[ => Original lesen: 1887 Nr. 9 Seite 1] Nr. 4 des Offic. Anzeigers pro 1887 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betr. Ausführung des Reichsgesetzes über die Beseitigung von Ansteckungsstoffen bei Viehbeförderungen auf Eisenbahnen vom 25. Februar 1876.
(2.) Bekanntmachung, betr. die Durchschnittspreise des Monats December 1886.
(3.) Bekanntmachung, betr. die Mutual Life Insurance Company of New-York.
(4.) Bekanntmachung die Beschädigung der Telegraphenanlagen betreffend.
Am 29. Januar 1 Uhr Morgens wurde die Prinzessin Wilhelm zu Potsdam von einem Prinzen glücklich entbunden. Der glückliche Vater meldete dem Kaiser bald darauf dies frohe Ereigniß.
Wie jedesmal nach erfolgter Ausstattung der Linien=Regimenter mit einer neuen Waffe, so sollen auch diesmal nach vollendeter Einführung des neuen Repetiergewehres die Mannschaften des Beurlaubtenstandes nach und nach einberufen werden. Die erste Einberufung soll etwa 71 000 Mann der Reserve umfassen und schon in Kürze bevorstehen. Der Kaiser, welcher persönlich diese Maßnahme einigen höheren Offizieren zuerst angekündigt hat, unterließ dabei nicht, ausdrücklich zu betonen, daß dieselben mit den jetzigen Kriegsgerüchten außer allen Zusammenhang stehe und lediglich eine Forderung des regelmäßigen Dienstes sei.
Ueber den Tag, an welchem der neue Reichstag zusammentreten soll, werden verschiedene Angaben verbreitet. Sicher ist bis jetzt nur, daß seine Einberufung Anfang März erfolgen wird, damit sowohl der Etat wie die Militärvorlage noch vor dem 1. April festgestellt werden könne. Ob der Reichstag am 3. oder 8. März zusammentritt, wird von praktischen Erwägungen, namentlich auch von der Zahl der Stich= und Nachwahlen abhängen.
Eine hochbedeutsame Nachricht kommt aus München. Die dortigen "Neuesten Nachrichten" wollen aus "unantastbarer Quelle" erfahren haben, der Reichskanzler sei im Besitz einer sehr entschiedenen Aeußerung des Papstes über die Stellung des Centrums in den gegenwärtigen Fragen. Diese Aeußerung werde für die Stellung der Katholiken entscheidend sein, den katholischen Klerus von der Wahlagitation fernhalten und aus den Reihen der Opposition drängen. Das Centrum werde sich entscheiden müssen, ob es fernerhin dem Papst oder dem Abg. Windthorst folgen wolle. Die päpstliche Kundgebung sei so deutlich, daß der Ungehorsam direkte Unbotmäßigkeit gegen den Papst bedeute. Fürst Bismarck werde die Kundgebung im geeigneten Moment veröffentlichen. - Windthorst hat im preußischen Landtag auf eine ähnliche Anspielung Bismarck's geantwortet: der Papst mische sich nicht in die inneren Angelegenheiten eines Landes. Wir müssen deshalb abwarten, wer Recht behalten wird.
Großen Eindruck hat die Erklärung Bismarcks an das Centrum im preußischen Abgeordnetenhaus gemacht: Der Papst ist ein Mann, der den Frieden erhalten will, und die Wähler werden noch vor den Wahlen davon überzeugt werden.
Es ist nicht unbemerkt geblieben, daß Fürst Bismarck in den letzten Tagen sowohl mit dem Kaiser als auch mit dem Kronprinzen wiederholt Besprechungen gehabt hat.
Generallieutenant Verdy du Vernois in Königsberg ist zum Kommandanten von Straßburg ernannt worden. Er gehört zu den befähigsten Offizieren der Armee und ist einer der Lieblinge des alten Moltke. Seine Berufung auf diesen sehr verantwortlichen Posten wird in militärischen Kreisen sehr bemerkt.
In Bayern ist das Gerücht verbreitet, der Zar wolle im März die bayerischen Königsschlösser besuchen.
Fürst Leopold von Hohenzollern=Sigmaringen wird als Reichstags=Kandidat auftreten. Er hat sich bereit erklärt, gegen das Centrum im Wahlkreis Düsseldorf sich aufstellen zu lassen.
In Wilhelmshaven herrscht große Freude. Am Mittwoch ist die Kreuzerkorvette "Luise" mit den abgelösten Mannschaften der Kriegsschiffe "Habicht" und "Cyklop" von Kamerun wohlbehalten auf der Rhede dort eingetroffen.
Schon in der Bibel wird der russischen Gefahr gedacht. Der hebräische Prophet Hesekiel verkündet, daß der Fürst von Roß, Mosch und Tubal aus dem Norden herbeikommen werde vom Land des Gog oder Magog, welches alle Bibelausleger für das alte Skythien und das heutige Rußland halten, um sich auf die Auserwählten des Herrn zu stürzen. Die Bezeichnung der Bibel ist völlig klar. Roß ist der slavische Name der Russen. Mosch ist Moskau, Tubal bedeutet die sibirische Hauptstadt Tobolsk und die Reiterschwärme, die dem Fürsten von Roß Heerbann leisten, sind die Kosackenhorden. (Herr Ewald Paul behauptet in seiner Flugschrift: "Der Kampf um die Weltherrschaft", der Zusammenstoß zwischen Russen und Deutschen ["die Auserwählten des Herrn"?] sei unvermeidlich und beruft sich sogar auf Bismarck, der den Stoß abgelenkt hat.)
Die Tage des französischen Kabinet Goblet scheinen wahrhaftig schon gezählt zu sein. In Paris sollen täglich Besprechungen zwischen Ferry, Freycinet und Leon Say stattfinden, um das Kabinet zu stürzen. Es handle sich besonders um die Entfernung der radikalen Mitglieder, namentlich Boulangers, als dessen vermuthlicher Nachfolger als Kriegsminister General Lewal genannt wird. Präsident Grevy soll mit dem Plan einverstanden sein, dessen Gelingen vor der Hand freilich noch fraglich ist.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 9 Seite 2]Verfälschte schwarze Seide.
Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. - Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die "Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterlaßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik=Dépôt von G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von seinen ächten Seidenstoffen an Jedermann, und liefert einzelne Roben und ganze Stücke zollfrei in's Haus.
Anzeigen.
Auf den Antrag der Vormünder der Wilhelmine Schröder zu Gr. Mist, Hauswirths Heinrich Oldenburg in Kl. Mist und Hauswirths Heinrich Retelsdorf zu Gr. Mist, soll über die curandische, zu Gr. Mist sub Nr. 1 belegene Büdnerei c. p. ein Hypothekenbuch niedergelegt werden und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 26. März d. J.,
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzige Besitzerin als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 4. Januar 1887.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Zur Zwangsversteigerung der in Folge begründeten Antrags beschlagnahmten, dem Büdner und Schuhmacher Wilhelm Kietzmann zu Herrnburg gehörigen, daselbst sub No. 14 belegenen Büdnerei c. p. steht vor dem unterzeichneten Amtsgerichte an,
1, der Verkaufstermin auf
Freitag, den 18. März 1887,
Vormittags 11 Uhr,
2, der Ueberbotstermin auf
Freitag, den 15. April 1887,
Vormittags 11 Uhr.
Ferner ist ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Ansprüche an das Grundstück und an die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör), soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel, so wie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf
Freitag, den 18. März 1887,
Vormittags 11 Uhr,
angesetzt.
Dem Schuldner und den bei der Zwangsvollstreckung betheiligten Gläubigern wird hiermit freigelassen zu dem Zwecke einer endlichen Regulirung der Verkaufsbedingungen, deren Entwurf 2 Wochen vor dem Verkaufstermine auf der Gerichtsschreiberei I hieselbst zur Einsicht der Betheiligten ausliegen wird in dem letztgenannten Termine zu erscheinen, sowie innerhalb 8 Tagen vor diesem Termine Vorschläge für die Verkaufsbedingungen einzureichen.
Schönberg, den 17. December 1886.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
H. Diederich.
Vom 1. Februar cr. decken auf der Station Schönberg unter den bekannten Bedingungen die Großherzoglichen Landbeschäler:
Stanley, Rothfuchs, v. General Wassington, v. Kreier, M. v. Bachus.
Xerxes, hellbr., V. Nadock, M. Flick Lotty.
Priamus, hellbr., v. Norfolk. M. v. Phoenix.
Neustrelitz, den 21. Januar 1887.
Großherzogliches Marstall=Amt.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der herrschaftlichen Mühlen zu Stove, welche Johannis 1887 aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Domainen=Amte Termin auf
Sonnabend, den 19. März d. Js.,
Vormittags 11 Uhr,
anberaumt, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer und Forst=Collegio bleibt die Entscheidung über die Annehmlichkeit des Gebots und die Wahl unter den drei Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Caution von 1500 M. zu bestellen, sich über ihre bisherige Führung und Tüchtigkeit, sowie auch über das zur Annahme der Mühlen und zur Erfüllung der contractlichen Bedingungen erforderliche Vermögen auszuweisen.
Bemerkt wird, daß die Verpachtungsbedingungen in der hiesigen Domainenamts=Registratur zur Einsicht bereit liegen, und die Pachtstücke nach zuvoriger Meldung beim Mühlenpächter Wieschendorf in Augenschein genommen werden können.
Schönberg, den 29. Januar 1887.
Großherzogl. Mecklb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
Holzverkauf.
Am Donnerstag, den 10. Februar ds. Js., sollen im Forstbezirke Schattin des Israelsdorfer Forstreviers meistbietend verkauft werden:
5 Rm. Weich=, Kluft= und Knüppelholz,
30 Haufen Eichen und Weiden=Stangen (für Kiepenmacher brauchbar),
125 Haufen diverses Buschholz darunter Bohnenstangen, Erbsen= und Zaunbusch.
Der Verkauf beginnt Morgens 11 Uhr bei der Holzvogtwohnung zu Schattin.
Israelsdorf, im Januar 1887.
Der Oberförster.
Holz=Auction Nr. 11.
Am Donnerstag, den 3. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Seeler zu Sahmkow nachstehende Holzsortimente aus dem Sahmkower Zuschlage meistbietend verkauft werden.
50 Rmet. eichen Kluft II Cl.,
9 Fuder eichen Pollholz,
80 Rmet. buchen Kluft I Cl.,
160 Rmet. buchen Kluft II, Olm u. Knüppel,
80 1/2 Fuder buchen Pollholz,
Schönberg, den 26. Januar 1887.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 12.
Am Freitag, den 4. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies in Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 9 Seite 3]a. Aus dem Garnseerholze:
5 Fuder starkes eichen Durchforstholz I Cl.,
55 Fuder buchen Durchforstholz I, II u. III. Cl.,
100 Fuder buchen Pollholz,
b. Aus dem Bahlen:
6 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 27. Januar 1887.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 13.
Am Sonnabend, den 5. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies in Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden.
a. Aus dem Garnseerholze:
10 Rmet. eichen Kluft II und Knüppel,
11 Stück buchen Nutzholzblöcke,
106 Rmet. buchen Kluft I Cl.,
374 Rmet. buchen Kluft II Cl. und Olm,
16 Rmet. birken, ellern Kluft u. Knüppel,
b. Aus dem Bahlen:
1 buchen Nutzholzblock,
57 Rmet. buchen Kluft II Cl. und Olm.
Schönberg, den 27. Januar 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Kampf= genossen- |
|
Verein 1870/71. |
Am Sonntag, den 6. Februar d. J., Nachmittags 2 1/2 Uhr
ordentliche Versammlung
im Vereinslokale.
Tagesordnung
1. Beschlußfassung über Abminderung des vierteljährlichen Beitrages.
2. Vereinsangelegenheiten.
Nach Erledigung der Tagesordnung: Apell der Sanitäts=Colonne.
Der Vorstand.
Hagelschaden-Versicherungs-Verein für Mecklenburg-Schwerin und Strelitz
Die 34. ordentliche General=Versammlung der Herren Verreins=Mitglieder wird
am 3. März d. Js., Morgens 11 Uhr,
zu Schwerin in Stern's Hotel stattfinden, und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:
1. Bericht über die im Jahre 1886 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1886/7, sowie der revidirten Rechnung vom 1. März 1885/6.
2. Wahl eines Districts=Vorstehers im 3. District, da dessen Dienstzeit abgelaufen.
3. Wahl neuer Taxanten für diejenigen Herren, welche statutenmäßig ausscheiden.
4. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direction zur Entscheidung der Generalversammlung gestellt werden.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 28. Januar 1887.
Die Direction.
M. v. Leers auf Mühlen=Eixen.
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[ => Original lesen: 1887 Nr. 9 Seite 4]Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck
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A. Schmidt in Malchin.
J. H. Seemann in Stavenhagen.
Aug. Schmidt in Bützow.
A. Wilken in Waren.
A. Thiemann in Röbel.
Herm. Bringe in Tessin.
A. Pelzer in Grevesmühlen.
F. C. Langen in Malchow.
B. Spenling in Gnoyen.
Fr. Schütt in Penzlin. |
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Versicherungssumme Mk. 40,726,248. Prämie 365,980 55 Pf.
Kein Nachschuß pro 1886.
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Gustav Scharlau in Rostock.
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Herr Lehrer Fr. Techel in Goldberg.
Herr Müllermeister Fr. Schmidt in Melzer=Mühle bei Röbel.
Herr C. F. Meltz in Parchim.
Grosser Inventur-Ausverkauf
bei August Raspe, Lübeck.
Zum Ball
am Freitag, den 4. Februar cr. ladet ergebenst ein
Sülsdorf. J. Wienck.
Zu dem am Mittwoch, den 9. Februar bei mir stattfindenden
Maskenballe
erlaube mir ein geehrtes Publikum von Stadt und Land hierdurch ergebenst einzuladen.
J. Boye.
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H. Spolert.
Baeck im Januar 1887.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 9 Seite 5]Beilage
zu Nr. 9 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 1. Februar 1887.
Wie der alte Moltke einmal für Preußen und einmal für Deutschland in's Feld gegangen ist, so ist er nicht nur in Preußen, sondern auch in Deutschland im Ganzen 6mal als Reichstagskandidat aufgestellt worden, er nimmt aber nur für seinen alten Wahlkreis Memel=Heydekrug an.
Zu der Alarm=Nachricht über französische Ankäufe von Schwefel=Aether in Deutschland zu Melinit=Erzeugung bringen Berliner Blätter die interessante Meldung, die Berliner Fabrik, bei welcher diese Bestellungen hauptsächlich gemacht worden seien, habe sich, sobald sie den Zweck derselben erfahren habe, an die deutsche Regierung mit der Anfrage gewendet, ob die Lieferung nicht dem deutschen Interesse zuwiderlaufe, und die Antwort erhalten, man möge getrost weiterliefern und sich den Aether nur ordentlich bezahlen lassen.
Eine schweizer Zeitung ermahnt ihre Landsleute mit folgenden Worten, die auch für andere Länder und Völker gelten können: In Friedenszeiten ist es leicht, gegen Militarismus und gegen die Anforderungen unserer Kriegsobersten loszuziehen. Es hat ja nichts zu bedeuten und ist von keinen Folgen begleitet, wenn da Abstriche gemacht werden, dort etwas vernachlässigt wird. Allein wenn die Zeiten der Gefahr kommen, so werfen die Schreier alle Verantwortung von sich und belasten damit die Kriegsobersten, die sie nicht genug herabzusetzen gewußt haben. Darum sehe man sich bei Zeiten vor. Es läßt sich im Ernstfall nicht nachholen, was man in Friedenszeiten hätte vorbereiten sollen. Vor allem aber hüte man sich, das, was unsere höheren Offiziere nach gründlichem Studium als absolut nothwendig für die Vertheidigung unseres Vaterlandes erachten, als unnöthige, kostspielige Liebhaberei zu erklären. Das Jahr 1798 sollte uns gelehrt haben, wie weit es mit einem Volk kommt, das sein Wehrwesen vernachlässigt hat.
Auch die Rumänier wollen ein Repetiergewehr bei ihrer Armee einführen und zwar noch in diesem Jahr. Der Kriegsminister hat bereits Proben mit verschiedenen Systemen, u. a. mit dem Mannlicher=Repetiergewehr abhalten lassen.
Der Herzog Georg von Leuchtenberg, der nunmehr, da es mit dem Mingrelier durchaus nicht gehen will, von Rußland als Thronkandidat in Bulgarien in Aussicht genommen ist, hat sich von St. Petersburg aus in's Ausland begeben. Ueber seine Kandidatur für den bulgarischen Thron heißt es, die russische Regierung werde dieselbe erst dann wirklich aufstellen, wenn sie sich überzeugt habe, daß alle Mächte mit derselben einverstanden seien.
Wollen die Vereinigten Staaten mit England Krieg führen? Der amerikanische Senat hat mit 46 gegen 1 Stimme eine Vorlage angenommen, welche den Präsidenten ermächtigt, die Rechte der amerikanischen Fischer in canadischen Gewässern energisch zu vertheidigen. Die Senatoren Ingalls und Frije sprachen sich auf das Entschiedenste gegen das Verfahren Englands aus und bezeichneten als Zweck der Vorlage, England kund zu thun, daß eine Fortsetzung seines Verhaltens zu kriegerischen Verwickelungen führen könne. Das klingt ja schrecklich!
- Man theilt der "P. L. Z." aus Mecklenburg=Strelitz mit: Durch Großherzogl. Verordnung vom 21. Juni 1879 wurde aus der französischen Kriegskosten=Entschädigung ein Kirchenfonds zur Abfindung für die Kirchen, Pastoren und sonstigen Berechtigten wegen Wegfalls von Stolgebühren (für Taufen und Trauungen) im Betrage von 416 000 M., wozu noch später 5000 M. kamen, begründet. Da nun das Capital des Kirchenfonds niemals zur Deckung der Abfindungen angegriffen werden darf, dieselben vielmehr lediglich aus den Zinsen des Capitals zu bestreiten und, wenn diese dazu nicht ausreichen sollten, die einzelnen Abfindungssummen verhältnißmäßig zu kürzen sind, so wurde nach dieser Bestimmung sämmtlichen Pastoren und Küstern des Landes vom Großherzogl. Consistorium mitgetheilt, daß dieselben infolge des niedrigen Zinsfußes vom Antoni=Termin 1887 ab etwa 1/8 der festgesetzten Entschädigung zu verlieren hätten.
- Fleischbeschauer Pohlmann in Woldegk fand in einem Stück Schweinefleisch, das ihm der Taglöhner Meier=Hinrichshagen zugesandt hatte, eingekapselte Trichinen.
- Die Gutsherrschaft von Melz (bei Röbel), welche durch die Ausrottung sämmtlicher Krähen auf ihrem und den benachbarten Gebieten eine Aufbesserung der niedern Jagd in dortiger Gegend erzielen möchte, fordert hierzu mit Erlaubniß der competenten Gutsherrschaften und der Forstbeamten der Nachbarschaft auf und zahlt für den Kopf einer in Röbel und einigen näher bezeichneten ritterschaftlichen Gütern der Umgegend erlegten Nebel= oder Rabenkrähe 15 , für den einer Saatkrähe dahingegen nur 10 .
- Im 2. Meckl. Wahlkreise (Schwerin Wismar) ist Seitens der Konservativen der Archivar Dr. Schildt in Schwerin, früher Director der Realschule zu Schönberg, als Reichstagskandidat aufgestellt worden.
- In Ratzeburg soll Graf Wilhelm Bismarck von den Nationalliberalen und Konservativen als Kandidat für den Reichstag aufgestellt werden. Die Nationalliberalen in Kassel wollen noch höher hinaus. Sie haben den Landgraf Alexis von Hessen die Kandidatur angetragen.
- Die Firma S. Schuckert in Nürnberg hat von der Stadt Lübeck den Auftrag erhalten, für die Straßen die elektrische Beleuchtung einzurichten. Es wird dies die erste deutsche größere Stadt sein, welche dem Gaslicht Valet sagt.
- Die deutsche Marineverwaltung hat in diesem Jahre auf eine vermehrte Einstellung von Vierjährig=Freiwilligen Bedacht genommen. So sollen am 1. Februar in Kiel 200 Wehrpflichtige dieser Kategorie zur Einstellung gelangen.
- Die "Hansa", jene Verkehrsanstalt in Berlin, welche der Reichspost Konkurrenz machen wollte, hat jetzt endgültig den Betrieb eingestellt. Werthzeichen dieser Gesellschaft werden nicht mehr ausgegeben.
- In einer Weinstube in Berlin brachten zwei lärmende Russen ein Hoch auf ihren Kaiser aus und befahlen den deutschen Gästen sich von ihren Sitzen zu erheben. Da diese sich weigerten, kam's zu Thätlichkeiten, denen die Polizei durch Verhaftung der Russen ein Ende machte.
- Wegen Verbreitung des unwahren Sensationsgerüchts über den Oberstlieutenant v. Villaume, den Militärbevollmächtigten bei der deutschen Botschaft in St. Petersburg, ist der Redakteur der "Freisinnigen Zeitung" in Berlin, Herr Emil Eugen Barth, wegen groben Unfugs zu einer Haftstrafe von 6 Wochen verurtheilt worden.
- In Hannover hat ein blutiger Krawall, der vor einigen Wochen unter den Studierenden an der dortigen technischen Hochschule stattfand, jetzt zur Aufhebung der Verbindungen derselben geführt. Es wurde nämlich an einem der letzten Tage des vor. Jahres zu Ehren des abtretenden und des neu gewählten Rektors ein Kommers gehalten. Nach Beendigung des offiziellen Theiles der Festlichkeit ergriff der nunmehr das Präsidium übernehmende Herr einen im bisherigen Verlauf zu gleichem Zwecke verwendeten Speer, worauf ihm aber ein Farbenschläger überreicht wurde. Hierüber entstand ein
[ => Original lesen: 1887 Nr. 9 Seite 6]Streit, infolgedessen die Korps den Saal verließen, durch die "Nichtkouleurstudenten" gereizt, jedoch bald wieder erschienen. Nunmehr brach eine Schlägerei aus, in welcher Stuhlbeine, Biergläser etc. in solchem Umfange verwendet wurden, daß der Wirth einen Schadenersatz von 800 Mk. beansprucht.
- Am Nasenbluten verstorben ist ein Artillerist in Oldenburg. Den Aerzten war es nicht möglich, der Verblutung, welche mehrere Tage anhielt, Einhalt zu thun.
- In Leipzig ist am Donnerstag die erste internationale Ausstellung für Volksernährung und Kochkunst im Krystallpalast eröffnet worden. König Albert, die Königin, sowie die Prinzen Georg und August von Sachsen waren bei der Feier zugegen.
- Ein Leipziger Fabrikant, welcher seine Artikel in Dosen verkauft, macht bekannt, daß jede zwanzigste Dose ein Geldstück (Nickel oder Silber enthält.) Die Sache wird schon ziehen.
- In Danzig sind am Mittwoch 12 Sozialisten, darunter der Reichstagskandidat Jochem, wegen Theilnahme an einer geheimen Verbindung verhaftet worden. Bereits am Montag hatten zahlreiche Haussuchungen daselbst stattgefunden.
- Die Gerichtsassessoren Ernst Delbrück in Berlin und Felix Delbrück in Halle sind vor einigen Tagen nach London abgereist, um von dort nach Japan sich zu begeben, wohin sie von der dortigen Regierung berufen worden sind. Ursprünglich sollten sie in die japanische Staatskommission zur Ausarbeitung eines neuen Gesetzbuchs eintreten, sie werden indeß nach einem späteren Abkommen nicht in diese Funktion eintreten, sondern eine Professur an der Juristenschule in Tokio übernehmen. Diese Stellung fesselt die beiden Herren Delbrück dauernd an Japan.
- Den Geschworenen darf nach einer Reichsgerichtsentscheidung, zu ihrer Belehrung auch strafrechtliche Litteratur, beispielsweise auch ein Kommentar zum Strafgesetzbuch, in das Berathungszimmer mitgegeben werden.
- Eine Beleidigung durch die Postkarte ist nach einer Entscheidung des Berliner Kammergerichts stets als eine öffentliche Beleidigung anzusehen.
- Raucherlaubniß für Eisenbahnbeamte. Neuerdings ist dem Zug= und Lokomotivpersonal auch während des Dienstes das Rauchen gestattet worden in der Zeit, während welcher dasselbe mit dem Publikum nicht in Berührung kommt, während der Fahrt. Die Pfeifen dürfen jedoch nicht über 25 cm lang und müssen mit Deckeln verschlossen sein.
- Gegen das Vernagen und Venichten junger Obstbäume durch Hasen werden folgende Mittel empfohlen: Man bestreiche womöglich schon beim ersten Schneefall die Bäume, ungefähr bis zu 1/2 m mit Fischthran oder mit aufgelöstem breiigen Weißkalk, welchem auf einen Eimer etwa für 70 Pfg. Franzosenöl beizumengen ist. Ganz sicher wirkend soll auch das ebenso originelle, wie fast ganz kostenlose, von einem in Japan lebenden deutschen Forstmann empfohlene, dort zum Schutz von Anlagen und Schonungen gegen alle kleinen Wildgattungen gebräuchliche Verfahren sein, in Höhe von 1/2 m ein kleines Büschel Menschenhaare an die Bäumchen zu wickeln oder anzuhängen, oder aber auf kleine Stäbchen um die Anlage herumzustecken, eine mühelose, leicht durch Kinder zu verrichtende Arbeit.
- Letzte Woche gingen in Bregenz am Bodensee an einem Tage 36 Waggons mit Hasen, die für Paris bestimmt waren und aus Innerösterreich kamen, durch. Jeder Waggon hatte eine Ladung von 700 Hasen, so daß also an diesem Tage 25 200 Hasen die Reise nach Paris unternahmen. Auch anderes Wild, wie Rehe, Hirsche, Wildschweine werden aus Oesterreich massenhaft nach der französischen Hauptstadt befördert.
- Die Zeitung "Gaulois" in Paris schlägt zur Beruhigung vor, jeden Franzosen mit 5 Francs zu bestrafen, der den Namen Boulanger ausspricht.
- Die Erdbeben in Italien wiederholen sich. Wie kürzlich in Venedig, so sind am Donnerstag in Aquila 7 Erdstöße, darunter 3 starke verspürt worden. Menschen sind nicht dabei verunglückt.
- Pferde=Verkäufe in England. Mit welchem Vertrauen die Zucht der Shire=Pferde in England betrieben wird und welchen hohen Werth man derselben beimißt, ließ die letzte Auktion in Langford (Derby) recht erkennen. Für 36 Stück (darunter 4 Füllen und 9 Einjährige) Pferde wurden durchschnittlich pro Stück 2325 Mk. erzielt, für die Stute "Chance" sogar 10 560 Mk. gezahlt. Auch hier in Deutschland ist diese Rasse die sich von allen englischen Pferde=Rassen des größten Alters rühmen kann und die Kraft mit Aktionsfreiheit in unübertroffener Weise verbindet, auf dem besten Wege, die allgemeine Gunst im Sturm zu erringen. Die Fohlen=Aufzucht von den in Althaldensleben und Calvoerde stationierten schweren englischen und schottischen Arbeits=Hengsten bildet für die kleinen Züchter dortiger Umgegend eine Quelle des Wohlstandes und nimmt jährlich an Umfang zu. Die Preise sind sehr lohnend, da sie zwischen 280-450 Mk. schwanken, umsomehr wenn man bedenkt, daß die Stuten regelmäßig arbeiten und theils nur geringer Güte sind.
- Die Bankfirma Baring Brothers in London hat ihrem gesammten Bureau=Personal ein Jahresgehalt zum Weihnachtsgeschenk gemacht. Die Ursache dieser Liberalität war das glänzende Geschäft, welches das Haus bei der Umwandlung der Guineß'schen Brauerei in eine Aktiengesellschaft gemacht hatte, die sich auf 1 Million Pfund (20 Millionen Mark) belief.
- In London spielt ein Prozeß um eine Nähnadel. Ein Beamter hatte bei einem Freimaurer=Schmaus einen Gegenstand verschluckt, von dem er nach langer Krankheit und drei Operationen in Gestalt einer Nähnadel mit drei Zoll langem Faden befreit, wurde. Er verlangt von dem Restaurateur 2000 Pfd. St. Schadenersatz. Nach Ansicht des Arztes rettete der Faden den Patienten, weil dieser den Durchgang der Nadel durch das Magensystem beförderte.
- Acht maskirte Räuber haben kürzlich einen Expreßwagen der Texas=Pacificbahn beraubt und erbeuteten 10 000 Dollars nebst 21 Werthbriefen.
- Mit einer neuen Ansicht über die Entstehung der Mondgebilde tritt der Amerikaner John Ericsson hervor. Bekanntlich erblickt man auf dem Mond mit dem Fernrohr eine große Menge eigenthümlicher gebirgsartiger Gebilde, welche man als Ringgebirge, Ringwälle, Krater etc. bezeichnet. Ueber deren Entstehung sagt die ältere Ansicht, daß sie auf die frühere Wirksamkeit vulkanischer Kräfte zurückzuführen seien. Da diese Ansicht aber nicht alle in Betracht kommenden Erscheinungen befriedigend erklärt, hat man bereits verschiedene andere Vermuthungen aufgestellt. John Ericsson glaubt nach eigenen und fremden Forschungen, allerdings sehr abweichend von früheren Ergebnissen, daß die Temperatur des Mondes weit unter dem Gefrierpunkt liege und daß sie selbst bei stärkster Sonnenstrahlung nur -120 Grad Celsius betragen könne. Hiernach meint er, daß die gebirgsähnlichen Massen auf der Mondoberfläche unbewegliche Gletscherbildungen sind, welche durch die Wirkung fortdauernder starker Kälte so beständig geworden seien, wie Granitberge. Die immer wiederkehrende ringförmige Gestalt der Gebilde erklärt er durch die vereinigte Wirkung von Wasser und der inneren Wärme des einer Atmosphäre beraubten und starker Kälte ausgesetzten Mondkörpers nach physikalischen Grundsätzen. Aus dem Masseninhalt der Mondgebirge berechnet er noch, daß die Mondkugel vor der "Vergletscherung" ungefähr in denselben Verhältniß mit Wasser bedeckt gewesen sei, wie jetzt die Erdkugel.
- Hans v. Bülow sprang bei seinem Konzert in Wien mitten im Spiel auf, murmelte "falscher Ton!" und sah sich nach dem Stimmer um. Dieser kam, probirte und fand alles in Ordnung. Bald aber sprang Bülow zum zweiten Mal auf und rief wiederum: "falscher Ton!" Peinliche Pause, bis Jemand aus dem Publikum rief: "Wozu ist der Reserveflügel da?" Bülow setzte sich an ihn und spielte alles noch einmal.
- Mister Brooc in London vermachte sterbend
[ => Original lesen: 1887 Nr. 9 Seite 7]einen beiden ohnehin schon reichen Neffen jedem 100,000 Pfund Sterling. "Meine Neffen", stand im Testament, "wissen das Geld zu schätzen, sie werden es nicht verbrauchen, wie meine armen Verwandten es thun würden." Die reichen Neffen strichen das Geld ruhig ein, luden aber bald nachher sämmtliche Verwandten zu Tisch ein. Was, fragten diese, wollen sie uns mit einem Linsengericht für die Erbschaft abspeisen? Sie kamen aber doch und hatten es nicht zu bereuen, denn unter dem Teller eines jeden lag eine Bankanweisung auf dieselbe Summe, die auf ihn gefallen wäre, wenn ihn das Testament nicht enterbt hätte. Wie schmeckte das Linsengericht!
- Menschenfeinde vermachen ihr Vermögen Thieren, der eine seinem Hunde, der andere seiner Katze. Ein Baron in Paris hat sein Vermögen von 150 000 Frks. seiner dänischen Dogge "Tiger" vermacht. Es muß für den Hund ein besonderes Haus gekauft werden, er muß jedes Jahr eine neue kostbare Decke und ein geschmackvolles Halsband erhalten und es muß ihm, wenn er verendet, ein Grabstein für 1000 Frks. gesetzt werden. Ein Wärter und eine Scheuerfrau erhalten für die Wartung und Pflege 2000 Franks jährlich. Der Baron war kein Narr, er hatte nur üblere Erfahrungen mit den Menschen gemacht als mit seinem Hunde.
Die weiße Rose.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß.)
[ => Original lesen: 1887 Nr. 9 Seite 8]Die weiße Rose.
(Nachdruck verboten.)
[Schluß.]
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