No. 28
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 08. April
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1887 Nr. 28 Seite 1]

Des heil. Osterfestes wegen erscheint die nächste Nummer de "Wöchentlichen Anzeigen" am Freitag, den 15. d. Mts.

Die Berliner "Post" wendet sich in einer längeren Ausführung gegen die neuerdings in den französischen Zeitungen wieder auftauchende Beschuldigung, als ob Deutschland planmäßig in Frankreich Spionage unterhalte, und als ob der deutsche Militärbevollmächtigte in Paris mit Spionage sich abgegeben habe. Die "Post" hält Frankreich an Hand der in Deutschland geführten vier Landesverrathsprozesse vor, daß nicht Deutschland, sondern gerade und nur Frankreich dieses Vorwurfs der systematischen Spionage schuldig und überführt sei, und erklärt, wenn etwa Frankreich die Abberufung des deutschen Militärbevollmächtigten verlangen sollte, daß dann Deutschland es vorziehen würde, die ganze Botschaft von Paris abzuberufen und den Verkehr mit Frankreich auf den Vorpostenverkehr zu beschränken.
Fürst Hohenlohe, der Statthalter der Reichslande, ist am Sonnabend Abend von Berlin wieder in Straßburg eingetroffen. Man wird nunmehr wohl bald erfahren, welche neuen Maßregeln in Elsaß und Lothringen den französischen Agitatoren gegenüber zur Anwendung gebracht werden sollen und welche Veränderungen innerhalb der Verwaltung beschlossen sind.
Es verlautet in Wien, Kaiser Franz Joseph, der England noch nicht kennt, werde zum Regierungs=Jubiläum der Königin Viktoria nach London kommen.
In Berlin tagt unter dem Vorsitz von Dr. Bonitz eine Reichsschul=Kommission, deren Hauptaufgabe ist, für die Prüfungen zum einjährigen Militärdienst einheitliche Grundsätze aufzustellen. Die vier Königreiche haben je einen Vertreter, die anderen Staaten zusammen 2 Vertreter gestellt.
Von den Nachkommen Peters des Großen in Rußland haben fünf ein gewaltsames Ende genommen: Großfürst Alexei Petrowitsch, den dessen eigner Vater hinrichten ließ; Peter III., der am 17. Juli 1762 von den Händen Alexei Orlows und des Fürsten Barjatinski fiel; Iwan IV., den seine Wächter Capitän Wlassin und Lieutenant Tschekin am 16. Juli 1764 erstachen; Paul I., dessen Tagen die Schärpe des Fürsten Jaschvil am 24. März 1801 ein Ende machte und Alexander II., der dem siebenten gegen sein Leben gerichteten Mordversuch erlag. Das Zeitalter der russischen Palastverschwörungen hatte sich um die Wende des Jahrhunderts geschlossen, dasjenige der Straßenmeuchelmorde nahm vor 21 Jahren seinen Anfang. Am 4. April 1866 feuerte der Student Karakoso eine Pistole auf Alexander II. ab. Im Juli 1867 unternahm der polnische Handwerker Berezowski in Paris sein bekanntes Attentat auf Alexander. Im April 1879 schoß Solowjew auf den Kaiser. Im Herbst desselben Jahres fanden die beiden Versuche statt, den auf der Reise von Livadia begriffenen kaiserlichen Extrazug in die Luft zu sprengen. Am 17. Februar 1880 wurde der Sprengungsversuch im Winterpalast verübt. Am 13. März 1881 fand das Verbrechen statt, das dem Leben des humansten, gebildetsten und populärsten Zaren des 19. Jahrhunderts ein Ende machte. Am 6. Jahrestag dieser Schandthat ist die neue Attentatsära eröffnet worden, unter deren Eindruck wir gegenwärtig stehen.
Die besten Kenner Rußlands bezeichnen das Attentat vom 13. März d. J. als eine Warnung vor dem Krieg. Die russischen Revolutionäre sind kriegerisch nur dann gesinnt, wenn sie von einem auswärtigen Krieg den Zusammenbruch der unumschränkten Herrschaft erwarten. Im Innern ist fast alles faul in Finanzen, Industrie und Landwirthschaft. Ein großer und zwar der bessere Theil der Beamten und Gelehrten hat die Regierung vollständig aufgegeben und ist zur Opposition übergegangen. Polen, Finnländer und Deutsche, Liv=, Ehst= und Kurländer machen kein Hehl daraus, daß sie zu den Rathgebern Alexander III. (Katkow, Pobedonozew, Meschtscherski) alles Vertrauen verloren haben.
Der Zar hat anerkannt, daß die jüngst erschossenen bulgarischen Rebellen, die Majore Agunoff,
Filoff und Kardschigoff, für Rußland gestorben sind. Deren Wittwen erhalten je 2000 Rubel Pension und ihre minderjährigen Kinder werden auf Staatskosten erzogen.
Rußland hat die Betheiligung an der Pariser Ausstellung als Verherrlichung der Revolution schroffstens abgelehnt.

Rohseid. Bastkleider (ganz Seide) Mk. 16,80 p. Stoff zur kompl. Robe, sowie Mk. 22,80, 28,-, 34,-, 42,-, 47,50 nadelfertig.
Ganz seid. bedruckte FoulardsMk. 1,90 p. Met. bis 6,25 vers. in einzelnen Roben zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hofl.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über das zu Schönberg vor der Sabowerstraße sub No. 29 a belegene Wohnhaus c. p. des Zimmermeisters Chr. Egert allhier ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 2. Mai d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts ver=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 28 Seite 2]

sehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 12. Februar 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.         


Antragsmäßig soll über die Grundstücke des 20. Juni Arbeitsmanns und Kiepenmachers zu Herrnburg, als:

1. die auf der Hamburger Feldmark auf dem sogenannten Kreuzkamp am Lübecker Wege belegene Ackerparcele in Größe von 120 []Ruthen mit inzwischen darauf erbauetem Wohnhause, Werkstätte und Stall
und
2. die auf der Hamburger Feldmark auf dem sogenannten Kreuzkamp am Lübecker Wege hinter der Sandgrube belegene Ackerparcele in Größe von 120 []Ruthen,
welche Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 20. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr,

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 2. April 1887.

Großherzoglich Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Ueber das Vermögen des Frohnereipächters Wilhelm Rath zu Schönberg i./M. ist am 14. März Vormittags 11 3/4 Uhr das Konkursverfahren eröffnet.
Verwalter: Rechtsanwalt Dufft in Schönberg i/M.
Offener Arrest mit Anzeigefrist bis 5. April 1887 einschließlich. Schriftlichen Anmeldungen ist Abschrift beizufügen, der Wahl= und Prüfungstermin auf

Donnerstag, den 14. April 1887
Vormittags 11 Uhr,

festgesetzt worden.
Schönberg, den 14. März 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
                                                    Beglaubigt:
                                                    H. Diederich.
                                                    Amtsgerichtsactuar.


Ueber das Vermögen des Pächters J. Deggau zu Herrnburg ist am 18. März 1887 Nachmittags 4 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Konkursverwalter: Rechtsanwalt Dufft in Schönberg i/M. Offener Arrest mit Anmeldefrist bis 6. Mai 1887 einschließlich. Schriftlichen Anmeldungen ist Abschrift beizufügen. Termin eventuell zur Wahl eines anderen Verwalters und über die Bestellung eines Gläubigerausschusses

Donnerstag, den 14. April 1887
Vormittags 10 Uhr,

allgemeiner Prüfungstermin Dienstag, den 24. Mai 1887.
Schönberg, den 19. März 1887.

Großherzogliches Amtsgericht.
                                                    Beglaubigt:
                                                    H. Diederich.
                                                    Amtsgerichtsactuar.


In Sachen, betr. die Zwangsversteigerung der dem Schuhmacher Wilhelm Kietzmann gehörigen zu Herrnburg sub Nr. 14 belegene Büdnerei c. p. wird der auf den 15. d. Mts. anberaumte Ueberbotstermin hiermit wieder ausgesetzt.
Schönberg, den 7. April 1887.

Großherzogl. Amtsgericht.
                                                    Veröffentlicht:
                                                    W. Wetzel.
                                                    Protocollführer.


Eichen=Lohrinden=Auction.

Am Sonnabend, den 16. April Morgens 11 Uhr sollen beim Gastwirth Freitag hieselbst in nachbenannten Revieren die Lohrinden zur Selbstgewinnung meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

1. Im Rupensdorfer Holze:
die Lohrinden von 50 Stück 80 bis 100jähr. Eichen.
2. Im Cronscamper Zuschlag: dieselben von 41 Stück ca. 100jähr. Eichen.
3. Im Carlower Holze: dieselben von 28 Stück 80 bis 100jähr. Eichen.

Schönberg, den 7. April 1887.

                                                    Der Oberförster:
                                                               C. Hottelet.


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Freitag, den 15. April d. J. Vormittags 8 1/2 Uhr soll in Neschow

ein eisenachs. Bauwagen

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Neschow.
Schönberg, den 7. April 1887.

                                                    Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Danksagung.

Allen Denen, die meinen lieben Mann die letzte Ehre erwiesen, auch Denen, die seinen Sarg mit Kränzen geschmückt haben, sage ich meinen herzlichsten Dank. Die tiefbetrübte Wittwe

                                                    Lina Hundt geb. Harnack.


Medaillen der Gärtnerei und Samenhandlung Ernst & von Spreckelsen

Ernst & von Spreckelsen
(vorm.: J. G. Booth & Co.) Gegr. 1821.
Hamburg.
Samenhandlung.
Gr. Reichenstr. 3 u. 5.
Gärtnerei: Hamm, Hirtenstr. 46.
Niederlage bei unsern Vertretern,
(wo auch unser illustrirtes Preis=Verzeichniß gratis erhältlich ist:
Ernst Sander Wwe., Ratzeburg.
J. Borchert, Carlow.
Adolph Klempau, Rehna.
F. Dücker, Roggenstorf.
P. Schwarz, Dassow.
A. Suhrbier, Dassow.

Medaillen der Gärtnerei und Samenhandlung Ernst & von Spreckelsen


Frisch
geräucherte Bücklinge
empfiehlt                                                    H. Mette.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 28 Seite 3]

Schmiede- u. Schlosser=Innung.

Versammlung am 12. April d. J., Nachmittags präcise 2 Uhr im Innungslocale.

Tagesordnung:

1. Rechnungsablage über Einnahme und Ausgabe im verflossenen Jahre.
2. Einzahlung des halbj. Beitrages zur Innungskasse, des Jahresbeitrages zum Verbande, sowie des halbj. Betrages für das Abonnement der Schmiedezeitung. Etwaige Rückstände müssen auch dann spätestens mit berichtigt werden.
3. Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen und Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.
Die Mitglieder werden ersucht recht zahlreich zu erscheinen.

                                                    Der Vorstand.


Zu der am zweiten Ostertage stattfindenden
Tanzmusik
ladet ergebenst ein                                                    
Carlow.                                                     J. Krellenberg.


Während der Festzeit:
Kieler Bock-Bier vom Faß.
                                                    J. Boye.


Empfehle bestens:                                                    
Marienthaler Tafelbier
in Flaschen à 15 Pfennig.
Marienthaler Lagerbier
in Flaschen à 12 Pfennig.
                                                    J. H. Freitag.


Diedrich Teschau, Lübeck,
Messerfabrikant,
Reparatur-, Schleif- u. Polir-Werk,
- 24 - Breitestrasse - 24 -
empfiehlt:
Messer und Scheeren,
Löffeln und Forken. Gärtner- und Schlachter-Artikel
sowie alle andern
Handwerker-Messer u. - Scheeren
in grossartigster Auswahl und vorzüglichster Güte zu mässigen Preisen. Bei Entnahme
Ganzer Aussteuern
in meinen Artikeln bewillige ich
10% Rabatt.
Anfertigung künstlicher Glieder
und Bandagen
in eigner Werkstatt, genau nach Mass, schnell und zu sehr mässigen Preisen.
Waffen und Munition.
Barometer und Thermometer.
Zirkelbestecke.


Stadt Lübeck.
Am 2. Osterfeiertage:
Tanzmusik f. d. Nacht
wozu ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.
NB. Meine renovirte Kegelbahn empfehle zur Benutzung ganz ergebenst.           D. O.


Habe noch                                                    
circa 60 []Ruthen Acker,

vor dem Siemzer Thore belegen im Ganzen oder auch in kleineren Parcellen zu verpachten.
Schönberg, den 7. April 1887.

                                                    L. Creutzfeldt, Glasermeister.


Bruteier
von schönen blauen und rebhuhnfarbigen Italienern à 10 Pfg. verkauft                          
                                                    D. Hempel.


Circa 1000 geschulte                          
Eschenpflanzen
von 3 bis 5 Fuß Länge, à 100-5 M., empfiehlt
                          H. Renzow-Grieben.


Sehr schöne
frühzeitige weiße Saaterbsen,

werden in Hof Lockwisch zum Preise von 13 M. per 200 Pfd. Netto verkauft.
Hof=Lockwisch, den 1. April 1887.

                                                    Dierking.


Zu Michaelis ds. Js.

habe ich die Wohnung in meinem Hinterhause, bestehend aus: 2 Stuben, 2 Kammern, Küche, Boden und Stall zu vermiethen. Hierauf Reflectirende können sich bei mir melden.

                                                    J. P. Maass, Marienstr.


Zu Hof=Selmsdorf wird zu sofort oder Michaelis

ein Kuhfütterer

gesucht; lediglosen oder in Wohnung, aber ein solcher, der Zeugnisse seiner Brauchbarkeit vorzeigen kann.

                                                    J. Breuel.


Gesucht zu sogleich oder 1. Mai ein                          
zuverlässiger Kutscher
von                                                     F. Griem, Schmiedemeister.


F. W. Kaibel, Lübeck.
Breitestr. 35.      Piano-Magazin.      Breitestr. 35.
Lager von Flügeln, Pianinos und Harmoniums.
Vertretungen erster Fabriken.
Bechstein, Blüthner, Feurich, Ibach etc.
Fabrikpreise. Langjährige Garantie.
Ausgedehnte Verbindungen mit den ersten Firmen auf dem Gebiete des Pianobaues setzen mich in Stand, jedem Käufer den Erwerb eines wirklich ausgezeichneten Instruments unter den günstigsten Zahlungsbedingungen möglich zu machen. Mein Magazin ist Interessenten jeder Zeit geöffnet.
Alleiniger Vertrieb der weltberühmten
Estey-Orgeln.
Gebrauchte Instrumente werden zu hohen Preisen in Zahlung genommen.
Sehr billige und gut erhaltene Tafel-Instrumente stets vorräthig.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 28 Seite 4]

"Electra"
Neueste patentirte Erfindung von eminenter Tragweite.
Electra, absolut geräuschlose Schiffchen-Nähmaschine.

Das unleidliche Geräusch aller bisherigen Nähmaschinen paßt wenig in die stillen Räume der Familienwohnung, regt die Nerven auf, stört den Kranken und belästigt die Miteinwohner des Hauses, ja die Nachbarn. Dieses Uebel ist jetzt beseitigt, das Langgesuchte ist gefunden. Die Wertheim "Electra" hat einen absolut geräuschlosen Gang.
Urtheile der Fachpresse: Das "Medicinisch=Chirurgische Wochenblatt" vom Januar 1887 schreibt:
"Zu den modernen Industrie=Krankheiten, wie die häufig vorkommende Nervenkrankheit der Telegraphisten, gehört auch die allen Aerzten wohlbekannte Nervosität der Nähmaschinen=Arbeiterinnen. Beide Specialitäten werden durch das auf die Gehörnerven und mittelbar durch diese auf das ganze Nervensystem schädlich einwirkende Geräusch des Telegraphen=Apparates bezw. der Nähmaschine hervorgerufen.
Wir haben jüngst bei Besprechung dieser Krankheiten der Hoffnung Ausdruck gegeben, die Nähmaschine werde eines Tages so vervollkommnet werden, daß der ernste Uebelstand ihres geräuschvollen Ganges im Wegfall komme.
Wir können jetzt zu unserer Freude berichten, daß unser Wunsch rascher, als wir annehmen durften, in Erfüllung gegangen ist. Wir hatten dieser Tage Gelegenheit eine Nähmaschine, genannt Electra, aus der

Deutschen Nähmaschinenfabrik
vorm. Jos. Wertheim in Frankfurt a. M.

zu sehen, die ganz geräuschlos arbeitet. Somit ist wiederum eine durch den modernen Industrialismus hervorgerufene, besonders unsere Frauen schädigende Krankheitsursache glücklich beseitigt."
Den Allein=Verkauf für Schönberg und Umgegend haben wir Herrn Rud. Schrep übertragen.

"Electra"


Unter hohem Protektorate Sr. K. K. Hoheit dem Kronprinzen.
Marienburger Geld-Lotterie
3372 Geldgewinne = 375,000 Mk. ohne jeden Abzug.
Ziehung am 26., 27. und 28. April in Danzig,
unter Aufsicht der Königlichen Staatsregierung.
Hauptgewinne 90 000, 30 000, 10 000 Mark etc.
Loose à 3 Mk. (1/2 Antheilloose à 1,70 Mk.) empfiehlt und versendet
Rob. Th. Schröder    Alleiniges General=Debit    in Stettin.
Jeder Bestellung sind 10 Pf. für Porto und 10 Pf. für Gewinnliste beizufügen.                                                    


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich mich hierselbst als Maler etablirt habe.
Indem ich meinen werthen Kunden stets sauber ausgeführte Arbeiten zu liefern verspreche, bitte um geneigten Zuspruch.

                                                    Ergebenst
                                                    Joach. Köster,
                                                    Maler,
                                                    Schönberg i./Mekl., Wallstraße 126.

Auch halte ich Tapetenproben nach den neuesten Mustern meinen werthen Kunden bestens empfohlen.

                                                                              D. O.


Dreitheilige Ringelwalzen
und
Glattwalzen

in verschiedenen Höhen und Breiten; sowie Drillmaschinen, Säemaschinen, Wieseneggen 1, 2, 3 und

4schaarige Pflüge,

sind auf Lager bei

Ludw. Warncke in Mölln.


Gesucht zum 1. Mai nach Lübeck.
Ein Mädchen,
welches gut kochen kann, an Stelle eines sich verheirathenden.                                                    
Frau Hauptmann Mahncke,
Lübeck, St. Lorenz, Fackenburger=Allee 54 a


Verzinnte Milchsatten,
4 Liter 70 Pfennig., 6 Liter 85 Pfennig. und größer, empfiehlt
Menzendorf.                                                     J. Siebenmark.


3 Ziegen,
die Ostern milchend werden, sind zu verkaufen.
Von wem? erfährt man in der Expedition d. Bl.


Kirchliche Nachrichten.
Char=Freitag.

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Nachmittagskirche: Pastor Langbein.

1. Ostertag.

Frühkirche: Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche: Pastor Kaempffer.

2. Ostertag.

Frühkirche: Lehrer Steinführer.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche: fällt aus.
Amtswoche von Ostern ab: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 28 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 28 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. April 1887.


- Schönberg. Am 2., 4., und 5. dies. Mts. fand, wie alljährlich, die Musterung der Militärpflichtigen des hiesigen Fürstenthums in Schönberg statt; wenn auch etwas mehr Leben in den Straßen in Folge dessen herrschte, so ging doch Alles sehr ruhig zu und hat man von keinen Ausschreitungen gehört, abgesehen von dem mitunter ziemlich schreienden Singen in den Straßen. Soviel wir erfahren haben, hat sich das Musterungsresultat in diesem Jahre sehr günstig gestellt, indem die Zahl der als diensttauglich befundenen Mannschaften etwa 26% der im Bezirk anwesenden militärpflichtigen Mannschaften betragen haben soll, während im vergangenen Jahre nur etwa 23% vorhanden gewesen sein sollen.
- In Lübeck sind am Freitag bei etwa 30 Sozialisten Haussuchungen nach verbotenen Schriften vorgenommen worden, und zwar auf Anordnung des Altonaer Staatsanwalts. Es wurden eine Anzahl von Briefschaften und Schriftstücken beschlagnahmt.
- In bezug auf die Treppenbeleuchtungspflicht hat sich das Reichsgericht dahin ausgesprochen, daß diese Pflicht im Interesse der öffentlichen Sicherheit geboten erscheint. Die Verpflichtung erstreckt sich selbstredend nur auf bewohnte Gebäude und auf die Zeit des regelmäßigen Verkehrs in denselben, also in der Regel von Eintritt der Dunkelheit an bis zum Verschließen des Hauses.
- Das Reichspostamt hat angeordnet, daß im Geschäftsverkehr der Post= und Telegraphenbehörden das Markzeichen "M." dem Markbetrag nachgesetzt und die Pfennige nicht mehr durch Dezimalstellen der Mark, sondern als Pfennige unter Hinzufügung des Zeichens "Pfg." ausgedrückt werden sollen.
- Die neuen Zwanzigpfennigstücke aus Nickel werden jetzt ausgeprägt, vorläufig insgesammt etwa 200 000 Stück in einem Gesammtwerthbetrage von einer Million Mark. Das als Prägematerial zur Verwendung gelangende Nickelmetall entspricht einem Werth von etwa 125 000 Mark, so daß eine Prägegebühr bezw. ein Münzgewinn von 875 000 Mark verbleibt. Die der Münze aus dieser Arbeit erwachsenden Prägekosten belaufen sich etwa auf 15 000 Mk., so daß dem Reich aus dieser Münzmanipulation ein Ueberschuß von 860 000 Mark verbleibt.
- Nach einer ministeriellen Verfügung sollen im ganzen preußischen Staate vierteljährlich einmal die zu Militärtransporten geeigneten Wagons auf allen Stationen gezählt werden. Am letzten Sonntag fand nun diese Zahlung zuerst statt und konnten allein für den rechtsrheinischen und, den linksrheinischen Direktionsbezirk das Vorhandensein von zusammen ca. 7000 derartiger Eisenbahnwagen konstatiert werden. Da jeder Wagen durchschnittlich 40 Mann faßt, so könnten die Wagen der rechts= und linksrheinischen Bahnen 280 000 Mann befördern.
- Ein Geburtstagsgeschenk für Kaiser Wilhelm wird noch nachträglich in Turnau in Böhmen angefertigt. Es ist dies die Gabe des Königs Carl I. von Rumänien, eine getreue Kopie des in seinem Besitze befindlichen sogenannten "Schatzes des Westgothenkönigs Athanarich" (gestorben in Konstantinopel im Jahre 381) in Gestalt eines Körbchens aus purem Golde, das mit großen Almandinen und Smaragden ausgelegt ist.
- Die Königin von England ist am 1. April in Cannes eingetroffen und Namens der französischen Regierung am Bahnhofe vom Präfekten und von dem Maire begrüßt worden. Sie hat auf ihrer Reise in großer Gefahr geschwebt, da ihr Salonwagen infolge Heißlaufens in dringende Feuersgefahr gerieth, sodaß die Fahrt auf einige Stunden unterbrochen werden mußte.
- Vor den Thoren Berlins fanden auch am Sonnabend wieder einmal in früher Morgenstunde unerwartet polizeiliche Milchrevisionen statt, wobei manche Tonne Milch in den Rinnstein floß. Vor dem Prenzlauer Thore fiel sogar eine ganze Wagenladung diesem Schicksal zum Opfer.
- Hinter der National=Galerie in Berlin wird jetzt ein photographisches Atelier für die Reichsdruckerei errichtet, welches auf Schienen im Kreise läuft.
- Auf den durch den Tod des Geh. Raths Schröder freigewordenen Lehrstuhl für Frauenkrankheiten an der Berliner Universität ist verschiedenen Nachrichten zufolge der berühmte Gynäkologe Professor Olshausen aus Halle definitiv berufen worden.
- Der Vereinsbund der deutschen Aerzte mahnt in einer Denkschrift dringend vom Studium der Medizin ab, weil die Aussichten für Aerzte von Jahr zu Jahr schlechter geworden sind.
- Auch die reisenden Kaufleute Deutschlands haben sich neuerdings zu einem Verband zusammengethan. Zweck des Verbandes ist Pflege der Standesehre und Förderung der Standesinteressen, geschäftliche Unterstützung durch Auskunft und Empfehlung, Gewährung von Rath und Belehrung bei geschäftlichen Rechtsfragen und Streitigkeiten, Unterstützung in Krankheitsfällen und vorübergehender Nothlage, Gründung einer Unter Stützungskasse für Wittwen und Kinder der Mitglieder, einer Altersversorgungskasse und eines Preßorgans.
- In Oldesloe i. Holst. wurde kürzlich ein Nachtwächter Namens Zobel wegen zahlreicher nächtlicher Einbrüche zu 6 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Aus der Verhandlung erfuhr man, daß der biedere Zobel lange Zeit für unschuldig gehalten wurde. Als man ihn einmal Nachts mit Schinken, Würsten etc. beladen antraf, war er ganz wüthend, daß man ihn in der Verfolgung der - Diebe störe, denen er die Nahrungsmittel soeben abgenommen habe.
-In Königsberg in Pr. herrscht große Freude, da nunmehr fest bestimmt ist, daß der Kaiser am 5. September im Königsberger Schlosse Quartier nimmt, um von Königsberg aus den Manövern des 1. Armeekorps und der mit ihm verbundenen Kavalleriedivision beizuwohnen. Die Manöver sollen drei bis vier Tage andauern und das Haupttreffen in der Nähe von Danzig stattfinden. Es werden dabei betheiligt sein: 18 Regimenter Infanterie, 4 Regimenter Feldartillerie, 2 Divisionen Kavallerie, 2 Bat. Pioniere, 2 Bat. Jäger und die Unteroffizierschule Marienwerder.
- In Görlitz soll am 17. d. Mts. ein Skatturnier stattfinden. 50 Preise von 5-20 Mk. sind für die besten Spieler ausgesetzt.
- Aus Stuttgart wird von einem Unglücksfall berichtet, der Sich in der achten Klasse des Katharinenstiftes, der höheren Töchterschule, ereignet hat. Während der Naturgeschichtsstunde platzte bei einem Experiment eine Retorte, wodurch Professor Daiber schwer am Auge verletzt wurde; 15 Schülerinnen erhielten leichte Verletzungen.
- Das Werfen mit Bierfilzen ist einem Gast in Amberg theuer zu stehen gekommen. Er traf einen Herrn ins Auge und verletzte dasselbe derart, daß die Sehkraft fast gänzlich zerstört ist. Für diesen muthwilligen Scherz hat er nach gerichtlicher Entscheidung 500 Mark Schadenersatz zu zahlen.
- In Bayreuth wurde am 2. April Morgens der jugendliche Mörder Buckrens hingerichtet. Er hatte einen Bauernjungen, der Vieh hütete, erschlagen, um einen Ochsen zu stehlen und das Geld auf der Kirmeß zu verjubeln. Er starb sehr reuig. In derselben Stunde desselben Tages wurde in Wien der Mörder Kreitter gehängt. Er zeigte keine Spur von Reue. Sein letztes Anliegen waren neue Schuhe; es sei doch eine Schande, sagte er, in zerrissenen Schuhen zum Galgen zu gehen. Der Scharfrichter war ein Edler von Seyfried.
- Einen wehmuthsvollen Nachruf widmet Herr Dr. Sigl in seinem "Bayrischen Vaterland" dem Raupenhelm. Er schreibt: Am 1. April hielt

[ => Original lesen: 1887 Nr. 28 Seite 6]

die alleinseligmachende Pickelhaube ihren glorreichen Einzug auch in der bayrischen Armee und ist vorerst auf den Häuptern der Offiziere erschienen als das Zeichen, in dem wir preußisch "geeinigt" sind.
      O schöner Tag, wenn endlich der Soldat
      Das Häubchen trägt, das uns geeinigt hat,
      Von seinem Haupte, zierlich zugespitzt,
      Der Stachel blitzt, der uns im Herzen sitzt!
      Die "Raupe" weicht, es ändert sich die Zeit
      Und Jubel herrscht im Volk und Seligkeit.
- Im Salzkammergut haben sich's rüstige Bergsteiger nicht nehmen lassen, an Kaisers Geburtstag zu illuminiren. Sie bestiegen unter ungeheuren Anstrengungen den Watzmann und brannten auf dem Folzköpfl (7000 Fuß) ihr Feuer an. Den höchsten Gipfel zu erreichen, war wegen des Schnees nicht möglich.
- Ein Aprilnarr, d. h. einer, der so närrisch ist, daß er glaubt, er könne die ganze Welt an der Nase führen, hatte aus Pola die "Ente" fliegen lassen, es sei daselbst das schönste Denkmal der Stadt, das römische Amphitheater, plötzlich eingestürzt, ohne daß irgend eine Erschütterung oder sonst etwas vorhergegangen sei. Nach dem Einsturz habe sich an der Stelle, wo das Theater gestanden habe, ein ungeheurer Abgrund gezeigt, dem Dämpfe entstiegen seien. Glücklicherweise war jener Herr Hans Dampf so freundlich, keine Menschen bei seinem Theatereinsturz, von dem außer ihm niemand etwas wahrgenommen hat, umkommen zu lassen.
- Nach den neuesten Ermittelungen und Berechnungen ordnen sich die 24 größten Städte des Deutschen Reiches nach ihrer Einwohnerzahl, wie folgt: 1) Berlin 1,376,000 E. 2) Hamburg (mit Vororten) 486,000 E. 3) Breslau 308,000 E. 4) München 272,000 E. 5) Dresden 254,000 E. 6) Leipzig 177,000 E. 7) Köln 167,000 E. 8) Frankfurt a. M. 160,000 E. 9) Königsberg 154,000 E. 10) Magdeburg (mit Neustadt) 149,000 E. 11) Hannover 145,000 E. 12) Düsseldorf 121,000 E. 13) Bremen 120,000 E. 14) Nürnberg fast 120,000 E. 15) Danzig 117,000 E. 16) Stuttgart 116,000 E. 17) Chemnitz fast 116,000 E. 18) Straßburg 114,000 E. 19) Elberfeld 110,000 E. 20) Altona 109,000 E. 21) Barmen 105,000 E. 22) Stettin 102,000 E. 23) Aachen 99,000 E. 24) Krefeld 95,000 E.
- Die Honorare Goethes, die derselbe für seine Schriften von der Cotta'schen Buchhandlung bezogen hat, sind für die damaligen Zeit= und Lebensverhältnisse keineswegs gering gewesen. Goethe bekam von 1795 bis 1832 die Stimme von 233 969 Gulden = 401 090 Mark. Seine Erben erhielten von 1832 bis 1865 270 943 Gulden = 464 464 Mark. Insgesammt haben sich die Honorare also auf 865 555 Mark belaufen, eine stattliche Summe.
- Mit welcher Siegesgewißheit die Franzosen im Jahr 1870 den Krieg gegen Deutschland begannen, dafür spricht auch eine damals geschlagene Denkmünze, welche, nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden, zur Zeit als kostbare numismatische Seltenheit gilt. Sie ist zu solcher wahrscheinlich dadurch geworden, daß die Regierung nach den permanenten Mißerfolgen der französischen Waffen sie wieder zu beseitigen bemüht war. Die Denkmünze, welche ersichtlich in der Staatsprägestelle hergestellt wurde, ist von Silber, hat die Größe und den Werth eines Fünffrankenstücks und zeigt auf dem Avers den lorbeergeschmückten Kopf des Kaisers mit der Inschrift "Napoleon III. Imperator." Auf der anderen Seite liest man "Finis Germaniae 1870." Ein Exemplar dieser merkwürdigen Münze ist gegenwärtig in einem Berliner Geschäft ausgestellt. Ihr Eigenthümer ist ein Engländer, welcher dafür weit über 100 Mk. bezahlt hat.
- Ein Pariser Instrumentenhändler kündigte kürzlich in einigen Blättern an, bei ihm könnten Musiker echte Säkkinger=Trompeten gegen Baargeld oder auch gegen Ratenzahlungen bekommen. Einige in Paris lebende Deutsche gingen zu dem Händler und fragten ihn möglichst unbefangen, wodurch sich denn die Säkkinger=Trompeten vor den anderen auszeichneten. Der Pariser meinte: "Das wissen die Herren nicht? In Säkkingen ist die berühmteste Trompetenfabrik, sie hat sogar vor vielen Jahren einem deutschen Dichter eine Menge Geld gegeben, damit er in einem Buch für sie Reklame mache."
- In Genf ist, 63 Jahre alt, der hochgeschätzte Emaillemaler Charles Glardon gestorben, dessen großes Verdienst es ist, die lang vernachlässigte Emailemalerei wieder zu Ehren gebracht zu haben.
- In Italien gährt es unter der Erde weiter. In der Nacht zum 1. April sind wieder in der Gegend von Forli mehrere heftige Erdstöße verspürt worden.
- In Rußland wird alles besteuert, sogar die Pässe für die Reisenden, welche nach dem Auslande gehen. Die Steuer soll für einen auf 3 Monate laufenden Paß 30 Goldrubel, für jeden weiteren Monat bis zu einem Jahr 15, und für jeden über ein Jahr hinausgehenden Tag einen Goldrubel oder 360 Goldrubel für das zweite Jahr betragen. Dann wird das Reisen ein theures Vergnügen.
- Den theuersten Kaiserschmaus haben die Deutschen in Kairo in Egypten am 22. März gehalten. Jedes Gedeck kostete 35 Mark ohne Wein, Champagner und Spatenbräu, der nicht fehlen durfte. Der Khedive stellte zum Fest die Blumen und Pflanzen und die arabische Militärkapelle. Dafür bekam er auch einen Trinkspruch.
- Von einem entsetzlichen Vorfall, der sich in His=ip=shib bei Hankow in China ereignete, hat ein in San Francisco von China und Japan eingetroffener Dampfer "Belgie" Nachricht mitgebracht. Als 300 Landstreicher in dem Ort erschienen waren, lockten die durch deren Anwesenheit stark belästigten Einwohner die gesammte Schaar in einen Tempel und rundeten ihn während der Nacht an. Nur 40 von den Landstreichern kamen mit dem Leben davon, alle übrigen verbrannten.
- Ein Rechenkünstler hat herausgebracht, daß seit dem Tag, an welchem Kaiser Wilhelm in Berlin das Licht der Welt erblickte, bis zu seinem jüngst gefeierten 90. Geburtstag unsere Erde, wie natürlich, 90 Mal ihre große Reise um den Sonnenball vollendet hat. Ferner hat sich aber nach der Berechnung der Mond 1080 Mal erneut und 4668 Mal haben Kirchenglocken die Sonntagsfeier eingeläutet, 32871 Mal ist uns, die 29. Februare der 21 Schaltjahre eingerechnet, das Tagesgestirn aufgegangen und 788 904 Mal hat die Stundenuhr geschlagen, 4 733 4240 Mal ist der Sekundenzeiger über das Minuten=Zifferblatt gelaufen und 2 840 054 400 Sekunden sind in's Meer der Ewigkeit geflossen. Wenn man in jeder dieser 2 840 054 400 Sekunden, welche der deutsche Kaiser bis zu seinem 90. Geburtstag gelebt hat, je ein Zweimarkstück in die Truhen des deutschen Reichsschatzes geworfen hätte, so würde sich beiläufig dieselbe Milliardensumme ergeben, welche durch den französischen Feldzug dem deutschen Reichsschatz zugeführt worden ist. Während dieser 90 Jahre sind nicht weniger wie 72 Kronenträger Von ihren Thronen herabgestiegen, und zwar 52 Könige, 8 Kaiser, 6 Päpste und 6 Sultane.
- Ein berühmter Arzt und Naturforscher kommt mit seinem neuesten Buch über: "Verbrecher=Gesichter" den Untersuchungsrichtern zur Hilfe. Brandstifter, sagt er, haben häufig eine zarte Haut, ein kindliches Aussehen und glattes, nach Weiberart gescheiteltes Haar, was alles bei dem berüchtigten Brandstifter von Pesaro zutraf, der den Spitznamen "Frauenzimmer" führte. Die Mörder und Einbrecher zeigen dichtes, häufig krauses Haar, mißgestalteten Schädel, mächtige Kiefer, überaus Starke Jochbeine; an Kopf und Rumpf sind sie oft über und über mit Narben bedeckt. Alt Verbrechern, die den Menschenmord sozusagen gewohnheitsmäßig betreiben, fällt der gläserne, kalte unbewegliche Blick des Auges auf, welches nicht selten blutig unterlaufen erscheint; ihre Nase ist groß, gebogen oder vielmehr hakenförmig, gleich dem Schnabel eines Raubvogels, ihre Kinnbacken sind mäßig, die Ohren lang, das Haar gekraust, dicht und in der Regel von dunkler Farbe; ihr Bart ist lückenhaft, die Eckzähne ungewöhnlich entwickelt, die Lippen schmal. Ziemlich häufig wird man ein krampfhaftes Augenzwinkern und Verzerrung der einen Wange wahrnehmen können. Eine große Anzahl von Gaunern, die Lombroso zu studiren Gelegenheit hatte, zeichnete sich durch einen eigenartig gutmüthigen Gesichts=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 28 Seite 7]

ausdruck aus, andere wieder fielen dem Forscher durch die ungewöhnliche Blässe, die scheuen kleinen Augen, die spitze Nase und ein regelrechtes Altweibergesicht auf. Im Allgemeinen ist für viele Verbrecher charakteristisch, daß sie abstehende Ohren, dichtes Haar, lückenhaften Bart, gewaltige Augenbraunen und Kiefer, ein viereckiges, vorspringendes Kinn, breite Backen haben und daß ihre Bewegungen hastig und nervös sind.
- Das vortheilhafteste Gespannvieh ist im allgemeinen: für den Großbauer das Pferd, für den Mittelbauer der Ochs, für den Kleinbauer die Kuh. Es ist sehr unrecht, mit einer Art Geringschätzung von dem "Ochsen= oder Kuhbauer" zu sprechen, wie man es bei den Pferdehaltenden oder größeren Bauern oft hören kann. Das Pferdegespann hat, wo es nicht an seiner Stelle war, schon manchen Bauer von Haus und Hof vertrieben, die ganze Wirthschaft gefressen. Sehr wahr ist das Sprüchwort: "Die Ochsen tragen das Korn auf den Speicher, die Pferde holen es herunter". Nicht weniger treffend wird von der Kuh gesagt: "Eine gute Kuh deckt alle Armuth zu."
- Mittel gegen Erdflöhe. Auf 1 Liter menschlichen Urin setzt man 1/2 Lot Asa foetida zu, weicht in diese Flüssigkeit den zu säenden Samen 24 Stunden ein und läßt ihn dann im Schatten trocknen.
- Humoristisches. Auf der Gastspielreise. Heldenliebhaber (Morgens auf der Probe): Bei dieser Stelle bitte ich Sie, meine Herren, etwas zur Seite zu treten, damit ich zum Rollen der Augen Platz habe."


Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 28 Seite 8]

Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD