No. 94
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Dezember
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 94 Seite 1]

Der Kronprinz in St. Remo ist wieder ausgefahren. Ein Augenzeuge berichtet darüber: Die Augen sind auch jetzt noch dieselben wie früher: mild, freundlich und klar, der getreue Spiegel einer großen, harmonischen Natur, die mit den Besten der Zeit sich in Einklang weiß und allezeit im Bann edelster Gedanken gelebt und gewebt hat. Aber im Uebrigen kann der Anblick des theuren Kaisersohnes nicht darüber täuschen, daß das ein schwerkranker Mann ist, der an uns vorüberfuhr. Ein schwermütiger Ernst, der Einem ins Herz schneidet und die Thräne ins Auge treibt, liegt über dem Antlitz, aber dabei zugleich eine Fassung und Ergebenheit, die allen Beispielen antiker Heldengröße nicht das Mindeste nachgibt. Und ebenso zwingt auch immer aufs Neue die tapfere Haltung der Frau Kronprinzessin zu lauter Bewunderung. Wohl mochte ihr als sie zum ersten mal wieder an der Seite des schwer kranken Gemahls durch das blühende Gartenland fuhr, das Herz bluten, aber immer weiß sie die emporquellende Thräne nieder zu zwingen und Nichts von dem zu verrathen, was in ihrem Innern vorgeht. Ganz allein trug sie die Kosten der Unterhaltung und mehr als einmal gelang es ihr, in den Mienen des Kronprinzen ein heiteres Lächeln hervorzurufen. Unter den Palmen des Giardino dell' Imperatrice, einem der lieblichsten Punkte dieser lieblichen Landschaft, wo die Straße bis hart an das blaue Meer herantritt, wandte der Wagen um und in schnellerem Tempo gings wieder heimwärts. Die Ausfahrt ist ihm gut bekommen. Am 28. November hat der Kronprinz die Ausfahrt wiederholt. Es verlautet, daß der Erbprinz von Meiningen und Gemahlin den Kronprinzen nächstens besuchen werden.
Das Präsidium des Reichstags, die Herren v. Wedell=Piesdorf, v. Unruhe=Bomst und Dr. Buhl, sind am Sonntag vom Kaiser in Audienz empfangen worden. "Ich freue mich über die Wiederwahl der Herren und freue mich, Sie hier begrüßen zu können", mit diesen Worten begrüßte der Kaiser, der frisch und gesund aussah und lebhaft sprach, die drei Präsidenten. Als Herr v. Wedell der Theilnahme über die Krankheit des Kronprinzen Ausdruck gab, erwiderte der Kaiser: "Sie können sich wohl denken, wie tief es mich in meinem Alter erschüttert, daß ein Mann, der körperlich und geistig die besten Garantien für die Zukunft des Reiches zu gewähren schien, von einem Leiden ergriffen ist, das ihn zwischen Tod und Leben schweben läßt, so daß die völlige Wiederherstellung nach menschlichem Ermessen fast wie ein Wunder erscheinen muß." Auf die Eröffnung des Reichstags übergehend, sagte der Kaiser: "Es hat mich recht tief geschmerzt, den Akt der Eröffnung nicht persönlich vornehmen zu können. Ich hätte gern namentlich die Schlußworte der Thronrede zu Ihnen gesprochen." Der Kaiser trat dabei einen Schritt zurück und sprach darauf sich hoch aufrichtend und mit besonders kräftiger Betonung: "Ich hätte Ihnen gern persönlich gesagt, daß Ich den Frieden will, aber wenn Ich angegriffen werde, dann . . . .!" Darauf sprach der Kaiser seine Befriedigung über die bessere Finanzlage des Reiches aus und fuhr darauf, wieder auf die auswärtige Politik übergehend, fort: "Warum sollten wir den Frieden nicht behalten? Keine Großmacht hat ein Interesse daran, ihn zu stören." Der Kaiser bezeichnete es ferner als einen großen Fehler des Reichstages, die erste Militärvorlage trotz der klaren Darlegung des Kriegsministers abgelehnt zu haben; die Ansprüche seien wahrlich mäßig genug gewesen, in Frankreich würde da kein Sou verweigert worden sein, und daß preußische Mitglieder dabei auf der Seite der Opposition gewesen seien, habe ihn besonders geschmerzt. Aber die Scharte sei ja nun ausgewetzt und der Reichstag werde hoffentlich auf dem beschrittenen Weg fortfahren. Im Laufe der Unterhaltung wies der Kaiser dann auf die gegenwärtige Lage Frankreichs hin, dessen jetziger Präsident im redlichsten Sinn thätig gewesen sei und so konservativ für die Republik eingetreten sei, wie wir es für die Monarchie nur irgend könnten. Die Zukunft erscheine da nicht ganz unbedenklich, da man nicht wissen könnte, wer die Stelle des Herrn Grèvy einnehmen werde. Schließlich richtete der Kaiser an die drei Herren noch einige persönliche Fragen und entließ dieselben dann in huldvollster Weise. Die Audienz hatte über eine halbe Stunde gedauert.
Der Reichstag zählt 396 Mitglieder und folgende Fraktionen: Deutschkonservative 76 und 2 Hospitanten, Freikonservative 39, Centrum 98 und 3 Hospitanten, Nationalliberale 95 und 3 Hospitanten, Deutschfreisinnige 34, Polen 13, Sozialdemokraten 11. Bei keiner Fraktion sind zunächst die 14 Elsaß=Lothringer (die zumeist mit dem Centrum gehen und stimmen), ferner der Präsident v. Wedell=Piesdorf, der Antisemit Boeckel, der Däne Johannsen, der Welfe Langworth und die Liberalen De Ahna (Arnstadt), Hildebrand, Retemeyer und v. Hornstein.
Die neue Getreidezoll=Vorlage ist also dem Reichstag bereits zugegangen. Dieselbe trägt den Wünschen des Landwirthschaftsraths in der Hauptsache Rechnung, nur für einige Getreidearten wird der Zoll nicht verdoppelt. So wird für Gerste eine Erhöhung von 1,50 Mk. auf 2,25 Mk. Statt auf 3 Mk. vorgeschlagen, für Raps von 2 auf 3 statt 5, für Malz von 3 auf 4 statt auf 6 u. s. w. Ein Zoll auf Kleie findet sich nicht in der Vorlage, auch die vom Landwirthschaftsrath gewünschte Zollerhöhung auf Fleischextrakt, Talg, Pferde und Schweine ist weggeblieben. Was nun der Reichstag für den Fall, daß sich eine Mehrheit für die Vorlage findet, woran wohl nicht zu zweifeln ist, an den einzelnen Positionen der Vorlagen noch ändern wird, das steht vor der Hand dahin. Ein energischer Schlag gegen die Einfuhr fremden, besonders russischen und ungarischen Getreides ist dadurch geführt worden, daß die erhöhten Zollsätze in der That schon am 26. November, also dem Tag der Bekanntgabe des Entwurfes in Kraft gesetzt worden sind. Stimmt der Reichstag der Vorlage und somit auch dieser Maßregel zu, so muß auf alle vom 26. November ab einge=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 94 Seite 2]führten Produkte die Differenz zwischen dem jetzigen und dem erhöhten Zoll nachgezahlt d. h. die Differenz auf die angeschriebenen Waaren nachträglich entrichtet werden, wohlgemerkt außer dem jetzt bestehenden Zoll. Diese Maßregel ist eine Folge davon, daß in letzter Zeit fremdes Getreide in kolossalen Massen über die Grenze geschafft worden ist oder noch hat geschafft werden sollen.


Verfälschte schwarze Seide.

Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterlaßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt von G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen ächten Seidenstoffen an Jedermann, und liefert einzelne Roben und ganze Stücke zollfrei in's Haus.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Hinterstraße sub. No. 81 belegene Wohnhaus c. p. der unverehelichten Catharina Lenschow von hier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 3. December d. Js.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 14. September 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Marienstraße sub Nris. 36 und 37 belegene Wohnhaus c. p. des Schneidermeisters Peter Maaß allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Mittwoch, den 15. Februar 1888,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proklamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichneten Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 29. November 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. XII belegene Käthnerstelle c. p. des Detlef Schmidt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Donnerstag, den 22. December d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 5. Oktober 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Hagelschaden Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz zu Grevesmühlen.

In diesem Jahre sind versichert 2 089 951 Centner Getreide, dessen Werth nach den Kornpreisen am 15. August und 15. October d. J. die Summe von 12 030 416 M. 95 Pfennig. beträgt. - Nach Vorschrift des § 35 der Statuten beträgt die beitragspflichtige Summe 9 664 616 M. Für die in diesem Jahre stattgefundenen 50 Hagelschäden sind mit Einschluß der Tax= und Administrationskosten aufzubringen 66 135 M. und ist hiernach in heutiger Directorial=Versammlung der diesjährige Beitrag auf 70 Pfennige pro 100 M. von der beitragspflichtigen Summe festgesetzt. - Nach der Versicherungs=Summe stellt sich der Durchschnitts=Beitrag auf 55 Pfg. und nach den verschiedenen Gefahr=Classen zwischen 42 Pfg. und 70 Pfg. pro 100 M. - Nach Vorschrift der Statuten wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß jedem Mitgliede über die Höhe des zu zahlenden Beitrags eine besondere Abrechnung zugehen wird.
Grevesmühlen, den 19. November 1887.

Die Direction.


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[ => Original lesen: 1887 Nr. 94 Seite 3]

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[ => Original lesen: 1887 Nr. 94 Seite 4]

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für Zither, Piano und Geige
statt. Ausgeführt von meinen, des Unterzeichneten beiden Töchtern Marie und Anna, von resp. 11 und 7 Jahren, unter gütiger Mitwirkung des Herrn Musikdirectors Schlüter aus Eutin und des Herrn Pianisten Heintze aus Lübeck.
Cassenöffnung 6 1/2 Uhr. - Anfang des Conzerts 7 1/2 Uhr.
Bilette an der Kasse:
Erster Rang 1 Mk., Zweiter Rang 60 Pf., Gallerie 30 Pf. Schulkinder zahlen für den zweiten Rang 30 Pf.

Vor der Kassenöffnung sind Billette für den ersten Rang à 75 Pf. und für den zweiten à 50 Pf. beim Herrn Restaurateur F. Tesch und beim Lohndiener Wasmund in Schönberg zu haben.
Indem ich mich der Hoffnung hingebe, allen Musikfreunden der Stadt und der Umgegend einen genußreichen Abend zu verschaffen, lade ich zu diesem Concerte ergebenst ein.
Schönberg, den 2. December 1887.

                                                    
Hochachtungsvoll
                                                    W. Grevsmühl
                                                    aus Eutin.


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Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 4. December.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


"Der Gesammtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt des bekannten

Bankhauses A. Wolfsberg

in Hamburg bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser noch besonders aufmerksam machen".


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 94 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 94 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 2. December 1887.


Der "Rhein. Courier" brachte in einer seiner letzten Nummern eine gründliche Untersuchung über Getreidezölle, Getreidepreise und Brodpreise. Der Verfasser, welcher vielleicht in der Person des nationalliberalen Abg. Kalle vermuthet werden darf, kommt auf Grund sorgfältiger Prüfung und anscheinend äußerst zuverlässigen statistischen Materials zu dem Ergebniß, daß allerdings Zölle die Getreidepreise im Inland erhöhen, wenn auch bei allseitig guten Ernten nicht um den ganzen Betrag des Zolles und daß die Brodpreise den Getreidepreisen zwar nur langsam und nicht voll folgen, daß aber, abgesehen von einzelnen durch Umstände besonderer Art veranlaßten Störungen, die Schwankungen der Getreidepreise in den Brodpreisen zu etwa sechzig Prozent zur Geltung kommen, daß also der so oft geleugnete Zusammenhang zwischen Getreidezöllen, Getreidepreisen und Brodpreisen allerdings besteht und daß man sonach bei Erhöhung der Zölle stets die Wirkung auf die Brodpreise im Auge behalten muß.
Die freikonservative Partei hat einen Gesetzentwurf betr. den Verkauf von Brot im Reichstage eingebracht. Derselbe will die Bäcker und Verkäufer von Brot verpflichten, die Verkaufspreise des Brotes per Kilo in ihrem Lokal an sichtbarer Stelle bekannt zu geben, ebenso ob das Brot aus reinem Kornmehl besteht und ob Zuthaten enthalten sind. Das Brot soll nur in gut ausgebackenem Zustande und in bestimmten Gewichtsgrößen von 1/2, 1, 1 1/2, 2, 2 1/2, 3, 4, 5, 6 Kilogramm verkauft werden. Die Bäcker und Brotverkäufer sollen ferner verpflichtet sein, im Verkaufslokale eine Wage mit geaichten Gewichten aufzustellen, sowie jedem Käufer das Brot unaufgefordert vorzuwiegen und das am Gewicht fehlende entweder völlig beizulegen oder vom Preise in Abzug zu bringen. Die Ortspolizeibehörden sollen die Kontrolle über die genaue Befolgung dieser Bestimmungen haben, Zuwiderhandlungen sind mit Strafe bedroht.
Soeben ist der deutsche Botschafter Prinz Reuß aus Wien in Berlin anwesend und dieser Besuch steht mit der Angelegenheit der Fälschung von Telegrammen und Noten des Reichskanzlers, welche dem Czaren vorgelegen haben, in Zusammenhang. Der Botschafter, welcher sich auch zum Kanzler nach Friedrichsruhe begiebt, sollte dem Kaiser Wilhelm die Fälschung persönlich und amtlich erhärten. Die Untersuchungen sind übrigens noch nach keiner Seite hin abgeschlossen, und schon aus diesem Grunde sind fürs Erste schwerlich amtliche Mittheilungen zu erwarten. Also werden die Leute in Berlin, wie in Paris und anderswo, so bemerkt die K. Ztg., deren Gewissen beschwert ist, noch einiger Zeit in schwebender Pein bleiben müssen.
Bisher hieß es bekanntlich, Kaiser Alexander habe den Fürsten Bismarck durch seinen Generaladjutanten Tscherewin zu einer Unterredung in der russischen Botschaft einladen lassen. Jetzt wird mitgetheilt, Fürst Bismarck habe vorher in einem Schreiben an den russischen Botschafter Grafen Schuwalow um eine Audienz beim Czaren nachgesucht, und letzterer habe ihm dann mittheilen lassen, er sei bereit, den Kanzler in besonderer Audienz zu empfangen. Nach einer Meldung der "Polit. Korr." aus Petersburg zeigt übrigens der Czar lebhafte Befriedigung über seinen Berliner Aufenthalt. Der freundliche Empfang in Berlin und die Haltung des Fürsten Bismarck haben auf ihn günstig eingewirkt und seine Eigenliebe ausgesöhnt.
Fürst Bismarck soll, wie aus Wien berichtet wird, in der bulgarischen Frage eine Gesammtnote bei den Berliner Vertragsmächten angeregt haben, in welcher der Koburger zum Verlassen des bulgarischen Thrones aufgefordert werden sollte. Der Zar werde dagegen seine Minister Wischnegradski und Tolstoi entlassen und die Truppenzusammenziehung in Polen rückgängig machen. Prinz Reuß, der deutsche Botschafter in Wien, der sich bis jetzt in Amsterdam zu einer Kur aufgehalten hatte, ist von dort nach Berlin und Friedrichsruh gereist. Diese Reise wird mit jener Note und der entdeckten "orleanistischen Verschwörung" in Zusammenhang gebracht. Man spricht auch in neuester Zeit von einer Annäherung Englands an Deutschland, Oesterreich und Italien.
Grévy ist mit seiner Botschaft fertig, sie wird am Donnerstag verlesen und veröffentlicht werden. Sie enthält keine Vorwürfe gegen das Parlament, aber harte Anspielungen auf die "Freunde", die Grévy die Mitwirkung zur Bildung eines Ministeriums verweigert haben. Jede Verantwortung weist Grévy zurück. Heute, Freitag tritt der Kongreß, aus Kammer und Senat bestehend, zusammen. Ferry und Freycinet sind die beiden Hauptkandidaten für den Präsidentenstuhl, beide ehrliche Republikaner; Freycinet ist den Bischöfen ein Anstoß, weil er Protestant ist.
Durch einen neuen Zwischenfall dürfte die Verstimmung zwischen Italien und Frankreich eine abermalige Verschärfung erfahren. Das italienische Kriegsschiff "Colomea" überraschte bei Obock am Golf von Aden ein französisches Schiff mit zahlreichen, für Abessinien bestimmte Franzosen und Russen. Wir haben bereits wiederholt gemeldet, daß französische und russische Abenteuerer sich dem Negus von Abessinien für den Feldzug gegen die Italiener in Massauah zur Verfügung stellen, daß ferner französische Waffen= und Munitionssendungen nach Abessinien geschmuggelt worden sind.
Der Schah von Persien gedachte im nächsten Jahr eine zweite Rundreise an die Höfe von Europa anzutreten. Er hat es aber wieder aufgegeben, was ein allgemeines Ah der Erleichterung an den Höfen hervorgerufen hat. Nur die Zeitungen, die sich auf ihn gefreut hatten, geben Stoßseufzer zum Besten.


- Schönberg. Am 29. Novbr. wurde hier ein Deserteur vom Füsilier=Regiment Nr. 90, welcher sich freiwillig meldete, zur Haft gebracht und am 1. d. M. der nächsten Militärbehörde (Lübeck) zur weiteren Veranlassung übergeben. Der Flüchtling hatte erst am 27. v. Mts. seine Garnison Rostock verlassen und muß ihm daher das Vagabondenleben, welches er seit seiner Flucht hat führen müssen, doch wohl nicht behagt haben.
- Prinz Wilhelm von Preußen heißen und sein, hat seine Annehmlichkeiten. Aber viel lernen muß der Träger dieses Namens auch. Er ist nicht nur militärisch tüchtig geschult worden, ganz abgesehen vom Gymnasium, das er durchmachen mußte, sondern er hatte im vorigen Winter auch einen Kursus beim Oberpräsidenten von Brandenburg, Dr. Achenbach, und ferner im Auswärtigen Amt in Berlin. In diesem Winter wird Finanzminister v. Scholz mit dem Prinzen arbeiten und ihn in alle Geschäfte einweihen; dann kommt das Ministerium des Innern an die Reihe und so gehts weiter. Prinz Wilhelm soll alle Zweige der Verwaltung praktisch durchmachen, um überall aus eigener Anschauung urtheilen zu können.
- Der König von Württemberg empfing am Sonntag in Stuttgart den Waffenfabrikanten Paul Mauser von Oberndorf, welcher ihm ein nach neuer Erfindung in der dortigen Gewehrfabrik hergestelltes, schön ausgestattetes Repetiergewehr zum Geschenk machte.
- Wie sehr die Macht und das Ansehen des Deutschen Reiches den deutschen Geschäftsleuten, den Handelsherren und Industriellen zu gute kommt, davon erzählt jüngst ein englisches Parlamentsmitglied, Kynok, seinen Wählern in Aston=Mamor ein schlagendes Beispiel. Ich war kürzlich, sagte er, in die Türkei gereist, um von der türkischen Regierung eine große Patronenlieferung zu verlangen. Ich

[ => Original lesen: 1887 Nr. 94 Seite 6]

bestach den Kriegsminister mit einer hübschen Summe und dennoch wurde die Lieferung einem deutschen Industriellen, und zwar zu einem höheren Preis von 1,600,000 Mk. übertragen. Als ich mich davon überzeugt hatte, erbat ich eine Audienz bei dem Sultan und sprach ihm meine Verwunderung über diesen Vorgang aus, er gab mir aber in kühlem Ton die Antwort, die Sache sei ganz in der Ordnung, denn er, der Sultan, habe nicht nur Gewehre und Patronen sondern vor allem die Freundschaft der deutschen Regierung und des deutschen Volkes zu erlangen.
- Reichsgerichts=Entscheidungen. Das Einsperren eines Angreifers, um einen thätlichen Angriff desselben (Schläge) von sich abzuwenden, anstatt mit Erfolg die Flucht zu ergreifen, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafs., vom 27. September 1887, als Freiheitsberaubung nicht zu bestrafen, wenn der Angegriffene die Flucht nur unter Preisgebung vermögensrechtlicher Interessen, bez. unter vermeintlicher Preisgebung derartiger Interessen bewerkstelligen konnte, oder irrthümlich die Flucht als ausreichendes Abwehrmittel nicht erachtet hatte.
- In Hamburg ist der neue Segelschiffhafen, der aus Anlaß des Zollanschlusses angelegt wurde, eingeweiht worden. In Kürze ist auch die Eröffnung des Dampfschiffhafens zu erwarten. An der Spitze zwischen beiden Häfen ist der bedeutendste Dampfkrahn der Welt aufgestellt; derselbe vermag 150 Tons zu heben. Der seither bedeutendste am Hafen zu Antwerpen hebt 120 Tons, derjenige von Woolwich 113 Tons.
- Ueber die Goldfunde in Südwestafrika gingen in Berlin folgende Mittheilungen aus Walfischbai am 2. Oktober ein: "Hier grassiert jetzt das Goldfieber. Gold ist an mehreren Stellen gefunden und ich denke, daß das ganze Land binnen kurzem ein ganz anderes Gesicht zeigen wird. Diese berüchtigte Sandbüchse wird die erste deutsche Kolonie sein, aus der etwas herauskommt. Fast täglich treffen Nachrichten von Goldfunden mit Proben ein." Die Minen liegen etwa 160 Kilometer von Walfischbai entfernt.
- Fürst Hohenlohe hat seine russischen Besitzungen in Sicherheit gebracht. Aus Warschau kommt die Meldung, daß die Fürstin Marie von Hohenlohe als Besitzerin der dem Fürsten und ihr aus der Erbschaft des Fürsten und der Fürstin von Wittgenstein zugefallenen Güter von der russischen Regierung bestätigt worden sei. Wenn's anderen Deutschen doch auch so gelänge!
- Das kronprinzliche Haus wird mit Haus= und Geheimmitteln zur Heilung des Kronprinzen überschüttet. Leute aus den entferntsten Gegenden Deutschlands kommen nach Berlin gereist, mit dem Anerbieten, auf eigene Kosten nach St. Remo reisen zu wollen, wenn man ihnen den Zutritt zu dem Kronprinzen gestatte. Ein armer Bergmann aus Dortmund kam angefahren und erzählte, während seiner Abwesenheit von Hause verdiene er nichts, aber das sei ihm gleich, seine Frau habe ihm keine Ruhe gelassen, er habe nach Berlin reisen müssen, er habe ein Mittel, das werde sicher helfen.
- Eine Blutthat setzt in Kassel die Gemüther in Aufregung. Der Direktor der Strafanstalt in Wehlheiden Herr Kaldeweyel, ließ sich einen Gefangenen Namens Stein vorführen, welcher sich wegen eines Vergehens verantworten sollte. Der Oberaufseher Köhler führte Stein in das Zimmer des Direktors und dieser diktirte nach stattgefundener Verhandlung dem Stein drei Tage verschärften Arrest. Kaum hatte Stein die Strafe vernommen, so zog er die bis dahin verborgen gehaltene, auf beiden Seiten scharfgeschliffene Hälfte einer großen Schneider=Scheere hervor, stürzte sich auf den Oberaufseher Köhler und versetzte ihm einen so gewaltigen Stich in den Rücken, daß dieser blutüberströmt zusammenbrach. Nun stürzte sich der Wüthende auf den Direktor und versetzte ihm zwei tiefe Stiche in die Brust, in Folge deren auch er zusammenbrach. Alles das war das Werk eines Augenblicks. Ein zweiter Aufseher, welcher hinzustürzte, zog seinen Säbel und spaltete dem Angreifer den Kopf. - Der Anstaltsarzt brachte dem schwer Verwundeten die erste Hülfe. An dem Aufkommen des Direktors wird gezweifelt.
- Der in München hingerichtete Gensdarmenmörder Placzak hat Vermögen hinterlassen. 25,000 Mk. vermacht er durch Testament solchen Personen, die er beraubt hatte, 9000 Mk. seinem unehelichen Kinde. Das Geld war in seinen Kleidern eingenäht.
- In Merane in Sachsen kletterten 2 Jungen in einem fast vollendeten Dampfschornstein empor und hatte ein Knabe bereits die Höhe der Esse erklommen, als er mit Hand und Fuß ausglitt und in die Tiefe zurückstürzte, während er seinen hinter ihm hersteigenden Gefährten in jähem Fluge mit hinabriß. Beide schlugen mit furchtbarer Wucht auf die an der Erde lagernden Ziegel auf und wurden, auf das Schwerste verwundet, aufgehoben. Dem einen Knaben wurde das Nasenbein zerschmettert, er trug tiefe Löcher im Kopfe davon; während dem anderen das Rückgrat gebrochen zu sein scheint.
- In der Ahrens'schen Brauerei zu Moabit beugte sich ein Mälzer in die Schachtöffnung des Fahrstuhls, um sich über den Standpunkt desselben zu orientieren. In diesem Augenblick sauste die Fahrvorrichtung von oben mit solcher Geschwindigkeit herab, daß der Mälzer nicht mehr Zeit fand, zurückzutreten, der Stuhl traf vielmehr seinen Kopf, zermalmte die linke Hälfte desselben und riß ihn selbst die vier Stockwerke herab in die Tiefe, wo er todt liegen blieb.
- In Börnecke bei Magdeburg wurde ein Kaufmannslehrling beim Kaffeebrennen von einem Herzschlag betroffen, der sofort dem Leben des jungen Mannes ein Ende machte. Erst durch den Geruch des verbrannten Kaffees wurde man im Hause auf das Vorkommniß aufmerksam. - In dortiger Gegend ist die Unsicherheit so groß, daß sämmtliche Polizisten mit Revolvern ausgerüstet werden mußten.
- Ist das Wort "Philister" eine Beleidigung? Ueber diese Frage hatte sich das Schöffengericht in Hannover vor einigen Tagen schlüssig zu machen. Der Commis Alfred Th. hatte in einer Nacht mit diesem Wort einen Nachtwächter titulirt, als er von einer lustigen Abschiedskneiperei sich auf den Heimweg machte und seiner animirten Stimmung allzulauten Ausdruck gab, was ihm der Hüter der Nachtruhe untersagte. Der Nachtwächter erblickte darin eine Beleidigung und beantragte die Bestrafung des Angeklagten. Der Vertheidiger theilt nicht die Ansicht des angeblich Beleidigten. Er führt aus, daß in dem Wort Philister, das biblischen Ursprungs sei, keine Herabwürdigung liege, man müsse auf die studentische Bedeutung des Wortes und darauf Rücksicht nehmen, daß ein Nachtwächter, dessen Sinn mehr auf das Praktische gerichtet sei, für die idealen Anschauungen der Jugend kein Verständniß habe. Aber das Gericht theilte diese ideale Anschauung nicht, sondern stellte sich auf den Standpunkt des praktischen Nachtwächters und verurtheilte den Angeklagten zu 15 Mk. Geldstrafe.
- Bei dem Besuch, den die Zarin mit ihren fünf Kindern dem Kaiser Wilhelm abgestattet hat, stellte sie dem greisen Herrscher ihre Sprößlinge vor, und dieser beglückwünschte sie mit bewegter Stimme zu ihrem "blühenden Segen", indem er sagte: "Sie sind zu beneiden, Majestät, so schöne, junge, kräftige Prinzen und Prinzessinnen zu besitzen, ich habe nur zwei Kinder und davon ist eines so krank. Die Kaiserin konnte ihre Rührung nicht unterdrücken; sie faßte die Hand des Kaisers und sagte herzlich: Dem Haus Hohenzollern erblühen reizende Enkelkinder, die dem Großvater wohl jedes Leid tragen helfen werden.
- Mit einem Kursus im Anstand wird die Gastwirths=Innung ihre Fachschule eröffnen. Eine andere Innung ist schon darin mit gutem Beispiel vorangegangen. Einen etwas humoristischen Eindruck macht ein solcher Unterricht. Meister F. stellt den Kunden und Anstandslehrer in einer Person vor. Der Lehrling eilt auf ihn zu. "Schlenkere doch nicht so mit den Armen! Du haust ja den Kunden in's Gesicht!" Lehrling : "Bitte, nehmen Sie Platz!" "Rutsche doch nicht so mit dem Stuhl, das macht ja die Kunden nervös!" Die Bedienung beginnt und unter verschiedenen Anranzern ist das Geschäft endlich beendigt. "So, nun helf mir den Ueberzieher ausziehen!" Es geschieht. "Schafskopf! faß doch nicht mit den Fingern so auf den Sammetkragen, das giebt Flecke!" In dieser praktischen Weise wird den Lehrlingen der Anstand für das Geschäft beigebracht.


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