[ => Original lesen: 1887 Nr. 25 Seite 1] Bekanntmachung.
Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise
in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
abgehalten werden:
1. Sonnabend, den 2. April,
Morgens präcise 9 Uhr.
Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:
Bäck, Bardowiek, Bechelesdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.
2. Montag, den 4. April,
Morgens präcise 9 Uhr
Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:
Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz Hof und Dorf), Ziethen.
3. Dienstag, den 5. April,
von Morgens 9 Uhr an,
Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1867.
Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge, für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im § 24. 7, der Ersatzordnung angedroheten Strafen zu gestellen:
alle im Jahre 1867, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungs=Scheine mitzubringen.
Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu stellen.
Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigte ärztlicher Attest einzureichen.
Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigem eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
Etwaige zur seemännischen Bevölkerung gehörende Militärpflichtige (§. 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 25 Seite 2] Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Dienstag, den 12. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungen auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr Seewehr und Ersatzreserve I. Classe stattfinden, die gemäß §. 18 der Control=Ordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
Schönberg, den 1. März 1887.
Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Schwarzseid. Mäntelstoffe, Pelzbezüge etc. v. Mk. 3,65 bis 31,60 (ca. 60 versch. genres) - Damaste, Moscovite, Perle, Veloutine, Sicilienne etc. - vers. meterweise zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.
Anzeigen.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Gr. Mist sub Nr. 1 belegene Büdnerei c. p. der Wilhelmine Schröder daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 26. März 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 29.
Am Mittwoch, den 30. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
a. Aus den Wahrsower Tannen:
85 Rmet. tannen Kluft und Knüppelholz,
1 Fuder tannen Schleetholz,
1 Fuder Fauleschenholz III Cl.,
b. Aus den Herrenburger Tannen:
37 Fuder tannen Durchforstholz von Bohnenstangen bis Hopfenstangenstärke,
25 Rmet. tannen Rodestämme,
c. Aus den Lenschower Tannen:
28 Rmet. tannen Rodestämme.
Schönberg, den 23. März 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 30.
Am Sonnabend, den 2. April Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden.
a. Aus den Hohemeiler Tannen:
27 Stück kiefern Nutzholz für Kiepenm.,
22 Rmet. birken Kluft und Knüppel,
ca. 50 Stück fichten Leiterbäume,
385 Rmet. tannen Kluft,
850 Rmet. tannen Knüppel,
ca. 200 Rmet. tannen Rodestämme,
b. Aus den Palinger Tannen:
38 Rmet tannen Rodestämme,
c. Aus dem Kleinfelder Zuschlag:
5 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
17 Rmet. fichten Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 23. März 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Verkauf Erbtheilungshalber.
Am Montag, den 18. April d. J. Vormittags 10 Uhr soll
die Erbpachthufe Nr. V zu Dorf Bülow bei Rehna,
sowie das auf derselben befindliche Inventarium, insbesondere die Kornvorräthe, 2 Pferde 1 Füllen, 7 Kühe, 3 Starken, 5 Kälber, 1 Bolle, 1 Dreschmaschine, 1 Häckerlingsmaschine, 2 Pflüge, 1 Stuhlwagen, 2 Bauwagen mit eisernen Axen, mehrere Eggen etc. öffentlich meistbietend an Ort und Stelle verkauft werden. Die Erbpachthufe ist 13,313 []R. groß und hat durchweg guten Boden und ein sehr ergiebiges Torfmoor. Die Gebäude sind neu. Die Verkaufsbedingungen werden vor dem Termin bekannt gemacht, sind auch 8 Tage vor demselben bei dem Herrn Rechtsanwalt, Gerichtsrath a. D. Steffen zu Schwerin und bei dem Herrn Rechtsanwalt J. Launburg zu Gadebusch einzusehen. Die Besichtigung der Stelle ist nach zu voriger Meldung bei dem Häusler Herrn J. Ehmcke zu Dorf Bülow gestattet. Bei annehmbarem Bote wird sofort der reine Zuschlag ertheilt.
Schmiede- u. Schlosser=Innung.
Versammlung am 12. April d. J., Nachmittags präcise 2 Uhr im Innungslocale.
Tagesordnung:
1. Rechnungsablage über Einnahme und Ausgabe im verflossenen Jahre.
2. Einzahlung des halbj. Beitrages zur Innungskasse, des Jahresbeitrages zum Verbande, sowie des halbj. Betrages für das Abonnement der Schmiedezeitung. Etwaige Rückstände müssen auch dann spätestens mit berichtigt werden.
3. Ein= und Ausschreiben von Lehrlingen und Besprechung sonstiger Innungsangelegenheiten.
Die Mitglieder werden ersucht recht zahlreich zu erscheinen.
Der Vorstand.
Klee- und Grassämereien
von garantirt hoher Keimfähigkeit und unter Controle der Landwirthschaftlichen Versuchsstation in Rostock empfiehlt
Aug. Spehr.
Suche zu Johannis
ein tüchtiges Mädchen
W. Maass.
Siemzerstraße 179.
Eine Wohnung
hat zu Ostern zu vermiethen.
Höpcke, Wallstraße No. 128.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 25 Seite 3]Hobel, Werkzeuge
sowie sonstige Eisen= u. Kurzwaaren in großer Auswahl empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Grabkreuze
in großer Auswahl empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
In der letzten Woche am Montag Abend, ist
eine Pferdedecke,
grau mit rothen Streifen von meinem Hause durch Schönberg verloren worden. Abzugeben gegen eine Belohnung beim
Handelsmann Bruhn Schönberg.
Neu eingetroffen eine große Sendung
Emaillirwaaren
in blau weiß marmorirt u. s. w. in großer Auswahl, empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Milchsatten
in allen Größen empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Allen Denen, die unsere liebe Mutter zu Grabe geleiteten, sowie ihren Sarg mit Kränzen schmückten, sagen unsern besten Dank.
Riga.
Marie Fick geb. Lühr, Schönberg.
Handschuh-Special-Geschäft
von
Alfred Gensel, Lübeck,
Sandstraße 22, (Haus Haukohl),
erlaubt sich sein Geschäft dem geehrten Publikum vom Fürstenthum Ratzeburg bei billigen Preisen und feiner Waare zu empfehlen. Schriftliche Bestellungen werden prompt expedirt.
Baugewerk-, Maschinen- und Mühlenbau-Schule
Neustadt in Mecklenburg. Auskunft durch den Director Jentzen.
Kaiserhof zu Lübeck.
Untertrave Nr. 104, Ecke der Fischstrasse.
Hotel 1. Ranges
3 Minuten vom Bahnhofe am Hafen gelegen, der Neuzeit entsprechend eingerichtet.
Restaurant, Café, Münchener Bier, Diners & Soupers
in separaten Lokalitäten.
Gute Hamburger Küche
wird dem geehrten reisenden Publikum unter Zusicherung bester Bedienung und solider Preise angelegentlichst empfohlen.
Hochachtungsvoll
Chr. Thomssen, Besitzer.
P. P.
Unterzeichnete erlaubt sich hierdurch wiederholt auf die starke Verbreitung der
"Mecklenb.=Strel. Landeszeitung"
durch das ganze Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz aufmerksam zu machen und hält diese Zeitung zu allen vorkommenden Insertionen, wie:
Amtliche Erlasse, Familien=Anzeigen, Stellen=Gesuche und =Angebote, An= und Verkäufe jeder Art, Auktionen, Proklame, Geschäfts=Anzeigen, Vermietungen etc.
angelegentlichst empfohlen.
Wir haben schon mehrfach Veranlassung genommen, genaue Angaben über die Auflage der "Mecklenb.=Strelitzschen Landeszeitung" zu veröffentlichen, um den Inserenten und Lesern Gelegenheit zu geben, sich von der weiten und fortwährend zunehmenden Verbreitung des Blattes zu überzeugen.
Laut diesen Angaben hat die "Mecklenburg=Strelitzsche Landeszeitung" eine
Auflage von weit über 2000 Exemplaren,
was jederzeit notariell beglaubigt werden kann.
Vorstehende Ziffer spricht wohl am deutlichsten für sich selbst und macht jede weitere Erläuterung unsererseits unnöthig. Es ist dies die größte Auflage, welche jemals von einem Mecklenburg=Strelitzschen Blatte erreicht worden ist, und darf daher, sowie bei dem stetig sich erweiternden Verbreitungskreis des Blattes, jeder Inserent des größten Erfolges seiner bezügl. Bekanntmachungen sicher sein.
Der Insertionspreis für die einfache Zeile beträgt nur 8 Pf., - billiger als je eine Zeitung im Lande.
Vierteljährlicher Abonnementspreis Mk. 1,25.
Expedition der "Mecklenb.=Strel. Landeszeitung",
(Barnewitzsche Hofbuchhandlung und Buchdruckerei)
in Neustrelitz.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 25 Seite 4]Zur diesjährigen öffentlichen Prüfung der Realschule und Bürgerknabenschule ladet der Unterzeichnete im Namen des Lehrerkollegiums die Eltern unserer Schüler und andere Schulfreunde hierdurch ergebenst ein.
Die Prüfungen finden in nachstehender Reihenfolge statt:
Freitag, den 1. April. Prüfung der Realschule.
Vormittags. |
|
Nachmittags. |
8 1/4 |
Uhr. |
I. Klasse. |
Naturgeschichte. Knauff. |
|
2 |
Uhr. |
III. Klasse. |
Arithmetik. Juling. |
9 |
Uhr. |
VI. Klasse. |
Religion und Singen. Schulze. |
|
|
|
|
Geschichte. Steinführer. |
10 |
Uhr. |
IV. Klasse. |
Französisch. Krempien. |
|
3 |
Uhr. |
II. Klasse. |
a. Französisch. Pleines.
|
|
|
|
Deutsch, Steinführer. |
|
|
|
|
b. Englisch. Krempien. |
11 |
Uhr. |
V. Klasse. |
Latein, Knauff. |
|
|
|
|
|
Rechnen. Kelling. |
|
|
|
|
|
Sonnabend, den 2. April. Prüfung der Bürgerschule.
8 |
Uhr. |
4. Klasse. |
Religion. Kelling. |
|
10 |
Uhr. |
2. Klasse. |
Geographie, Hempel. |
|
|
|
Rechnen. Kelling. |
|
|
|
|
Deutsch. Warncke. |
9 |
Uhr. |
3. Klasse. |
Rechnen. Warncke. |
|
11 |
Uhr. |
1. Klasse. |
Mathematik. Wilhelm. |
|
|
|
Geographie Warncke. |
|
|
|
|
Deutsch, Hempel. |
Schönberg, im März 1887.
Direktor W. Ringeling.
Als
Confirmation- & Ostergeschenke
empfehle ich eine große Auswahl von
Gesangbüchern,
von 2,25 an bis 9 Mk.,
zum neuen Schuljahr habe ich folgende Sachen:
Atlasse, Tafeln, Schulmappen und Zeichenmappen.
Gedruckte Bücher habe ich diesen Ostern noch nicht.
W. Heitmann, Buchbinder.
Schönberg i/M.
Stahl-Stachel-Zaundraht
zur Einfriedigung für Viehweiden, Obstgärte
u. s. w.
Prima verzinkten Dachdraht und
Einfriedigungsdraht,
Drahtstifte und Krampen,
verzinktes Drahtgeflecht,
zur Einfriedigung von Hühnerhöfen, Gärten u. s. w.
Feld- und Garten-Geräthe
als:
Spaten, Harken, Schaufeln, Hacker, Baumsägen, Heckenscheeren, Gärtnermesser u. s. w.
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Inventur-Ausverkauf
Diedrich Teschau, Lübeck,
- 24 - Breitestrasse - 24 -
Passende Gelegenheit für
Aussteuern und Confirmanden
Tischmesser - Löffeln - Gabeln,
Kaffeemühlen - Korkzieher - Küchenmesser,
Fleischhackmaschinen - Siebe,
Taschenmesser - Scheeren,
Gärtner- und Schlachter-Artikel,
Hohlgeschliffene Rasirmesser,
Haarscheeren - Zuschneidescheeren,
Abziehsteine - Streichriemen,
Barometer - Thermometer,
Zirkelbestecke - Salonbüchsen,
Revolver - Salonpistolen - Munition.
Echtes
Oberndorfer Runkelrübensaat
empfiehlt Aug. Spehr.
Ernst & von Spreckelsen
(vorm.: J. G. Booth & Co.) Gegr. 1821.
Hamburg.
Samenhandlung.
Gr. Reichenstr. 3 u. 5.
Gärtnerei: Hamm, Hirtenstr. 46.
Niederlage bei unsern Vertretern,
(wo auch unser illustrirtes Preis=Verzeichniß gratis erhältlich ist:
Ernst Sander Wwe., Ratzeburg.
J. Borchert, Carlow.
Adolph Klempau, Rehna.
F. Dücker, Roggenstorf.
P. Schwarz, Dassow.
A. Suhrbier, Dassow.
Statt besonderer Meldung!
Durch die glückliche Geburt eines gesunden, kräftigen Mädchens wurden hocherfreut
Bernhard Gimpel,
Anna Gimpel geb. Zöllner.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Der heutigen Nummer unserer Zeitung liegt eine Geschäfts=Empfehlung der Firma Wolf Blumenthal-Lübeck bei.
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 25 Seite 5]Beilage
zu Nr. 25 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 29. März 1887.
Der Kaiserliche Erlaß.
Es ist eine wunderbare Fügung des Himmels, daß mir nach so vielen, unvergeßlichen Erinnerungstagen auch noch vergönnt gewesen ist, am 22. März Mein neunzigstes Lebensjahr zu vollenden. In demüthigem Ernste erkenne ich die Gnade Gottes, welche mich diesen Tag hat erleben lassen, welche mir in so hohem Alter die Kraft zur Erfüllung Meiner Fürstlichen Pflicht erhalten hat, welche Mir das Glück gewährt, noch den Lebensabend mit Meiner geliebten Gemahlin zu theilen und auf eine kräftig emporwachsende Nachfolge von Kindern, Enkeln und Urenkeln zu schauen.
Neunzig Jahre eines menschlichen Lebens, welch' eine lange Spanne Zeit! Wenn ich sie im Geiste an Mir vorübergehen lasse, so will es Mir in ihrer verhängnißvollen Heimsuchung kaum faßlich erscheinen, was Ich Alles erlebt, erfahren und errungen habe. Die göttliche Vorsehung hat Meine Wege, wenn auch nicht ohne schwere Prüfungen, sicher geleitet und zu glücklichen Zielen geführt. Gottes reichster Segen hat auf Meiner Arbeit geruht.
In frühester Jugend habe Ich die Monarchie Meines tiefgebeugten Vaters oft gesehen. Ich habe aber auch die hingebendste Treue und Opferfreudigkeit, die ungebrochene Kraft und den unverzagten Muth des Volkes in den Tagen seiner Erhebung und Befreiung kennen gelernt. Jetzt in Meinem Alter blicke Ich, nach so manchen Wechselfällen Meines Lebens, mit Stolz und Befriedigung auf die großen Wandlungen, welche die ruhmvolle Vergangenheit der jüngsten Zeit, ein unvergängliches Zeugnis deutscher Einigkeit und aufrichtiger Vaterlandsliebe, in Deutschland geschaffen hat. Möge unserm theuren Vaterlande die lang ersehnte Errungenschaft, wie Ich es zuversichtlich hoffe, in ungestörter segensreicher Friedensarbeit zu stets wachsender Wohlfahrt aller Klassen der Nation gereichen!
In wohlthuender Erinnerung an eine solche ereignisreiche Vergangenheit gewinnt die neunzigste Wiederkehr Meines Geburtstages für Mich eine besondere Bedeutung, welche durch die allgemeine tief empfundene Theilnahme Meines Volkes erhöht wird. Aus allen Theilen des Reiches, aus fernen Landen, in denen Deutsche eine neue Heimath gefunden, selbst von jenseits des Ozeans her, sind Mir Adressen in zum theil kunstvoller, gediegener Ausstattung, Zuschriften und Telegramme, poetische und musikalische Gaben, Blumenspenden und Arbeiten in überreicher Anzahl zu diesem seltenen Tage zugegangen. Von Gemeinde=Verbänden, größeren wie kleineren Umfangs, von Kollegien, Korporationen und Genossenschaften jeder Art, von wissenschaftlichen und Kunst=Instituten, von Anstalten und einzelnen Personen bin Ich in der herzlichsten Weise beglückwünscht worden. Künstler, bildende, wie darstellende, Studirende der deutschen Universitäten, Akademien und technische Hochschulen, Krieger=, Turn=, Bürger= und andere Vereine, Gilden und Innungen haben in der verschiedenste Weise ihre treue Anhänglichkeit an Mich kund gethan. Durch festliche Veranstaltungen und Festversammlungen ist der Tag aller Orten verherrlicht worden. Der Umfang und die Mannigfaltigkeit dieser beredten Beweise von Liebe und Verehrung ist so groß gewesen, daß sich die Feier des Tages zu einer nationalen Huldigung für Mich gestaltet hat.
Nicht vermag Ich allen, welche Mir so liebevolle Aufmerksamkeiten erwiesen haben, im Einzelnen dafür zu danken. Tief ergriffen, von solcher durch alle Schichten der Bevölkerung gehenden Bewegung kann Ich nur der Gesamtheit zu erkennen geben, welche ungemeine Freude Mir jeder an seinem Theile bereitet hat und wie tief Mein Herz von innigster Dankbarkeit für alle diese patriotischen Kundgebungen erfüllt ist.
Es giebt wahrlich für Mich kein größeres Glück, kein erhebenderes Bewußtfein, als zu wissen, daß in solcher Weise die Herzen Meines Volkes Mir entgegenschlagen.
Möge Mir diese Treue und Anhänglichkeit als ein teures Gut, welches die letzten Jahre Meines Lebens hell erleuchtet, erhalten bleiben! Mein Sinnen und Denken aber soll wie bisher so auch ferner für die Zeit, welche Mir zu wirken noch beschieden sein wird, darauf gerichtet sein, die Wohlfahrt und Sicherheit Meines Volkes zu heben und zu fördern.
Ich beauftrage Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntnis zu bringen.
Berlin, 23. März 1887.
Wilhelm.
An den Reichskanzler.
Der Kaiser hatte den Entschluß gefaßt, sein neunzigstes Lebensjahr wachend zu vollenden. Noch um Mitternacht saß der greise Held, allein seinen Gedanken nachhängend, in seinem Arbeitszimmer und die Uhren auf den Thürmen von Berlin hatten bereits eins geschlagen, als das Licht hinter dem bekannten Eckfenster im Palais erst erlosch.
Eine sinnige Aufmerksamkeit wurde dem Kaiser schon am frühen Morgen des 22. März erwiesen. In raschem Tempo kam ein Postkariol vom Opernplatz hergefahren. Am Palais zügelte der Postillon sein Pferd, in langsamstem Schritt ließ er es vorübergehen und blies dabei "Heil dir im Siegerkranz" so glockenrein und innig, daß man bald merkte, wohl den tüchtigsten Bläser von allen seinen Kollegen vor sich zu haben. Das bereits um diese Zeit sehr zahlreiche Publikum jubelte ihm zu.
Der Reichskanzler Fürst v. Bismarck und der General=Feldmarschall Graf v. Moltke haben die hohe Auszeichnung genossen, am Geburtstage des Kaisers in besonderer Audienz empfangen zu werden. Bei dieser Gelegenheit wurden dem General=Feldmarschall die Brillanten zu dem Sterne der Groß=Comthure mit Schwertern des Hausordens von Hohenzollern verliehen! Der Fürst=Reichskanzler befindet sich schon im Besitze dieser hohen Auszeichnung.
Als Fürst Bismarck auf der Rückfahrt vom Palais nach der Friedrichstraße kam, staute sich die Menge vollständig. Stürmische Ovationen wurden dem Reichskanzler dargebracht; es fehlte nicht viel, daß ihm die Pferde ausgespannt wurden, um ihn im Triumph in seine Wohnung zu ziehen. Fürst Bismarck nahm in sichtlicher Freude die Kundgebungen des Publikums auf.
Es kann als sicher angenommen werden, daß die neuen Steuervorlagen dem Reichstage einige Wochen nach Ostern zugehen.
Der Rücktritt des deutschen Botschafters v. Keudell am königlichen Hof in Rom bestätigt sich. Keudell - sagt eine Lesart - soll die Freundschaft Bismarcks für den Vatikan (den Papst) als eine Gefahr für die deutsch=italienische Sympathie angesehen haben und daraufhin habe Bismarck ohne ihn das Bündniß zu Stande gebracht. Andere meinen, Keudell sei nicht nur bei dem König Humbert, sondern auch bei den Italienern so beliebt gewesen, daß Bismarck gemeint habe, er sei zu sehr "veritalienert". Man weiß, daß Bismarck es nicht liebt, wenn seine Gesandten und Botschafter allzu innig mit dem fremden Volk verwachsen. Der frühere deutsche Gesandte General v. Röder in der Schweiz mußte abtreten, weil er seinem Chef nicht mehr schneidig genug schien, als mit der Schweiz über die Ausweisung der Anarchisten verhandelt wurde; Herr v. Kanitz im Haag mußte weichen, als zwischen Holland und Deutschland Streitfragen schwebten, die nach Bismarcks Meinung der Gesandte zu lau betrieb, weil er zu sehr "verholländert" gewesen. Graf Münster mußte seinen Botschafterposten in London aufgeben, als er dem Kanzler nicht scharf genug in den Colonialhändeln auftrat, sondern "halber Engländer" geworden sei. Bismarck verlangt von seinen Gesandten und Botschaftern, daß sie, "wie die Unteroffiziere auf Kommando einschwenken", wie er selber einmal öffentlich erklärt hat.
Aus Gmunden ist die traurige Nachricht eingetroffen, daß die Herzogin von Cumberland von einem "ernsten Anfalle von Nervosität" betroffen sei.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 25 Seite 6]Der Verfolgungswahnsinn, an dem die Herzogin leidet, hat erst nach dem letzten Petersburger Mordanschlag eine bedenkliche Wendung genommen; die Herzogin glaubt immer, ihre Schwester, die Czarewna, werde ermordet und dann treffe die Reihe sie selbst.
Die russische Justiz arbeitet still, aber flott. Man erschrickt ordentlich, wenn man liest, daß von den am 13. März verhafteten Nihilisten am vergangenen Sonnabend bereits 6 gehenkt worden sind. Außerdem sollen auf Grund der neuesten Vorgänge noch gegen 300 Studenten verhaftet worden sein. Es heißt auch, die Universität in St. Petersburg werde geschlossen werden.
- Schönberg. Fortwährende Klagen des Publikums über die schlechte Beschaffenheit des Fußweges neben der Lübecker Chaussee vom Amtsplatze bis zum Bahnhofe haben unsern Magistrat bewogen, sich mit der Bitte an hohe Landesregierung in Neustrelitz zu wenden, ein Klinkertrottoir auf dieser Strecke herzustellen. Wie wir jetzt erfahren, ist die Herstellung des Trottoirs bis zum Baubrink an höchster Stelle genehmigt, auch hat die Direction der Friedrich=Franz=Eisenbahngesellschaft in Schwerin in gerechter Würdigung des vorhandenen Mißstandes sich erboten, das Klinkertrottoir vom Baubrink bis zum Bahnhofe, weiter zu führen. Wir können die geplante Anlage nur mit Freude begrüßen.
- Schönberg. Auf mehrseitigen Wunsch ist die Festrede, welche an Kaisers Geburtstag in Spehr's Hotel gehalten ist, nachträglich aufgeschrieben. Dieselbe hatte ungefähr folgenden Wortlaut:
Verehrte Festgenossen!
Es sei mir gestattet, dem, was heute unsere Herzen bewegt in einfachen Worten Ausdruck zu geben.
Als zu Festgenossen rede ich. Denn wo heute Deutsche Herzen schlagen in heißer Liebe zu ihrem Vaterlande, in unwandelbarer Treue gegen Kaiser und Reich, mag's sein innerhalb der Deutschen Grenzen oder draußen in der Ferne auf dem ganzen weiten Erdenrund: überall da ist heute ein Festtag, ein Tag froher, dankbarer Feier. Die freudigen Und doch so ernsten Gedanken und die innigen Wünsche der Herzen gehen hin zu dem allverehrten und geliebten Greis auf Deutschlands Kaiserthron, der durch Gottes Güte heute sein neunzigstes Lebensjahr vollendet hat.
Fürwahr, ein seltener Tag! Es giebt wenig Menschen, die ihr Leben so hoch bringen, und viele Fürsten, die zu solchem Alter gekommen wären, hat's gewiß nicht gegeben. Unter all den gekrönten Herrschern aber, denen es vergönnt gewesen ist, Gottes Werkzeuge zu seien bei großen, weltgeschichtlichen Bewegungen, ist meines Wissens keiner gewesen, der auf eine solche Reihe von Jahren hätte zurückblicken können.
Und was für ein Leben ist's, das unserm Kaiser ist gewährt worden und auf das er heute mit dankerfülltem Herzen zurückschaut. Unser ganzes Jahrhundert wird von diesem Leben umspannt, und man kann wohl sagen, was in diesem Zeitraum Weltbewegendes geschehen ist, unser Kaiser hat's nicht bloß miterlebt, er hat auch darin mitgewirkt und hat zu allem Großen mitgeholfen.
Freilich aus der Tiefe in die Höhe ist's mit seinem Leben gegangen. Als Kind hat er geflüchtet werden müssen in der Zeit der Schmach und Knechtschaft, die mit ihrem furchtbaren Elend und Jammer über unser Vaterland hereingebrochen war und von deren Schrecken wohl manchem unter uns noch die Väter und Großväter berichtet haben. Als Jüngling, fast noch ein Knabe - er war noch nicht konfirmiert - hat er mithelfen dürfen, den Erbfeind in dessen eigenem Lande zu Boden zu werfen und hat sich dort im Kugelregen die ersten Kriegsorden, vor allem das eiserne Kreuz verdient. Als Mann hat er gearbeitet mit vollster Hingebung, in treuester Pflichterfüllung. Was er da geleistet hat für sein engeres, wie für das weitere Vaterland, das läßt sich nicht mit kurzen Worten sagen und soll hier nicht gesagt werden. Nur daran sei erinnert, wie er noch heute und täglich ein Vorbild ist der strengsten Pflichttreue, der unermüdlichsten Thätigkeit, der gewissenhaftesten Arbeit.
Und wo für andere der Lebensabend beginnt, da sie sich nach Ruhe sehnen und zur Ruhe setzen, weil die Kraft verbraucht ist, da hat für ihn der Tag erst recht begonnen, da hat ihn Gott zu seinem Werkzeug sich ersehen, für unser Vaterland so Großes zu thun und das Sehnen von Millionen Deutscher Herzen zu erfüllen.
Fürwahr, als ein Wahrzeichen steht er da vor unseren Augen, als ein Wahrzeichen, welches die Güte und Treue Gottes unserm Volk und Vaterland gesetzt hat.
Was läßt ihn so groß erscheinen in unsern Augen? Ihr werdet nicht erwarten, daß ich seine Mannes=, seine Soldaten=, seine Regenten=Tugenden hier schildere und rühme. Eins möchte ich hervorheben, und das ist, wie ich meine, an ihm das Größte: er hat nicht für sich selber Ruhm und Ehre gesucht, er hat es gewußt: Dem Demütigen giebt Gott Gnade. Schon als Prinzregent hat er das Wort, mit welchem sein Bruder in den Ehestand getreten war, zu dem seinigen gemacht, das Wort: ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen. Ihm hat er dienen wollen, auf ihn hat er vertraut, und was immer Gott ihn Großes hat gelingen lassen: er hat Gott dem Herrn die Ehre gegeben. Er wird's auch heute thun. Und diese seine Demut, sein Gottvertrauen, gewiß, das ist an ihm das Größte.
Wohl wird er sich heute freuen, daß so viele seiner gedenken, und nicht bloß daß so viele fürstliche Sprossen und Freunde seines Hauses um ihn versammelt sind, sondern daß weithin heute die deutschen Herzen ihm entgegenschlagen und diesen Tag feiern als einen Tag der Freude und des Dankes. Aber am meisten wird er sich doch freuen, wenn wir Gott die Ehre geben mit innigem Dank der Herzen und mit treuer Fürbitte für Kaiser, Fürst und Vaterland.
Unser Kaiser ist auch als Kaiser noch durch schwere Zeiten hindurchgegangen; selbst die Mörderhand hat sich mehrmals gegen ihn erhoben; und noch vor wenig Wochen hatte er den tiefen Schmerz, daß sein und aller deutschen Fürsten Streben für des Vaterlandes Sicherheit und Größe nicht verstanden wurde oder daß man es nicht verstehen wollte. Ihr teuren Festgenossen, da soll der Dank, den wir heute darbringen, nicht nur in Worten bestehen. Man sagt von uns Deutschen, daß wir gern Feste feiern und daß wir uns gerne zusammensetzen zu essen und zu trinken und etwa Reden zu halten, als ob's damit gethan sei. So, denke ich, ist es jetzt nicht mehr; und so sei's heute nicht. Sind wir selbst beseelt von wahrer, glühender Liebe zu unserm Vaterland, so wollen wir sie auch weiter tragen und wollen sie vor allem in die Herzen der Jugend pflanzen, daß nicht ein Geschlecht erwachse, welches des Erbes nicht wert sei, daß ihm überliefert wird, und dem es müsse wieder genommen werden. Der Grund muß frühe gelegt werden; ich habe es an mir selbst erfahren und freue mich noch heute dessen und danke Gott auch dafür, daß ich auf einer Schule habe sein dürfen, auf welcher echt pratriotischer Sinn von Geschlecht zu Geschlecht unter der Jugend selbst sich fortpflanzte. Laßt uns mithelfen, daß es so auch unter uns sei und daß die Vaterlandsliebe sich überall auch thätig zeige.
Es wird ein verbürgtes Wort sein aus des Kaisers Munde, daß ihm der bessere Ausfall der letzten Reichstagswahlen das liebste Geburtstagsgeschenk sei und daß er sich wie um zwanzig Jahre dadurch verjüngt fühle.
Wie sehr werden wir wünschen, daß dies letzte volle Wahrheit werden könne. Möge ihm durch Gottes Gnade noch manches Jahr beschieden sein zum Heil und Segen unsers Vaterlandes.
Ich fasse unser aller Freude und Dank an diesem Tage zusammen in den Ruf, in den hier alle von Herzen einstimmen:
Unser teurer, allverehrter und geliebter Kaiser, der Kaiser Wilhelm, er lebe lang und lebe hoch!
- Gelegentlich der Frage: wie alt wird Kaiser Wilhelm werden? erzählt das Wiener Tageblatt folgenden Vorgang. Vor drei Jahren kam nach Berlin, um bei Hof vorgestellt zu werden, eine junge Dame aus Siebenbürgen, aus altadeligem, gräflichem Geschlecht stammend, eine Nichte des österreichischen Botschafters Grafen Szechenyi. Bildschön und erst 17 Jahre alt, von bezaubernder Anmuth und Liebenswürdigkeit, erschien die junge Komtesse noch besonders interessant durch den Ruf, daß sie Visionen habe und - die Zukunft vorhersagen könne. Als
[ => Original lesen: 1887 Nr. 25 Seite 7]die junge Dame in Berlin eintraf und anläßlich einer kleinen Hoffestlichkeit dem Kaiser vorgestellt wurde, da wandte sich dieser in gewohnter Liebenswürdigkeit zu ihr und richtete lächelnd die Frage an sie: "Nun, Komtesse, was habe ich denn für meine alten Tage noch von der Zukunft zu erwarten?" - Da ergriff die Gräfin die ihr entgegengestreckte Hand des Kaisers, warf einen kurzen prüfenden Blick in die innere Fläche derselben und sagte mit ruhiger, tonloser Stimme: "Ich sehe ein Alter von 96 Jahren - - - -" Kaum war dieses Wort gesprochen, als Kaiser Wilhelm sichtlich betroffen zurückfuhr und seine Gesichtszüge einen so ernsten Charakter annahmen, daß den Umstehenden das Lächeln auf den Lippen erstarb und die Siebenbürgin einen Augenblick innehielt. Kein Zweifel, den Monarchen hatte die Prophezeihung peinlich, wenn nicht gar schmerzlich berührt. Gleichwohl bezwang er die unangenehmen Gedanken, und unterhalt sich noch längere Zeit anscheinend in bester Laune mit ihr unter vier Augen. Monate waren vergangen, die Episode mit der siebenbürgischen Gräfin war vergessen, als eines Abends vor einem sehr kleinen und intimen Kreise der Kaiser selbst darauf zurückkam und unaufgefordert erzählte, warum ihn jene Prophezeiung so sehr betroffen gemacht habe. Er erzählte ungefähr Folgendes: "Es war im Jahr 1863 während unseres Aufenthaltes in Baden=Baden; es war jene politisch schwere, gewitterschwangere Zeit, als wir Oesterreichs Aufforderung zum deutschen Fürstentag abgelehnt hatten. Bismarck und ich hatten Tag und Nacht gearbeitet und statt daß wir uns in Baden=Baden erholten, kamen wir aus Arbeit und Aufregung gar nicht heraus. Eines Tages nach dem Frühstück beschlossen wir auf meinen Vorschlag, uns eine Zerstreuung zu gönnen, die in einer Ausfahrt und in einem Piknik im Walde bestehen sollte. Wir waren eine große Gesellschaft, Herren und Damen, Jung und Alt, auch Bismarck war dabei. Nachdem wir eine Strecke gefahren waren, verließen wir die Wagen und vertieften uns zu Fuß, nur von wenig Dienerschaft begleitet, in eine der herrlichen Waldungen in Baden=Badens Umgebung. Dann lagerten wir uns rund ließen uns die mitgebrachten Speisen und Getränke köstlich munden. Plötzlich wurden wir in unserer Waldeseinsamkeit durch eine Zigeunerin überrascht, die Beeren und Kräuter sammelte. Der junge übermüthige Graf N . . . warf ihr ein Goldstück zu und ließ sich zur größten Heiterkeit aller Anwesenden wahrsagen. Sein Beispiel fand Nachahmer und schließlich kam die Frau auch zu mir. Ich wies sie zurück, aber sie war sehr hartnäckig und ich ließ sie endlich gewähren. Ihre Prophezeiung lautete ungefähr: Ich sehe eine große Krone, ich sehe viel Blut und Krieg, Sieg und Lorbeer, und ich sehe ein - Alter von 96 Jahren. An diese Voraussagung mußte ich denken, als neulich die kleine Siebenbürgin mir gleichfalls von den 96 Jahren fabelte. Jene Zigeunerin wußte nicht, daß sie den preußischen König vor sich hatte, und die schöne Komtesse kann mit ihren 17 Jahren auch nicht von der Prophezeiung der Zigeunerin gewußt haben. Das stimmte mich momentan ernst, dann aber mußte ich recht herzlich darüber lachen."
- In dem Feldzug in Schleswig im Jahr 1864 hatten die Befehlshaber den Angriff auf eine der befestigten Stellungen bei Düppel zum 22. März geplant, in der Hoffnung, den König an seinem Geburtstag mit einer Siegesnachricht überraschen zu können. Sobald jedoch der König von diesem Plan erfuhr, gab er Gegenbefehl, er wolle nicht, daß sein Geburtstag für die Zukunft ein Trauertag werden sollte für so viele seiner Unterthanen, deren Angehörige bei einem solchem Kampf ihr Leben würden lassen müssen.
- In Preußen allein leben noch mehr als 5600 Leute, die über 90 Jahre alt sind, darunter 200, die mindestens 10 Jahre älter sind als der Kaiser, die meisten in den östlichen Provinzen. Es sind Leute aller Berufsarten, die meisten aber Landleule, Tagelöhner, Hirten und Mägde.
- Kaiser Wilhelms Leben war fünfmal von verbrecherischer Hand bedroht und jedesmal hat die Vorsehung ihre Hand schützend über ihn gehalten. Zuerst bei Niederingelheim im Jahre 1849, im Jahre 1861 in Baden=Baden von Becker, zweimal in Berlin im Jahre 1878, erst von Hödel, dann von Nobiling, und jüngst auf dem Niederwald.
- Was hat nicht selbst der unfreiwillige Humor im Feld gewirkt und wie unbezahlbar war oft ein einziger humoristischer Blaurock in seiner Kompagnie! Wenn dort beim Sturm auf den Spicherer Höhen die Kugel und Mitrailleusen herunterhageln und Hunderte fallen, und auch den Tapfersten der Muth sinken will, plötzlich einer sich vernehmen läßt: "Dat wird ja hier ordentlich lebensgefährlich!" und das ganze Bataillon in Lachen ausbricht und vorwärts geht, oder wie vor Belfort bei einer Bärenkälte von 20° die Franzosen auf den Wällen die Arme und Beine schlendernd sich erwärmen und in tiefster Gemüthsruhe ein Pommer in den Laufgräben sagt: Ich weiß nicht, was die Franzosen dort oben frieren, bei uns thaut's bei die Kälte," so hat der Mann auf seine halberfrorenen Kameraden gleich einem Frühlingssonnenstrahl gewirkt und wäre unter Umständen eine Dekoration werth gewesen.
- Die Stadt Lübeck hatte zum Geburtstag des Kaisers ein großes Reiterfest veranstaltet, das prächtig gelang. Den Quadrillen und Aufzügen folgten turnerische Uebungen am Reck und Exerzitien mit Keulenschwingen, ausgeführt von 12 Unteroffizieren und Füsilieren des Bataillons. Die Leistungen, die in einem Sprung über zwei Pferde mit geringem Anlauf und fast von ebener Erde aus gipfelten, erfüllten alle mit Bewunderung für die Kraft und Gewandtheit. Die spielende Kraft, mit welcher die kleine Schaar nachher in der Maske von Kamerunnegern, nach dem Takt des Fledermauswalzers, ihre Keulen um sich schwang, war verblüffend.
- Ein am Mittwoch früh im Elbstrome bei Magdeburg in diesem Jahre gefangener erster Lachs, 13 Kg. schwer, ist, wie in früheren Jahren, seitens des Magistrats zu Magdeburg Namens der Stadt an die Adresse des Kaisers gesandt worden.
- Die Briefmarken, so schreibt man in verschiedenen Blättern, werden jetzt wegen der fortwährend steigenden Gummipreise nicht mehr mit Gummi, sondern mit einem dextrinhaltigen Klebestoff bestrichen. Man feuchte deshalb die Briefmarken nicht mit der Zunge an, da dies unter Umständen schädlich, nach wie vor aber jedenfalls unappetitlich ist.
- Nicht genug können die Eltern in jetziger Zeit darauf aufmerksam gemacht werden, ihren Kindern das Sitzen auf Steinen, Thürschwellen oder auf der platten Erde zu verbieten. Dadurch schon an sich, besonders aber, wenn die Kinder durch vorhergehendes Spielen im Freien, welchem jetzt die Jugend schon fleißig obliegt, erhitzt sind, können die bedenklichsten und langwierigsten Krankheiten hervorgerufen werden.
- Ein großer Wiesenbrand, der sich über etwa 1000 Morgen Wiesen erstreckt hat, war am Dienstag Nachmittag zwischen Schönewalde, Nieder=Neuendorf und Bätzow entstanden. Die angrenzenden Forsten waren in großer Gefahr. Das Feuer ist wahrscheinlich von Strolchen angelegt worden.
- Cammin in Pommern. Eine dem Untergang geweihte Kirche befindet sich in dem nahen Dorf Hoff. Sie steht auf einem 20 Meter hohen, steil abfallenden Lehmufer und ist im romanischen Stil gebaut, eine der ältesten Kirchen Pommerns. Die Küste hat an dieser Stelle keine Düne, welche das Meer Jahrhunderte lang in denselben Grenzen hält, während es das Lehm= und Thonufer langsam abspült und verschlingt. Nach einer Messung im Jahr 1806 war das Westende der Kirche noch 48 Fuß vom Strand entfernt 1835 nur noch 37 Fuß, 1864 fehlten noch 9 Fuß, und man meinte, daß nach menschlicher Berechnung nach 10 Jahren der nordwestliche Eckpfeiler stürzen müsse. Aber sie steht noch heute, obgleich die Nordwestecke schon ein wenig über den Abhang hinwegragt. Die anderen Stellen sind noch 2 bis 4 Meter vom Ufer entfernt. Der nächste Nordsturm wird ihr Schicksal besiegeln. Vor drei Jahren stürzte neben der Küsterscheune ebenfalls eine Masse von 5 Meter in die Tiefe, so daß sie nun mit ihrer Giebelecke auch hart am Ufer steht. Das Schulhaus liegt ungefähr 12 bis 15 Meter vom Ufer entfernt, im Sommer
[ => Original lesen: 1887 Nr. 25 Seite 8]in reizend schöner Lage. Am 2. August 1874 wurde in der Kirche zum letzten Mal gepredigt und diese sodann amtlich verschlossen. Morgens vor dem Gottesdienst bekam der Geistliche den Befehl dazu und hielt dann seine Abschiedspredigt in derselben. Nahezu zwanzig evangelische Pastoren haben häufig unter dem Brausen des Meeres das Wort Gottes hier verkündigt, viele Hundert Leiber schlafen auf dem Gottesacker, und die Gebeine Derer, welche ihre Ruhestätte in geweihter Erde erhielten, werden von den Wogen hinweggetrieben ins nasse Wellengrab. 700 Jahre hat das Meer unablässig um seine Braut geworben, bald wird sie in den tiefen Grund gezogen werden, und dann webt vielleicht die Sage ihre Schleier um die Stätte, ähnlich wie bei Vineta. Die Erinnerung wird aber dadurch noch erhalten bleiben, daß der Altarschmuck, die Kanzel u. s. w. in das Museum in Cammin, andere Alterthümer nach Berlin gewandert sind.
- Der Erdbebenforscher Falb hat durch zwei Erdbeben der jüngsten Wochen (in Italien und Bosnien), die seinen Prophezeiungen auf dem Fuß gefolgt sind, sich in großen Respekt gesetzt. Seitdem studieren die Naturforscher emsig seine Theorie. In den Vortrag, den er in Berlin über den Einfluß des Mondes auf das Wetter hielt, suchte er die Wahrscheinlichkeit der biblischen Sintfluth (großen, allgemeinen Fluth, von den Theologen seither Sündfluth genannt) nachzuweisen und bemerkte tröstlich, daß das Eintreten eines ähnliches Ereignisses im Jahre 6400 zu erwarten sei. Es braucht also kein Lebender zu fürchten, daß er wie Noah in einer Arche seine Zuflucht vor dem Ertrinken suchen muß.
- Auf den sächsischen Erzgebirgsbahnen mußten meist wegen Schneeverwehungen neuerdings der Betrieb wieder eingestellt werden.
- In Ober=Italien, namentlich in der Lombardei und in Venetien, hat der Winter am 17. d. von neuem seinen Einzug gehalten. Reichlicher Schnee bedeckte die bereits vom Winterschlaf erwachende Natur mit einer 2-3 Zoll tiefen Decke. In Mailand sind in Folge des Schneefalles viele Telephon= und Telegraphenleitungen unterbrochen. Die Bahnzüge aus Venetien langen mit beträchtlichen Verspätungen an.
- Aus vielen Theilen Deutschlands, auch aus Böhmen und aus der Schweiz kommen Meldungen von Hochwasser und noch andauerndem, raschen Wachsen der Wassermassen in den Flußbetten. Besonders hoch geht die Mosel, die einen guten Theil des Moselthales bereits unter Wasser gesetzt hat. Auf den Gebirgen liegt noch allenthalben viel Schnee, der durch das warme Wetter der letzten Tage in's Schmelzen gerathen ist.
- Der stärkste Schneefall ist im nördlichen Amerika. In Canada sind Eisenbahnzüge eingeschneit, die von Schneeschuhläufern mit Lebensmitteln für die ausgehungerten Reisenden versehen werden müssen. In den Waldbezirken liegt der Schnee 12 bis 20 Fuß hoch und hat das Holzgeschäft zum Stillstand gebracht. Im Norden von Neu=Braunschweig ist der Verkehr eingestellt, in den Städten New=Castle und Chatam reicht der Schnee bis zu den zweiten Stockwerken der Häuser; die Geleise der Northern= und Western=Bahn sind seit Wochen eingeschneit.
- Ueber zweierleier Gold wird aus der Kapstadt berichtet, 1. über die nach 18jähriger Arbeit geglückte Herstellung einer Kaffernbibel, die in London gedruckt wird und 2. über die Diamanten=Ausbeute in Kimberly und Griqualand in Südafrika im Monat Januar d. J. Sie betrug 312,555 Karat = 368,458 Pfund Sterling.
Grete.
Von F. Rusteberg.
(Nachdruck verboten.)
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