No. 35
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 06. Mai
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 35 Seite 1]

Kaiser Wilhelm hat das kirchliche Friedensgesetz, die Beendigung des Kulturkampfes betreffend, unterzeichnet. Es ist bereits im Staatsanzeiger veröffentlicht.
Der Kaiser soll in den letzten Tagen einen Brief an den Papst gerichtet haben, in welchem er seine Freude über die Wiederherstellung des Kirchenfriedens ausspricht.
Der Bundesrath hat am Sonnabend schon die neue Branntweinsteuervorlage angenommen, die bereits dem Reichstage zugegangen ist. Der Jahresertrag der neuen Steuer wird auf rund hundert Millionen geschätzt. Die Berathung im Reichstage erfolgt spätestens Anfang kommender Woche.
Für den Umbau der deutschen Botschaft in Paris ist dem Bundesrath eine Nachtragsforderung im Betrage von 111 300 Mk. zugegangen.
Wird es neue Kämpfe um neue Schutzzölle geben? Im preußischen Abgeordnetenhaus sind erhöhte landwirthschaftliche Schutzzölle angeregt, in der Mainzer Handelskammer dagegen wurde die Mittheilung gemacht, daß sämmtliche deutsche Handelskammern sich gegen die Einführung weiterer Schutzzölle ausgesprochen haben.
- Seit dem 1. April ist eine neue Abtheilung unserer Marine auch nach außen kenntlich, nämlich die Torpeder. Dieselben tragen am oberen Rande der Marinemütze eine dunkelrothe Biese, ähnlich wie bei den Zahlmeisteraspiranten, die eine weiße Biese an derselben Stelle zu tragen haben.
Die Freilassung Schnäbeles hat keinen Einfluß auf den Verlauf der gerichtlichen Austragung dieser Angelegenheit. Da die Schuld des französischen Spions keinem Zweifel unterliegen kann, wird die Verurtheilung Schnäbeles in dessen Abwesenheit erfolgen.
Alle französischen Blätter äußern sich über die Beilegung der Schnäbele=Angelegenheit hoch befriedigt. Sie rühmen den Minister des Auswärtigen, Flourens, und die Ruhe, welche Frankreich in der ganzen Sache bewiesen und welche die einmüthige Anerkennung Europas gefunden habe. Davon, daß die Affaire die widerwärtige französische Spionagesucht grell beleuchtet, daß gerade Deutschland streng gesetzlich und völkerrechtlich verfahren ist, sagen sie natürlich keine Silbe.
Hoffentlich behält Herr Grevy, der Präsident der Republik, Recht. Eine befreundete Familie aus der Provinz (aus der Jura) war nach Paris zum Besuch gekommen und frühstückte bei ihm. Die muntere Provinzialin erzählte ihm von ausgedehnten Baumpflanzungen, die sie auf ihrem Gute vorhabe und sagte, in Zeiten, wie die jetzigen, fürchte man sich freilich etwas Größeres vorzunehmen, man könne nicht wissen. - "Sie fürchten Krieg?" fragte Grevy. - "Und Sie," fragte die Dame, "fürchten Sie ihn nicht?" - Grevy antwortete halb ernst, halb lächelnd: "So viel ich weiß, ist Fürst Bismarck ein sehr überlegender Staatsmann und handelt nur im Interesse seines Landes, welches ganz ebenso wie das unsrige in der Erhaltung des Friedens besteht. Ich meine, liebe Freundin, daß Sie Ihre Bäume ruhig pflanzen können." So erzählt die Berliner Kreuzzeitung. Möge der Friedensbaum bis in den Himmel wachsen!
Im Zustande der geisteskranken Herzogin von Cumberland ist eine erfreuliche Besserung eingetreten. Die leichten Schwindelanfälle, von welchen die Kranke in der Vorwoche heimgesucht wurde, haben sich in den letzten Tagen nicht mehr wiederholt. Dieselben werden überhaupt nicht mit dem psychischen Leiden in Verbindung gebracht, sondern als Folge eines vorübergehenden mangelhaften Verdauungsprozesses betrachtet. Die Besserung im Allgemeinbefinden der Herzogin schreitet langsam aber stetig vorwärts. Die Kranke schläft gut und ruhig, hat Appetit und nimmt allmälig, aber constant an Körpergewicht zu.
Das russische Kaiserpaar hat sich nun doch entschlossen, mit dem Großfürsten=Thronfolger das Land der Don'schen Kosaken zu besuchen, deren Ataman der Thronfolger ist.
Wie aus St. Petersburg meldet, ist die Unsicherheit über das Verbleiben des Ministers v. Giers als beseitigt zu erachten und derselbe wird auch fernerhin das auswärtige Ministerium leiten.


Gestreifte u. karr. Seidenstoffe v. Mk. 1,35 bis 19,80 p. Met. (ca. 250 versch. Dess.) - Grisailles, Armures, Crietallique, Louisine. Clacé, Mille-Carreaux, Changeant etc. - vers. roben= und stückweise zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schönberg vor der Sabower Straße sub Nr. 29a belegene Wohnhaus c. p. des Zimmermeisters Chr. Egert allhier wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 2. Mai 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Antragsmäßig soll über die zu Schlagsdorf sub. No. 6 belegene Büdnerstelle c. p. des Weber=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 35 Seite 2]

meisters Jochen Heinrich Hecht daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 21. Mai d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Meldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einen, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 23. Februar 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Zur Zwangsversteigerung der in Folge begründeten Antrags beschlagnahmten, dem Büdner und Krämer J. Hintze zu Herrnburg sub Nr. 38 gehörigen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1, der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 28. Juni 1887,
Vormittags 11 Uhr,

2, der Ueberbotstermin auf

Dienstag, den 26. Juli 1887,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Meldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 28. Juni 1887,
Vormittags 11 Uhr

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsvollstreckung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei hierselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 7. April 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.         


In Sachen, betr. die Zwangsversteigerung der in Folge desfallsigen Antrags beschlagnahmten, dem Hauswirth Hans Heinrich Oldörp zu Thandorf gehörigen und daselbst belegenen Vollstelle c. p., steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an:
1. der Verkaufstermin auf

Dienstag, den 26. Juli 1887,
Vormittags 11 1/2 Uhr,

2. der Ueberbotstermin auf

Freitag, den 26. August 1887,
Vormittags 11 Uhr.

Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück, an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalen und sonstigen schriftlichen Beweismittel, sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Dienstag, den 28. Juli 1887,
Vormittags 11 1/2 Uhr,

angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsversteigerung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf zwei Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird, in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb acht Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 1. Mai 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

W. Wetzel.         


Am Sonntag, den 8., Montag, den 9. Mai und während der Markttage

Musikalische Vorträge

der Gesellschaft Kamm aus Altona, wozu ergebenst einladet

                                                    Johs. Krüger.


Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige daß ich den Schönberger Markt mit einer sehr großen Auswahl

Schuhwaaren
für Herren, Damen und Kinder

besuchen werde.

Mein Stand ist vor der Apotheke.
                                                    Hochachtungsvoll
                                                    J. Schleuß, Lübeck.


Grossartige Gewinngelegenheit
bietet die neue, vom Staate vollständig garantirte 292te Hamburger Lotterie!
                          Unter unserer stets sich bewährenden Devise:
Wo gewinnt man jedes Mal?
Bei Mindus & Marienthal!
empfehlen für die 1. Ziehung:                          
1/1 Original=Loose à 6 M., Halbe à 3 M.,
Viertel à 1 M. 50 Pfennig,

welche wir nach allen Gegenden unter Nachnahme versenden und sofort nach Ziehung unaufgefordert amtliche Gewinnliste folgen lassen.
Wir machen darauf aufmerksam, daß ganz bedeutende Treffer zur Entscheidung gelangen, als schon in 1ster Ziehung 50,000, in 2ter 60,000 M., in 3ter 70,000 M., in 4ter 75,000 M., in 5ter 80,000, in 6ter 100,000 und in 7ter   evtl. 500,000 Mark.  speciell 300,000, 200,000, 100,000, 70,000 50,000, 30,000, 5 à 20,000, 20 à 10,000, 50 à 5000 M. M. etc. etc.
Bei so günstiger Gewinngelegenheit ist die Betheiligung Jedem angelegentlichst zu empfehlen. Es wird unser Bestreben bleiben, das uns seit 18 Jahren geschenkte Vertrauen, uns auch ferner durch reellste Bedienung zu erhalten.
Aufträge erbitten uns bis spätestens zum 15. Mai!

Mindus & Marienthal,
Hauptcollecteure,
Hamburg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 35 Seite 3]

Stadt Lübeck.
Am 1. Markttage:
Gesang-Vorträge,
große Tanzmusik
mit stark besetztem Orchester, à Tanz 5 Pfennig.
Restauration à la Càrte, Krebssuppe etc.
Es ladet ergebenst ein                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Unter hohem Protectorat Sr. K. K. Hoheit des Kronprinzen.

2te Marienburger Geld-Lotterie.
Ziehung unwiderruflich 9., 10. und 11. Juni.
Original=Loose à 3 M., 1/2 Antheile 1,50 M., 1/4 Antheile 80 Pf. (Porto und Liste 20 Pf.)
(11 Loose 30 M.) (11 Halbe 15 M.), (11 Viertel 8 M.)
empfiehlt und versendet.         
Rob. Th. Schröder,
STETTIN.

      

3372 Gesammtgewinne:
375 000 Mark
      1 à 90 000 Mark.
      1 à 30 000 Mark.
      1 à 15 000 Mark.
      2 à   6 000 Mark.
      5 à   3 000 Mark.
    12 à   1 500 Mark.
    50 à      600 Mark.
  100 à      300 Mark.
  200 à      150 Mark.
1000 à        60 Mark.
1000 à        30 Mark.
1000 à        15 Mark.


Das älteste und grösste
Bettfedern-Lager
William Lübeck in Altona
versendet zollfrei gegen Nachnahme (nicht unter 10 Pfund) gute neue Bettfedern für 60 Pfg. d. Pfd. vorzüglich gute Sorte 1.25 Pfennig. d. Pfd. Prima Halbdaunen 1.60 Pfennig. d. Pfd. und 2 M. reiner Flaum 2,50 d. Pfd. Prima Inlettstoff zu einem grossen Bett, (Unterbett, Pfuhl, Decken) garantirt federdicht
Zusammen nur 14 Mk.
Bei Abnahme v. 50 Pfd. 5 % Rabatt. Umtausch gestattet.


Stadt Lübeck.
Am Sonntag, den 8. d. Mts.:                                                    
Tanzmusik
Tanz 5 Pfennig, Abonnement 50. Wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Tanz- u. Anstands-Unterricht

Unterzeichneter wird am Mittwoch, den 11. Mai einen Cursus für Kinder eröffnen. Anfang 5 Uhr.
Mehrfach dazu aufgefordert wird in nächster Zeit auch ein Cursus für erwachsene Damen und Herren beginnen. Unterrichts=Lokal bei Herrn J. Boye, woselbst auch Anmeldungen entgegengenommen werden.
Um zahlreiche Betheiligung bittend, zeichne

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    Johs. Dohrmann.


In meinem Hause, Marienstraße 46, habe ich auf soliden Grundsätzen ein

Nachweisungs=Bureau
für Dienst-Gebende und Dienst-Suchende

errichtet und bitte bei Bedarfs=Fällen um wohlwollende Beachtung durch Ertheilung von Aufträgen.

                                                    J. P. Maass.

Schönberg, den 27. April 1887.


Gartenmöbel,
als Bänke, Tische und Stühle, empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Suche pr. sofort gegen guten Lohn                          
einen gewandten Hausknecht
                                                    J. H. Freitag.


Zu Michaelis ds. Js
habe ich meine obere Wohnung zu vermiethen.
                                                    J. Freitag, Tischlermeister.


Gesucht: Eine gesunde                          
Amme.
                                                    Lübeck, Moislinger Allee 24.


Kräftiger und nachhaltig wirksamer als alle bekannten Stahlquellen ist unser

Nervenstärkendes Eisenwasser
(Phosphorsaurer Kalk. Eisenoxydul)

gegen Bleichsucht, Blutarmuth, Unregelmäßigkeit im Frauenleben, Nervenleiden und Schwächezustände blutarmer Personen; ohne besondere Kurdiät in jeder Jahreszeit anwendbar. 25 Fl. = Mk. 6,50 incl. Fl. frei Haus, Bahnhof.

Anstalt für künstliche Mineralwässer aus destillirtem Wasser.
Wolff & Calmberg, Berlin, 22 Tempelhofer Ufer 22.
Niederlage für Schönberg.: Apotheker A. Montag.                                                    


Logo der Hagelassekuranz

Die Hagel-Versicherungs=Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,

gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,

gewährt ihren Mitgliedern die unzweifelhafte Sicherheit. - Trotz der geringen Beiträge der letzten Jahre haben wir einen Sicherheitsfond von

20,200 Mark.

ansammeln können, welcher bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschußkasse belegt ist und an welchem neu eintretende Mitglieder sofort participieren. Wir laden zum Beitritt ein.

Schönberg, im April 1887.

Die Direction.
J. Kröger-Lockwisch.       Wilh. Heincke.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 35 Seite 4]

Damen= und Kinder=Confection,
Saison-Kleiderstoffe jeden Genres,
Tricottaillen, Sonnenschirme,
empfehlen in reichhaltigster Auswahl
zu anerkannt billigsten Preisen
Gottschalk & Alifeld,
65 Breitestrasse      LÜBECK      Breitestrasse 65.
Sonnabends bleibt unser Geschäft geschlossen, wird Abends geöffnet.


Zum ersten Male in Schönberg.
Sonntag, den 8. Mai und während des Marktes:
SÜHRING's plastisches
Volks-Museum

enthaltend die neuesten Zeitereignisse des neunzehnten Jahrhunderts. Alles in lebensgroßen, mechanischen Wachsfiguren dargestellt, u. A.: Ganz neu Die indische Schlangenbeschwörerin, Die Löwenbraut, Das Märchen vom Storch. Napoleon I. bei der Wahrsagerin Lenormand. Graf Guido von Flandern mit seiner Tochter im Kerker u. s. w.

Entree: Erwachsene 20 Pf., Kinder 10 Pf.
Zu recht zahlreichem Besuch ladet ergebenst ein                                                    W. Sühring.                          


Die Apotheke zu Schönberg

empfiehlt ihr Lager natürlicher und künstlicher Mineralbrunnen, sowie Badeingredienzien zu Preisen der Brunnenhandlungen; nicht vorräthige Mineralwässer etc. werden schnellstens und ohne Aufschlag für Fracht pp. besorgt.


Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich zum bevorstehenden Markt wieder mit einer großen Auswahl selbstverfertigter

Schuhwaaren

eintreffen werde. Um geneigten Zuspruch bittet

                                                    Achtungsvoll
                                                    Johannes Rohwedder.

Stand vor der Thür des Herrn Wieschendorf.


Grabkreuze
in großer Auswahl empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Zu Michaelis ds. J.:
Eine untere Wohnung

in guter Lage der Stadt zu vermiethen. Wo? zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Nachrichten des Standesamts=Bezirks Carlow vom 1. April bis zum 1. Mai 1887.

a. Geburten:

Dem Holländer Georg Krull zu Hof Stove eine Tochter.
Dem Hauswirth Joachim Harms zu Pogetz eine Tochter.
Dem Schullehrer Heinrich Grevsmühl zu Klocksdorf ein S.
Dem Arbeitsmann Joachim Rieckhoff zu Carlow ein Sohn.
Dem Sattler Johann Robrahn zu Carlow ein Sohn.

b. Eheschließungen:

Der Schulzensohn Joachim Heinrich Ahrendt zu Neschow mit Catharina Maria Elisabeth Schäding zu Hof Stove.

c. Sterbefälle:

Der Arbeitsmann Joachim Peter Carl Holst zu Carlow 63 J. 6 M.
Der Schulzenaltentheiler Hans Joachim Holst zu Pogez 75 J. 5 M. alt.
Der Arbeitsmann Joachim Heinrich Möller zu Carlow 73 J. 6 M. alt.
Luise Wilhelmine Catharina Ditz zu Cronscamp 6 J. 5. M. alt.
Maria Caroline Luise Sterly zu Carlow 11 M. 7 Tage alt.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 8. Mai.

Frühkirche: Lehrer Steinführer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 35 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 35 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 6. Mai 1887.


- Schönberg. Das am 3. d. M. von Südwest nach Nordost über unser Fürstenthum hinziehende Gewitter hat an zwei Stellen Schaden angerichtet. Der Blitz hat auf dem Gehöfte des Hauswirths Borgwardt in Palingen das mit Stroh gedeckte Viehhaus und auf dem Gehöfte des Hufenpächters Oldenburg in Carlow die mit Stroh gedeckte Scheune in Brand gesetzt, wodurch beide Gebäude total eingeäschert sind. In Carlow sind etwa 24 Schafe mitverbrannt, während in Palingen Kühe und Schweine, wenn auch mit großer Anstrengung, gerettet werden konnten.
- Schönberg. Großen Schaden hat am Dienstag das Gewitter in Travemünde angerichtet, wo der während desselben niederfallende Hagel so viele Fensterscheiben zertrümmerte, daß telegraphisch fünf Glaser aus Lübeck beordert wurden, die zerschlagenen Scheiben wieder einzusetzen. Die Hagelstücken hatten theils 3 Cmtr. im Durchmesser und bei einem Wiegeversuch wogen fünf Hagelstücke ein Pfund.
- Schönberg. In der am 2. Mai abgehaltenen Generalversammlung des Vereins für Geflügelzucht hieselbst wurde beschlossen, gelegentlich des diesjährigen Königschießens eine Geflügelausstellung auf dem Schützenplatze zu veranstalten und damit gleichzeitig eine Verloosung von Geflügel zu verbinden. Letzteres wird auf der Ausstellung angekauft und sollen die dazu erforderlichen Mittel durch Ausgabe von 500 Loosen à 30 Pf. aufgebracht werden. Zeigten die früher hier veranstalteten Geflügel=Ausstellungen, ein wie reger Eifer Seitens des Vereins entfaltet wird, um das Interesse für die Geflügelzucht anzuregen und zu heben, so wünschen wir dem jetzt geplanten Unternehmen, auch wegen seiner großen Gemeinnützigkeit für das Publikum, guten Erfolg.
- Schönberg. Bei der bevorstehenden Brütezeit aller Singvögel ersuchen wir die Lehrherren und Meister, Eltern und Vormünder dringend, ihren Zöglingen und Pflegebefohlenen einzuschärfen, daß das Tödten, Fangen, Eierausnehmen und Nesterzerstören der Singvögel etc. bei Geld= oder Gefängnißstrafe verboten ist. Leider wird von der Jugend oft genug gegen dieses Verbot verstoßen, da selten aus übel angebrachter Nachsicht Anzeige erfolgt.
- Schönberg. Das Kriegsministerium in Berlin hat unterm 26. April d. Js. zu einer Preisbewerbung für das neue Modell eines Armeesattels aufgefordert und 2 Preise für diejenigen Modelle ausgeworfen, welche den gestellten Anforderungen annähernd entsprechen. Der erste Preis beträgt 6000 M., der zweite Preis 3000 M; die Modelle müssen bis zum 30. November 1887 beim Kriegsministerium, Kavallerie=Abtheilung, kostenfrei eingehen. Von den gestellten Anforderungen erwähnen wir nur, daß das Gewicht des Sattels mit Zubehör 9 Kg. nicht überschreiten darf, derselbe einfach und dauerhaft gearbeitet und die Herstellungskosten billig sein. Im Interesse der betreffenden Gewerbetreibenden haben wir nicht unterlassen wollen, an dieser Stelle auf das Preisausschreiben besonders aufmerksam zu machen.
- In Hamburg hat sich ein "nationaler Verein" zu dem Zwecke gebildet und konstituiert, Männer aller Parteien zu vereinigen, um bei Wahlen der Sozialdemokratie entgegen zu treten.
- Goethe's "Erlkönig" ist nicht weniger als fünfundzwanzigmal komponiert worden und im Druck erschienen. Der Hamburger Tonkünstlerverein brachte nun an seinem letzten Vereinsabende 19 dieser Erlkönige in der Reihenfolge ihres Entstehens zur Aufführung, und zwar die von Corona Schröter, Grönland, Romberg, Reichardt, Tomaschek, Petschke, Reissiger, Otto, v. Miltitz, Pichler, Klein, Zöllner, Blum, Löwe, Schneider, Schubert, Spohr, Weyermann und Schlottmann. Daß bei diesem Wettgesange Franz Schubert Sieger blieb, ist selbstverständlich. Ob nach dem Absingen von 19 Erlkönigen außer dem "Kinde" nicht auch das Publikum todt war, ist nicht bekannt geworden.
- Die deutschen Goldausprägungen haben die 2. Milliarde überschritten. Uebersehen darf dabei nicht werden, daß ein guter Theil davon im Ausland in die Schmelztiegel gewandert ist. Man schätzt den Verbrauch Deutschlands an Gold für industrielle Zwecke auf jährlich 33 Millionen Mark, wovon ein erheblicher Theil durch Reichsmünzen gedeckt wird. Nicht milder verbraucht auch die Schweizerische Industrie (Uhren) alljährlich erhebliche Summen Reichsgold, während Auswanderer und Reisende unsere Münzen über die ganze Welt verschleppen und namentlich die Vereinigten Staaten fortdauernd Gold an sich ziehen. Nachweisen läßt sich die Umprägung von etwa 200 Millionen Mark deutscher Reichsgoldmünzen auf fremden Münzstätten.
- In Moabit bei Berlin ist Frau Borsig, die Wittwe des großen Maschinenfabrikanten, gestorben; sie überlebte ihren Mann 33 Jahre und zeichnete sich durch große Wohlthätigkeit aus.
- In Halle kaute und verschluckte das Töchterchen eines Arztes Oleanderblätter; andern Tages war es eine Leiche.
- In München sind die ersten Kirschen auf den Markt gekommen, das Pfund 4 Mark.
- Große Freude herrscht gegenwärtig in dem Städtchen Radeberg bei Dresden, denn der Reichskanzler hat auf Ansuchen des Direktors der dortigen Exportbrauerei gestattet, daß man eins der dort gebrauten Biere unter dem Namen "Kanzlerbräu" in den Handel bringen darf. Die Radeberger sind ob der ihnen angethanen Ehre überglücklich, am 27. v. Mts. haben sie an der betreffenden Biersorte "einen offiziellen Taufakt" vollzogen, bei welcher Gelegenheit der dortige Bürgerschuldirektor die Weiherede hielt und 60 Vertreter der ersten Gesellschaftskreise Radebergs als Taufzeugen zugegen waren.
- In einem Steinbruche zwischen der "rothen Presse" und Sörnemitz bei Meißen ist eine Silberader angeschlagen worden und ist man jetzt beschäftigt Ausdehnung und Werth des Erzganges zu prüfen. Das Ganggestein ist zumeist Quarz. Neben dieser einen Ader, welche an der westlichen Seite des Steinbruchs beginnt und Sich durch den ganzen Bruch zieht, hat man noch an der oberen Einsattlung des Steinbruchs eine zweite Silber führende Schicht entdeckt. Die gefundenen Erze erweisen sich als gehaltreich. Die Arbeiten werden nächstens im verstärkten Maße aufgenommen.
- Wer hat's verschuldet? In dem Dorf Dannenberg bei Freienwalde haben in den letzten 100 Jahren nur 2 Lehrer gewirkt, von denen der Eine noch jetzt im Amt ist. Nun fragt sich, wer's verschuldet hat, die wohlgeartete dortige Dorfjugend oder die eiserne Gesundheit der beiden Meister von der Schul'?
- Den Spezialarzt für Nasenleidende, Prof. Hack in Freiburg, traf auf dem Veloziped der Schlag; er stürzte herunter und war eine Leiche.
- Wegen des Eisenbahnunglückes am Faulenberg bei Würzburg erhielten die deshalb angeklagten Bahnbeamten am Sonnabend folgende Strafen: Zugführer Dürr 15, Lokomotivführer Weidner 9, Oberstationsmeister Oberlechner 6 Monate Gefängniß. 5 Angeklagte (Bahn=, Weichen= und Wagenwärter) gingen frei aus.

[ => Original lesen: 1887 Nr. 35 Seite 6]

- In 2 1/2 Jahren wird sich in Schweinfurt, wo der Dichter Friedrich Rückert geboren ist, sein Denkmal erheben. Ausgeführt wird es nach den von den Professoren Rumann und Thiersch in München aufgestellten Modellen. Es kommt in einer Höhe von 6 Metern in die Mitte des Marktplatzes zu stehen, mit der Vorderseite gegen das Rathhaus gerichtet.
- In Mühlheim a. d. Ruhr wurde dieser Tage ein Briefträger im Krankenhause von einer Kugel befreit, welche ihm im Kriege 1870/71 in die Brust geschossen worden war. Die Operation war eine schwierige, verlief aber glücklich.
- Wegen Aufruhrs und Landfriedensbruch verurtheilte das Schwurgericht in Bielefeld eine Anzahl junger Fabrikarbeiter zu empfindlichen Freiheitsstrafen. Dieselben hatten, als bei einer Militäraushebung Streitigkeiten entstanden waren, eine Zusammenrottung ihrer Kameraden veranlaßt und den Polizeibeamten gegenüber thätlichen Widerstand geleistet.
- Die Kapuziner sind die Ersten, welche von der Erlaubniß Gebrauch machen, Klöster in Deutschland zu errichten. Sie haben in Sigmaringen große Strecken Landes gekauft und werden dort Hütten bauen.
- Ein Nahrungsmittel=Fälscher in Hagen, ein dortiger Bäcker, hat lange Zeit hindurch altes, oft verschimmeltes Brod aufgekocht, mit neuem Mehl vermischt und verbacken. Er erhielt dafür aber jetzt vom Schöffengericht zwei Monate Gefängniß.
- Ein abscheulicher Wechselbalg war die Studentenverbindung Sundgovia=Erwinia in Straßburg. Nach dem alten deutschen Sundgau und ev. Erwin, dem deutschen Erbauer des Münsters, sich nennend, vergaß sie sich soweit, daß sie in ihren Versammlungen nur französisch sprach, d. h. radebrechte und den Einritt in eine deutsche Verbindung, sei es in Straßburg, sei es auf anderen Universitäten, mit Ausschluß bestrafte. Die Lieder, die sie sangen, waren nicht deutsche Lieder von Arndt, Schenkendorf, Uhland, Rückert, Scheffel u. s. w. sondern von den Franzosen Déroulède, Siebecken und anderen Zukunftshelden der Revanche. Kein Wunder, daß die Behörden diese Verbindung aufgelöst haben. - Auch die Musikgesellschaft Fanfare Selenik in Straßburg ist aufgelöst worden.
- In Laibach ist abermals am Denkmal von Anastasius Grün ein Bubenstück verübt worden, indem dasselbe durch eine eigens präparierte chemische Flüssigkeit so besudelt wurde, daß der Stein und das Bronze=Medaillon unaufhebbare Beschädigungen erlitten.
- In Paris wurden am Sonnabend auf dem sogenannten Lebkuchenmarkt, der seit vierzehn Tagen im Faubourg Saint=Antoine abgehalten wird, alle in den Schaubuden beschäftigten deutschen Musikanten entlassen und außerdem Befehl ertheilt, auf den Jahrmärkten in Paris, dem ganzen Seinedepartement und in der Seine et Oise keine deutschen Händler und Budenbesitzer zu dulden.
- Das "Hundert=Gulden=Blatt". Unter den Rembrandt'schen Stichen der Sammlung des Herzogs von Buccleuch, der gegenwärtig in London versteigert wird, befand sich ein Abdruck des ersten Zustandes der Platte "Jesus Christus heilt die Siechen." Dieser Stich wurde für das kaiserliche Museum in Berlin für 26 000 Mark erstanden. In dieser Komposition ist der Erlöser im Vordergrund nahezu im Mittelpunkt des Stiches sichtbar; seine rechte Hand ist nach dem Volk, das ihn umgiebt, ausgestreckt. Vor ihm liegt ein krankes Weib auf einer Matratze am Boden. Ueber dasselbe erhebt eine alte Frau ihre Arme in bittender Haltung. Zur Linken sind viele Zuschauer gruppirt, von denen einige augenscheinlich über die Quelle der Wunder, deren Zeugen sie sind, streiten. Dieser Stich ist Rembrandt's Meisterstück und ist als das "Hundert=Gulden=Blatt" bekannt, weil er zu Lebzeiten des Künstlers für diese Summe verkauft wurde. Der erste Zustand der Platte ist erkennbar durch die Abwesenheit der diagonalen Linien am Halse des Esels, der sich zur Rechten der Komposition befindet. Es heißt, daß nur acht Abdrücke dieses Zustandes existiren, zwei davon im Britischen Museum. Rembrandt führte dieses Werk etwa 1649-50 aus.
- In Nord=Wales (England) schneite es am Donnerstag 2 Stunden lang. Die Berge von Carnaroonshire waren mit tiefem Schnee bedeckt. In den Thälern schmolz der Schnee schnell. Auch aus dem westlichen Perthshire und Monmouthshire werden heftige Schneestürme gemeldet.
- Die Fleischzufuhr Londons wird demnächst eine große Aenderung erfahren. Eine Anzahl Kapitalisten will nämlich große Rindviehheerden in den Vereinigen Staaten abkaufen (80 000 sind schon gekauft) und sie lebend nach Barrow=in=Furneß verschiffen, wo große Schlächtereien errichtet werden sollen. Die Kapitalisten glauben, daß sie, selbst wenn die Preise um 33 Prozent steigen sollten, das Pfund Rindfleisch in London im Kleinen zu 4 d bis 4 1/2 d verkaufen können.
- Im Petersburger Nihilistenprozeß (Attentat vom 13. März) sind sämmtliche 15 Angeklagte zum Tod verurtheilt, 8 davon dem Kaiser zur Begnadigung nach Sibirien empfohlen worden.
- Der berühmte Münchener Maler Franz von Lenbach hat sich mit einer Gräfin Magdalene Moltke in Breslau verlobt.
- Ein hübsches Mädchen in Vivis hatte eine Anzahl Liebhaber, die es umschwärmten. Jüngst befand sie sich mit vier derselben auf dem Dampfschiff. Die allzu vielen Huldigungen wurden ihr lästig, allein die Wahl that ihr weh und sie wandte sich an den Kapitän um Rath. Nach einigen Augenblicken des Besinnens sagte er ihr: "Werfen Sie sich ins Wasser und geben Sie Ihre Hand dann demjenigen, der Sie aus dem Wasser ziehen wird. - Das junge Mädchen befolgte sofort diesen Rath und stürzte sich über Bord ins Wasser. Sofort sprangen ihr drei Liebhaber nach und retteten sie. Neue Verlegenheit und neue Bitte an den Kapitän um Rath. "Nun wohl", sagte er, "heirathen Sie den, der Ihnen nicht zu Hülfe geeilt ist; er ist von den vielen der am wenigsten Dumme."
- Eine Mahnung für heranwachsende Mädchen. Von ärztlicher Seite wird folgende beherzigenswerthe Mahnung veröffentlicht: Die jetzt beliebten hochschnürenden Korsetts sind eine wahre Folterkammer für heranwachsende Mädchen. Von den Hüften bis unter die Achseln fest anschließend, pressen sie die Gedärme, Leber, Magen, Herz und Lunge in einer Weise, daß die ihnen von der Natur angewiesenen Verrichtungen unterdrückt werden. Der Magen ist gehindert, seine zur Verdauung erforderlichen Vor= und Rückbewegungen zu machen, die Lunge wird beim Athmen gehemmt, sich vollständig auszudehnen etc. Die ersten Folgen davon: Gestörter Blutumlauf, mangelhafte Verdauung, verdorbene Säfte, Blutandrang nach dem Kopf, Angstgefühl, oft nur die Vorboten ernster Krankheiten und Gebrechen, unter denen die Schwindsucht nicht das seltenste ist. Wer seine Töchter lieb hat, sollte sie veranlassen, der Modethorheit der hochschnürenden Korsetts zu entsagen und zu den früheren niedrigen Korsetts zurückzugreifen, welche dem Körper eine freie Haltung gewähren, vor Druck der Rockbänder schützen, ohne die Organe ungebührlich einzuengen.
- Etwas ganz Seltenes ist, daß ein Franzose den deutschen Frauen eine Lobrede hält. Er heißt John Grand=Carteret und thut es in seinem neuesten Buch: "La femme en Allemagne". (Die deutsche Frau.) Er widmet sein Buch: "Allen Französinnen und meiner Frau im Besonderen". Der erste Abschnitt stellt die Deutsche der Französin gegenüber. Er erkennt die Krone der deutschen Weiblichkeit in der Erfüllung der häuslichen Pflichten, der Pflichten einer Mutter. Das Reich der Frau ist das Haus, die eigene Familie; das Haus schmückt sie, die Familie erzieht sie. Daß sie eine ausgezeichnete Wirthin ist, daß sie immer mehr an der Behaglichkeit ihrer Häuslichkeit arbeitet, im Kleinen spart und selbst den Strickstrumpf zur Hand nimmt, daß sie ernste Gespräche führt und harmlos lachen kann, - das alles erhöht ihren

[ => Original lesen: 1887 Nr. 35 Seite 7]

Werth in den Augen des französischen Schriftstellers, das stellt sie hoch über die Frauen anderer Nationen. Wie die Frauen, so die Mädchen. Carteret behauptet, daß in anderen Ländern der ungezwungene Verkehr zwischen jungen Männern, wie er in Deutschland herrscht, Entsetzen erregen würde; er findet ihn aber natürlich und unbedenklich. Der Heiraths= und Titelsucht der jungen deutschen Damen, von welchen er Interessantes zu erzählen weiß, hält er eine kleine Standrede. Dem Umstand, daß der "Backfisch" von heute dem "Backfisch" von ehedem durchaus unähnlich ist, mißt er große Bedeutung bei.
- Als Ursache, warum der Kuckuck seine Eier nicht selbst ausbrütet, giebt der für alle Naturfreunde sehr empfehlenswerthe "Illustrierte Kalender für Vogelliebhaber und Geflügelzüchter 1888" (Herausgegeben von Friedr. Arnold) den ganz unersättlichen Magen dieses Vogels an. Auch nur annähernd so viel wie der Kuckuck frißt (im Verhältniß) kein Vogel, kaum auch sonst ein Thier. Und eben diese grenzenlose Freßbegier ist es, welche den Kuckuck zu einem der nützlichsten Vögel bestimmt. Die Nahrung des Kuckucks sind eben gerade jene ganz großen Käfer, die behaarten Raupen und sonstige schädliche Kerbthiere, welche alle anderen Vögel nicht fressen können oder mögen. Er ist also ein ganz unersetzliches Glied in der Kette unserer Helfer gegen die "Waldverwüster." Ja, durch seine ungeheuere Gefräßigkeit so nützlich, daß das Schießen eines Kuckucks eine Sünde gegen das Gemeinwohl ist.
- Erster Backfisch: Du, was haben wohl die drei lateinischen verschlungenen Buchstaben auf dem Cerevis der Studenten zu bedeuten? Zweiter Backfisch: Die drücken die Stufenleiter des Studentenlebens aus! Zuerst "F", das heißt "Fuchs," später werden sie "C," das heißt "Cameel" und wenn sie die Universität verlassen und ein Amt bekommen haben, werden sie "V," das heißt "Verlobt."
- Unteroffizier: Einjähriger Müller, es beliebt Ihnen wohl, heute den Meineidigen zu spielen. Gestern erst haben Sie Ihrem Kaiser Treue bis in den Tod geschworen und heute schon drücken Sie nicht einmal die Kniee durch! - Der Rekrut Meyer ist vom Pferd gefallen. Als er wieder im Sattel sitzt, ruft ihm der Wachtmeister zu: Meyer, nun machen Sie aber nicht wieder solch ein dummes Gesicht, sonst denkt der Gaul, er kann Ihnen alles bieten und wirft Sie nochmal ab.


Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 35 Seite 8]

Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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