[ => Original lesen: 1887 Nr. 89 Seite 1] Bekanntmachung.
Die ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Großherzoglichen Landgerichte zu Güstrow für das vierte Quartal dieses Jahres wird am
Montag, den 5. Dezember d. J.,
eröffnet.
Rostock, den 10. November 1887.
Der Präsident des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Dr. Budde.
Nr. 24 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1887 enthält in der
II. Abtheilung:
Bekanntmachung, betreffend die Einberufung des deutschen Reichstags.
Die Genesung des Kaisers von seinem letzten Unwohlsein kann man fast als beendet betrachten. Daß er bei der jetzigen Witterung nicht so schnell das Zimmer verläßt, ist selbstverständlich. Die Nachrichten aus San Remo haben natürlich ihren Eindruck nicht verfehlen können. Der greise Monarch zeigt indessen ungemeine Willensstärke und erledigt mit aufopfernder Pflichttreue alle Regierungssachen. Der laute Jubel, welcher ausbrach, wenn der Kaiser sich am Palaisfenster zeigte, hat den Monarchen besonders bewegt. Er weiß recht wohl, daß ihm auch zur Krankheit des Kronprinzen Jedermann seine Theilnahme bezeugen will.
Der Reichsanzeiger vom Freitag Abend meldet amtlich: San Remo, 10. Nov., Nachmittags. Die versammelten Aerzte konstatieren eine in den letzten Tagen eingetretene Schwellung im Kehlkopfe Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen, welche hoffentlich unter dem Gebrauch der geeigneten Mittel bei dem ausgezeichneten Verhalten des hohen Patienten wieder zurückgehen wird. Morell Mackenzie. Schrötter. Schrader. Krause. Moritz Schmidt. Mark Hovell. - Dies sehr vorsichtige Bulletin sagt also gar nichts von der Nothwendigkeit einer Operation oder Rückreise nach Berlin. Wahrscheinlich hindert die Anschwellung eine genaue Untersuchung. Letzteres wird durch Privatmeldungen bestätigt. Die Freitags=Konsultation verlief befriedigender, namentlich war eine Verschlimmerung nicht vorhanden. Professor Schröter reiste infolgedessen bereits nach Wien zurück. Wie die jedenfalls nöthige Operation vorgenommen wird, läßt sich also zur Stunde absolut noch nicht sagen. Der Kaiser hat den speziellen Wunsch ausgesprochen, die Operation möge, wenn nöthig, im kronprinzlichen Palais in Berlin vorgenommen werden. Nach Mackenzie's Rückreise nach London bleibt Dr. Krause aus Berlin beim Kronprinzen mit dem Engländer Hovell. Das Allgemeinbefinden, Appetit, Schlaf und Laune des Kronprinzen sind vorzüglich. Die Kronprinzessin ist etwas angegriffen.
Ein besonderer Trost ist darin zu sehen, daß der hohe Patient ununterbrochen seine volle Ruhe bewahrt und mit heroischem Gleichmuth den Beschlüssen der Aerzte entgegensieht. Es unterliegt ja keinem Zweifel und wird von Niemandem geleugnet, daß eine Operation, welche wohl kaum vermieden werden kann, mit der allerernstesten Gefahr verbunden ist. Allein eine Gewähr für das Gelingen derselben liegt in dem guten Muth des Kronprinzen selbst. Der Mann, der im Kugelregen von Königgrätz, Wörth und Sedan dem Tode kühl ins Antlitz geschaut hat, bleibt auch unverändert ruhigen Gemüthes bei dem Gedanken an die viel schrecklichere Gefahr, welche ihm das Messer des Operateurs nahe bringt.
Als Dr. Mackenzie dem Kronprinzen am Dienstag unverhohlen den jetzigen Stand der Sache mittheilte, benahm sich dieser wie ein großer Held. Einen Augenblick schien es wie ein Schatten, ein Schleier über seine Augen zu gehen. "Ich dachte schon lange, so was würde kommen -" waren die Worte des Kronprinzen, dann nahm er wieder seine heitere Miene an."
Von der Absicht, den Kronprinzen nach Berlin überzuführen und dort die Operation vorzunehmen, ist vorläufig Abstand genommen; der Kronprinz verbleibt vorläufig in San Remo, wenngleich die Operation kaum vermeidbar sein wird.
Aus Andeutungen glaubt man als zweifellos anführen zu können, daß Professor Schrötter das Leiden des Kronprinzen für sehr ernst ansieht, aber keine momentane Gefahr besorgt. Die weitere Behandlungsweise des Kronprinzen wurde in San Remo von sämmtlichen Aerzten festgestellt. Dies gilt jedoch nur für die allernächsten Tage, welche erst die Entscheidung bringen sollen, ob eine Operation und was für eine erfolgen soll. Professor Schrötter bezeichnet übrigens das Aussehen und das Allgemeinbefinden des Kronprinzen als ausgezeichnet.
Ein Wort des Kronprinzen hat kürzlich in intimen Kreisen Deutschlands die Runde gemacht, das von der rührenden Resignation und dem schmerzlichen Entsagungsgedanken des Kaisererben Zeugniß ablegt. "Wer der Sohn eines so großen Vaters und zugleich der Vater eines so tüchtigen Sohnes ist", soll der Kronprinz geäußert haben, "der ist, wenn es sein muß, für sein Volk überflüssig." Welch' ergreifende Selbstverläugnung klingt durch dieses Fürstenwort und welch' edle Hingebung der eigenen Persönlichkeit klingt aus demselben hervor! Allerdings auch der berechtigte Stolz auf den "tüchtigen Sohn", der in nationaler Gesinnung und männliche Kraft bereits herangereift und befähigt ist, "wenn es sein muß", jeden Augenblick als Herr=
[ => Original lesen: 1887 Nr. 89 Seite 2]scher seines Amtes zu walten. Die Feinde Deutschlands lauern vergebens, daß dem Reich aus dem Verlust dieses oder jenes kostbaren Lebens Unglück und Ruin erwachsen könnte. Ein gütiges Geschick aber möge es trotzdem fügen, daß der greise Kaiser und sein jetzt mit schwerem Leid ringender Sohn dem deutschen Volk noch lange nicht geraubt werden, denn sie verkörpern den Stolz und die Liebe der Nation, die mit ihrem Herrscherhaus durch so herrliche Ruhmesthaten und Errungenschaften verbunden ist.
Unserem Kaiser ist ein neuer Schmerz widerfahren. Seit einigen Tagen ist sein altbewährter treuer Leibarzt, der Geh. Obermedizinalrath Professor Dr. v. Lauer nicht unbedenklich erkrankt. Der Kaiser schickt täglich hin und läßt sich nach dem Befinden seines Arztes, der an einem Lungenkatarrh leidet, erkundigen, zugleich über sein eigenes Befinden Meldung machen lassend. Lauer ist hochbetagt, gerade jetzt aber ist es ihm doppelt schwer, nicht um den Kaiser sein zu können.
Wie die letzten amtlichen berliner "Hofnachrichten" melden, trifft der Kaiser von Rußland "voraussichtlich" auf der Durchreise nach Petersburg am 18. November in Berlin ein. Mit dem Kaiserpaare wird auch der Großfürst=Thronfolger in Berlin erwartet. Nähere Nachrichten über die Stunde der Ankunft sind jedoch noch nicht dorthin gelangt. - Nicht uninteressant dürfte übrigens die Thatsache sein, daß in dem Augenblick, wo man den russischen Kaiser zum Besuch erwartet, von der russischen Grenze die Nachricht in Berlin einläuft, daß dort mit größtem Eifer Festungsbauten betrieben werden, sowohl durch Vermehrung der Forts an vorhandenen Festungen als durch Errichtung neuer Waffenplätze.
Von dem Bündniß zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien will der englische "Standard" erfahren haben, daß in Friedrichsruh absolut nichts Neues vereinbart worden sei. Das Bündniß bestehe schon seit dem Frühjahr und sei jetzt auf weitere 5 Jahre verlängert worden. Die 3 Staaten garantiren sich gegenseitig ihren Besitzstand, wenn einer derselben von einer fremden Macht angegriffen werden sollte.
Die Reichsbank in Berlin hat die Verfügung erlassen, von jetzt ab russische Werthe durch ihre Lombardcomtoire nicht mehr beleihen zu lassen. Das ist die Antwort auf die Weigerung der russischen Reichsbank, deutsche Wechsel fortan zu discontiren.
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Anzeigen.
Der Lederhändler Carl Rahn hieselbst hat beantragt, daß seine auf der Schönberger Stadtfeldmark belegenen Grundstücke, als:
1. das im Rübencamp zwischen den Ländereien des Uhrmachers Vogel und des Kaufmanns Brüchmann belegene Ackerstück in Größe von angeblich 120 []Ruthen mit darauf erbauter Scheune
und
2. das im Lüttenmoor zwischen den Mooren des Webers Kloth, des Schuhmachers Kleinfeld, des Kaufmanns Maaß und des Böttchers Maaß belegene Moor in Größe von circa sechs Scheffeln Aussaat
zur Unterabtheilung A der ersten Hauptabtheilung des Hypothekenbuchs über sein zu Schönberg an der Siemzer=Straße sub Nr. 178 belegenes Wohnhaus c. p. mit aufgenommen werden.
Demzufolge werden hiermit alle Diejenigen, welche Realrechte an dem vorstehend sub 1 u. 2 bezeichneten Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung zu Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 19. November d. J.,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Meldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten beiden Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 1. September 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Cronscamp sub No. V belegene Vollstelle c. p. des Jochen Oldenburg daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Mittwoch, den 1. Februar 1888,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 8. November 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Zur Ausloosung der aus dem hiesigen Fürstenthum gewählten Schöffen für die ordentlichen Sitzungen in dem Geschäftsjahr 1888 ist auf
Sonnabend, den 26. November cr.
Vormittags 10 Uhr
im hiesigen Gerichtslocale die öffentliche Sitzung anberaumt, was hiedurch öffentlich bekannt gemacht wird.
Schönberg, den 9. November 1887.
Der Erste Amtsrichter
beim Großherzoglichen Amtsgerichte.
G. Horn.
Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 5. December 1887 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf
Donnerstag, den 17. November d. J.,
Mittags 12 Uhr,
eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 12. November 1887.
Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
I. V.
(gez.) Bölckow.
Bekanntmachung.
Die nochmalige Hebung einer Armensteuer zum halben Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistrikts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fordersamst einzuzahlen.
Schönberg, den 7. November 1887.
Die Armenbehörde.
Statt jeder besonderen Meldung.
Margarethe Kreyssig,
Bonifaz Schweigmann,
Verlobte.
Frankfurt a/M. Schönberg i/M.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 89 Seite 3]Vielfach Prämiirt. Vielfach Prämiirt.
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 89 Seite 4]Auf dem Baubrink zu Schönberg.
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Zu dem am Donnerstag, den 24. November bei mir stattfindenden
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erlaube mir die Herren Hauswirthe hierdurch ergebenst einzuladen.
Schönberg. J. Boye.
Stadt Lübeck.
Gr. Bauernball
am Donnerstag, d. 17. November cr., wozu ich mir erlaube die geehrten Hauswirthe ergebenst einzuladen.
J. H. Freitag.
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am Sonntag, d. 20. November,
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Eine Wittwe in Schönberg empfiehlt sich zum
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Näheres in der Exped. der Anzeigen.
Ende dieser Woche empfange in Lüdersdorf
eine Ladung Tannen,
und werde dieselben in Auction verkaufen, den Tag der Auction werde noch näher bekannt machen.
F. Lundwall.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu zwei Beilagen.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 89 Seite 5]Erste Beilage
zu Nr. 89 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. November 1887.
Rechnungs-Abschluß
der
Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt
in Schönberg
am 1. Juli 1887.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 89 Seite 6]A. Ersparniß=Anstalt
Bilanz.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Gewinn= und Verlust=Berechnung.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Reservefonds der Ersparniß=Anstalt am 1. Juli 1887: 6784 M. 64 .
[ => Original lesen: 1887 Nr. 89 Seite 7]B. Vorschuß=Anstalt
Bilanz.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Gewinn= und Verlust=Rechnung.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Reservefonds der Vorschuß=Anstalt am 1. Juli 1887: 51333 M. 09 .
[ => Original lesen: 1887 Nr. 89 Seite 8] Vorstehender Rechnungs=Abschluß der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt haben wir geprüft und mit den ordnungsmäßig geführten Büchern übereinstimmend gefunden.
Schönberg, den 12. October 1888.
Die Revisions= Committe.
H. Burmeister. A. Montag. H. Lenschow.
Der vorstehende Rechnungs=Abschluß der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt ist von der heute abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Actionäre genehmigt worden.
Schönberg, den 10. November 1887.
Das Directorium
der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
C. J. W. Burmeister. H. Meyer. H. Lohse.
J. Breuel. J. Boye.
Secretair: H. Stoffers.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 89 Seite 9]Zweite Beilage
zu Nr. 89 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. November 1887.
- Auf der Reise von Baveno nach San Remo hatte der deutsche Kronprinz für sich und seine Familie im Bahnhofs=Restaurant von Allessandria ein Diner bestellt, für welches der Wirth - 1600 Lire forderte, eine Summe, die ihm denn doch zu hoch erschien. Gleichmüthig steckte der Kronprinz die Rechnung ein und sagte dem verblüfften Wirth: "Ich werde die Rechnung zahlen, sobald sie von der Bahndirektion revidirt sein wird. Ich zahle prinzipiell nicht mehr, als eine Sache werth ist." Sprach's und bestieg den Zug, den Wirth in namenloser Verblüffung zurücklassend.
Die Zahl der Reichsämter soll am 1. April um ein neues vermehrt werden. Wir bekommen ein "Schiffsvermessungsamt". Im Etat für das Reichsamt des Innern sind für diese neue Behörde an Gehalt und sonstigen Ausgaben 17 790 Mk. ausgeworfen. Die jetzige Organisation der Vermessungs= und Revisionsbehörden reicht nicht aus, um ein einheitliches Verfahren bei der Vermessung der Seeschiffe zu gewährleisten. Die Aufgaben des " Schiffsvermessungsamtes" werden vornehmlich darin bestehen, die von den Vermessungsbehörden ausgeführten Arbeiten einer eingehenden Prüfung zu unterwerfen und darüber zu wachen, daß die Vermessungen unter den bestehenden Vorschriften in gleichmäßiger Weise bewirkt werden.
- Der Dichter Ernst v. Wildenbruch, der bisher als Assessor im Auswärtigen Amt beschäftigt war, ist vom Kaiser zum Legationsrath ernannt worden.
- Für das Papstjubiläum veröffentlicht der Moniteur von Rom schon jetzt das Programm. Der Papst empfängt nach demselben am 31. Dezember eine internationale Deputation, zelebrirt am 1. Januar 1888 die Jubelmesse, hört am 2. Januar in der Kirche St. Lorenzo Vorträge über das Jubiläum, empfängt vom 3. bis 5. Januar Wallfahrer, eröffnet am 6. Januar die vatikanische Ausstellung und vollzieht am Tag der Dreikönigsoktave mehrere Heiligsprechungen und am Sonntag darauf Seligsprechungen.
- Die Veruntreuungen bei Banken kommen neuerdings wieder in die Mode. So ist jetzt der zweite Direktor der Handelsbank in Stockholm, Hugo Nystroem, verhaftet worden, weil er nicht weniger als 290 000 Kronen zu seinen eigenen Gunsten verwendet und die Bank darum betrogen hat.
- Die drei bayrischen Königsschlösser sind im letzten Sommer von 75 615 zahlenden Personen besucht worden. Davon entfielen auf Herren=Chiemsee 45 873, auf Neu=Schwanstein 16 881 und auf den Linderhof 12 861.
- Ein Denkmal für Heinrich Heine soll in Düsseldorf, der Vaterstadt des Dichter, errichtet werden. Beiträge desselben sind an den Schatzmeister des Denkmal=Ausschusses Bankier Leopold Ahrweiler in Düsseldorf einzusenden.
- Wie streng es mit der Trichinenschau genommen werden muß, zeigen die Beispiele von Grund und Zellerfeld im Oberharz. In beiden Orten erkrankten zahlreiche Einwohner in Folge trichinösen Schweinefleisches und mehrere starben. Mehrere Eltern hatten ihren Söhnen in den Garnisonen Minden und Vegesack Würste und Schinken geschickt. Bald kam die Nachricht, daß auch diese Soldaten und ihre Kameraden, die von den Würsten gegessen hatten, schwer erkrankt seien und im Lazarett lägen. So wirken Trichinen in die Ferne.
- In der "Berliner medizinischen Gesellschaft" zuckt man die Achseln über den Hypnotismus als Heilverfahren. Professor Ewald hat alte Damen stundenlang einen blanken Knopf oder eine Messerspitze anstarren lassen, aber ohne jeden Erfolg. Nur zwei seiner Patienten vermochte er einzuschläfern, dabei blieb es aber auch. Da die Franzosen größere Wirkungen (es giebt bei diesen mehr als 1000 Hypnotiseure) erzielt haben wollen, so will er es dahin gestellt sein lassen, ob die Deutschen weniger für den Hypnotismus veranlagt seien als die Franzosen. (Dafür spricht, daß diese seit 17 Jahren unverwandt auf Elsaß=Lothringen starren, aber ohne einzuschlafen.) Viele Fälle, meint Ewald, ließen sich als der Einfluß eines starken Geistes und Willens auf einen schwächeren erklären. Er führt dafür Friedrich den Großen an, der im 7jährigen Krieg den Kroaten, der die geladene Büchse auf ihn angelegt hatte, mit den Worten: "Du, Du!" und dem erhobenen Krückstock entwaffnete. Nur bei krankhaften Naturen fährt er fort, könne der Hypnotismus einigen Erfolg haben und auch da nur vorübergehend; gesunde Menschen würden durch das Hypnotisiren nervös und nervöse noch leidender. Dr. Moll konnte durch Vortrag seiner Pariser Beobachtungen die Berliner Aerzte nicht überzeugen.
- Mozart II. Eine Londoner Musik=Gesellschaft veranstaltete vor einigen Tagen eine große Mozart=Feier, bei der lebende Bilder gestellt wurden. Zum Schluß erschien, nachdem man Scenen aus Mozart'schen Opern gebracht, Mozart selbst inmitten derselben. Für die Darstellung des letzteren hatte man einen halb verhungerten Kommis aufgetrieben, der Mozart sehr ähnlich sah und dem man für diese Leistung ein Pfund Sterling gegeben. Am Abend im Kostüm trat diese Aehnlichkeit so verblüffend hervor, daß sich das Publikum an Mozart II. gar nicht satt sehen konnte und geradezu an ein Wunder glauben wollte. Seither ist Mozart II. in die Mode gekommen, er wird in allen vornehmen Häusern empfangen, gleich einem Weltwunder angestaunt und erhält für jeden Besuch in der Dauer einer Viertelstunde zehn Pfund Sterling. In den nächsten Tagen wird der Kommis John Lartens, der dem Schöpfer des "Don Juan" bereits ein kleines Vermögen verdankt, auch einer der wärmsten Verehrerinnen des Mozarts, der Königin Victoria, vorgestellt werden.
- Die Kreuzerfregatte "Leipzig" hat in voriger Woche eine schwere Havarie erlitten. Das Schiff, welches ein neues Maschinensystem erhalten hatte, befindet sich seit Mitte October in Dienst zur Abhaltung der Probefahrten. In voriger Woche ging es in See, um eine sechsstündige starke Fahrt zu machen, bei welcher die höchste Leistungsfähigkeit der Maschine festgestellt werden sollte. 3 1/2 Stunden hatte die Fahrt bereits gewährt, man befand sich 10-12 Seemeilen von Helgoland, als plötzlich die Maschine stoppte, dann aber mit ganz enormer Umdrehungszahl ihren Gang wieder fortsetzte, so daß alles kurz und klein zu fliegen drohte. Der leitende Maschineningenieur ließ sofort die Maschine stoppen und die Ablaßventile öffnen, da alles auf eine schwere Havarie an der Schraube hindeutete. Das Schiff mußte sich vor Anker legen und wurde zunächst von einem finnischen Frachtdampfer und dann von deutschen Dampfern, welche durch Signale herbeigerufen worden waren, nach Wilhelmshafen geschleppt. Die Havarie ist jedenfalls dadurch entstanden, daß die Schraube, deren Stärke für die frühere Maschine von höchstens 4000 Pferdekräften berechnet war, welche die neue Maschine bei der betreffenden Fahrt gezeigt hat, zu schwach war. Die Reparaturen werden zu einer erheblichen Verstärkung der beschädigten Theile führen und dann wird die "Leipzig" die schnellste Fregatte unserer Flotte sein.
- In Würzburg ist ein Wucherer, der namentlich Leichtsinn und Noth der Studenten auf krasse Weise ausbeutete, zu 1000 Mark Geldstrafe, 4 Monaten Gefängniß, Tragung sämmtlicher Kosten und zu 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt worden.
- Aus Lemberg wird berichtet: In Kamionka brach vor einigen Tagen ein Brand aus, der fünf Bauerngehöfte einäscherte. Während des Feuers ergriffen die Bauern einen der Brandstiftung verdächtigen Mann und warfen ihn in die Flammen.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 89 Seite 10]Die verkohlte Leiche wurde später unter den Trümmern gefunden.
- Aus Dublin wird eine neue Greuelthat der irischen Patrioten gemeldet. Eine Bande von Mondscheinlern drang Dienstag früh in die Wohnung eines Pächters in Kirby ein, riß denselben aus seinem Bette und tödtete ihn durch Flintenschüsse in Gegenwart seiner Familie.
- In Amager bei Kopenhagen ist die Schweinepest ausgebrochen und sind schon 150 Stück der Seuche zum Opfer gefallen.
- Der durch den Einsturz des Seeufers in Zug am 5. Juli entstandene Schaden ist jetzt auf 710 097 Francs festgestellt worden.
- In Pest erregt die Revolte einer Abtheilung des Infanterie=Regiments Rodich großer Aufsehen. Die vor kurzem eingestellten Rekruten griffen ihren Exerzier=Unteroffizier mit gefälltem Bajonnet an und verwundeten ihn; auch ein Offizier, welcher die Revoltanten zum Gehorsam zwingen wollte, wurde verwundet. Die Abtheilung konnte erst nach heftiger Gegenwehr entwaffnet werden.
- In Paris hat sich ein 50jähriger Mann, nachdem er den Inhalt eines Fläschchens getrunken hatte, vom Triumphbogen hinabgestürzt, ist aber auf dem ersten Vorsprung liegen geblieben, von welchem er gerettet wurde. Beim Fallen hatte sich der Mann nicht den geringsten Schaden zugefügt, mußte aber wegen des genossenen Giftes in's Krankenhaus geschafft werden.
- Im vierzehnten Jahrhundert verschlang die Ostsee bei einem furchtbaren Sturm die Stadt Regamünde an der hinterpommerschen Küste. Jetzt nach mehr als 400 Jahren hat ein neuer Sturm, der das gestaute Wasser weit zurücktrieb, viele Trümmer der versunkenen Stadt bloßgelegt, man konnte sie deutlich erkennen, aber nur einen halben Tag lang, dann verschlang sie wieder das Meer.
- Gutes Bier, soll nach den auf eingehende Untersuchungen gestützten Feststellungen des bekannten medizinischen Chemikers, Professor Dr. Loebisch in Insbruck folgende Eigenschaften besitzen. Das Bier soll möglichst weit vergohren sein, dieses zeigt sich durch den hellen Glanz und die Durchsichtigkeit desselben. Unvollständig gegohrene Biere enthalten größere Mengen von Hefe und Kleber, bei Zutritt von Luft tritt leicht Essigsäure= oder Milchsäuregährung ein. Sie verursachen leicht abnorme Zersetzungsvorgänge im Magen und Darmkanal. Der Schaum des Bieres soll weiß, kleinblasig und rahmartig sein. Der Geschmack muß erfrischend sein und an Malz und Hopfen erinnern. Das Hervorstechen eines spirituosen Geschmackes erweckt den Verdacht auf Zusatz von Alkohol in Form von Sprit, zu große Bitterkeit deutet auf fremde Bitterstoffe, ein sehr süßer Geschmack auf Zusatz von Glycerin. Mit Soda versetzte Biere schmecken laugenhaft. Ein starker Geschmack nach Pech kann davon herrühren, daß man eine faulige Gährung des Bieres durch Pech zu verdecken suchte. Zu junge Biere, in denen die Gährung noch nicht genug vorgeschritten, beleidigen auch das Geruchsorgan durch den Geruch nach übelriechenden Gährprodukten, wie ein solcher in Gährkellern wahrnehmbar ist. Die braune Farbe des Bieres soll nur von der Farbe des Malzes, aber nicht von derjenigen des zur Herstellung des Bieres verbrauchten Zuckers herrühren. Ein hochgradiger Säuregehalt - über 0,10 - 0,16 in deutschen Bieren ist schädlich.
- In Norwegen wird nächstens ein Buch öffentlich verbrannt werden. Ein Untergericht hat auf Beschlagnahme erkannt und das oberste Gericht hat hinzugefügt, die ganze Auflage sei öffentlich zu verbrennen. Das Buch ist ein Roman von Krogk und trägt den Titel "Albertine". Albertine ist ein junges Mädchen, in den ärmlichsten Verhältnissen geboren, brav und sittsam, aber dicht neben das Laster gestellt; es sieht mit Grauen den Sumpf, in welchem seine Schwester und seine Freundinnen untergehen, es will sich vor ihm mit aller Gewalt wahren, fällt aber schutzlos durch die Gewissenslosigkeit eines Wächters der öffentlichen Ordnung doch hinein und geht unter. Gelesen haben wir das Buch nicht. Der Verfasser sagt zu seiner Vertheidigung: Geschehen dürfen so haarsträubende Dinge jeden Tag, aber sprechen darf man von ihnen nicht.
- Alfred Bell, der 16jährige Sohn des Königs Bell von Kamerun, welcher vor Monaten mit 3 Genossen nach Altona gekommen ist, um das Zimmerhandwerk zu erlernen, hat dort in die Zimmerinnung aufgenommen werden sollen. Doch hat man schließlich von der Einschreibung Abstand gekommen, da der Bildungsgrad der jungen Leute zu niedrig sei, um ihnen "einen Begriff von dem Wesen und Zweck der Innung" beizubringen.
- Hohes Alter bei verschiedenen Lebensgewohnheiten. Hannibal Camour, der in einem von Horace Bernets Gemälden verewigt worden ist, starb in seinem 121. Jahre und trank nicht nur viel Wein, sondern aß auch sehr stark. Polotiman, ein Chirurg in Lothringen, starb 1525 in einem Alter von 140 Jahren; den Tag vor seinem Tode führte er noch ganz geschickt eine Krebs=Operation aus, und er hatte keinen Tag verlebt, an dem er nicht betrunken gewesen. Eine schlesische Bäuerin starb in demselben Jahre 155 Jahre alt; sie trank gewöhnlich ihre zwei Stampfen Branntwein täglich. Danach könnte es scheinen, als ob Trunkenbolde vorzugsweise zu einem langen Leben gelangten. Aber Eleonore Spier, welche 1763 in Virginien 121 Jahre alt starb und sich des vollen Gebrauchs ihrer Geisteskräfte erfreute, hatte niemals einen Tropfen geistiger Getränke gekostet. Der Goldschmiedgeselle Grandes starb im Alter von 126 Jahren; er arbeitete bis 12 Tage vor seinem Tode und hatte nie Wein getrunken. Ebenso kannte John Effigham, welcher 124 Jahre alt starb, geistige Getränke nur von Ansehen. Peter Zortan, welcher 1724 in einem Alter von 185 Jahren starb, beschränkte sich ausschließlich auf vegetabilische Kost.
- Hohes Alter. Aus Kutscherau bei Butschowitz wird dem "Mährisch=schlesischen Korrespondent" geschrieben, daß dort eine Greisin, namens Elisabeth Prascheck lebt, welche gegenwärtig in dem hohen Alter von hundertvierzehn Jahren steht und verhältnißmäßig physisch und geistig rüstig ist. Von den Töchtern der Greisin zählt die älteste gegenwärtig zweiundsiebzig, die jüngste sechszig Jahre. Die Hundertvierzehnjährige, welche in ihrem Geburtsorte ein kleines Anwesen besitzt, pflegte noch vor wenigen Jahren auf dem Felde zu arbeiten und verhältnißmäßig schwere Lasten eine ziemlich weite Strecke auf dem Rücken zu tragen.
- Eine deutsche Künstlerin in Paris erhielt in einer Gesellschaft einen revanchelustigen Anhänger Déroulède's zum Tischnachbar. Als er ihr ein Glas Wein einschenkte, that er es mit den taktlosen Worten: "Nun, unsere Soldaten werden diesen Wein ja bald an den Orten trinken, wo er wächst." "O, mein Herr", gab mit liebenswürdigem Lächeln die Dame schlagfertig zur Antwort "glauben Sie denn, daß wir unseren Gefangenen Wein zu trinken geben?"
- Vollkommener Ablaß wird durch ein päpstliches Schreiben allen denen angekündigt, die bei Gelegenheit des Papstjubiläums als Pilger nach Rom kommen oder im Herzen und Geiste an der Pilgefahrt Theil nehmen werden.
- Aus dem Volksschulleben wird der "Krzztg." der Entwurf eines Aufsatzes über die Frage: "Was ist ein Teich?" mitgetheilt. Er lautet, wie ihn das Schulkind geliefert: Ein Teich ist eine kleine Wasserlandschaft, welche das Gegentheil von einer Insel bildet. In demselben leben Fische, Krebse, Würmer, Schilfrohr, Enten und Gänse und beim Baden sogar Menschen. Ist der Teich groß, so heißt er See, z. B. Ostsee. Ist er salzig, so nennt man ihn Meer. Ist er sauer, heißt er Sauerteich. Ist ein Teich so groß wie ein Waschfaß, wird er Pfütze genannt, und wird nur von Kinder benutzt. Liegt er in der Nähe von Menschenwohnungen, wird er zum Waschen, Kochen, Bleichen und zur Wiesenbewässerung benutzt. Im Winter fährt man ihn theilweise in einen Eiskeller - zur beliebigen Benutzung im Sommer. Will man einen Teich backen und genießen, so schreibt man ihn hinten mit einem g.
- Frau: Ich weiß nicht, was ich heute kochen soll! Mann: Frage doch das Kochbuch! Frau: Ach, da steht immer: man nimmt, man nimmt, aber wo man's hernimmt nicht!
- Gräfin: Unglaublich, wie mein armer Sohn, der Student, von dem freien Zeitgeist angesteckt ist; neulich hat er sogar Bier aus dem "Bürgerlichen Brauhaus" zu Pilsen getrunken.
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