[ => Original lesen: 1887 Nr. 34 Seite 1] O du goldener Friede, den uns unsere Nachbarn im Westen und Osten aufhalsen! Moltke hat recht, so kanns nicht lange mehr fortgehen. Kriegsminister Bronsart von Schellendorf rechnete dem erschreckten Reichstag 333 Millionen Mark vor, über welcher in der nächsten Zeit Beschluß zu fassen hat. Der Militär=Etat erhöht sich dadurch von 330 Millionen auf 675 Millionen. Als Rickert fragte, ob nicht ein kleiner Theil dieser Last durch Verkürzung der Dienstzeit, namentlich bei der Infanterie, erleichtert werden könne, antwortete der Kriegsminister: die jetzige Präsenzstärke der Armee ist das äußerste Minimum, wenn die Armee in ihrer Kriegstüchtigkeit erhalten werden soll. Es ist ein weitverbreiteter Irrthum, daß die Wirkung der neuen Technik die Aufgaben der Infanterie erleichtern werde. Gerade das Gegentheil ist der Fall. Von der Kavallerie verlangt kein vernünftiger Mensch mehr, daß sie mit einer Attake die Infanterie niederreiten solle. Sie hält nach wie vor den Grundsatz fest, sich von dem Infanteriefeuer möglichst fern zu halten. Unter Umständen wird sie allerdings dasselbe nicht scheuen können, aber nicht in der Regel. In früheren Zeiten ging nur die Infanterie durch Feuerzonen hindurch zum Angriff vor, welche der Tragweite des damaligen Gewehrs entsprachen. Die Verhältnisse haben sich zu Ungunsten der Infanterie mindestens verdreifacht und die Anforderungen, welche an sie gestellt werden, sind immer größere geworden. Wenn nun feststeht, daß der Soldat, je länger er bei der Fahne ist, desto besser wird, so ist es doch gewiß unmöglich, die Dienstzeit zu verkürzen in demselben Augenblick, wo der Soldat in der Handhabung seiner Waffen noch immer mehr ausgebildet werden soll, wo immer neue Anforderungen an ihn herantreten und, wenn man dies thut, so thut man gerade das Entgegengesetzte, was in erster Linie noth thut. Etwa 300 Millionen M. müssen durch Anleihen aufgebracht werden.
Der Nachtragsetat ist bekanntlich der Budgetkommission zur Prüfung überwiesen worden und der Kriegsminister hat versprochen, der Kommission eingehende Erläuterungen zu dem Entwurf zu geben. Die Berathung soll thunlichst beschleunigt werden, sodaß sich der Reichstag jedenfalls noch vor Beginn der Pfingstferien mit der zweiten und dritten Lesung des Etats zu befassen haben wird. Allgemein geht die Ansicht dahin, daß die geforderten Millionen im Großen und Ganzen bewilligt werden. Auch mit der Handwerkerfrage wird sich der Reichstag, vielleicht sogar schon vor Pfingsten, befassen. Die Gewerbekommission hat bekanntlich durch eine aus Centrum und Konservativen bestehende Mehrheit die Einführung der Meisterprüfung für so ziemlich alle Gewerbe beschlossen. Es wird aber sehr bezweifelt, ob das Plenum denselben Beschluß aussprechen wird, und auch in diesem Falle würde vom Beschluß bis zur Erhebung zum Gesetz noch ein weiter Weg sein, denn bis zur Stunde stimmen die verbündeten Regierungen den Anträgen nicht zu. Die Branntweinsteuervorlage ist in den Bundesrathsausschüssen durchberathen. Wenn auch die schließliche Einigung selbstredend war, so ist doch die Arbeit keineswegs eine leichte, wie behauptet wird, gewesen. Es waren im Gegentheil eine ganze Reihe von Schwierigkeiten auszugleichen.
Das Ergebniß der letzten Reichstagswahlen ist nunmehr vom statistischen Amt zusammengestellt und dem Reichstag vorgelegt worden. Bei den entscheidenden Wahlen des Jahres 1887 sind 7,527,601 gültige Stimmen abgegeben worden, davon für deutsch=konservative Kandidaten 1,160,869, Reichspartei (freikonservativ) 745,378, Nationalliberale 1,711,069, Deutschfreisinnige 986,517, Centrum 1,537,351, Polen 221,825, Sozialdemokraten 673,283, Volkspartei 79,861, Welfen 10,712, Dänen 12,360, Elsässer 233,685 Stimmen.
In Spanien soll die ganze Armee anders organisirt werden. Wenn man sie nur auch von innen umbilden könnte. Spanien und Rußland sind die einzigen europäischen Staaten, in denen die Putsche und Revolutionen meist von den Offizieren ausgehen und das ist das Gefährlichste.
Nihilistische Proklamationen wurden in St. Petersburg am Sonntag Nachts von unbekannten Personen ausgestreut; in den Proklamationen werden der Kaiser, der Thronfolger, General Gresser, sowie die Richter in dem jetzt begonnenen Nihilistenprozeß mit dem Tode bedroht, falls nur einer der Angeklagten zum Tode verurtheilt und hingerichtet werden sollte.
- Schönberg. In seiner Frühjahrsversammlung am 29. v. Mts. nahm der Verschönerungsverein hieselbst den Kassenabschluß, der einen Kassenbestand von 307 M. nachwies, entgegen und schritt sodann zur statutenmäßigen Neuwahl des Vorstandes. Sämmtliche Mitglieder desselben wurden wiedergewählt. In weiterer Erledigung der Tagesordnung wurde sodann über die Inangriffnahme neuer Verschönerungen verhandelt und beschlossen, die aus Feldsteinen bestehende Treppe, welche von der Siemzerstraße aus hinter dem Kriegerdenkmal zum Spielplatze vor dem Mädchenschulhause hinaufführt, durch eine solche von Granitstufen zu ersetzen und mit einem hübschen eisernen Geländer zu versehen.
- Schönberg. Im Bezirk des 9. Armeekorps werden im Laufe des Jahres 16700 Reservisten der Provinzial=Infanterie zur 12tägigen Uebung behufs Ausbildung mit dem Magazin=Gewehr herangezogen. Die Uebungen finden in zwei Raten statt und zwar Rate I vom 10. Juni ab, Rate II vom 24. Juni ab. Ueber die Uebungen der Landwehr ist, laut den "O. N.", noch nicht Verfügung getroffen. - Diejenigen Reservisten, welche glauben,
[ => Original lesen: 1887 Nr. 34 Seite 2]wegen Krankheit, Unabkömmlichkeit oder aus sonstigen Gründen die Uebung nicht mitmachen zu können, werden gut thun, ihre Reklamationen, welche mit ärztlichen und amtlich beglaubigten Attesten belegt oder sonst amtlich beglaubigt sein müssen, rechtzeitig an bezüglicher Amtsstelle, d. h. beim Bezirksfeldwebel, anzubringen. Wer seine Reklamation unter Umgehung des Instanzenweges bei höheren vorgesetzten Behörden anbringt, macht sich straffällig und hat zu gewärtigen, daß sein Gesuch selbst bei genügender Begründung unberücksichtigt bleibt.
- Die neue Ausrüstung der Infanterie. Nach der jetzt amtlich ausgegebenen Beschreibung der Infanterieausrüstung pro 1887 sind folgende Aenderungen in der Ausrüstung eingetreten: Beim Tornister ist die kleine Klappe nebst den beiden Seitenpatrontaschen in Wegfall gekommen, ebenso hat die Art der Packung Vereinfachung erfahren. Ein wasserdichter, brauner Beutel (Tornisterbeutel), der Größe des Tornisterkastens entsprechend, dient zur Aufnahme der eisernen Portionen. Ein sogenanntes Tragegerüst, aus Rückenstück, Trageriemen und Hülfstrageriemen bestehend, vermittelt die Verbindgung zwischen Tornister und Leibriemen, eine an letzterem angebrachte dritte Patronentasche dient dem Tornister gleichzeitig als Stütze. Der Leibriemen ist aus besserer Qualität hergestellt und die Säbeltasche verschmälert. Die Patronentaschen zerfallen in drei verschiedene Arten, und zwar vordere Patrontaschen für Mannschaften, vordere Patrontaschen für Unteroffiziere und hintere Patrontaschen. Die vorderen Taschen nehmen je 30, die hinteren 40 Patronen auf, so daß der Mann nunmehr 100 scharfe Patronen bei sich trägt. Anstatt eines zweiten Paares Stiefel werden Schnürschuhe mitgeführt. Am Helm fällt die Vorderschiene weg, die Schuppenketten werden durch Sturmriemen ersetzt, der hintere Schirm erfährt eine Verkleinerung, der Beschlag eine Erleichterung. Das Kochgeschirr ist verkleinert und erleichtert, der Brotbeutel wird aus wasserdichtem Stoff gefertigt. Bei der Feldflasche ist der Tragriemen fortgefallen, dieselbe wird im Brotbeutelring eingehängt. Die wesentlich erleichterten Schanzzeugfutterale werden am Leibriemen befestigt. Sämmtliche hier angeführten Ausrüstungsgegenstände zusammen wiegen in Zukunft nur 12 1/2 Pfund.
- Ein interessantes Experiment für Zwecke der Heeresverpflegung wurde in vergangener Woche in einer Berliner, mit der Militärverwaltung in Verbindung stehenden Großschlächterei gemacht. 30 zu diesem Zwecke eingestellte Fleischergesellen richteten während 3 Tage und 3 Nächte wechselweise bestes Ochsenfleisch durch Auslösen der Sehnen, Knochen etc. zu, dasselbe wurde dann aufs feinste zerkleinert und mit Mehl vermischt, aus welcher Masse dann eine Art Zwieback gebacken worden ist, mit dem jetzt Versuche bezüglich der Haltbarkeit etc. angestellt werden sollen. Die Zwieback sind in kleine Abtheilungen wie die Bonbons eingeschnitten, so daß sie leicht gebrochen werden können, und sollen aufgekocht eine ausgezeichnete Fleischbrodsuppe geben, aber auch trocken sehr gut schmecken.
- Zwei Kommandirende werden wahrscheinlich noch in diesem Jahr aus Armee und Flotte ausscheiden. Der kommandirende General v. Blumenthal in Magdeburg, der im Juli sein 60jähriges Dienstjubiläum feiert, und der Vizeadmiral v. Wickede.
- Für die Reichstagsabgeordneten galt es seit einigen Jahren nicht mehr, daß wie alle Wege nach Rom, so alle Wege nach Berlin führen, ihre Freikarten zum Reichstag galten nur direkt von ihrem Wohnort nach Berlin. Diese Beschränkung ist jetzt aufgehoben und die Herren dürfen auch einmal Seitensprünge machen oder Umwege.
- Der Büchsenmacher Schmeißer in Jena hat ein Repetir=Jagdgewehr erfunden und die Patentirung desselben erlangt. Dasselbe ist einläufig, mit einem Patronenhalter versehen und durch eine im Anschlag leicht und sicher ausführbare Bewegung des linken Armes so rasch zu laden, daß die Schüsse, welche der Patronenbehälter faßt, in außerordentlich kurzen Zwischenräumen hinter einander abgefeuert werden können. Herr Schmeißer soll sein Patent bereits an eine Gewehrfabrik in Baden veräußert haben und wird binnen kurzem als Werkführer in dieselbe eintreten, um die Anfertigung von Jagdgewehren nach dem von ihm erfundenen System zu leiten.
- Kommt die Verurtheilung Unschuldiger in unserer Zeit thatsächlich öfter vor? oder sind die Zeitungen nur ernstlicher dahinter her? Auch in Frankfurt a. O. sind zwei Arbeiter Tietz und Schulz wegen schweren Diebstahls schuldig gesprochen und zu 3 und 4 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Sie hatten ihre Strafe auch schon angetreten, als herauskam, daß zwei Lehrlinge den betr. Diebstahl begangen hatten. In einem neuen Verfahren wurden sie freigesprochen und die Lehrlinge, die geständig waren, verurtheilt. Die Mahnung ist ernst.
- Aus Carlvörde (Herzogthum Braunschweig) ist der seltene Fall mitzutheilen, daß die Bürgermeisterstelle bis jetzt seit 160 Jahren bei der Familie Vibrans geblieben ist. Auch bei der letzten Neuwahl eines Bürgermeisters wurde wieder ein Mitglied dieser Familie gewählt.
- Obstbäume von Moos zu befreien. Es ist eine bekannte Sache, daß das Moos den Bäumen äußerst schädlich ist, indem besonders Insekten mancherlei Art in dem Moose nisten, welche die Gesundheit des Baumes zerstören. Um die Bäume davon zu befreien, wende man folgendes Verfahren an: Man kratze das an den Bäumen befindliche Moos öfters, besonders im Herbste, mit einem Stumpfen Messer rein ab und überstreiche die Stämme dagegen mit einer Mischung, welche man aus starker Seifensieder=Lauge, worin frisch gebrannter Kalk abgelöscht und mit Ofenruß versetzt worden ist, bereitet hat. Je verdickter die Masse ist, desto ersprießlichere Dienste leistet dieselbe. Ein Ueberzug dieser Art zerstört nicht nur die Keimkraft des Samens und die feinen Wurzeln des Mooses, sondern tödtet auch die Insekten und deren Eier.
- Der neueste, aber auch gräßlichste Kalauer fragt: Kennen Sie den Unterschied zwischen der Stadt Garz und der Berliner Börse? Antwort: "In Garz sind die Steiermärker und an der Berliner Börse die Meier stärker." Die Kalauer waschen ihre Hände in Unschuld und sagen: Unsere Berliner Filiale ruinirt uns.
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Anzeigen.
Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Siemzerstraße sub No. 142 belegene Wohnhaus c. p. des Arbeitsmanns Franz Friedrich Tews allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 9. Juli d. J.,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Posten=
[ => Original lesen: 1887 Nr. 34 Seite 3]zettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 19. April 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Neschow sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. der Wilhelmine Baars daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 4. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. März 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Kampf= genossen- |
|
Verein 1870/71. |
Am Sonntag, den 8. Mai cr., Nachmittags 3 1/2 Uhr,
ordentliche Versammlung
im Vereinslokale.
Tagesordnung:
1) Vorstandswahl.
2) Sonstige Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Diedrich Teschau, Lübeck,
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empfiehlt ihr Lager natürlicher und künstlicher Mineralbrunnen, sowie Badeingredienzien zu Preisen der Brunnenhandlungen; nicht vorräthige Mineralwässer etc. werden schnellstens und ohne Aufschlag für Fracht pp. besorgt.
Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich zum bevorstehenden Markt wieder mit einer großen Auswahl selbstverfertigter
Schuhwaaren
eintreffen werde. Um geneigten Zuspruch bittet
Achtungsvoll
Johannes Rohwedder.
Stand vor der Thür des Herrn Wieschendorf.
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J. Ludw. D. Petersen.
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Wir machen darauf aufmerksam, daß ganz bedeutende Treffer zur Entscheidung gelangen, als schon in 1ster Ziehung 50,000, in 2ter 60,000 M., in 3ter 70,000 M., in 4ter 75,000 M., in 5ter 80,000, in 6ter 100,000 und in 7ter evtl. 500,000 Mark. speciell 300,000, 200,000, 100,000, 70,000 50,000, 30,000, 5 à 20,000, 20 à 10,000, 50 à 5000 M. M. etc. etc.
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Aufträge erbitten uns bis spätestens zum 15. Mai!
Mindus & Marienthal,
Hauptcollecteure,
Hamburg.
Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.
D. Mahler, Hannover.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 34 Seite 4]Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft.
Der Geschäftsstand der Gesellschaft ergibt sich aus den nachstehenden Resultaten des Rechnungsabschlusses für das Jahr 1886:
Grundkapital |
M. |
9,000,000 |
- |
Prämien=Einnahme für 1886 |
M. |
7,695,490 |
- |
Zinsen=Einnahme für 1886 |
M. |
727,183 |
70 |
Prämien=Ueberträge |
M. |
5,468,075 |
90 |
Uebertrag zur Deckung außergewöhnlicher Bedürfnisse
(einschließlich des nach Art. 185b/239b des Gesetzes vom 18. Juli 1884 gebildeten Reservefonds von M. 900,000) |
M. |
4,860,377 |
30 |
-------------------------------------------------- |
|
M. |
27,751,26 |
90 |
Versicherungen in Kraft am Schlusse des Jahres 1886 |
M. |
5,072,929,147 |
- |
Schönberg, den 1. Mai 1887.
J. H. Meier, Organist.
Agent der Gesellschaft.
|
Die Hagel-Versicherungs=Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,
gewährt ihren Mitgliedern die unzweifelhafte Sicherheit. - Trotz der geringen Beiträge der letzten Jahre haben wir einen Sicherheitsfond von
20,000 Mark.
ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.
|
Schönberg, im April 1887.
Die Direction.
J. Kröger-Lockwisch. Wilh. Heincke.
In meinem Hause, Marienstraße 46, habe ich auf soliden Grundsätzen ein
Nachweisungs=Bureau
für Dienst-Gebende und Dienst-Suchende
errichtet und bitte bei Bedarfs=Fällen um wohlwollende Beachtung durch Ertheilung von Aufträgen.
J. P. Maass.
Schönberg, den 27. April 1887.
Beste
Stahlblech=Milchsatten
doppelt verzinnt, empfiehlt
C. Schwedt.
Milchsatten
in allen Größen empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Geräucherte Schinken, fetten und durchgewachsenen Speck, Schweinskopf, geräucherte und gekochte Mettwurst empfiehlt
H. Soltmann.
Das Wunderbuch
(6. und 7. Buch Moses) enth. Geheimnisse früherer Zeiten, sowie das vollst. siebenmal versiegelte Buch, versendet für 5 Mark.
R. Jacobs, Buchhandlung, Magdeburg.
Zu Michaelis ds. J.:
Eine untere Wohnung
in guter Lage der Stadt zu vermiethen. Wo? zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.
Unter hohem Protectorat Sr. K. K. Hoheit des Kronprinzen.
|
|
2te Marienburger Geld-Lotterie.
Ziehung unwiderruflich 9., 10. und 11. Juni.
Original=Loose à 3 M., 1/2 Antheile 1,50 M., 1/4 Antheile 80 Pf. (Porto und Liste 20 Pf.)
(11 Loose 30 M.) (11 Halbe 15 M.), (11 Viertel 8 M.)
empfiehlt und versendet.
Rob. Th. Schröder,
STETTIN.
|
|
3372 Gesammtgewinne:
375 000 Mark
1 à 90 000 Mark.
1 à 30 000 Mark.
1 à 15 000 Mark.
2 à 6 000 Mark.
5 à 3 000 Mark.
12 à 1 500 Mark.
50 à 600 Mark.
100 à 300 Mark.
200 à 150 Mark.
1000 à 60 Mark.
1000 à 30 Mark.
1000 à 15 Mark.
|
Danksagung.
Allen Denen, die meinem lieben Mann und unseren guten Vater zu seiner letzten Ruhestätte geleiteten und seinen Sarg mit Kränzen schmückten, sagen ihren tiefgefühlten Dank
Familie Soll.
Heute Nachmittag um 3 Uhr entschlief sanft nach langen, qualvollen Leiden der Kornhändler
Joachim Lenschow
zu Grieben. Auf das Tiefste betrauert von
den Hinterbliebenen.
Grieben, den 2. Mai 1887.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 6. d. M. Mittags 12 Uhr vom Trauerhause aus statt.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 34 Seite 5]Beilage
zu Nr. 34 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 3. Mai 1887.
- Die Königin von Spanien hat dem preußischen 15. Ulanenregiment in Straßburg das Reiterbild ihres verstorbenen Gemahls zum Geschenk gemacht. Die Ernennung zum Chef dieses Regiments hatte dem König bekanntlich den ungezogenen Empfang in Paris zugezogen.
- Die hinterlassenen Schlösser König Ludwigs II. von Bayern, Hohenschwangau und Linderhof, werden vom 25. Mai an dem Publikum an jedem Tage, mit Ausnahme des Freitags, zugänglich, Herrenchiemsee vom 1. Mai an. Am 13. Juni, dem Sterbetage des Königs, ist der Zutritt zu den drei Schlössern nicht gestattet.
- Am Ostersonntag wurde in der Rotunde in Wien eine ungemein interessante sportliche Konkurrenz ausgekämpft. Es handelte sich darum, festzustellen, wer in einem etwaigen Wettrennen zwischen Pferd und Velociped Sieger bleiben würde. Das Resultat des Rennens war ein Sieg des Velocipeds über das Pferd. In Konkurrenz standen der russische Traber "Prinz", gelenkt von seinem Besitzer Stephan Tupan gegen die 3 Radfahrer Medinger, Dubais und Duncan. Das Rennen erstreckte sich auf eine Distanz von 10 000 Meter, gleich 40 Umläufe der Rotunde. Das Pferd blieb um 11 solcher Runden hinter den Radfahrern zurück. Der Preis von 2000 Franks in Geld fiel den beiden Radfahrern Medinger und Dubais zu, die in tollem Rennen gleichzeitig das Ziel passirten und die Distanz in 19 Minuten 28 Sekunden zurücklegten.
- Der Broncearbeiter Wesely in Ottakring bei Wien machte eine Wette, daß er 20 Stück harte Eier verzehre. Beim 18. Stück jedoch wurde er ohnmächtig, sank vom Sessel und war bald eine Leiche.
- Kein Geringerer als der Ministerpräsident Goblet in Paris war es, der dem Kapellmeister Lamoureux die Aufführung von Wagners Lohengrin verbot. Der Kapellmeister wandte erfolglos ein, daß das ganze Haus schon ausverkauft sei.
- Königin Victoria hat der Karthause in Südfrankreich einen Besuch gemacht, in welcher der weltberühmte Karthäuser Likör gebraut wird. Da noch nie eine Frau in das Kloster gelassen wurde, um die frommen Mönche zu belauschen, so bedurfte es der besonderen Erlaubniß des Papstes, die auch ertheilt wurde, weil auch Ketzer gute Kunden des Klosters sind. Die Königin wurde von dem Ordensgeneral an dem Portal empfangen und überall umhergeführt. Zum Schluß wurde ihr der feinste Karthäuser vorgesetzt und sie hat ihn auch versucht und rechnet dabei auf die sprichwörtliche Schweigsamkeit der Mönche.
- Französische Blätter haben, damit auch der Spaß zu seinem Recht kommt, den biederen deutschen Namen des Mannes, für den sie in's Zeug gehen, vielfach verballhornisirt; denn neben Schnäbele laufen noch immer Schnäbelle, Schnäbele, Schnaebelé. Schnäble u. s. w. nebenher. Auch Schwäbele hat man ihn schon getauft und nicht ganz mit Unrecht. Mit einem Schwabenstreich hat wenigstens der Vorfall das gemein, daß man sich ohne Grund in den Harnisch jagen ließ. Seit 100 Jahren, schreiben die Elsasser, schreibt sich die Familie breit und deutsch Schnäbele und der Wolf in der Fabel Schnebele erst, seit er französisch geworden ist.
- In Petersburg hat der Prozeß gegen die Altentäter vom 13. März begonnen; 15 Männer zwischen 20 und 26 Jahren sind angeklagt und 3 Weiber.
- Der Kaiser von Brasilien braucht, um in Karlsbad seine kranke Leber zu kuriren, den Urlaub des Parlamentes.
- Wie man aus Konstantinopel meldet, legten es kürzlich die Leibärzte dem Sultan nahe, er möge, da am Goldenen Horn mehrere Blatternfälle konstatirt worden seien, sich sowohl wie seine Damen im Harem impfen lassen. Was nun seine Frauen betrifft, war der Padischa bald zu gewinnen; nur wollte er bei der Impfung persönlich anwesend sein, die anderen Vorsichten ungerechnet, die dabei im Punkt der Züchtigkeit beobachtet werden sollten. In einem der Säle des Harems wurde eine spanische Wand aufgerichtet, in welche eine kreisrunde Oeffnung geschnitten war. Durch dieselbe kam abwechselnd je ein blendend weißer, ein mattgelber oder
gar ein bräunlich angehauchter Frauenarm geschlüpft, der Doktor machte die Inoculation, hinter der Wand ließ sich jedesmal ein kleiner Schmerzensschrei vernehmen und die Operation war beendet. Was nun den Sultan selbst betrifft, erklärte er für seine Person erst dann in die Impfung zu willigen, wenn er die Ueberzeugung erlangt habe, daß diese bei den Haremsdamen keine bösen Folgen nach sich ziehe, was nicht sehr galant ist.
- In Niederschelden bei Siegen wohnte seit 8 Jahren ganz allein in ihrem eigenen stattlichen Haus eine bejahrte kinderlose Wittwe. Als den Nachbarn am vorigen Freitag der Umstand auffiel, daß die Wohnung schon seit mehreren Tagen nicht mehr geöffnet und die alte Frau nicht mehr sichtbar geworden sei, drangen sie gewaltsam ein und fanden die Frau als Leiche auf dem Fußboden ihres Wohnzimmers liegen. An Lebensmitteln wurde außer einer vertrockneten Brodkruste absolut nichts in dem Haus vorgefunden, die geizige Alte war also augenscheinlich verhungert. Dagegen fand man über 61 000 Mark in Gold, Silber und Werthpapieren in Schubladen und Kisten versteckt und schließlich wurden auf dem Speicher der lachenden Erben noch größere Summen gefunden. Die wenigen Bett= und Kleidungsstücke der reichen Armen bestanden aus puren Lumpen.
- In den Gerichtssälen in Berlin zeigt sich das Leben in seinen ernsten und heiteren Seiten oft viel frischer als in Theatern und Büchern. Das Trauerspiel schreitet gewaltiger einher; denn es packt und zermalmt vor den Augen der Zuschauer wirklich lebendige Menschen, und das Lustspiel erschüttert das Zwerchfell mit unmittelbarster Wirkung, weil die Mitspieler voll unfreiwilliger Komik sind. Da saß neulich ein Student im Gerichtssaal und daneben seine Wirthin mit ihrem Schwiegersohn und zwei Töchtern. Die Wirthsleute beschuldigten den Studenten des Kontraktbruches, ungebührlicher Aufführung, lebensgefährlicher Bedrohung und Unterschlagung des Hausschlüssels. Der Musensohn bezichtigte dagegen seine Wohnungsgeberin nebst deren Anhang des Hausfriedensbruches, des räuberischen Ueberfalls, gröblicher Beschimpfung und anderer Kleinigkeiten. In der Prozeßverhandlung ergab sich Folgendes: Der Student, ein Jünger der Gottesgelahrtheit, hatte bei einer Wittwe, die zwei Töchter und einen Schwiegersohn besaß, ein Zimmer gemiethet. Die Wittwe betrachtete es als das durch Gewohnheit geheiligte Vorrecht einer Vermietherin, die Stiefeln ihres Miethers vom Dienstmädchen reinigen zu lassen und 3 Mk. monatliche Vergütung dafür auf Rechnung zu stellen. Der Student bestritt der Wittwe dieses Recht, weil es weder auf einer göttlichen noch menschlichen Satzung beruhe, sondern nur eine Willkür der Studenten=Wirthin sei. Er erklärte es daher für sein Recht, sich die Stiefeln da putzen zu lassen, wo es ihm gefalle oder auch sie sich selbst zu putzen. Darob entbrannte die Wittib in großem Zorn und verlangte, daß ihr "unanständiger Miether" sofort das Zimmer räume. Jener dagegen berief sich auf
[ => Original lesen: 1887 Nr. 34 Seite 6]die Berliner Miethsordnung, wonach er nur nach 14tägiger Kündigung auszuziehen brauche. Damit war der erste Sturm der Wittwe abgeschlagen, aber es erfolgte bald ein zweiter. Sie verlangte von ihrem Studenten den Hausschlüssel zurück, denn sie habe ihm nur das Zimmer, aber nicht den Hausschlüssel vermiethet, auch brauche ihr Schwiegersohn den letzteren. Der junge Theologe meinte indessen, er habe ihn noch nöthiger als der Schwiegersohn denn die Berliner Bierkneipen würden Nachts so spät geschlossen, daß er ohne Hausschlüssel nicht ausgehen könne, und auf eigene Kosten brauche er sich keinen anzuschaffen, da der Hausschlüssel ein von der Vermietherin zu lieferndes nothwendiges Zubehör einer Studentenwohnung sei. So endete der zweite Akt. Mit dem dritten erreichte das Trauerspiel seinen Höhepunkt. Die Stammkneipe des Studenten war wieder einmal spät geschlossen worden und das angehende Kirchenlicht lag eben erst im Bett, als an seiner Zimmerthür sich ein fürchterlicher Lärm erhob. Die Wittwe mit ihren zwei Töchtern und dem Schwiegersohn wünschten stürmisch Einlaß, um den Hausschlüssel in Empfang zu nehmen. Es war Winter und Morgens 4 Uhr, also keine Stunde üblicher Besuchszeit. Der Student weigerte sich deshalb, das Bett zu verlassen und den Besuch zu empfangen, plötzlich aber krachte das Schloß von der Thür los und die feindliche Heerschaar strömte in das Zimmer. Der Schein einer Petroleumlampe erhellte das Schlachtfeld. Der Schwiegersohn schwang eine blanke Axt, die Wittib führte einen großen Besen und die Töchter bildeten das Musikcorps. Der Student blieb schweigend im Bett liegen und erwartete den Angriff. Aber mit einmal rang sich ein Laut des Entsetzens aus seiner Kehle. Die Weiber hatten seine am Riegel hängenden Beinkleider entdeckt, in deren Taschen der Hausschlüssel steckte. Es war bei 14 Grad Reaumur seine letzte und einzige Winterhose. Wehe, wenn ihr ein Unglück in den Händen dieser Weiber zustieß! Mit einem Satz war er aus dem Bett inmitten seiner Widersacher. "Meine Herren Richter", sagte er verschämt in der Gerichtssitzung, "ich hatte gehofft, wenn mich die Damen des Hauses in meinem sehr einfachen Nachtkostüm sähen, würden sie, die Augen schließend, Fersengeld geben, aber ich hatte mich geirrt." In der That, der Irrthum war stark. Während die Mama mit dem Besen gegen die nackten Beine des Musensohnes wüthete, versuchten die Töchter ihn am Nachtkostüm festzuhalten, indessen der beilschwingende Schwiegersohn die Hose zu erobern suchte. In dieser fürchterlichen Noth entdeckte das Auge des Studenten eine eigenthümliche Waffe. Er bückte sich und ergriff plötzlich einen gewissen Porzellangegenstand. Dieser wurde in seiner Hand zum Eselskinnbacken, mit welchem Simson die Philister schlug. Unter Geschrei entwichen die Damen und der Schwiegersohn ließ auf der Flucht sogar die blinkende Axt fallen. Der junge Gottesmann behauptete als Sieger das Feld. Er rückte einen Tisch vor seine Zimmerthür und legte sich mit der eroberten Axt in dem einen und der geretteten Hose in dem anderen Arm wieder schlafen. Am anderen Morgen aber schnürte er sein Bündel und zog ohne Kündigung aus, weil ihm nach den Erfahrungen der letzten Nacht nun doch die Wohnung "nicht mehr gefiel." Ich glaube selbst der ärgste Griesgram wird mir zugeben, daß dieses Studenten=Abenteuer, vor Gericht zum Austrag kommend, im ernsten Tempel der Gerechtigkeit ein unbändiges Gelächter hervorrufen mußte. Sogar das würdige Antlitz des Urtheils sprechenden Richters zuckte unter mühsam verhaltenem Lachen, als er dem frommen Musensohn beistimmte, daß unter solchen Umständen eine Wohnung "nicht mehr gefallen" könne und ohne Kündigung verlassen werden dürfe; ebenso daß es ein freies Recht jedes Staatsbürgers wäre, sich die Stiefeln, von wem man wolle, putzen zu lassen. Dagegen wurde der kampflustigen Wittwe nebst Töchtern und Schwiegersohn durch eine entsprechende Geld= und Haftstrafe zu Gemüth geführt, daß es nicht üblich sei, einem Miether gegen seinen Willen und mit Gewalt bereits Morgens um 4 Uhr und noch dazu im Winter den Hausschlüssel unter drohender Vorzeigung von Beil und Besen abzufordern.
- Die Stadt Eberswalde darf sich rühmen, zur Lösung der sozialen Frage auch ihr Theil beigetragen zu haben. Sie hat sich der "Frauenfrage" angenommen und für die nothleidende weibliche Hälfte der Menschheit einen neuen Erwerbszweig gefunden. Es soll in Zukunft dort kein Fleischbeschauer mehr, sondern eine Fleischbeschauerin angestellt werden. Man glaubt, daß sich weibliche Wesen zum Trichinen=Finden besser eignen als männliche.
Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1887 Nr. 34 Seite 7]Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1887 Nr. 34 Seite 8]Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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