[ => Original lesen: 1887 Nr. 70 Seite 1] Bekanntmachung.
Auf die am 19. d. M. zu eröffnende ordentliche Schwurgerichtsperiode des Schwurgerichts zu Güstrow werden noch außerordentliche Sitzungen folgen, welche
am Montag den 3. October d. J.
beginnen sollen.
Rostock, den 5. September 1887.
Der Präsident des Großherzoglichen Oberlandesgerichts.
Dr. Budde.
Kaiser Wilhelm hat die Reise nach Königsberg zu den Manövern aufgeben müssen und den Prinzen Albrecht mit seiner Stellvertretung beauftragt. Der jüngste Fall im Zimmer hat ihm Schmerzen im Ellbogen und in der Hüfte und in Folge davon schlaflose und unruhige Nächte zugezogen. So meldet der Reichsanzeiger. Die Reise nach Stettin zur Begegnung mit dem Kaiser Alexander ist aber nicht aufgegeben, falls der Czar kommt. So melden Depeschen. Petersburger Zeitungen dagegen wollen wissen, der Czar werde nicht nach Stettin gehen.
Zu der großen Herbstparade des Garde=Korps am 1. September standen 37 Bataillone und eine Kompagnie, 40 Eskadrons und 20 Batterien mit 80 Geschützen auf dem historischen Platze östlich des Kreuzberges bei Berlin, vom Helmbusch bis zu den weißen Hosen und dem blanken Schuhzeug ein Bild musterhafter militärischer Exaktheit und tadelloser Paradeausrüstung. Es war ein erhebendes Schauspiel, diese Elitetruppen an einem Monarchen vorüberziehen zu sehen, der trotz der Bürde seiner Jahre der ganzen Armee, seinem ganzen Volke ein leuchtendes Beispiel strengster Pflichterfüllung gab. Nicht weit vom Kaiser lehnte Feldmarschall Graf Moltke ganz allein in der Ecke seines Wagens. Die Gardes du corps eröffneten den Vorbeimarsch der Kavallerie. Bei den Gardes du corps und den Garde=Kürassiren sprengten die Paukenschläger, nachdem die Trompeter gegenüber dem Kaiser Aufstellung genommen, die Schlägel rührend und mit den Füßen die Zügel lenkend, in vollem Galopp um das ganze Musik=Korps herum und nahmen dann erst auf dessen rechtem Flügel Aufstellung. Vor dem Garde=Husaren=Regiment einher ritt auf prächtigem Fuchs Prinz Wilhelm, welcher selbst sein Regiment dem Kaiser vorführte und dann sofort zur Suite sprengte. Der zweite Vorbeimarsch erfolgte in Regimentskolonne, ebenfalls in musterhafter Präcision, und einen herrlichen Anblick gewährte es, als dann die Kürassiere in blitzenden Panzern, die Dragoner mit ihren weißen Helmbüschen, die Ulanen mit den wehenden Lanzenwimpeln und die Husaren mit fliegendem Dolman im Trabe vorbeisprengten. Als dann auch Artillerie und Train vorüber waren, hielt der Kaiser, im Wagen stehend, inmitten der Generäle und Regimentskommandeure, die Parade=Kritik ab und kehrte dann um ein Uhr nach der Stadt zurück.
Dr. Mackenzie ist für die geschickte Behandlung des deutschen Kronprinzen, ihres Schwiegersohnes von der Königin Victoria in den Ritterstand erhoben worden. Bei seiner Durchreise durch München ins Pusterthal hat der Kronprinz den Dr. Virchow empfangen.
Es wird von verschiedenen Seiten jetzt bestätigt, daß dem nächsten Reichstage ein Gesetzentwurf über die Besteuerung der ausländischen Werthpapiere unterbreitet werden soll, ebenso ist von der obligatorischen Einführung von Arbeitsbüchern die Rede.
Geräuschlos und fast unbemerkt, wie die erste Erwerbung der deutschen Kolonien und überseeischen Schutzgebiete des Deutschen Reiches, ist im Reichsgesetzblatt durch kaiserliche Verordnung vom 20. Juli d. J. das preußische Grunderwerbsgesetz vom 5. Mai 1872 (jedoch ohne die Grundbuchordnung vom nämlichen Tag) vom 1. October d. J. an im Schutzgebiet der Neu=Guinea=Kompagnie und vom 28. October d. J. an für die zu jenem Schutzgebiet gehörigen Inseln der Salomonsgruppe als Gesetz eingeführt worden. Durch Reichsgesetz vom 7. Juli d. J., welches die Regelung der Rechtsverhältnisse an unbeweglichen Sachen und eine abweichende Festsetzung derselben der kaiserlichen Verordnung für alle deutschen Schutzgebiete überlassen hat, war diese Ausdehnung des preußischen Grunderwerbsrechts bereits vorbereitet.
Eine neue herbe Enttäuschung ist den Franzosen in militärischer Beziehung zu Theil geworden. Es haben sich nämlich die von dem früheren Marineminister, Admiral Aube, in der französischen Marine neu eingeführten 35 Meter=Torpedoboote bei den soeben stattgehabten Seemanövern definitiv als völlig unbrauchbar erwiesen.
Wieder eine Schwenkung. Rußland hat erklärt, erst dann einen General nach Bulgarien schicken zu wollen, wenn die Türkei dort eine gesetzliche Lage, welche dem Berliner Vertrag entspricht, hergestellt haben werde. In Bulgarien will man aber weder auf den General, noch auf den Sultan warten, sondern am 9. October eine neue Sobranje wählen und den Belagerungszustand schon am 8. September aufheben.
- Neustrelitz, 5. September. Der Regierungsassessor v. d. Decken ist auf seinen Wunsch an Stelle des zum Oberlandesgerichtsrath ernannten Herrn von Düring zum Landgerichtsrath am hiesigen Landgerichte designirt.
- Die 17. Division unter dem Generallieute=
[ => Original lesen: 1887 Nr. 70 Seite 2]nant Bronsart von Schellendorf ist jetzt zusammengezogen und die größeren Divisionsmanöver haben am Sonnabend begonnen. Die Division ist augenblicklich formirt aus der 33. Infanterie=Brigade, Generalmajor Freiherr von Rosen, 1. hanseatisches Infanterie=Regiment Nr. 75 aus Bremen, Stade, Harburg, 2. hanseatisches Infanterie=Regiment Nr. 76 aus Hamburg und Lübeck, 34. Infanterie Brigade, Generalmajor von Fischer, mecklenburgisches Grenadier=Regiment Nr. 89 aus Schwerin und Neu=Strelitz, mecklenburgisches Füselier=Regiment Nr. 90 aus Rostock und Wismar, ferner mecklenburgisches Jäger=Bataillon Nr. 14 aus Schwerin, 17. Kavallerie=Brigade, Generalmajor Kuhlwein von Rathenau, 1. mecklenburgisches Dragoner=Regiment Nr. 17 aus Ludwigslust, 2. mecklenburgisches Dragoner=Regiment Nr. 18 aus Parchim, ferner 24. schleswig=holst. Feldartillerie=Regiment Nr. 24 aus Schwerin, Mölln, Güstrow und Neu=Strelitz, 1 reitende Batterie des 9. schleswig=holst. Feldartillerie=Regiment Nr. 9 aus Neumünster und 1. und 3. Kompagnie des schleswig=holst. Pionier=Bataillon Nr. 9 aus Rendsburg. Die Idee des Manövers ist, daß ein in Pommern formirtes Ostkorps über die Tollense in Mecklenburg einmarschirt, um Rostock zu besetzen, von einem Westkorps aber daran gehindert wird und zwischen den Städten Gnoyen, Tessin und Teterow eine Reihe heftiger Gefechte deshalb stattfinden. Vom 3.-7. September manöverirt die Division in 2 Hälften gegen einander, am 9. und 10. September aber geschlossen gegen einen markirten aus Dragonern und Jägern bestehenden Feind. Die Witterung ist so günstig als möglich.
- Aus Güstrow, 4. September, schreibt man der "M. Z.": Gestern Nachmittag spielte sich an der Nebel nahe der sog. Seufzerbrücke eine schreckliche Szene, der Schlußakt eines langen häuslichen Zwiespalts, ab. Der Arbeiter Kasch, welcher als heftig und oft dem Trunk ergeben bezeichnet wird, lebte mit seiner Ehefrau, die als unordentlich galt, im häuslichen Unfrieden, und gar oft sollen sich heftige Scenen, in denen die Frau Schläge erhielt, abgespielt haben. Einer der schlimmsten Auftritte dürfte sich gestern Mittag entwickelt haben, denn die Frau Kasch hat in voller Eile das Haus mit zwei Kindern verlassen, um sich mit ihnen in die Nebel zu stürzen. Der Mann, nichts Gutes ahnend, eilte seiner Frau nach, konnte es aber nicht mehr verhindern, daß dieselbe in die Nebel sprang, an der Stelle, wo das Wasser strudelförmig in die Röhre zum Filterbassin tritt. Nach kurzer Zeit kam die Frau nach oben und stürzte sich nun der Arbeiter Kasch in das Wasser, dieselbe herauszuholen, und es gelang ihm auch, sie zu erfassen. Schon war er dem Ufer nahe, die Frau auf den Schultern tragend, als er zusammenbrach und die Wasser der Nebel über beide zusammenschlugen unter dem Jammergeschrei der zwei am Ufer stehenden Kinder. Nach kurzer Zeit gelang es der Polizei, die Leichen herauszufischen. Vier unversorgte Kinder, davon drei noch Schulpflichtig, sind plötzlich zu Waisen geworden.
- Sämtliche Mannschaften der Ersatz=Reserve I., welche nicht geübt haben und deren Dienstpflicht in der Ersatz=Reserve I. Klasse vom 1. October 1882 ab zählte und diejenigen, welche zwar älteren Jahresklassen angehören, jedoch wegen Kontrolentziehung in den Jahrgang 1882 zurückversetzt worden sind, haben, unter Bezugnahme auf § 15,8 der Kontrol=Ordnung, § 13,4 der Ersatz=Ordnung und Pos. 13 der im Ersatz=Reserve=Schein I vorgedruckten Bestimmungen, die in ihrem Besitz befindlichen Ersatz=Reserve=Scheine I bis Ende des Monats September d. J. behufs Ueberführung zur Ersatz=Reserve II dem zuständigen Bezirks=Feldwebel einzureichen. So lange der Ueberführungs=Vermerk auf dem Ersatz=Reserve=Schein I fehlt, gehört der Inhaber desselben auch der Ersatz=Reserve I. Klasse an.
- In Hamburg sind an der Trichinosis 58 Personen erkrankt, und von den Erkrankten sind schon jetzt 5 ihrem Leiden erlegen. Man nimmt an, daß die Erkrankten, welche durchwegs dem ärmeren Stande angehören und sich hauptsächlich aus Anwohnern der Hafengegend rekrutiren, nach dem Genusse von sogenanntem Abfallfleisch der tückischen Krankheit zum Opfer fielen.
- In einer einzigen Krämerbude in Berlin wurden am Tage der jüngsten Sonnenfinsterniß 1800 geschwärzte Stückchen Glas verkauft. Wie viele in ganz Berlin?
- Woher kennen die katholischen Geistlichen die Frauen so genau? Sie haben doch selbst keine. In der Trierer Katholikenversammlung beschäftigte sich der Dechant Dr. Hammer viel mit der Erziehung der Frauen und ihrer Haushaltungs= und Kochkunst, die er nicht sonderlich rühmte. Er habe jüngst, sagte er, in einer "hauswirthschaftlichen Lehranstalt für höhere Töchter" die Anweisung gelesen, daß die Zöglinge täglich 12 Stunden Unterricht in Chemie und Physik bekommen müßten, um gut kochen zu lernen. Er fürchtete, daß einem Manne, der eine solche Frau und eine von ihr auf naturwissenschaftlichem Weg zubereitete Mahlzeit vorgesetzt bekomme, die Haare zu Berge stehen würden. Der arme Mann mit einer modern erzogenen Frau werde frei nach Heine seufzen müssen:
"Du bist wie eine Blume, so hold, so schön, so rein,
Du kannst nicht Strümpfe stopfen,
Jedoch klavieren fein!
Du kannst nicht kochen und braten,
Die Wirthschaft ist dir fremd!
Du hast viel noble Passionen
Und ich ein zerissenes Hemd!
Mir ist es, als ob ich mit Seufzen
Sollt schauen ins Portemonnaie
Und beten, daß Gott Dich erhalte -
Indeß ich pleite geh!"
- Herr Windthorst kokettirt förmlich mit seiner theuern Person, wie ein eitles Frauenzimmer. Den katholischen Studenten in Trier erzählte er auf dem Commers: Dr. Virchow hat meinen Schädel untersucht und ihn als einzig in seiner Art befunden, sich auch denselben nach meinem Tode ausgebeten, doch erhob meine Frau Einsprache. Zum Glück sitzt mein Kopf noch fest auf dem Rumpf. So berichtet seine gute Freundin die "Germania" in Berlin, also eine gute Zeugin.
- Die in Regensburg zum Jubiläum versammelten Lehrer machten einen Ausflug zur Befreiungshalle in Kelheim. Bei der Ueberfahrt über die Donau zeigte sich ein Boot so überfüllt, daß es mitten im Strom Wasser schöpfte und der Bootsführer erklärte, wir müssen alle ertrinken, wenn nicht mehrere oder wenigstens einer der Passagiere das Boot verläßt und ans Ufer schwimmt; ich darf wegen der Zurückbleibenden das Boot nicht verlassen. Ein muthiger Lehrer aus Oberfranken, just der dickste, sprang sofort in die hochgehende Fluth und erreichte schwimmend das Ufer und nach ihm der erleichterte Kahn. Die Anderen werden's ihm nicht vergessen.
- Vom Großglockner ist wiederum der Absturz eines Touristen zu melden. Der Verunglückte ist der Beamte der Allgemeinen deutschen Kreditanstalt in Leipzig, List, der in Gesellschaft eines Reisegefährten glücklich bis zum Glocknerhause vorgedrungen waren, zum Edelweißpflücken ausging, dabei aber durch Unvorsichtigkeit ausglitt und von dem 45 Meter hohen Felsen in die Tiefe stürzte.
- Nach einer Meldung aus Exeter in England ist am 5. d. M. Abends im dortigen Theater während der Vorstellung Feuer ausgebrochen, welches das Gebäude gänzlich zerstörte. Bis jetzt sind 60 Leichen aus den Trümmern hervorgezogen und 20 Verletzte ins Spital gebracht worden. - Weitere Meldungen geben den Verlust von Menschenleben noch viel größer an. 130 Leichen meist von den Besuchern der Gallerie sind aufgefunden worden. Das Theaterpersonal ist gerettet.
- Auf seltsame Weise ist die Tochter eines armen Landschullehrers im Westerwald zu einem Mann gekommen. Sie hatte eine gute Schulbildung genossen und war die Gesellschafterin einer in England verheirathteten Dame geworden. Als beide neulich eine Bootfahrt auf der Themse machten, schlug das Boot um und die Dame fiel ins Wasser, während das Mädchen sich am Boot festhalten konnte. Mit Aufbietung aller Kraft erfaßte das Mädchen den Kopf der Dame, die untergesunken war, und hielt ihn so lange über Wasser, bis ein anderes Boot herankam und die darin sitzenden Herren Beide retteten. Ein junger reicher Herr verliebte sich in die hübsche, tapfere Gesellschafterin
[ => Original lesen: 1887 Nr. 70 Seite 3]und bot ihr seine Hand. Jetzt sind Beide in den Westerwald abgereist, um die Einwilligung des Vaters einzuholen.
- In Brüssel wird jährlich ein Schönheitspreis an Mädchen aus den Arbeiterkreisen ertheilt. Die Mädchen werden streng ausgewählt und 19 Preisrichter haben der Schönsten der Schönen den Preis zu ertheilen. Diesmal rangen acht Mädchen um den Preis, welcher einer Näherin, Fräulein Veldecken, ertheilt wurde, zugleich mit einem Kuß des ersten Preisrichters; sie siegte durch ihre "romantische Schönheit und ihre wunderschönen Augen. Den zweiten Preis errang eine Schneiderin, aber auch die anderen waren so schön, daß ausnahmsweise noch drei Preise ertheilt wurden.
- Bald wird es keine Kanonen mehr geben. Nicht weil das Reich des ewigen Friedens anbricht, Gott bewahre, sondern weil sie durch neuere Mordwerkzeuge abgelöst werden. Eine amerikanische Zeitung wenigstens meldete aus Baltimore, ein Amerikaner daselbst habe ein Kriegsgeräth entdeckt, neben welchem die Kanonen von Krupp eine traurige Rolle spielen werden. Es ist eine elektrische Batterie, die von 6 Leuten in Betrieb gesetzt wird und auf 1 Kilometer Entfernung ganze Regimenter "niederblitzt." Der Erfinder hat in Gegenwart mehrerer Kapitalisten sein Probestück an einer Herde von 200 Ochsen gemacht, die augenblicklich getödtet waren. Brr!
- Das Neueste von Armbändern sind goldene Vorlegeschlösser mit oder ohne goldene Schlüssel; sie werden von einem Schnappschloß zusammengehalten, dessen Schlüsselchen nach dem Zuschließen abgezogen wird. Diese goldenen Vorlegeschlösser schenken Bräutigams ihrer Braut und behalten den kleinen Goldschlüssel in Verwahrung, um jedesmal selbst das Armband um das Handgelenk der Braut zu legen oder es abzunehmen, wenn sie einen schönen Arm hat.
- Zu der Frage "Ist der Dachs nützlich?", die in Jägerkreisen oft besprochen, aber noch niemals entschieden worden ist, nimmt ein Waidmann im "Deutschen Adelsblatt" in folgender Weise Stellung: Brehm sagt vom Dachs: "Merklichen Schaden verursacht der Dachs in Europa nicht, jedenfalls niemals und nirgends soviel, daß der Nutzen, welchen er durch das Wegfangen und Verzehren von allerlei Ungeziefer im Wald und in der Flur uns bringt, jenen nicht reichlich aufwiegen sollte." Doch wer Brehm genau kennt, der weiß, daß derselbe mit Vorliebe, wenn er Schaden und Nutzen eines Thieres abwägt, zu dem Ergebniß kommt, dasselbe sei vorwiegend nützlich. Alles was Brehm auf das Debet=Konto des Dachses stellt scheint ein hinreichendes Sündenregister darzustellen, um den Dachs nicht ganz aus der Zahl der jagdbaren Thiere auszuschließen. Abgesehen davon, daß man den Dachs nicht allein wegen seiner Schädlichkeit, sondern auch wegen seines Wildprets und seiner Schwarte verfolgt, würde man nicht umhin können, falls man den Dachs schont, auch allen den Thieren Schonung angedeihen zu lassen, die gleich ihm, theils schädlich, theils nützlich sind. Warum soll denn Grimbart allein besser behandelt werden? Was er für Nutzen durch Insektenvertilgung schafft, das besorgen andere, wie z. B. der Igel, viel gründlicher. Man schone diesen nur und sorge dafür, daß er nicht von unanständigen Leuten, wie dies so häufig geschieht, todtgeschlagen werde, so wird man den Dachs schon entbehren können. Andererseits bitte ich, den Schaden, den der Dachs der Jagd zufügt, auch dem Geldwerth nach, nicht zu gering anzuschlagen. Man bedenke nur, welchen Werth ein Fasanen= oder Rebhuhngelege repräsentirt, wie viel schädliche Insekten ein Dachs vertilgt haben muß, ehe die Vernichtung auch nur eines Nestes wett gemacht ist. Und daß Grimbart als Gourmand Eier jeder anderen Nahrung vorzieht, das leugnet kein Waidmann, der je Gelegenheit gehabt hat, den mürrischen Gesellen zu beobachten. Darum scheint uns der Grimm, den viele Jäger gegen ihn haben, nicht ungerechtfertigt, und wir können uns nur dem Bedauern anschließen, daß man so oft in allen Jagdzeitungen geäußert findet, daß ihm eine Schonzeit von 10 Monaten zugebilligt ist. Sollte er wirklich doppelt so viel Schonzeit verdienen, als Birk= und Fasanenhennen?
- Geheimrath Schönlein, der geniale Leibarzt Friedrich Wilhelm's IV., berühmt durch sein schnelles Erkennen der Krankheiten, aber auch gefürchtet durch seinen rücksichtslosen Witz, ist in Berlin noch nicht vergessen. Einmal wurde er zu einer hohen Dame gerufen, die den Herrn Baron, ihren Gemahl, als in den letzten Zügen liegend schilderte. Ein immerwährendes Erbrechen hatte sich eingestellt, das Auge schaute starr, Todesblässe bedeckte das Gesicht. - Schönlein trat behutsam, fast geräuschlos ein. Da stand er vor dem Sterbenden. Plötzlich donnerte er los: Katzenjammer! Saurer Häring! und verließ mürrisch das Gemach. Und richtig, es war so. - Als es bei Schönlein zum Sterben ging und seine Töchter sich am Bett besorgt zu thun machten, sagte er drohend: "Daß Ihr mir nur nicht einen Arzt ins Haus schleppt!" Das waren seine letzen Worte.
"Monopol-Seide." (Modebericht) "Vom Fels zum Meer" 1886 - Heft 8 schreibt:
. . . ."Durch Einführung der "Monopol-Seide" hat sich der Züricher Seiden=Industrielle G. Henneberg ein wahres Verdienst um die nach einem einfachen und gediegenen Seidenstoff seit lange vergeblich Umschau haltende Damenwelt erworben. Das Gewebe ist dauerhaft wie Leder, weich wie Sammt, glänzend wie Atlas; aus reinster Seide auf Lyoner Stühlen gewoben, erscheint es als eines der solidesten und reichsten Fabrikate, welche die Webindustrie seit lange erzeugt . . . .
Nur direct und nur ächt, wenn auf der Kante eines jeden mètre G. Henneberg's "Monopol" eingedruckt ist
Muster umgehend.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Schlagbrügge sub Nr. III belegen Vollstelle c. p. der Ehefrau des Hauswirths Oldenburg daselbst, Trina geb. Clasen, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Montag, den 26. September d. J.,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen die jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Schönberg, den 7. Juli 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 3. Oktober 1887 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden außerordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf
Montag, den 12. September 1887,
Mittags 12 Uhr,
eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungs=Zimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 6. September 1887.
Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez.) von Amsberg.
Anmeldungen zu den im Hoftheater demnächst stattfindenden Fremden=Abonnements=Vorstellungen werden noch bis zum 15. d. Mts. entgegengenommen; zugleich wird dabei bemerkt, daß die Parquettbillets jetzt schon fast vergriffen sind.
Schwerin, den 2. September 1887.
Großherzogliche Hoftheater=Intendantur.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 70 Seite 4]Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Donnerstag, den 15. September d. J. Vormittags 11 Uhr sollen in Herrnburg
1 Sopha, 1 Sophatisch, 4 Stühle, 1 Wanduhr, 1 Spiegel, 1 Eckschrank, 1 Kommode, 1 Koffer, 1 Kleiderschrank, 1 Secretair, 1 eisenachs. Wagen, 1 Pflug, 1 Egge, 1 Häcksellade und 1 Decimalwaage
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer bei Gastwirthin Lohse in Herrnburg.
Schönberg, den 7. September 1887.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Scheibenschießen.
Zu dem am Sonntag den 11. und Montag, den 12. September cr. bei mir stattfindenden Scheibenschießen nach guten Gewinnen lade ich ergebenst ein.
G. Oldenburg-Lockwisch.
Am 12. u. 13. d. M. findet bei mir ein
Scheibenschießen
nach werthvollen Gewinnen statt, wozu ergebenst
einladet J. P. Kohs.
Menzendorf.
Heilsteiner Mineralbrunnen.
Natürliches doppelt kohlensaures Mineralwasser
Bestes erfrischendes Tafelgetränk.
Grösster Export nach allen Ländern der Erde.
Vergleichende Analyse:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Vorräthig in allen Hôtels, Restaurants etc.
sowie in den besseren passenden Geschäften.
Die Hauptvertretung ist für hiesige Stadt und Umgegend zu vergeben.
Die Versandt-Direction des
Heisteiner Mineralbrunnens
Max Ritter Coblenz.
Fast neue Nußbaum-Mobilien
für ein Zimmer, sind zu verkaufen bei
D. Hempel.
Vielfach Prämiirt. Vielfach Prämiirt.
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg
offerirt als Specialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien, sowie auf Grund eingehendster Versuche selbst hergestellten
geladenen Jagdpatronen.
Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt im System, Caliber, sowie mit Schrot=Nummer, und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich. Depositäre:
Boizenburg a. Elbe Heinr. Pöhls.
Bützow i. M. Wilh. Schmidt.
Demmin i. M. F. Zlotowski.
Doberan i. M. Otto Redelstorff.
Friedland i. M. Fr. Körner.
Fürstenberg i. M. C. Peters.
Geesthacht J. H. Hegge & Cie.
Gnoyen B. Sperling.
Grevesmühlen A. Pelzer.
Güstrow Aug. Dettmann Nachfl.
Kröpelin i. M. W. Paust.
Ludwigslust i. M. L. H. Pleßmann. |
|
Lübeck Grevsmühl & Riesland.
Lübeck C. A. Fischer & Sohn.
Malchin i. M. A. Schmidt.
Malchow i. M. H. Rättig.
Neubrandenburg H. Greve.
Neu=Strelitz i. M. A. Wagner.
Oldesloe i. Holstein P. Suhr.
Pasewalk R. Noffke.
Penzlin i. M. Fr. Schütt.
Plau i. M. W. Dankert.
Ratzeburg H. Ohst.
Röbel i. M. A. Thiemann. |
|
Rostock i. M. L. F. Hagen.
Schönberg i. M. C. Schwedt.
Schwerin i. M. L. Bötefür.
Stavenhagen i. M. J. H. Seemann.
Sternberg i. M. Robert Adamy.
Stralsund F. W. Fleischer.
Tessin Herm. Bringe.
Treptow a. d. Tollense L. Leinau.
Waren i. M. A. Wilken.
Wismar Gebr. Frahm Nachfl.
Wittenburg i. M. Ferd. Wilms. |
Sonnabend, den 10. d. Mts. sollen auf der Bauhof= Schönberger Feldmark Rapspaal verbrannt werden.
Bauhof=Schönberg.
P. Harder.
Am 1. September ist mir von meiner Koppel
eine rothbunte Starke
entlaufen. Ich bitte denjenigen, dem sie zugelaufen ist mich zu benachrichtigen.
Hauswirth Grieben
in Palingen.
Es steht ein
Hannöversches Stutfüllen
18 Wochen alt, preiswerth zu verkaufen.
F. Steding, Holländer.
Hof Lockwisch bei Lüdersdorf i. M.
Zu Michaelis suche ich einen tüchtigen und fleißigen
Knecht und ein Mädchen.
L. Damann. Holländer.
Torrisdorf b. Schönberg, 7./9. 87.
Carbolineum
Avenarius
empfiehlt Aug. Spehr.
Frische Leberwurst,
Zungenwurst
empfiehlt H. Soltmann.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 11. September.
Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 70 Seite 5]Beilage
zu Nr. 70 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 9. September 1887.
[Die Beilage ist im Original nicht vorhanden.]
|