[ => Original lesen: 1887 Nr. 20 Seite 1] In der am 9. März im Reichstage stattgehabten Lesung der Militärvorlage wurde dieselbe nach der Regierungsvorlage (468,409 Mann Friedensstärke bis 31. März 1894) bei der namentlichen Abstimmung mit 223 gegen 48 Stimmen angenommen. 83 Mitglieder (vornemlich vom Centrum) enthalten sich der Abstimmung.
Die Beförderungen, welche aus Anlaß der Bildung des neuen Cadres im deutschen Reichsheere nothwendig werden, dürften für das preußische Offiziercorps bereits am 22. März cr. veröffentlicht werden.
Zwischen Lübeck und den beiden Großherzogthümern Mecklenburg schwebt seit längerer Zeit ein Grenzstreit, (wegen der Hoheitsrechte an der Stepnitz, Maurine, dem Dassower See und dem Pötnitzer Wyck, von denen die Mecklenburger Regierungen behaupten, dasselbe erstrecke sich nur auf den Thalweg der Trave, während Lübeck behauptet, ihr Recht gehe soweit, wie das Ueberschwemmungsgebiet der bezüglichen Gewässer reiche, der zu verschiedenen Anträgen an den Bundesrath geführt hat. Neuerdings hat sich Lübeck, in Uebereinstimmung mit den Regierungen der beiden Großherzogthümer Mecklenburg, damit einverstanden erklärt, daß die Erledigung des Grenzstreites einem deutschen Gerichte übertragen und daß die drei betheiligten Staaten verpflichtet erklärt werden, sich dem Schiedssprüche des beauftragten Gerichtshofes zu unterwerfen.
Die stille Alliance zwischen Russen und Franzosen wäre vielleicht schon fix und fertig, wenn den Russen nicht immer wieder das berühmte Wort eines Franzosen einfiele: "Kratz' nur ein bischen an dem Russen herum, so kommt der Tartar zum Vorschein." Bei dem russischen Volk spukt ohnehin immer die Erinnerung an den Einbruch der Franzosen 1812 und den Krimkrieg von 1854. Und dem Zaren geht immer wieder im Kopf herum, was der Pariser Advokat Floquet, der spätere Minister, dem Kaiser Alexander in Paris zugerufen hat: Es lebe Polen! Der Koketterie zwischen Franzosen und Polen schadet das nicht, aber dem Ernst.
Der Nihilist Degajew, der vor drei Jahren den Petersburger Polizeiobersten Sudaikin ermordete, ist in Kiew verhaftet worden.
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Anzeigen.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der herrschaftlichen Mühlen zu Stove, welche Johannis 1887 aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Domainen=Amte Termin auf
Sonnabend, den 19. März d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,
anberaumt, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Caution von 1500 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühlen und zur Erfüllung der contractlichen Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen.
Bemerkt wird, daß die Verpachtungsbedingungen in der hiesigen Domainenamts=Registratur zur Einsicht bereit liegen, und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung beim Mühlenpächter Wieschendorf in Augenschein genommen werden können.
Schönberg, den 29. Januar 1887.
Großherzogl. Mecklb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
Auf den Antrag der Vormünder der Wilhelmine Schröder zu Gr. Mist, Hauswirths Heinrich Oldenburg in Kl. Mist und Hauswirths Heinrich Retelsdorf zu Gr. Mist, soll über die curandische, zu Gr. Mist sub Nr. 1 belegene Büdnerei c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 26. März d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 4. Januar 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Neschow sub Nr. IV belegene Vollstelle c. p. der Wilhelmine Baars daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen
[ => Original lesen: 1887 Nr. 20 Seite 2]und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 4. Juni d. J.,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. März 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Zur Zwangsversteigerung der in Folge begründeten Antrags beschlagnahmten, dem Büdner und Schuhmacher Wilhelm Kietzmann zu Herrnburg gehörigen, daselbst sub No. 14 belegenen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an,
1, der Verkaufstermin auf
Freitag, den 18. März 1887,
Vormittags 11 Uhr,
2, der Ueberbotstermin auf
Freitag, den 15. April 1887,
Vormittags 11 Uhr.
Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, so wie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Freitag, den 18. März 1887,
Vormittags 11 Uhr,
angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsvollstreckung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 17. December 1886.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
H. Diederich.
Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am 28. März 1887 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden außerordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf
Freitag, den 11. März 1887,
Mittags 12 Uhr,
eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungs=Zimmer der Civilkammer I anberaumt.
Güstrow, den 7. März 1887.
Der Präsident
des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
(gez.:) von Amsberg.
Holz=Auction Nr. 25.
Am Freitag, den 11. März Morgens 9 Uhr sollen in Stadt Lübeck hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
14 Rmet. Eichen Kluft und Knüppel,
4 Fuder eichen Durchforstholz I Cl.,
310 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
55 Fuder buchen Durchforstholz u. Reiser
1 Rmet. espen Knüppel,
6 Fuder ellern Wadelholz I u. III Cl.
Schönberg, den 3. März 1887.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 26.
Am Freitag, den 18. März Morgens 11 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz
190 Rm. buchen Kluftholz I Cl.,
mit Nr. 118 beginnend, aus dem Mannhäger Zuschlage verkauft werden.
Schönberg, den 8. März 1887.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 27.
Am Sonnabend, den 19. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
a. Lenschower Tannen:
2 Rmet. eichen Knüppelholz,
51 Rmet. tannen Kluft und Knüppel,
13 Rmet. tannen Rodestämme,
b. Wahrsower Tannen:
127 Rmet. tannen Kluft und Knüppel,
c. Herrenburger Tannen:
25 Rmet. tannen Rodestämme,
50 Fuder tannen Durchforstholz III Cl.
Schönberg, den 8. März 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Strohkircher=Holz,
am Montag, den 14. März 1887
unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
Buchen Kluftholz,
Buchen Knüppelholz,
Buchen Zweigholz,
Eschen Stangenholz.
Versammlung Morgens 9 Uhr im Hau des Strohkircher Holzes.
Rehna, den 8. März 1887.
Großherzogliche Forstinspection.
Wegen Umzugs beabsichtige ich
am 19. März d. J., Mittags 12 Uhr,
meinen neben meiner Barackenwohnung zu Hof Stove belegenen Stall, mit Pfannen gedeckt, öffentlich meistbietend zu verkaufen.
Arbeiter Jochen Beckmann.
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Zirkelbestecke.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 20 Seite 3]Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers.
Am 22. März dieses Jahres begeht Se. Majestät unser erhabener Kaiser Wilhelm seinen 90. Geburtstag. Von dem Gedanken geleitet, ob es nicht möglich sei, diesen festlichen Tag mit einer allgemeinen Feier zu begehen, beabsichtigt der Kriegerverein für das Fürstenthum Ratzeburg am 22. März abends 8 Uhr im großen festlich geschmückten Boyeschen Saale einen
Kommers mit Konzertmusik
zu veranstalten und ladet alle patriotisch gesinnten Bewohner Schönbergs und der Umgegend hierzu freundlichst ein. Der Gesangverein "Teutonia" hat sich gütigst bereit erklärt, durch Gesangvorträge zur Verschönerung des Festes beizutragen.
Der Vorstand
des Kriegervereins für das Fürstenthum Ratzeburg.
Am Sonntag, den 13. März, Abends 8 Uhr wird im Saale des Herrn Boye ein
Concert
stattfinden, ausgeführt von den Vereinsmusikern und dem Gesangverein "Teutonia" unter Leitung des Herrn Organisten Meier, zum Besten des Rettungshauses Bethanien in Neubrandenburg.
Entree nach Belieben. Cassenöffnung 7 1/2 Uhr.
Stadt Lübeck.
Drittes Abonnements-Concert
mit nachfolgendem Ball am
Mittwoch, den 16. d. Mts. Anfang 7 Uhr.
Zu demselben ladet ganz ergebenst ein
A. Reckling,
Großherzoglicher Capellmeister.
In Folge mehrfach ausgesprochener Wünsche bin ich veranlaßt zur Feier des 90jährigen Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers am 22. ds. Mts. Nachmittags 4 Uhr in meinem Saale ein
Diner für Herren
zu arrangiren. Ich erlaube mir hierdurch ergebenst dazu einzuladen und erbitte Anmeldungen bis Freitag, den 18. d. Mts.
Preis à Couvert 3 Mk.
Hochachtungsvoll
L. Spehr.
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 20 Seite 4]Gebrüder Barg.
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sowie sonstige Eisen= u. Kurzwaaren in großer Auswahl empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Heute Nachmittag 1 3/4 Uhr starb unser kleiner Ludwig im Alter von 25 Wochen, was wir tiefbetrübt allen Verwandten und Bekannten hierdurch anzeigen.
L. Burmeister und Frau,
Marie geb. Krohn.
Schönberg, den 8. März 1887.
Die Beerdigung findet am Sonnabend, Nachm. 2 1/2 Uhr statt.
Kirchliche Nachrichten
Freitag, den 11. März.
Passionspredigt (Vormittags 10 Uhr): Pastor Langbein
Sonntag, den 13. März.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
Amtswoche Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 20 Seite 5]Beilage
zu Nr. 20 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 11. März 1887.
Ein Schönes Wort des Kaisers Wilhelm scheint verbürgt zu sein. Es lautet: Seit dem glücklichen Ausfall der Reichstagswahlen fühle ich mich um 20 Jahre verjüngt. Das deutsche Volk hätte mir kein schöneres Geburtstag= und Ostergeschenk machen können.
"Deutschland und die katholischen Weltinteressen." Ein Artikel der Kölnischen Zeitung mit dieser Ueberschrift wird in Petersburg, Wien und Rom zu denken geben. Er forscht nach den Gründen, welche den Papst zu seiner versöhnlichen Haltung gegenüber Deutschland bewogen haben können, und findet sie in der Besorgniß Roms, daß die russisch=slavische Fluth den Sieg des griechischen Katholizismus herbeiführen und der römisch=katholischen abendländischen Kirche den Untergang bringen könnte. Darum sei der Papst geneigt, in dem mit dem katholischen Oesterreich verbündeten Deutschland den stärksten Hort des eigenen Glaubens zu sehen; das Centrum, das seine Friedenspolitik bekämpfe, arbeite in blindem Haß gegen das eigene Reich an der Zerstörung der kirchlichen Interessen, die es fördern zu wollen vorgebe. Rom mit seiner weltberühmten "unerschöpflichen Geduld" und Fähigkeit des Abwartens weiß sehr gut, daß es stets das Erbe des Radikalismus und die Kindereien "freisinniger" und sozialistischer Träumer ruhig sich abspielen lassen kann, ohne für seine äußere und innere Herrschaft über die sich nicht ändernde Menschennatur viel fürchten zu müssen. Aber der gewaltige Verlust an Gebiet von Ländern und Glauben, der mit dem Sieg Rußlands über Oesterreich und Deutschland und der willenlosen Unterwerfung von ganz Ost= und Süd=Europa verbunden sein würde, kann allerdings auch den päpstlichen Stuhl zittern lassen.
Der Jesuitengeneral Pater Beckx ist am 4. März in Rom zum letzten Mal gestorben und wirklich todt. Er wurde 92 Jahre alt. Er war ein gewaltiger Herrscher in seinem Reich und hat, wie behauptet wird, den Geist des Jesuitismus vielfach zum herrschenden in der römischen Kirche gemacht, namentlich in der Erziehung der jüngeren Geistlichen. Die jungen Hetzkapläne sind seine Kinder. Als Pius IX. seinen weltberühmte Anlauf zur kirchlichen und politische Reformation nahm unter unermeßlichem Beifall der Welt, da lächelte der General und nahm sich seiner Erziehung an. Die Ergebnisse derselben waren die Dogmen der unbefleckten Empfängniß und der Unfehlbarkeit.
Die Schweden wollen auch kein fremdes Getreide mehr billig bei sich einführen lassen. Mit 111 gegen 101 Stimmen hat die zweite Kammer eine Erhöhung des Getreidezolls angenommen; die erste Kammer ist anderer Ansicht, wird aber dafür wahrscheinlich aufgelöst werden, weil das Ministerium die Erhöhung durchsetzen will.
Die Meerestiefe in der Nähe von Helgoland scheint auch die Russen zu interessiren. Auch ein russisches Kriegsschiff soll dort gesehen worden sein, von dem ans man Messungen der Tiefe und Untersuchungen des Meeresbodens angestellt habe. Der Gouverneur von Helgoland habe, so heißt es, den Bewohnern der Insel angerathen, sich mit Proviant zu versehen.
Kaulbars, der von seinem diplomatisch=militärischen Posten in Wien nur beurlaubt nach Bulgarien gezogen war, ist nach Wien zurückgekehrt, um Abschied zu nehmen und nach Persien zu gehen. Seine drei Töchter sind die gesuchtesten Tänzerinnen in den Salons, sie sind hübsch und es ist Race drin.
Die bulgarische Frage hat jetzt wieder, wie man aus Berlin schreibt, nach allgemeinem Urtheil eine wichtige europäische Bedeutung erlangt.
Die Ruhe in Bulgarien ist jetzt völlig wiederhergestellt, der Aufstand in Rustschuk und Silistria wurde blutig niedergeschlagen. In Widdin war ebenfalls eine Revolte geplant. Doch ist die Regierung dem Ausbruch derselben durch Verhaftung des Rädelsführers Oberst Linbowsky zuvorgekommen. In Sofia sollte der Aufstand am Gedenktage des Friedens von Stefano ausbrechen. Dank der Thatkraft der Regierung wurde der größte Theil der Verschworenen verhaftet und die Stadt vor großem Unheil bewahrt. Die Untersuchung hat bereits begonnen. Die Bevölkerung ist von dem Ausgang sehr befriedigt. Unter den Verhafteten befinden sich außer Karawelow auch Zanow, Nikiforow und Sarafow. In Rustschuck sind die Verschworenen bereits kriegsgerichtlich abgeurtheilt. Es wurden 15 verurtheilt, und zwar 9 Militärpersonen zum Tode, 5 Civilpersonen zu je 15 Jahren und ein Offizier zu 3 Monaten Gefängniß. Die fremden Konsuln hatten einen Kollektivschritt gethan, damit die Urtheilsvollstreckung aufgehoben werde, um den Verurtheilten Zeit zu einem Gnadengesuch an die Regentschaft in Sofia zu lassen; jedoch umsonst.
- Der Kaiser hat zum Bau einer zweiten Kirche nebst Zubehör in der Zionsgemeinde zu Berlin zwei Fünftel der überschläglich auf 500 000 M. berechneten Kosten bis zum Betrage Von 200 000 M. bewilligt.
- Bei Krupp, dem Kanonenkönig in Essen, soll eine ganz außergewöhnliche Thätigkeit entfaltet werden. Es heißt, daß sogar neue Gebäude errichtet werden müssen, um alle von der deutschen Regierung bestellten Lieferungen rechtzeitig zu den bestimmten Terminen fertig stellen zu können.
- Der Stadt Lützen ist eine große Ueberraschung zu Theil geworden, die alle Bürger aufs höchste erfreut. König Oskar II. von Schweden und Norwegen, der sich seiner Zeit bei der Feier des 250jährigen Todestages Gustav Adolfs durch den Gesandten in Berlin vertreten ließ und seitdem mehrfach sein Interesse für die Stadt bekundet hat, hat zur Ausschmückung des neuerbauten Rathhauses ein großes Porträt Gustav Adolfs in prachtvollem Rahmen zum Geschenk gemacht.
- In Sagan genehmigten die Stadtverordneten einstimmig einen Antrag des Bürgermeisters aus Anlaß des 90. Geburtsfestes des Kaisers ein Kapital von 3000 Mark zur Errichtung einer Anstalt für Arme, Geistesschwache und Sieche auszuwerfen. Diese Summe soll durch alljährliche Sammlungen in der Bürgerschaft verstärkt werden.
- Auch in Hannover haben sozialdemokratische Ausschreitungen am Tage der Reichstagsstichwahl stattgefunden, welche Verhaftungen im Gefolge hatten. Einige Hundert Arbeiter stürmten der Polizeimannschaft nach, um die Arrestanten zu befreien. Am Schlosse erhielt die Polizei Unterstützung, und von da bogen die Arbeiter ab nach der Kramerstraße, wo sie, ohne gereizt zu sein, Fenster einwarfen und Läden zertrümmerten.
- In Hamburg hat sich eine Anzahl sozialdemokratischer Wähler in verschiedene Wählerlisten eintragen lassen und auf Grund dieser Eintragungen mehrmals gewählt. Da ein derartiges Verfahren natürlich strafbar ist, so hat die Behörde eine Untersuchung inbetreff dieser Angelegenheit eingeleitet.
- Die französische Regierung hat neuerdings mit der englischen New Explosibles Compani einen Vertrag auf Lieferung von 16 000 Zentnern Schießbaumwolle abgeschlossen. Diese Franzosen müssen wahrhaftig die ganze Welt in die Luft sprengen wollen.
- Ein Kaiser=Geschenk. Englische Blätter erzählen aus Wien, daß dort ein aus dem feinsten, nur zu Geschenken an fürstliche Familien verwandten Dresdener Porzellan bestehendes Tafelservice auf Befehl des Kaisers Wilhelm angefertigt wird, welches derselbe der Königin Viktoria zu ihrem 50jährigen Regierungs=Jubiläum zu schenken beabsichtigt. Auf jedem Teller sind 5 Medaillons gemalt, die entweder allegorisch die Hauptereignisse der Regierung der Königin oder Porträts der berühmtesten Männer ihrer Zeit darstellen. Das Service besteht aus 288 großen und 120 kleinen Tellern und 72 Speisegeschirren aller Größen, außer Terrinen, Saucen= und Fruchtschalen. Die größte Frucht=
[ => Original lesen: 1887 Nr. 20 Seite 6]schale krönt eine Statuette der Königin, während sich ringsherum weiß auf goldenem Grund die Reliefporträts aller Mitglieder der englischen Königsfamilie befinden.
- Neuere Untersuchungen im Genfer= und Bodensee haben ergeben, daß die Rhone wie der Rhein ihren Lauf unter den Gewässern dieser beiden Seen in tiefen Schluchten fortsetzen, die sie sich ausgewühlt haben. Der Lauf des Rheins kann auf eine Strecke von 5 1/2 Kilometer in einer Tiefe von 120-130 Meter unter dem Spiegel des Bodensees, vom Einfluß in denselben an, deutlich verfolgt werden; der Lauf der Rhone bis auf eine Entfernung von fast 6 Kilo. unter dem Genfersee von seiner Einmündung in denselben, und zwar in einer Tiefe von 200-220 Meter.
- Die Nahrungsmittelfälscher werden in der Schweiz meistentheils sehr hart bestraft. Zwei Apotheker in Lausanne hatten kürzlich "ungarisches Bitterwasser" fabriziert und als echtes verkauft, wofür sie nun 500 Frank Strafe zu zahlen haben, während ihre Apotheken auch noch einen Monat geschlossen bleiben.
- Die alte Mutter Erde will sich noch immer nicht beruhigen. Während der letzten Tage sind im Peloponnes (Griechenland) wiederholt Erderschütterungen verspürt worden.
- 16 000 Fremde haben Nizza verlassen. Die herrlichen Blumengärten an der Riviera sind vollständig zerstört. Es ist eine wesentliche Theuerung im Blumenhandel zu erwarten.
- Man braucht nur in die Pariser Kunstausstellung zu gehen, um zu erkennen, wer der populärste Mann in Frankreich ist. Da ist der Kriegsminister Boulanger dreimal in Lebensgröße ausgestellt (wir hätten beinahe geschrieben aufgehängt), natürlich hoch zu Roß auf seinem berühmten Circusrappen. Kaiser Napoleon I. auf seinem berühmten Schimmel ist gar nichts gegen ihn in seinem Glanz und seiner Pracht. Auch alle Pfefferkuchen tragen sein Bild in blauweißrothem Zuckerguß, auf dem Kopf trägt er den Marschallshut mit dreifarbigen Zuckerfedern. Und so oft er aufgegessen wird, so oft ist er Morgens wieder nachgewachsen.
- "Mein herr Cordier," mit deutschen Lettern gedruckt, so haben die Gelehrten der "France" kürzlich einen Artikel überschrieben, und das warum?" Wie die "France" behauptet, redet man sich nämlich in Deutschland immer per "Mein Herr Müller" und "Mein Herr Schulze" an und wenn sie "Mein herr Cordier" schreibt, so will sie damit den Deputirten Cordier von Nancy, als Landsmann Bismarcks brandmarken, weil er gesagt haben soll, er gäbe gern 20 000 Franken, wenn Jemand den General Boulanger vergiften wollte. Die "France" liest auch der "Republique Française" den Text, weil sie "Mein herr Cordier" in Schutz genommen, indem sie die von der "France" in Umlauf gesetzte Anekdote als "Klatsch" abthut. Besonders peinlich ist ihr der Umstand, daß "Mein herr Cordier" ein Grenzdepartement vertritt, wo doch der Patriotismus, der nach der "France" mit der unbedingten Bewunderung des Generals Boulanger verbunden sein muß, besonders lebhaft sein sollte.
- Sogar die deutschen Erzieherinnen werden jetzt in Frankreich der Spionage verdächtigt. Also giebt's nicht nur Diplomaten, sondern auch Spione im Unterrock. Der "ProgrèS militair" hat sie erfunden und macht gleichzeitig bekannt, daß der Kriegsminister Boulanger die "kluge" Maßregel ergriffen habe, allen Offizieren das Halten von Erzieherinnen und Dienstmädchen fremder Abkunft zu untersagen. Und das Warum? Weil bei einem hochgestellten französischen Offizier die entfernte Verwandte eines deutschen Offiziers Erzieherin war. Die offiziöse Norddeutsche fragt die Franzosen: ob es bei ihnen Mode sei, daß ihre Generalstabsoffiziere ihre Geheimnisse in der Kinderstube ausplauderten?
- Die Blumen der Marquise. Vor dem Handelsgericht in Paris wurde in diesen Tagen ein Fall abgeurtheilt, der wohl so manchem Junggesellen vom kostspieligen Eheleben abgeschreckt haben dürfe. Der Marquis Beauharnais erscheint nämlich von dem Kunstgärtner Duponchelle verklagt, weil er sich weigert, die Kleinigkeit von fünfzehntausend Franks für Ballbouquets, welche die kleinen Händchen seiner Gemahlin im heurigen Karneval schon zerpflückt haben, zu zahlen. Selbst der Richter findet diese Summe horrend und Mr. Duponchelle schwingt sich zu einer blumenreichen Vertheidigungsrede auf: "Einer Dame, wie der Marquise, kann man nicht das erstbeste Veilchenbouquet, nicht gewöhnliche Rosen schicken. Da kam jeden Morgen die Kammerjungfer zu mir, brachte mir ein Muster der Toilette ihrer Herrin und genau in derselben Nuance mußten die Blumen, die sie wünschte, gesammelt werden. Um einen Hyacinthenstrauß, der zu einem Heliotropkleid passen sollte, mußte ich einmal 6 Stunden im Fiaker umherfahren, weil mir zu den 12 Zweigen, welche ich benöthigte, 3 fehlten. Ich fand sie nur durch ein Wunder im Mansardenfenster einer Näherin, der ich sie mit Gold aufwog; was bei den Gärtnern auf dem Lager, stimmte nicht in die Farbe. Wegen eines Bouquets aus Moosrosen, das zu einer silberbestaubten rosa Toilette passen mußte, fuhr ich einmal mit dem Kurierzug eigens nach Nizza, die exotischen Pflanzen, die zu einer japanischen Robe gehörten, habe ich meinen kostbaren Warmhauspflanzen entnommen. Die Marquise Beauharnais findet die Rechnung durchaus nicht zu hoch begriffen, sie erklärt, Duponchelle habe stets ihre höchsten Erwartungen übertroffen, die Beanstandung der Rechnung sei eine Marotte ihres tyrannischen Gemahls. Sie zeigt dem Richter ein Veilchenbouquet, das ihr Duponchelle am Morgen gesandt, die Blüthenköpfe habe die Größe von Wallnüssen. Lächelnd meint sie: "Solche Sträußchen werden nicht auf den Boulevards um zwanzig Centimes feilgeboten." Endlich kommt ein Ausgleich zustande, der Marquis verpflichtet sich, die fünfzehntausend Franks zu zahlen, hingegen verpflichtet sich Duponchelle mit Ehrenwort, die Marquise bis zu Ostern, dem Saisonschluß, gratis mit Ballbouquets zu versorgen.
- Zivilisation der Rothhäute. Es ist erstaunlich, welche ungeheuren Fortschritte die Indianer in letzter Zeit in der Zivilisation gemacht haben. Ein Beispiel dafür liefert die Nachricht, daß kürzlich eine Anzahl indianischer Squaws (Weiber) sich in Bangor, Dakota, Korsets gekauft hat.
- Eine junge Dame erbat sich erst von Moltke und dann von Bismarck einige Worte in ihr Album. Moltke schrieb:
Lüge vergeht, Wahrheit besteht!
v. Moltke, Feldmarschall.
Fürst Bismarck, hierauf bezug nehmend, schrieb darunter:
Wohl weiß ich, daß in jener Welt
Die Wahrheit stets den Sieg behält,
Doch gegen Lüge dieses Lebens
Kämpft ein Feldmarschall selbst vergebens.
v. Bismarck, Reichskanzler.
- Der s. Z. berühmte Menschenkenner Knigge gab den Rath: Glaube immer, daß die meisten Menschen nicht halb so gut sind, wie ihre Freunde sie schildern, und nicht halb so böse, wie ihre Feinde sie ausschreien. Deshalb sagte auch König Ernst August zu der Stiftsdame, welche ihm klagte, die Leute sagten ihr nach, sie habe Zwillinge bekommen: Meine Liebe, ich glaube immer nur die Hälfte von dem, was die Leute sagen.
- Ein braver Wiener, der sich jüngst einige Wochen in Berlin aufhielt, wurde hier von einem seiner Bekannten gefragt, wie ihm unsere Kaiserstadt gefallen habe. "Sehr gut", antwortete der Gefragte, "aber hören's, über Eins habe ich mich doch gewundert!" - "Und das wäre?" - "Ueber die haarsträubende Unwissenheit der Berliner in naturwissenschaftlicher Beziehung. Geh' ich da neulich im Thiergarten spaziren und stoße auf ein sehr hübsch ausgeführtes plastisches Kunstwerk, a Löwengruppe darstellend. Jedermann, der einigermaßen Etwas von der Naturgeschichte versteht, sieht sofort, daß das a Löw' - - was aber steht in deutlicher Schrift auf dem Sockel der Bronzegruppen? A. Wolff? . . . . Na hören's, das geht denn doch über den Stephansthurm!"
- Aus der Kinderstube. "Heut' Nacht, Emma, hat mir von einem wunderbaren Kuchen geträumt mit vielen, vielen Rosinen und sehr viel Chokoladenaufguß." - "Mama, wenn Du wieder so etwas träumst, dann läßt Du mich bei Dir schlafen."
- Alte Sprichwörter. Süß getrunken, sauer bezahlt. - Es ist bald geendet, was da lang
[ => Original lesen: 1887 Nr. 20 Seite 7]schändet. - Tugend ist der beste Adel. - Im Unglück hab' eines Löwen Muth, und hoff', es wird bald werden gut. - Zucht der Jugend ist ein Anzeigen der Tugend. - Wer die Wahrheit geigt, dem schlägt man die Geigen über den Kopf. - Die Bürger machen eine Stadt, nicht die Ringmauern. - Ohne Wein und Brot, leidet Venus Noth. - Trunkener Mund redt aus Herzensgrund.
- Wer um die Tochter will bitten, der sehe auf der Mutter Sitten. - Hab' Fried mit den Menschen und Krieg mit den Lastern. - Gut macht Muth. - Würde hat Bürde, Ehr' hat Beschwer.
- Gute Freund' sind die beste Leibgarde. - Bei Frau Venus und gutem Wein, da pflegt das Zipperlein zu sein.
- Warum sind die Leute arm? Auf diese Frage erhalten wir folgende Antwort: Weil ihre Frauen den Rahm verderben lassen; silberne Löffel werden zum Auskratzen der Kessel genommen, die Scheuerbürste bleibt im Wasser liegen; Messer mit schönen Griffen werden in heißes Wasser gesteckt: die Besen werden nicht aufgehangen; das gebrauste Tischzeug wird an Orte geworfen, wo Mäuse daran nagen; die Kleider hängen an dem Seil, bis es der Wind zerreißt; die Wintersachen werden im Sommer von den Motten gefressen; Fleisch und Gemüsereste verderben im Küchenschrank; ins Backobst läßt man Würmer kommen; auf der Syrupflasche fehlt der Pfropfen und Würmer schlagen ihr Quartier darin auf; Kaffee, Pfeffer, Zimmt und dergl. Gewürze verlieren, weil offen stehen gelassen, ihr Aroma; das Pökelfleisch verdirbt weil Salz fehlt oder weil es auf dem Salzwasser schwimmt. Armut ist keine Schande, wird aber jemand arm auf diese Weise, sollte der sich nicht schämen?
- Gereinigter Honig. 1 kg wird mit 4 kg Wasser eine halbe Stunde im kochendem Wasserbade erhitzt, dann mit je 10,0 g zerrissenem Filtrierpapier und frischgeglühtem Holzkohlenpulver versetzt und nochmals eine halbe Stunde erhitzt. Nach 24stündigem Absetzen wird filtrirt und die helle Flüssigkeit im Wasserbade bis auf 1 kg abgedampft, dann zum Erkalten bei Seite gestellt. Darauf wird das spezifische Gewicht bestimmt und dieses event. durch Wasserzusatz auf 1,32 gebracht. Diese Einstellung empfiehlt sich aus dem Grunde weil Honig von 1,30 spezifischem Gewicht nicht haltbar ist, ein solcher aber von 1,33 spezifischem Gewicht zum Kristallisiren neigt. Der auf diese Weise dargestellte Honig ist goldgelb, klar, von gutem Aroma und enthält keine fremden Substanzen, die in Honig nicht hineingehören.
- Flüssiger Leim. Zur Herstellung eines billigen Klebestoffes empfiehlt eine Chem. Ztg. Folgendes: Man löst 1 Theil Meliszucker in 3 Theile Wasser auf und fügt der Zuckerlösung den 4ten Theil des angewendeten Zuckers gelöschten Kalk (Kalkhydrat) hinzu, erwärmt auf 75° C und schüttelt die Mischung einige Tage hindurch öfters um. Nach dieser Zeit hat sich der größte Theil des Kalkes gelöst, und die klare, vom Kalkabsatz abgegossene, dicklich gewordene Lösung verhält sich wie Gummischleim; ihre Anstriche behalten Bindekraft. Läßt man 3 Theile zerkleinerten Leim in 13 Theile dieser Zuckerlösung aufquellen, so löst sich beim Erwärmen der Leim rasch auf und bleibt nach dem Erkalten flüssig, ohne dabei seine Bindekraft einzubüßen. Je nach der Zusatzmenge von Zuckerkalk läßt sich strengerer Klebestoff herstellen; stärkere Leime behalten ihre trübe Farbe, die dünnen hingegen klären sich beim Stehen. Die Bindekraft derartig hergestellter Leime soll vortrefflich sein.
Pyramus und Thisbe.
Aus den Erinnerungen eines alten Arztes v. V. Renz.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1887 Nr. 20 Seite 8]Pyramus und Thisbe.
Aus den Erinnerungen eines alten Arztes v. V. Renz.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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