No. 43
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 07. Juni
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 43 Seite 1]

Bekanntmachung.

                Das diesjährige Ober=Ersatzgeschäft zur Aushebung der Militairpflichtigen des hiesigen Aushebungsbezirks findet statt

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Montag, den 13. Juni d. Js.

            Zu demselben haben sich diejenigen Militairpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht zu gewärtigen haben, und denen besondere Ladungen zugehen werden. Morgens präcise 9 Uhr einzufinden.
            Es steht jedoch jedem Militairpflichtigen, der in den Grundlisten des Aushebungsbezirks verzeichnet ist, frei, im Aushebungstermin zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
            Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung.
            Im Anschluß an das Ober=Ersatzgeschäft findet die Superrevision der Temporair=Invaliden statt.
            Militairpflichtige, welche im Termin nicht pünktlich erscheinen, haben, sofern sie nicht dadurch eine härtere Strafe verwirkt haben, auf Grund des §. 24, 7 der Ersatz=Ordnung eine Geldstrafe bis zu 30 M. oder Haft bis zu 3 Tagen zu gewärtigen, auch können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Dienstpflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
            Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betretenden Militairpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
            Schönberg, den 27. Mai 1887.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.

Koeppen.         


                Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß

der Tischlermeister Heinrich Fick in Schlagsdorf

von der unterzeichneten Behörde als Fleischbeschauer für die Ortschaft Schlagsdorf nebst Umgegend heute beeidigt ist.
      Die Taxe für den Fleischbeschauer beträgt:
            a. für die Untersuchung eines Schweines jedesmal 75 Pfennig.
            b. für diejenige eines einzelnen Fleischtheiles also auch einer Seite amerikanischen Specks 50 Pfennig.
            Schönberg, den 27. Mai 1887.

Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.

H. Spieckermann.         


Die Feier des ersten Spatenstiches für den Nordostseekanal und der Grundsteinlegung zur Holtenauer Schleuse hat am Freitag Vormittag bei herrlichem Wetter, unter enthusiastischer Theilnahme der Geladenen stattgefunden. Der Festplatz in Holtenau war prächtig geschmückt, die Schiffe im Hafen prangten im reichsten Flaggenschmuck. Per Dampfboot erschien die Frau Großherzogin von Baden, im offenen Wagen die Prinzen Wilhelm, Heinrich und Leopold von Preußen und der Prinz Oskar von Schweden. Unter lang anhaltenden Jubelrufen traf Kaiser Wilhelm ein, der vortrefflich aussah. An Stelle des durch sein rheumatisches Leiden am Erscheinen verhinderten Reichskanzlers verlas

[ => Original lesen: 1887 Nr. 43 Seite 2]

Staatssekretär Bötticher die Urkunde, welche in den Grundstein niedergelegt wurde. Der bayerische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Graf Lerchenfeld, überreichte darauf dem Kaiser die Maurerkelle, der Reichtagspräsident von Wedell=Piesdorf den Hammer mit kurzen Worten. Der Kaiser trat sodann an den Grundstein, that entblößten Hauptes die drei Hammerschläge mit den Worten: Zu Ehren des deutschen Reiches, - Dem fortschreitenden Wohle - Zu seiner größten Macht und Stärke. Darauf that er drei Schläge im Namen der Kaiserin, Prinz Wilhelm im Namen des deutschen Kronprinzen. Es folgten die übrigen Prinzen, die Minister, die stimmführenden Mitglieder des Bundesrathes, die Reichstags=Präsidenten, die Landtags=Präsidenten und die Chefs der Reichsämter. Oberhofprediger Dr. Kögel hielt die Weihrede kurz und markig. Nachdem der Chor das "Hallelujah" von Händel gesungen hatte, brachte Staatssekretär von Bötticher ein Hoch auf den Kaiser aus, in welches die ganze Versammlung begeistert einstimmte und darauf die Nationalhymne sang. Der Kaiser unterhielt sich mit verschiedenen der anwesenden Herren auf das Freundlichste und bestieg dann trotz des heftigen Windes den Kriegsdampfer "Pommerania" um die Flottenparade abzunehmen. Mehr als 30 Kriegsschiffe waren in der Parade aufgefahren und begrüßten den Kaiser mit donnernden Salutsalven. Auch ein schwedisches Kanonenboot, welches den Kronprinzen nach Kiel gebracht, nahm an der Parade theil. Nachdem der Kanonendonner verhallt, fuhr die "Pommerania", auf welcher der Kaiser unter prachtvollem Thronhimmel Platz genommen, langsam an der Flottenaufstellung vorüber, von den in den Raaen postierten Mannschaften mit stürmischen Hurrah begrüßt. Um 1/2 12 Uhr war die Parade zu Ende und der Kaiser kehrte nach Kiel und zum Schlosse zurück. Neue Jubelstürme begleiteten seinen Weg durch die prachtvoll geschmückte Stadt. Um 12 Uhr war großer Empfang. Der greise Monarch hatte für viele ein freundliches Wort und sprach den Herren aus Stadt und Provinz seinen wiederholten Dank für den Empfang aus. Daran schloß sich nun um 2 Uhr das Diner, nach welchen um 1/2 5 die Rückfahrt unter endlosen Hochrufen über Lübeck nach Berlin angetreten wurde. Es war ein wahrhaft schöner Tag.
Lübeck, den 3. Juni 1887. Sr. Majestät Kaiser Wilhelm I. traf mit dem gesammten Gefolge heute Nachmittag auf der Rückfahrt von den Kieler Festlichkeiten zur Grundsteinlegung des Nord=Ostsee=Canalbaues um 6 Uhr 30 Min. auf unserm Bahnhof ein. Der gesammte Senat, an der Spitze Bürgermeister Dr. Behn, hatte sich zur Begrüßung des kaiserlichen Herrn auf dem Bahnhofe versammelt. Nachdem der Hofzug in den Bahnhof eingelaufen war, lud der Kaiser den Bürgermeister Dr. Behn ein, mit in den Hofwagen einzusteigen und unterhielt sich mit demselben huldvollst. Auch mit Se. Excellenz Legationsrath v. Kusserow, preußischer Gesandter bei den Hansestädten und dem Generalmajor v. Rosen unterhielt sich der Kaiser, ohne indeß den Wagen zu verlassen. Auf dem oberen Perron hatten neben dem Senat die Spitzen unserer Behörden und das gesammte active und Reserve=Officiercorps, auf dem unteren Theil des Perrons die Krieger= und Kampfgenossen=Vereine, sowie die hiesigen Schulen, zum Theil mit Musik, Aufstellung genommen. Bei Einfahrt des Zuges brach ein nicht endenwollender Jubel aus. Der Kaiser stand am Fenster und dankte durch fortwährendes Grüßen für die dargebrachten Ovationen. - Nach kurzem Aufenthalt setzte dann der Kaiser, nicht ohne zuvor dem Bürgermeister Dr. Behn durch einen warmen Händedruck für den freundlichen Empfang zu danken, die Fahrt nach Berlin fort. Außerhalb des Bahnhofes stand zu beiden Seiten des Bahndammes bis auf weite Strecken aus der Stadt hinaus eine dicht gedrängte Menschenmenge, die nicht müde wurde, dem greisen Monarchen immer von Neuem zuzujubeln.
Eine Verheirathung des Prinzen Albrecht von Württemberg mit einer Tochter des deutschen Kronprinzen ist im Werke. Die bedeutsame Rolle, welche Herzog Albrecht oder dessen Nachkomme einst in Württemberg zu spielen berufen sein wird, liegt bei der Kinderlosigkeit des Prinzen Wilhelm und seiner Gemahlin, des nächsten Thronerben, sehr nahe.
Herzog Albrecht gehört aber der katholischen Linie an und Staatsrücksichten verlangen Bürgschaften, daß die aus einer Ehe des Herzogs hervorgehenden Kinder evangelisch erzogen werden.
Die Ueberschwemmung, welche gegenwärtig die Gefilde Ungarns, besonders in der Umgegend von Szegedin vernichtet, hat einen so gewaltigen Umfang angenommen, daß der angerichtete Schaden sich auf Millionen belaufen wird. Man hat den bei Szegedin an der Kistiszaer Schleuse entstandenen Dammbruch durch ein Steinschiff und Erdsäcke zu schließen versucht, der Versuch mißlang aber, das Schiff scheiterte und zerschellte. Um Szegedin sind 8000 Joch, um Kasarhely 20 000 Joch Ackerland, zumeist Maissaat, überschwemmt. Viele Gebäude sind bereits eingestürzt, die Bewohner der dortigen Gegend sind geflüchtet.
In England macht man sich darauf gefaßt, daß die irischen Fenier beim Jubiläum der Königin Dynamit=Attentate versuchen könnten. Die großen Blätter empfehlen der Polizei schon jetzt Wachsamkeit in dieser Beziehung, da die Fenische Bruderschaft in Amerika Beiträge zu diesem Zweck sammele.
- In Frankreich ist's plötzlich sehr still geworden. Lärm macht nur noch die Presse, die Herrn Boulanger sucht. Man weiß nicht, wo er steckt. Die einen behaupten, in Paris, die anderen sagen: er ist fort. Warum fragt denn niemand beim Kriegsminister an, der muß es doch wissen. Das neue Kabinet hat inzwischen in der Kammer einen neuen Sieg erfochten. Diesmal über die Rechte. Bischof Freppel hatte beantragt, man möge die Berathung des Militärgesetzes bis zur nächsten Sitzung vertagen. Aber die Kammer entschied auf den Wunsch Rouviers mit 445 gegen 60 Stimmen anders. Das neue Ministerium gewinnt also an Boden und Sicherheit.
Das freie Volk der Schweiz muß in nächster Zeit schon wieder einmal abstimmen. Diesmal über die Einführung des gesetzlichen Schutzes von Erfindungen, und zwar am 10. Juli. Hoffentlich entscheidet das Volk mit "Ja", denn die Schweiz ist in Europa so ziemlich der einzige Staat, in dem Erfindungen noch vogelfrei sind.


- Schönberg. Die zu Stove belegene Wind= und Wassermühle ist dem Müller Schultz aus Ratzeburg für sein im Termin am 19. März d. J. abgegebenes Meistgebot von 2650 M. pachtweise auf 6 Jahre von Johannis d. J. überlassen. Die bisherige jährliche Pachtsumme betrug 2050 M.
- Die Uebungen der Ersatzreserve werden in diesem Jahre für die Infanterie, Jäger und Pioniere in der Zeit vom 18. August bis 26. October für die 10wöchige Uebung und für die 4wöchige Uebung vom 29. September bis 26. October stattfinden. Bei der Fußartillerie beginnen die Uebungen am 1. September resp. 13. October, während beim Train die 10wöchige Uebung am 1. Juli ihren Anfang nehmen wird. Ueber die Gestellungstage für die 2wöchige Uebung verlautet bisher noch nichts.
- Um das korrespondierende Publikum vor Schaden zu bewahren, machen wir es auf folgende postalische Erneuerung, die soeben bekannt wurde, aufmerksam: Bisher konnten irrthümlich aufgeklebte Briefmarken der Reichspost durch einfaches Befeuchten vom Kouvert losgelöst und wieder verwendet werden. Bei den nun zur Ausgabe kommenden neuen Marken ist dies nicht mehr der Fall, indem deren Farbe im Wasser sich sofort auflöst, wodurch die Merke unbrauchbar wird.
An der Hamburger Börse hatte ein Getreidehändler 200 Sack Roggenmehl eingekauft, dasselbe aber dann bei der Einfuhr in den Zollverein als "feine Futterkleie, welche zollfrei ist deklarirt. Der Schwindel wurde aber entdeckt und kostete dem findigen Geschäftsmann neben Konfiskation der Waare noch eine Zollstrafe von 2964 Mark. Diese Entscheidung der Provinzialsteuerbehörde in Altona wurde vom Landgericht einfach bestätigt.
- Ein künftiger Opernstern soll ein Schornsteinfegergeselle in Berlin sein, dessen hohes C von einem Musiker entdeckt wurde, als der Schornsteinfeger bei seinen Dacharbeiten ein Lied sang.
- In Leipzig ist es vorgekommen, daß in 20 Mark Goldrollen vergoldete 20 Pfg. Nickelstücke

[ => Original lesen: 1887 Nr. 43 Seite 3]

mit verpackt waren. Dieselben sind von den 20 Markstücken schwer zu unterscheiden.
- In Budweiß wurde bei einem Festkonzert des deutsch=böhmischen Sängerbundes vom Publikum das deutsche Lied gefordert; als dasselbe gesungen wurde, verließen aber die anwesende Militärkapelle und die Offiziere das Lokal.
- In Wien ist dem Komponisten Joseph Haydn ein Standbild aus Marmor als Denkmal errichtet und in Gegenwart des Kaisers feierlich enthüllt worden. Wie lange ist dieser schlichte und bescheidene Mann gestorben und lebt doch in seinen Kompositionen "Die Schöpfung", Die "Jahreszeiten" und in der Volkshymne "Gott erhalte unsern Kaiser", in der in Herz dringenden lieblichen Fülle seiner Melodien fort.
- Ein wunderlicher Heiliger muß der in Wien verstorbene Orientalist August Pfizmaier gewesen sein. Nach dem Jahr 1870 fragte er einmal einen seiner Freunde, was für eine Bewandtniß es eigentlich mit dem großen Krieg zwischen Deutschland und Frankreich habe, von dem er so viel in den chinesischen Blättern lese! So vollständig war er in seinem Chinesisch aufgegangen und hatte sich um nichts, was sonst in der Welt vorging, gekümmert.
- Clos Vongeot bei Dijon, einer der berühmtesten Weinberge Frankreichs, dem auch viele Deutsche ihre Burgundernasen verdanken, wird versteigert. In ihm wird der beste Burgunder gebaut. Angebot 1 500 000 Fr., Zuschlag nicht unter 2-2 1/2 Millionen Fr. Der Weinberg umfaßt 50 Hektaren.
- Nach Catania zu hat Dienstag abend ein Ausbruch des Centralkraters des Aetna stattgefunden.


Rohseid. Bastkleider (ganz Seide) Mk. 16,80 p. Stoff zur kompl. Robe, sowie Mk. 22,80, 28,-, 34,-, 42,-, 47,50 nadelfertig.
Seiden=Etamine u. Seid. Grenadines, schwarz u. farbig (auch alle Lichtfarben) Mk. 1,55 p. Met. bis Mk. 14,80 (in 12 versch. Qual.) vers. robenweise zollfrei in's Haus das Seidenf.=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Neschow sub Nr. IV belegte Vollstelle c. p. der Wilhelmine Baars daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 4. Juni 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Holz=Auction Nr. 32.

Am Donnerstag, den 9. Juni Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

Aus den Hohemeiler Tannen:

ca. 240 Rmet. tannen Knüppel.
Den Vorrath von tannen Rodestämmen.
Schönberg, den 2. Juni 1887.

                                                    Der Oberförster
                                                    C. Hottelet.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Sonnabend, den 11. d. Mts., Nachmittags 2 Uhr sollen beim Arbeitsmann Boy zu Röggelin

1 Eckschrank, 1 Kommode, 1 Lade, 2 Wassereimer und 1 kleines Schwein
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 6. Juni 1887.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Auctionsabkündigung.

Umständehalber findet die Auction über den Nachlaß des Schmiedemeisters Hundt in Schönberg am Sonnabend, den 11. d. Mts. nicht statt.

                                                    Der Vormund Freitag.


Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die Anstalt ist zur                                                    
Zinszahlung
vom
Dienstag, den 7. Juni d. Js.,
bis
Sonnabend, den 11. Juni d. J.,
von Vormittags 8-12 Uhr,
geöffnet.                                                    
Schönberg, den 25. Mai 1887.
                                                    Das Directorium.


Alle Diejenigen, welche Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Schmied Hundt zu Schönberg zu haben vermeinen und alle Diejenigen, welche dem Verstorbenen noch etwas schulden, werden hierdurch aufgefordert, innerhalb 14 Tagen dieselben bei dem Unterzeichneten, anzumelden bezw. an denselben zu bezahlen.
Gr. Siemz, den 2. Juni 1887.

Hauswirth J. Freitag-Gr. Siemz,
als Vormund des minorennen Kindes.


Stadt Lübeck.
Gr. Gartenconzert
am Donnerstag, den 16. Juni cr.
ausgeführt von der gesammten Kapelle des Schweriner Jägerbataillons unter Leitung des Großherzoglichen Musikdirectors Herrn A. Reckling.
Nach dem Concert Ball.
Zu demselben ladet ergebenst ein                          
                                                    A. Reckling,
                                                    Großherzoglicher Musikdirector.


Zu dem am Sonntag, den 12. und Montag den 13. Juni bei mir stattfindenden

Scheibenschießen

nach guten Gewinnen lade meine Freunde und Gönner freundlichst ein.
Büchsen und Blei wird gehalten.

                                                    Gastwirth J. Wienck. Sülsdorf.

Am Montag, den 13. Juni findet Nachmittags Unterhaltungsmusik und Abends Tanz statt.


Scheibenschießen  Scheibenschießen.

Am Sonntag, den 19. und Montag, den 20. Juni findet bei mir ein Scheibenschießen nach guten Gewinnen statt, wozu ich meine geehrten Gönner und Freunde hierdurch freundlichst einlade.

Schießbedarf wird gehalten.
Am Sonntag: Tanzmusik.
                                                    Wittwe Grevsmühl, Zarnewenz.


Einige Parcellen                                                    
gutes Ziegenfutter
hat zu verpachten                                                    F. Otto.


Gesucht zu Michaelis d. J.

eine Wohnung, von drei Stuben mit Küche, für zwei ältere Leute.
Schönberg, den 6. Juni 1887.

                                                    O. Franck, Mühle.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 43 Seite 4]

          Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß unser diesjähriger

Königschuß

am 4. und 5. Juli abgehalten wird.
          Loose zu der am 2. Königschußtage erfolgenden Ziehung der Tombola sind schon jetzt zum Preise von à 30 Pfennigen zu haben.
          Schönberg, im Mai 1887.

Der Vorstand der Schützenzunft.
C. Schultze.         F. Baer.         J. Greiff.


Empfehle von jetzt an:
große kräftige Sellerie=, Porro=, Winter= u. Sommerkohl=Pflanzen Schock 10 Pfg.

                                                    H. Brüchmann.


Bisher habe ich dem Kornhändler Krohn hieselbst das von diesem gekaufte Korn abgenommen und bezahlt, mache jedoch hierdurch bekannt, daß ich von nun an, kein Korn von demselben kaufen werde.

Schönberg.                                                     W. Kindt.
                                                                          Kornhändler.


Badeanstalt-Eröffnung.

Einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend erlaube ich mir die ergebenste Anzeige zu machen, daß ich meine am hiesigen Oberteiche belegene, neuerbaute Badeanstalt, enthaltend kalte und warme Bäder, am Freitag, den 10. d. Mts. eröffnen werde. - Indem ich dieselbe hierdurch zur gefälligen Benutzung empfehle, verspreche ich Sorge tragen zu wollen um die Wünsche eines hochgeehrten Publikums befriedigen zu können.
Schönberg, den 6. Juni 1887.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    F. Leumann.


Käse (Holst.) à 100 Pfund 15 Mk. hat abzugeben die Genossenschafts=Meierei in Schönberg.

                                                    Der Vorstand.


Kohleneisen,
Anlegeeisen (zum Glanzplätten),
Plättpfannen,

sowie sonstige Eisenwaaren empfiehlt in großer Auswahl zu billigen Preisen

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Uebermorgen.

2te Marienburger Geld-Lotterie.
Ziehung unwiderruflich 9., 10. und 11. Juni.
Original=Loose à 3 M., 1/2 Antheile 1,50 M., 1/4 Antheile 80 Pf. (Porto und Liste 20 Pf.)
(11 Loose 30 M.) (11 Halbe 15 M.), (11 Viertel 8 M.)
empfiehlt und versendet.         
Rob. Th. Schröder,
STETTIN.

      

3372 Gesammtgewinne:
375 000 Mark
      1 à 90 000 Mark.
      1 à 30 000 Mark.
      1 à 15 000 Mark.
      2 à   6 000 Mark.
      5 à   3 000 Mark.
    12 à   1 500 Mark.
    50 à      600 Mark.
  100 à      300 Mark.
  200 à      150 Mark.
1000 à        60 Mark.
1000 à        30 Mark.
1000 à        15 Mark.


Milchsatten
in allen Größen empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Ein Bote,

von 16-18 Jahren wird zu geschäftlichen Gängen nach Berlin sofort gesucht. Die Stellung ist bei einem Mecklenburger; auch wird gutes Gehalt und Vergütung der Reisekosten zugesichert. Näheres bei Herrn Schmiedemstr. J. Oldenburg-Schönberg.


Heute Morgen 8 Uhr wurde uns unser kleiner Emil durch den Tod entrissen. Dieses zeigen hiermit an die tief betrübten Eltern

                                                    J. Siebenmark und Frau.

Schönberg, den 5. Juni 1887.

Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 8. d. Mts. Nachmittags 2 Uhr statt.


Nachrichten des Standesamts=Bezirks Carlow vom 1. Mai bis zum 1. Juni 1887.

a. Geburten:

Dem Arbeitsmann Christian Zeuner zu Neschow ein Sohn.
Dem Hauswirth=Anerben Joachim Meyburg zu Sahmkow eine T.
Der unverehelichten Elise Heick zu Dorf Stove ein Sohn.

b. Eheschließungen:

Der Kutscher Johann Joachim Friedrich Haack zu Schönberg mit Maria Catharina Wilhelmine Meyburg zu Sahmkow.
Der Knecht Hans Joachim Heinrich Kähler zu Pogetz mit Catharina Luise Niese zu Lindow.
Der Brinksitzer und Musikus Johann Franz Dominicus Ohldag zu Sterly mit Catharina Luise Vierig zu Hof Stove.
Der Maurergesell Joachim Heinrich Hamann zu Rieps mit Wilhelmine Catharina Magdalena Freitag zu Cronscamp.
Der Knecht Hans Joachim Asmus Ahrendt zu Pogetz mit Catharina Wilhelmine Elisabeth Kock zu Hof Stove.
Der Schulzensohn Joachim Hartwig Holst zu Pogetz mit Maria Catharina Elsabe Ollmann zu Gr. Molzahn.

c. Sterbefälle:

Der Arbeitsmann Johann Friedrich Hundt zu Pogetz 72 J. 7 M. alt.
Die Arbeiterfrau Catharina Dorothea Hundt geb. Lüth zu Klocksdorf 55 J. 10 M. alt.
Der Arbeitsmann Hans Joachim Hundt zu Klocksdorf 72 J. 3 M. alt.
Der Arbeitsmann Hans Joachim Möller zu Sahmkow 72 J. 7 M. alt.
Der Hauswirth=Altentheiler Hans Joachim Oldenburg zu Cronscamp 76 J. 16 Tage.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 43 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 43 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 7. Juni 1887.


- Ueber den Einfluß des Nord=Ostsee=Kanals. Ein so gewaltiges Unternehmen, wie die Herstellung des Nordostseekanals, dessen feierliche Bau=Eröffnung am 2. Juni stattgefunden hat, hat weit über seinen nächstliegenden Zweck hinausreichende Wirkungen und so wird der Kanal neben seiner Bedeutung für die Kriegsmarine und durchgehende Handelsschifffahrt speziell der deutschen Küstenschifffahrt sowie zahlreichen Interessen des Binnenlandes zu gute kommen. Wie groß der Einfluß des Kanals auf die Bewegung der Handelsschifffahrt zwischen den beiden deutschen Meeren sein wird, lehrt ein Blick auf die Karte. Die von den schwedischen, russischen und deutschen Ostseehäfen ausgehenden Schifffahrtslinien nach der Nordsee (durch den Sund) vereinigen sich vor dem Sund in einem Punkte, westlich von der Insel Bornholm, der etwa auf dem 55. Grad Nordbreite und 13° östlichem Länge von Greenwich liegt. Von hier aus gehen die Fahrlinien jetzt auf einer Linie durch den Sund, um Skagen und durch das Skagerak, von wo aus sie wieder strahlenförmig nach ihren Bestimmungshäfen auseinanderlaufen. Alle Routen nun, die von einem Hafen südlich von Newkastle von der englischen Küste ausgehen, werden durch einen Nord=Ostsee=Kanal eine Abkürzung erfahren, die um so größer ist, je näher der Hafen nach Süden, dem Kanal la Manche zu liegt, und die am größten sein wird für alle niederländischen und deutschen Nordseehäfen. Die Route von und nach Newkastle wird eine nur geringe Abkürzung erfahren, während sie zwischen Bornholm und der Themsemündung bereits ca. 200 Seemeilen und von den deutschen Nordseehäfen nach der Ostsee nahezu das Doppelte (390 Seemeilen) beträgt. Die bedeutendste Abkürzung erfährt die Reise von den deutschen Nordsee= nach den südlich von Kiel gelegenen deutschen Ostseehäfen. Für Lübeck, Wismar und Rostock beträgt die Abkürzung ca. 570, 530 und 510 Seemeilen. Diese Zahlen lassen die Vortheile des neuen Kanals für die deutschen Häfen scharf hervortreten.
- Ein Haus für das zwölfte Kind. Man soll mit seinen Versprechungen vorsichtig sein, denn es kann bisweilen unangenehm werden, wenn man beim Wort gehalten wird. Ein Rentner in Bahrenfeld versprach einem dortigen Eisenbahnangestellten vor mehreren Jahren, als diesem nach und nach eine große Zahl Kinder geboren worden war, für das 12. Kind ein Haus. Dieses Versprechen wurde bei der Geburt des zehnten und auch des elften Kindes wiederholt und auf wiederholte Anfragen des Eisenbahnbeamten, ob der Rentner denn auch das Versprechen ernst gemeint habe, soll dieser stets erklärt haben, daß er das Versprechen ernst genommen und dieses dem glücklichen Vater halten würde, sobald das zwölfte Kind geboren sei. Es ist verschiedentlich über den Fall berichtet worden, auch daß, als das zwölfte Kind anlangte, der Privatier sich geweigert, das Haus zu geben und sein Versprechen als im Scherz erfolgt, bezeichnet habe. Der Angestellte klagte und die Zivilkammer des Landgerichts entschied zu Gunsten des Klägers. Der Beklagte legte beim Oberlandsgericht in Kiel Berufung ein und dieses hat jetzt dahin entschieden, daß, da aus den Zeugenvernehmungen das Versprechen als ein ernstgemeintes sich darstelle, dieses als bindend zu bezeichnen und die Berufung abzuweisen, der Vater des zwölften Kindes aber berechtigt sei, sich von den Häusern des Beklagten eins auszuwählen.
- Eine prachtvolle Jubiläumgabe erhält die Königin von England von ihrem Hausgesinde, nämlich einen silbernen Tafelaufsatz, 80,000 Mk. wert.
- Das heißt Glück! Ein pfälzischer Landmann hatte seiner Zeit ein Mannheimer Maimarktloos gekaufte kürzlich kommt er in die Stadt und ersieht aus einer Gewinnliste, daß er auf sein Loos eine Kuh gewonnen hat. Als er sie abholen will, hat sich ein schönes Kalb dazugesellt. Ein Arbeiter in Kaiserslautern erhält an einem Tag einen bedeutenden Lotteriegewinn und die Meldung einer ansehnlichen Erbschaft.
- Die Musterungspflichtigen in Zabern im Reichslande, welche eine deutsche Fahne zerstört und beschimpft hatten, hat die Strafkammer des Landgerichts zu Gefängniß von 6 Wochen bis 10 Monaten verurtheilt.
- Schon wieder eine neue Entdeckung, und zwar am Telephon, das doch selbst noch nicht alt ist. Zwei junge Männer in München, die Techniker Mestern und Helldobler, haben eine Art Telephon erfunden, welches das gesprochene Wort, ja ganze Sätze sofort in eigentümliche Schrift auf chemisch präpariertes Papier überträgt. Man wird sich in Zukunft also auch hüten müssen, "Gesprochenes" von sich zu geben.
- In der Gewehrfabrik in Spandau arbeiten 3000 Personen Tag und Nacht, 1000 Frauen und Mädchen fertigen Patronen an.
- Die Aufräumungsarbeiten in den Ruinen der "Komischen Oper" sind beendet. Nach dem "Temps" beträgt die amtlich ermittelte Ziffer der aufgefundenen Leichname siebenzig, von welchen 58 erkannt worden sind. Außerdem wurden eine große Menge menschlicher Ueberreste zur Morgue überführt. Zu diesen Opfern des Brandes kommen aber noch die ihren Verletzungen bei der Katastrophe erst später Ermittelten, so daß die Gesammtziffer der Opfer an 160 nicht zu hoch gegriffen sein wird. U. a. ist auch die ganze Familie Knowels - 4 Engländerinnen umgekommen. Sie hatten ihre Rückkehr nach London verschoben, um "Mignon" zu sehen.
- Im Fünfkirchener Weingebiet herrscht große Bestürzung wegen des Auftretens der Reblaus. Die Regierung hat Kommissare nach dem Weingebiet, das 2400 Joch umfaßt angeordnet.
- Von den Judennamen urtheilt die Allgemeine Zeitung, daß die Juden einestheils ihre Eigenart gewahrt haben und anderntheils der Strömung der Zeit und den Verhältnissen gefolgt sind: Als die Juden in der babylonischen Gefangenschaft waren und dann unter die Oberherrschaft der Perser kamen, nahmen sie babylonische und persische Namen an, wie Mordechai (Esra 2, 2), Beltschazer (Daniel 10, l) u. s. w. Die Herrschaft der Griechen brachte den Juden griechische Namen. Bereits vor der Regierung des Herodes (37 v. Ch.) führten Juden die Namen: Alexander, Antigonus, Antiochus, Aristobul, Hyrkanus, Jason, Menelaus, Theodorus u. s. w. Bei der zunehmenden Abhängigkeit der Juden von Rom drangen römische Namen in die jüdischen Familien ein, wie: Agrippa, Antonius, Apella, Drusus, Julianus, Justinus, Justus, Marcus, Tiberius, Titus u. s. w. In der Diaspora haben dann die Juden den verschiedene Sprachen und Idiomen gehuldigt und haben sogar die Umgestaltungen der biblischen Hebräernamen mit der Sprache, die dieses gethan, sich angeeignet; arabische, lateinische, germanische Modifikationen fanden Eingang. Es ist bekannt, daß die Namen Bär, Hirsch, Wolf etc. bei den Deutschen üblich waren und von diesen gingen sie auf die Juden über (vergl. Hildebrandt: "Germania", Vierteljahrsschrift für deutsches Altherthum XIV. S. 128). In der "Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland" 2. Heft 1886 S. 177 veröffentlichte G. Wolf ein "Verzeichniß der Prager Juden, ihrer Frauen, Kinder und Dienstboten im Jahr 1546." In demselben kommen unter den Männernamen vor: Leo, Lucas, Vlk (= Wolf) und die Frauennamen: Anna, Dorothea, Lubissa, Regina, Victoria; ferner die tschechischen Namen Dobra (= die Gute, Buona), Pilka (kleine Säge). Erst im Lauf der Zeit, als die Juden immer mehr in den Judengassen von dem Strom der Zeit und dem Leben abgeschlossen wurden, beschränkten sie sich auf die bereits gebräuchlichen Namen, die überdies auch in Jargon ausarteten. Im Jahr 1787 sah sich Kaiser Joseph II.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 43 Seite 6]

veranlaßt, ein Patent zu erlassen, in welchem die Namen, welche Juden wählen dürfen, angegeben sind. Dieses Verzeichniß ist ein wahres Kauderwälsch. So sind auch als Namen von Männern: Hebron, Jordan etc. angegeben. In der neuesten Zeit ist man von all dem abgekommen und in modernen Kreisen der Juden vermeidet man es zumeist, den Kindern biblische Namen zu geben, damit man sie nicht sofort als Juden erkenne.
- Ein angeblich untrügliches Mittel gegen den Biß von giftigen Schlangen hat Herr Farini nach England mitgebracht. Da indessen das englische Antivivisektionsgesetz die Anstellung von Versuchen zur Prüfung des Mittels verbietet, so gedenkt er es in Deutschland oder Frankreich erproben zu lassen. Er schreibt in seinem bei Brockhaus in Leipzig erschienenen Werk: "Durch die Kalahariwüste", die Art und Weise, wie er in den Besitz dieses Gegengiftes gelangt ist: Drei meiner Ochsen, berichtet er, wurden von Schlangen gebissen. Ein Buschmann übernahm die Kur und machte zu dem Ende mit dem Messer einige Einschnitte um die Bißstelle, die an der Geschwulst leicht zu erkennen war, und rieb die Schnittwunde mit dem trockenen Giftpulver einer anderen Schlange ein. Nach wenigen Stunden ließ die Geschwulst völlig nach und das Thier war bald so wohlauf, wie sein halbverhungerter Zustand es ihm im Uebrigen erlaubte. Ich gestattete mir einige Zweifel, ob diese "Kur" auch bei giftigen Schlangen ausreichen würde, aber der Buschmann bestätigte dies und sagte, er fürchte sich nicht, von irgend einer Schlange im Land gebissen zu werden, so lange sein Giftbeutel noch mit dem Gift anderer Schlangen als Gegengift gefüllt sei. Am nächsten Tag schon konnte ich ihn beim Wort nehmen. Während wir vor den Wagen plauderten, sah ich eine vollständig ausgewachsene "Capella" oder "Spung=Slang", Aspis, deren Giftzähne und Giftdrüsen fast dieselbe Größe wie die der Puffotter haben, unter einer Bank liegen und rief dem Buschmann zu: "Fang' diese Schlange lebendig, Du fürchtest Dich nicht, nicht wahr?" "Nein Baas", erwiderte er, "ich fürchte mich nicht, ich fange sie für eine Rolle Tabak." Um nicht etwa an seinem Tod betheiligt zu sein, weigerte ich mich, ihn zu bestechen, und holte die Fuhrmannspeitsche, um die Schlange damit zu erschlagen. Kaum war ich zurück, so stieß er sie mit seinem nackten Fuß, worauf das fürchterliche Reptil ihn biß. In aller Kaltblütigkeit zog er seinen Giftbeutel hervor, zerrieb etwas vom Inhalt zu Pulver, stach in der Nähe des Bisses mehrfach in seinen Fuß und rieb dann das Giftpulver gerade wie bei den Ochsen ein. Während ich der Schlange vermittelst meines Peitschenstieles die Gelegenheit benahm, jemals wieder zu beißen, nahm der Buschmann, nachdem er der Schlange die Giftzähne ausgebrochen hatte, einen Tropfen von dem Gift aus ihrem Giftsack zu sich, worauf er in einen mehrstündigen Schlaf verfiel. Anfangs nahm die Geschwulst an der Wunde sehr stark zu, nach einiger Zeit ließ sie aber nach und am anderen Morgen impfte er sich nochmals ein. Am Abend verschwand die Geschwulst völlig, nach vier Tagen war er wieder so wohlauf wie je. Eine kleine Eidechse, welche die Eingeborenen N'aubu nennen, wird für sehr giftig gehalten, aber zugleich als Gegengift gegen Schlangengift hochgeschätzt. Herr Farini sah während seiner südafrikanischen Reise niemals ein lebendiges Exemplar, kaufte aber während seines Aufenthaltes in Mier ein Stück dieses Thieres, das er zu Versuchen benutzen wird.
-Den Ertrag der Erdbeeren zu vermehren, wird von einem erfahrenen Gartenbesitzer gerathen, die Pflanzen zeitig im Frühjahre mit Gyps zu bestreuen. Das Mittel soll sehr günstig wirken, besonders wenn man zugleich eine Düngung der Pflanzen anwendet, indem man zwischen den Reihe kurzen Mist auf die Beete bringt.


             Nach dem Reichsstrafgesetz.
Du hast mir ins Auge gestochen (§ 23),
Hast mir meinen Frieden geraubt (§ 49)
Du hast mir mein Herz gestohlen (§ 242),
Mit Wahnsinn bedroht mein Haupt (§ 241),
Du hast in mir Brand gestiftet (§ 306),
Hast meine Ruhe gestört (§ 360 Ziff. 11)
Hast mich mit Thränen vergiftet (§ 229),
Betrogen mich unerhört (§ 263),
Du hast einen Andern begünstigt (§ 257),
Du hast mir so Vieles verhehlt (§ 258),
Du hast mich durch Liebreiz bestochen,
Als ich Dich zur Liebsten gewählt (§ 109).
Zuerst hast meinem Bewerben
Geleistet Du Widerstand (§ 113),
Dann hieltest Du widerrechtlich
Gefangen Herz und Hand (§ 239).
Oft hast Du um Gnade gebettelt (§ 360 Ziff. 4),
Und manchen Schmuck und Putz
Erpreßt mit gewaltigen Küssen (§ 253),
Aus strafbarem Eigennutz (§ 292).
Du löstest die heiligsten Bande (§ 243 Ziffer 6, § 250 Ziff. 2),
Der Untreue klag' ich Dich an (§ 206).
Mit Meineid (§ 153) hast Du zerstört mir
Die ganze Lebens=Bahn (§ 305).
Führ' immer Du heimliche Waffen (§ 367 Ziff. 9),
Mir wird nicht länger bang -
Ich lasse zur Strafe Dich sitzen
Dein ganzes Leben lang (§ 14, § 17).


Am Erlenbach.
Eine Künstlergeschichte von Fritz Brentano.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 43 Seite 7]

Am Erlenbach.
Eine Künstlergeschichte von Fritz Brentano.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]

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Am Erlenbach.
Eine Künstlergeschichte von Fritz Brentano.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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