[ => Original lesen: 1887 Nr. 21 Seite 1] Auf Ersuchen des Fürstlich Schwarzburgischen Ministerii in Sondershausen ist dem Verein für Wiederherstellung der Liebfrauenkirche in Arnstadt der Vertrieb von Loosen zu einer zweiten Geldlotterie im hiesigen Lande wiederum gestattet worden. Die Lotteriesumme beträgt 360 000 M. in 120 000 Loosen à 3 M. excl. Reichs=Stempel=Abgabe.
Neustrelitz, den 3. März 1887.
Großherzoglich Mecklenburgische Landesregierung
F. v. Dewitz.
Bekanntmachung
wegen Ausreichung neuer Zinsscheine zu den Schuldverschreibungen der Reichsanleihe vom Jahre 1879.
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Die Zinsscheine Reihe III Nr. 1 bis 8 zu den Schuldverschreibungen der Deutschen Reichsanleihe von 1879 über die Zinsen für die vier Jahre vom 1. April 1887 bis 31. März 1891 nebst den Anweisungen zur Abhebung der folgenden Reihe werden von der Königlich Preußischen Kontrolle der Staatspapiere hierselbst, Oranienstraße 92 unten rechts, vom 14. März d. Js. ab Vormittags von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn= und Festtage und der letzten drei Geschäftstage jedes Monats, ausgereicht werden.
Die Zinsscheine können bei der Kontrolle selbst in Empfang genommen oder durch die Reichsbankhauptstellen und Reichsbankstellen, sowie durch diejenigen Kaiserlichen Oberpostkassen, an deren Sitz sich eine solche Bankanstalt nicht befindet, bezogen werden.
Wer die Empfangnahme bei der Kontrolle selbst wünscht, hat derselben persönlich oder durch einen Beauftragten die zur Abhebung der neuen Reihe berechtigenden Zinsscheinanweisungen mit einem Verzeichniß zu übergeben, zu welchem Formulare ebenda unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher der Zinsscheinanweisungen eine nummerirte Marke als Empfangsbescheinigung, so ist das Verzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vorzulegen. Im letzteren Falle erhält der Einreicher das eine Exemplar, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sofort zurück. Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist bei der Ausreichung der neuen Zinsscheine zurückzugeben.
In Schriftwechsel kann die Kontrolle der Staatspapiere sich mit den Inhabern der Zinsscheinanweisungen nicht einlassen. Wer die Zinsscheine durch eine der obengenannten Bankanstalten oder Oberpostkassen beziehen will, hat derselben die Anweisungen mit einem doppelten Verzeichniß einzureichen. Das eine Verzeichniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung versehen, sogleich zurückgegeben und ist bei Aushändigung der Zinsscheine wieder abzuliefern. Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten Ausreichungsstellen unentgeltlich zu haben.
Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf es zur Erlangung der neuen Zinsscheine nur dann, wenn die Zinsscheinanweisungen abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrolle der Staatspapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Oberpostkassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen.
Berlin, den 18. Februar 1887.
Reichsschuldenverwaltung.
Sydow.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der herrschaftlichen Mühlen zu Stove, welche Johannis 1887 aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Domainen=Amte Termin auf
Sonnabend, den 19. März d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,
anberaumt, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben,
[ => Original lesen: 1887 Nr. 21 Seite 2]falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Caution von 1500 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühlen und zur Erfüllung der contractlichen Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen.
Bemerkt wird, daß die Verpachtungsbedingungen in der hiesigen Domainenamts=Registratur zur Einsicht bereit liegen, und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung beim Mühlenpächter Wieschendorf in Augenschein genommen werden können.
Schönberg, den 29. Januar 1887.
Großherzogl. Mecklb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Montag, den 21. d. Mts., Mittags 12 Uhr sollen in Herrnburg verschiedene Pfandsachen, als:
1 brauner Wallach, 4 Schafe, 20 Hühner, 2 Bauwagen, complet, 1 Paar schottische Eggen, 1 Paar kleine Eggen, 2 Pflüge, 1 Walze, 1 Staubmühle, 1 Häcksellade, 14 Kuhketten, 1 Stuhlwagen, 1 Leiter, 2 Schiebkarren, 4 Stück Pferdesielen, 1 Decimalwaage mit Gewichten, etwas Heu und Stroh, Kartoffeln, geräucherten Schinken, und Speck, Mannskleidungsstücke, 1 Fußsack, Haus=, Stall= und Gartengeräthe, 2 Pferdedecken, etwas Feuerungsmaterial und anderes mehr
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft
werden.
Sammelplatz der Käufer bei der Gastwirthin Lohse in Herrnburg.
Schönberg, den 13. März 1887.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Holz=Auction Nr. 26.
Am Freitag, den 18. März Morgens 11 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz
190 Rm. buchen Kluftholz I Cl.,
mit Nr. 118 beginnend, aus dem Mannhäger Zuschlage verkauft werden.
Schönberg, den 8. März 1887.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 27.
Am Sonnabend, den 19. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
a. Lenschower Tannen:
2 Rmet. eichen Knüppelholz,
51 Rmet. tannen Kluft und Knüppel,
13 Rmet. tannen Rodestämme,
b. Wahrsower Tannen:
127 Rmet. tannen Kluft und Knüppel,
c. Herrenburger Tannen:
25 Rmet. tannen Rodestämme,
50 Fuder tannen Durchforstholz III Cl.
Schönberg, den 8. März 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 28.
Am Montag, den 21. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Spolert auf der Bäck nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden.
a. Aus dem Garnseerholze, Priestertannen:
75 Rmet. tannen Kluft und Knüppel Nr. 237-271,
b. Aus dem Seebruch:
62 Rmet. tannen Kluft und Knüppel etc. Nr. 1-26.
Schönberg, den 12. März 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Wegen Umzugs beabsichtige ich
am 19. März d. J., Mittags 12 Uhr,
meinen neben meiner Barackenwohnung zu Hof Stove belegenen Stall, mit Pfannen gedeckt, öffentlich meistbietend zu verkaufen.
Arbeiter Jochen Beckmann.
Kampf= genossen- |
|
Verein 1870/71. |
Zur Feier des 90jährigen Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers findet am Dienstag, den 22. März cr. Abends 7 1/2 Uhr
ein Commers
im Vereinslokale (kleiner Boye'scher Saal) statt. Sämmtliche Ehrenmitglieder, alle Kameraden und Freunde des Vereins ladet hierdurch freundlichst ein.
Der Vorstand.
In Folge mehrfach ausgesprochener Wünsche bin ich veranlaßt zur Feier des 90jährigen Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers am 22. ds. Mts. Nachmittags 4 Uhr in meinem Saale ein
Diner für Herren
zu arrangiren. Ich erlaube mir hierdurch ergebenst dazu einzuladen und erbitte Anmeldungen bis Freitag, den 18. d. Mts.
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Hochachtungsvoll
L. Spehr.
Zu der zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers am 22. d. Mts. stattfindenden
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 21 Seite 3]Stahl-Stachel-Zaundraht
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 21 Seite 4]Das Eintreffen unserer auf der Frankfurter Messe eingekauften
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Gebr. Burchard.
Die von mir auf den 11. April angesetzte
Möbel=Verloosung
findet schon am Sonntag, den 20. März Nachmittags 2 Uhr in der Restauration des Herrn Tesch statt.
Borschel,
Tischlermeister.
Zu vermiethen:
Zu Michaelis eine Parterre=Wohnung.
H. Oldenburg,
Tischlermeister.
Guten trockenen Torf,
hat noch abzugeben
C. Rahn.
Sommerkohlpflanzen
durchwinterte empfiehlt
H. Upahl, Gärtner.
Am Donnerstag, den 3. März, Abends, ist auf dem Wege vom Boye'schen Gasthofe bis zum Chausseehause in der Marienstraße eine neue
graue Pferdedecke,
gez. G. R. verloren worden. Der ehrliche Finder wird gebeten selbige gegen eine angemessene Belohnung im Boye'schen Gasthofe abzugeben.
Frauen und Mädchen
finden in einer auswärtigen Fabrik in der Nähe dauernde und leichte Beschäftigung gegen guten Lohn im Accord.
Näheres in der Expedition dieses Blattes.
Alle, welche unsern lieben Sohn Ludwig zu seiner letzten Ruhestätte geleitet, sowie seinen Sarg mit Kränzen geschmückt haben, sagen wir unsern besten Dank.
L. Burmeister und Frau.
Am 11. März Mittage 11 Uhr starb unser Vater, Schwiegervater und Großvater der Schulzenaltentheiler Christian Niese, im vollendeten 78. Lebensjahre, was tief betrübten Herzens allen Verwandten und Bekannten hiedurch anzeigen
die Hinterbliebenen.
Lindow, den 12. März 1887.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 16. d. M. Mittags 12 Uhr vom Boye'schen Gasthause zu Schönberg statt.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 21 Seite 5]Beilage
zu Nr. 21 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 15. März 1887.
"Monopol-Seide." (Modebericht) "Vom Fels zum Meer" 1886 - Heft 8 schreibt:
. . . ."Durch Einführung der "Monopol-Seide" hat sich der Züricher Seiden=Industrielle G. Henneberg ein wahres Verdienst um die nach einem einfachen und gediegenen Seidenstoff seit lange vergeblich Umschau haltende Damenwelt erworben. Das Gewebe ist dauerhaft wie Leder, weich wie Sammt, glänzend wie Atlas; aus reinster Seide auf Lyoner Stühlen gewoben, erscheint es als eines der solidesten und reichsten Fabrikate, welche die Webindustrie seit lange erzeugt . . . .
Nur direct und nur ächt, wenn auf der Kante eines jeden mètre G. Henneberg's "Monopol" eingedruckt ist
Muster umgehend.
Deutsche und französische Infanterie.
Die Ausrüstung dieser Hauptwaffengattungen der beiden Armeen unterscheidet sich im wesentlichen nur durch die Schußwaffe und die Kopfbedeckung. Bekanntlich ist bis jetzt bereits so ziemlich in der ganzen deutschen Armee das Repetiergewehr eingeführt. Die Franzosen arbeiten allerdings auch an der Einführung dieses Gewehres, aber es bedarf immerhin noch geraumer Zeit, bis sie den Vorsprung, den wir in der Fabrikation desselben haben, wieder eingeholt haben. Bei uns ging diese Einführung in der größten Stille und mit der größten Verschwiegenheit vor sich und die Franzosen mögen sehr unangenehm überrascht gewesen sein, als sie eines Tages hörten, daß in Spandau eben das hunderttausendste Repetiergewehr vollendet wurde. Das neue Gewehr verbindet die drei Hauptvorzüge eines guten Gewehres: Treffsicherheit, große Schußzahl und geringes Gewicht in der denkbar vorzüglichsten Weise. Die Kopfbedeckungen der beiden Waffengattungen sind nur in der Form verschieden. Schutz gegen Hieb und Stich gewährt keine. Man hat gefunden, daß derlei schützende Kopfbedeckungen bei dem verhältnismäßig geringen Schutz, den sie gewähren, viel zu schwer sind. Auch in numerischer Beziehung unterscheiden sich die beiden Armeen nicht wesentlich von einander. Sie sind beide an Präsenzstärke ziemlich gleich. Wohl aber ist ein bedeutender Unterschied vorhanden, der bei einem eventuellen Kriege schwer in Betracht fallen dürfte und dieser Unterschied liegt in der Disciplin. Selbst die Franzosen, wenn sie auch noch so sehr gegen uns sind, die Disciplin und Strammheit unserer Truppen erkennen sie jederzeit bewundernd an. Man wird nun fragen: warum führen die Franzosen in ihrer Armee nicht auch eine größere Disciplin ein? Bei den Franzosen ist dies nun nicht möglich. Der deutsche Soldat, wenn er in Reih' und Glied steht, denkt nicht, fühlt nicht, er gehorcht nur. Der Franzose aber bewahrt sich selbst in Reih' und Glied noch eine gewisse Selbstständigkeit und wird sich nie an blinden Gehorsam gewöhnen. Diese Selbstständigkeit des Einzelnen macht selbstverständlich ein geschlossenes eigenes Vorgehen unmöglich, und wird daher ein Sieg gegen die wohldisciplinierten Deutschen dadurch immer in Frage gestellt.
Ein weiterer Vortheil unserer Armee liegt in der Ausdauer des deutschen Soldaten. Er bleibt stehen bis zum letzten Mann, wenn auch der Sieg noch so zweifelhaft ist. Anders ist es beim Franzosen. An Muth wird er zwar vom Deutschen nicht übertroffen, aber er geht zu stürmisch und unüberlegt vor. Gelingt der erste Anprall, dann hat er meist gewonnen, gelingt er nicht, dann wirft er die Flinte ins Korn. Diesem Umstande hatten wir 1870 sehr viele unserer Siege zu verdanken Diese Nachtheile der französischen Armee sind nun nicht blos uns bekannt, sondern man macht sich auch in Frankreich kein Hehl daraus. Man weiß sehr wohl, daß man einen Krieg gegen Deutschland wahrscheinlich verlieren würde. Man hat 1870 in Frankreich Sehr viel gelernt und man hütet sich wohl einen Krieg anzufangen. Im Gegentheil, man hat eine gewisse Angst, daß Deutschland angreifen könne.
Der 22. März, der 90. Geburtstag unseres Kaisers Wilhelm, wird der ganzen Welt zeigen, wie angesehen und geachtet, wie geliebt und bewundert dieser fürstliche Mann deutscher Nation ist, gleichsam ihr Edelweiß. Und ein Strahl dieses Glanzes wird auf das Volk, dem er angehört, zurückfallen. Von Nah und Fern rüsten sich die Fürstlichkeiten zur persönlichen Beglückwünschung. Kaum ein Staat Europa's wird unvertreten sein, die regierenden Häupter sehr vieler Staaten, die dem Thron nächststehenden Anverwandten anderer Reiche beeilen sich schon jetzt, ihre Ankunft zu melden. Daß kein deutsches Land, groß oder klein, unvertreten bleibt, ist selbstverständlich. "Es wird," so schreibt die "National=Zeitung", "ein Fürstenkongreß sein, wie ihn die Welt nie zuvor gesehen. Die Berliner Bevölkerung ist bereits mit Begeisterung in den Festmonat eingetreten. Vor den Fenstern des k. Schlosses spielen sich Tag um Tag zur Mittagsstunde Szenen ab, die unvorbereitet, wie sie sind, gerade durch ihre Ursprünglichkeit überraschen und fesseln. Es ist, als ob es alle Tage Sonntag wäre, oder Geburtstag, Tausende und aber Tausende harren des Augenblicks, bis die Schloßwache aufzieht, und dann mit Hurrahrufen und patriotischen Liedern ihrer Freude Ausdruck zu geben, wenn der Kaiser erscheint. Berlin ist schon mitten in den weitestgehenden Vorbereitungen für die Feier. Säle für Festlichkeiten sind nicht mehr zu haben. Für Kommerse und Essen ist längst jeder Saal belegt. Gasfabriken, elektrische Unternehmungen, Lichtfabriken sind mit Aufträgen überhäuft. Kein Zweifel, die Illumination wird eine so große werden, wie nie zuvor, nur viel eigenartiger und anziehender. Die Kunstindustrie arbeitet mit Anstrengung aller Kräfte. Zahllos sind die Adressen, für welche ein besonders schönes Gewand erdacht wird, und die dereinst im Hohenzollernmuseum ihren dauernden Platz finden werden. Für die Ausschmückung der Straßen sind ebenfalls große Vorbereitungen im Gang. Wir erfahren, daß hier wie bei der Illumination ein förmlicher Wettstreit zu neuen Formen führen wird. In zahllosen Läden der Stadt sieht man heute schon Illuminationskörper, in den Kunstläden überwiegen die Bilder und Statuetten des Kaisers. Aus den Hotels berichtet man von einem Andrang von Bestellungen, der einen riesigen Zufluß von Fremden erwarten läßt. Auf dem Polizeipräsidium beschäftigt man sich überaus eingehend mit der Frage der Aufrechterhaltung der Ordnung und der Sicherheit an dem Festtag. Namentlich der Abend des 22. März wird, falls das Wetter günstig ist, ungeahnte Anforderungen in dieser Beziehung stellen.
Zum Geburtstag des Kaisers werden die nachstehend aufgeführten fürstlichen Personen in Berlin erwartet: der König und die Königin von Sachsen, der König und die Königin von Rumänien, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden, der Prinz von Wales, der Graf von Flandern mit seinem Sohn Balduin, Prinz von Belgien, der Prinz Georg von Sachsen mit dem Prinzen Friedrich August und der Prinzessin Mathilde, der Herzog von Aosta, der Prinz Ludwig von Bayern, sowie der Großherzog und die Großherzogin von Baden, der Großherzog und die Großherzogin von Sachsen, der Großherzog von Hessen nebst Tochter, Prinzessin Irene, die Großherzogin=Mutter von Mecklenburg=Schwerin, die Großherzogin Wittwe Marie von Mecklenburg=Schwerin, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklenburg=Strelitz, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Oldenburg, der Großfürst Michael Nicolajewitsch von Rußland und die Großfürstin Vera von Rußland, der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Württemberg, der Herzog von Sachsen=Altenburg, der Fürst Lippe=Detmold und Fürst Reuß ä. L. Die Herzogin Adelheid von Schleswig=Holstein ist mit ihren beiden Töchtern, den Prinzessinnen
[ => Original lesen: 1887 Nr. 21 Seite 6]Luise Sophie und Feodore, bereits in Berlin eingetroffen, hat sich jedoch sofort nach Potsdam zum Prinzen und der Prinzessin Wilhelm begeben, wo sie am 12. d. M. den Tauffeierlichkeiten beigewohnt haben. Kronprinz Rudolf von Oesterreich trifft am 16. d. M. in Berlin ein.
Am Freitag ist die Militärvorlage in dritter Lesung definitiv mit 227 gegen 31. Stimmen angenommen. 84 Zentrumsmitglieder enthielten sich der Abstimmung. Das Resultat ist mit Beifall begrüßt. Dann ist die Resolution der freisinnigen Partei auf Einführung einer Reichseinkommensteuer zur Deckung der durch Militärvorlage erwachsenden Kosten berathen. Nach längerer Debatte wird über die Resolution zur Tagesordnung übergegangen, dieselbe also abgelehnt.
Gutem Vernehmen wird eine größere Steuerreform erst für die Herbstsession des Reichstags beabsichtigt, doch dürfte bereits in gegenwärtiger Session ein Branntweinsteuergesetz vorgelegt werden, wofür reiches Material vorliegt, worüber aber vorher mit den maßgebenden Parteien eine Verständigung herbeizuführen wäre.
Dem Bundesrathe soll demnächst Vorschläge über die Bestrafung der öffentlichen Ankündigung und Anpreisung von Geheimmitteln zugehen, und zwar nicht lediglich in der Beschränkung auf die Apotheken, sondern ganz allgemein, da sich die Verschiedenheit der geltenden Rechte in dieser Beziehung sehr fühlbar gemacht hat.
Fürst Bismarck hat am Donnerstag eine längere Konferenz mit dem russischen Botschafter in Berlin gehabt. Darauf erschien er Nachmittags in der Theestunde im Salon der Gemahlin des Botschafters, der Gräfin Schuwaloff, die gerade an diesem Tag ihren Geburtstag feierte. Der Kanzler gratulirte auf's herzlichste und unterhielt sich eine halbe Stunde lang sehr liebenswürdig mit den anwesenden Damen. Der Besuch hat Aufsehen in Berlin erregt. Bemerkenswerth ist auch, daß Graf Herbert Bismarck der hohe russische Orden vom Weißen Adler verliehen worden ist und daß der Reichskanzler jetzt fast täglich im Reichstag erscheint, dort die beste Laune zeigt und am Donnerstag sogar Zeit fand, sich den Hühnerhof eingehend zu betrachten, den einer der Beamten im Garten des Reichstags unterhält. Vor den Wahlen, sagen die Berliner, wäre das alles unmöglich gewesen.
Die Vorarbeiten zum Nordostseekanal sind ihrem Abschlusse nahe. Die Erdarbeiten sollen demnächst beginnen.
Die Neuformation bei den deutschen Truppentheilen, welche 4te Bataillone erhalten, sind fertig gestellt. Die neuerrichteten Bataillone werden als vierte Bataillone bezeichnet. Die Bezeichnungen Füsilierbataillon fällt künftig weg, es heißt einfach Nr. 1, 2, 3, 4. Die Kompagnieen führen die Nr. 13-16. Die Mannschaften erhalten schwarzes Lederzeug und Säbeltroddel mit blauer Eichel.
Das Velociped wird im Militärwesen vielleicht bald eine große Rolle spielen. Vom bayrischen Kriegsministerium ist die Einführung desselben jetzt beschlossen worden auf Grund der bei den letzten Herbstübungen angestellten Versuche, eine möglichst schnelle Verbindung der kantonnirenden Truppen durch Velocipedreiter herzustellen.
In der bayrischen Armee giebt es auch viele Kreuzträger, aber sie tragen es mit Ehren und Freuden; denn es ist das Eiserne Kreuz, das sie tragen. 284 Offiziere haben es auf sich genommen, 20 die erste, 264 die zweite Klasse, darunter viele die erste und zweite Klasse.
In Elsaß=Lothringen sind, wie vorauszusehen war, nunmehr die nöthigen Maßregeln gegen die Vereine mit französischer Richtung getroffen worden. Der Staatssekretär v. Hofmann hat eine darauf bezügliche Verfügung an die Bezirkspräsidenten erlassen. Gleichzeitig ist die Auflösung der Centralverbände der elsässischen Gesang= und Turnvereine angeordnet worden, ferner die Auflösung eines Gesangvereins im Kreis Rappoltsweiler, weil derselbe bei der Wahl von Simonis in deutschfeindlichem Sinn thätig gewesen ist, sowie die Amtsenthebung des Bürgermeisters Guilliot von Rheinau.
Die Spionenriecherei scheint auf österreichischem Boden von Erfolg begleitet zu sein. Unweit Lemberg ist ein russischer Gensdarm festgenommen worden, der in Civilkleidern über die Grenze gegangen war und eifrige Terrainstudien gemacht hatte. Das russische "Auge des Gesetzes" war den österreichischen Kollegen nicht entgangen, man hatte ihn sofort verfolgt und nahm ihn dann bei der Arbeit fest.
Die französische Kammer nahm mit 328 gegen 238 Stimmen den Artikel der Getreidezollvorlage an, welcher den Zoll auf 5 Franks festsetzt.
Was die Bretterlieferungen nach Frankreich anlangt, so wird jetzt in den Blättern der Regierung festgestellt, daß in der Zeit vom 20. bis 26. Februar nicht weniger als 181 Wagenladungen Bretter und Balken über die elsaß=lothringische Grenze nach Frankreich ausgeführt worden sind. Nach Nancy gingen 57, nach St. Dié 12, nach Toul 15, nach Commercy 2, nach Luneville 2, nach Géradmer 4, nach Belfort 24 und nach Verdun 9 Wagen. Außerdem heißt es bestimmt, die französische Regierung werde in Kürze eine Submission für Lieferungen von 1 Million Kilogramm Schwefeläther ausschreiben.
Endlich einmal ein Franzose, der vor aller Welt der Wahrheit die Ehre gibt, noch dazu eine Französin, die mit Boulanger auf dem besten Fuße steht. Es ist die röthlich leuchtende Pariser Zeitung "Lanterne", welche gesteht, die deutsche Reichsregierung habe bona fide d. h. in gutem rechten Glauben gehandelt, als sie vor den Wahlen von dem angriffslustigen Frankreich sprach, die dunklen Wolken seien keine gemalten Theaterwolken gewesen. Hört's ihr Herren!
Ueberall Spione und Verräther, es ist eine häßliche Zeit, in der wir leben. In Chatam in Irland ist der Vormann des Schiffbau=Departements verhaftet worden, weil er den Russen und Amerikanern die neuesten Verbesserungen an den Torpedos und anderen Kriegswerkzeugen mitgetheilt haben soll.
- Schönberg. Kaisers Geburtstag naht wiederum heran. In ganz Deutschland rüstet man sich zu einer würdigen Feier dieses Gedenk= und Ehrentages; vor allem werden in Berlin die umfassendsten Vorbereitungen zu einer großartigen Feier getroffen. In unserer Stadt wird, wie in früheren Jahren, in Spehrs Hotel ein Festdiner am 22. März stattfinden. Außerdem ist in diesem Jahre eine allgemeine Feier im großen Boyeschen Saale in Aussicht genommen. Dort veranstaltet nämlich der hiesige Kriegerverein zur Feier des 90. Geburtstages unseres Kaisers einen Kommers, Verbunden mit Konzertmusik und Gesangvorträgen der "Teutonia," die bereitwilligst ihre Mitwirkung zugesagt hat, und ladet alle patriotisch gesinnten Bewohner von Schönberg und Umgegend zu dieser Feier ein. Dem Vernehmen nach ist von dem Erheben eines Eintrittsgeldes absichtlich Abstand genommen, um den Schein zu vermeiden, als ob irgend welcher Gewinn damit erzielt werden sollte, und die Betheiligung Jedem möglich zu machen. Wir wünschen dem Verein, der in anerkennenswerter Weise Mühe und Kosten nicht scheut, eine allgemeine Feier ins Werk zu setzen, für sein patriotisches Streben den besten Erfolg und hoffen, daß die Schönberger und Ratzeburger durch rege Betheiligung zeigen werden, daß sie nicht bloß an ihre engeren Interessen denken, sondern auch ein Herz haben für unser deutsches Vaterland und sein ehrwürdiges Haupt, unsern erhabenen Kaiser.
- Schönberg. Das Conzert, welches am Sonntag im Boye'schen Saale zum Besten des Rettungshauses zu Bethanien von den Vereinsmusikern und dem Gesangverein "Teutonia" gegeben wurde, brachte einen Ertrag von 75 Mark.
- Schönberg. Am Sonnabend ereignete sich auf der Chaussee nach Selmsdorf ein bedauernswerther Unglücksfall dadurch, daß das Pferd eines von Selmsdorf kommenden Einspänners bei der Sülsdorfer Scheide scheu wurde, der Wagen mit dem Vorderrade hinter einem Chausseebaum hängen blieb und bei dieser Gelegenheit der Fuhrmann, ein in Lübseerhagen wohnender Arbeiter vom Menzendorfer Hofe, aus dem Wagen geschleudert und tödtlich verletzt wurde. Obgleich zufällig ein Arzt, der ebenfalls von Selmsdorf kam und Augenzeuge des ganzen Vorganges wurde, sofort zur Stelle war,
[ => Original lesen: 1887 Nr. 21 Seite 7]konnte der Verunglückte doch nicht mehr lebend hierher geschafft werden.
- Dem Ratzeburger Wochenblatt zufolge ist kürzlich dem Magistrat von Ratzeburg eine kaiserliche Entscheidung, gegengezeichnet vom Kriegsminister Bronsart v. Schellendorf zugegangen, wonach "der zum Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz gehörige Theil der Stadt Ratzeburg als zur Garnison Ratzeburg gehörig anzusehen ist." Danach würden also in Einquartierungsfällen nunmehr auch die Dombewohner mitbelegt werden können.
- In der Versammlung des Diätenvereins für Geschworene beider Mecklenburg am 3. d. Mts. wurde zunächst der Geschäftsbericht für das abgelaufene Geschäftsjahr 1886 zur Kenntniß der Erschienenen gebracht. Aus demselben geht hervor, daß die Mitgliederzahl des Vereins mit dem Anrecht auf Diäten von 2323 in 1885 auf 2460 in 1886 gewachsen ist. Zur Verwendung für 1886 hatte die Gesammteinnahme 8066 M. 70 . betragen; für das laufende Jahr werden einschließlich der Zinsen ca. 8472 M. zur Verfügung kommen. Zum Schwurgericht nach Güstrow waren 107 Mitglieder (11 mehr als 1885) an 1064 Tagen als Geschworene einberufen.
- Chr. Fr. Müller, seines Zeichens ein Arbeiter, ist der älteste militärische Veteran in Berlin. Er hat 1813 und 1815 unter dem alten Blücher gedient, die Schlachten bei Ligny und Waterloo mitgemacht und ist in Paris mit eingezogen. Von seinen zwei Söhnen fiel der eine 1866 bei Königgrätz, der andere 1870 bei Le Bourget. Er lebt von einer kleinen Pension.
- Ein Löwenpaar hat am vergangenen Sonntag im Zoologischen Garten in Berlin das Licht der Welt erblickt. Vater, Mutter und Kinder befinden sich wohl.
- Im Reichsland Elsaß=Lothringen ist kein Mangel mehr an Beamten aus Deutschland, sondern Ueberfluß. Für Richter, Verwaltungsbeamte, Rechtsanwälte, Assessoren, Gerichtsschreiber etc. sind alle Stellen besetzt und auf viele Jahre hinaus keine Aussicht für sich Meldende.
Die an die Reichsoberfechtschule bis jetzt abgelieferten Sammlungen der Deutschen Reichsfechtschule haben nun mehr die Höhe von 700 000 Mk. erreicht.
- 25 000 Francs waren von dem König der Belgier für das beste Werk über Förderung des geographischen Unterrichts als Preis ausgeschrieben und die kundigsten Männer in Europa als Preisrichter eingesetzt worden. Einstimmig sprachen diese dem Gymnasialprofessor Anton Staubers in Augsburg den Preis zu. Das ist eine große Auszeichnung und das Geld ist auch keine Chimäre.
- In Johanngeorgenstadt im sächsischen Erzgebirge wurde nach der Reichstagswahl ein Hoch auf die Sozialdemokratie ausgebracht und zwar von einem etwa 23 Jahre alten Dispositionsurlauber. Der Verherrlicher der Sozialdemokratie hat sich jetzt den Folgen der Verletzung seines Fahneneides durch Erschießen entzogen.
- In Wien ist nach langen qualvollen Leiden am Montag der berühmte Arzt, Hofrath Professor Dr. Arlt, gestorben. Arlt war am 18. April 1812 zu Obergraupen bei Teplitz geboren, hatte in Prag studirt und war 1856 als Professor nach Wien gekommen. Er gehört neben Gräfe und Donders zu den Begründern der modernen Augenheilkunde, über die er auch mehrere Abhandlungen und Bücher geschrieben hat, die heute noch maßgebend sind.
- Jugend hat keine Tugend. Vor dem Richter Manasty in London erschien vor einigen Tagen die 102 Jahre alte Annie Hawish und erzählte, daß ihre 74jährige Tochter Nellie Hawish, die ihr Leben lang noch keinen Tag von ihr entfernt gewesen sei, in der letzten Woche, verführt durch leichtfertige Gesellschaft, auf das Land zu einem Fest gefahren und seitdem nicht zurückgekehrt sei. Vor Zorn bebend, sagte die alte Frau: "Ich bestehe auf der gerichtlichen Bestrafung des unfolgsamen Kindes." Der Richter klopfte der Alten liebevoll auf die Schulter: "Uebernehmen Sie das Richteramt selbst und seien Sie nicht zu hart gegen Ihr Töchterchen, Sie wissen: Jugend hat keine Tugend.
- Die Berliner Schusterjungen und ihre Witze sind weltbekannt. Am vergangenen Freitag ging einem Kutscher in Berlin, der Häringe geladen hatte, der Gaul durch. Aus einem der Fässer flogen die Häringe stoßweise heraus und Groß und Klein beeilte sich, nach einem billigen "Katerfrühstück" zu greifen. Plötzlich rief ein Schusterjunge den eifrigen Sammlern zu: "Wart' man noch een Bisken, Leite, vielleicht kommt der Wagen mit de Pellkartoffeln ooch noch."
- Wer Streichhölzer aus einer Wirthschaft mitnimmt, kann nach einer Entscheidung des Reichsgerichts auf Antrag wegen Diebstahls verurtheilt werden.
Pyramus und Thisbe.
Aus den Erinnerungen eines alten Arztes v. V. Renz.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1887 Nr. 21 Seite 8]Pyramus und Thisbe.
Aus den Erinnerungen eines alten Arztes v. V. Renz.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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