No. 10
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 04. Februar
1887
siebenundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 10 Seite 1]

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich

beschäftigen ganz Europa; das beweist eine große Rede, welche der englische Ministerpräsident Lord Salisbury im Oberhause des Parlamentes gehalten hat. England braucht nicht zu befürchten, unbedingt in einen deutsch=französischen Krieg verwickelt zu werden: so viel ist aber sicher, man sieht in London die Möglichkeit eines neuen Krieges mit sehr ernsten Augen an und käme dieser, so würde Großbritannien einen Theil seiner Heereskräfte zu Wasser und zu Lande mobilisiren. Daran würde man auch nicht Unrecht thun, denn, darüber sind wir alle wohl einig, bei einem neuen Krieg zwischen uns und der französischen Republik würde es sich noch um etwas mehr als um 5 Milliarden und 2 Provinzen handeln, dann würde eine Abrechnung erfolgen, daß dem Ueberwundenen Hören und Sehen verginge. Ein solcher Krieg kann Ueberraschungen bringen, die sich vorher gar nicht ahnen lassen, und deshalb thut England Recht, wenn es sich gerade so, wie die Schweiz und Belgien, für alle Fälle vorsieht. In London fürchtet man nicht, daß jetzt schon ein Krieg entstehen kann; Lord Salisbury meint im Gegentheil, die Lage sei durchaus nicht gefährlicher, als sie seit langer Zeit gewesen, und daß auf beiden Seiten die wahre Neigung bestehe, Frieden zu halten. Einen Punkt beobachtet man in London nur argwöhnisch. Deutschland und Frankreich verstärken ihre Streitkräfte und Befestigungen in den Grenzprovinzen; das ist kein Kriegsgrund und ein Staat hat keinen Anlaß, dem andern daraus einen Vorwurf zu machen. Aber die immerwährenden Rüstungen können am Ende ein Mißtrauen herbeiführen, das sich weiter und weiter steigert, bis es seinen Endpunkt in einer Katastrophe findet. Und ehrlich gesagt, dasselbe denkt wohl ganz Deutschland. 16 Jahre haben wir mit Frankreich in Frieden gelebt, wenn auch nicht in wahrer Freundschaft. Heute noch sind wir vor einem Kriege sicher, vielleicht auch noch in 10, möglicherweise auch noch in 20 Jahren, aber dagegen giebt es nun kein Rezept, die Aussicht bleibt: Entweder Deutschland und Frankreich stellen eines Tages durch gütliche Uebereinkunft ihre militärischen Vorbereitungen ein, oder das Pulverfaß explodirt, wenn die Lunte abgebrannt ist. Ein Drittes giebts nicht. Manches Jahr mag noch hingehen, vielleicht mehr denn ein Menschenalter, denn Frankreich weiß, welchen Gegner es hat und was ein unglücklicher Feldzug bedeuten würde, aber kommen wird einst der entscheidende Moment, in dem die Wahl gestellt wird: entweder abrüsten oder losschlagen.
Hocherfreulich ist es, daß die Hoffnung auf eine noch lange währende Dauer des Friedens eine wichtige Unterstützung erhält durch die guten Aussichten auf Lösung der Wirren im Osten Europa's. Das Gericht welches in dem alten Hexenkessel der Balkanhalbinsel zusammengerührt war, hat bei scharfem Feuer lange gekocht, zeitweise wurde sogar ein baldiges Ueberkochen gefürchtet; aber jetzt sinkt die Gluth doch zusammen. Der Russe hat oft versucht, das heiße Gericht zu verzehren; aber jedesmal nur hat er sich gewaltig die Zunge verbrannt, so daß er auf den Schmaus verzichten mußte. Die höchste Gefahr für uns lag darin, daß der russische Selbstherrscher im Aerger über den Fehlschlag seiner Pläne und über die Opposition Oesterreich=Ungarns und Großbritanniens sich dem Franzmann in die Arme warf, um Europa seine Gesetze zu diktieren. Dann wäre die Aussicht auf einen Krieg, einen Weltkrieg, wie er kaum jemals dagewesen, sehr nahe gerückt gewesen, und wenn wir auch guten Muths ihn hätten im Einvernehmen mit Oesterreich=Ungarn, England und Italien beginnen können, ein siegreicher Krieg bringt doch immer noch größeren Schaden als Nutzen. Deutschland bewahrte eine kluge und vorsichtige Haltung. Nicht nur unsere Beziehungen zum Zarenreiche blieben leidlich, vor allem wurde der schwere Konflikt zwischen Rußland und Oesterreich verhütet. In Frankreich hat man ganz gewiß stellenweise geheime Hoffnungen auf eine Allianz mit Rußland zur Einleitung des Revanchekrieges gehegt. Daraus ist aber nichts geworden und wird auch nichts werden; über den Berg sind wir glücklich fort, und der sich immer mehr vereinfachende Lauf der bulgarischen Angelegenheiten garantiert, daß wir nicht so bald auf die gefährliche Stelle zurückkommen. Frankreichs Vereinsamung ist besiegelt. Sie wird vor allem nützen, den Frieden zu erhalten; denn selbst bei der mächtigsten Anspannung aller Kräfte kann man doch nur schwer darauf hoffen, allein den Sieg zu erringen. Das können wir sagen, ohne uns zu überheben, und zähneknirschend müssen selbst die größten Revancheschreier in Paris das bekennen. Daraufhin wollen und können wir auch ruhig abwarten, was die Zukunft bringt.


Prinz Heinrich von Preußen ist zu kurzem Besuche in Darmstadt angekommen. Zum Frühjahr soll der Prinz ein eigenes Schiffskommando erhalten.
Ueber die angekündigte Kundgebung des Papstes an die Centrumspartei ist etwas Zuverlässiges immer noch nicht bekannt. Festzustehen scheint aber, daß der Papst früher bereits den Wunsch ausgesprochen hat, die Centrumspartei möge für das Militär=Septennat stimmen. Die Köln. Ztg. bemerkt hierzu: "Es wird behauptet, die Person oder die wenigen Personen, an welche die päpstliche Kundgebung gerichtet gewesen, hätten dieselbe geheim gehalten und der versammelten Fraktion nicht mitgetheilt, um für jeden Preis den Sieg der Regierungsvorlage zu verhindern. Wäre der gesammten Fraktion bekannt gegeben worden, welch' hohen Werth der Papst auf das Entgegenkommen des Centrum's in dieser Frage legte, so wären zweifellos hinlänglich viele Mitglieder entschlossen gewesen, für die Regierungsvorlage einzutreten."
Ueber Bismarck ist ein treffendes Wort verbreitet: was er gethan hat, wird gepriesen und angestaunt, was er thut, wird bemäkelt und verdächtigt.
Unter den Unwahrheiten, mit denen von der Opposition gegen das Septennat die deutsche Wäh=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 10 Seite 2]

lerschaft beeinflußt wird, nimmt die Behauptung: "alle Parlamente" Europas hätten das Recht, alljährlich durch den Etat die Friedensstärke des Heeres festzustellen, eine hervorragende Stelle ein. Die "National=Zeitung" bemerkt dem gegenüber folgendes: Frankreich hat die Einrichtung, welche man bei uns "Aeternat" nennt; die Friedensstärke ist durch Gesetz bis zur Abänderung desselben normirt, nur auf dieser Grundlage erfolgt die Budgetbewilligung. In Oesterreich wird für Perioden von zehn Jahren die Kriegsstärke bestimmt, aus welcher sich durch Berechnung ebenso die Friedensstärke ergiebt, wie bei uns umgekehrt aus dem Friedensstand die Kriegsstärke. Rußland hat bekanntlich überhaupt keine Volksvertretung. Also bei den drei großen Militärmächten, welche als unsere Nachbarn für uns als Freunde oder Feinde in Betracht kommen, besteht nirgends eine Einrichtung, welche das Heerwesen von parlamentarischen Beschlüssen abhängig machen würde.
Wie würde es heute und schon länger um den Frieden stehen, wenn die Franzosen einen Feldherrn wie Moltke und einen Staatsmann wie Bismarck hätten? Wie trägt und hebt den General Boulanger die bloße Hoffnung der Franzosen, daß er ein guter Heerführer sein werde, auf die höchste Höhe der Popularität, so hoch, daß die besonneneren Franzosen ihn für eine Gefahr ihres Landes und der Republik ansehen und ihn zu beseitigen suchen. Und doch hat er noch niemals auch nur ein Heer von 100 000 Mann geführt. Unter Moltke, der siegreiche Leiter und Führer der größten Armee, welche die Welt je gesehen, will einen neuen Krieg verhüten und setzte für eine mäßige Vermehrung und Stärkung des deutschen Heeres sein Wort feierlich ein, um eine furchtbare Gefahr zu beschwören, die Gefahr, daß die Franzosen einen Krieg um so eher beginnen, je mehr sie sich Deutschland überlegen halten; und wie antwortete ihm die Volksvertretung des Reiches? Und wie werden ihm die Wähler des neuen Reichstags antworten?
In Wien glaubt man allgemein, daß auch für Oesterreich der Erlaß eines Pferdeausfuhrverbotes bevorstehe.
Viel besprochen wird in Berlin ein Artikel der "Post", welcher die Ueberschrift "Auf des Messers Schneide" trägt. Es heißt in demselben, die Stellung Boulangers sei nicht nur befestigt, sondern zur Zeit vielleicht unangreifbar. Der General, gestützt auf die Radikalen und Chauvinisten, beherrsche auch die friedliebenden Massen in Frankreich, weil diese nicht im Stand seien, ihren Wünschen annehmbare Gestalt zu geben, vielmehr durch jahrelanges Schüren in ihrem Urtheil verwirrt seien. Dieser Zustand könne nur durch eine verständige Regierung geändert, vielleicht durch eine glückliche Eingebung zur Annahme des wahren Friedens gelenkt werden. Aber eine Regierung unter Boulanger werde kaum noch möglich sein. Derselbe sei der Herr der Lage in einem Grade, wie es weder Thiers noch Gambetta gewesen seien. Aber er könne die Lage nur durch Fortsetzung des kriegerischen Impulses beherrschen, den er ihr gegeben habe. Nach den Eindrücken aller Beobachter würden die Rüstungen in Frankreich mit fieberhafter Energie betrieben. Boulanger habe es nicht mehr in der Hand, das französische Volk in die Friedensbahn zurückzulenken, oder er müßte seinen Platz räumen mit dem Vorwurf beladen, Frankreich an den Rand großer Gefahr geführt zu haben.
Kriegsminister Boulanger hat angeordnet, daß französische Offiziere nur auf kürzeste Zeit beurlaubt werden dürfen. Beurlaubungen nach Elsaß=Lothringen und nach Deutschland behält er sich persönlich vor.


- Schönberg. In Schlag=Sülsdorf ist am Dienstag ein bedauerlicher Unglücksfall vorgekommen, indem der 10jährige Sohn eines dortigen Hauswirths von der Verkoppelung des Gestänges einer Dreschmaschine erfaßt und, bevor die Maschine zum Stehen gebracht werden konnte, mehrere Male umher geschleudert wurde. Das Kind ist, sehr schwer beschädigt durch mehrmalige Arm= und Beinbrüche, auf Anrathen der Aerzte nach Kiel in die Klinik geschafft.
- Wie bekannt, würde der eben aufgelöste Reichstag zum Herbst Neuwahlen nothwendig gemacht haben, da dann die Legislaturperiode abgelaufen ist. Daraus hat sich nun vielfach die Annahme entwickelt, die Neuwahl würde einen Reichstag nur bis zum Herbste wählen, worauf dann die ordentlichen Wahlen erfolgen würden. Diese Annahme ist unrichtig. Durch die Reichstagsauflösung ist die Legislaturperiode allerdings vorzeitig geschlossen, und es wird nun ein neuer Reichstage und zwar auf drei Jahre, gewählt. Das Mandat der Abgeordneten dauert, vom Tage der Wahl an gerechnet, drei Jahre.
- Dem diesjährigen Subskriptionsball im Berliner Opernhause wohnte die gesammte kaiserliche Familie mit Ausnahme der Prinzessin Wilhelm bei. Der Kaiser nahm diesmal an dem Umgang nicht theil, welcher vom Kronprinzen und der Kronprinzessin eröffnet wurde. Der Kaiser erschien sehr heiter. Besonders lange unterhielt sich der Kaiser mit der Gemahlin des französischen Botschafters Herbette, einer lebhaften Pariserin, was gerade in der gegenwärtigen Periode der Kriegsgerüchte außerordentlich bemerkt wurde. Um 11 Uhr erst zog der Kaiser sich zurück. Der Ball selbst dauerte bis 3 Uhr Morgens.
- Hundertundein Kanonenschuß, so hießt es, wurden am Sonnabend in Berlin zur Begrüßung des jüngsten preußischen Prinzen abgefeuert. Thatsächlich waren es aber nur zweiundsiebenzig. Das hierüber giltige Reglement ist aus dem Jahre 1859 und verdankt seine Entstehung dem General=Feldmarschall Grafen Wrangel. Danach kommt nur dem Kaiser 101 Kanonenschuß zu, Während jeder Prinz, auch der Thronfolger, 72 Kanonenschüsse als Salut empfängt. Bei einer Prinzessin beträgt die Zahl der Schüsse 36. Insoweit diese Schüsse auf die Geburt eines Prinzen oder einer Prinzessin Bezug haben, ist dem Reglement noch ein Zusatz beigefügt, welcher besagt, daß bei der Geburt von Zwillingen die Zahl zu combiniren sein, also 72 und 72, oder 72 und 36, oder 36 und 36. Ein Salut von 101 Kanonenschuß würde bei der Geburt eines Prinzen nur dann abgegeben werden, wenn dieser der nachgeborene Sohn eines verstorbenen Königs, also der bis zu seiner Großjährigkeit durch eine Regentschaft vertretene Inhaber der Krone wäre.
- Das in Kassel und Hanau garnisonierende Infanterie=Regiment Nr. 97 wird nach Saarburg am 1. Juli verlegt, das in Hagenau liegende Hessische Jäger=Bataillon Nr. 11 kommt nach Marburg, das bisher dort liegende 2. Bataillon des Hessischen Füsilier=Regiments Nr. 80 wird am 1. April die Baracken bei Mainz beziehen und dann am 1. Juli nach Hanau in Garnison rücken. Das neu zu errichtende Infanterie=Regiment Nr. 137 wird nach Hagenau verlegt.
- In der Patronenfabrik in Spandau ist bis auf weiteres die Nachtarbeit eingeführt.
- Die "Militär=Zeitung" setzt ihre Mittheilungen über das neue Repetiergewehr, oder wie der technische Ausdruck lautet, Magazingewehr, fort und beschäftigt sich insbesondere mit der neuen Waffe im Gefecht. Die Fähigkeit des Gewehres, auf kurze Zeit eine beschränkte Zahl von Schüssen bis zu zehn, in denkbar größter Schnelligkeit hinter einander abzugeben, macht es erforderlich, daß man sich über die richtige Verwendung der Waffe klar wird und insbesondere die Momente rasch und richtig auffaßt, in denen die Abgabe des Magazinfeuers geboten ist. Im Allgemeinen bleibt das Gewehr ein Einzellader und nur in besonderen Fällen darf von seiner Eigenschaft als Magazingewehr Gebrauch gemacht werden. Das Magazin ist zwar schon vor Beginn des Gefechtes zu füllen, die Führer aber haben darauf zu achten, daß die Magazinpatronen nur in den geeigneten Momenten verbraucht werden. Wann diese Momente im Offensiv= wie im Defensiv=Gefechte eintreten, erörtert das genannte Blatt genau; es sind ihrer nur wenige, aber immer die entscheidenden: bei der Offensive vor Allem der Augenblick, in dem die Sturmkolonnen an die Schützenlinie herankommen, sowie der, in dem der Feind einen Gegenangriff ausführt oder plötzlich größere Kavalleriemassen auftreten, bei der Defensive der Moment, in dem der Angreifer sich zum Einbruch bereit macht, insbesondere die letzte Strecke von ca. 200 m durchläuft. Eine ganz besondere Ueberlegen=

[ => Original lesen: 1887 Nr. 10 Seite 3]

heit wird außerdem das Magazingewehr im Vorposten= und Patrouillendienst gewähren, indem es den Mann in den Stand setzt, feindlichen Reitern und Patrouillen einen recht bedeutenden Widerstand entgegenzustellen. Ebenso wird bei allen Nachtgefechten, wo die Ziele nur auf kurze Entfernung plötzlich sichtbar werden - und wir werden bei einem künftigen Kriege viel mehr als bisher mit Nachtgefechten zu rechnen haben. - Der Besitz eines stets feuerbereiten Magazingewehres das Gefühl von Unsicherheit und Befangenheit, das jedes Nachtgefecht im Menschen erweckt, weit weniger aufkommen lassen, wie denn überhaupt der moralische Einfluß, den das Magazingewehr auf den Besitzer, wie auf den Gegner ausübt, nicht zu unterschätzen ist. Wenn das Gefühl der Ueberlegenheit gegenwärtig in der deutschen Armee noch nicht vorhanden ist, so liegt dies nach der Ansicht der "Militär=Zeitung" nur daran, daß die Einführung der Waffe noch ganz neu ist und daß bei dem Mangel einer Instruktion über die Verwendung des Magazingewehres zur Zeit noch Unsicherheit und Unkenntniß herrscht.
- Derouléde hat von seinen Moskauer Gesinnungsgenossen eine silberne Figur zum Geschenk erhalten, die Rußland darstellt, das mit Schild und gesenktem Schwert zum Angriff bereit ist.
- In Paris herrschte am Sonnabend so dichter Nebel, daß Polizisten an den Kreuzungsplätzen mit Fackeln aufgestellt werden mußten.
- Das Wachstum des Menschen. Die Beobachtungen, die man über das Wachsthum des Menschen angestellt, haben folgendes ergeben: Am schnellsten wächst der Mensch in dem ersten Jahre seines Lebens; seine Zunahme beträgt während desselben ungefähr 8 Zoll. Bis zum Alter von drei Jahren wird das Wachsthum allmählich ein geringeres, und mit 3 Jahren hat der Mensch die Hälfte der Größe erreicht, die er als Ausgewachsener erlangt. Von fünf Jahren wächst der Mensch gleichmäßig bis zum sechzehnten Jahre und zwar beträgt die jährliche Zunahme unter gewöhnlichen Verhältnissen 2 Zoll. Mit 16 Jahren wird das Wachsthum ein geringes nur 6/10 Zoll nimmt in jedem der beiden folgenden Jahre der Mensch zu und von 18 bis 20 Jahren wächst er nur selten mehr als 1 Zoll Mit dem 25. Jahre hört in den meisten Fällen das Wachsthum auf.


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Anzeigen.

1. Der Wollspinner Carl Ernst Viehweg, geb. den 1. Juni 1856 zu Hammerbrück, Kreis Auerbach,
2. der Lehrer Felix Paul Christian Johannes Fischer, geb. den 7. März 1861 zu Schönberg in Mecklb.,
beide zuletzt in Schönberg in Meckl., werden beschuldigt, als beurlaubte Reservisten ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, Uebertretung gegen §. 360 No. 3 des Strafgesetzbuchs.
Dieselben werden auf

Freitag, den 18. März 1887,
Vormittags 10 Uhr,

vor das Großherzogliche Schöffengericht zu Schönberg zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzoglichen Bezirkskommando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden.
Schönberg, den 31. Januar 1887.

Der Großherzogl. Amtsanwalt.
(gez.) Müller.
                                                                  Beglaubigt
(L. S.)                                                         W. Freitag, A.=G.=Diätar.


Holz=Auction Nr. 14.

Am Donnerstag, den 10. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen in Selmsdorf öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz folgende Holzsortimente aus den Palinger und Lauer Tannen verkauft werden.
                            38 Rmet. kiefern Kluft,
                          715 Rmet. Nadelholz Knüppel,
                            14 Fuder kiefern Durchforstholz I Cl.
Schönberg, den 1. Februar 1887.

                                                    Der Oberförster:
                                                                C. Hottelet.


Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz

Die 34. ordentliche General=Versammlung der Herren Verreins=Mitglieder wird

am 3. März d. Js., Morgens 11 Uhr,

zu Schwerin in Stern's Hotel stattfinden, und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1886 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1886/7, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1885/6.
2. Wahl eines Districts=Vorstehers im 3. District, da dessen Dienstzeit abgelaufen.
3. Wahl neuer Taxanten für diejenigen Herren, welche statutenmäßig ausscheiden.
4. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 28. Januar 1887.

Die Direction.
M. v. Leers auf Mühlen=Eixen.


Waffen

Prämirt auf der Hamburg-Altonaer Internationalen Ausstellung 1869 mit der grossen silbernen Medaille.)
Revolver in allen Systemen u. Größen, Lefaucheur, Centralfeuer u. Randfeuer, (letztere auch echt amerikanische), Büchsflinten, Pürschbüchsen, Entenflinten, Vorder- und Hinterlader-Scheibenbüchsen Flober-Salonbüchsen (Techins), in den neuesten Systemen u. Zimmerstutzen, Gartenbüchsen, Bolzenbüchsen, Luftgewehre, Luftpistolen, Stockflinten in Lefaucheur und Centralfeuer, Schiess-Spazierstöcke neuester Construction, Lefaucheux-Pistolen, Terzerole, Flobert-, Salon- und Scheibenpistolen, Revolver-Todtschläger mit Dolch; Lebensvertheidiger Schlagringe, Dolch- und Degenstöcke, Dolchmesser, Dolche, Säbel, Degen, Hirschfänger, Jagdmesser, Fechterklingen- und Utensilien, Schiess-Scheiben, Patronen, Patronenhülsen, Patent-Jagdschrot (Hagel), Schiesspulver, Zündhütchen und Munition aller Art (auch Raketen) zu allen Schußwaffen, sowie sämmtliche Jagd-Artikel und Requisiten für Jäger etc. etc. empfiehlt die Waffenfabrik von

F. W. Ortmann in Solingen
Preislisten versende franco und gratis.


Masken
in ausnahmsweis großer Auswahl empfiehlt billigst
                                                    H. Brüchmann.


Eine 3 Jahre alte                                                    
Ziege

ist preiswürdig zu verkaufen. Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes.


Am Sonntag d. W. ist auf dem Wege von der Kirche bis zum Bahnhofe
ein seidenes Halstuch
und am Donnerstag v. W. in der Sabowerstraße ein schwarzes Mohairtuch verloren worden. Gefl. abzugeben gegen Belohnung in der Expedition dieses Blattes.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 10 Seite 4]

Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha
Auf Gegenseitigkeit errichtet im Jahre 1821.
Bekanntmachung.

Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Geschäftsjahr 1886 beträgt die in demselben erzielte Ersparnis:

75 Procent

der eingezahlten Prämien.
Die Banktheilhaber empfangen, nebst einem Exemplar des Abschlusses, ihren Dividenden=Antheil in Gemäßheit des zweiten Nachtrags zur Bankverfassung der Regel nach beim nächsten Ablauf der Versicherung, beziehungsweise des Versicherungsjahres, durch Anrechnung auf die neue Prämie, in den in obigem Nachtrag bezeichneten Ausnahmefällen aber baar durch die unterzeichnete Agentur, bei welcher auch die ausführliche Nachweisung zum Rechnungsabschluß zur Einsicht für jeden Banktheilnehmer offen liegt.
Schönberg, im Februar 1887.

                                                    Wilh. Schrep.
                                                    Agent der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha.


Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck
bis Ende Februar
von allen Artikeln des reichhaltigen
Konfektion- und Manufakturwaarenlagers.


Zum Ball
am Freitag, den 4. Februar cr. ladet ergebenst ein                          
Sülsdorf.                                                     J. Wienck.


Zu dem am Mittwoch, den 9. Februar bei mir stattfindenden

Maskenballe

erlaube mir ein geehrtes Publikum von Stadt und Land hierdurch ergebenst einzuladen.

Eine elegante, billige Garderobe steht dem geehrten Publikum vom Dienstag, den 8. Februar ab in meinem Hause zur Verfügung.

Entree 1 Mk.
Nummerirter Platz 1 Mk. 25 Pf.,
Maskenbillets 1 Mk.

sind hei den Herren Buchbinder Hempel, Cigarrenfabrikanten Rieckhoff, sowie in meinem Hause zu haben.

                                                    J. Boye.


Stadt Lübeck.
Am Mittwoch, den 16. d. Mts.                          
Grosser Maskenball
Entree für Masken 50 Pf.
Wozu ganz ergebenst einladet                                                    
                                                    J. H. Freitag.


Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.

                                                    D. Mahler, Hannover.


Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei

                                                    Emil Jannicke, Bandagist.


Suche zu Ostern einen zuverlässigen Knecht der Ackerarbeit kennt und mit Pferden umzugehen versteht, selbiger muß auch Stelle eines Hausknechts vertreten können.

                                                    H. Spolert.

Baeck im Januar 1887.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Am Sonntag, den 6. Februar d. J., Nachmittags 2 1/2 Uhr

ordentliche Versammlung

im Vereinslokale.

Tagesordnung

          1. Beschlußfassung über Abminderung des vierteljährlichen Beitrages.
          2. Vereinsangelegenheiten.

                                                    Der Vorstand.


Gesucht in Schönberg zu Ostern:                                                    
Ein älterer Kuhfütterer,

(Wittwer oder unverheirathet). Reflectanten wollen sich in der Expedition dieses Blattes melden.


Dem unbekannten Herrn P. B. Dank vielen Dank für seinen sinnreichen Brief. - - -- Sind Sie Ausländer??? - - Die Orthographie - - brrrrrr. Sie schreiben: 1 oder 2, die meiner würdig, - hm, schön, sehr schön. Wann haben Sie ihr Heiraths=Comtoir eröffnet? -


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Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 6. Februar.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr): Lehrer Steinführer.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1887 Nr. 10 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 10 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 4. Februar 1887.


- In Grevesmühlen soll demnächst ein Maskenball stattfinden, wobei Schneebälle geworfen werden sollen, von denen einer einen Fünfmarkschein enthalten wird. Die Bälle dürfen nur von kostümirten Personen gesammelt werden.
- Eine entsetzliche Blutthat - ein Brudermord - ist am Donnerstag in St. Tonis am Nieder=Rhein verübt worden. Zwei Brüder, die Söhne eines dortigen Bäckermeisters, geriethen in Streit, wobei der eine dem andern ein Messer in den Oberschenkel bohrte. Infolge des Lärms eilte ein dritter Bruder herbei und dieser erhielt nun von dem wüthenden Messerhelden einen Stich in den Hals, der die große Schlagader durchschnitt und den sofortigen Tod des Verletzten herbeiführte.
- Seit langen Jahren hat der Eislauf nicht so andauernd geübt werden können, wie seit dem großen Schneefall vor Weihnachten v. J. Die Schneemassen haben in Mittel= und Süddeutschland eine solche Kälte verbreitet, daß der wiederholt, zuletzt am 23. Januar eingetretene Tauwind nicht durchdringen konnte. Die Flüsse, besonders der Main und Rhein führen von Neuem Treibeis und die schon einmal weggezogenen Möven und Eisvögel tummeln sich von Neuem auf den dahinziehenden Eisschollen. In Frankfurt a. M. werden fast tägliche Eisfeste mit Musik, Abends mit elektrischer Beleuchtung auf den Teichen des zoologischen Gartens und des Palmengartens veranstaltet. Der Ruderclub und auch die Turnvereine unternahmen öffentliches Preislaufen, bei welchem die jugendlich flinken, 15jährigen Eissportmännern den Rang ablaufen. Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort, doch schneller noch der Knabe in dem Sport. Sogar Quadrillen, Rückwärts=Wettlaufen auf dem Eise werden veranstaltet und erhebliche Preise für die Sieger gestiftet, welche meist halbwüchsigen Knaben zufallen.
- Die berühmte Sophienkirche in Konstantinopel geht ihrem Verfall entgegen. Sowohl im Aeußern wie im Innern, berichtet ein Architekt, hat der Verfall in einer Weise zugenommen, daß man dem gigantischen Bauwerk kaum noch ein Jahrhundert zuerkennen kann. Im Innern sind die Capitäle der unteren Säulen, zwischen welchen man in die Nebenschiffe hineinsieht, und weiter jene der darüber befindlichen Emporen fast sämmtlich verstümmelt, die Archivolten von Rißen durchsetzt und die oberen Wandflächen geborsten. An den Wölbungen der Absiden des Mittelschiffes erkennt man unzählige feine Risse, welche einen baldigen Einsturz befürchten lassen. Und die 4 Winkelpfeiler und deren Biegungsbogen, auf welchen die 30 Meter Spannweite besitzende Kuppel ruht, weisen ebenfalls deutliche Spuren auf, daß ihnen bald die Last, welche sie tragen müssen, zu schwer wird. Kurz, nach der Schilderung befindet sich die Sophienkirche in dem Zustand gräulicher Verwahrlosung; die türkische Regierung trägt eben nur in der ungenügendsten Weise für die Erhaltung des Bauwerks Sorge. Die gewöhnliche Art der Restauration ist einfach die, daß die Risse mit Stucco zugeschmiert werden; selbstverständlich wird durch ein solches Verfahren die Stabilität der tragenden Mitglieder nicht erhalten. Leider sollen sich auch einige andere, ehemals christliche Gotteshäuser, welche nach dem Untergang des byzantinischen Kaiserreiches von den osmanischen Eroberern zu Moscheen eingerichtet worden sind, in ähnlicher Verfassung wie die Sophienkirche sich befinden. Ganz besonders seien die Kodja Mustafu Pascha Dzambissi, die ehemalige Andreaskirche, welche der Justiniani'schen Epoche nicht fern steht, und die 918 erbaute Grabkirche des Romanus Lacapenus, die jetzige "Budruns Dzamissi", stark gefährdet.
- Das Raisonniren beim Skatspiel! Jeder Kartenspieler wird die Wahrnehmung gemacht haben, daß bei keinem anderen Spiel so viele Unliebenswürdigkeiten zum Vorschein kommen, wie gerade bei dem so schönen "Skat". Dies Spiel ist doch auch gewissermaßen nur als eine Erholung von des Tages Last und Mühen anzusehen; um so wunderbarer ist diese Unsitte, die fast überall Eingang gefunden zu haben scheint. Bei jedem anderen Spiele wird zwar auch die Unzufriedenheit mehr oder weniger laut zum Ausdruck gebracht und über das vermeintliche Pech geklagt; bei keinem anderen hängt man aber in gleichem Maße von der Gunst der Karten und vom Mitspiel des Aiden so ab, wie beim "Skat". Mit schlechten Karten vermag auch der "gerissenste" Spieler nur wenig auszurichten, und wer gewöhnt ist, sonst immer einen "Jungen" zu tourniren, wird durch andauerndes Mißgeschick doppelt verdrießlich gestimmt werden. Dann bleibt eben nur noch "Stuhlumdrehen" übrig, und hat auch dieses nicht den erhofften Erfolg, so wird nach altbewährter Skatregel zum Raisonniren übergegangen; denn Eins muß ja helfen! - Von den eigenen Karten überträgt sich dieses aber gar leicht auf das Spiel des "Mannes". Durch ein einziges geringes Versehen des Partners kann ja freilich oft das beste Gegenspiel umgebracht werden. Liegt es darum schon in der Natur des Spielers, jeden vermeintlichen Fehler zur Sprache zu bringen, so wird ein wirklich gemachtes Versehen von dem "im Pech Sitzenden" doppelt schwer empfunden, und die monirenden Worte werden dieser "gehobenen" Stimmung entsprechen. Manchmal ist solch Fehler aber nur ein scheinbarer; die Vertheilung der Karten macht es eben unmöglich, auf die Intentionen des Mitspielers eingehen zu können. Der Angegriffene vertheidigt sich also, und da doch gewöhnlich jeder am richtigsten gespielt zu haben meint, entspinnt sich die schönst "Leichenrede", ja selbst der unerquicklichste Zank, bis - von Neuem "gereizt" wird. Denn Gott sei Dank werden solche in der "Hitze des Gefechtes" entschlüpfte Aeußerungen von "richtigen" Skatspielern nicht auf die Goldwaage gelegt, sondern sind vielmehr dazu bestimmt, auch den "Kibitzen" einen Hochgenuß zu bereiten.
- Nach dem Vorbilde der Kleiderhandlung Goldene 110 in Berlin hat ein Pegasinus der Reklame, ein dortiger Zigarrenhändler für seine Waare folgende Empfehlung gewählt, welche sich auf den von ihm vertheilten Zigarrendüten befindet:
        Es liegt nicht blos im Mädchenkuß,
        In Geld und Gut ein Hochgenuß;
        O nein! Man kann sich auch vernarr'n
        In guten Tabak und Zigarr'n!
        Tabak, Zigarr'n! O Götterkraut,
        Das uns von Herzen angetraut
        Du bist und bleibst für alle Zeit
        Des Mannes Stolz, des Mannes Freud!
        Und wißt Ihr, wo Jahr aus Jahr ein
        Zigarr'n stets billig, pik und fein?
        Wer noch nicht kennt den braven Mann,
        Schau sich die Vorderseite an!
        Wenn das nicht "zieht!", dann zieht nichts mehr.


Ein fahrender Künstler.
Erzählung von Herrn. K. Paul.
(Nachdruck verboten.)

[ => Original lesen: 1887 Nr. 10 Seite 6]

Ein fahrender Künstler.
Erzählung von Herrn. K. Paul.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]


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