[ => Original lesen: 1887 Nr. 93 Seite 1]Anzeigen.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Hinterstraße sub. No. 81 belegene Wohnhaus c. p. der unverehelichten Catharina Lenschow von hier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 3. December d. Js.,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 14. September 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
In dem Zwangsversteigerungsverfahren der früher dem Büdner und Kramer J. Hintze zu Herrnburg gehörigen und daselbst belegende Büdnerei c. p. ist zur Erklärung über den Theilungsplan sowie zur Vertheilung der Masse vor dem unterzeichneten Gerichte Termin auf
Freitag, den 9. December 1887,
Vormittags 11 1/2 Uhr
angesetzt, zu welchem die Betheiligten mit dem Bemerken geladen werden, daß der Theilungsplan 8 Tage vor dem Termine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht niedergelegt sein wird und daß gegen einen in dem Termine nicht erschienenen Gläubiger angenommen werden wird, daß er mit der Ausführung des Planes einverstanden ist.
Schönberg, den 26. November 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
H. Diederich.
Werkzeugkasten
für Laubsägearbeiten
Bügel, Vorlagen für Laubs. und Ahornholz für Laubs.
empfiehlt billigst
J. Ludw. D. Petersen.
Heller'sche Spielwerke.
Musik erhöht jede Freude, mildert jedes Leid. Was des Menschen Herz bewegt, spricht sich in Tönen aus; eine Trösterin ist sie uns, eine Erweckerin der schönstem Erinnerungen! Doch nicht Jeder, der Sinn und Herz dafür hat, kann sie üben, sich und Anderen zum Genuß. Da hat nun der so unermüdlich und segensreich thätige, menschliche Erfindungsgeist auch auf diesem Gebiete dafür gesorgt, daß selbst dem Unkundigen vollauf Gelegenheit geboten wird, sich an den Schöpfungen unserer Tonmeister zu erfreuen.
Mit der Erzeugung der Heller'schen Spielwerke ist das Mittel gefunden worden, die Musik in die ganze Welt, bis in die entlegensten Theile zu tragen, auf daß sie dort mit ihren zauberischen Wirkungen die Freude des Glücklichen steigert, dem Unglücklichen Trost und Linderung bringt. Diese Spielwerke werden von der genannten Firma in einer Mannigfaltigkeit fabrizirt, die alle Vorstellung übertrifft. Sie bilden die schönste Zierde einer jeden, selbst der luxuriösest ausgestatteten Wohnung. In Hotels, Restaurationen u. Conditoreien ersetzen sie ein ganzes Orchester und erweisen sich als ein starkes Anziehungsmittel für das Publikum. Für denjenigen, welchen sein Beruf an entlegenen Orten festhält, sind sie eine unerschöpfliche Quelle des Genusses, für Solche, welche in fremdem Lande wirken, sind die Melodien, welche diese Spielwerke überall hin mit sich tragen, herzbewegende Grüße aus der Heimath.
Die Repertoirs, auch der kleinsten Werke, sind mit feinstem, Verständnisse zusammengestellt und die neuesten und beliebtesten Schöpfungen auf dem Gebiete der Opern=, Operetten= und Tanzmusik, der Lieder und des Choralgesanges sind dabei stets in erster Linie berücksichtigt. In diesen Vorzügen ist wohl die Thatsache begründet, daß der Fabrikant dieser tönenden Lustbringer und Sorgenverscheucher der Lieferant fast aller europäischen Höfe, daß seine Erzeugnisse auf allen bedeutenden Ausstellungen durch die Verleihung von ersten Preisen ausgezeichnet wurden, und daß er alljährlich Hunderte von Anerkennungsschreiben erhält. Die Heller'schen Spielwerke erscheinen als ein Gegenstand, der eines der edelsten Bedürfnisse der Menschen befriedigt und sind daher auch das passende Geschenk bei allen Gelegenheiten, namentlich aber zu Weihnachten, Geburts= und Namenstagen. Bei der großen Anzahl von Melodien, welche diese Spielwerke in sich bergen und bei deren geschmackvoller Ausstattung, sind sie sowohl als Geschenke im Familienkreise, des Bräutigams an die Braut u. s. w. zu empfehlen, als auch dann, wenn Gesellschaften verdienten Männern durch Uebergabe eines Ehrengeschenkes ihre Liebe und Werthschätzung bezeugen wollen; jedem Seelsorger, jedem Lehrer und jedem Kranken wird eine solche Gabe ein Gegenstand nachhaltiger Freude sein.
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Illustrirte Preislisten werden Jedermann auf Verlangen gratis und franko zugestellt und ist die Fabrik in Folge des Sinkens der Rohmaterialpreise in der Lage, bei jedem Auftrage auf die in den Preislisten verzeichneten Ansätze 20% Rabatt zu bewilligen.
Großherzogliches Hoftheater zu Schwerin.
Zweite Fremden=Abonnements=Vorstellung für die Abtheilung II
am Dienstag, den 29. November 1887:
Oberon, romant. Feen=Oper mit Tanz von K. M. v. Weber.
Anfang 6 1/2 Uhr, Ende nach 9 1/2 Uhr.
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 93 Seite 2]Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft.
Nachdem unser langjähriger, hochgeschätzter und bewährter Vertreter, Herr Organist J. H. Meier in Schönberg verstorben, ist die bisher von demselben geführte Agentur dem
Kaufmann und Hotelbesitzer Herrn August Spehr in Schönberg
übertragen worden. Wir bitten sich in Versicherungsangelegenheiten fortan gefälligst an den Letzteren zu wenden.
Berlin, den 27. November 1887.
Die Generalagentur:
A. Rosenthal.
-------------------------
Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft.
Mit Bezug auf obige Bekanntmachung halte ich mich zur Vermittelung von Versicherungen bestens empfohlen. Nähere Auskunft ertheile ich mit Vergnügen und bin auch gern bei Aufnahme von Anträgen behülflich.
Schönberg i/M., den 28. November 1887.
August Spehr, Kaufmann u. Hotelbesitzer.
Agent der Aachener u. Münchener Feuer=Versicherungs=Gesellschaft.
Den jetzt begonnenen
Mobilien-Ausverkauf
Mühlenstraße 28
des zur F. W. Godemann'schen Concursmasse
gehörigen großen Lagers empfiehlt einem geehrten Publikum Lübecks und Umgegend sowohl in seinen einzelnen Theilen wie bei ganzen Ausstattungen zu außergewöhnlich billigen Preisen.
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 93 Seite 3]Carl Meyer's
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Nach stattgehabtem Uebereinkommen liefere auch Sachen auf Abzahlung.
Auswärtigen Käufern werden Mobilien etc. spesenfrei franco "Bahnhof hier" geliefert.
Versprechend, daß ich meinem Grundsatz mit geringem Nutzen zu arbeiten, um großen Umsatz zu erzielen, nach wie vor bei der immer größeren Ausdehnung des Geschäfts treu bleiben werde bringe mein nach jeder Richtung hin reichhaltiges Lager bei Bedarf bestens in Erinnerung und zeichne
Hochachtungsvoll
Carl Meyer.
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Heute beginnt der große Ausverkauf des von mir aus der
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(J. H. F. Horstmann Nachfolger)
gekauften
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Verkaufszeit von Morgens 8 bis Abends 8 Uhr.
Carl Meyer.
|
|
Da wir in diesem Jahre keinen Hagelschaden zu vergüten haben, soll nach Beschluß in der heutigen General=Versammlung auch nur ein Beitrag von 20 Pfg. pro 100 Mark Versicherungssumme zur ferneren Vergrößerung unseres Reservefonds - der jetzt bereits 20,200 Mark beträgt - erhoben werden.
Unsere Mitglieder werden ersucht, solchen Beitrag am
Mittwoch, den 30. November, Vormittags 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthof hierselbst einzuzahlen. |
Schönberg, den 2. November 1887.
Direction der Hagelversich. im Fürst. Ratzeburg.
J. Kröger. Wilh. Heincke.
Wassereimer, Spüleimer, Toiletteneimer,
Ascheimer, Kohleneimer,
Ofenvorsetzer, Kochapparate,
Vogelkäfige, Gebäckkasten, Kaffeebretter,
Brodkörbe, Messerkörbe,
Geldkörbe, Proviantkörbe, Kaffeekannen,
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 93 Seite 4]Großer
Weihnachts-Ausverkauf!
Mit heutigem Tage beginnt der große Weihnachtsausverkauf unseres ganzen Lagers zu herabgesetzten Preisen.
Wintermäntel und Regenmäntel
in hübscher Auswahl "zu und unter Einkaufspreisen."
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bekanntlich gut und nach neuestem System empfehlen zu Fabrikpreisen.
Gebrüder Burchard.
Christbaum-Confect!
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1 Kiste enthält a. 440 Stück. versende gegen 3 Mark Nachnahme.
Kiste und Verpackung berechne nicht. Eiderverkäufern sehr empfohlen.
Hugo Wiese, Dresden, Kaulbachstr. 33, I.
Einem geehrten Publikum von Stadt und Land zur Anzeige, daß ich mich hierselbst etabliert habe. Indem ich meinen werthen Kunden stets sauber ausgeführte Arbeiten zu liefern verspreche, bittet um geneigten Zuspruch.
Hochachtungsvoll
Heinrich Köster,
Schuhmacher. - Wallstraße 126.
Schönberg i/M.
Wegen Verheirathung meines Mädchens, suche ich zu sofort
ein gewandtes Mädchen,
welches in Landarbeit nicht unerfahren ist, gegen guten Lohn.
Schönberg.
Wilh. Milzow.
Bäckermeister.
Heinrich Freitag,
Nachfolger.
Verloren am Sonntag Abend
1 Medaillon
nebst Kautschuckstempel.
Der ehrliche Finder wird gebeten, dasselbe Sabower=Straße 28. abzugeben.
Für die uns von den Herrn Sängern und Vereinsmusikern erwiesenen Aufmerksamkeiten, sowie für alle dargebrachten Geschenke und Glückwünsche zu unserer goldenen Hochzeit sagen wir hiedurch unsern wärmsten Dank.
Hein und Frau.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten).
Geboren:
D. 1. Nov. dem Arbeiter Niemann zu Kl. Siemz ein Sohn.
D. 6. ein unehel. Sohn zu Schönberg.
D. 7. eine unehel. Tochter zu Mahlzow.
D. 10. dem Maurer Peter Arndt zu Sabow ein Sohn.
D. 12. dem Zimmermann Boye zu Niendorf eine Tochter.
D. 18. dem Maurer Maaß zu Schönberg eine Tochter.
D. 18. dem Hauswirth Maaß zu Lindow eine Tochter.
D. 19. dem Arbeiter Möller zu Westerheck ein Sohn.
Gestorben:
D. 11. Nov. Brodträger Hans Voß zu Schönberg, 59 J. alt.
D. 16. Joachim Heinrich Meier, Organist zu Schönberg, 54 Jahr 10 Mon. alt.
D. 19. Emma Wilhelmine Marie Anna Voß, Hauswirthstochter zu Petersberg, 1 Mon. 11 Tage alt.
D. 21. Joachim Heinrich Bruhn, Arbeiter zu Schönberg, 56 Jahr 2 Mon. alt.
Eheschließungen:
D. 1. Nov. Musiker und Barbier Jürgen Martin Joachim Wilhelm Bohnhoff zu Selmsdorf und Anna Maria Catharina Tews zu Bechelsdorf.
D. 4. Knecht Johann Joachim Heinrich Dettmann zu Kl. Bünsdorf und Magdalene Marie Dorothea Schrader zu Schönberg.
D. 1. Kutscher Johann Heinrich Oldenburg zu Lübeck und Catharina Maria Elisabeth Tews zu Wahlsdorf.
D. 4. Schuhmachergeselle Carl Friedrich Adolph Schultze und Schneiderin Maria Louise Dorothea Wulf zu Schönberg.
D. 18. Zimmermann Heinrich Hans Wilhelm Groth zu Niendorf und Catharina Maria Bertha Line Söhlbrandt zu Schönberg. D. 18. Knecht Johann Peter Heinrich Renzow zu Retelsdorf und Catharina Magdalene Elisabeth Krohn zu Schönberg.
D. 22. Arbeiter Friedrich Johann Joachim Schröder und Catharina Margaretha Elisabeth Grevsmühl zu Rabensdorf.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 93 Seite 5]Beilage
zu Nr. 93 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. November 1887.
Die Thronrede
zur Eröffnung des deutschen Reichstages hat eine ernste Färbung durch den Eingangspassus erhalten, welcher trauernd von der schweren Krankheit des Kronprinzen spricht, welche den Kaiser, dessen Verbündete und das ganze deutsche Volk mit banger Sorge erfüllt. Was Wissenschaft, Kunst und sorgsamste Pflege vermögen, wird geschehen; aber das Leben des Kronprinzen liegt in Gottes Hand, zu dem sich unsere Blicke und Gebete richten. Hoffen wir, daß trotz der ungünstigen Krankheit unseres greisen Kaisers Sohn dennoch wieder in vollem Umfange genesen wird.
Die Finanzlage des Reiches, so führt die Thronrede weiter aus, hat sich infolge der neuen Branntwein= und Zuckersteuer erfreulich gebessert; für nächstes Jahr wird sogar ein Ueberschuß von 50 Millionen Mark erhofft. Dabei sind für den Reichshaushalt die Vorschriften strenger Sparsamkeit maßgebend geblieben. Von dem besseren Finanzstande werden zunächst die Reichsbeamten Vortheil haben, für welche der Wegfall der Wittwen= und Waisengeldbeiträge in Vorschlag gebracht werden wird. Indessen werden dem Reiche auch neue Lasten erwachsen. Diese werden bedingt durch die Arbeiter=Alters= und Invalidenversorgung, die dem Reichstage bestimmt zur Berathung und Beschlußfassung zugehen wird, sowie durch ein ganz neues Gesetz, betreffend die Landwehr und den Landsturm, das eine wesentliche Erhöhung der Wehrkraft des Reiches bringen soll. Genaueres über dieses Gesetz wird noch nicht mitgetheilt; jedenfalls handelt es sich um eine Organisation des Landsturmes im Frieden schon, um eine weitere Ausbildung der Landwehr, wie sie schon in Oesterreich=Ungarn und nach dortigem Vorgange in der Schweiz beschlossen worden ist. Definitiv angekündigt wird auch eine Vorlage, betreffend die Erhöhung der Kornzölle. Motiviert ist dieselbe mit der Lage der Landwirtschaft. Diese drei Gesetze: Altersversorgung, Kornzoll= und Landsturmgesetz werden jedenfalls das Hauptarbeitspensum der ganzen Session des Reichsparlamentes abgeben.
Bekannt sind bereits die weiterhin angekündigten Gesetzentwürfe, betr. die Ausdehnung des Unfallversicherungsgesetzes, die Abänderung des Genossenschaftsgesetzes und den Verkehr mit Wein. Die Handelsvertragsverhandlungen mit Oesterreich, das gesteht die Thronrede zu, sind sehr schwierig, es ist die Getreidezollfrage, welche einen günstigen Abschluß verhindert. Die Reichsregierung hofft aber darauf, mit dem befreundeten Nachbarreiche zu einem befriedigenden Einvernehmen zu gelangen.
"Sehr klar und deutlich spricht sich der Schlußpassus der Thronrede über die auswärtige Politik aus. Es heißt da energisch, würdevoll und friedfertig zugleich: "Die auswärtige Politik Seiner Majestät des Kaisers ist mit Erfolg bemüht, den Frieden Europas, dessen Erhaltung ihre Aufgabe ist, durch Pflege der freundschaftlichen Beziehungen zu allen Mächten, durch Verträge und Bündnisse zu befestigen, welche den Zweck haben, den Kriegsgefahren vorzubeugen und ungerechten Angriffen gemeinsam entgegenzutreten. Das deutsche Reich hat keine aggressiven Tendenzen und keine Bedürfnisse, die durch siegreiche Kriege befriedigt werden können. Die unchristliche Neigung zu Ueberfällen benachbarter Völker ist dem deutschen Charakter fremd, und die Verfassung sowohl wie die Heereseinrichtungen des Reiches sind nicht darauf berechnet, den Frieden unserer Nachbarn durch willkürliche Angriffe zu stören. Aber in der Abwehr solcher und in der Vertheidigung unserer Unabhängigkeit sind wir stark und wollen wir mit Gottes Hülfe so stark werden, daß wir jeder Gefahr ruhig entgegensehen können!" Das sind offene und ehrliche Worte, gegen welche die Lügenmärchen von deutschen Angriffsplänen absolut nicht aufkommen können, vor denen sie verschwinden müssen, wie der Schnee vor der Sonne. Und wie die auswärtige Politik Deutschlands ist auch die seiner beiden starken Verbündeten eine friedfertige. Warnend wird nochmals allen Friedensstörern entgegengehalten, daß die Abwehr bei einem Angriffe eine gemeinsame sein werde, daß keine Aussicht vorhanden ist, die gute und treue Allianz zu sprengen. Das ist Sonnenschein in ernster Zeit. Wichtig und langdauernd wird nach diesem kurz entrollten Arbeitsprogramm die nunmehr eingeleitete Reichstagssession sein, es wird sich um heilsame Thätigkeit zum weiteren inneren Ausbau des Reiches handeln. Manches ist dabei zu sorgen, manches zu erwägen, damit das richtige Mittel für vorhandene Schäden gewählt wird, aber man wird das richtige treffen, wenn man das Wohl der ganzen Nation zum Leitstern nimmt!
Schon seither hat der Kaiser Fürsorge getroffen, daß Prinz Wilhelm während des Winterhalbjahres, wo die militärische Beschäftigung den Prinzen weniger in Anspruch nimmt, in die Geschäfte der verschiedenen Ressorts der Landesverwaltung praktischen Einblick erlangt. So hat, wie man sich erinnern wird, seiner Zeit der Ober=Präsident der Provinz Brandenburg, Staatsminister Dr. Achenbach, die Einführung des Prinzen in die Geschäfte der Provinzial=Verwaltung geleitet, und im vorigen Winter ist der Prinz in derselben Weise den Geschäften des Auswärtigen Amtes nähergetreten. Wie die Post hört, wird zwar auch weiterhin in diesem Winter der Prinz diesem Ressort sein Interesse zuwenden, zugleich ist aber auch die Einführung des Prinzen in die Geschäfte des Finanzministerium vorgesehen, und wird der Herr Finanzminister die Antheilnahme des Prinzen an den Geschäften selbst leiten. In weiterer Reihenfolge wird dann der Prinz unter denselben Verhältnissen auch mit den übrigen Ressorts des Staatswesens vertraut gemacht - demnächst voraussichtlich mit den Geschäften des Ministeriums des Innern. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß damit der Weg der Fürsorge für die möglichst allseitige praktische Vorbildung des Prinzen Wilhelm für das ihm dereinst beschiedene hohe Amt beschritten ist, wobei unter den obwaltenden Umständen der Hoffnung Ausdruck zu geben ist, daß der Zeitpunkt der Nothwendigkeit der Uebernahme dieses Amtes noch in recht weiter Ferne liegen möge.
Um den ihm zufallenden Repräsentationspflichten besser genügen zu können, wird Prinz Wilhelm mit seiner Familie und dem gesamten Hofstaate am 1. Dezember aus Potsdam zum Winteraufenthalte nach dem Berliner königlichen Schlosse übersiedeln.
Die ungewöhnlich ernsten Enthüllungen, welche die "Kölnische Zeitung" über die Fälschungen begonnen hat, die mit Depeschen und Berichten des Reichskanzlers vorgenommen worden sein sollen, machen überall gewaltiges Aufsehen. Die Sache klingt so märchenhaft, daß man an der Richtigkeit zweifeln müßte, wenn man nicht sicher wäre, daß ein Blatt wie die "Kölnische Zeitung" Derartiges nur veröffentlicht, wenn es aus ganz sicherer Quelle stammt. Klar ist aber auch dann, wenn man die Darlegung für richtig hält, die Sache noch lange nicht und es ist deshalb auch noch nicht an der Zeit, ein Urtheil zu fällen.
Die Stelle der Thronrede über die auswärtige Politik wird in der Presse am meisten besprochen. Der Ton ist kalt, aber sehr bestimmt, man glaubt zwischen den Zeilen jenes stolze Wort des Grafen Moltke wieder zu hören: Ein großer Staat muß sich in erster Linie auf seine eigene Kraft verlassen. Zwar werden die Bündnisse, welche Deutschland zur Erhaltung des Friedens eingegangen ist erwähnt, es wird aber gleichzeitig in der Thronrede angekündigt, daß unsere Rüstung durch eine Vorlage über die Landwehr und den Landsturm verstärkt werden müsse. Trotz aller Friedenshoffnungen bleibt
[ => Original lesen: 1887 Nr. 93 Seite 6]also die Kriegsgefahr. "Die Sonne eines russisch=österreichischen Krieges", sagt die Berliner "Post", "steht am Morgenhimmel. Wir werden vielleicht Gelegenheit haben, ihr Aufsteigen zur Mittagshöhe zu verfolgen."
Zu der Sinnesänderung des Zaren soll Prinz Wilhelm von Preußen viel beigetragen haben. Der Zar hat gerade für ihn schon seit Jahren eine besondere Vorliebe; Prinz Wilhelm war bereits in Petersburg, kennt dort die Verhältnisse und hat sich auch durch sein gerades offenes Wesen manchen Freund erworben. Der Zar hat, so wird in einem offenbar von gut unterrichteter Seite dem Pester "Lloyd" zugesandten Artikel ausgeführt, schwere Kämpfe mit den Panslawisten und ist z. B. nicht im Stand gewesen, zu verhindern, daß der Kriegsminister Wannowsky auf eigene Faust Truppenverstärkungen an der österreichischen und preußischen Grenze vorgenommen hat. Er soll ferner nichts davon gewußt haben, daß offizielle russische Würdenträger seit geraumer Zeit mit allen erdenklichen Mitteln am Sturz Grevy's mitgearbeitet haben und mit den Radikalen in Paris Grevy zu beseitigen trachten, um einen Militär an dessen Stelle zu bringen, der dann seinerseits auf einen Krieg mit Deutschland hinarbeiten werde. Der Zar soll endlich bis in die neueste Zeit auch nichts davon gewußt haben, daß einzelne seiner Gesandten und Botschafter im Ausland nicht von ihm, sondern eben von seinen Würdenträgern hinter den Koulissen an der Newa ihre Winke und Fingerzeige erhalten haben. Ueber all dies soll er erst in den letzten Tagen Gewißheit erhalten und daraufhin sofort den Entschluß gefaßt haben, nach Berlin zu reisen. Prinz Wilhelm ist ihm dann bis Wittenberge entgegengeschickt worden und soll seinerseits auf der Reise von dort nach Berlin den Zaren bestimmt haben, den Fürsten Bismarck zu empfangen, um mit diesem sich politisch eingehender auseinander zu setzen.
In Wien wird allgemein angenommen, daß der Zarenbesuch in Berlin und insbesondere die Unterredung des Fürsten Bismarck mit dem Kaiser von Rußland im Sinne des Friedens und einer besseren Gestaltung der Beziehungen Rußlands zu Deutschland haben werde. Man betrachtet dies Resultat als ein günstiges, da man überzeugt ist, daß Deutschland für die Wiederannäherung nicht einen solchen Preis zahlen werde, der Oesterreich oder Italien beunruhigen würde.
Im Militäretat findet sich eine Ausgabe von 21 Millionen Mark für Vervollständigung des deutschen Eisenbahnnetzes im Interesse der Landesvertheidigung, darunter ein Zuschuß zum Bau zweigleisiger Eisenbahnbrücken über die Weichsel und die Nogat.
Die Getreidezollvorlage setzt den Zoll auf Weizen und Roggen auf sechs, auf Hafer, Raps und Rübsaat auf drei, auf Buchweizen und Hülsenfrüchte auf zwei, auf Gerste auf 2 1/2, auf Mais auf zwei, auf Malz auf vier, auf Kraftmehl auf vierzehn, auf Nudeln und Makkaroni auf fünfzehn und auf Mühlenfabrikate auf zwölf Mark fest. Die Tarifsätze für Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Mais, Malz und Mühlenfabrikate treten am 26. Nov. in Kraft.
In der "Post" tritt der freikonservative Reichstagsabgeordnete Lohren einer Verdoppelung der Getreidezölle in einem langen Artikel entgegen. Er kommt zu dem Resultat, daß eine Erhöhung der Zölle von 3 auf höchstens 4,50 Mark pro 100 Kilo in Verbindung mit der Einführung von Zollberechtigungsscheinen bei der Ausfuhr, sicherer eine Linderung des Nothstandes der Landwirthschaft herbeiführen wird, als die Verdoppelung dieser Zölle ohne solche Handelserleichterung.
Zur Einfügung eines neuen deutschen Infanteriegewehres bringt das Militärwochenblatt einen Artikel, welcher damit schließt, daß die deutsche Heeresverwaltung dafür bürgt, "daß der richtige Zeitpunkt nicht verpaßt, und daß andererseits die großen Ausgaben für eine Neubewaffnung und die zugehörige Munition nur dann werden gefordert werden, wenn hierdurch auf erprobter und einwandfreier Grundlage eine wesentliche Verstärkung der Wehrkraft gewonnen werden kann."
Ein Zeichen der politischen Lage ist es, daß die Herstellung der Militärgewehre in Spandau mit voller Beschleunigung und Energie angeordnet ist. Nach Berlin, Suhl und allen Orten, wo sich die früher beschäftigten Gewehrarbeiter aufhalten, ist der telegraphische Befehl ergangen, daß sie so schnell wie möglich nach Spandau abreisen sollen. Jetzt schon wird Tag und Nacht gearbeitet.
Die plötzliche Verdoppelung des Betriebes in den preußischen Gewehrfabriken hat die Fertigstellung weiterer 11=Millimeter Repetiergewehre zum Zweck. Von der Anfertigung eines kleinkalibrigen Gewehres ist noch keine Rede.
In Berliner finanziellen Kreisen ging man mit der Absicht um, auch gegen den Willen des Reichskanzlers eine neue russische Anleihe in Deutschland unterzubringen, es soll diesem Vorgang besonders von Seiten eines bekannten großen Bankhauses in Frankfurt a. M. Vorschub geleistet worden sein. Dasselbe suchte das Geschäft durch drei mit ihm in enger Verbindung stehende Berliner Geschäfte zur Ausführung zu bringen, um sich öffentlich nicht selbst als Urheber bezeichnen zu müssen. Die Anleihe, welche Rußland zu dem gemeinsam mit Frankreich gegen Deutschland in Aussicht genommenen Feldzug braucht, wurde durch die überraschend plötzlich erlassene Verordnung des Reichskanzlers verhindert, nach der die deutsche Reichsbank russische Werthpapiere vom 11. November d. J. ab nicht mehr beleihen darf. Infolge dieser Maßregel stürzten die russischen Papiere an den Börsen um volle 2 Procent, und die Anleihe war undurchführbar geworden. Die Reise des russischen Kaisers nach Berlin sollte, wie man sagt, mit der geplant gewesenen Anleihe in Zusammenhang stehen.
Dem Beispiel der Reichsbank folgend hat auch die k. preußische Seehandlungssozietät in Berlin die russischen Papiere von der Belehnung ausgeschlossen. Die Maßregel hat insofern praktische Bedeutung, als bei der Seehandlung große Beiträge von russischen Prioritätsobligationen als Pfandobjekte sind.
In Paris sind die Würfel gefallen. Der Rücktritt Grevy's ist beschlossen, es handelt sich jetzt nur noch um die Form, in der er bewerkstelligt werden wird. Grevy wird wahrscheinlich schon heute oder morgen eine Botschaft an die Kammern richten, der Kongreß, Kammer und Senat vereinigt, wird wahrscheinlich am 28. d. M. zusammentreten. Als Kandidat für den Präsidentenstuhl scheint General Saussier, den die Opportunisten aufstellen, viel Aussicht zu haben. Die Radikalen sind zwar gegen ihn, doch wird er auch von der Rechten viele Stimmen erhalten. Auch Ribot wird als aussichtsvoller Kandidat bezeichnet. Es handelt sich heute nur noch darum, entweder ein neues Ministerium für kurze Zeit zu finden oder das alte Ministerium zu veranlassen, daß es bis zur Wahl eines neuen Präsidenten noch im Amt verbleibt. Beide Versuche stoßen auf große Schwierigkeiten.
Hofprediger Dr. Kögel in Berlin, der schon mehrfach als ein außergewöhnlich guter Kanzelredner namhaft gemacht worden ist, hat auch am Donnerstag wieder im Dom vor den protestantischen Abgeordneten des Deutschen Reichstags eine meisterhafte Predigt gehalten. Anknüpfend an das Bibelwort: "Seid still dem Herrn und wartet auf ihn", besprach er die ernsten Verhältnisse, welche augenblicklich in und um Deutschland herrschen, und schloß dann mit den trostreichen Worten: Groß sind die gemeinsamen Aufgaben der Gegenwart zur Gewinnung des inneren Friedens im geliebten Deutschen Reich. Drohend gerüstet stehen die widerstrebenden Kräfte des Hasses und der Zersetzung und nicht geringe Gefahren drohen von außen; aber so gewiß Gott unser Vater mit uns gewesen ist bis auf diesen Tag, so gewiß die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches als ein Zeichen in der Weltgeschichte steht, so gewiß ist es auch, daß die Seele von Allem, was Bestand haben soll, eine heilige Geschichte sein muß, ein verborgener Ton: Buße und Glaube, Geduld und Dank, Bruderliebe und Frieden in Gott kraft unseres seligen Vorrechts: Seid stille dem Herrn und wartet auf ihn. Amen!
Die Nihilistenpartei hat ihre Thätigkeit von neuem begonnen. In allen Bezirkshauptstädten, in Kasan, Archangel, Zitomir, Odessa, Orel, Wilna, Warschau etc., wurden nihilistische Proklamationen nach Tausenden verbreitet. Infolgedessen verdoppelte
[ => Original lesen: 1887 Nr. 93 Seite 7]die Polizei ihre Wachsamkeit und es gelang ihr, in Petersburg zwei, in Kasan eine, und in Warschau eine Geheimdruckerei und ein Dynamitlager aufzuheben. Die Gefängnisse sind so überfüllt, daß ein Theil der Verhafteten in Kasernen untergebracht werden mußte. Im vorigen Monat sind aus Sibirien dreizehn nihilistische Deportierte entflohen.
Die Prinzessin Clementine von Coburg, Mutter des Fürsten Ferdinand von Bulgarien, ist in Sofia angekommen, um sich in der Fürstenherrlichkeit ihres Sohnes zu sonnen. Das ist das erste Mal, daß den Bulgaren eine Fürstin sich präsentirt.
Ein ungarischer Pilgerzug überbringt dem Papst Leo 350 000 Franks als Ehrengeschenk zu seinem Jubiläum und 2. eine Huldigungsadresse, in welcher im Namen von mehr als einer Million Katholiken die Wiederherstellung der weltlichen Herrschaft des Papstes gefordert wird.
Zwei regierende interessante Zahlen wollen wir uns merken, die unsere guten Freunde, die Russen und Franzosen angehen. Wir können etwas daraus lernen. 1) Von der deutsch=russischen Grenze bis Petersburg waren, als der Zar heimkehrte, 80 000 Soldaten in kleinen Absätzen als Spalier aufgestellt. 2) Die Zahl der französischen Minister seit Grevys Regierung (1879) beträgt nahezu 200, vielleicht etliche mehr oder etliche weniger. Und jetzt fällt dem Mantel der Herzog nach.
- Auch der Präsident der Vereinigten Staaten hat dem Kaiser Wilhelm seine und der amerikanischen Bürger innige Theilnahme an der Krankheit des Kronprinzen durch den Gesandten in Berlin ausdrücken lassen und den Dank des Kaisers empfangen.
- Die deutsche Reichspost hat in China eine Postagentur errichtet und es liegt in Berlin ein eingegangenes Schriftstück mit den gewöhnlichen deutschen Briefmarken entwertet vor, welche von der deutschen Postagentur Shanghai abgestempelt sind. Der Brief gebrauchte vom Tage der Absendung bis zur Ablieferung an den Adressaten 45 Tage.
- Eine sehr wichtige Entdeckung soll am Mittwoch im Laboratorium der ersten Klinik der Charité gemacht worden sein. Nach langem Forschen soll nämlich, wie die Kreuzzeitung berichtet, der Assistenzarzt Dr. Scheuerlen den Bacillus des Krebses, dessen Vorhandensein als Ursache der schlimmen Krankheit von den Medizinern schon längst vermuthet wurde, bisher aber nicht festgestellt werden konnte, gefunden haben. Der neuentdeckte Mikroorganismus hat eiförmige Gestalt.
- Dem neu entdeckten Krebs=Bacillus gegenüber verhält Herr Professor Virchow sich noch sehr kühl; wenigstens läßt sich dies aus Aeußerungen schließen, welche er hierüber in seiner Vorlesung fallen ließ. Hernach scheint er diesem Bacillus erst eine "Anweisung auf die Zukunft" ausstellen zu wollen.
- Die letzte Szene in der dunklen Jagdgeschichte bei Raon hat in Schirmeck gespielt. Da hat der Amtsrichter die französischen Jagdgäste amtlich vorgenommen und festgestellt, daß die französische Jagdgesellschaft auf deutschem Boden sich befand, als sie vom Jäger Kaufmann angerufen wurde. Französische Treiber hatten dies schon früher zugestanden. Kaufmann ist also gerechtfertigt. Nun aber Schwamm d'rüber!
- Der Seefisch=Consum scheint in der Armee immer größere Aufnahme zu finden, denn auch in Hannover wurde die in vieler Beziehung bedeutsame Neuerung probiert, den Soldaten Mittags Fisch zu geben. Die Probe wurde bei Abtheilungen des 73. Inf.=Regiments gemacht und soll sehr befriedigend ausgefallen sein. Es wurde Schellfisch gegeben, der den Mannschaften vorzüglich mundete.
- Es bleibt nunmehr dabei, daß Angra Pequena ein Goldland ist. Die Londoner "Allg. Korr." meldet nämlich: Dr. Göring, der deutsche Kommissar für Südwest=Afrika, ist von Angra Pequena in der Hauptstadt angekommen. Er sagt, daß in dem unter deutschem Schutze stehenden Damaraland im Swakop=Flusse etwa 70 Meilen von der Walfisch=Bai, reichhaltige Goldadern aufgefunden sind. Das Land gehört der deutschen Kolonisations=Gesellschaft.
- In Lübeck wurde am Mittwoch die elektrische Centralstation, angelegt durch die Stadtgemeinde Lübeck, dem Betriebe übergeben. Es sind zunächst ca. 1500 Glühlampen à 16 Kerzenstärke und ca. 20 Bogenlampen im Betrieb. Die Kabellänge beziffert sich auf ca. 10 000 m Bleikabel und Kupferdraht. Die Installation der gesammten Anlage und die Lieferung der Maschinen war der Firma S. Schuckert in Nürnberg übertragen.
- Die Prämie der Hamburger Stadtlotterie von 300 000 Mark fiel in die Hände eines Vertreters des Arbeiterstandes. Bei dem Kollekteur erschien am 24. November Morgens einer der Achtelloos=Inhaber, ein einfacher Maurer=Arbeitsmann, der frisch vom Bau weg nach der Lotterie=Kollekte gegangen war, um sich Gewißheit über sein Glück zu verschaffen. Als der Kollekteur dem einfachen Manne im Arbeitskittel die sofortige Auszahlung seines Antheils von rund 30 000 Mark mit einem entsprechenden Abzuge anbot, lehnte der Arbeiter dies einfach ab mit den Worten: "Nein, ich habe keine Zeit; ich wollte blos sicher sein, daß ich auch heute Mittag meiner Frau die Freude machen kann. Ich weiß ja noch garnicht, was ich mit dem vielen Gelde anfangen soll. Er versprach in einigen Tagen "mal wieder vorzukommen."
- Siegfried Wagner in Bayreuth hat im Nachlasse seines Vaters den Entwurf eines Dramas "Jesus von Nazareth" aufgefunden, der 1848 zu Papier gebracht worden ist.
- Wie man aus Bingen schreibt, befanden sich auf dem infolge der Kollision mit dem Dampfer "Rosa Mary" am vergangenen Sonnabend gesunkenen Dampfer "Scholten" ganz beträchtliche nach Amerika bestimmte Weinsendungen dortiger Rüdesheimer und Kreuznacher Firmen im ungefähren Werthe von 120 000 Mk. Die Weine sind selbstverständlich versichert.
- Die Straßburger Post berichtet: In der Nacht zum 22. November wurde von der Wache der Nikolauskaserne die unverehelichte Louise Hanter aufgefunden und vom Wachhabenden die Ueberführung des Mädchens zur Polizeiwache angeordnet. Als nun die Patrouille mit dem Mädchen in die Nähe des Polizeibureaus angekommen war, ergriff die Verhaftete die Flucht. Der Patrouillenführer rief vorschriftsmäßig das Mädchen an und gab, als die Louise Hanter auf den Aufruf nicht stand, auf dieselbe einen Schuß ab. Die Kugel zerschmetterte dem Mädchen den Kopf, so daß der Tod sofort eintrat.
- Die Yacht der Kaiserin von Oesterreich, welche die hohe Frau von der Insel Korfu heimholte, übersegelte Nachts ein kleines Zuckerschiff, das total in den Grund gebohrt wurde. Von der Besatzung ertrank ein Schiffsjunge, während die übrige Mannschaft gerettet wurde.
- In Landsberg sind drei Lehrlinge erstickt, die sich Nachts die Stube tüchtig geheizt und die Ofenklappe zu früh geschlossen hatten.
- Die Schweineseuche ist nicht nur in der schwedischen Provinz Schonen, sondern auch auf der dänischen Insel Amager und in Kopenhagen ausgebrochen. Ein Verbot der Einfuhr von Schweinefleisch, Speckseiten und Würsten aller Art dänischen, schwedischen oder norwegischen Ursprungs in Deutschland ist täglich zu erwarten.
- Wie man aus Flensburg meldet, ist die Schweinepest in Fiby (Westfühnen) aufgetreten und breitet sich in Seeland, in der Umgegend von Gjentoste aus. Auf Amager müssen täglich hunderte von Schweinen geschlachtet werden. Es wird befürchtet, daß die Pest nach dem Festland hinübertritt.
- Aus den Vereinigten Staaten wird gemeldet, daß die Schweine=Cholera in 19 Grafschaften des Staates Illinois unter dem Borstenvieh herrscht. Es gehen im Durchschnitt 70% der jungen und 50% der alten Thiere an der Seuche zu Grunde.
- Barneums Menagerie wurde in Bridgeport in Nordamerika ein Raub der Flammen. Das Feuer, welches durch Explosion einer Petroleumlampe entstand, wurde erst bemerkt, als Löwen und Tiger zu brüllen anfingen. Die Elephanten versuchten, ihre Ketten zu zerreißen. Die Wächter bemühten sich vergeblich, den Flammen Einhalt zu thun, die Furcht vor den wüthenden reißenden Thieren schreckte aber jeden ab, zu nahe heranzutreten. Binnen
[ => Original lesen: 1887 Nr. 93 Seite 8]einer halben Stunde war das Gebäude ein Trümmerhaufen. Drei Elefanten, darunter der birmanische weiße, sowie alle abgerichteten Thiere, Pferde, Affen etc. verbrannten. Der Schaden wird auf 700 000 Dollars veranschlagt. Ein großer Löwe und 30 Elefanten entkamen aufs flache Land, wo sie einen panischen Schrecken erregten. Der Löwe wurde schließlich erschossen, die Elephanten sind fast alle wieder eingefangen.
- Gotha bekommt mit seinem Verbrennungsofen Konkurrenz. In Hamburg und Darmstadt werden Columbarien errichtet werden und auch in Berlin sind vorbereitende Schritte gethan.
- Im Laufe nächster Woche verläßt ein aus 18 Wagen bestehender Transport Pulver die Fabrik von Cramer und Buchholz bei Rübeland. Die Sendung ist nach Rumänien bestimmt.
- Die deutsche Presse wird von guter Seite belehrt, daß man die russische Kaiserin nicht Zarewna nennen dürfe, denn das bedeute die Tochter des Kaisers, richtig sei nur Zaritza oder einfach Zarin. Ferner müsse man schreiben: Suwòrow und aussprechen Szuòroff; Wladimir und Gàtschino, nicht Gatschina.
- Der Maler Gallait, der vor einigen Tagen in Brüssel starb, hat über vier Millionen Franks hinterlassen.
- Als vor Jahr und Tag deutschamerikanische Schützen der Kaiserin Augusta in Koblenz ihre Huldigung darbrachten, machte der Kronprinz so ungezwungen und liebenswürdig die Honneurs, daß einer von ihnen ausrief: "Kaiserliche Hoheit, wenn Sie in Amerika wären, würden wir Sie zum Präsidenten wählen!" Dem Kronprinzen machte diese Aussicht viel Vergnügen.
- Die schönsten und eitelsten Frauen Europas werden zum nächsten Sommer in das Spielbad Spaa eingeladen. Dort soll ein Ausschuß kundiger Männer und Frauen der Schönsten einen Preis von 10 000, der Zweitschönsten 5000 Franks zuertheilen, die übrigen sollen sich anderen Trost suchen. Mit diesem Wettkampf wird stilgemäß die neue Spielhölle eröffnet.
- Ländlich sittlich. Ein nationales Ereigniß in Spanien ist die Verwundung des berühmten Stierkämpfers Frasuelo. Er erhielt eine starke Wunde beim jüngsten Stierkampf. Vornehm und Gering unterhält sich nur von ihm, Hunderte umstehen Tag und Nacht sein Haus, die vornehmsten Leute geben ihre Karten bei ihm ab, die Aerzte veröffentlichen alle 4 Stunden ihre Berichte und die Zeitungen drucken sie in Extraausgaben ab. Aus den Provinzen sind 1500 Beileidstelegramme gekommen.
- Hauptmann: "Einjähriger Müller, wie stehen Sie wieder da! Sie können ja nicht einmal Ihr Gewehr richtig halten und wollen Pfarrer werden? Die arme Gemeinde!"
- "Es hat jedes Ding seine zwei Seiten!" rief ein Faulenzer aus und - legte sich auf die andere Seite.
- Ausrede. Schwiegervater: "Na, was treibt Ihr denn, Kinder? Ihr prügelt Euch ja!" - Schwiegersohn: "O nein! Ich massiere nur meine Frau!"
Schneerosen.
Eine Weihnachtsgeschichte von Nanny Necker.
(Nachdruck verboten.)
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