No. 71
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 13. September
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 71 Seite 1]

Kaiser Wilhelm reist am 12. September nach Stettin zu den Manövern und reist am 17. September Abends nach Berlin zurück. Das Programm ist amtlich mitgetheilt. Czar Alexander kommt nicht.
In einem Briefe aus Kissingen schildert ein Berliner das Aussehen "unseres Fritz" als ein vortreffliches und konstatirt, daß die Stimme desselben zwar etwas rauh klinge doch deutlich vernehmbar sei. Durch sein leutseliges, freundliches Wesen hat der Kronprinz die Herzen aller Anwesenden, zumeist Holländer, im Fluge erobert.
"Lieb Vaterland magst ruhig sein." Wie herrlich braust dieses Lied am Sedantag aus tausend rauhen Männerkehlen, es singen's aber auch lieblich kleine Mägdelein, wenn sie mit ihren Lampions die Dorfstraße hinabziehen, eine hoffnungsvolle Friedenssaat in den Herzen künftiger Mütter. Unsere jungen Offiziere rasseln manchmal gern mit dem Säbel, das gehört zu ihrem Beruf. Um so erfreuter war ich, daß jüngst bei frohem Mal ein Generalstäbler mir anvertraute: "Ach Gott, fürchten Sie nur keinen Krieg! Frankreich hat kein Geld, wenn Rußland ihm nicht borgt und Rußland hat kein Geld, wenn Frankreich nicht pumpt. Zum Kriegführen gehört heutzutage dreierlei, 1. Geld, 2. Geld, 3. Geld, das andere ist Nebensache. Trinken wir also keinen französischen Sekt mehr, kaufen kein russisches Getreide mehr, so behalten wir unser Geld und auch Ruhe. Außerdem ist Deutschland am besten gerüstet, selbst für einen Doppelangriff." Hoffentlich ist Moltke mit dieser Plauderei einverstanden.
Bismarcks Organ, die "Nordd. A. Z.", hat sich zum zweitenmal über die deutsche Politik Rußland gegenüber ausgesprochen. Sie erklärt, Deutschland sei des russischen Entgegenkommens nicht bedürftig. Deutschland knüpfe weder Befürchtungen, noch Hoffnungen an die russische Politik und erwarte von dieser weder Handlungen noch Unterlassungen durch Opfer an Interesse oder Würde: die Stärke der deutschen Politik bestehe in ihrer Bedürfnißlosigkeit, es fehle ihr jeder Grund, Rußland Dienste zu erweisen, um Gegendienste zu erwarten. Achtung vor den Verträgen sei ihr Ziel.
Eine Zusammenkunft zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Kalnoky findet einer Wiener Meldung zufolge noch im laufenden Monat statt.
Fürst Bismarck hat Kissingen verlassen und ist in Berlin wieder angekommen. Der letzte Besuch, den er erhielt, war vielleicht der wichtigste, so kurz er war. Fürst Hohenlohe, der elsässische Statthalter, kam Morgens, suchte den Kanzler auf und reiste Abends wieder ab; man sagt in Kissingen, daß er eine bedeutungsvolle Sendung nach Petersburg erhalten habe. Nach anderer Lesart reist er auf sein in Rußland ererbtes Gut Werki.
Fürst Alexander Battenberg wird auch in Ingenheim von einem englischen Zeitungkorrespondenten aus der Ruhe seines zurückgezogenen Lebens herausgezerrt. Der Londoner Federheld erzählt, er habe mit zwei Personen, welche vor kurzem den Fürsten besucht hatten, eine Unterredung gehabt, aus welcher mit Sicherheit hervorgehe, daß der Fürst hoffe, eines Tages nach Bulgarien zurückkehren zu können. Unmöglich ist ja nichts auf Erden, also auch nicht, daß Fürst Alexander in Bulgarien noch einmal sein eigener Nachfolger wird, aber es liegt nicht in der Natur Alexander Battenbergs, seine Hoffnungen zwecklos zu Markte zu tragen. Und darum wird sich die Sache wohl etwas anders verhalten, als der Engländer behauptet.
Im englischen Parlament befürwortete der Abgeordnete Tanner die Uebergabe der Insel Helgoland an Deutschland. Der Minister antwortete, ihm sei unbekannt, daß Deutschland Helgoland zu erwerben wünsche oder daß es eine Drohung für sich darin sehe, daß Helgoland im englischen Besitz sei. Ist dieser Vorgang nur ein Vorstoß?
In Kopenhagen ist auch der Prinz von Wales angekommen, so daß die ganze große Verwandtschaft um den Zaren in Fredensborg versammelt ist. Heitere Stimmung herrscht aber nicht, denn die Angst vor Nihilisten verläßt den Zaren nicht und seine Sorge lastet unausgesprochen auf dem ganzen Familienkreis wie ein Alp. Jeder Ausflug, jeder Plan zu einem Feste wird vielmals immer wieder verschoben und umgeändert, damit kein Unberufener davon erfährt. Sogar auf der See bei der Fahrt nach Kopenhagen mußte das Schiff des Zaren von einem zweiten Kriegsschiff als Bedeckung geleitet werden und auf der ganzen Reise waren in regelmäßigen Zwischenräumen andere Schiffe stationirt, damit kein Handstreich stattfinden könne.
Das Resultat der französischen Probemobilmachung wurde in einem in Paris abgehaltenen Ministerrathe als ein sehr günstiges erklärt. Kriegsminister General Ferron erstattete eingehenden Bericht über den Mobilisirungs=Versuch, welcher als vollkommen gelungen zu bezeichnen sei. Der um dieses Gelingen verdienten Generalstabschef Brillot soll zum Divisions=General vorgeschlagen werden.
Die französische Probemobilmachung ist in der Hauptsache beendet, und die französischen Zeitungen sind natürlich des Lobes voll über die patriotische Begeisterung, die sich überall bei den einberufenen Mannschaften wie bei der Bevölkerung des Bezirkes gezeigt habe, über die Schnelligkeit, Ruhe und Sicherheit aller Operationen. Frankreich habe aus seinem Unglück gelernt, es sei der Beweis erbracht, daß binnen der ersten Woche, nachdem der Befehl zur Mobilisirung gegeben sei, 1 200 000 Mann an die Grenze geworfen werden könnten, denen in der zweiten Woche eine weitere Million folgen würde. Ein unparteiischer Zuschauer wird freilich sagen, daß es geradezu ein Wunder gewesen sein würde, wenn nicht alles geklappt hätte, nachdem schon seit langer Zeit nicht nur bekannt war, daß das 17. Korps zu der Probe ausersehen sei, sondern nachdem sogar allerlei wichtige Vorbereitungen namentlich an Bahnhöfen, selbst mit Zuziehung von Militär, ausgeführt worden waren. Es kam eben nicht auf eine für

[ => Original lesen: 1887 Nr. 71 Seite 2]

den Ernstfall berechnete Probe an, sondern auf eine Parade, eine Schaustellung, wie sie der Franzose liebt, die aber, falls sie mißglückt wäre, von den Gegnern der gegenwärtigen Regierung gehörig zu Angriffen ausgenutzt worden wäre. Darum aber wurde eben auch alles so vorbereitet, daß ein Mißglücken des Versuches ausgeschlossen war. Daß diese Parade alles in allem ungefähr 11 bis 12 Millionen Frcs. kosten wird, das kümmert sie nicht, denn "das Geld ist nur Chimäre".
In dem neuen bulgarischen Ministerium sind bereits Meinungsverschiedenheiten ausgebrochen, infolge deren Natschewitsch und Stoilow ihre Entlassung einreichen wollen. Der Fürst besitzt fast gar keine Autorität. - Der russische Vorschlag, den General Ernrot als Generalgouverneur nach Sofia zu senden, ist von Oesterreich=Ungarn, England und Italien definitiv abgelehnt und damit gefallen.
Die bulgarische Regierung sandte eine Militärkommission nach Budapest, um tausend Pferde sofort anzukaufen.


- Neustrelitz, 9. September. Se. K. K. H. der deutsche Kronprinz machte am 5. d. M. von Frankfurt a. M. aus zu Wagen einen Ausflug nach Homburg v. d. H. und stattete dort unserm Großherzoge, K. H. einen Besuch ab.
- Schönberg. Am 9. September wurde das diesjährige Missionsfest im Fürstenthum Ratzeburg zu Herrnburg unter reger Betheiligung gefeiert. Die Festpredigt wurde in der gefüllten Kirche in herzandringender Weise von Herrn Pastor Hunzinger aus Roggendorf (Meckl.=Schw.) über 1. Tim. 2,4: "Gott will, daß allen Menschen geholfen werde" gehalten. Der Festredner zeigte in lebendiger, anschaulicher Weise, daß Gottes Liebe allen in Christo Jesu nahe getreten ist, und daß darum alle helfen sollen an der Ausbreitung des Reiches Gottes auf Erden. - Den Bericht über den Stand unserer evangelisch=lutherischen Mission unter den Tamulen in Ostindien stattete Herr Pastor Eulenberg=Schlagsdorf ab. Derselbe wies hin auf die großen Verluste, die unsere Mission an ihren Arbeitskräften in letzter Zeit erlitten, aber auch auf den Ersatz von neuen Kräften, die ihr geworden, auf den guten Bestand und das Wachsthum dieses Werkes, welches sich besonders bezeugt in dem Gewinn einer Zahl von eingeborenen Predigern, Katecheten und Missionsdienern und Insonderheit darin, daß am 1. Juni dieses Jahres die erste Synode der evangelisch=lutherisch=tamulischen Kirche hat stattfinden können. - Ein gemeinsames Mittagsessen vereinigte nach dem Gottesdienst die Missionsfreunde, es nahmen ungefähr 130 Personen daran Theil. - Bei der Nachmittagsfeier im Freien, welche von dem Herrn Consistorialrath Propst Rußwurm mit einer Ansprache eingeleitet und hernach auch geschlossen wurde, erzählte Missionar Handmann in fesselnder, lebendiger Weise von seinen Erlebnissen und Erfahrungen in Indien. Derselbe berichtete von dem religiösen Zuge des uns stammverwandten Indiervolkes, von seinen großartigen Tempeln, seinen religiösen Gebräuchen, Waschungen, Opfern, Kasteiungen, von seinem Verlangen nach Versöhnung mit Gott, sodann von der Art und Weise der dortigen Missionspredigt, von den großen Schwierigkeiten, die sich ihr entgegenstellen, von dem trotzdem erfreulichem Erfolge unserer Mission. Die Gesammtsumme unserer dortigen evangelisch=lutherischen Christen beträgt jetzt 14 000. - Herr Pastor Langmann=Carlow knüpfte in seinem Vortrage an die sinnige Legende von den heil. drei Königen und verwandte die einzelnen Züge dieser Sage zur Beleuchtung der Entwicklung und des Wachsthums des Reiches Gottes unter allen Völkern der Erde. - Herr Pastor Horn=Selmsdorf gab in seinem Vortrage ein Bild der Mission auf Neu=Guinea. - Möge der Tag ein gesegneter gewesen sein für alle Theilnehmer und manches Samenkörnlein für Zeit und Ewigkeit in die Herzen der Hörer ausgestreut sein.
- Das Bismarck=Stipendium von 1000 Mk. hat der Philologe Dr. Kähler erhalten.
- Für unsere Vaterlandsvertheidiger vom Feldwebel abwärts werden vom 1. Oktober ab die Fahrpreise auf der Eisenbahn vertheuert. An diesem Tage tritt der neue Militair=Tarif in Kraft, nach welchem pro Kilometer 1 1/2 Pfennig. gegen bisher 1 1/3 Pfennig. Fahrgeld berechnet werden. In gleicher Weise vermindern sich auch die Fahrpreis=Vergünstigungen, welche bisher bei einer größeren Zahl von Billetsorten für Privatpersonen bewilligt wurden. Bekanntlich werden zum Militair=Tarif auch befördert: unbemittelte Kranke, die ins Bad reisen, Taubstumme und Blinde, Mitglieder von Samaritervereinen auf Berufsreisen, Ferienkolonisten etc. Für alle diese tritt mit Erhöhung des Militair=Tarifs eine Vertheuerung der Fahrpreise ein. Die neue Militair=Eisenbahnordnung ist übrigens noch in anderer Beziehung wichtig. Bisher wurden jeder in Uniform erscheinenden Person Militairbillets verabfolgt; vom 1. Oktober ab können diese Billets bei Urlaubsreisen nur gegen Vorzeigung des Militairpasses beansprucht werden.
- Bedenken gegen die Altersversorgung, wie sie nach dem zur gutachtlichen Aeußerung den Bundesregierungen übermittelten Entwürfe geplant ist, sollen insbesondere von der sächsischen Regierung erhoben worden sein. Diese Bedenken fußen nach sächsisch amtlicher Aeußerung auf einer Berechnung, nach welcher die Altersrente, wenn sie auch nur der durchschnittlichen Armenunterstützung gleichkommen soll, einen Betrag von mindestens 240 Mk. erreichen müßte. Dies aber würde zu einem Aufwande von jährlich 240 Millionen führen, welcher den gesammten Betrag der aus den neuen Reichssteuern erhofften Einnahme verschlingen würde.
- Ueber die Verwendung des Ueberschusses, welchen das Frankfurter Schützenfest ergeben hat, herrscht im Centralkomitee keine Einigkeit. Herr Oberbürgermeister Dr. Miquel möchte gern mit demselben auf dem Theaterplatz eine "Statue des Friedens" errichtet oder denselben einer milden Stiftung überwiesen sehen; der Schützenverein beansprucht jedoch denselben für sich, um sich ein eigenes Heim zu begründen.
- Eine scheußliche Mordthat hat die Stadt Oldenburg in Aufregung versetzt. Unweit Großenkneten fand man die kleine Tochter und die 5jährige Nichte des Weichenwärters Buhrs in grausiger Weise ermordet. Als der That verdächtig ist der Bahnarbeiter Bliefernicht dort eingebracht worden. Der andere Mörder, ein Schlächter ist noch flüchtig.
- Der Jagdverein zu Konitz in Westpreußen hat 120 Mark zu Preisen für solche Mitglieder ausgeworfen, welche wilde Truthühner aussetzen. Er beabsichtigt, den Truthahn als jagdbares Wild in Westpreußen einzuführen. Die wilden Truthühner verursachen der Wald= und Forstwirthschaft nicht den geringsten Schaden, machen sich vielmehr dadurch, daß sie fast ausschließlich Larven, Puppen, Insekten, Mäuse, auch Schlangen zu ihrer Ernährung aufsuchen, außerordentlich nützlich.


Anzeigen.

Diejenigen Deputatisten, welche einen Theil ihres Deputatholzes pro 1888/89 der Forst gegen die Geldentschädigung zu überlassen beabsichtigen, haben dies bis zum 1. October c. hierher anzuzeigen.
Schönberg, den 9. September 1887.

Großherzogl. Mecklb. Domainen=Amt.
I. V.
H. Spieckermann.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Donnerstag, den 15. September d. J. Vormittags 11 Uhr sollen in Herrnburg

1 Sopha, 1 Sophatisch, 4 Stühle, 1 Wanduhr, 1 Spiegel, 1 Eckschrank, 1 Kommode, 1 Koffer, 1 Kleiderschrank, 1 Secretair, 1 eisenachs. Wagen, 1 Pflug, 1 Egge, 1 Häcksellade und 1 Decimalwaage
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer bei Gastwirthin Lohse in Herrnburg.
Schönberg, den 7. September 1887.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Carbolineum
Avenarius
empfiehlt                                                    Aug. Spehr.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 71 Seite 3]

Torf=Auction.

Am Montag, den 19. September cr., Vormittags 10 Uhr, werde ich auf dem Born=Moor

ca. 100 Mille guten Formtorf

unter vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend verkaufen.

                                                    von Wenckstern.


Wegzugshalber sollen am 29. d. M. Nachmittags 1 Uhr im Kruggehöfte zu Gr. Mist folgende Sachen öffentlich meistbietend gegen baare Bezahlung verkauft werden:

1 Koffer, 2 Laden, 3 Schränke, 1 Ruhebank, eine 2schläfrige Bettstelle, 1 Backtrog, 1 Hackbrett, 1 Schnitzelbank, 3 Kübel, etwas Zimmergeschirr, 1 eiserner Ofen, 2 Kessel (groß und mittel Sorte) sowie andere Küchengeräthe und was sich sonst noch vorfindet.
Gr. Mist im September 1887.


Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag, den 18. September, Nachmittags 4 Uhr
im Vereinslokale.

                  Tagesordnung.
        1. Bericht über das Sedanfest.
        2. Feier des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs.
        3. Wichtige Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


"Concordia"
Dienstag, den 13. d. M., Abends 8 Uhr:
Generalversammlung.
                                                    Der Vorstand.


Große Auswahl
von
fertigen Herrengarderoben
zu den billigsten Preisen.

Da ich persönlich auf der Frankfurter Messe Einkäufe gemacht habe, bin ich im Stande, die Sachen äußerst billig abzugeben.
Schönberg, im September 1887.

H. J. Lange, Schneidermeister.

NB. Bei comptanter Zahlung 4 pCt. Rabatt.


Wegen Raummangels ist ein größerer birken polirter Schreibsecretair preiswürdig zu verkaufen bei

                                                    A. Krüger.


Zu Michaelis suche ich einen tüchtigen und fleißigen

Knecht und ein Mädchen.
                                                    L. Damann. Holländer.
Torrisdorf b. Schönberg, 7./9. 87.


Hängelampe     Mein recht gut sortirtes Lager von
Hänge=, Hand=, Wand= und Tisch=Lampen
empfehle ich zu möglichst billigen Preisen unter Garantie des Gutbrennens.
Lampendocht,
- beste Qualität. -
Cylinder
mit Stempel,
sowie Glocken, Schirme u. s. w.
Wagen-, Stall-, Hand- und Taschen-Laternen
in großer Auswahl.
Hochachtungsvoll
W. Wieschendorf, Klempner.
Schönberg.


Die Eisenwaarenhandlung
von
J. Ludw. D. Petersen
empfiehlt:
Eiserne Regulier=Oefen in allen Größen, anerkannt das Beste der Neuzeit; ferner empfiehlt sie ihr gut assortirtes Lager von Hausstandsgegenständen aller Art als: Patentirte Dampfkochtöpfe, eiserne, blau und weiß emaillirte und verzinkte Kochtöpfe, Waffeleisen, Plättpfannen mit amerikanischen Glanzplätten, Schweizer=Augen=Kohleeisen, Eimer, verzinkt, Zinkblech, lackirt und emaillirt in allen Größen, Solinger Messer u. Gabeln, Vorlege=, Eß= und Theelöffel in Britania und Neusilber.
Dampfwaschkessel
dauerhaft gearbeitet mit kupfernem Boden
u. s. w., u. s. w.


Amerikansche
Zeugklammern
100 Stück 75 Pfennig. empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


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                                                    D. Hempel.


Gesucht zum 1. November ein ordentliches, tüchtiges Dienstmädchen

                                                    Frau Consul Klingström.
                                                    Lübeck, Mengstraße 30.


Nachdem ich vor dem Königlichen Polizei=Präsidium in Berlin meine Prüfung als Heilgehülfe bestanden habe, empfehle ich mich dem geehrten Publikum zu allen in mein Fach schlagenden Verrichtungen, als:

Aderlaß, Schröpfen, Klostiergeben, Zahnausziehen,
Anlegen von Verbänden bei Brüchen u. Verrenkungen u. s. w.,
sowie zur Massage

angelegentlichst.
Schönberg, 12. September 1887.

W. Maack, geprüfter Heilgehülfe.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 71 Seite 4]

Hiermit zeige ergebenst an, daß ich den Alleinverkauf meiner Nähmaschinen für das Fürstenthum Ratzeburg (Schönberg und Umgegend)

Hrn. Gebrüder Burchard in Schönberg

übertragen habe.
Berlin, 3. September 1887.

                                                    C. Mahnkopf.

--------------------------------------

Auf vorstehende Annonce Bezug nehmend, empfehlen wir die anerkannt guten Familien-Nähmaschinen Singer A. des Herrn C. Mahnkopf zur geneigten Abnahme bei billigsten Fabrikpreisen.

                                                    Gebrüder Burchard.


Gebrüder Burchard

empfehlen den Eingang von Neuheiten für die

Herbst- und Winter-Saison
Kleiderstoffe, Besätze, Pellerinen, Dollmanns, Visites, Jaquetts, ganz und halbanliegende Winterpaletots, Regenmäntel für Damen u. Kinder; Stoffe u. Buckskins zu Anzügen und Winterüberziehern in grosser Auswahl und zu den billigsten Preisen.

NB. Durch den Neubau unserer vergrößerten Localitäten und Lagerräume ist es uns ermöglicht, dem verehrten Publikum eine noch reichhaltigere Auswahl wie bisher in allen Artikeln vorlegen zu können. D.O.


Stadt Lübeck
Gr. Erntefest
am Sonntag, den 18. d. Mts. Entree für Herren 75 Pfennig., wofür Erfrischung und freier Tanz. Damen frei. Anfang 6 Uhr.
Zu demselben ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Gesucht von einem Landmann zu Michaelis d. J. ein Knabe von 14-16 Jahren, der pflügen kann, sowie einen dritten Knecht, der alle vorkommenden Arbeiten kennt.

Näheres zu erfahren bei                                                    
                                                    F. Lundwall.


Suche zu Michaelis d. J.                                                    
einen Großknecht,
der auch Säcke zu tragen hat. Lohn nach Uebereinkunft.                                                    
                                                    W. Wieschendorff,
                                                    Pogetz bei Carlow.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten).

Geboren:

D. 3. August ein unehel. Sohn zu Lockwisch.
D. 6. dem Arbeiter Tilwing zu Torisdorf eine Tochter.
D. 7. eine unehel. Tochter zu Schönberg.
D. 10. dem Arbeiter Beckmann zu Westerbeck ein Sohn.
D. 16. eine unehel. Tochter zu Schönberg.
D. 17. dem Hülfsbahnwärter Hamann zu Schönberg eine T.
D. 18. dem Glaser Creutzfeldt zu Schönberg ein Sohn.
D. 19. dem Arbeiter Dunkelmann zu Hof Rabensdorf ein S.
D. 19. dem Arbeiter Eggert zu Rupensdorf ein Sohn.
D. 19. dem Ackerbürgeranerben Maack zu Schonberg eine T.
D. 22. dem Tischlermeister Freitag zu Schönberg eine Tocht.
D. 30. ein unehel. Sohn zu Schönberg.
D. 31. dem Maurergesellen Wilhelm Freitag zu Schönberg eine Tochter.
D. 4. Septemb. dem Amtsrichter Dr. jur. Hahn zu Schönberg ein Sohn.
D. 5. dem Arbeiter Jochen Ahrendt zu Schönberg ein Sohn.
D. 7. dem Arbeiter Wiencke zu Hof Lockwisch ein Sohn.
D. 9. dem Kaufmann Wolgast zu Schönberg ein Sohn.

Gestorben:

D. 4. August Anna Catharina Grevsmühl geb. Wigger, Schullehrerfrau zu Schönberg, 64 Jahr alt.
D. 7. Arbeiter Joachim Heinrich Ollrogge zu Schönberg, 84 Jahr 7 Mon. alt.
D. 13. Elisabeth Wilhelmine Marie Kalkhorst, Arbeitertochter zu Rottensdorf 1 Jahr 6 Mon. alt.
D. 14. Joachim Asmus Lohse, Arbeiter zu Gr. Siemz, 57 J. 11 Mon. alt.
D. 20. des Maurer Busch zu Mahlzow todtgeborener Sohn.
D. 23. Emil Hans Joachim Johann Retelsdorf, Arbeitersohn zu Schönberg, 3 Jahr 4 Mon. alt.
D. 29. Anna Catharine Magdalene Heitmann geb. Dierk, Portraitmalersfrau zu Schönberg, 50 J. 5 Mon. alt.
D. 7. Septemb. Heinrich Johann Joachim Faasch zu Westerbeck, 1 Jahr 3 Mon. alt.
D. 10. Friederike Dorothea Tretow geb. Kletzien, Arbeiterfrau zu Schönberg, 54 Jahr 5 Mon. alt.

Eheschließungen:

D. 2. Septemb. Kaufmann Carl Wilhelm Otto Kremer zu Wismar und Anna Louise Catharine Söhlbrandt zu Schönberg.
D. 8. Schuhmacher Albert Julius Carl Werth zu Neumünster und Wilhelmine Henriette Marie Agnes Otto zu Schönberg.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 71 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 71 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 13. September 1887.


- Die Gerichtsferien gehen am 15. September zu Ende und werden mit diesem Tage die Geschäfte in vollem Umfange wieder aufgenommen.
- Ein bekannter Landsmann begegnete dem deutschen Kronprinzen bei der Rückreise aus England in Vlissingen und fragte, wie es ihm gehe. Singen kann ich noch nicht, antwortete der Kronprinz, aber es geht mir so gut, daß ich bestimmt hoffe, bald wieder vollständig hergestellt zu sein. Er sagte dies mit kräftiger Stimme, die aber noch belegt und ohne Klang war.
- Prinz Wilhelm erschien neulich in der Instruktionsstunde der Gardehusaren in Potsdam und stellte u. a. die Frage, was sie thun würden, falls sie in der Kneipe säßen und hörten, daß Jemand über Kaiser und Reich schimpfe. Der eine sagte das der andere jenes, der Prinz aber sagte: Wissen Sie, was ich thun würde? Ich würde den Kerl einfach rauswerfen!
- Die preußischen Generale sind auch im Frieden tapfer, sagt man in Stuttgart. Da hat sich der 60 jährige General v. Alvensleben mit einer wunderschönen 18 jährigen Blondine, dem Freifräulein Gabriele von Berlichingen, verlobt. Die Braut gehört zu dem berühmten Geschlecht des Götz von Berlichingen.
- Die Königsberger Korpsmanöver, an welchen in Vertretung des Kaisers Prinz Albrecht theilgenommen hat, sind in jeder Beziehung befriedigend verlaufen. Die zahlreichen Festlichkeiten, mit welchen Königsberg die Anwesenheit des Kaisers zu feiern gedachte, haben auf Wunsch desselben auch in seiner Abwesenheit stattgefunden und sind ebenfalls glänzend verlaufen. Prinz Albrecht kehrte am Sonnabend Nachmittag nach Berlin zurück.
- Dieser Tage erhielt Fürst Bismarck von einer nordamerikanischen Verehrerin als ein Zeichen der Anerkennung seiner Verdienste um die Erhaltung des Weltfriedens eine echte Friedenspfeife, die aus dem Besitze eines indianischen Häuptlings stammt, verehrt.
- Durch mehrere Blätter geht die Nachricht, daß auch Fürst Bismarck seine Lieblingsblume habe und zwar das Haidekraut. Die Herren, welche in den letzten Tagen vom Fürsten in Kissingen eingeladen wurden, können dies bestätigen; denn die Tafel war geziert mit prachtvollen Sträußen blühenden schottischen Haidekrautes, welches dem Fürsten gesendet war. Auch für die mit den Blumen gekommenen schottischen Feldhühner soll der Fürst Vorliebe haben.
-Mit der Ausprägung der neuen Zwanzigpfennigstücke in Nickel sind die Münzstätten in Berlin, München, Stuttgart und Karlsruhe fortgesetzt beschäftigt; es sind bis Ende Juli d. J. hiervon bereits 4 420 340 Stück geprägt worden. Daraus geht hervor, daß das Gerücht von der Wiedereinziehung dieser neuen Münzsorte unbegründet war.
- Für Ansiedelung deutscher Landwirthe im Posenschen sind bis jetzt von der Regierung 5 Quadratmeilen Land (ungefähr 30 000 ha) zum Preis von 16 1/2 Millionen Mark erworben worden. Vor Kurzem wanderten 16 deutsche Bauernfamilien aus dem inneren Rußland unerwartet ein, sie konnten es in Rußland nicht länger aushalten, weil man es dort mit ihnen treibt, wie s. Z. die Egypter mit den Israeliten; sie wurden in Westpreußen angesiedelt; jeder brachte 4 bis 5000 Rubel mit.
- Fürsten reisen kostspielig, das mußte auch Großfürst Nikolaus von Rußland erfahren, welcher dieser Tage Berlin mit zwei Sekretären und zwei Dienern nach Paris passirte und sich einen eigenen Schlafwagen bestellt hatte. Die Rechnung betrug 1400 Mark.
- Den Stadtvätern in Berlin wird es jedesmal angst und bang, wenn viel Schnee fällt; denn der Schnee kostet ihnen viel Geld. Im Jahr 1886 hat die Abfuhr desselben 213,000 Mk. und im vorhergehenden Jahr sogar 292,000 Mk. gekostet, während im Etat nur auf die Hälfte Schnee gerechnet wird.
- Die Richtkrone ist ein gutes, altes Recht der Zimmerleute. Auf dem Rohbau eines Hauses in der F-Straße in Berlin aber sah man statt der Krone einen alten Reisbesen emporragen. Der Bauherr hatte sich von der üblichen Spende für den Richtschmaus gedrückt, und zum Hohn hatten ihm nun die Zimmerleute den alten Besen auf den Dachstuhl gesetzt.
- Infolge des Branntweinsteuer=Gesetzes wird auch das Kölnische Wasser im Preise erheblich erhöht werden. In den Läden der Eau de Cologne=Firmen zu Köln macht man die Käufer ausdrücklich darauf aufmerksam, daß voraussichtlich vom 1. Okt. an die Fläschchen, welche bis dahin 1 Mk. kosteten, zu etwa Mk. 1,40 verkauft werden.
- Der aus dem Witulande in Ostafrika wieder in Berlin eingetroffene Lieutenant Schmidt spricht sich über dies Gebiet sehr günstig aus. Nach dem Hinterlande von Kamerun soll vom Auswärtigen Amte der Afrikareisende Dr. Zinsgraf gesandt werden.
- Jetzt sollen in Berlin abermals zwanzig neue Apotheken konzessionirt werden. Dr. Pistor, der jetzt dort das Medizinal=Regiment führt, ist nämlich kein Freund zu großer Apotheken und hält solche mit mehr als zwei Gehilfen für nicht rationell. Das Gesetz gestattet auf je 10 000 Einwohner eine Apotheke. In Folge der Vermehrung der Apotheken in Berlin ist ihr Preis im Allgemeinen gesunken.
- In Zarben bei Treptow a. R. (Pommern) brannten 72 Gebäude ab; zwei Frauen kamen um und wahrscheinlich auch mehrere Kinder, die noch vermißt werden.
- Zur Erlernung der deutschen Sprache ist ein Neffe des Kamerunkönigs Akwa in der Pfarre bei Zizow bei Rügewalde untergebracht. Der junge Mann soll Beamter der Reichsregierung in Kamerun werden. Der Pfarrer versäumt natürlich nicht, ihn mit dem Christenthum bekannt zu machen und wird ihn zur Taufe vorbereiten.
- Im Reichslande ist das in Paris erscheinende "Petit=Journal" verboten worden. Das Blatt hatte in Elsaß=Lothringen ca. 20 000 Abonnenten. Der wegen Landesverrathes in Untersuchung befindliche Steindrucker Klausinger in Straßburg hat sich erhängt.
- In Biebrich ist der große Obstgarten von "Haus Wilhemi" seitens der Reblaus=Kommission untersucht und an drei der schönsten, reichtragenden, üppigen Weinstöcke die Reblaus entdeckt worden.
- In Münster wurde am Dienstag Apotheker Narewsky aus Herdecke wegen Fälschungen an Rezepten, welche von der Ortskrankenkasse zu zahlen waren, verhaftet. Derartige Fälschungen sind ihm in mehr als 600 Fällen nachgewiesen. Schon bei seiner Verhaftung versuchte Narewsky sich mittels Strychnin zu vergiften, und erhängte sich sodann in der letzten Nacht mittels eines Bettlackens am Fensterkreuze seiner Zelle.
- Rudolf Falb hat für den 17. und 18. September heftige Bewegungen im Erdinnern wie im Luftmeer angekündigt auf Grund der Konstellationen: Neumond, Erdnähe, und Aequatorstand des Mondes, verstärkt durch den am 23. dieses Monats eintretenden Aequatorstand der Sonne. Unter den nächsten kritischen Tagen ist der 16. Oktober mit "sehr stark" bezeichnet.
- Die Unglückspropheten sind unermüdlich, obgleich sie schon oft durchgefallen sind. Der neueste ist der amerikanische Astronom Professor Wiggers, der für den 19. September dieses Jahres den größten Sturm unseres Jahrhundert, den sogenannten Saxebi Gale, ankündigt. Dieser Sturm hat am 9. October 1869 zum letztenmal gewüthet und soll nach Berechnung des Amerikaners nach 5461 Tagen, die am 19. September ablaufen, wiederum auftreten

[ => Original lesen: 1887 Nr. 71 Seite 6]

und in Californien und im westlichen Europa von Erdbeben begleitet sein. Auch Falb hat für den 16. und 17. September Stürme angesagt.
- In der Augustiner=Kirche in Würzburg hat am Marienfest ein Vollblutneger aus Afrika in Weißem Priestergewand die Messe celebrirt. Mit glockenheller Stimme sang er den ambrosianischen Lobgesang.
- Einen theuern Scherz hat sich ein vermögender Sozialdemokrat in Bamberg geleistet. Derselbe beherbergte seine Einquartierung in einem mit hochrothen Tapeten und hochrothen Möbeln ausgestatteten Zimmer und ließ ihnen durch ein rothhaariges Mädchen Krebssuppe, rohes Beefsteak mit Preißelbeeren, Roastbeef mit rothen Rüben, rohen Schinken, Erdbeereis und Rothwein vorsetzen. Die Servietten waren rothgerändert und ein rother Rosenstrauß schmückte den roth gedeckten Tisch. Das rothe Gericht hat den Leuten vortrefflich geschmeckt.
- Unter den bisherigen aus München berichteten Ergebnissen der bayerischen Manöver verdient die Thatsache besonders hervorgehoben zu werden, daß die Kavallerie, deren Pferdematerial noch viele Jahre nach dem Kriege ein ziemlich ungleichartiges war, heute den Vergleich mit keiner Reiterei zu scheuen braucht.
- Bei den diesmaligen bayerischen Manövern kamen zum erstenmale Velozipedisten zur Verwendung. Jeder der beiden Divisionen, die zu den Manövern beordert sind, bezw. ihren Regiments=, Brigade= und Divisionsstäben wurden 8 Radfahrer zugetheilt.
- Einen großen Menschenauflauf erregte in Schwabing die Arretirung einer hübschen, stattlichen Dame, welche seine Toilette trug. Dieselbe ward unter großem Gefolge, begleitet von zwei Polizeidienern und einem Gendarmen, zu Fuß nach München zur Polizei begleitet. Dort wurde dieselbe als - ein Kaufmann erkannt - und per Wagen nach seiner Wohnung verbracht. Derselbe war mittelst Trambahn nach Schwabing gefahren und dort in dieser Verkleidung in das Damen=Schwimmbad gegangen.
- Die Unglücksfälle im Hochgebirge scheinen in diesem Jahre kein Ende nehmen zu wollen. Eines der gräßlichsten Unglücke aber ereignete sich vor ein paar Tagen auf der steinernen Stiege am Hinterstein im bayerischen Gebirge. Es stürzte dort ein Zementarbeiter ab und zwar so unglücklich, daß am Körper des Abgestürzten alle Knochen gebrochen und der Kopf vom Rumpfe getrennt war. Es hing nur noch ein kleiner Theil des Hinterschädels am Genicke; der Kopf konnte nicht aufgefunden werden, wahrscheinlich verschleppte denselben ein Fuchs.
- Kronprinz Rudolf von Oesterreich wird gutem Vernehmen nach den deutschen Kronprinzen in Toblach besuchen.
- Die Waffenfabrik zu Steyr wurde zu 150 000 Gulden Strafe verurtheilt wegen verspäteter Ablieferung der ersten Partie der Repetiergewehre.
- Wie, die Wiener Blätter dürfen keine Witze und Karrikaturen mehr über den Sultan machen? äußerte Bismarck lachend: dann bin ich ja ganz allein ihren Witzen ausgesetzt; bis jetzt hatten wir uns in die Arbeit getheilt; ob ich's allein werde bestreiten können?
- Der größte Theil der Stadt Veßprim in Ungarn ist niedergebrannt. Ueber zweihundert Häuser sind zerstört, viele Menschen sind beim Retten von Hab und Gut umgekommen. 500 Familien sind obdachlos.
- Weitere Berichte über den Brand des Theaters zu Exeter, stellen die Katastrophe als eine wahrhaft schauerliche dar. Eine Sekunde nachdem der erste Ruf "Feuer" ertönte, stand das ganze Auditorium auf, und augenblicklich bemächtigte sich des Publikums die schrecklichste Panik. Die Gallerie hatte nur einen einzigen Ausgang, und auf dem ersten Treppenabsatze, der eine Drehung im rechten Winkel macht, kamen die meisten um, doch erstickten und verbrannten außerdem noch Viele in ihren Sitzen, die nicht mehr den Ausgang der Gallerie erreichen konnten. Bisher ist die genaue Anzahl der Verunglückten noch nicht festgestellt, dies dürfte auch später unmöglich sein, da viele gänzlich zu Asche verbrannten. Die Personen, welche außerhalb des Theaters standen, erklären, das Jammergeschrei sei derartig gräßlich gewesen, daß selbst die stärksten Männer davon übermannt wurden. Die Anzahl der rekognoszirten Todten beträgt hundertsechzehn, doch fehlen 150 Personen im Ganzen. Der Direktor erklärt, alle wären gerettet worden, wenn das Publikum nur einige Minuten kaltblütig geblieben wäre; denn von der Gallerie konnte man in den Balkon springen, und von dort waren hinlängliche Ausgänge für alle vorhanden. Allen Todten sind die Kleider vom Körper gerissen; die Kämpfe während der wenigen Sekunden müssen schrecklich gewesen sein. Das Verhältniß der Männer zu den Frauen unter den Verunglückten ist 3 : l
- König Humbert soll bei feierlichem Anlaß das Wort gesprochen haben: "Ich will, daß man Italien nicht bloß achte, sondern auch fürchte." Und er ist schon länger vom Wort zur That übergegangen und hat nicht nur die Flotte, sondern auch das Landheer gehoben und verstärkt.
- Ein französischer Pensionär, welcher seither in Mutzig im Elsaß sich aufhielt, brüstete sich in einer dortigen Gesellschaft mit der Pension, welche er von Frankreich bezieht und sagte zuletzt: "Wenn bei den Preußen einer 26 Jahre als Soldat gedient hat, dann bekommt er einen Bettelschein." Die Sache gelangte zur Kenntniß der Behörde und der höfliche Gast erhielt die Weisung, innerhalb vierzehn Tagen das Land zu verlassen.
- In den künftigen Kriegen werden auch die Hunde eine Rolle spielen. Sie werden zum Vorpostendienst abgerichtet. In Frankreich erhält jedes Regiment vier Hunde, die bei verdächtigem Geräusch nicht bellen, sondern knurren.
- Die französische Infanterie wird von jetzt ab gegen Scheiben schießen, welche deutsche Soldaten aller Waffen in den verschiedensten Stellungen darstellen.
- Aus der Schweiz wird folgende traurige Statistik mitgetheilt: "Im Zeitraum von nicht ganz einem Monat sind auf Bergtouren in der Schweiz 22 Touristen verunglückt, von denen 17 todt aufgefunden wurden. Verletzt wurden 4 Touristen. Unter den 22 befindet sich kein Führer, aber viele, welche die Bergtouren ohne Führer unternommen hatten."
- Die hochinteressante Bahn auf den 2133 Meter hohen Pilatus in der Schweiz ist bis zur Aemsignalp, also 1350 Meter überm Meer, fertiggestellt. Die Bahn wird selbstverständlich den Besuch des aussichtsreichen Pilatus enorm steigern und wird bereits auf nächstes Jahr der Bau eines neuen Hotels in Aussicht genommen.
- In der Nähe von Porto=Rè bei Fiume wurde ein großer Haifisch eingefangen, dessen Länge 4 1/2 Meter beträgt, das Gewicht ist 1460 Kilo. Im Magen fand man in einem paar Stiefeln Reste menschlicher Gliedmassen und andere Gegenstände.
- Die indischen Prinzen müssen in Graubünden in der Schweiz selten sein; denn dem Prinzen Gnikwar wurden in Sils für sechs Tassen Kaffee, die er und sein Gefolge getrunken, 90 Franks von dem Geschäftsführer des Hotels abverlangt, zuletzt gab er sich mit 60 Fr. zufrieden. Die Gastwirthe in St. Moritz fürchteten mit Recht für ihren Ruf und zeigten der Aktiengesellschaft, welcher der Gasthof gehört, die Prellerei an; diese jagten den Geschäftsführer sofort zum †
- Ueber die Künstler=Honorare, welche den mit der malerischen Ausschmückung des Berliner Zeughauses betrauten Meistern bezahlt werden, erfährt man folgendes: Professor Geselschap bezieht für seinen großen Kuppelfries, für die vier Wandgemälde unterhalb der Kuppel und die vier Medaillons auf den Gewölbekappen die Gesammtsumme von 500 000 Mark; die Urheber der vier großen Wandbilder in der Herrscherhalle - die Maler A. von Werner, Bleibtreu und der verstorbene Camphausen - bezogen für jedes Bild ein Honorar von 30 000 Mark und dieselbe Summe erhalten auch die Maler der großen Schlachtenbilder in der Feldherrenhalle.
- Der Bedarf und die Produktion Deutschlands an Bodenproduktion berechnet sich nach der amtlichen Statistik der Jahre 1880 bis 1886 in der Weise, das die eigene Produktion Deutschlands

[ => Original lesen: 1887 Nr. 71 Seite 7]

90 Prozent des eigenen Roggenbedarfs, 86 Prozent des eigenen Weizenbedarfs, 86 Prozent des eigenen Gerstenbedarfs, 95 Prozent des eigenen Haferbedarfs und 101 Prozent des eigenen Kartoffelbedarfes beträgt.
- Eine interessante Neuerung. Für Kartenspieler kommt eine neue Zeit. In Zukunft wird es keine alten oder beschmutzten Karten mehr geben, der Uebelstand beim Tarok oder Skat, eine bereits gespielte, nicht mehr recht schliffige Karte zu erhalten, ist gehoben, das Kartengeld der Wirthe, welche meist eine beachtenswerthe Nebenrente bildet, wird in ein Minimum zusammenschrumpfen, mit einem Worte, die papierne Spielkarte ist aus den Spielerkreisen verdrängt, und das neueste ist die Spielkarte aus Gummi. Dieselbe ist auf Jahre hinaus verwendbar, handsamer und bequemer als die seitherige Karte und kostet nur ein paar Mark das Spiel, welches natürlich 25 Papierkartenspiele ausdauert. Man sieht bereits hie und da solche Spiele in Verwendung und die Spieler sprechen sich nur lobend über dieses neueste industrielle Erzeugnis aus.
- Einen gewiß sehr guten Rath hat das "Kl. Journal" dem Fürsten von Bulgarien in Folgendem gegeben: "Wenn der Fürst von Bulgarien für einen guten Gedanken zugänglich ist, so ziehe er sich unsern Vorschlag zu Gemüthe, in Bulgarien das Branntweinmonopol einzuführen. Wenn ein Glas Wodki, das in Rußland mit 2 Kopeken bezahlt wird, in Bulgaren 4 kostet, dann kommt kein Russe in's Land."


Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 71 Seite 8]

Ein Herz von Gold.
Eine Geschichte aus dem wendischen Volke
von Heinrich Penn.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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