihr kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Die von den betheiligten Ortschaften angestellten Geldsammlungen zum Ankauf des erforderlichen Landes haben bisher guten Erfolg ge=
[ => Original lesen: 1888 Nr. 5 Seite 6]habt und steht zu hoffen, daß der noch fehlende Betrag ebenfalls aufgebracht wird. Der Dorfschaft Grieben, sowie den in der Nähe gelegenen Ortschaften würde die projectirte Anlage, wie nicht zu verkennen ist, große Annehmlichkeiten und erheblichen Nutzen bringen.
- Schönberg. Die schon oft berührte Angelegenheit wegen Senkung des Klocksdorfer See's hat nunmehr ihren endlichen Abschluß gefunden, indem vor einigen Tagen unter Aufsicht und Leitung der von den beiden betheiligten Staaten beauftragten technischen Beamten am Ufer des See's die Wassermarke durch Einsetzung von Granitsteinen bezeichnet ist. Gegen den früheren Wasserstand hat der Klocksdorfer See die vereinbarte Senkung von 75 cm. erfahren und jetzt liegt die Wasseroberfläche noch wieder um 28 cm. unter dem vereinbarten Wasserstande.
- Schönberg. Die hiesige Genossenschaftsmeierei nahm in der Generalversammlung am 14. ds. Mts. als neues Mitglied den Hauswirth Burmeister in Rodenberg auf; voraussichtlich werden sich zum Eintritt noch mehrere Landwirthe melden. Zur Zeit verfügt die Genossenschaft über die Milch von ca. 250 Kühen, einschließlich der Kühe der Lieferanten; die Anzahl der Genossenschaftsmitglieder beläuft sich jetzt auf 11, während 2 Lieferanten mit derselben in Verbindung getreten sind.
- Schönberg. In einem ihm zur Untersuchung auf Trichinen eingelieferten Schweine des Halbhufners Damm in Mechow fand der beeidigte Fleischbeschauer Gaertner in Ratzeburg dieser Tage Finnen in großer Anzahl. Das Fleisch des geschlachteten Schweines dürfte als Nahrung für Menschen ungeeignet sein.
- Von einer großen Liebenswürdigkeit der italienischen Regierung gegen den deutschen Kronprinzen und dessen Familie weiß die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" zu berichten. Täglich gehen zahlreiche Sendungen, meist in Körben mit frischen Blumen bestehend, für die kronprinzliche Familie aus Deutschland in San Remo ein. Der Umstand aber, daß für Postpacketsendungen nach Italien nur ein Höchstgewicht von drei Kilogramm zulässig ist, erschwert natürlich solche Sendungen und führt schon bei der Aufgabe wegen der im Publikum bestehenden Unkenntniß von jener Beschränkung zu bedauerlichen Verzögerungen. Deshalb hat die italienische Postverwaltung die Grenzpostämter telegraphisch angewiesen, ausländische Postpacketsendungen an die kronprinzliche Familie im Gewicht bis zu fünf Kilogramm zur Beförderung zuzulassen.
- Eine unerklärliche Nichtswürdigkeit ist gegen den Kronprinzen in St. Remo verübt worden: sämmtliche Lieblingshunde desselben sind von unbekannter Hand vergiftet worden.
- Die schon früher angeordnete Niederlegung der Festung Sonderburg=Düppel wird, wie man aus Schleswig=Holstein meldet, nunmehr am 1. April d. J. ins Werk gesetzt werden. Damit ist auch die Auflösung des dort befindlichen Artilleriedepots verbunden.
- Die Militärverwaltung läßt gegenwärtig eine größere Anzahl von Proviant= und Gepäckwagen bauen, dieselben sollen theilweise in der Artillerie=Werkstatt zu Danzig, theilweise in größeren Fabriken angefertigt werden. In Königsberg sind allein an 1700 Wagen bestellt.
- Einer Meldung aus der Provinz Westpreußen zufolge hat der Landrath eines dortigen Kreises eine Zählung der nicht militärisch ausgebildeten Mannschaffen von 17 bis 45 Jahren angeordnet. Die Zählung könnte nur auf einer allgemeine Anordnung beruhen und würde wahrscheinlich im Zusammenhange mit der neuen Wehrgesetzvorlage stehen.
- In Mainz werden im Laufe dieser Woche sämmtliche Infanterie=Regimenter mit dem neuen kurzen Seitengewehr, welches ein Bestandtheil des neuen Hinterladers ist, ausgerüstet werden. In der dortigen Garnison werden gegenwärtig 20 000 Stück Landsturmblousen und ebensoviel Landsturmmützen mit Schirm und Sturmband angefertigt.
- Zu dem neuen Reichstagspalast in Berlin liefert Haßfurt zwei mächtige aufrecht stehende Bären mit Wappenschildern, die von dem Bildhauer Metzger in Haßfurt ausgeführt werden.
- Die Berliner Oper hat trotz des kaiserlichen Zuschusses von 750 000 Mk. pro 1887 mit einem Defizit von 700 000 Mk. abgeschlossen. Zahlreiche Gastspiele und glänzende Ausstattung haben dies Resultat herbeigeführt.
- Die elektrische Beleuchtung ganzer Häuser wird in Berlin immer häufiger. So ist jetzt ein kolossaler Neubau Ecke Weidendammer Brücke und Friedrichsstraße durch alle Stockwerke elektrisch beleuchtet. Auch wird durch das ganze Centralhotel elektrische Beleuchtung gelegt, was einen Kostenaufwand von 150 000 Mark erfordert.
- Der Abg. Hasenclever, der sich, wie bekannt, seit Monaten in einer Privat=Irrenanstalt bei Berlin befindet, soll, da auf seine Genesung nicht mehr zu hoffen ist, entmündigt werden. Es wird dadurch eine Neuwahl im 6. Berliner Reichstagswahlkreis erforderlich.
- Aus Kiel wird vom Montag gemeldet: Als der Hamburger Nachtschnellzug gestern in den Bahnhof einlaufen sollte, versagte die Bremswirkung, die Lokomotive durchbrach die Bahndammauer und stürzte auf die Straße hinab. Menschen wurden dabei nicht verletzt.
- In Hamburg wurden am 6. d. die beschlagnahmten sozialistischen Druckschriften etc., etwa 30 Ztr., welche in 8 Kisten und mehreren Säcken verpackt waren, auf Anordnung des Gerichts in der Zentralheizung des Justizpalastes verbrannt.
- Die Wiedereinführung der Prügelstrafe empfiehlt die "Kreuztg." als Nebenstrafe für solche Verbrechen, in welchen Rohheit und Gemeinheit des Gemüths hervortritt.
- Wie aus Lindau verlautet, hat das internationale Schiedsgericht in der Untersuchung der Schiffskatastrophe auf dem Bodensee, bei welcher der österr. Dampfer "Habsburg" den bayerischen Dampfer "Stadt Lindau" in den Grund bohrte sein Urtheil zu Gunsten der bayerischen Schiffsmannschaft gefällt.
- Die Aktien=Gesellschaft Hackerbräu in München zahlt für das abgelaufene Sudjahr eine Dividende von 8 Prozent.
- In München kommt schon jetzt frischer Waldmeister, Spargel und grüner Salat zum Verkauf.
-Wie man aus Bamberg schreibt, ist in der bekannten Bemogelungsgeschichte Selling aus Lichtenfels die Disciplinaruntersuchung angeordnet worden und sollen demnächst weitere Vernehmungen in dieser Sache nochmals stattfinden.
- In Leipzig wird der "kleinen Fischerin" scharf zu Leibe gegangen. Sie hat nämlich infolge polizeilicher Verfügung von dem Programm aller musikalischen Aufführungen, sie mögen nun heißen, wie sie wollen, gestrichen werden müssen.
- Am 4. Januar überschritt bei Düsseldorf ein Herr in Folge einer Wette von hundert Mark den Rhein, von Eisscholle zu Eisscholle springend.
- Die Anfertigung einer Kühlungsanlage für den Palast des Gouverneurs von Kamerun ist von der Reichsregierung einer Firma in Ottensen übertragen worden. Die Anlage soll aus einer Eismaschine bestehen, in welcher Salzwasser durch Verdunstung von Ammoniak weit unter den Gefrierpunkt gebracht werden soll. Dasselbe zirkuliert sodann in einem Röhrennetz durch das Gebäude.
- Veteran Kerrilles in Nickwieden bei Stallupönen ist volle 98 Jahre alt gestorben. Er hat in den Kriegen von 1813-15 mitgestritten.
- Zwei Opfer eines Versehens. Als vor kurzem der Pfarrer eines Dorfes bei Göttingen, dessen Frau erkrankt war, zum Arzt gegangen war, vergriff sich in seiner Abwesenheit das Dienstmädchen und gab ihrer Herrin anstatt der Medizin Karbol ein. Die Frau ist kurz nachher verstorben. Das Mädchen hat sich auf dem Boden erhängt.
- In der Pfarrkirche in Lavis bei Trient ist am Mittwoch während der Abendpredigt eine entsetzliche Panik ausgebrochen. Eine Frau wurde von Krämpfen befallen, darüber gerieth die Menge in große Unruhe, drängte nach dem Ausgang zu und dabei wurden 5 Personen erdrückt, 3 andere erlagen
[ => Original lesen: 1888 Nr. 5 Seite 7]bald darauf ihren Verletzungen und viele liegen noch schwer verwundet darnieder.
- Die Gesundheit des Papstes ist in Folge der Aufregungen und Anstrengungen, mit welchen die Jubiläumsfeierlichkeiten verknüpft sind, empfindlich gestört. - Am Neujahrstage sind dreizehn Kinder auf die Namen Leo oder Leonide getauft worden; ihnen allen ist von Seiten der Geistlichkeit ein 100 Lire=Sparbüchlein in die Wiege gelegt. - Die Zahl der zum Papstjubiläum in Rom eingetroffenen Pilger schätzt man auf ca. 60 000. - Ferner sind 52 Kardinale und nicht weniger als 560 Bischöfe angekommen. Von den für die Ausstellung im Vatikan eingegangenen Geschenken hat man 1800 Kisten bis jetzt geöffnet, 500 sind noch verschlossen im Vatikan, 800 am Bahnhof und 900 unterwegs. Ein neuer Saal wird gebaut, um 90 000 Flaschen Wein, die dem heiligen Vater gespendet sind, zu beherbergen. Im ganzen dürfte der Werth der bereits eingetroffenen und noch angekündigten Gaben 60 Millionen Franks übersteigen, die Geldspenden betragen 14 Millionen.
- In Zülz in Schlesien ist ein Arbeiter, der Dynamitpatronen mit nach Hause gebracht, auf Grund des Dynamitgesetzes zu 9 Monaten, sein Hauswirth, der dies aus Unkenntniß geduldet, zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt.
- 24 Stunden ununterbrochen beim 66=Spiel auszuhalten, haben in Görlitz zwei Herren in einem dortigen Restaurant fertig gebracht. Da sage man noch: Zeit ist Geld und "66" sei langweiliger als Scat.
- Eine Ausstellung von Kanarienvögeln wird am 21. und 22. Januar in Andreasberg, dem Hauptplatze der Harzer Kanarienvogelzucht stattfinden.
- Prinz Oskar von Schweden, zweiter Sohn des Königs, wird sich demnächst, schwedischen Blättern zufolge, mit Fräulein Ebba Monck, ehemaliger Hofdame der Kronprinzessin von Schweden, verloben.
- Der einzige Monarch Europas, welcher dem Papste zu seinem Jubiläum nicht gratulirte, noch weniger aber ein Geschenk einsandte, ist der König von Schweden und Norwegen. Dem Jubiläums=Komite antwortete die Regierung in Stockholm, ihr König sei der Monarch einer protestantischen Nation und fühle keine Veranlassung, dem Papste zu huldigen.
- Einen seltenen Schuß that kürzlich der königliche Förster Ziep auf der königlichen Oberförsterei Söllichau bei Schmiedeberg, er erlegte nämlich zwei Hirsche auf einen Schuß. Beide Hirsche - prächtige Zehnender - ästen nahe bei einander stehend und wurden in demselben Augenblick, als sie sich zum Sprunge anschickten, beiderseitig durch den Hals getroffen, so daß sie auf der Stelle zusammenbrachen.
- Bei einer sechstägigen Jagd auf der Besitzung Uermeny des Grafen Hunyady in Ungarn wurden 2370 Hasen, 1221 Fasanen und 119 Rebhühner und auf der Besitzung Helmsdorf bei Merseburg binnen 6 Stunden 1802 Hasen erlegt. Ein bischen interessanter und gefährlicher ist die Jagd in Ostindien. Da wurden im Jahr 1886 1464 Tiger, 4031 Leoparden, 1668 Bären und 417 596 Schlangen erlegt. In demselben Jahr sind aber 24 841 Menschen und 57 541 Hausthiere durch wilde Thiere und Schlangen ums Leben gekommen.
- In Ungarn machen sich die Wölfe seit dem Eintritt der Kälte in schrecklicher Weise bemerklich. Dieser Tage wurde ein Walache auf der Fahrt von Nyigerfalva nach Belényes von drei Wölfen überfallen und wäre unrettbar verloren gewesen, wenn nicht zur rechten Zeit der Notar einer benachbarten Gemeinde, welcher einen großen Hund bei sich hatte, des Weges daher gekommen wäre. Der Hund warf sich stracks auf einen der Wölfe, welche dann mit vereinten Kräften auf den Hund losfielen und ihn zu Tode bissen. In dem Kampfe kam auch einer der Wölfe ums Leben; ein zweiter wurde vom Notar erschossen, während der dritte das Weite suchte. Der von den Wölfen gebissene Walache liegt schwer krank danieder.
- Die strenge Kälte der letzten Wochen, der sich starke Schneefälle und Schneestürme zugesellten, haben nach Agramer Nachrichten im croatischen Küstenlande zahlreiche Menschenleben zum Opfer gefordert. Es ist fast keine Familie in den Orten Krmpote, Kriviput, St. Georg, welche nicht den Verlust mindestens eines Angehörigen erleiden würde. Bisher hat man am Vranik, im Weichbilde der Stadt Zeugg, allein vierzehn Leichen aufgefunden Wie viele unter dem klafterhohen Schnee noch liegen, ist nicht abzusehen, da die Thäler, Mulden, Gräben, wie auch viele Häuser mit dichten Schneemassen bedeckt sind. Verunglückt sind meist Weiber, Mütter zahlreiche Familien, deren Männer sich auf der Arbeit in den slavonischen Wäldern befinden.
- In Meran hat ein am 10. Januar eingetretener und allmählich zum Sturm angewachsener Südwind mit einem Male den Winter verscheucht und den Frühling gebracht. Das Thermometer, das im Schatten kaum einige Grad über Null zeigte, war am Donnerstag früh schon auf 10 Grad R. gestiegen und hob sich in der Sonne um Mittag bis auf 24 Grad. Allem Anscheine nach wird der frühzeitige Frühling sich dort schon jetzt dauernd einbürgern.
- Einen etwas bedenklichen Winterfeldzug unternahmen 3 Italiener und 1 Franzose vor einigen Tagen auf dem Montblanc. Ob sie ganz hinauf gekommen sind, weiß man nicht, heil und lebendig heruntergekommen sind sie aber.
- Die russische Kaiserfamilie hat den hungernden Bewohnern Montenegros ein Schiff voll Getreide gespendet, bisher ist dasselbe jedoch nicht angekommen und wird sich wahrscheinlich unterwegs verkrümelt haben, was in Rußland nichts ungewöhnliches ist. Es heißt in Montenegro seien 30 000 Menschen ohne Nahrungsmittel.
- Ein echt russischer Selbstmord wird aus Warschau gemeldet, wo dieser Tage ein Arzt zu einem Kranken gerufen wurde. Er fand einen Besinnungslosen vor und konstatirte Alkoholvergiftung. Um den Sterbenden herum standen eine Menge verschiedener leerer Flaschen, die alle Spirituosen enthalten hatten und, wie aus den handschriftlichen Aufzeichnungen des Kranken hervorging, von ihm leergetrunken waren. Er erklärte in seinen Aufzeichnungen, daß er den Entschluß gefaßt hatte, sich durch Alkohol zu vergiften. Um 3 Uhr nachmittags hatte er angefangen und unaufhörlich bis Mitternacht fortgetrunken. Alle Stunden notirte er seine Empfindungen. Bis 6 Uhr empfand er ein angenehmes Gefühl des Rausches, um 9 Uhr schrieb er: "kann kaum noch schreiben, bald naht wohl das Ende." Gegen Mitternacht verlor der Mann sein Bewußtsein. Der Arzt konnte den Mann nicht retten, der nach kurzer Zeit eine Leiche war.
- Zu dem berühmten englischen hohen Holzhacker Gladstone, der vor einigen Monaten in Florenz Winteraufenthalt genommen hat, sandte der Baron Franchetti seinen Sekretair mit einem Briefe, in welchem es heißt: An meinen park stößt ein Eichenwäldchen und es wird meinen Bäumen als ein sehr ehrenvolles Ende erscheinen, wenn sie die Axt eines so berühmten Staatmannes fällen würde." Gladstone schickte die Antwort in einem humoristischen Briefe, worin er sagt: "In unserem rauhen nebligen Klima thut es noth, sich durch körperliche Anstrengung zu erwärmen, hier in der milden sanften Luft wird es mir eine Freude sein, bei Ihnen vorzusprechen, doch will ich bei diesen Besuchen nicht die Axt schwingen."
- Selbst an denaturierten Spiritus gewöhnt sich der Russe. Nachdem infolge Erhöhung der deutschen Branntweinsteuer der Spiritusschmuggel nach Polen fast ganz aufgehört hatte, geht jetzt in Massen der denaturierte deutsche Spiritus über die Grenze, und die Nachbarn trinken ihn mit Wohlbehagen. Sie mischen den denaturierten Spiritus mit dem Fusel ihres Landes und es schmeckt vortrefflich. Erkrankungen sind bis jetzt noch nicht vorgekommen, trotzdem neulich ein Grenzsoldat einen halben Liter in einigen Zügen leerte. Der Rausch aber von dem Getränke soll fürchterlich sein.
- Wie der Kaiser von China seine Braut beschenkt, darüber verlautet aus dem Reich der Mitte
[ => Original lesen: 1888 Nr. 5 Seite 8]Folgendes: Der junge Kaiser hat die Tochter des Herzogs von Chao, des Bruders der zeitigen Kaiserin, zu seiner Braut erwählt. Wenngleich die Hochzeit wahrscheinlich erst im Jahre 1889 stattfinden wird, ist schon gegenwärtig eine ungeheure Anzahl von Künstlern und Handwerkern mit der Herstellung des Trouffeaus und der Hochzeitsgeschenke beschäftigt, die an Werth sicher ihresgleichen suchen. Wir lassen hier nur von den Geschenken einige folgen, welche der junge Kaiser seiner Braut vor der Hochzeit darbietet. Die eigentliche Verlobungsgabe besteht in einem goldenen Petschaft, dessen Handgriff die Gestalt zweier Drachen hat und reich mit Edelsteinen besetzt ist. Einen Monat vor der Hochzeit erhält die Braut 10 Reitpferde mit vollständiger Ausrüstung, 10 vergoldete Helme und Kürasse, 100 Stück des besten Seiden= und 200 des besten Baumwollstoffes. Als Hochzeitsgabe erhält die Braut 200 Unzen Gold und 10,000 Taëls Silber (1 Taël gleich 5 Mk.), 1 goldenes Theeservice, bestehend aus Kanne und Tasse mit Deckel, 2 Silberne Waschbecken, 1000 Stück vom schönsten Seidenzeuge, 20 Pferde mit und 20 ohne Ausrüstung, 20 Sättel für Packthiere. Die Eltern der Braut erhalten gleichfalls 100 Unzen Gold, ein goldenes Theeservice, 5000 Taëls Silber, ein silbernes Theeservice, ein silbernes Waschbecken, 500 Stück Seide, 1000 Stück Baumwollenstoff, sechs geschirrte Pferde, einen Helm und Küraß, einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen, und beide Eltern je ein Hofkleid für den Sommer und den Winter, ein Altagscostüm und einen Zobelpelz. Die Brüder und die Dienerschaft der Braut erhalten gleichfalls reiche und kostbare Geschenke. Eine besondere Stelle in dem Trousseau nehmen die Hüte der Braut ein. Der zu der Hofrobe für den Winter gehörige Hut hat einen Rand von Zobelfell, das Kopfstück besteht aus rothem Sammet und in dessen Mitte erhebt sich ein aus drei Theilen zusammengesetzter Knopf, an jedem dieser Theile erglänzen 3 kleine oblonge Perlen von besonderer Schönheit und 17 gewöhnliche Perlen, während den Mittelpunkt eine kostbar in Gold gefaßte Perle einnimmt, über der sich ein goldener Phönix erhebt. Umkränzt wird der Knopf von 7 goldenen Phönixen, deren jeder mit 7 großen und 21 kleinen Perlen verziert ist. Auf der Hinterseite des Hutes unter dem Knopf sitzt ein goldener Fasan mit 16 eingelegten Perlen. Der Schweif des Fasans wird von 302 kleinen und 5 großen Perlen in fünf Theile getheilt, welche ein Gehänge bilden, in dessen Mitte ein Lapislazuli sitzt, umgeben von Perlen. Der Hut geht nach hinten in einen Kragen aus, dessen Außenseite aus Zobelpelz, die Innenseite aus hellgelbem Stoff besteht und auf dessen Sammetbänder Diamanten aufgeheftet sind. Die drei Galacostüme sind von dunkelblauer Farbe und goldgestickten Borten und mit großen Drachen über und über bestickt, während auf der Vorderseite, gleichfalls in Gold gestickt, die Worte Wan-fu (ewiges Glück) und Wan-schon (ewiges Leben) zu lesen sind. Die Colliers und Spangen sind von enormem Werth; sie bestehen zumeist aus Perlen, Türkisen, Korallen und Diamanten. Das Taschentuch, welches im Gürtel getragen wird, ist grün, reich gestickt und mit Quasten aus Juwelen und gelben Bändern versehen. Eine Galaschürze aus rothem und blauem Satin, mit Otterfell besetzt und mit Goldstickerei versehen, drachenförmige Fächer und anderes mehr enthält noch die riesige Aussteuer der zukünftigen Kaiserin von China.
- Eine ziemlich reife Engländerin verlangt am Schalter ein Billet zum Güterzug. Der Beamte schüttelt den Kopf und giebt ihr ein Billet zum Eilzug. Sie schüttelt den Kopf noch mehr und kalwältscht: no, no, Güterzug! Und sie fährt Güterzug; bei der nächsten Haltestelle aber ruft sie den Schaffner und sagt ärgerlich: "Das nennen Sie Güterzug? Dieser Zug sein nix güter als die anderen"!
- Kalauer. Wie schreibt man Hühnerstall nach der neuen Orthographie? - Puttkamer.
- Modern. Hier stelle ich Ihnen meinen Neffen vor: Emil Müller, brillanter Skatspieler und Referendar.
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