No. 26
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. April
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 26 Seite 1]

        Nr. 8 des Offic. Anzeigers pro 1887 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
        II. Abtheilung:

(1.) Bekanntmachung wegen Abänderung der Ausführungs=Vorschriften zu dem Gesetze, betreffend die Erhebung von Reichsstempelabgaben.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats Februar 1887.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Feuerversicherungs=Gesellschaft Rheinland in Neuß.
(4.) Bekanntmachung, betreffend die Porto=Taxe für Schiffsbriefe über Bremen nach Australien.
(5.) Bekanntmachung, betreffend Aenderungen im Fahrplan der Reichs=Postdampfer der australischen Linie.


Die Osterferien des deutschen Reichstages haben am Montag, nachdem das Präsidium durch Akklamation definitiv wiedergewählt wurde, begonnen.
Das letzte Wort über den Friedensschluß des preußischen Staates mit dem Vatikan in Rom ist noch nicht gesprochen. Die große Rede, mit welcher Fürst Bismarck die Verhandlung im Herren=Haus einleitete, steht im Widerspruch mit allem, was in den 70er Jahren vom Regierungstisch aus gesagt worden ist. Der Kanzler ist bereit, mit der ganzen Gesetzgebung des Culturkampfes, den Maigesetzen, aufzuräumen, er läßt die Nothwendigkeit einer nationalen Erziehung der katholischen Geistlichkeit, die Aufsicht des Staates über deren politisches Verhalten, die in der Anzeigepflicht ihren Ausdruck fand, und ebenso die Ausschließung der geistlichen Orden und anderes fallen. Die merkwürdige Wandlung, die darin liegt, erklärt sich aus dem dringenden Verlangen des Kanzlers, das Centrum matt zu setzen. Er erwartet von dem freundlichen Verhältniß zum Papst die allmähliche Auflösung des Centrums und der Caplan=Demokratie, wenn sie nicht mehr von Rom unterstützt wird. Ein voller Religionsfriede im Deutschen Reich wäre wunderschön und manches Opfer werth, aber wer bürgt für ihn? Der friedfertige Papst ist sterblich und seinem vielleicht streitbaren Nachfolger wird nicht immer ein Bismarck gegenüberstehen.
Der Papst hat Monsignore Galimberti die Genehmigung ertheilt, das ihm vom deutschen Kaiser verliehene Großkreuz des Rothen Adler=Ordens anzunehmen.
Die Einsegnung der beiden jüngsten Töchter des deutschen Kronprinzen findet am 5. April in der kleinen Hauskapelle des kronprinzlichen Palais statt.
Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden beabsichtigten, sich auf kürzere Zeit von Berlin nach Karlsruhe zu begeben. Die Absicht mußte jedoch aufgegeben werden, infolge telegraphischer Nachrichten aus Stockholm, nach denen die Königin von Schweden so schwer leidend ist, daß ein operativer Eingriff für nöthig gehalten wird.
Im Wiener Anarchistenprozeß, der am vorigen Montag begonnen hat, wurde am Montag das Urtheil gefällt; es wurden verurtheilt Kratochwin zu zwanzig, Schwechla zu fünfzehn, Hoefermaier zu fünfzehn, Wawrunek zu fünfzehn, Kaspary zu sechszehn, Burlacher zu zwölf, Stieber zu neun, Kopetzki zu acht, Schustaczek zu sechs, Friedmann zu sechs, Hospodski zu fünf Jahren, Zopoth zu einem Jahr, Rischawy zu sechs Monaten schweren Kerkers; die zwei übrigen wurden freigesprochen.
Was ist geschehen? Der in Brüssel erscheinende "Nord" erklärt sich ermächtigt, jeden Versuch, eine russisch=französische Alliance anzustreben, als vollkommen aussichtslos hinzustellen. Katkow, der Moskauer Professor und Zeitungsschreiber, hat für seine Hetzereien gegen Deutschland einen Rüffel bekommen. So geht's immer auf und ab.
Die Pariser Zeitung "France" feiert den 90. Geburtstag des Kaiser Wilhelm mit folgendem Artikel: "Die Erinnerung an den Krieg von 1870 die fortwährenden Drohungen, die von Deutschland nach Frankreich herüberschallen, die schmachvollen Verfolgungen, die unsere Landsleute in Elsaß=Lothringen zu erdulden haben, dieses und ähnliches erzeugen die Gefühle, mit denen wir als Beobachter der Vorstellung beiwohnen welche Deutschland zum 90. Geburtstag seines Kaisers der Welt darbietet. Für uns ist der Name des Kaisers Wilhelm gleichbedeutend mit Blut, Raub und Mord, bei uns ruft jener Name nur die Erinnerung wach an die Niederlage unseres Vaterlandes, das Hinschlachten unserer Soldaten, den brutalen Diebstahl unserer Provinzen. Diese Erinnerungen genügen, um unser ganzes Herz zu fühlen, und wir werden deshalb unsere Leser nicht mit den Berichten peinigen über Festlichkeiten, mit denen Deutschland den 22. März 1887 begangen hat." Die "N. A. Z.", das Blatt des deutschen Kanzlers, antwortet: "Wenn wir diese Unverschämtheiten des französischen Patriotenblattes niedriger hängen, so geschieht es nicht, um Kritik an ihnen zu üben, sondern nur um auch sie zu den umfangreichen Akten zu nehmen, welche einstmals Zeugniß dafür ablegen werden, mit welcher Ruhe und Geduld Deutschland jahrelang die frechen französischen Schmähungen und Herausforderungen ertragen hat."
Nun hat auch der französische Senat die Erhöhung des Getreidezolls, sowie die ganze Zollvorlage angenommen. Die Abstimmung ergab 186 Stimmen für und nur 86 Stimmen gegen das Gesetz.
In Spanien ist wieder einmal eine weitverzweigte Verschwörung gegen die Regierung entdeckt worden. In Madrid wurden in der Nacht zum Sonntag mehrere verdächtige Personen verhaftet. Auch in Barcelona, Valencia, Sevilla, Valladolid und Cadix haben Verhaftungen stattgefunden, und zwar wegen Theilnahme an einer republikanischen Verbindung. Zugleich wurden revolutionäre, an die Armee gerichtete Proklamationen beschlagnahmt. Nach den neuesten Telegrammen, welche aus den Provinzen eingetroffen sind, herrscht wenigstens in diesen wieder Ruhe.
Der Zar hat die Ergebenheitsadresse der Petersburger Studenten, die übrigens nicht von den dortigen 2000, sondern nur von 200 unterschrieben worden war, durch folgende sehr reserviert klingende Antwort erwidert: "Ich danke der Universität und hoffe, daß sie durch die That und nicht blos auf

[ => Original lesen: 1887 Nr. 26 Seite 2]

dem Papier ihre Ergebenheit beweisen und sich bemühen wird, den schweren Eindruck zu verwischen, welchen die Betheiligung der Studenten an dem jüngsten verbrecherischen Plane auf alle ausgeübt hat. Möge Gott die Universität zu allem Guten segnen."
Das Exekutivkomitee der Nihilisten hat auch wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben. Die Polizeichefs, Generale Pflehwe, Orschewsky, Therewin und Oberpolizeimeister Greßer haben nämlich Briefe von dem vollziehenden Nihilistenkomitee empfangen, in welchen dieselben mit dem Tode bedroht werden, falls die Verhaftungen nicht sofort eingestellt werden.
- Aufsehen erregt das Verschwinden des Direktors der in Güstrow domicilirten Mecklenburgischen Maschinen= und Wagenbau=Aktiengesellschaft Peter Thieleman. Thielemann, welcher in durchaus geordneten Verhältnissen lebt, war am 6. März dieses Jahres, nach Schwerin gereist und hatte erklärt, an demselben Abend zurückkehren zu wollen. Ein Herzübel, an welchem er litt, hat die Besorgniß erweckt, daß ihm ein Unglück zugestoßen sei, auch ist die Annahme eines gegen ihn verübten Verbrechens nicht ausgeschlossen, da er eine erhebliche Geldsumme bei sich führte. Thielemann ist 57 Jahre alt, von großer Statur, ziemlich korpulent, hat graues Haupt= und Barthaar und trug eine goldene Brille. Auf die Ermittelung des Verschwundenen ist eine Belohnung von 100 M. ausgesetzt.
- Eine Gefahr eigenthümlicher Art drohte neulich einem Landmann und seiner Familie im Kreise Stormarn. Derselbe fuhr in der Spätnachmittagsstunde mit einem Stuhlwagen auf der Chaussee, die von Segeberg nach Lübeck führt, als er von einem wildgewordenen Hengste, der irgendwo sich losgerissen haben mochte, attaquirt wurde. Derselbe fiel bald die Pferde an, bald erhob er sich, als wollte er mit den Vorderhufen die Insassen des Wagen zerschmettern. Der Landmann schlug mit seiner Peitsche, die ihn begleitenden Damen, voll Angst und Entsetzen schreiend, mit den Schirmen drein; doch das Thier ließ sich nicht verscheuchen; es verfolgte unausgesetzt den Wagen bis Struckdorf, wo den Bedrängten durch Einfangen des Hengstes Hülfe ward. Beruhigt fuhren sie weiter; doch nach einigen Minuten schon kam das Thier im wildesten Galopp nachgesprengt. Der Mann übergab die Leine seiner Frau, während er selbst vom Wagen stieg, um mit Peitschenhieben die Bestie fernzuhalten. So retirirten sie langsam weiter, bis Leute aus Struckdorf, die Gefahr ahnend, nachgelaufen kamen, um Beistand zu leisten. Nach vielen verglichen Versuchen wurde der Hengst zum zweiten Male eingefangen und fortgebracht. Wem er gehört, das schien Keiner zu wissen.


Rohseid. Bastkleider (ganz Seide) Mk. 16,80 p. Stoff zur kompl. Robe, sowie Mk. 22,80, 28,-, 34,-, 42,-, 47,50 nadelfertig.
Seiden=Etamine u. Seid. Grenadines, schwarz u. farbig (auch alle Lichtfarben) Mk. 1,55 p. Met. bis Mk. 14,80 (in 12 versch. Qual.) vers. robenweise zollfrei in's Haus das Seidenf.=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.


Anzeigen.

Gegen den Tischlergesellen Christian Friedrich Kirschen aus Dittersbach bei Sayda, welcher des Betruges verdächtig, ist ein Haftbefehl erlassen. Ich ersuche um Verhaftung und Benachrichtigung.

Kirschen ist beinahe 6 Fuß Hamburger Maß groß, hat schwarzes, schlichtes, halblanges Haar, einen fast schwarzen Schnurrbart, ein volles, etwas längliches Gesicht voll schwarzer Stoppeln, trug einen runden schwarzen Filzhut, eine ausgeschnittene Wette und ein blaugrau gestreiftes Hemd.
Schönberg, den 30. März 1887.

Der Amtsanwalt.
Müller.


Eine Wohnung
hat zu Ostern zu vermiethen.                                                    
                                                    Höpcke, Wallstraße No. 128.


Verkauf Erbtheilungshalber.

Am Montag, den 18. April d. J. Vormittags 10 Uhr soll

die Erbpachthufe Nr. V zu Dorf Bülow bei Rehna,

sowie das auf derselben befindliche Inventarium, insbesondere die Kornvorräthe, 2 Pferde 1 Füllen, 7 Kühe, 3 Starken, 5 Kälber, 1 Bolle, 1 Dreschmaschine, 1 Häckerlingsmaschine, 2 Pflüge, 1 Stuhlwagen, 2 Bauwagen mit eisernen Axen, mehrere Eggen etc. öffentlich meistbietend an Ort und Stelle verkauft werden. Die Erbpachthufe ist 13,313 []R. groß und hat durchweg guten Boden und ein sehr ergiebiges Torfmoor. Die Gebäude sind neu. Die Verkaufsbedingungen werden vor dem Termin bekannt gemacht, sind auch 8 Tage vor demselben bei dem Herrn Rechtsanwalt, Gerichtsrath a. D. Steffen zu Schwerin und bei dem Herrn Rechtsanwalt J. Launburg zu Gadebusch einzusehen. Die Besichtigung der Stelle ist nach zu voriger Meldung bei dem Häusler Herrn J. Ehmcke zu Dorf Bülow gestattet. Bei annehmbarem Bote wird sofort der reine Zuschlag ertheilt.


Schulprüfung.

Die öffentliche Prüfung an der hiesigen Mädchenschule findet am Sonnabend, den 2. April vormittags in folgender Ordnung statt:

8- 8 3/4 Uhr III. Kl. Deutsch.
8 3/4- 9 1/2 Uhr IV. Kl. Geographie.
9 1/2- 10 1/4 Uhr V. Kl. Deutsch.
10 1/4- 11 Uhr VI. Kl. Lesen u. Bibl. Gesch.
11- 11 3/4 Uhr II. Kl. Religion.
11 3/4- 12 1/2 Uhr I. Kl. Rechnen.

Zum Besuch dieser Prüfung ladet im Namen des Lehrerkollegiums ergebenst ein

                                                    M. Woisin, Rektor.


Medaillen der Gärtnerei und Samenhandlung Ernst & von Spreckelsen

Ernst & von Spreckelsen
(vorm.: J. G. Booth & Co.) Gegr. 1821.
Hamburg.
Samenhandlung.
Gr. Reichenstr. 3 u. 5.
Gärtnerei: Hamm, Hirtenstr. 46.
Niederlage bei unsern Vertretern,
(wo auch unser illustrirtes Preis=Verzeichniß gratis erhältlich ist:
Ernst Sander Wwe., Ratzeburg.
J. Borchert, Carlow.
Adolph Klempau, Rehna.
F. Dücker, Roggenstorf.
P. Schwarz, Dassow.
A. Suhrbier, Dassow.

Medaillen der Gärtnerei und Samenhandlung Ernst & von Spreckelsen


Grabkreuze
in großer Auswahl empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 26 Seite 3]

Hobel, Werkzeuge
sowie sonstige Eisen= u. Kurzwaaren in großer Auswahl empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Neu eingetroffen eine große Sendung

Emaillirwaaren

in blau weiß marmorirt u. s. w. in großer Auswahl, empfiehlt

                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Milchsatten
in allen Größen empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Stahl-Stachel-Zaundraht
zur Einfriedigung für Viehweiden, Obstgärte
u. s. w.
Prima verzinkten Dachdraht und
Einfriedigungsdraht,
Drahtstifte und Krampen,
verzinktes Drahtgeflecht,
zur Einfriedigung von Hühnerhöfen, Gärten u. s. w.
Feld- und Garten-Geräthe
als:
Spaten, Harken, Schaufeln, Hacker, Baumsägen, Heckenscheeren, Gärtnermesser u. s. w.
empfiehlt                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Zur bevorstehender Saison empfehle die
modernsten Damen- und Kinderhüte,
Blumen, Federn etc.
in großer Auswahl zu möglichst billigen Preisen.
                                                    H. Scheer.
NB. Confirmandenhüte schon von 2 M. an.


Eine große Auswahl, hübsch und modern garnirter                                                    
Confirmanden=Hüte
von 3 M. an, in allen Farben empfiehlt                                                    
                                                    H. Bohnhoff, Wwe.


Für Confirmanden:
Starke schwarze Glacéhandschuhe
das Paar zu 1 Mr. 50 Pf.
Weiße und in schönen Farben zweiknöpfige
Glacé-Damenhandschuhe
zu 1 Mk. 25 Pf.
zu haben bei                                                    
                                                    Emil Jannicke,
                                                    Handschuhmacher.


Knochenmehl für Sommersaaten,
sowie
sowie Rüben= und Kartoffeldünger empfiehlt in jeglichen Quantitäten                                                    
                                                    F. Becker.


Im Lokale des Herrn Freitag.
Freitag, den 1. April cr., Abends 1/2 8 Uhr:
Hans Musäus
Hamlet, Prinz von Dänemark.
Drama in 5 Acten von Shakespeare.

Billets à 1 M. sind vorher beim Lohndiener Ratzeburg zu haben.


Man abonnirt auf die                          
Neue Mecklenburgische
Gerichts-Zeitung
mit den Beilagen:  Die Woche und Humoristisches Wochenblatt,
zum Preise von nur                                                    
75 Pf. pr. Quartal,
bei allen Postanstalten u. Landbriefträgern.


Eiserne Fenster:
Strohdach=Fenster,      
Schieferdach=Fenster, Pfannendach=Fenster, Stall=Fenster,                
Keller=Fenster,              
empfiehlt billigst                                                    
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Dreitheilige Ringelwalzen
und
Glattwalzen

in verschiedenen Höhen und Breiten; sowie Drillmaschinen, Säemaschinen, Wieseneggen 1, 2, 3 und

4schaarige Pflüge,

sind auf Lager bei

Ludw. Warncke in Mölln.


Empfehle bestens:                                                    
Marienthaler Tafelbier
in Flaschen à 15 Pfennig.
Marienthaler Lagerbier
in Flaschen à 12 Pfennig.
                                                    J. H. Freitag.


Bruteier
von schönen blauen und rebhuhnfarbigen Italienern à 10 Pfg. verkauft                          
                                                    D. Hempel.


Suche zu sofort resp. Ostern                                                    
einen gewandten Hausknecht
gegen guten Lohn                                                    J. H. Freitag.


Das Fahren und Gehen auf meiner Wiese im Köppenmoor, sowie den Schleichweg nach der Mühle verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung!

                                                    J. Tretow.


Vor einigen Tagen sind hier auf dem Markte einige Kohlensäcke gefunden worden. Der rechtmäßige Eigenthümer kann dieselben gegen Erstattung der Insertionskosten beim Gastwirth Krüger in Schönberg in Empfang nehmen.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 26 Seite 4]

F. W. Kaibel, Lübeck.
Breitestr. 35.      Piano-Magazin.      Breitestr. 35.
Lager von Flügeln, Pianinos und Harmoniums.
Vertretungen erster Fabriken.
Bechstein, Blüthner, Feurich, Ibach etc.
Fabrikpreise. Langjährige Garantie.
Ausgedehnte Verbindungen mit den ersten Firmen auf dem Gebiete des Pianobaues setzen mich in Stand, jedem Käufer den Erwerb eines wirklich ausgezeichneten Instruments unter den günstigsten Zahlungsbedingungen möglich zu machen. Mein Magazin ist Interessenten jeder Zeit geöffnet.
Alleiniger Vertrieb der weltberühmten
Estey-Orgeln.
Gebrauchte Instrumente werden zu hohen Preisen in Zahlung genommen.
Sehr billige und gut erhaltene Tafel-Instrumente stets vorräthig.


Unter hohem Protektorate Sr. K. K. Hoheit dem Kronprinzen.
Marienburger Geld-Lotterie
3372 Geldgewinne = 375,000 Mk. ohne jeden Abzug.
Ziehung am 26., 27. und 28. April in Danzig,
unter Aufsicht der Königlichen Staatsregierung.
Hauptgewinne 90 000, 30 000, 10 000 Mark etc.
Loose à 3 Mk. (1/2 Antheilloose à 1,70 Mk.) empfiehlt und versendet
Carl Heintze,    Alleiniges General=Debit    Berlin W. Unter den Linden 3.
Jeder Bestellung sind 10 Pf. für Porto und 10 Pf. für Gewinnliste beizufügen.                                                    


Gewerbe Verein.
Sonnabend, den 2. April cr., abends 7 Uhr:
Außerordentliche Versammlung.

1. Kurze Besprechung der Tagesordnung des nächsten Verbandtages (Handwerkerstipendium, Arbeiter=Colonien und gewerblicher Befähigungsnachweis.)
2. Vortrag über die volkswirthschaftliche Bedeutung der Landwirthschaft für Mecklenburg, von dem Secretär des Verbandes Mecklbg. Gewerbe=Vereine, Herrn Quade-Schwerin.


Fertige
Herrn- und Knaben-Garderoben
in den neuesten Facons, sowie                                                    
Tuch und Buckskins

vom billigsten bis zu den feinsten Genres; nach Maß in kürzester Zeit. Die Preise sind so billig gestellt, daß jede Concurrenz ausgeschlossen ist; empfiehlt

                                                    H. Hundt,
                                                    Herrnkleidermacher.


Als
Confirmation- & Ostergeschenke
empfehle ich eine große Auswahl von                                                    
Gesangbüchern,
von 2,25 an bis 9 Mk.,
zum neuen Schuljahr habe ich folgende Sachen:
Atlasse, Tafeln, Schulmappen und Zeichenmappen.
Gedruckte Bücher habe ich diesen Ostern noch nicht.                                                    
W. Heitmann, Buchbinder.
Schönberg i/M.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten).

Geboren:

D. 1. März dem Districtsdirektor Utermöhl zu Schönberg eine Tochter.
D. 3. eine unehel. Tochter zu Ollndorf.
D. 15. dem Arbeiter Joachim Krellenberg zu Schönberg eine Tochter.
D. 15. dem Kaufmann Diersen zu Schönberg ein Sohn.
D. 16. eine unehel. Tochter zu Schönberg.
D. 22. dem Arbeiter Joh. Peters zu Lockwisch eine Sohn.
D. 23. dem Schuhmacher L. Meyer zu Schönberg eine T.
D. 25. dem Müller Thieß zu Niendorf ein Sohn.
D. 28. dem Kaufmann Bernhard Gimpel zu Schönberg eine T.

Gestorben:

D. 2. März Caroline Louise Anna Helene Vitense, Arbeitertochter zu Schönberg, 2 J. 8 M. alt.
D. 2. Carl Wilhelm Johannes Freitag, Arbeitersohn zu Schönberg, 2 J. 9 M. alt.
D. 2. Johann Carl Christian Fock, Viehhändler zu Schönberg, 49 J. 9 M. alt.
D. 7. Anna Marie Elisabeth Meyer geb. Ollrogge, Hauswirthsfrau zu Mahlzow, 51 J. 6 M. alt.
D 8. Ludwig Asmus Wilhelm Johann Joachim Burmeister, Lohgerbersohn zu Schönberg, 25 Wochen alt.
D. 11. Johann Friedrich Carl Dietz, Arbeiter zu Wahlsdorf, 68 J. 4 M. alt.
D. 11. Peter Christian Niese, Schulzenaltentheiler zu Lindow, 78 J. alt.
D. 12. Johann Ernst Jochens, Arbeiter zu Boitin=Resdorf, 66 J. alt.
D. 12. Carl Friedrich Peter Biebow, Arbeiter aus Lübseerhagen, verunglückt vor Schönberg, 50 J. alt.
D. 18. Emma Louise Elisabeth Freitag, Arbeitertochter zu Schönberg, 14 Wochen alt.
D. 20. Elisabeth Catharina Johanna Lühr geb. Valentin, Webermeisterfrau zu Schönberg, 81 J. 1 M. alt.

Eheschließungen:

D. 1. März Knecht Hans August Heinrich Meier zu Sabow und Anna Catharine Elisabeth Schnell zu Kleinfeld.
D. 22. Knecht Joachim Heinrich Böttcher und Anna Maria Elisabeth Geese zu Lockwisch.
D. 22. Arbeiter und Wittwer Jochen Asmus Nevermann und Anna Catharina Maria Bonhof zu Mahlzow.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 1. April.

Passionspredigt (Vormittags 10 Uhr): Pastor Langbein

Sonntag, den 3. April.

Vormittagskirche: Pastor Kaempffer
Nachmittags 2 Uhr: Prüfung der Confirmanden Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.
und Illustrirtes Beiblatt Nr. 1.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 26 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 26 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. April 1887.


- Direkte Glückwunschtelegramme sind dem Kaiser an seinem 90. Geburtstag 1648 zugegangen und zwar: 1. Europa: Deutsches Reich 1297, Rußland 36, Oesterreich=Ungarn 37, Rumänien 7, Türkei 4, Italien 19, Schweiz 18, Spanien 4, Portugal 1, Frankreich 7, Großbritannien, 51, Belgien 6, Niederland 16, Dänemark 3, Schweden=Norwegen 11, zusammen 1517; II. Asien: Türkei 4, Indien 11, China 4, Japan 3, Zentralasien 1, zusammen 23; III. Amerika: Britisch=Nordamerika 5, Vereinigte Staaten 60, Mexiko 8, Zentralamerika 8, Süd=Amerika 11, zusammen 92; IV. Afrika 10; V. Australien 6.
- Carmen Sylva, die unter diesem Namen als Dichterin bekannte Königin von Rumänien, hat den Kaiser Wilhelm an seinem 90. Geburtstag durch eine poetische Gabe erfreut. Das Gedicht soll blos 100 Verse zählen und doch in diesem so engen metrischen Rahmen alle Thaten des greisen Kaisers feiern. Dasselbe sollte als Prolog bei der Festvorstellung im Königlichen Schloß in Berlin verwendet werden; allein Königin Elisabeth ließ sich darauf nicht ein; sie sagte, es würde ihr die ganze Freude verderben, auch ginge der intime Reiz verloren, wenn sie es nicht persönlich dem Kaiser überreichen könnte. Carmen Sylva hat das Gedicht selbst auf weißes Pergamentpapier geschrieben, das mit getrockneten Kornblume verziert ist und durch blaue Bändchen zusammengehalten wird.
- Zum Gedächtniß seines kaiserlichen Vaters hat der Kronprinz am 22. März im Beisein seiner Familie und seiner fürstlichen Gäste einen Kastanienbaum im Prinzessinnengarten eigenhändig gepflanzt.
- Der in Hannover von Hunden angefallene und, wie seiner Zeit berichtet, arg zerfleischte Kanonier Schachtabeck vom 10. Artillerie=Regiment ist nicht, wie irrthümlich das Gerücht in den ersten Tagen ging, seinen Verletzungen erlegen, sondern befindet sich trotz der erhaltenen 19 theilweise sehr schweren Wunden auf der Besserung und wird in einigen Wochen wieder hergestellt sein. Gegen den Eigenthümer der Hunde, der dieselben trotz ihrer notorischen Bissigkeit frei und maulkorblos auf einem nur schwach eingefriedigten Terrain an frequenter Straße umherlaufen ließ, wird sowohl seitens der Sicherheitspolizei, als seitens des Geschädigten auf civilrechtlichem Wege vorgegangen werden. In Folge dieses Vorkommnisses bereitet die dortige Polizei eine Verordnung vor, nach welcher die großen Hunde (Doggen, Bernhardiner, Neufundländer u. s. w.) nur an der Leine und mit Maulkorb auf der Straße und zwar auf dem Fahrdamm geführt werden dürfen, und Hunde in öffentliche Lokale und Gartenwirthschaften überhaupt nicht mitgenommen werden dürfen.
- Die Gewohnheit, unter das Bett zu leuchten, ehe man sich schlafen legt, kann unter Umständen in Gasthöfen sich doch recht rathsam erweisen, wie folgender Vorfall beweist, der aus Berlin gemeldet wird. "Ein seltenes Abenteuer hat der Vertreter einer hiesigen großen Glasfabrik, ein Herr K., im Anfang dieser Woche in dem Hotel einer ostpreußischen Stadt (den Namen möchte Herr K. im Interesse des Hotelbesitzers nicht genannt wissen) erlebt. K. lag am Dienstag Abend im Bett des Hotelzimmers und rauchte, eine Berliner Zeitung lesend, eine Cigarette. Herbei fiel ein Funke auf den Bettvorleger und eben blickte K. zur Erde, um eventuell den Funken zu erlöschen, als er zu seinem nicht geringen Schrecken unter dem Bett eine Hand nach dem Funken sich ausstrecken und diesen ausdrücken sah. Er glaubte erst seinen Augen nicht zu trauen, warf einen zweiten Funken durch Anschlagen an die Cigarette auf den Bettvorleger und sah die mysteriöse Hand wieder hervorkommen und den Funken auslöschen. Nun wurde ihm die Situation klar. Mit einem Satz war er aus dem Bett und zur Zimmerthür; diese aufreißend und sie von außen verschließend, war das Werk eines Augenblicks. Er schlug Lärm und mit genügender Bedeckung drang man in das Zimmer. Man kam gerade zeitig genug, um einen baumlangen Kerl davon zurückzuhalten, seine Flucht durch das Fenster des im ersten Stock belegenen Zimmers zu nehmen. Es war ein Dieb, der sich ins Hotel geschlichen hatte, um K. in der Nacht zu berauben. Er wurde festgenommen.
- Auch der Rheinstrom ist in den letzten Tagen gewaltig gestiegen. Bei Bingen ist in letzter Zeit ein Steigen von 1 1/2 Meter wahrgenommen worden. Vom Main und von der Nahe strömen kolossale Wassermassen zu, so daß ein weiteres Steigen nothwendig erfolgen muß. Der Neckar scheint sein und seiner Zuflüsse Wasser schon abgegeben zu haben, denn aus Mannheim wird berichtet, daß der obere Neckar bereits langsam wieder fällt.
- Die beiden ersten Exemplare des neuen bayrischen Helms sind dem Kaiser Wilhelm und dem Kaiser Franz Josef von Oesterreich als Inhabern bayrischer Regimenter übersandt worden.
- In Döbeln in Sachsen stürzte ein 18jähriges Mädchen, das sich zu fest geschnürt hatte, im Tanzsaal plötzlich todt nieder.
- In Straßburg, überhaupt in ganz Elsaß=Lothringen ist die allgemeine Stimmung etwas besser geworden, seitdem festzustehen scheint, daß an den Grundlagen der gegenwärtigen Verfassung von Elsaß=Lothringen nichts geändert werden soll, und es jetzt gielt, das durch die Wahlagitation gestörte Versöhnungswerk wieder aufzunehmen. Dies hindert keineswegs die kräftige Unterdrückung französischer Agitation. Mit der Bestrafung antinationaler Kundgebungen nehmen es die Gerichte sehr ernst. So hat die Strafkammer des Landgerichts Colmar acht junge Leute, die am 7. Januar bei einem fröhlichen Mahle nach einer Jagdpartie die Marseillaise gesungen hatten, zu je 3 Wochen Gefängniß und einer Geldstrafe von 100 Mark verurtheilt, Die jungen Leute aus Kaisersberg, die während der Wahlagitation "Vive la France!" gerufen hatten, sind zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Für die Verurtheilten sind diese Strafen hart; die öffentliche Meinung empört sich aber nicht, denn es ist für Jedermann nur erwünscht, daß Kundgebungen solcher Art, die zu nichts Anderem führen können, als das Land zu kompromittiren, definitiv aufhören.
- Unglaublich, aber amtlich durch Zahlen nachgewiesen ist, daß in den letzten zehn Jahren 218 578 Russen, Männer und Frauen, nach Sibirien verbannt worden sind. 2867 starben auf dem Transport dahin.
- Bei dem diesjährigen Bootwettfahren zwischen den beiden englischen Universitäten Oxford und Cambridge hat letztere gesiegt.
- Gutes Sitzfleisch haben die englischen Parlamentarier. Ihre jüngste Sitzung im Unterhaus nahm am 21. März Nachm. 4 Uhr ihren Anfang, dauerte die ganze Nacht hindurch und schloß um 1 Uhr Mittags. Es wurde über Irland verhandelt. Die längste Sitzung, die in der Geschichte des Parlaments erwähnt wird, dauerte am 31. Juli 1871 von Dienstag Nachm. 4 Uhr bis Mittwoch Abends 6 1/2 Uhr.
- Hunde am Telephon. In Paris hielt man ein Empfangsinstrument an das Ohr eines Hundes, während ein Anderer den Hund mehrmals anrief. Bei jedem Ruf wandte sich das Thier überrascht um und schaute äußerst komisch aus, so betroffen war es und wußte die Sache nicht zu deuten. Ein ähnliches Experiment ward auch mit einem Hund in New=York angestellt, der sich verlaufen hatte. Es wurde ihm ein Empfangsinstrument an's Ohr gehalten und er erkannte den Ruf seines Herrn per Telephon, bellte fröhlich auf und leckte den Apparat, von welchem er wohl glauben mochte, daß sein Herr daraus hervorkommen würde.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 26 Seite 6]

Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)


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