[ => Original lesen: 1887 Nr. 12 Seite 1] Nr. 5 des Offic. Anzeigers pro 1887 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betreffend die Reichstagswahl.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Bestellung eines Landesherrlichen Commissars für die Reichstagswahl.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Fahrten der Deutschen Postdampfer im Mittelmeer.
(4.) Berichtigung.
Der Kaiser will seinen 90. Geburtstag in aller Stille begehen. Er wünscht, daß persönliche Kundgebungen an diesem Tag unterbleiben möchten und hat den Reichskanzler deshalb beauftragt, diesen seinen Wunsch durch die öffentlichen Blätter zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, was auch geschehen ist. In diesem Erlaß heißt es: So wohlthuend solche Kundgebungen den Kaiser berühren würden, so sieht derselbe sich doch durch das Bedürfniß der Ruhe und Schonung zu seinem lebhaften Bedauern genöthigt, auf derartige Beweise der Theilnahme zu verzichten. Direkte und persönliche Kundgebungen dieser Art, welche zum 22. März geplant werden sollten, würden daher im Interesse der Schonung der Kräfte des Kaisers zurückzuhalten sein.
Die vom Fürsten Bismarck im preußischen Abgeordnetenhause angekündigte Kundgebung des Papstes zur Militärvorlage ist eingegangen und bildet den Gegenstand allgemeiner Beachtung im deutschen Reiche. Das Schriftstück enthält eine Wiederholung der früheren Empfehlung des Papstes zu Gunsten des Militärseptennats, und es verschärft dieselbe dadurch, daß es kirchliche Motive für die Annahme der Militärvorlage ins Feld führt. In diesem Punkt liegt also eine Mißbilligung des bisherigen Verhaltens der Centrumspartei vor; das ist nicht zu verkennen und daran kann auch nicht herumgedeutet werden. Indessen dringt der Papst nicht unbedingt auf einen Wechsel der Ansicht, und es wird zur Milderung der schärfer klingenden Worte über die Militärfrage der Partei eine Anerkennung ihres Verhaltens in kirchlichen Angelegenheiten mit dem Hinzufügen ausgesprochen, die Fortexistenz der Zentrumspartei sei auch fernerhin erwünscht und nützlich. Zwei Angelpunkte sind also in dem interessanten Aktenstück enthalten, und wie die vorliegenden Urtheile der Presse beweisen, wird bald dem einen, bald dem anderen Punkte mehr Gewicht beigelegt. Es fehlt nicht an Stimmen, welche sagen, auch diese Note gebe keinen Anlaß zu einer Aenderung in der Haltung der Centrumspartei; es handle sich hier um eine vorwiegend politische Streitfrage, in welcher der Papst seinen eigenen Worten nach dem Centrum völlige Freiheit lasse. Hielte er die Annahme des Militärgesetzes für unbedingt erforderlich, so würde er in anderem Tone gesprochen haben.
Weder Windthorst, noch Franckenstein haben dem Centrum die schriftliche Ermahnung des Papstes mitgetheilt, für das Septennat zu stimmen. Sie haben sie bis nach der Abstimmung in der Tasche behalten, woraus man sieht, daß sie nicht nur die Anführer und Sprecher, sondern auch die Vormünder des Centrums sind. Man darf gespannt sein, was der hohe Adel, das Militär und das geneigte Publikum ihrer Partei zu dieser Bevormundung sagen werden. An einen großen Krach im Thurm des Centrums darf man schwerlich denken, aber ein Steinchen, das ins stille Wasser geworfen ist und nun seine Ringe treibt, weiter und immer weiter, ist der Brief des Papstes doch. Der Feldherr von Meppen ist zum erstenmal in seinem eigenen Lager bedroht und es wird sich zeigen, wie er mit den Schwierigkeiten fertig wird, die um so gefährlicher sind, je mehr sein Ungehorsam und das Aufrühren der Massen an das Fundament der römischen Kirche, an die Autorität rührt. Den Kopf freilich hat der kleine Herr, der um Mittel und Wendungen nie verlegen ist, nicht verloren, wenn man den Berichten über sein Auftreten in Köln glauben darf. Er hat die Einmischung des Papstes in innere deutsche Angelegenheiten, die allerdings ein wunder Punkt ist, von seinem Standpunkt spöttisch begrüßt, und ganz und gar Windthorst vom Scheitel bis zur Zehe, was allerdings nicht viel ist, ist sein Vorschlag, dem Papst das Schiedsgericht über die Militärvorlage zu übertragen. Ob er innerlich wohl gelacht hat über die künftigen deutschen Schlüsselsoldaten? Mancher freilich macht seine besten Witze, wenn er ärgerlich und verlegen ist. Ist das sein Fall?
Der Parteitag der Centrumspartei, welcher am Sonntag im großen Saal des Gürzenich abgehalten worden ist, war von etwa 5000 Personen besucht. Windthorst, der die Hauptrede übernommen hatte, wurde jubelnd begrüßt; er besprach die Depesche des Kardinals Jacobini und die europäische Lage. Er gestand zu, daß der Papst es gewünscht habe, daß das Septennat angenommen werde, doch sei dies nicht möglich gewesen, und Unmögliches könne auch der Papst nicht vom Centrum verlangen. Die Einmischung des Papstes in innere deutsche Angelegenheiten begrüßte Windthorst mit Jubel.
Die Berliner "Post" schreibt in einem Artikel über die päpstliche Note: "Durch die Veröffentlichung der Note ist die Frage über das Septennat entschieden. Es wird mit einer sehr bedeutenden Mehrheit binnen vier Wochen Gesetz sein."
Das Wiener Fremdenblatt sagt darüber: Die katholischen Wähler Deutschlands werden sich der Thatsache bewußt werden, daß in diesem Kampfe das Oberhaupt ihrer Kirche auf Seite der Regie=
[ => Original lesen: 1887 Nr. 12 Seite 2]rung steht, welche mit dem Septennat die Stärke und den Frieden des Reiches zu sichern gedenkt.
Die Centrumspresse in Schlesien speit Feuer und Flammen. Sie weiß kaum noch Kunst= und Kraftausdrücke zu finden, mit denen sie die Wahlaufrufe von katholischen Wählern gegen die Centrumskandidaten "vermöbeln" kann. Besonderen Aerger bereiten ihr die 4 katholischen Gegenkandidaten, die für die Ehre danken, Windthorst unterthänig zu sein.
Die Banquierfirma Mendelssohn in Berlin läßt erklären, daß der Kronprinz gelegentlich der Unterredung mit einem ihrer Chefs eine Aeußerung über Kriegs= oder Friedensaussichten nicht gethan habe.
Es sollen neue Reichsstempelmarken angefertigt werden: die Pfennigstücke erhalten einen bläulichen, die Markstücke einen gelblichen Grund. Ebenso werden neue gestempelte Formulare zu Schlußnoten mit entsprechendem neuen Stempelaufdruck hergestellt. Die alten Formulare sind indeß vorher aufzugebrauchen.
Bald wird sich in Wien das Reiterstandbild Radetzky's erheben. Vor fast vier Jahrzehnten, damals als Oesterreich fast nur noch in seinem Lager stand, schlug er in Italien seine siegreichen Schlachten. Die damals geretteten Provinzen, die Lombardei und Venedig, sind später wieder verloren gegangen, aber die Oesterreicher, obgleich vielgespalten in sich bekämpfende Völkerschaften, haben für sein Denkmal mehr als 200 000 Gulden gesammelt, und dem Radetzkymarsch folgen sie heute noch allesammt.
Auf dem französischen Konsulat in St. Petersburg ist eine Bekanntmachung angeschlagen, nach welcher sich alle zur Reserve gehörenden Franzosen auf dem Konsulat einzufinden und sich zur Einberufung bereit zu halten haben. So meldet die Kölnische Zeitung.
General Boulanger hat eine neue Anweisung über den Infanteriekampf erlassen, welche selbst von seinen Feinden äußerst anerkennend beurtheilt wird. Sie befreit den Infanteriekampf von dem ängstlichen Geist der Defensive (Vertheidigung), führt die Truppen zur Offensive (Angriff) und giebt den Offizieren die Selbstständigkeit wieder, die sie fast eingebüßt hatten. Die neue Anweisung entspricht außerordentlich dem Charakter der Franzosen. Boulanger hat durch dieses Vorgehen viele neue Anhänger selbst unter seinen Gegnern, namentlich unter den Offizieren, gefunden und seine Popularität gesteigert.
Ein Pariser Finanzmann hat ausgerechnet, daß die Ungewißheit, ob's Krieg giebt oder nicht, die Pariser Börse allein vom 14. Januar bis 4. Februar d. J. nahezu 1800 Millionen Franks gekostet hat. So theuer haben die Pariser ihren Unglauben an die Betheuerung Bismarcks bezahlt: Wir Deutsche fangen keinen Krieg an!
Die Polizei hat in Paris eine anarchistische Antipatriotenliga mit angeblich 2000 Mitgliedern entdeckt, welche an die Recruten gedruckte Aufrufe vertheilt, in denen ihnen die Ermordung ihrer Offiziere empfohlen wird.
Die belgische Regierung soll eine offizielle Note nach London gerichtet haben, in der bestimmte Auskunft über das Verhalten Englands im Fall einer Verletzung der belgischen Neutralität begehrt wird. In Folge zuversichtlicher, friedlich lautender Nachrichten aus Berlin, soll die Regierung beschlossen haben, die geplante Kreditvorlage vorläufig zu verschieben.
Die Pforte treibt die Jesuiten aus. Sie hat jetzt auch die Schließung der Jesuitenschulen in Syrien angeordnet.
Schwarze Seidenstoffe v. Mk. 1,25 bis 18,65 p. Met. (ca. 150 versch. Qual.) - Atlasse, Faille Française, Moscovite, Moirée, Sicilienne, Ottoman, "Monopol", Rhadamés, Grenadines, Surah, Satin merveilleux, Satin Luxor, Damaste, Ripse, Taffette etc. - vers. roben= und stückweise zollfrei in's Haus das Seidenfabrik=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.
Anzeigen.
1. Der Wollspinner Carl Ernst Viehweg, geb. den 1. Juni 1856 zu Hammerbrück, Kreis Auerbach,
2. der Lehrer Felix Paul Christian Johannes Fischer, geb. den 7. März 1861 zu Schönberg in Mecklb.,
beide zuletzt in Schönberg in Meckl., werden beschuldigt, als beurlaubte Reservisten ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, Uebertretung gegen §. 360 No. 3 des Strafgesetzbuchs.
Dieselben werden auf
Freitag, den 18. März 1887,
Vormittags 10 Uhr,
vor das Großherzogliche Schöffengericht zu Schönberg zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzoglichen Bezirkskommando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden.
Schönberg, den 31. Januar 1887.
Der Großherzogl. Amtsanwalt.
(gez.) Müller.
Beglaubigt
(L. S.) W. Freitag, A.=G.=Diätar.
Unter Hinweis auf die regiminelle Bekanntmachung vom 2. d. M., betreffend die Reichstagswahl, machen wir hiedurch bekannt, daß im 1. Wahlbezirk des Fürstenthnms Ratzeburg (Stadt Schönberg mit Ackerbürger Oldörp und der Ziegelei auf der Stadtfeldmark) der Apotheker A. Montag zu Schönberg zum Wahlvorsteher und der Kaufmann J. L. D. Petersen zu Schönberg zum Vertreter des Wahlvorstehers ernannt worden sind. Die Wahl geschieht am 21. Februar 1887 im Gastwirth Boyeschen Gasthause während der Zeit von Vormittags 10 Uhr bis Nachmittags 6 Uhr.
Schönberg, den 10. Februar 1887.
Der Magistrat.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Mittwoch, den 16. Februar d. J. Vormittags 10 1/2 Uhr soll auf der Lüdersdorfer Ziegelei das daselbst befindliche Ausrüstungsmaterial, als
circa 12tausend Mauerstein= und 4tausend Zungensteinbretter, Rüstungsleitern und Latten, 1 Thonschneider, 1 Drainsmaschine, Schiebkarren, Bretter, Streichtische, Steinformen u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 6. Februar 1887.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Holz=Auction Nr. 15.
Am Sonnabend, den 12. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Kreutzfeldt in Carlow nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
a. Aus dem Carlower Holze:
47 Rmet. eichen Kluft II Cl., Olm u. Knüppel,
5 1/2 Fuder eichen Durchforstholz I, II u. III Cl.,
6 Rmet. buchen Kluft I Cl.,
123 Rm. buchen Kluft II Cl., Olm u. Knüppel,
28 Fuder buchen Durchforstholz u. Pollholz,
4 Rmet. Fauleschen=Knüppel,
1 Fuder Fauleschen=Pollholz,
2 Fuder ellern Wadelholz f. Pantoffeln.,
b. Aus dem Röggeliner Holze:
14 Rm. eichen Kluft II Cl. Olm u. Knüppel,
4 Rm. eichen Späne,
108 Rm. buchen Kluft II Cl., und Olm,
34 Fuder buchen Pollholz,
20 Rm. Fauleschen=Olm,
2 Fuder Fauleschen=Pollholz,
c. Aus dem Cronscamper Zuchlag:
14 Rm. eichen Knüppel,
d. Auf dem Gr. Rünzer Feld:
8 Rm. eichen Kluft II Cl.
Schönberg, den 7. Februar 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 12 Seite 3]Holz=Auction Nr. 16.
Am Freitag, den 18. Februar Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth J. H. Freitag (Stadt Lübeck) hieselbst aus dem Rupensdorfer Holze folgende Holzsortimente öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
10 Rmet. Eichen Knüppel,
1 Buchen Block,
245 Rmet. Buchen Kluft und Knüppel,
46 Fuder Buchen Durchforstholz u. Reiser,
50 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel.
Der Verkauf beginnt mit Nr. 308.
Schönberg, den 9. Februar 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Törber Holz und Törber Eichen.
am Montag, den 14. Februar 1887
unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
Eichen Bau= und Nutzholz=Drümme,
Eichhester zu Nutz= und Pfahlholz tauglich,
Eichen Kluftholz für Böttcher brauchbar,
Eichen Knüppelholz,
Buchen Kluftholz,
Buchen Knüppelholz,
Buchen Zweigholz.
Aspen (fauleschen) Stangenholz für Kiepenmacher brauchbar,
Versammlung Morgens 9 Uhr auf dem Landwege im Törber Holze.
Rehna, den 8. Februar 1887.
Großherzogliche Forstinspection.
Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz
Die 34. ordentliche General=Versammlung der Herren Verreins=Mitglieder wird
am 3. März d. Js., Morgens 11 Uhr,
zu Schwerin in Stern's Hotel stattfinden, und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:
1. Bericht über die im Jahre 1886 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1886/7, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1885/6.
2. Wahl eines Districts=Vorstehers im 3. District, da dessen Dienstzeit abgelaufen.
3. Wahl neuer Taxanten für diejenigen Herren, welche statutenmäßig ausscheiden.
4. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 28. Januar 1887.
Die Direction.
M. v. Leers auf Mühlen=Eixen.
Stadt Lübeck.
Am Mittwoch, den 16. d. Mts.
Grosser Maskenball
Entree 90 Pf.
Maskenbillette und Gallerie 50 Pf.
Herr Vitense (Lübeck=Kiel) trifft am 15. d. Mts. mit einer eleganten Garderobe zur Bedienung eines geehrten Publikums in meinem Locale ein. Um recht zahlreichen Besuch bittet ganz ergebenst
J. H. Freitag.
Suche zu Ostern einen zuverlässigen Knecht der Ackerarbeit kennt und mit Pferden umzugehen versteht, selbiger muß auch Stelle eines Hausknechts vertreten können.
H. Spolert.
Baeck im Januar 1887.
Gesucht von einem Lehrer zu Ostern
ein junges Mädchen,
welches Ostern resp. noch nicht lange die Schule verlassen hat. Näheres in der Expedition d. Bl.
Sonnabend, den 12. d. Mts.,
Bockbier.
Anstich Abends 7 Uhr, wozu ergebenst einladet
W. Holldorff.
Nächste Woche komme ich nach Schönberg.
Frau Degenhard, Schwerin.
Einem geehrten Publikum von Schönberg und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich in der Sabowerstraße No. 42 eine
Dampf-Färberei, Druckerei und chemische Wasch-Anstalt
eröffnet habe. Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, mich in der modernen Färberei und chemischen Wäscherei nutzbar zu machen, da ich mit den neuesten Maschinen und bestem Material arbeite.
Indem ich prompte und reelle Bedienung verspreche, bitte ich das geehrte Publikum mein Unternehmen gütigst unterstützen zu wollen. Empfehle mich in
Reinigung
aller Art Herren= und Damen=Garderoben, Möbelstoffe, Teppiche, Stickereien, Glacehandschuhe etc. auf chemisch=trockenem Wege, ohne daß die Facon oder Farbe beeinträchtigt wird; ferner
Färberei
für alle Arten Gewebe in Wolle, Seide und Baumwolle, Herren= und Damen=Garderoben werden zertrennt und unzertrennt gefärbt; in Herrichten und Auffärben von Sammet, sowie Federn, Points und Spitzen etc.
Druckerei in den neuesten Mustern.
Georg Stecker.
Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck
bis Ende Februar
von allen Artikeln des reichhaltigen
Konfektion- und Manufakturwaarenlagers.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 12 Seite 4]Wahlaufruf!
Wieder treten wir an die Wahlurnen. Warum? Weil eine Verbindung der reichsfeindlichen Parteien dem Kaiser und unsrem Kanzler die Mittel verweigerten, unser Vaterland zu schützen, weil diese Reichsfeinde sich nicht entblödeten, uns wehrlos zu machen, während der Feind sich an der Grenze zum Einbruch in unsre friedlichen Gauen rüstet, weil sie die Stirn hatten, gegen die Vertrauensmänner des deutschen Volks, Moltke und Bismarck, den Vorwurf der Unwahrheit zu erheben. Weiter bedeutet die Ablehnung des Septennats, welches diese Männer und vor Allem auch der Kaiser für nothwendig erachtet haben, nichts. Jetzt heißt es, durch die Wahlen zeigen: das deutsche Volk steht unverbrüchlich zu seinem Heldenkaiser, es trauet mit voller Zuversicht seinem großen Schlachtendenker und seinem Staatsmann, um welche die ganze Welt das deutsche Volk beneidet. Jetzt weg mit kleinlichen Parteiunterschieden! Hie Kaiser und Reich! hie Aufgeben der Nation und Auflösung der theuer erkauften Größe und Einheit!
Wer sein Vaterland liebt, wähle einen Mann, der mit Sicherheit für das Septennat stimmt. Alle, die früher nationalliberal wählten, werden diesmal für den conservativen Kandidaten - Herrn von Oertzen=Brunn - ihre Stimmen geben, da der frühere Candidat der nationalliberalen Partei, Herr Pogge, der jedenfalls auch für das Septennat gestimmt hätte, abgelehnt hat, sich wieder aufstellen zu lassen.
Also, Ratzeburger, treu für Kaiser und Reich, für Fürst und Vaterland! treu folgen Männern, wie Moltke und Bismarck! treu sorgen für die Sicherheit des Vaterlands! Darum wählt einig den Herrn von Oertzen=Brunn, von dem Ihr sicher seid, daß er für das Septennat stimmt!
Lehrer Albrecht=Neschow.
Bürgermeister Bicker.
Küster L. Bohn=Demern.
Schulze W. Borchert=Raddingsdorf.
Lehrer C. Breest=Kuhlrade.
Domainenpächt. Breuel=Selmsdorf.
Schulze Burmeister=Kleinfeld.
Schulze Burmeister=Bechelsdorf.
Lehrer Callies=Lübseerhagen.
Organist und Lehrer J. Carlau=Schlagsdorf.
Domainenp. Dierking=Lockwisch.
Domainenp. H. Drews=Zarnewenz.
Schulze H. Dräger=Lauen.
Lehrer H. Dunker=Mannhagen.
Ortsvorst. J. Eckmann=Hammer.
Pastor J. Eulenberg=Schlagsdorf.
Schulze H. Faasch=Selmsdorf.
Lehrer Greve=Bäck.
Lehrer H. Grevsmühl=Klocksdorf.
Schulze Grevsmühl=Retelsdorf.
Schulze J. Grieben=Herrnburg.
Domainenp. Hancke=Gr. Molzahn.
Schulze J. Hartmann=Demern. |
| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |
Domainenpächt. L. Hesse=Römnitz.
Amtsrichter G. Horn.
Pastor Horn=Selmsdorf.
Domainenpächt. Hörcher=Wahrsow.
Pastor Janell=Herrnburg.
Pastor Kaempffer.
Domainenpächter W. Kaiser=Stove.
Lehrer Koopmann=Niendorf.
Realschul=Lehrer Krempien.
Lehrer L. Krüger=Gr. Mist.
Lehrer A. Kuhlow=Sabow.
Pastor Langmann=Carlow.
Lehrer Lenschow=Grieben.
Lehrer Lohse=Gr. Rünz.
Dr. M. Marung.
Lehrer C. Mette=Duvennest.
Lehrer Mette=Palingen.
Schulze Meyer=Schlag=Sülsdorf.
Gerichts=Assessor Dr. Müller.
Lehrer H. Oldörp=Kl. Mist.
Lehrer W. Ollmann=Schg.=Resdorf.
Lehrer W. Ollmann=Schlag=Sülsdorf.
Lehrer J. Otto=Thandorf. |
| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |
Küster J. Piper=Ziethen.
Realschul=Lehrer Pleines.
Domainenp. Rieckhoff=Rabensdorf.
Hauswirth P. Robrahn=Carlow.
Consistorialrath Propst Rußwurm=Domhof Ratzeburg.
Pastor P. Rußwurm=Ziethen.
Lehrer F. Saß=Palingen.
Lehrer W. Schriever=Gr. Siemz.
Domainenp. E. Sick=Schlagsdorf.
Lehrer Simon=Kl. Molzahn.
Lehrer J. H. Spehr=Cronscamp.
Ortsvorsteher J. F. Spolert=Domhof Ratzeburg.
Ortsvorsteher H. Spolert=Bäck.
Amtmann Aug. Staeding=Neuhof.
Lehrer H. Stuth=Walksfelde.
Amtsrath G. W. Wicke=Demern.
Mühlenpächt. Wieschendorf=Maurinmühle.
Schulze Wigger=Rüschenbeck.
Schulze A. Wigger=Sahmkow.
Schulze Wittfoht=Duvennest. |
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten).
Geboren:
D. 4. Jan. dem Landbriefträger Meiburg zu Schönberg eine T.
D. 5. dem Zimmermann Behncke zu Schönberg ein Sohn.
D. 7. dem Lohgerber W. Burmeister zu Schönberg eine T.
D. 8. dem Schneider Meiburg zu Petersberg eine Tochter.
D. 11. dem Zimmermeister Westphal zu Schönberg eine T.
D. 15. dem Lehrer Steinführer zu Schönberg ein Sohn.
D. 16. dem Hauswirth Bohnhoff zu Retelsdorf ein Sohn.
D. 16. dem Hauswirthsanerben Voß zu Wahlsdorf ein Sohn.
D. 16. ein unehel. Sohn zu Kl. Bünsdorf.
D. 17. dem Stellmacher Arndt zu Schönberg ein Sohn.
D. 19. eine unehel. Tochter zu Schönberg.
D. 21. dem Schlachter Gramm zu Schönberg ein Sohn.
D. 27. dem Hauswirth Schleuß zu Lockwisch eine Tochter.
D. 4. Febr. dem Böttchermeister Vitense zu Schönberg eine T.
Gestorben:
D. 2. Jan. Engel Elisabeth Strampffert geb. Klatt, Arbeiterfrau zu Schönberg 76 J. 3 Mon. alt.
D. 5. August Peter Wilhelm Hans Pagel, Handelsmannssohn zu Schönberg, 3 J. 2 M. alt.
D. 6. Catharina Maria Eckmann geb. Bade, Schuhmacherfrau zu Schönberg, 45 J. 9 M. alt.
D. 9. Johannes Heinrich Peter Friedrich Oldörp, Kürschnersohn zu Schönberg, 1 J 8 M. alt.
D. 11. Wilhelmine Mette, Fischräucherertochter zu Schönberg, 13 Tage alt.
D. 11. Johann Joachim Teege, Schmiedemeister zu Lockwisch, 78 J. 7 M. alt.
D. 12. Christoph Heinrich Johannes Hennings, Schlachtermeister zu Schönberg, 56 J. 7 M. alt.
D. 12. Juliane Maria Lenschow geb. Tormann, Schulzenwittwe aus Blüßen, 69 J. 11 M. alt.
D. 22. Wilhelmine Maria Elisabeth Bohnhoff. Arbeitertochter zu Schönberg, 4 J. 5 M.
D. 24. Magdalene Kelling, Lehrertochter zu Schönberg 8 J. 7 Mon. alt.
D. 1. Febr. Jochen Heinrich Gerwig, Kuhfütterer zu Mahlzow, 67 Jahr alt.
D. 2. Friedrich Joachim Stree, Lumpenhändler zu Schönberg, 73 J. 3 M. alt.
Eheschließungen:
D. 8. Febr. Eisenbahn=Hülfswärter Carl August Heinrich Schmöcker zu Schönberg, und Händlerin Rosa Engelhard aus Breitenbach.
Angeordnetes Aufgebot.
Knecht Hans August Heinrich Meier aus Schönberg und Anna Catharina Elisabeth Schnell aus Lockwisch.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 13. Februar.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 12 Seite 5]Beilage
zu Nr. 12 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 11. Februar 1887.
- Das am Sonnabend in Berlin ausgegebene "Armee=Verordnungsblatt" veröffentlicht die Kabinetsordre über die Uebungen des Beurlaubtenstandes zwecks Ausbildung mit dem Repetiergewehr. Nach dieser Ordre sind bei der Infanterie 68 200 und bei den Jägern und Schützen 4800 Mann, einschließlich der vom Kriegsministerium festzusetzenden Zahl von Unteroffizieren zu einer 12tägigen Uebung vom 7.-18. Februar einzuberufen. Heranzuziehen sind die übungspflichtigen Reservisten, mit der jüngsten Jahresklasse beginnend, soweit dieselben noch nicht mit dem neuen Gewehr ausgebildet sind. Der älteste Jahrgang der Reserve, der am 1. April cr. zur Landwehr übertritt (1879), ist von der Uebung ausgenommen.
- Das Confisziren geht jetzt flott. 400 000 sozialdemokratische Wahlflugblätter, die am Sonntag vertheilt werden sollten, sind von der Berliner Polizei beschlagnahmt worden. Das lohnt sich doch. Auch der Wahlakt des elsasser Protestkandidaten Lalance in Mühlhausen hat daran glauben müssen.
- Im Reichstagsgebäude in Berlin werden jetzt die Zuschauertribünen umgebaut, die Zahl der Plätze soll nahezu verdoppelt werden.
- Die berliner Stadtbahn hat am Montag den Tag ihres 5jährigen Bestehens gefeiert. Im ersten Jahr ihres Bestehens beförderte die Bahn etwa 9, im zweiten 12 und im letzten über 15 Millionen Personen. Die größte Zahl der an einem Tag beförderten Personen betrug 45 000; Hauptreiseziel ist und bleibt der Grunewald.
- Ein vornehmer, reicher Russe versetzte unlängst dem Laufburschen eines Berliner Hotels einen so derben Faustschlag auf den Kopf, daß derselbe ohnmächtig zusammenbrach. Im ersten Moment hielt man ihn sogar für tot. Die Verwirrung war groß. Der Wirth erhob ein lautes Geschrei und wollte die Polizei verständigen. "Machen Sie doch nicht so viel Aufhebens," rief phlegmatisch der Bojar, "setzen Sie mir den Jungen einfach auf die Rechnung."
- In einer fidelen Kneiperei in Berlin wurde ein Teilnehmer verurtheilt, 12 große Nordhäuser Schnäpse hintereinander abzutrinken. Auf dem Nachhausewege brach er zusammen und tags darauf war er todt.
- Ein neues Postgebäude ist am Sonntag in Hamburg eingeweiht worden. Staatssekretär von Stephan war zu diesem Zweck von Berlin nach Hamburg gekommen und brachte bei der Feier das Hoch auf den Kaiser aus.
- Die am 1. Februar eröffnete Fernsprechleitung zwischen Bremen und Hamburg funktioniert zur allgemeinen Zufriedenheit.
- Der 23. Allgemeine deutsche Lehrertag findet in den Tagen vom 31. Mai bis 2. Juni in Gotha statt.
- Man schreibt aus Straßburg: Hier spricht man von nichts anderem als von Krieg und wieder Krieg und jede Nachricht, von welcher Seite sie auch kommen mag, wird als auf einen nahen Ausbruch des Krieges deutend aufgenommen. Die fieberhafte Thätigkeit bei den französischen Barackenbauten, die übrigens auch dort errichtet werden, wo keine Sperrforts in der Nähe und somit auch keine "feuchten Kasematten" vorhanden sind, führen diesen Kriegsgerüchten immer neue Nahrung zu. Eine Maßregel der deutschen Regierung an der Grenzstation Noveant bei Metz hat auch die Gemüther sehr aufgeregt. Es wurden nämlich auf dieser Station während mehrerer Tage sämmtliche Reisend französischer Nationalität, welche das 40. Lebensjahr noch nicht überschritten haben und außer Stande waren, ihren Austritt aus dem heimischen Militärverband nachzuweisen, durch die deutsche Grenzpolizei zurückgewiesen. Diese Maßregel ist jedoch wieder aufgehoben und durch eine weniger schroffe ersetzt worden. Daß unter diesen ständigen Kriegsgerüchten Handel und Verkehr schwer leiden, ist klar. Dabei steigen die Preise, namentlich der Kolonialwaaren, da sehr viele Familien sich schon jetzt mit Lebensmitteln in großen Mengen versehen zu müssen glauben. Nächsten Sonntag wird das Militär hier Kriegsstärke haben; denn an diesem Tag werden in Straßburg 7000 Mann Reservisten einrücken. Am 18. d. M. werden abermals Reservisten in derselben Zahl eingezogen werden.
- In Straßburg hat die Kriegsfurcht etwas abgenommen, doch ist sie noch nicht ganz verschwunden. Aus Erkundigungen an bester Quelle, so weit dieselben zugänglich sind, ergiebt sich, daß für einen Offensiv=Stoß keinerlei Vorbereitungen getroffen werden, wohl aber für den Fall einer möglich werdenden Defensive alle Maßregel in der Ausführung begriffen sind. So sollen in Straßburg 6 Proviant=Magazine errichtet werden. Das artilleristische Material ist der Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit. In noch höherem Maße gilt dieses von den Außenforts, deren Gewölbe und Kasematierungen so verstärkt werden, daß sie auch den stärksten neuesten Explosivgeschossen widerstehen können. Sämmtliche Außenforts werden mit einer stärkeren Besatzung als die übliche versehen, um dadurch in den militärischen Wohnungsräumen der Stadt Platz für die Reservisten zu schaffen.
- Ein Elsasser, wie es nicht viele giebt, ist ein Reservist in einem kleinen Dörfchen. Der Einberufungsbefehl traf ihn gerade, als er seine Hochzeit feierte und in fröhlicher Gesellschaft tafelte. Er küßte seine junge Frau, suchte sie zu trösten, daß ihre Flitterwochen gestört worden seien, nahm sein Glas und rief: Kaiser Wilhelm lebe!
- Aus Ingolstadt erhält die "N. Augsb. Ztg." folgende Mittheilung: "Wenn man die fieberhafte Thätigkeit der dortigen Geschützgießerei und Geschoßfabrik beobachtet, so glaubt man, in Kriegszeiten zu leben oder wenigstens vor dem baldigen sicheren Ausbruche eines großen Krieges zu stehen. Seit Neujahr stehen in dieser Fabrik 300 Arbeiter in Beschäftigung, bis 1. April müssen 27 000 Stück Feldgranaten fertig sein, daher wird täglich von 6 Uhr früh bis 10 Uhr Abends mit kurzen Unterbrechungen gearbeitet, selbst an Sonn= und Feiertagen wird nicht ausgesetzt, sondern nur ein paar Stunden früher (um 2 oder 4 Uhr Nachmittags) die Fabrik geschlossen."
- Wie man aus Berchtesgaden schreibt, ist der Königsee nun gänzlich zugefroren und bildet wohl eine der herrlichsten Schlittschuhbahnen der Welt mit seinen koulissenartig aufstrebenden Felswänden und dem Blick auf die in Eis und Schnee schimmernden Berge. Zahlreiche Schlittschuhpartien werden dorthin gemacht, auch die Wildfütterungstände von Fremden und Einheimischen viel besucht.
- In Leitomischl in Böhmen ist der frühere Hausbesitzer und Gastwirth F. Tychi sammt seiner Gattin und seinem Sohn unter der Beschuldigung verhaftet worden, in den letzten 25 Jahren elf Morde vollbracht zu haben. Zur Entdeckung hat der Umstand geführt, daß jüngst eine wohlhabende Dame, welche in Tychi's Gasthof logirte, plötzlich verschwand, worauf das Dienstmädchen alles verrieth.
- Die Cholera ist im Landesspital in Essegg in Slavonien ganz plötzlich ausgebrochen.
- Ueber den jetzt viel genannten französischen Sprengstoff Melinit äußerte sich der Vorsitzende einer englischen Dynamit=Kompagnie in einer kürzlich
[ => Original lesen: 1887 Nr. 12 Seite 6]stattgehabten Generalversammlung: Die Sprengkraft von Melinit, welches für Explosionszwecke ganz ungeeignet ist, beträgt 5 bis 8 Grad weniger als diejenige von Dynamit Nr. 1. Melinit besteht aus Pikrinsäure, die kein neuer Stoff mehr und wiederholt versucht und verworfen worden ist.
- Ein Geistlicher, wie es wohl wenige oder gar keinen weiter giebt, ist der Kanonikus Erskine Clarke an der Pfarrkirche von Battersea in London. Kürzlich hat er den 15. Jahrestag seiner ersten Predigt daselbst gefeiert, wobei er seinen Pfarrkindern erklärte, daß er sich nur als den Verwalter des Einkommens seiner Stelle betrachte und dasselbe nicht anrühren würde, so lange ihn seine Feder ernähre. Während seiner Amtszeit hat der Kanonikus in seinem Kirchspiel neue Kirchen gebaut. Darunter eine ganz auf eigene Kosten. Ebenso hat er seine eigene Pfarrwohnung zu einer Schule hergegeben.
- In einem englischen Städtchen ist vor Kurzem ein Mann im Alter von 68 Jahren gestorben, der allgemein für dürftig gehalten wurde, weil er eine elende Dachstube bewohnte, wie ein Bettler gekleidet ging und sich mit der geringsten Kost, und diese auch nur in geringem Maß, begnügte. Nach seinem Tode fand man ein Vermögen von 5000 Pfund Sterling. Sein einziger Gaumenluxus war Kaffee. Er benutzte aber diese Bohnen dreifach. Zuerst stopfte er sie in eine Pfeife und rauchte sie ungebrannt als Tabak, bis sie gehörig gebrannt waren, nachdem er dann sie gemahlen und als Getränk benützt hatte, trocknete er den Satz, und dieser diente ihm als Ersatz des Schnupftabaks.
- Sarah Bernhardt hat ihre Kunstreise durch Südamerika beinahe beendet. Ihre Einnahmen beziffern sich in annähernder Schätzung auf die horrende Summe von 1 799 000 Francs.
- Noch ein Wort unseres Kaisers. Vor einiger Zeit hatte ein nach Berlin kommandirter höherer Offizier beim Kaiser eine Audienz. Der Monarch ehrte den Offizier durch eine längere Unterhaltung, bei welcher er auch eines verdienten alten Generals erwähnte. "Ja, ein tüchtiger General", sagte der Kaiser, "das ist wahr; nur schade, daß er nicht mehr reiten kann." Nach einer kleinen Pause fuhr der Kaiser fort: "Ich kann ja auch nicht mehr reiten, und ich sage Ihnen", hier neigte er sich dicht an das Ohr des Offiziers, "wenn ich ein gewöhnlicher General wäre, so hätte ich schon längst den Abschied bekommen."
- Der Weg zum Himmelreich. Als dem Grafen Schafgotsch durch den Tod seines Oheims die Herrschaft Schlackenwerth zugefallen war mit der Bedingung, daß er zur katholischen Religion übertrete, benachrichtigte er Friedrich den Großen von seinem Entschluß, die Erbschaft anzutreten und suchte seinem Religionswechsel zu entschuldigen. Der König erwiderte ihm: "Viele Wege führen zum Himmelreich; Euer Liebden haben den über Schlackenwerth eingeschlagen. Ich wünsche glückliche Reise."
Von der Wahlstatt.
(Ballade)
Es ging in die Wahlversammlung der Mann,
Zu Haus blieb die Frau, ihre Thräne, die rann.
"Wann kehrt mir der Theure wieder?"
Die Uhr schlug 12 und die Uhr schlug eins,
Die Lampe schon leuchtete trüben Scheins.
Noch immer nicht kam er, der Theure.
Um 2, da polterts die Treppen hinauf.
Die Frau schließt klopfenden Herzens auf:
2 Freunde sinds mit dem Gatten.
"Er stand, bis er fiel, ein Thurm in der Schlacht,
Hier bringen wir deinen Theuren gebracht.
Wir trugen ihn heim von der Wahlstatt.
Nun sag' uns Dank und belohn uns mild,
Nun fülle mit Geld uns den Schild,
Nun gieb' uns noch etwas zu trinken."
Da öffnet die Frau ihren rosigen Mund,
Laut scholl durch das Haus es: "Ihr Schweinehund' "!
Und hinunter wankten die beiden.
Ein fahrender Künstler.
Erzählung von Herrn. K. Paul.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1887 Nr. 12 Seite 7]Ein fahrender Künstler.
Erzählung von Herrn. K. Paul.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1887 Nr. 12 Seite 8]Ein fahrender Künstler.
Erzählung von Herrn. K. Paul.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
|