[ => Original lesen: 1887 Nr. 90 Seite 1] Zur Vermeidung der zur Winterzeit durch Schnee und Glätte erschwerten Passage auf den Bürgersteigen der hiesigen Straßen und um der dadurch den Fußgängern drohenden Gefahr vorzubeugen, wird hiermit angeordnet:
1. Sämmtliche Hausbesitzer in der Stadt und vor der Stadt sind verpflichtet, das Trottoir, die Bürgersteige und Hauseingänge bei Schneefall von allem Schnee zu reinigen und die Wasserrinnen gehörig aufzueisen, sowie das Trottoir und die Fußsteige mit Sand oder Asche zu bestreuen und dies Bestreuen so lange der Frost anhält, täglich bis Morgens 9 Uhr zu erneuern.
2. In denjenigen Straßen, wo wegen mangelnder oder ungenügender Breite der Bürgersteige die Fußpassage auf die Fahrbahn angewiesen ist, hat jeder Hausbesitzer einen genügend breiten Weg in der Fahrbahn täglich Morgens bis 9 Uhr mit Sand oder Asche zu bestreuen, und zwar so, daß jeder Hausbesitzer die Bahn seines Nachbarn in möglichst gerader Linie fortführt.
3. Das Tragen von mit Flüssigkeiten gefüllten Eimern auf dem Trottoir ist verboten.
Etwaige Contraventionen werden mit Geldstrafe bis zu zehn Mark oder mit Haft bestraft werden.
Schönberg, den 15. November 1887.
Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Kaiser Wilhelm befindet sich wohl, wenn auch in sehr trüber Stimmung. Er hat in Folge dessen auch persönlich den Prinzen Ludwig von Bayern, der dieser Tage nach Berlin zu kommen gedachte, in einem Briefe ersucht, sein Kommen bis auf weiteres zu verschieben, da er sich durch die Nachrichten über seinen Sohn zur Zeit derartig angegriffen fühle, daß er dem Prinzen Ludwig die ihm gebührende Aufmerksamkeit zu erweisen nicht im Stand sein werde.
Treu und fest hält Kaiser Wilhelm an dem alten Freundschaftsverhältniß zu dem russischen Kaiserhaus. Als aber 1879 die Anzeichen einer Annäherung Rußlands an Deutschlands Erbfeind Frankreich immer offenbarer und drohender wurden, da entschloß sich Fürst Bismarck nach Wien zu gehen und ein Bündniß zwischen Oesterreich und Deutschland zu schließen, in welchem sich beide ihre Großmacht= und ihren Länderbesitz verbürgten. Dem Kaiser Wilhelm wurde es schwer, in diesen Schritt zu willigen, er wollte nicht an den Wechsel der russischen Gesinnungen glauben und kam noch einmal mit seinem Neffen, Alexander II., in Alexandrowo, zusammen, um diesen umzustimmen, aber vergeblich, und selbst dann noch mußte Bismarck sein Entlassungsgesuch einsetzen, um von dem Kaiser die Zustimmung zur Reise nach Wien zu erlangen. Am 15. Oktober wurde das Bündnißprotokoll von Kaiser Wilhelm und Franz Joseph unterzeichnet. Diese Thatsache berichtet ein soeben in Berlin erschienenes interessantes Buch: "Bismarck und Rußland, Enthüllungen über die Beziehungen Deutschlands und Rußlands von 1859 bis heute." An der Stelle, wo sonst der Name des Verfassers steht, befindet sich eine neunzackige Krone mit drei Sternen dahinter. Das Buch mit seinen vielfachen Enthüllungen und Aktenstücken wird auf Bismarck'schen Ursprung zurückgeführt. Es beweist, daß Bismarck alles, was Deutschlands Ehre erlaubte, gethan hat, um Rußlands mächtige Freundschaft zu erhalten.
Die Nachricht, daß der Kronprinz sich weigert, eine Operation an sich vornehmen zu lassen, wird von Berlin aus bestätigt. Der Kaiser, der am Montag Herrn Dr. Schmidt in einer längeren Audienz mit Herrn Professor v. Bergmann empfangen hat, soll entschieden haben, daß lediglich der persönliche Wille seines Sohnes in der Frage der Operation den Ausschlag zu geben habe. Die Operation scheint mithin definitiv aufgegeben zu sein. Dieser Entschluß des Kronprinzen scheint darauf zurückzuführen zu sein, daß die Aerzte ein dauernd günstiges Resultat nicht in Aussicht stellen können und daß die neuen Wucherungen ungewöhnlich schnell erfolgen. Trotz alldem sind die Nachrichten einiger Blätter, daß für das Leben des Kronprinzen unmittelbar Gefahr drohe, übertrieben, der Kronprinz wird aber voraussichtlich wenigstens vor der Hand nicht nach Berlin zurückkehren, die zu seiner Rückkehr getroffenen Vorkehrungen sind abbestellt und der Aufenthalt in San Remo wird zunächst beibehalten werden.
Der Kronprinz von Italien hat aus Anlaß seines 19. Geburtstages vom deutschen Kaiser den Schwarzen Adlerorden erhalten.
Eine dreifache Krisis zu gleicher Zeit! Die Heimsuchung des deutschen Kronprinzen, der Besuch des Zaren mit seinen noch unklaren Folgen und der heillose Wirrwarr in Paris, von welchem Niemand weiß, was herauskommen wird. Da heißt es: Kopf oben und Herz fest! Man sollte meinen, wenn irgend etwas, so müßte der Wirrwarr in
[ => Original lesen: 1887 Nr. 90 Seite 2]Paris den Zaren von seiner Neigung bekehren, seine Karten oder auch nur eine auf Frankreich zu setzen.
Kaiser Wilhelm hat, wie mitgetheilt wird, wiederholt den Wunsch ausgesprochen, man möge den Kronprinzen von seiner Familie trennen. Der Kaiser behauptete sein Sohn könne nicht genesen, wenn man ihn nicht allein lasse, allein mit einem vertrauten Diener und seinem Arzte. Der Kronprinz sei zu gut und nachsichtig; um seine Familie nicht zu ängstigen, ja um sie zu unterhalten, bringe er Opfer, die er schwer an seiner Gesundheit büßen müsse. Der Kaiser sagte, er wisse aus eigener Erfahrung, daß der Kronprinz mit seiner Gemahlin am Theetische gesessen, während ihn Fieberschauer rüttelten, ja sein Sohn habe ihm selbst erzählt, er habe einst sehr verspätet die Arznei zu sich genommen, um seine Töchter, welche eben ein Conzert von Beethoven spielten, nicht zu stören.
Tiefer Schmerz herrschte ob des traurigen Zustandes des Kronprinzen auch in der Familie des Reichskanzlers. Die Fürstin wurde außerordentlich heftig erschüttert. Der Kanzler sagte wiederholt: "Man giebt mir das Zeugniß, daß ich mit allen Mächten zu rechnen verstehe, allein jene finstere Macht bleibt allen Sterblichen überlegen. Wie ich den Kronprinzen kenne, gedenkt er nie seiner eigenen Leiden, sondern Familie und Reich beschäftigen fortwährend sein liebevolles aufopferndes Gemüt". Graf Herbert Bismarck hat die Veranlassung getroffen, daß Depeschen aus San Remo, die Prinz Wilhelm Stunde um Stunde zu schicken versprach, in seine
Hände und nicht in jene des Reichskanzlers gelangen. Der Graf sagte: "Auch der Vater ist schon über 70 Jahre alt und verhängnißvoll könnte ihm eine allzurasche entsetzliche Mittheilung werden."
Der Zar wird auf seiner Heimreise durch ein Spalier fahren, wie's noch keines gegeben hat. Von Wirrballen an der Grenze bis nach Petersburg sind an der Eisenbahn in kurzen Zwischenräumen Soldaten aufgestellt. So lange der Zar auf der Reise ist, dürfen Privatdepeschen ohne Ausnahme nicht befördert werden.
Zar Alexander III. wird am Freitag auf dem Lehrter Bahnhof in Berlin ankommen. Prinz Wilhelm wird ihm bis in die Nähe der preußischen Landesgrenze, Wittenberge, entgegenfahren. Vom Lehrter Bahnhof aus durch die Alsenstraße wird das Kaiser Alexander=Garde=Grenadier=Regiment No. 1 Spalier bilden. Wenn Kaiser Wilhelm nach seinem körperlichen Befinden dazu in der Lage ist, wird er den Zaren am Bahnhof begrüßen. Für das russische Kaiserpaar ist das erste Stockwerk des Botschaftsgebäudes, Unter den Linden 7, in Bereitschaft gebracht. Zum Ehrendienst bei der Kaiserin von Rußland sind die Palastdame der Kaiserin, Gräfin v. Oriola und der Ober=Ceremonienmeister Graf zu Eulenburg bestimmt worden.
General Boulanger ist Montag früh in Paris angekommen und hat sich beim Kriegsminister nach Ablauf seines dreißigtägigen Arrestes gemeldet. Es war eine kurze militärische Scene. Bei der Ankunft blieb alles ruhig. Der General stieg in Louvre=Hotel ab. Einige Male schrieen ein paar Gassenjungen, doch blieb in der Hauptsache alles still.
- Schönberg. In der Nacht vom 16. auf den 17. d. Mts. entstand in dem an der Hinterwand der hiesigen Mühle stehenden Maschinenschuppen ein Feuer, durch welches einiges Geschirr, sowie die Bretterwände des Schuppens beschädigt wurden. Vom Mühlenpächter wurde das Feuer gegen 1/2 2 Uhr Nachts bemerkt und gelang es ihm und seinen Leuten ohne weitere Hülfe dasselbe zu dämpfen, bevor es erheblichen Schaden anrichten konnte. An dem Mühlengebäude ist nur ein in der Hinterwand befindliches Fenster beschädigt. Ueber die Entstehungsursache ist bisher Nichts ermittelt, es hat jedoch den Anschein, als ob Unvorsichtigkeit die Veranlassung sein könnte.
- Schönberg. Se. Kgl. Hoheit der Großherzog, haben geruhet, den bisherigen Referendar Ulrich Freiherrn von Maltzan aus dem Hause Krukow zum Assessor und 2. Mitgliede bei der Großherzoglichen Landvogtei und von Weihnachten d. J. an zum Amtsanwalt zu ernennen. Der Amtsgerichtsassessor Dr. jur. Müller, welcher die Funktionen eines Amtsanwaltes bisher wahrnahm, ist an das Amtsgericht in Neubrandenburg zur einstweiligen Vertretung eines erkrankten Amtsrichters versetzt.
- Wie man aus Frankfurt a. M. mittheilt, sind bei dem dort garnisonierenden 81. Infanterie=Regiment in jeder Compagnie etwa 10-12 Elsässer und Lothringer eingestellt. 11 derselben sind nun auf dem Wege nach Frankfurt entflohen.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Selmsdorf sub Nr. 4 belegene Büdnerstelle c. p. der Ehefrau des Gastwirths Sterly, Maria geb. Schütt, daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 4. Februar 1888,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. November 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Zur Zwangsversteigerung des in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, den durch den Bäckermeister Hinzelmann hieselbst vertretenen Geschwistern Caroline und Adolph Hinzelmann gehörigen, am Markte hieselbst belegenen Wohnhauses c. p., steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. Der Verkaufstermin auf
Dienstag, den 7. Februar 1888,
Vormittags 11 Uhr,
2. Der Ueberbotstermin auf
Freitag, den 9. März 1888,
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück an die zur Immobiliarmasse derselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Dienstag, den 7. Februar 1888,
Vormittags 11 Uhr
angesetzt.
Den Schuldnern und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei l hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 12. November 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
W. Wetzel.
Bekanntmachung.
Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fordersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 7. November 1887.
Die Armenbehörde.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 90 Seite 3]Holz=Auction Nr. 3.
Am Sonnabend, den 19. November d. J., Vormittags 11 Uhr sollen beim Gastwirth Thies zu Ziethen, unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen, nachstehende Hölzer öffentlich meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.
1. Im Garnseerholze, |
Abth. f=3,36 ha Fichten mit einzelnen Kiefern bis zu 45 cm Stammdurchmesser, 85-90 jähr., ca. 1300 Festmet. Taxe pro Festmet. 10 Mk. |
2. daselbst, |
Abth. i=2,06 ha Fichten mit Kiefern bis zu 45 cm Stammdurchmesser, 85-95 jähr., ca. 850 Festmet. Taxe pro Festmet. 10 Mk. |
3. Im Forstorte Bahlen |
Abth. h=3,16 ha Kiefern mit einzelnen Fichten bis zu 40 cm Stammdurchmesser, 90jähr. ca. 950 Festmet. Taxe pro Festm. 10 Mk. |
Der Zuschlag erfolgt im Termin, wenn das Gebot pro Maßeinheit die Taxe erreicht oder übersteigt. Sobald der Zuschlag erfolgt, hat der Käufer 20% des Kaufpreises des von ihm erstandenen Schlages an den Unterzeichneten zu entrichten. Die sonstigen Verkaufsbedingungen können bei den Herrn Förster Blanck-Schlagbrügge, Forstaufseher Behrens-Ziethen eingesehen werden und Letztere sind angewiesen den Reflectanten die Schläge vorzuzeigen.
Schönberg, den 23. October 1887.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Statt jeder besonderen Meldung.
Es hat dem Herrn gefallen unsern lieben guten Mann und Vater den Organisten
J. H. Meier
nach langen Leiden heute Nachmittag 2 1/2 Uhr zu sich in sein Himmelreich zu nehmen, welches tiefbetrübten Herzens anzeigen
Sophie Meier geb. Spehr
und Sohn.
Schönberg, den 16. November 1887.
Um stille Theilnahme wird gebeten.
Die Beerdigung findet am Montag, den 21. November, Nachmittags 2 Uhr statt.
Für die uns zu unserer silbernen Hochzeit so zahlreich zugegangenen Glückwünsche sagen wir Allen hiermit unsern herzlichsten Dank.
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Näheres in der Exped. der Anzeigen.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 90 Seite 4]Einem geehrten Publikum Ratzeburgs und Umgegend hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich trotz des mich betroffenen Brandunfalls mein
Gold= und Silberwaaren=Geschäft
unveränderter Weise fortführen werde. Das Geschäftslokal in unveränderter Weise fortführen werde. Das Geschäftslokal befindet sich jetzt im Hause des Glasermeisters Herrn Bierschenk. Um fernerer geneigter Wohlwollen bittet
Ratzeburg. J. Stricker, Goldschmied.
Zu dem am Donnerstag, den 24. November bei mir stattfindenden
Bauernball
erlaube mir die Herren Hauswirthe hierdurch ergebenst einzuladen.
Schönberg. J. Boye.
Concert-Anzeige.
Unterzeichnete Berg-Capelle wird die Ehre haben
am Sonntag, d. 20. November,
im Saale des Herrn Boye
ein Concert
zu geben, wozu alle Musikfreunde, Damen und Herren höflichst eingeladen werden.
Anfang 7 1/2 Uhr. - Entree 50 Pf.
Nach dem Concert: Tanz.
Bergkapelle Günther
aus Böhmen.
Gewerbe=Verein.
Montag, den 21. d.Mts., Abends 8 Uhr.
Hauptversammlung:
Auslegung von Geräthschaften. Vereinsangelegenheiten.
Reuter Vortrag
von
Friedrich Gloede
am Freitag, den 18. November
im Saale des Hotels Spehr
Abends 8 Uhr.
Programm:
Franzosentid, Stromtid.
Eintrittspreis 60 ., Schüler 30 .
Beste
neue türkische Pflaumen
empfiehlt Aug. Spehr.
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1 Kiste enthält a. 440 Stück. versende gegen 3 Mark Nachnahme.
Kiste und Verpackung berechne nicht. Eiderverkäufern sehr empfohlen.
Hugo Wiese, Dresden, Kaulbachstr. 33, I.
50 000 Mark
ist der Haupttreffer, welcher schon in der ersten Ziehung der Grossen 293. Hamburger Geldverloosung sicher gewonnen wird.
Wir versenden hierzu unter Nachnahme:
1/1 Original-Loose à 6 Mk.
1/2 do. à 3 Mk.
1/4 do. à 1 Mk. 50 Pf.
fügen auch amtlichen Verloosungsplan bei und geben nach Ziehung prompt Nachricht, unter Beilegung der Gewinnliste. Jeder Auftrag wird prompt ausgeführt.
Man wende sich also baldigst an
die Hauptkollecte von
Mindus & Marienthal
in
Hamburg.
Zum Brennen, Polieren, Auflösen von Lack etc. empfehle
96% denaturirten Spiritus
als sehr preiswerth.
A. Zander.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 20. November.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 90 Seite 5]Beilage
zu Nr. 90 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 18. November 1887.
- Der deutsche Kaiser hat dem Papst zu seinem Jubiläum keine kostbare Tiara, sondern eine einfache, allerdings schön ausgestattete Bischofsmütze geschenkt. Es war dem Papst unter mehreren Gegenständen die Wahl gelassen; er wählte sich die Bischofsmütze, denn er ist nicht nur Papst, sondern auch Bischof von Rom.
Die Ausschließung der russischen Werthe von der Lombardirung bei der Reichsbank hat in russischen diplomatischen Kreisen ungemein überraschend gewirkt. Man macht in St. Petersburg kein Hehl daraus, daß diese Nachricht in Kopenhagen beim Zaren keinen guten Eindruck machen werde. Aber gerade das scheint in Berlin beabsichtigt gewesen zu sein, denn auch die offiziöse "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" führt in den letzten Tagen eine sehr scharfe Sprache gegen Rußland und die panslawistische Presse. Man sagt sich deshalb, daß jene Ausschließung der russischen Werthe durchaus nicht nur eine finanzielle, sondern vielmehr gleichzeitig auch eine politische Maßregel gegen Rußland in sich schließe.
- Die Nachricht, daß die Neubewaffnung unseres Heeres mit einem Gewehr von kleinerem Kaliber, als es das jetzige neue Repetiergewehr hat, beschlossen sei und der nächste Reichstag bereits in diesem umfassende Forderungen der Regierung zu bewilligen haben, ist, wie man aus bestunterrichteter Quelle vernimmt, in dieser Form unrichtig. Die Frage ist noch nicht gelöst. Im übrigen wird darauf aufmerksam gemacht, daß im Falle der Einführung des kleinen Kalibers die Kosten für die Gewehre nicht so sehr hoch sein würden, weil die jetzigen Gewehre ohne große Schwierigkeit in solche mit kleinerem Kaliber umgewandelt werden könnten, daß aber allerdings die Anschaffung der neuen Munition erhebliche Kosten verursachen dürfte. In dieser Hinsicht sei aber zu berücksichtigen, daß die vorhandenen reichlichen Munitionsvorräthe für das jetzige Repetiergewehr nicht unnütz angeschafft seien, sondern auch nach der etwaigen Einführung eines neuen Gewehres noch lange für die Uebungen der Landwehr u. s. w. benutzt werden müßten.
- Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Hasenclever ist wegen Geistesstörung aus Dessau, wo er zuletzt gewohnt hat, nach Berlin in die Maison de Santé gebracht worden.
- In Freyburg in Baden verhaftete man zwei Bremser wegen Verdachts der Theilnahme an der Einschmuggelung sozialistische Schriften über die Grenze.
- Die Wiener "Neue Freie Presse" bestätigt, daß in Deutschland Besuche mit einem von einem österreichischen Erfinder hergestellten Gewehr unternommen werden sollen, und meint, Deutschland sei mit dem Mausergewehr noch immer allen andren Staaten voran, denn seine Truppen seien bereits ausgerüstet, während Frankreich seine Gewehre erst anfertige, Oesterreich damit kaum begonnen habe und Rußland überhaupt noch keine Versuche anstelle.
Das französische Repetirgewehr, System Lebel, ist die Nachahmung einer österreichischen Erfindung! Herr Lebel, Kommandant der Schützenschule in Charlons, war im Lauf des vorige Jahres nach Oesterreich gesendet worden, um das Patent eines von einem Oesterreicher, Herrn Schulhof, erfundenen Repetirgewehrs zu erwerben. Bei der Prüfung in Pest erklärte Herr Lebel die Konstruktion des Modells als eine vorzügliche, aber das nach Frankreich mitgenommene Probegewehr wurde trotzdem zurückgeschickt, weil es sich wegen seiner zu großen Schwere für die französische Armee nicht eigene. Jetzt hat Schulhof entdeckt, daß das französische Lebel=Gewehr in verschiedenen Einzelheiten und namentlich in dem an demselben angebrachten Magazin mit dem von ihm erfundenen Modell vollständig übeereinstimmt. Er hat, da er sich seine Gewehrkonstruktion auch für Frankreich hatte patentiren lassen, jetzt Schritte zur Wahrung seiner Rechte eingeleitet.
Sind denn für Boulanger die 30 Tage Hausarrest abgelaufen? Man liest, er werde Montag in Paris eintreffen und mitten in den allgemeinen Trubel hineinfahren. Er wäre dann der 4. Kandidat für den Präsidentenstuhl, außer ihm Ferry, Freycinet und Leon Say. Grévy denkt aber nicht daran, Platz zu machen, weil er seinen Schwiegersohn Wilson zwar nicht für unschuldig, das wäre zu stark, aber doch für nichtschuldig hält. Er hat sich, zum Besten der Republik, weiland Mac Mahons Sprüchlein angeeignet: Hier stehe und sitze ich, nämlich auf dem Präsidentenstuhl, und hier bleibe ich.
Auch der Bruder des Zaren, der russische Großadmiral, Großfürst Alexis, der schon am Freitag in Berlin eintreffen wird, soll die Absicht haben, während des Besuches, welchen Kaiser Alexander III. in Berlin zu machen gedenkt, dort zu verweilen. Der Großfürst kommt von Paris und wird dann gemeinschaftlich mit dem Zaren die Reise nach St. Petersburg unternehmen.
- Der Salonzug des Kaisers von Rußland passierte Sonnabend früh auf der Reise nach Kopenhagen die Berliner Stadtbahn. Es ist der frühere Train Napoleon III. Derselbe besteht aus etwa zwanzig Wagen und bietet einen hocheleganten Anblick. Sämmtliche Wagen waren neu lackiert und reich vergoldet. Inmitten des Zuges ragte wie ein Spiegelglas=Palast der Salonwagen des Kaisers hervor. Auf der Lokomotive des in langsamen Tempo fahrenden Zuges sah man mehrere höhere preußische Eisenbahnbeamte. Im Salonwagen saß der Reisemarschall des Kaisers; an den Festern der übrigen 13 Wagen sah man russische Hofbedienstete mit breiten goldenen Tressen an den Mützen. Im Küchenwagen waren die Köche geschäftig und den Beschluß machte die Schmiede des Zuges.
- Im russischen Palais unter den Linden hat man große Renovationen vorgenommen. Auch sind, wie es heißt, bereits zahlreiche russische Geheimpolizisten in Berlin eingetroffen, um im Verein mit dem königlichen Polizeipräsidium und den Beamten der dortigen Kriminalpolizei alle Vorkehrungen für die Sicherheit des Zaren bei seinem Aufenthalt in Berlin zu treffen.
- Die Linie Wirballen=Petersburg ist nunmehr für die Kaiserreise militärisch besetzt.
- Unterm 16. November ging der "Kreuz.=Ztg." folgendes Schreiben aus Kowno zu: "Vor einigen Wochen hat die Kr. Zeitung ein Artikel gedruckt, wodurch wir (Russen) erfahren mit Erstauen, daß preußen beabsicht hat ein Theil v. Russischen Territorium mit Gewalt von Rußland abzunehmen, um ein neutrale Staat "Polen" zu formiren, damit preußen um seine Grenze von Rußland sicher wäre daß wir preußen nicht berauben (??!) Wir, Offiziere der großen Festung in Kowno, direct gegen Preußen aufgebaute, - haben die Ehre Ihnen mitzutheilen daß wir und unsere Armee, anstatt euer ein Stickchen Russisches Territorum abzugeben, kommen bald bis Berlin schlagen euch wie Räuber geschlagen werden sollen, stechen euch alle aus wie Sch. . . . . . . . (Nun folgen Schimpfereien auf alle Preußen, auf Fürst Bismarck und den Kaiser, welche wir nicht wiedergeben können.) Der Teufel soll euch bald holen auf Wiedersehen in
Berlin! -"
russische Offiziere in Kowno.
Anm. d. Red. Die Franzosen meldeten sich 1870 bekanntlich auch in Berlin an; sie kamen auch rechtzeitig an - als Gefangene. Also auf Wiedersehen!
- Kaiserin Eugenie ist in Amsterdam eingetroffen, um sich einer vierwöchentlichen Massagekur bei Dr. Metzger zu unterziehen. Die Kaiserin ist derart leidend, daß ihr Zustand ihrer Umgebung Besorgnisse einflößt.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 90 Seite 6]- Aus Oesterreich=Ungarn sind in Rom fünf Waggonladungen Jubiläumsgeschenke für den Papst eingetroffen.
- Nach Sansibar und für das deutsche Tongogebiet ist kürzlich vom Auswärtigen Amt in Berlin ein Arzt gesucht worden. Jetzt theilt man von Berlin aus mit, daß bereits so viele Bewerbungen für diese Stelle eingegangen sind, daß weitere Gesuche weder berücksichtigt noch beantwortet werden können.
- Während einer Probe Freitag vormittag im Berliner Konzerthause starb plötzlich der "Hautboist" namens Langer als er nach einer schmetternden Fanfare eben die Trompete vom Munde abgesetzt hatte. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht.
- Der Haushaltsplan der Stadt Leipzig auf das Jahr 1888 erbringt die Bestätigung, daß der Besitz von Kuxen der Mansfelder Bergwerke wieder begonnen hat, ein Erträgniß zu liefern. Es ist als Ausbeute von 6998 Kuxen (7768/90 alte Kuxe), die der Stadt Leipzig gehören, der Einnahmebetrag von 69 980 Mark, also 10 Mark pro Kuxe, eingestellt.
- Aus München wird gemeldet, daß die Verkäufe aus dem Nachlaß Ludwigs II. vorläufig eingestellt sind.
- Auch in Frankreich soll das Nickelgeld eingeführt und sollen 70 Millionen Scheidemünzen ausgeprägt werden.
- Im Justizpalast in Brüssel, der 50 Millionen Francs gekostet hat, beginnen die Decken=Einstürze aufs neue. Jetzt ist die Decke des Geschäftszimmers des General=Staatsanwalts Van Schoor eingestürzt und ein Beamter dabei verwundet worden.
- In der Nacht zum Donnerstag wurde in Venedig ein Erdstoß verspürt, der jedoch keinen Schaden anrichtete. Auch in Ferrara, Ravenna und Bologna, sowie in der ganzen Romagna machten sich starke Erdstöße bemerklich.
- Die Lage der Stadt Zug in der Schweiz ist neuerdings wieder eine sehr beunruhigende. Es sind neue erhebliche Senkungen wahrgenommen, und die zahlreich vorgenommenen Bohrversuche haben ergeben, daß fast überall der Grund aus Morast und Schlamm, selten aus festem Gestein besteht, so daß weitere Senkungen und Rutschungen früher oder später zu befürchten sind.
- Die liebliche Myrthe ist in den letzten drei Jahren immer noch besser gediehen als der dichterische Lorbeer. Kein deutscher Dichter hat in dieser Zeit den großen Schillerpreis von 3000 Mk. erringen können. Geld und Lorbeer sind zurückgelegt worden für die nächsten Jahre, wo der Preis sich verdoppelt.
- Dieser Tage wurde in dem Dorfe A. bei Borken in Westphalen ein Kind geboren, welches an jedem Fuß sechs Zehen und an einer Hand sechs Finger hatte. Jedoch kaum einige Stunde alt verstarb es wieder.
- In Koblenz stürzte ein Klempnermeister Schwarz von einem Baugerüst herab auf das Straßenpflaster und blieb sofort todt. Der Verunglückte, ein anerkannter Meister in seinem Fache, war erst am Tage zuvor von der Hochzeitsreise heimgekehrt.
- In der Nacht vom Sonntag auf Montag erkletterte in Weißenhorn in Schwaben der Maurer Joseph Veh den achtundfünfzig Meter hohen Pfarrkirchthurm am Blitzableiter und befestigte auf dem Kreuze ein Taschentuch.
- Das Radfahren in samtärer Hinsicht ist jetzt Gegenstand lebhafter Erörterungen in ärztlichen Kreisen. Uebertrieben kann es wie alles schädlich sein; maßvoll geübt ist es der Gesundheit entschieden zuträglich. Ein Berliner Radfahrer, der im allgemeinen nicht mehr als zwei Meilen in der Stunde fährt, hat die seltsamsten Folgen an sich verspürt. Früher zur Nervosität neigend, hat er dieselbe vollständig verloren. Die Thätigkeit aller Muskeln, die frische Luft und das stärkere Atmen in derselben wirken zusammen, um den Körper zu kräftigen. Und die praktische Wollkleidung schützt vor Erkältungen. Ein englischer Arzt hat jetzt seine Erfahrungen über die günstigen Wirkungen des Radfahrens beim weiblicher Geschlecht gegen Bleichsucht und dergleichen Uebel veröffentlicht. Die englischen Fahrrad=Fabrikanten haben sich diese Erfahrungen zu Nutzen gemacht und bereits Fahrräder für das weibliche Geschlecht konstruirt. Die Zahl der Radfahrer wächst übrigens in ganz Deutschland ganz gewaltig. Schätzte man sie vor einem Jahre auf 20 000, so fehlen jetzt bereits nicht mehr viel an 30 000.
- Kabeltelegramme berichten über die in Chicago gehängten Anarchisten: Parsons war sofort todt; die Anderen starben erst nach sechs Minuten, besonders hart kämpfte Spies. Vor der Exekution trank Engel ein Glas Portwein, Spieß nahm ein Glas Rheinwein und rauchte eine Cigarre. Alle hatten in der letzten Nacht gut geschlafen; sie lehnten geistlichen Beistand ab. Spieß und Parsons schauderten zusammen, als sie gebunden wurden. Der Exekution wohnten etwa 200 Zuschauer bei. Auf dem Galgen stehend waren alle tiefbleich. Am meisten gefaßt war Parsons; Spieß warf einen schmerzerfüllten Blick auf die Zuschauer, als ob er Jemand suche; Engel plauderte lachend. Als Spieß schon die Kappe über dem Gesicht hatte, rief er: "Unser Schweigen ist mächtiger denn Reden. " Parsons apostrophirte den Sheriff: "Lassen Sie das Volk unsere Stimmen hören." In demselben Augenblick fiel die Falle. Der Gerechtigkeit war Genüge gethan. Auch Louis Lingg, der sich im Gefängniß erschossen hat, war ein Deutscher aus Mannheim, geb. 1864. Er war ein sehr begabter und fleißiger Schüler, lernte als Schreiner und trat mit 18 Jahren seine Wanderschaft als Geselle an. In der Schweiz gerieth er in Sozialistische Gesellschaft, spielte durch Talent und Energie eine Rolle in ihr und wanderte 1885 nach Amerika aus. Dort fiel er in die Hände von Most und Spieß, die ihn vollends verdarben. Bei der Schlächterei in Chicago war er voran und warf die Bomben, die er selbst gefertigt hatte. Das brachte ihm Gefängniß und Tod.
- Merkwürdige Generale haben die Franzosen In Liebesbriefen sind sie allen anderen Menschen vom Militär und Civil über. Ernst und Basse in Quedlinburg lassen sich in ihren berühmten Schriftstellern von solchen Briefen, wie sie der General= und Kriegsminister Thibaudin und Boulanger u. A. an die häßliche, liederliche und kupplerische Limousin geschrieben haben, nichts träumen. Das ist ein Vertrauen, eine Hingebung, ein Feuer. Und diese Briefe wurden in den Kammern verlesen und stehen heute in allen französischen Zeitungen. Namentlich Thibaudin ist groß. Er auch hat gerade an dem Tag, an welchem der König von Spanien in Paris von dem Pöbel verhöhnt und ausgepfiffen wurde, bei der liebenswürdigen Limousin zu Mittag gegessen. Boulanger schloß einen Brief an dieses Frauenzimmer mit "wärmsten Dank und ehrfurchtsvoller Sympathie für Ihre freundschaftliche Gesinnung." So gefühlvolle und zarte Leute und doch so voll "Revanche" d. h. Rache.
- Jenny Lind, die schwedische Nachtigall, war der wohlthätige und menschenfreundliche Genius des englischen Städtchens Great Matvern, in dessen Nähe sie wohnte. Das ganze Städtchen folgte ihrem Sarge. Ihr Gemahl hat ihr einen Kranz auf den Sarg gelegt, der aus den Zeigen eines Myrthenstrauches gewunden war, den Jenny Lind an ihrem Hochzeitstage gepflanzt und sorgfältig gepflegt hatte. In das Grab wurde ihr auf ihre Anordnung mitgegeben eine Bettdecke, die ihr vor Jahrzehnten die Kinder der Vereinigten Staaten zum Geschenk gemacht hatten, und ein indischer Shawl, ein Geschenk der Königin Victoria.
- Ein Universalerbe. Herr: Was? Ihr bettelt bei mir für Eure Tochter? Das ist doch 'ne Frechheit, die ist ja schon vor 10 Tagen gestorben! Bettler: Stimmt, ich bin aber doch ihr Universalerbe.
- Soldatenliebe. (Grenadier, der seine ihm untreu gewordene Geliebte am Arme eines Kameraden erblickt): "Jetzt mag ich aber in der Welt keinen Schatz mehr haben und schaffe mir auch keinen wieder an, und wenn ich gleich verhungern sollte."
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