[ => Original lesen: 1887 Nr. 19 Seite 1] Bekanntmachung.
Auf die laut meiner Bekanntmachung vom 12. Februar d. J. am 7. März d. J. zu eröffnende ordentliche Sitzungsperiode des Schwurgerichts zu Güstrow werden noch außerordentliche Sitzungen folgen, welche am
Montag, den 28. März d. Js.,
beginnen sollen.
Rostock, den 5. März 1887.
Der Präsident des Großherzoglichen Oberlandes=Gerichts.
Dr. Budde.
Der Reichstag ist am 3. d. im Weißen Saal des königlichen Schlosses feierlich eröffnet worden. In der Thronrede werden zunächst die dem letzten Reichstag gemachten Vorlagen, welche keine Erledigung fanden, wieder aufgeführt, so u. A. der Militär=Gesetzentwurf. Die Thronrede betont dann die Nothwendigkeit der Beschaffung neuer Einnahmequellen für das Reich und spricht die Hoffnung auf eine baldige Verständigung über eine Reform des gesammten Steuersystems aus, wozu die Vorarbeiten sofort in Angriff genommen werden sollen. Die auswärtigen Beziehungen seien dieselben wie bei Eröffnung des letzten Reichstages. Die Thronrede spricht die Genugthuung des Kaisers über die Kundgebungen des Papstes aus, da durch dieselben das Interesse des Papstes an dem inneren Frieden des Reichs bethätigt werde. Die Politik des Kaisers sei beständig auf die Erhaltung und die Pflege des Friedens, namentlich mit unseren nächsten Nachbarn gerichtet. Der Kaiser hofft, daß der Reichstag die Friedenspolitik durch schnelle, freudige und einmüthige Annahme des Militärgesetzes unterstützen und damit den Willen der ganzen Nation bekunden werde, gegen jeden Angriff von außen die ganze Fülle der nationale Kraft aufzubieten, um schon durch seine Beschlüsse und noch vor deren Ausführung die Friedensbürgschaften wesentlich zu bestärken und alle Zweifel zu beseitigen, welche durch die Verhandlungen des aufgelösten Reichstags hervorgerufen worden seien.
Das Resultat der Stichwahlen liegt nun vollständig vor. In 60 Wahlkreisen wurden gewählt: 21 Deutschfreisinnige, 13 Nationalliberale, 8 Konservative, 4 Freikonservative, 7 Ultramontane, 5 Sozialdemokraten und 2 Welfen. Es läßt sich nunmehr auch mit einiger Sicherheit die Grenze der Parteigruppirungen ziehen. Nach sorgfältigen Aufzeichnungen wird sich der neue Reichstag folgendermaßen zusammensetzen: 100 Nationalliberale, 79 Konservative, 41 Freikonservative, 99 Ultramontane, 32 Deutschfreisinnige, 2 deutschfreisinnige Septennätler, 11 Sozialdemokraten, 13 Polen, 4 Welfen, 1 Däne, 16 Elsässer.
Das Präsidium des Reichstags besteht aus den Herren v. Wedell=Piesdorf (kons.), Buhl (natlib.), v. Unruh=Bomst (freikons.)
Die Friedensversicherungen der Reichstagsthronrede wurde wie im deutschen Reiche, so auch im Ausland zustimmend begrüßt. Namentlich die Wiener und Londoner Blätter sprechen sich so aus, aber auch die Pariser sagen, das Schriftstück bedeute eine Friedensbürgschaft.
Bismarcks Zeitung, die "Norddeutsche Allgemeine" bricht ihr Schweigen über den auffälligen Ausfall der Wahlen in Elsaß=Lothringen. Die Thatsache, sagt sie, daß Protestler gewählt worden sind, beweist nicht, daß man sich nach Wiedervereinigung mit Frankreich sehnt, es beweist gerade das Gegentheil, es zeigt, daß man in Elsaß=Lothringen an den Kriegsausbruch glaubt und sich vor den ehemaligen Landsleuten fürchtet. Wir halten dieses Gefühl für berechtigt. Wenn Frankreich uns angreift, wird unzweifelhaft Elsaß=Lothringen zunächst den Kriegsschauplatz bilden. Was das bedeutet, weiß die Bevölkerung aus eigener Erfahrung aus dem Krieg 1870/71. Die Leiden von damals würden sich jetzt noch verdoppeln, verdreifachen. Welche Behandlung hat sie zu erwarten, wenn die Franzosen als Freunde kommen? Mit diesem Gedanken trat die reichsländische Bevölkerung an die Wahlurne heran, dieser Gedanke war ausschlaggebend für die Abgabe der Wahlstimme, man hoffte dadurch, jenseits der Vogesen einen guten Eindruck zu machen und die französischen Truppen, die man nächstens im Land zu sehen fürchtet, zur Milde zu stimmen.
Von allen Städten Deutschlands hat Berlin den größten materiellen Vortheil durch die Gründung des Reiches erhalten. Seitdem hat seine Bevölkerung um das Doppelte, sein Reichthum um das Dreifache zugenommen. Es ist der Hauptplatz Deutschlands für Industrie, Handel und Finanzen geworden, es hat sich beispiellos verschönert und in jeder Beziehung sonst sich seiner neuen Stellung bewußt gezeigt. Wenn Dankbarkeit ein Artikel des politischen Glaubensbekenntnisses wäre oder irgendwie die Ueberzeugung von Parteileuten beeinflußte, so müßte Berlin die monarchischste Stadt des Erdbodens sein, denn es verdankt seine Größe, ja man kann sagen seine Existenz, dem Haus Hohenzollern. Die Verpflichtungen Berlins gegen den jetzigen Kaiser insbesondere sind so unermeßlich, daß denkende Männer es nur als eine ans Unfaßbare grenzende Undankbarkeit bezeichnen müssen, wenn die Stadt Abgeordnete wählt, deren politische Grundsätze mit jenen Attentätern übereinstimmen, welche zweimal
[ => Original lesen: 1887 Nr. 19 Seite 2]innerhalb drei Wochen dem ehrwürdigen Monarchen nach dem Leben trachteten. Dennoch haben 90 000 Berliner ihre Stimme abgegeben für Leute, deren zugestandene Absicht ist, die preußische Monarchie zu stürzen, die regierenden Klassen auszurotten und jede Institution zu vernichten, welche bisher zur Größe, Wohlfahrt und zum Ruhm ihres Vaterlandes beigetragen hat. So schreibt ein englisches Blatt. Der Ausfall der Reichstagswahlen in Berlin muß manchem Ausländer unerklärlich erscheinen.
Der Kongreß deutscher Landwirthe, der am Dienstag und Mittwoch seine XVIII. Versammlung in Berlin abgehalten hat, hält an der Ueberzeugung fest, daß der Landwirthschaft nur durch Schutzzölle geholfen werden könne. Er hat deshalb eine Resolution angenommen, die sich gegen jede Einschränkung in der Produktion und für eine angemessene Erhöhung der landwirthschaftlichen Schutzzölle ausspricht.
Die Reichsregierung beschäftigt sich mit der Geheimmittelfrage. Die Ankündigung von Geheimmitteln soll verboten werden. Was soll dann aber aus den Leuten werden, die von großen und kleinen Geheimnissen leben und ohne geheime Mittel nicht einmal gesund werden mögen?
"Das Gewitter ist vorbei, man kann die Regenschirme zumachen," so soll mit heiterer Sicherheit vor wenigen Tagen auf einem Ballfest beim chinesischen Gesandten in Berlin der französische Botschafter Herbette sich ausgelassen haben. Hoffen wir, daß er recht hat, vergessen wir aber nicht, daß Gewitter bisweilen zurückkommen!
Das Geburtsfest Kaiser Wilhelms wird dieses Jahr seitens des österreichischen Hofes mit großem Glanze begangen werden. Am 21. findet ein Galadiner statt, wozu die deutsche Botschaft geladen ist, und wobei der Kaiser einen sehr herzlichen Toast ausbringen wird.
Die gemeinsame Regierung für Oesterreich und Ungarn in Wien hat einen Kredit von 52 1/2 Mill. Gulden für "militärische Vorsichtsmaßregeln" gefordert. Oesterreich=Ungarn ist durch Bewilligung dieser Summe in den Stand gesetzt, im Kriegsfall sofort mit 300 000 Mann mehr als seither auftreten zu können.
Auch in Oesterreich arbeitet man rüstig an der Herstellung der Repetirgewehre. Der Betrieb in der Waffenfabrik zu Stexr ist jetzt so groß, daß voraussichtlich schon im Sommer die Infanterie und die Jäger mit dem neuen Gewehr versehen werden können.
Das Reichskriegsministerium in Wien hat bei der Firma Neumayer (Konservenfabrik) eine Million Büchsenkonserven bestellt.
Der Pariser "Figaro" bringt einen unverschämten Artikel gegen Deutschland, in welchem zu lesen ist, der deutsche Landwehrmann denke mit Bedauern daran, daß noch Wein in den französischer Kellern liege und noch manche schöne Pendülen auf dem Kamin stehen. Dagegen werde Frankreich, wenn es zum Kriege kommen sollte, keinen Krieg barbarischer Revanche, sondern des Rechtes und der Gerechtigkeit führen. - Mehrere Pariser Blätter protestiren mit Nachdruck gegen den Vorschlag einer Neutralisirung "Elsaß=Lothringens". Da ein solcher Schritt eine schmachvolle Kapitulation sein würde.
Bei der Jahresfeier der Krönung Papst Leos XIII. in Rom brachten die Vertreter der Mächte dem Papste ihre Glückwünsche dar. Bei dieser Gelegenheit erklärte der Papst dem französischen Gesandten, daß er die Annahme des Septennates im deutschen Reichstage als eine Handlung betrachte, die zur Sicherung des Friedens beitragen solle.
Für die durch das große Erdbeben betroffenen Bewohner am mittelländischen Meere wird es an rascher Hilfe nicht fehlen. Italien und Frankreich geben von Staatswegen je 1 Million Franken, außerdem finden reiche Sammlungen statt. König Humbert hat 100 000 Franken gespendet und mit den übrigen Gaben der Privatwohlthätigkeit wird wohl reichlich eine zweite Million herauskommen.
Im Königreich Polen sind die dort stationirten Truppentheile angewiesen, größere Marschübungen mit vollem Gepäck vorzunehmen.
In Rußland stehen die schon längst geplanten Heeresverstärkungen unmittelbar bevor. In erster Linie, heißt es, werde eine Vermehrung der Schützenbrigaden beabsichtigt, aus denen besondere Schützendivisionen gestaltet und diese mit reichen Artillerie ausgestattet werden sollen. Die Veröffentlichung der betreffenden Erlasse soll demnächst erfolgen.
Das Tabaksmonopol soll in Rußland eingeführt werden. Die Berathungen darüber haben im Finanzministerium bereits begonnen und sollen sobald als möglich abgeschlossen werden, damit eine Gesetzesvorlage dem Reichsrath zugehen kann.
- In Berlin ist der Direktor des Botanischen Gartens und Museums, Universitätsprofessor Dr. August Wilhelm Eichler, nach langen Leiden gestorben und in Lübeck Professor Karl Türk, 87 Jahre alt, der 1853 in den Rostocks Hochverrathsprozeß verwickelt war und 4 Jahre in Untersuchungshaft zubringen mußte.
- Die Taufe des jüngsten Urenkels des Kaisers ist nunmehr bestimmt auf den 12. März festgesetzt und wird in den einst von Friedrich dem Großen bewohnten Gemächern des Stadtschlosses zu Potsdam vollzogen werden.
- Die diesjährigen großen Herbstmanöver vor dem Kaiser werden beim ersten und zweiten Armeekorps abgehalten werden. Vor den Kaiser=Manövern sollen 10 Tage lang sämmtliche Kavallerie=Regimenter dieser beiden Armeekorps im Divisionsverband üben.
- Auf originelle Weise suchte dieser Tage in Berlin ein Maurer, ein anerkannter Schnapstrinker, der wegen eines Armbruchs Aufnahme in der Königlichen Charité gefunden hatte, eine beträchtliche Menge Schnaps einzuschmuggeln. Derselbe war behufs Ausübung seines Wahlrechtes beurlaubt worden und kehrte Abends in völlig betrunkenem Zustand zur Charité zurück. Als derselbe ausgezogen wurde, fand man eine merkwürdige Schlange mehrmals um seinen Leib geschlungen. H. hatte sich einige Meter dünnen Darm gekauft, denselben mit Schnaps füllen lassen und dann um den Leib gebunden, um für die nächsten Tage versorgt zu sein. Nur seine völlige Trunkenheit hat zur Entdeckung des genialen Schmuggeleinfalles geführt.
- Graf Groote, der bekanntlich wegen seiner Unterschrift unter einer Adresse an den Herzog von Cumberland in Sachen der Erbfolge in Braunschweig als Offizier kassirt worden und dann als Gemeiner in das Zieten=Husaren=Regiment wieder eingetreten war, ist jetzt wieder zum Lieutenant ernannt worden.
- Ein Wiesbadener Lehrer spürte schon länger, daß er etwas in der Kehle stecken habe. Jetzt ist es herausgekommen: ein Heldentenor, der unter Brüdern und Sängern seine 10-20,000 Mk. jährlich werth ist. Der glückliche Finder und Inhaber heißt Siegmund Kraus.
- Das nächste Erdbeben. Der bekannte Naturforscher Rudolf Falb, dessen Berechnungen über den Einfluß des Mondes und der Sonne auf die Erde durch die jüngsten beklagenswerthen Ereignisse in Italien und Griechenland wieder eine neue Bestätigung erfahren haben, hat für das heurige Jahr außer den bis jetzt eingetroffenen 6 Tagen noch weitere 27 Tage vorausgesagt, an welchen größere atmosphärische Störungen, unruhiges Wetter mit vielfachen Niederschlägen und Gewittererscheinungen, sowie auch Erdbeben zu erwarten sind. Diese Tage sind: 22. und 23. März, 7. und 8. April, 5., 6. und 7. Mai, 3., 4., 5., 21. und 28. Juni, 20., 24. und 25. Juli, 3., 19. und 20. August, 17. und 18. September, 16. Oktober, 6., 14. und 15. November und 12., 13. und 14. Dezember, von denen namentlich die Tage im September und Oktober sehr zu beachten sein werden, da der Einfluß der fluthbildenden Faktoren auf die Erde um diese Zeit beinahe wieder so groß wie im Februar sein wird.
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Ganz seid. bedruckte FoulardsMk. 1,90 p. Met. bis 6,25 vers. in einzelnen Roben zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hofl.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 19 Seite 3]Anzeigen.
Die zum Nachlasse des zu Bimöhlen verstorbenen Käthners Christian Hinrich Burmeister gehörigen und zu Schönberg am Markte sub No. 35 und in der Marienstraße sub Nris 36, 37 und 38 belegenen Wohnhäuser c. p. sollen auf Antrag des Nachlaßpflegers, des Rechtsanwalts Otto Haack in Neumünster, vor dem Großherzogl. Amtsgerichte hieselbst öffentlich meistbietend verkauft werden.
Zu diesem Zwecke steht im Amtsgerichtsgebäude, Sessionszimmer 11, ein Verkaufstermin auf
Freitag, den 18. März 1887
Vormittags 10 1/2 Uhr
an, zu welchem Kaufliebhaber hiedurch eingeladen werden mit dem Bemerken, daß die Verkaufsbedingungen auf der Registratur II des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden können und gegen die Gebühr in Abschrift zu haben sind.
Schönberg, den 7. Februar 1887.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 23.
Am Mittwoch, den 9. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus den Hohemeiler Tannen meistbietend bei freier Concurrenz gegen Baarzahlung verkauft werden.
300 Rmet. tannen Kluft,
19 Rmet. gränen Kluft,
500 Rmet. tannen Knüppelholz,
150 Rmet. tannen Rodestämme,
22 Fuder tannen Durchforstholz von Schleet= und Hopfenstangenstärke.
Schönberg, den 27. Februar 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 24.
Am Donnerstag, den 10. März Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Reimers zu Schlagsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
a. Aus dem Mechower Holze:
8 Fuder eichen Durchforstholz I Cl.,
8 Rmet. buchen Knüppel,
56 Fuder buchen Durchforstholz I u. II Cl.,
b. Aus dem Garnseerholze:
9 Rmet. buchen Olm,
12 Fuder buchen Pollholz,
c. Aus dem Thandorfer Zuschlag:
3 Fuder eichen Durchforstholz I Cl.
Schönberg, den 28. Februar 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 25.
Am Freitag, den 11. März Morgens 9 Uhr sollen in Stadt Lübeck hieselbst nachstehende Holzsortimente aus dem Rupensdorfer Holze meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
14 Rmet. Eichen Kluft und Knüppel,
4 Fuder eichen Durchforstholz I Cl.,
310 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
55 Fuder buchen Durchforstholz u. Reiser
1 Rmet. espen Knüppel,
6 Fuder ellern Wadelholz I u. III Cl.
Schönberg, den 3. März 1887.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Donnerstag, den 10. März d. J. Vormittags 11 Uhr sollen in Herrnburg
7 Kühe, 4 Starken, 2 Kälber, 4 Schafe, 2 Pferde, 2 Ferkel, 2 Bauwagen, 1 Stuhlwagen, Eggen, Walze, Pflüge, u. anderes Ackergeräth, Heu und Stroh, und etwas gedroschenes Korn, sowie auch Mobilien aller Art
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer beim Schulzen Grieben in Herrnburg.
Schönberg, den 3. März 1887.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Auctions=Anzeige.
Am Donnerstag, den 10. März d. J., Vormittags von 10 Uhr an, sollen auf der Röggeliner Ziegelei meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:
159 Steintrockenrüstungen in beiden Ziegelscheunen, 35,000 Mauerstein= und Zungenstein=Bretter, 110 Bretter à 24 Fuß lang, 36 Bretter à 14 Fuß lang, 96 Rohrfläken, 3 Streichtische, 4 Wassertröge, 2 Sandkasten, 2 Aufschiebebretter u. s. w.
Carlow, den 22. Februar 1887.
Struck, Landreiter.
Am Sonntag, den 13. März, Abends 8 Uhr wird im Saale des Herrn Boye ein
Concert
stattfinden, ausgeführt von den Vereinsmusikern und dem Gesangverein "Teutonia" unter Leitung des Herrn Organisten Meier, zum Besten des Rettungshauses Bethanien in Neubrandenburg.
Entree nach Belieben. Cassenöffnung 7 1/2 Uhr.
Stadt Lübeck.
Drittes Abonnements-Concert
mit nachfolgendem Ball am
Mittwoch, den 16. d. Mts. Anfang 7 Uhr.
Zu demselben ladet ganz ergebenst ein
A. Reckling,
Großherzoglicher Capellmeister.
Landwirthschaftlich. Verein kleiner Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg
Generalversammlung
am Freitag, den 11. März 1887,
Vormittags 10 1/2 Uhr
im Locale des Herrn J. Boye in Schönberg.
Der Vorstand.
Concordia.
Zu der heute, am Dienstag, den 8. ds. Mts., Abends präc. 8 Uhr, stattfindenden Generalversammlung werden alle Mitglieder freundlichst eingeladen.
Der Vorstand.
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 19 Seite 4]Kaiserhof zu Lübeck.
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J. H. Freitag.
Danksagung.
Herzlichen Dank Allen, die meinen lieben Mann zu Grabe geleiteten und seinen Sarg mit Kränzen schmückten von
Doris Vock und Tochter.
Am Sonntag, den 6. März, Abends 11 Uhr entschlief sanft zu Hof Wahrsow unsere liebe Schwester und Tante
Caroline Böse
im 69. Lebensjahre, innig betrauert von den hinterbliebenen Schwestern und Verwandten.
Lübeck und Wahrsow, den 7. März 1887.
Die Beerdigung findet statt am Donnerstag, den 10. März, Nachmittags 3 Uhr, zu Herrnburg.
Eintragungen in die Familien=Register der Gemeinde Selmsdorf. (Nachdruck verboten.)
Geboren:
D. 8 Jan. ein unehel. Sohn zu Selmsdorf.
D. 27. ein Sohn Arbeitsmann Wichmann zu Schwanbeck.
D. 3. Febr. ein Sohn Schulzen=Anerben Faasch zu Selmsdorf.
D. 4. eine Tochter Arbeitsmann Aug. Freitag zu Selmsdorf.
D. 8. eine Tochter Schuster Witt zu Selmsdorf.
D. 8. ein Sohn Hauswirth Boye zu Selmsdorf.
D. 10. eine Tochter Arbeitsmann Joh. Bruhn zu Lauen.
D. 13. ein Sohn Arbeitsmann Sterly zu Teschow.
D. 19. eine unehel. Tochter zu Selmsdorf.
D. 26. eine todtgeb. Tochter Kutscher Krakow zu Lauen.
Gestorben:
D. 9. Jan. Anna Harder Arbeitsmannsfrau zu Lauen 66 J. 3 1/2 Woche alt.
D. 21. Febr. Maria Möller Arbeitsmannsfrau zu Sülsdorf 68 J. 7 M. 5 Tg. alt.
Kopulation.
D. 17. Febr. Johannis Hermann Ferdinand März Mühlenpächter zu Robertsdorf, Sohn des Ernst Karl Christian März Einnehmer zu Grudenhagen und Jungfrau Louise Christine Friederike Metelmann zu Schwanbeck, Pflegetochter des Zieglermeisters Basedow zu Schwanbeck.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 19 Seite 5]Beilage
zu Nr. 19 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. März 1887.
- Die Genickstarre, jene fast stets tödtlich verlaufende unheimliche Krankheit, tritt seit Monaten in Schlesien auf. Von Beuthen aus hat die Krankheit ihren Weg in den Neustädter, Neißer und Glatzer Kreis genommen und jetzt sind auch im Kreis Neurode mehrere Fälle vorgekommen.
- Die Zahnradbahn nach der Schneekoppe im schlesischen Riesengebirge soll nicht allein den Personenverkehr vermitteln, sondern auch Güter, namentlich auch Holz aus den großen Gebirgswaldungen zu Thale befördern.
- Der alte Lesseps wird nächsten Montag von Paris nach Berlin abreisen, um dem französischen Botschafter daselbst, Herbette, die Insignien als Großoffizier der Ehrenlegion zu überbringen. In Paris geht das Gerücht, daß Lesseps außerdem noch mit einer besonderen Vertrauensmission betraut sei, deren Folgen man bald bemerken könne.
- Dem Fürsten Alexander von Battenberg (Bulgarien) geht es in Darmstadt jetzt wieder besser.
- In Frankfurt a. M. wollte ein Gerichtsvollzieher durchaus einen Band Gartenlaube pfänden, da sich sonst nichts von Belang vorfand und u. A. das Möblement schon einem Möbelhändler gehörte. Beim Kampf um das Buch entfielen demselben Obligationen im Werte von 10 000 Mk. Der Gerichtsvollzieher nahm nun davon, was er zur Deckung der eingeklagten Forderung und der Kosten brauchte und überließ dem verblüfften "armen Schuldner" jetzt seine Gartenlaube zum ferneren gründlichen Studium.
- Dankbar müssen wir Deutschen den vielen Fischzüchtervereinen sein. Sie sorgen fast allenthalben dafür, daß unsere Ströme, Flüsse und Bäche sich immer mehr mit Fischen aller Art bevölkern und schmackhafte Fische nicht mehr so seltene Gerichte sind." Eben jetzt sind in den Main (bei Aschaffenburg) und seine Zuflüsse 6000 Regenbogenforellen, 6000 Lachse und 2000 Bachsaiblinge eingesetzt worden. Für frische Seefische sorgen Nord= und Ostsee und die Eisenbahnen.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 19 Seite 0]- Der Ehemann das Haupt der Ehe? Im Kantonsrath zu Zürich kam es neulich bei Berathung des privatrechtlichen Gesetzbuches zu einem amüsanten Zwischenfall. Bei dem Kapitel "Familienrecht" beantragte Pfarrer Wolff, den Satz "Der Ehemann ist das Haupt der Ehe" zu streichen; es sei doch nur ein schöner Satz, mit dem nichts anzufangen sei; thatsächlich sei er auch nicht einmal wahr. Man solle durch die Streichung dieses anstößigen Satzes den Anschein des Entgegenkommens gegenüber den Frauen erwecken. Oberrichter Sträuli kann nicht beipflichten. Pfarrer Wolff gehe in seiner Galanterie zu weit; der Satz sei praktisch sehr wichtig, und wenn er fehlte, würde es zu vielen Streitigkeiten z. B. wegen der Kindererziehung kommen. Wie ein Mann standen die Rathsmitglieder auf und stimmten unter großer Heiterkeit für die Beibehaltung des patriarchalisch ehrwürdigen Gesetzsatzes; nur einzelne wenige bekundeten, indem sie sitzen blieben, daß sie auf das eheliche Oberregiment des Mannes verzichteten oder vielleicht mit Pfarrer Wolff den schönen Satz als eine unnütze Bestimmung betrachteten.
- Christine Nilsson heirathet in den nächsten Tagen den Grafen Miranda. Zu ihrer Ausstattung wallfahrten die Pariser. Die Wäschegegenstände sind durchweg mit spanischen Spitzen geschmückt; die Corsetts und Röckchen aus echtem indischen Battist; derselbe wurde im Auftrag des Prinzen von Wales eigens für die Künstlerin angefertigt, das Gewebe ist zart wie ein Hauch und, wie der Begleitbrief des Prinzen sagt, "weich und geschmeidig, wie Ihre Stimme." Das Brautkleid ist aus Genueser Sammet, das Geschenk einer fürstlicher Person, den Hermelin, der die Schleppe umrahmt, hat die Diva selbst aus Rußland mitgebracht. Ihre bisher in Verwendung gekommene kostbare Wäsche hat die Künstlerin den Pariser Waisenhäusern geschenkt, sie erklärte, in ihre neue Ehe nichts hinüberzunehmen, als das Restchen Stimme, das sie gerettet hat und ein paar Millionen Pfund Sterling.
- In Catania sind 15 Choleraerkrankungen vorgekommen, wovon 9 mit tödtlichem Ausgang.
- Der Leibkoch des Papstes ist Freitag auf dem Felde seiner Ehre, das heißt am Sparherd, gestorben. Der alte treue Diener, auf welchen der heilige Vater große Stücke gehalten, war eben bei seinem Geschäfte, seinem hohen Herrn das Mahl zurecht zu machen, als ihm plötzlich das Küchenscepter, der Kochlöffel, aus der Hand fiel und er aus diesem Leben dahinschied. Der brave Mann hinterließ ein unvollendetes Meisterwerk, den Anfang eines Eierkuchens.
- Der Vesuv hat Feuer zu speien angefangen. Die vom Erdbeben Heimgesuchten betrachten das als ein Sicherheitsventil, das die unheimlichen unterirdischen Mächte und Wühlereien ungefährlich ableitet.
- Ein neuer heftiger Erdstoß ist in der Nacht vom 1. auf den 2. März in Reggio in Calabrien verspürt worden.
- In Petersburg werden die bei der letzten Verschwörung betheiligten Nihilisten in geheimer Sitzung abgeurtheilt und die Hinrichtungen finden Nachts statt. Sieben Offiziere sollen gehängt worden sein. Da es die Pariser, die besten Freunde der Russen, berichten, muß es wohl wahr sein.
- In Kronstadt in Rußland saßen 12 Geschworene über einen Mörder zu Gericht. Der Staatsanwalt hatte seine Anklage beendigt, da erhob sich ein Geschworener, der Kaufmann Wattiljew, und erklärte, er sei unwürdig, die Pflichten eines Geschworenen zu erfüllen. Vorsitzender: "Warum unwürdig?" W.: "Weil ich selbst ein Verbrecher, ein Mörder bin." Vors.: "Was haben Sie verbrochen?" W.: "Ich habe vor Jahren durch unmenschliche Behandlung meine Frau und mein Kind um's Leben gebracht. Vor meinem Gott habe ich meine Sünde abgebüßt, aber nicht vor den Menschen; mein Gewissen läßt mir keine Ruhe, ich übergebe mich in die Hände der Gerechtigkeit." Mancher Leser wird sich der ergreifenden Geschichte Berthold Auerbachs "Diethelm" erinnern. Diethelm, ein reicher, hochgemüther Bauer in Süddeutschland, wird zum Schwurgericht einberufen, das damals eine neue Einrichtung war. Er wird zum ersten Mal ausgeloost, als über einen Mordbrenner verhandelt wird. Er zittert, kann sich nicht mehr halten und bittet um Gehör. Er selbst sei ein Mordbrenner, man möge ihn richten. Was hier ergreifende Erfindung des Dichters ist, ist in Kronstadt Wirklichkeit geworden.
- Ein köstliches Wahlkuriosum meldet man nachträglich aus dem Oertchen O. in Westfalen. In der Urne fand sich ein Zettel mit dem Namen der Ehefrau eines braven Bauersmannes, man ermittelte den eigenen Gatten als den Urheber dieser seltsamen Wahl. Aber der Mann wußte sich zu rechtfertigen: "Mine Frau", so äußerte er, "is de klökste int Dorp, de sall die Regierung wull wiesen, wat ne Harke is."
[ => Original lesen: 1887 Nr. 19 Seite 6]Pyramus und Thisbe.
Aus den Erinnerungen eines alten Arztes v. V. Renz.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
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