[ => Original lesen: 1887 Nr. 8 Seite 1] Ueber das Verbot, betreffend die Ausfuhr von Pferden ist folgende kaiserliche Verordnung publizirt:
"Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen etc., verordnen im Namen des Reichs nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths, was folgt:
§ 1. Die Ausfuhr von Pferden ist über sämmtliche Grenzen gegen das Ausland bis auf Weiteres verboten.
§ 2. Der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen von diesem Verbote zu gestatten und etwa erforderliche Kontrolmaßregeln zu treffen.
§ 3. Gegenwärtige Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Verordnung in Kraft.
Die Kiegsgerüchte und Alarmnachrichten, die in den letzten Tagen wieder lebhaft in Schwung waren, haben einen empfindlichen Einfluß auf die deutschen Börsen ausgeübt. Alle deutschen Staatspapiere sind gefallen. Es ist aber in den auswärtigen Beziehungen keine Veränderung eingetreten, welche einen Krieg als nahe bevorstehend erscheinen lassen könnte. Ein Krieg kann kommen, aber es ist nicht das Geringste passiert, welches bedeutete, daß er sofort komme. Uebrigens hat auch der Kaiser in seiner Donnerstagsrede die Hoffnung auf weitere Sicherung des Friedens ausgesprochen.
Von allen Seiten kommen jetzt beruhigende Meldungen über die internationale Lage und kategorische Dementis der letzthin, namentlich von England aus, verbreiteten Tataren=Nachrichten.
Die Veröffentlichung des Wortlautes der Ansprache Kaiser Wilhelms an die Herrenhausdeputation bei Ueberreichung der Militär=Adresse ist mit Allerhöchster Genehmigung erfolgt, nachdem der Kaiser persönlich die Richtigkeit des Textes kontrolliert hatte. Von dem Erlaß einer kaiserlichen Proklamation ist es wieder stiller geworden. Vielleicht soll die Rede an die Herrenhausdeputation die Proklamation ersetzen.
In der Montagssitzung des preußischen Abgeordnetenhauses wurde die zweite Berathung des Staatshaushalts begonnen. Beim Etat des auswärtigen Amtes führt Abg. Graf Limburg=Stirum (kons.) aus, daß die Hoffnung, der Reichstag werde ein Hort der deutschen Einheit werden, getäuscht sei. Man könne zum Reichstage nach der Ablehnung der Militärvorlage kein Vertrauen mehr haben. Fürst Bismarck betont, daß die verbündeten Regierungen im Bewußtsein ihres Rechtes unverändert an dem Septennat festhielten, das aus einem Kompromiß hervorgegangen. Der Beschluß des Reichstages habe nur bezweckt, die Parlamentsrechte auf Kosten der Rechte der Regierungen zu vermehren, und das sei in dieser Zeit drohender Gefahren sehr bedauerlich. Das Anwachsen der Reichsarmee sei eine wesentliche Bürgschaft für den Frieden. Man schiebe der Reichstagsauflösung Monopolpläne unter. Das sei unrichtig. Es handle sich nur um Durchbringung der Militärvorlage. Die Regierungen wollten das Reich sicher stellen und daran werde sie der Reichstag zum Glück nicht hindern. Der Kaiser habe nicht das Vertrauen zur Reichstagsmehrheit, um dieser größere Rechte zu geben, denn zu der Mehrheit gehörten die intransigenten Reichsfeinde. Verfassungstreue und Vaterlandsliebe zwängen die Regierung, an ihrem Vorgehen festzuhalten. (Beifall und Zischen.) Es entspinnt sich eine lange und außerordentlich erregte Debatte über die Militärfrage und die Stellung der einzelnen Parteien zu derselben, an der Fürst Bismarck, und die Abgg. Windthorst, v. Zedtlitz=Neukirch (freikons.), Richter=Hagen, von Eynern (natlib.) theilnehmen, und in welcher alle Redner ihre bekannten Ansichten in sehr scharfer Weise aufrecht erhalten.
Aus dem Hundertmillionen=Fonds sind bis Ende vorigen Jahres 11,840.84.34 Hektar Landes um den Preis von 6,761,747 Mk. angekauft worden.
Also doch eine Konferenz! Eine Botschafter=Konferenz wegen der bulgarischen Frage. Auf Vorschlag Rußlands sollen die Botschafter der Mächte in Konstantinopel zu Berathungen über die Regelung der bulgarischen Frage zusammentreten. Bis auf England sollen die Mächte diesem Vorschlag bereits zugestimmt haben und auch England will nur in Bezug auf die Reihenfolge der zu berathenden Gegenstände eine Aenderung getroffen wissen. Es wünscht die Fürsttenwahl an die Spitze zu stellen, während Rußland vor allem den Rücktritt der Regierung in Sofia verlangt.
- Schönberg. In der Sitzung der auswärtigen Strafkammer am 25. d. M. hieselbst wurden nachstehende 5 Strafsachen und zwar die beiden ersten in der Berufungs=, die drei letzten in erster Instanz verhandelt.
1. Ende September 1885 war dem Bäckermeister K. zu Herrnburg von seiner Hausthür ein Eimer heimlich fortgenommen und erfuhr er nach etwa Jahresfrist, daß dieser Eimer in der Stube der von ihrem Ehemanne getrennt lebenden Frau Kl. geb. W. verborgen sei. Auf gemachte Anzeige fand bei der Fran Kl. eine Haussuchung statt, bei welcher der Eimer entdeckt und beschlagnahmt wurde. Da derselbe von dem Eigenthümer recognoscirt wurde und die Angaben der Angeklagten über den Erwerb des Eimers von einem unbekannten Reisenden unglaubhaft waren, war die Angeklagte vom Schöffengericht hier zu einer siebentägigen Gefängnißstrafe wegen Diebstahls verurtheilt worden und fand die Strafkammer in der heutigen Berufungsinstanz keine Veranlassung von diesem Urtheil abzuweichen.
2. Bei der zweiten Strafsache erschienen drei Angeklagte auf der Anklagebank, welche vom Schöffengericht wegen Nöthigung der eine zu 3, die anderen beiden zu je 1 Tag Gefängniß verurtheilt waren und gegen dies Urtheil durch ihren Vertheidiger Dr. Görtz Berufung eingelegt hatten. Es fand neue Beweisaufnahme statt, nach Schluß der Verhandlung wurde jedoch die Entscheidung auf den folgenden Tag vertagt.
3. Der Privatsekretär A. aus Schönberg war angeklagt durch ein und dieselbe Handlung 200 M., welche er im Auftrage des Schmied N. zu Carlow von dem Pfarrackerpächter P. daselbst einkassirt hatte, unterschlagen und dadurch absichtlich zum Nachtheil seines Auftraggebers gehandelt zu haben. Der Angeklagte gestand zu, die 200 M. im eigenen
[ => Original lesen: 1887 Nr. 8 Seite 2]Nutzen verwandt zu haben, leugnete aber trotzdem die rechtswidrige Zueignung, weil er jederzeit im Stande gewesen sein würde die 200 M. zu erstatten. Da aber der Angeklagte durch fortwährende falsche Vorspiegelungen den p. N. getäuscht und die Erstattung hinausgeschoben hatte und da er erst dann, als bereits das Strafverfahren gegen ihn eingeleitet war, die 200 M. seinem Auftraggeber ersetzte, in der Hoffnung, dadurch der Verurtheilung zu entgehen, so erachtete die Strafkammer ihn der Unterschlagung und der Untreue überführt und verurtheilte ihn in eine einmonatliche Gefängnißstrafe und zur Tragung der Kosten.
4. Auf dem Erntefest zu Römnitz am 15. October v. J. hatte der Arbeiter Carl G. aus Stadensee im angetrunkenen Zustande mit dem Fahrknecht G. ohne jeglichen Grund Streit angefangen und sich unter Vorzeigung seines Messers, eines sogenannten Genickfängers, gerühmt, er fürchte sich nicht, er habe schon manches durchgemacht. Durch die Ruhe des G. und das Zwischentreten anderer Personen wurde dieser Streit zwar zunächst beigelegt, aber nach kurzer Zeit bemerkten einige Anwesende, daß der Carl G. sich einen Knittel vom Hofe geholt und damit abermals dem G. zu Leibe gehen wollte. Der Knittel wurde ihm abgenommen und vom Inspektor befohlen den Carl G. vom Tanzboden herunterzubringen. Sofort drängten die Anwesenden in großen Massen den Carl G. zur Treppe. Dieser suchte durch Festhalten an das Geländer sich zu widersetzen zog bei dem ferneren Andrängen sein Messer, hieb damit wüthend um sich und traf den Arbeiter H. dergestalt in die Brust, daß derselbe besinnungslos hinfiel. Durch den herbeigerufenen Arzt wurde konstatirt, daß der Messerstich das Brustfell durchdrungen und die Lunge verletzt hatte. In Folge einer daraus sich entwickelnden Brustfellentzündung hat der H. längere Zeit zwischen Leben und Tod geschwebt und erst nach eingetretener Besserung seit etwa vierzehn Tagen das Bett wieder verlassen können. Die große Rohheit und Brutalität, welche der G. hierdurch an den Tag gelegt, die Schwere der Verwundung und die lange Arbeitsunfähigkeit des H. veranlaßten die Strafkammer, vor welche sich heute der G. wegen seiner That zu verantworten hatte, ihn zu einer 1jährigen Gefängnißstrafe unter Anrechnung von 2 Monaten Untersuchungshaft zu verurtheilen.
5. Der letzte Angeklagte war der aus der Untersuchungshaft vorgeführte, wegen Diebstahls schon 14 Mal, theils mit längerem Zuchthaus und außerdem wegen Bettelns und anderer Vergehen mehrfach vorbestrafte Arbeiter Gr. aus Ratzeburg. Derselbe hatte am 5. December v. J. zu Domhof Ratzeburg mit einem andern nicht ermittelten Langfinger gebettelt und diese Gelegenheit benutzt, aus zwei Häusern von dem Flur einen Herrnhut und resp. einen Hafen mit Früchten zu entwenden. Bei seiner gleich darauf durch den Polizeivogt B. erfolgten Arretirung, hatte sich der Angeklagte nicht nur einen falschen Namen beigelegt, sondern auch dem Polizeivogt sich widersetzt und denselben ins Gesicht geschlagen, sodaß seine Verbringung ins Gefängniß nur unter Zuhülfeleistung anderer hinzugekommener Privatpersonen ermöglicht wurde. Das Urtheil gegen ihn lautet auf 1 Jahr 6 Monat Zuchthaus, sowie 3 Wochen und 3 Tage Haft, welche Haftstrafe als durch die Untersuchungshaft verbüßt angenommen wurde.
- Zu dem von uns in voriger Nummer der Anzeigen gebrachten Referat über den Tod des Holländers von Wilkenhagen werden wir von einer dem Verstorbenen nahestehenden Seite darauf hingewiesen, daß durch die eingeleitete gerichtliche Ermittelung der Todesursache, die vollständige Nüchternheit des Verstorbenen klar gestellt ist.
- Unter den Pferden des Ackerbürgers Joh. Schweder zu Wesenberg ist der Rotz ausgebrochen. Ein Pferd ist getödtet worden, und hat die Untersuchung ergeben, daß die Tierärzte die Krankheit richtig erkannt haben; die übrigen 3 Pferde des pp. Schweder stehen unter thierärztlicher Aufsicht, und sind von der Polizei alle nöthigen Vorrichtungen gegen weitere Verbreitung dieser gefährlichen Pferdekrankheit sofort mit Energie getroffen worden.
- Nach der "L. L. Ztg." hat sich im Herzogthum Lauenburg das Gerücht verbreitet, daß der preußische Staat nur in dem Fall den Bau des projectirten Stecknitzkanals pekuniär zu unterstützen gedenkt, wenn der Freistaat Lübeck diejenigen lauenburgischen Dorfschaften wieder abgiebt, welche in früheren Jahrhunderten von Seiten Lübecks den Lauenburgischen Herzögen gegen Geldvorschüsse abgepfändet wurden.
- Das neue deutsche Gewehr. Wie die "Militärzeitung für die Reserve und Landwehroffiziere des deutschen Heeres" in ihrer neuesten Nummer vom 25. Dezember mittheilt, ist gegenwärtig die Fabrikation der neuen Magazin=Gewehre soweit gediehen, daß die Ausrüstung der gesammten deutschen Linien=Infanterie auf voller Kriegsstärke so gut wie beendet ist. Wie seiner Zeit das preußische als erstes, mit einem Hinterlader ausgerüstetes Heer ein ungeheueres, in den Feldzügen der 60er Jahre bethätigtes Uebergewicht über seine Gegner hatte, so ist das deutsche Heer jetzt mit seinem neuen Gewehre zweifellos das bestbewaffnete aller Staaten. Selbst bei angestrengter Thätigkeit der Waffenindustrie des In= und Auslandes werden fremde Staaten binnen Jahresfrist nicht imstande sein, das deutsche Heer in diesem Sprunge nach Vorwärts einzuholen. Die gewöhnliche Art der Verwendung des Gewehres ist die als Einzellader. Soll zum Magazinfeuer übergegangen werden, so hat der Schütze nichts weiter zu thun, als den kleinen Stellhebel, der sich an der linken Seite der Hülse befindet, um ein Geringes nach rückwärts zu bewegen, und das Gewehr ist zum Magazinfeuer fertig. Der Schütze kann, ohne aus der Tasche zu laden, zehn Schüsse der Reihe nach abgeben. Um das Magazin von Neuem zu füllen, bedarf es einer ganz einfachen Manipulation, die in ca. 20 Sekunden bequem ausgeführt werden kann. In seiner äußeren Erscheinung hat das neue Gewehr eine recht gefällige Form, es ist etwas kürzer wie das frühere und hat gar keine Messingtheile mehr. Infolge dieser Verkürzung ist die Schwerpunktlage mehr nach hinten verlegt, wodurch der Anschlag für freihändiges Schießen angenehmer geworden ist. Die Schäftung bietet außer der Magazinvorrichtung nichts Neues. Auch der Lauf hat sich nicht wesentlich geändert, nur die Visierung ist von der früheren verschieden. Während bisher der Schütze auf Entfernungen von 2-300 Metern sich stets überlegen mußte, ob er zwei oder eine scheinbare Kopfhöhe darunter, oder auf den Fuß des Zieles halten müsse, eine Anforderung, der der Soldat in den aufregenden Momenten des Kampfes doch schwerlich genügen kann, wird in Zukunft ein einheitlicher Haltepunkt, auf die Mitte des Zieles, an dessen Stelle treten. Eine fernere Verbesserung ist die Möglichkeit eines außerordentlich gleichmäßigen und ruhigen Abdrückens am neuen Gewehre. Die dienstliche Bezeichnung dieses Gewehrs ist weder Repetier= noch Magazingewehr, es heißt einfach: "Infanteriegewehr M/71/84."
- In Barmen wendete sich der 13jährige Sohn des Nachtwächters, der seine Violine zerbrochen hatte, heimlich mit einem Bittgesuch an den Kaiser Wilhelm. Der Kaiser gewährte die Bitte und übersandte 25 Mark zu einer Violine.
- Im Bunde der Dritte mit dem Schunkelwalzer und dem Mann mit dem Koaks ist "die kleine Fischerin" in Berlin. Ein höchst rührsames Lied mit dem Kehrreime "Fischerin, Du kleine, fahre nicht allein fahre nicht im Sturmgebraus in die wilde See hinaus." Es ist wie der Schunkelmann von Waldmann komponirt und wiegend zu singen. Alle Drehorgeln spielen es schon.
- In Baden herrscht zur Zeit Ueberfluß an Lehrern. Er wird u. a. der zahlreichen Verwendung von weiblichen Lehrern zugeschrieben, die in Stadt und Land viele Stellen wegnehmen. Die Lehrer wollen nun ihre Konkurrentinnen wegheirathen.
- Die Direktion der Telephongesellschaft in Genua kündigt die gänzliche Einstellung ihres Betriebes an. Die durch die letzten Schneestürme an den Leitungen angerichteten Schäden sollen 200 000 Lire betragen und die Gesellschaft zur Aufbringung der Wiederherstellungskosten aus eigenen Mitteln nicht imstande sein.
- Nicht weniger als 18 Theater sind im Jahre 1886 in Flammen aufgegangen.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 8 Seite 3]- Rothschild in London renommirt mit der 100,000=Pfund=Note, die unter Glas und Rahmen über seinem Schreibtisch hängt und keinen Heller Zinsen trägt. Der Herzog von Westminster, dem ganze Londoner Stadttheile gehören, renommirt mit seinem Gaul Ormond. Das ist das Rennpferd, das schon zweimal in den größten Wettrennen gesiegt hat. Es sind ihm 20,000 Pfd. St. = 240,000 Gulden aus Oesterreich für das Thier geboten worden, er gibt's aber nicht her, obgleich es morgen stolpern und das Bein brechen kann.
Rothseid. Bastkleider (ganz Seide) Mk. 16,80 p. Stoff zur kompl. Robe, sowie Mk. 22,80, 28,-, 34,-, 42,-, 47,50 nadelfertig,
Seiden=Etamine u. seid. Grenadines, schwarz u. farbig (auch alle Lichtfarben) Mk. 1,55 p. Met. bis Mk. 14,80 (in 12 versch. Qual.) vers. robenweise zollfrei in's Haus das Seidenf.=Dépôt G. Henneberg (K. u. K. Hoflief.) Zürich. Muster umgehend. Briefe kosten 20 Pf. Porto.
Anzeigen.
Vom 1. Februar cr. decken auf der Station Schönberg unter den bekannten Bedingungen die Großherzoglichen Landbeschäler:
Stanley, Rothfuchs, v. General Wassington, v. Kreier, M. v. Bachus.
Xerxes, hellbr., V. Nadock, M. Flick Lotty.
Priamus, hellbr., v. Norfolk. M. v. Phoenix.
Neustrelitz, den 21. Januar 1887.
Großherzogliches Marstall=Amt.
Die Anmeldung zur Stammrolle aller im Jahre 1867 und früher geborenen resp. mit ihrer endgültigen Entscheidung über ihre Militärpflicht nicht versehenen militärpflichtigen jungen Leute, welche in der Stadt Schönberg ihren Aufenthalt haben, hat am
Montag, den 31. Januar d. J.
Vormittags in den Stunden von 10-12 Uhr, bei uns zu geschehen. Auswärts geborene Militairpflichtige haben ihren Geburtsschein (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), die bereits früher Gemusterten ihren Loosungsschein vorzulegen.
Schönberg, den 17. Januar 1887.
Der Magistrat.
Holz=Auction Nr. 9.
Am Sonnabend, den 29. Januar Morgens halb 11 Uhr sollen beim Krüger Oldörp zu Boitin=Resdorf
Aus dem Resdorfer Söhren:
11 Rmet. eichen Kluft und Knüppel,
26 Rmet. buchen Kluft und Knüppel,
9 Fuder buchen Durchforstholz
10 Fuder buchen u. eichen Pollholz,
6 Rmet. Fauleschen Kluft u. Knüppel,
22 Rmet. tannen Knüppelholz.
Schönberg, den 23. Januar 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 10.
Am Montag, den 31. Januar 1887 Morgens 9 Uhr sollen beim Gastwirth J. Boye in Schönberg.
1. Aus dem Rupensdorfer Holz:
68 Rmet. eichen Knüppel,
9 Fuder eichen Kiepenholz I Cl.
84 Rmet. buchen Kluft, Försterkoppel.
26 Rmet. buchen Knüppel, Försterkoppel.
10 Fuder buchen pp. Durchforstholz III Cl.
13 Fuder buchen Reiser,
1 Rmet. birken Knüppel,
20 Rmet. erlen Knüppel,
14 Rmet. Nadelholz Kluft u. Knüppel.
Der Verkauf beginnt mit Nr. 185 und schließt mit Nr. 307.
2. Aus dem Niendorfer Holz:
42 Rmet. eichen Kluft und Knüppel,
14 Fuder starkes eichen Durchforstholz I Cl.,
57 Rmet. Nadelholz Kluft u. Knüppel.
Schönberg, den 24. Januar 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 11.
Am Donnerstag, den 3. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Seeler zu Sahmkow nachstehende Holzsortimente aus dem Sahmkower Zuschlage meistbietend verkauft werden.
50 Rmet. eichen Kluft II Cl.,
9 Fuder eichen Pollholz,
80 Rmet. buchen Kluft I Cl.,
160 Rmet. buchen Kluft II, Olm u. Knüppel,
80 1/2 Fuder buchen Pollholz,
Schönberg, den 26. Januar 1887.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 12.
Am Freitag, den 4. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies in Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
a. Aus dem Garnseerholze:
5 Fuder starkes eichen Durchforstholz I Cl.,
55 Fuder buchen Durchforstholz I, II u. III. Cl.,
100 Fuder buchen Pollholz,
b. Aus dem Bahlen:
6 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 27. Januar 1887.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 13.
Am Sonnabend, den 5. Februar Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Thies in Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden.
a. Aus dem Garnseerholze:
10 Rmet. eichen Kluft II und Knüppel,
11 Stück buchen Nutzholzblöcke,
106 Rmet. buchen Kluft I Cl.,
374 Rmet. buchen Kluft II Cl. und Olm,
16 Rmet. birken, ellern Kluft u. Knüppel,
b. Aus dem Bahlen:
1 buchen Nutzholzblock,
57 Rmet. buchen Kluft II Cl. und Olm.
Schönberg, den 27. Januar 1887.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Kampf= genossen- |
|
Verein 1870/71. |
Am Sonntag, den 6. Februar d. J., Nachmittags 2 1/2 Uhr
ordentliche Versammlung
im Vereinslokale.
Tagesordnung
1. Beschlußfassung über Abminderung des vierteljährlichen Beitrages.
2. Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Zahnschmerzen aller Art werden selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. In Fl. à 50 Pfg. im Alleindepot für Schönberg bei
Emil Jannicke, Bandagist.
Gesucht zu Ostern d. J. einen soliden Knecht bei 2 Pferden an Stelle eines sich verheirathenden.
Schönberg. G. Breuel.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 8 Seite 4]Ausverkauf bei Ludwig Wendt in Lübeck
bis Ende Februar
von allen Artikeln des reichhaltigen
Konfektion- und Manufakturwaarenlagers.
Preußische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft.
(Auf Gegenseitigkeit.)
Geschäftsresultate pro 1886:
Versicherungssumme Mk. 40,726,248. Prämie 365,980 55 Pf.
Kein Nachschuß pro 1886.
Erhebung der Prämie nach der größeren oder geringeren Hagelgefährlichkeit der einzelnen Feldmarken, Gänzlicher Ausschluß oder besonders hohe Taxirung der hagelgefährlichen Distrikte. Baiern, Würtemberg und Baden ganz ausgeschlossen. Beweis für die Richtigkeit dieses Princips: Kein Nachschuß pro 1886, Entschädigungs=Grenze 1/15. Fünfjährige Versicherungen 5 % Rabatt. Gegen Verzicht auf den Schaden unter 1/3, 20 % Rabatt.
Coulante und sachgemäße Regulirung durch hiesige bewährte Sachverständige, sowie prompte Auszahlung der Schäden. Vorbesichtigung jedes Frühschadens.
Zu jeder näheren Auskunft sind die Unterzeichneten stets bereit.
Die General=Agentur:
Gustav Scharlau in Rostock.
Herr H. Zesch in Lübz.
Herr Lehrer Fr. Techel in Goldberg.
Herr Müllermeister Fr. Schmidt in Melzer=Mühle bei Röbel.
Herr C. F. Meltz in Parchim.
Handschuh-Special-Geschäft
von
Alfred Gensel, Lübeck,
Sandstraße 22, (Haus Haukohl),
erlaubt sich sein Geschäft dem geehrten Publikum vom Fürstenthum Ratzeburg bei billigen Preisen und feiner Waare zu empfehlen. Schriftliche Bestellungen werden prompt expedirt.
Grosser Inventur-Ausverkauf
bei August Raspe, Lübeck.
Gr. Siemzer Schweinegilde.
Der Vereinsball findet Sonntag, den 30. d. Mts. statt.
Anfang 7 Uhr.
Nichtmitglieder ist der Zutritt nicht gestattet.
Der Vorstand.
Zu dem am Mittwoch, den 9. Februar bei mir stattfindenden
Maskenballe
erlaube mir ein geehrtes Publikum von Stadt und Land hierdurch ergebenst einzuladen.
J. Boye.
Epilepsie (Fallsucht.) Krampf, Nervenleidende etc. etc. heilt selbst in den veraltesten Fällen, gewöhnlich in 3 Tagen, brieflich. 25jährige Erfahrung.
D. Mahler, Hannover.
Gesucht in Schönberg zu Ostern:
Ein älterer Kuhfütterer,
(Wittwer oder unverheirathet). Reflectanten wollen sich in der Expedition dieses Blattes melden.
Suche zu Ostern einen zuverlässigen Knecht der Ackerarbeit kennt und mit Pferden umzugehen versteht, selbiger muß auch Stelle eines Hausknechts vertreten können.
H. Spolert.
Baeck im Januar 1887.
J. Gärtner, Ratzeburg,
beeid. Fleischbeschauer.
Es hat dem lieben Gott gefallen, unsere liebe Tochter und Enkelin Magdalene Kelling nach kurzem, schweren Krankenlager am 24. d. M., Abends 11 Uhr zu sich zu nehmen. Indem wir allen Freunden und Bekanntem diese traurige Mittheilung machen, sprechen wir zugleich unsern herzlichsten Dank für die uns von allen Seiten bewiesene Theilnahme aus.
Die betrübten Eltern und Großeltern.
Schönberg, den 27. Januar 1887.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 30. Januar.
Vormittagskirche: Rektor Woisin.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 8 Seite 5]Beilage
zu Nr. 8 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 28. Januar 1887.
- Früher kannte man von den Pilzen nur die guten, die im Wald wuchsen, und die Glückspilze. Die Pilze aber, welche die neue Wissenschaft entdeckt hat, sind meist Unglückspilze, welche die Ursache schwerer Krankheiten sind. Der neueste Unglückspilz ist der Strahlenpilz, von den Aerzten Actinomyces genannt. Er ist der Erreger von Krankheiten, die früher mit der Skrophulose, Tuberkulose und auch mit dem Krebs verwechselt worden sind, und wird neuestens aus der Untersuchung des Eiters erkannt. Er ist meist tödtlich. Zunächst findet er sich in den Kauwerkzeugen, indem der Pilz in eine Zahnlücke gelangt und von da seinen Weg in die Weichtheile der Wange, des Halses u. s. w. findet und überall die größten Verheerungen anrichtet. Dann findet man den Pilz in der Lunge, wo er zunächst, wenn er oberflächlich ist, einen akuten, in seinem weiteren Vordringen aber auch chronischen Katarrh hervorruft, dem dann im weiteren Verlauf eine schwere Entzündung des Rippenfells folgt. Ein dritter Ansiedelungsbezirk ist der Darm, auch hier bringt dieser Pilz, wenn er die Darmwandung durchbricht, kolossale Verwüstungen zu Stand. Eine große Vorliebe soll er für die Knochen haben, sowohl in der Brust, wie auch in der Bauchhöhle wendet er sich gegen die Wirbel.
- Frost an Ohren, Hand und Fuß. Sobald das Jucken sich einstellt, wende man die beiden einzig bewährten Frostmittel an: 1) Bei Frost an den Händen: Man koche eine Hand voll Galläpfel mit etwa anderthalb Liter Wasser in einem irdenen oder Porzellan=Gefäße ab. (In einem eisernen Topfe wird Tinte entstehen.) In der lauwarmen Abkochung bade man die erfrorenen Hände so oft als möglich, mindestens morgens und abends je eine Viertelstunde lang. Die Abkochung braucht nicht erneuert zu werden, sondern bleibt in dem irdenen Topfe stets zur Benutzung bereit auf dem Heerde oder hinter dem Ofen stehen. 2) Bei Frost an Ohren und Füßen, wo die Bäder lästig oder nicht so bequem wie bei den Händen sind, werden die leidenden Stellen mit einer Flüssigkeit bepinselt, die jede Apotheke für ca. 40 Pf. nach folgender Anweisung liefert:
Rp. Tinct Jod 1,0
Aeth. sulph 10,0
Collod. simpt. 20,0
Aeußerlich zu Bepinselungen. Es genügt bei rechtzeitiger Anwendung ein täglich dreimaliges Bepinseln der kranken Körpertheile, um in wenigen Tagen die Heilung herbeizuführen.
Für Dein Glück erhalte Dir
Frisch und frei der Dinge vier:
Augen, Schönes zu ergründen,
Seele, Schönes zu empfinden,
Geist, das Schöne zu behalten,
Hände, schön es zu gestalten.
- Ein neues Mittel, um seinen Miethzins zu zahlen, hat ein junger Amerikaner erfunden. Derselbe läßt einfach in den "Newyork=Herald" folgende Annonce setzen: "Jedem, der an mich 20 Cents einsendet, gebe ich das Mittel an, auf welche Weise er sich leicht das Geld für seinen Miethzins beschaffen kann." Natürlich laufen die 20=Centsstücke in großer Anzahl ein, der pfiffige Yankee befriedigt davon seinen Hausherrn und versendet an seine sämmtlichen Korrespondenten einfach ein Cirkular mit den Worten: "Machen Sie es wie ich!
- Marianne Brand, die Berliner Kammersängerin, befand sich auf Gastspiel in New=York und kam zum Postamt, um ein Packet aus der Heimath zu holen. Der Beamte verlangte den Nachweis, daß sie die Sängerin Brand sei, "sagen kann es Jeder". "Sagen, ja, beweisen nein! Ich will's beweisen!" Und nun ließ sie am Schalter ein paar schmetternde Läufe los, daß sich alle Fenster und Thüren öffneten und mit Staunenden füllten. "Gut, gut", sagte der Beamte dankend, "Sie sind die Marianne Brand!"
- Der dicke Peter steht noch von seiner Militärzeit her beim Baron X. in Dienst. Er geht für seinen Herrn durch's Feuer und wäre nebenbei im Stande, auch einen Berg aufzuräumen, denn er ist ein gewaltiger Fresser. Als er als saftstrotzender Bauernbursche von den heimathlichen Fleischtöpfen zum Regiment kam, konnte er sich trotz doppelter und dreifacher Menagerationen niemals satt essen. Sein Hunger spottete jeder Aufopferung der Bataillonsküche; der arme Kerl sank zum Schatten herab und wäre sicherlich eines gräßlichen Hungertodes verblichen, wenn sich nicht eben Rittmeister Baron X. seiner angenommen und sich ihn als Diener genommen hätte. Dank der Freigebigkeit seines Gebieters fühlte sich Peter seitdem wohlgemuth wie das Fischlein im Wasser. Der Herr ergötzte sich an den staunenerregenden Leistungen von Peter's Magen und erzählte davon jüngst im Freundeskreis so unglaubliche Dinge, daß er schließlich zum Beweis der Wahrheit die Wette einging, daß sein Diener das Fleisch eines mäßigen Kälbleins sonder Schwierigkeiten auf einem Sitz verspeisen werde. Die Wette wurde angenommen und an einem Abend der vergangenen Woche zur Ausführung gebracht. Um seinem Peter die Kraftleistung leichter und angenehmer zu gestalten, ließ der Baron die stattliche Fleischmenge auf verschiedene Weise zubereiten und in einzelnen Schüsseln aufgetragen, wobei natürlich des begleitenden Trunkes - denn auch darin leistet der brave Bursche Großes - nicht gespart wurde. Peter aß mit ruhiger Kraft und sicherer Ausdauer. Sein rothes Gesicht erstrahlte im freudigen Schimmer und schon war zum Erstaunen und Ergötzen der zusehenden Herren die letzte Platte auf den Tisch gelangt, als sich Peter ängstlich nach seinem Herrn umsah. Dieser, der die Wette schon gewonnen glaubte, eilte rasch zu ihm, ihn leise aneifernd: "Du wirst die Kleinigkeit doch auch noch unter Dach bringen." "Das schon," antwortete Peter, "aber wenn das Kalb nicht bald kommt, so fürchte ich, daß ich's nicht mehr zwingen werde." Man kann sich das schallende Gelächter vorstellen, mit welchem diese gemüthliche Erklärung des guten Peter, der alles bisher Genossene nur als simple Vorspeise betrachtet hatte, von der Gesellschaft begleitet wurde. Das ist doch gesegneter Appetit.
Die weiße Rose.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1887 Nr. 8 Seite 6]Die weiße Rose.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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