[ => Original lesen: 1886 Nr. 84 Seite 1] Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Hebamme Greve auf ihren Antrag ihres Dienstes als Hebamme für den Carlower District entlassen und dagegen die verehelichte Meyborg in Carlow wiederum als Districtshebamme für den genannten District angestellt ist.
Schönberg, den 20. Oktober 1886.
Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
H. Spieckermann.
Die Kaiserin Augusta hat zum 25jährigen Jubiläum des Tages, an welchem sie zum Chef des 4. Garde=Grenadier=Regiments ernannt wurde (18. Oktober 1861), jedem Offizier desselben einen prachtvoll verzierten Degen geschenkt, der am Knopf das A sowie die Zahlen 1861-1886 trägt.
Ein Spiritussteuergesetz, so berichtet man jetzt bestimmt, werde von der Reichsregierung dem nächsten Reichstag nun nicht mehr vorgelegt werden. Die erheblich vermehrten Reichsausgaben sollen durch Erhöhung der Matrikularbeiträge gedeckt werden. Da wird es an scharfen finanziellen Auseinandersetzungen im Reichstag sicherlich nicht fehlen.
Ueber die Unfallversicherung der Seeleute soll im Bundesrath ein Gesetzentwurf eingebracht werden. Wie man hört, hat der Kaiser bereits seine Genehmigung dazu ertheilt.
Bei den neuen Gewehren in Deutschland kommt das jetzige, als Seitengewehr getragene Faschinenmesser nicht mehr als Aufpflanzungswaffe zur Anwendung, sondern eine ganz neue, eigens dazu konstruirte Waffe. Dieselbe hat eine Klinge von der Länge und Beschaffenheit eines großen Dolches und einen Griff aus Holz und Eisen mit einer Vorrichtung zum Aufpflanzen. Diese Dolche werden aber nur im Fall der Mobilmachung an die Truppen vertheilt, da man das stete Tragen dieser gefährlichen Waffe mit Recht für bedenklich hält. Das neue Repetir= oder Magazin=Gewehr sammt gefülltem Magazin mit 10 Patronen und aufgepflanztem Dolch ist dennoch leichter als das bisherige.
Die Stelle eines Volksschullehrers in Kamerun, welcher die Aufgabe hat, daselbst eine Elementarschule einzurichten, ist, wie der Württembergische Staatsanzeiger hört, von dem deutschen Reichskanzleramt einem württembergischen Volksschulamts=Kandidaten, Theodor Christaller von Schorndorf, übertragen worden. Demselben ist ein Jahresgehalt von 5000 Mk., sowie freie Hin= und Heimreise zugesichert. Seine Abreise nach Kamerun soll schon am Ende dieses Monats erfolgen.
Der ehemalige österreichische Reichskanzler Friedrich Ferdinand Graf von Beust ist Sonntag Vormittag auf seinem Gute Allenberg unweit Wien gestorben.
Wegen der Zunahme der Cholera in Pest hat man die Verlegung der Delegationen von Pest nach Wien in Erwägung gezogen.
Kein äußeres Anzeichen deutet darauf hin, daß Frankreich jetzt oder in der nächsten Zukunft die Kraft des deutschen Reiches herauszufordern beabsichtige. Und trotzdem zeigt die Politik des Fürsten Bismarck Züge einer durchgehenden, allen seinen Bethätigungen auf dem auswärtigen Gebiet zu Grunde liegenden tiefen und nachhaltigen Besorgniß vor plötzlichen und gefährlichen französischen Entschlüssen. Der Reichskanzler muß wohl seine Gründe haben, weshalb er dem Frieden, der in die Hut Frankreichs gegeben ist, nicht traut.
Die französische Politik gegenüber Deutschland hat seit dem Kriege von 1870/71 etwas Katzenartiges gehabt. Nur einmal, unter Jules Ferry's allzu kurzem Ministerium, trug sie den Charakter aufrichtiger Annäherung; sonst aber schwankt sie zwischen kurzen Pulsen sauersüßer Freundlichkeit und heimtückischem, zum Sprunge und Ueberfall bereitem Hasse. Schwerlich wird deshalb die Sendung des neuen Botschafter Herbette nach Berlin auf großen Erfolg zu rechnen haben.
Die Franzosen wollen den Engländern in Egypten durchaus an den Kragen. Jetzt hat der französische Botschafter in London, Waddington, von seiner Regierung den Auftrag erhalten, bei dem englischen Minister des Aeußeren, Lord Iddesleig, gegen die fernere Besetzung Egyptens durch die Engländer zu protestiren. Zwischen Frankreich und der Türkei soll in dieser Beziehung vollständiges Einvernehmen herrschen und diesen beiden Mächten soll Rußlands Unterstützung gesichert sein.
General Mac Pherson, der Oberbefehlshaber der britischen Armee in Birma, ist in Päome am Fieber gestorben.
In Italien macht sich fortgesetzt eine freundliche Stimmung für Deutschland geltend. Alle der Regierung nahe stehenden Zeitungen und viele andere beglückwünschten den in Italien weilenden Kronprinzen zum Geburtstage am 18. Oct. Mehrere widmeten ihm sogar Leitartikel.
Die italienische Regierung soll beabsichtigen, gegen die Ausbreitung der Jesuiten in Italien energisch vorzugehen. Den Anstoß dazu habe Minister Tasani gegeben. In Rom soll demnächst unter dem Vorsitz von Depretis ein Ministerrath in der Frage abgehalten werden.
Die Einberufung der Cortes in Spanien soll von der Regierung auf den 10. November festgesetzt sein.
- Neustrelitz, 21. October. Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sind heute Mittag in erwünschtem Wohlsein aus England zurückgekehrt.
- Neustrelitz, 20. October. Wie seit zehn
[ => Original lesen: 1886 Nr. 84 Seite 2]Jahren alljährlich um diese Zeit, so ist auch jetzt wieder von der Großherzoglichen Landesregierung an die Vorstände und Verwaltungen der öffentlichen Kassen und der Kassen der bedeutenderen Privatinstitute die Aufforderung ergangen, Erhebungen über den Geldumlauf vornehmen zu lassen und das Ergebniß einzuberichten. Insbesondere sollen sich die Ermittelungen auf die jeweiligen Bestände an Reichsgoldmünzen, Einthalerstücken und Reichssilbermünzen, sowie an Reichskassenscheinen, nicht aber auch Reichsbanknoten, erstrecken und am 30. d. M. zur Ausführung gebracht werden.
- Güstrow, 22. Oktober. Heute Morgen um 7 Uhr fand in einem Gefängnißhofe des hiesigen Landgerichtsgebäudes durch den Scharfrichter Krauts aus Berlin die Hinrichtung des Schmiedegesellen Fritz Bartels aus dem Dorfe Kraak bei Hagenow statt. Der Vollstreckung des Todesurtheils wohnten außer den Gerichtspersonen nur wenige Menschen bei, welche durch Karten Einlaß erhalten hatten. Mit dem Schlage 7 Uhr betraten die Gerichtspersonen den Richtplatz. Unmittelbar darauf wurde der Verurtheilte vor den Gerichtstisch geführt. Der Gefängnißgeistliche Pastor Wollenberg hatte ihn betend geleitet und mit den Worten: "Deinen Ausgang segne Gott; gehe hin in Frieden!" entlassen. Nachdem der Gerichtsschreiber das Todesurtheil und die Entschließung des Großherzogs, von dem Begnadigungsrechte keinen Gebrauch machen zu wollen, verlesen hatte, wendete sich der Erste Staatsanwalt Oesten mit den Worten an den Verurtheilten: "Nachdem Sie wegen schwerer Blutthat vom Schwurgerichte rechtskräftig zum Tode, verurtheilt sind, und nachdem Se. Königliche Hoheit der Großherzog der Entschließung geworden sind, von dem Allerhöchsten Begnadigungsrechte keinen Gebrauch machen zu wollen, übergebe ich Sie kraft meines Amtes dem Nachrichter zur Strafvollstreckung. Der barmherzige Gott sei Ihrer Seele gnädig." Bartels, welcher große Ruhe zeigte, ließ sich ohne Widerstand zum Richtblock führen, und nach wenigen Sekunden war durch den Scharfrichter Krauts die Enthauptung vollzogen. Der ganze Strafvollstreckungsakt nahm die Dauer von 7 Minuten in Anspruch. - Bartels hatte bekanntlich im Dezember v. J. Schwiegermutter, die Ehefrau des Schmieds Möller in Kraak erdrosselt. Wie mitgetheilt war die Hinrichtung des Mörders in Folge angeblicher Geständnisse, welche sich auf die Betheiligung einer zweiten Person bei dem Morde bezogen, bis auf Weiteres aufgeschoben worden. Der Verurtheilte hatte auf Grund eines von seinem bisherigen abweichenden Geständnisses Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt und Folgendes ausgesagt: An der Ermordung der Schmiedefrau Möller sei er nicht allein betheiligt gewesen, sondern er habe dieselbe gemeinschaftlich mit dem Ehemanne der Ermordeten ausgeführt, und zwar in der Weise, daß er selbst nur die Arme der Frau Möller gehalten, der Mann aber die Erwürgung seiner Frau vollführt habe. Er sei von dem Manne durch Bedrohung mit einer Pistole vor und während der Unthat zu dieser gezwungen worden. Der Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens wurde jedoch seitens des Gerichts abgelehnt und die hiergegen vom Verurtheilten eingelegte Beschwerde vom Großherzogl. Oberlandesgericht zu Rostock verworfen.
In Lübeck ist ein dem dortigen Bataillon angehöriger Soldat wegen Verdachts, einem sozialdemokratischen Verein anzuhören und sich sozialdemokratischer Umtriebe schuldig gemacht zu haben, verhaftet und nach Altona zur Untersuchung abgeführt worden.
- In der Zeit vom 1. Oktober bis Ende März 1887 können bei allen Truppentheilen, soweit Vakanzen vorhanden sind junge Leute eingestellt werden, welche ihrer Militärpflicht als dreijährige Freiwillige genügen wollen. Dieselben müssen das 17. Lebensjahr vollendet haben und die Annahme durch den selbst zu wählenden Truppentheil muß spätestens bis zum 1. April des 20. Lebensjahrs erfolgt sein.
- Der 18. October ist in vielerlei Beziehung ein Gedenk= und Jubeltag. Unter anderem hat an diesem Tag vor 25 Jahren auch die deutsche Kronprinzessin das 2. Leibhusaren= Regiment in Posen erhalten. Am Montag ward dieser Tag deshalb von dem dortigen Regiment feierlich begangen.
Der Kaiserstadt Berlin ist eine Bierfiliale der Münchener Brauer geworden. Jetzt hat auch der Großbräuer Pschorr 3 große Häuser in der Behrenstraße für 4 1/2 Millionen Mk. gekauft, um einen Bierpalast zu errichten. Die Quadratruthe kommt auf 24,000 Mk., der höchste Preis, der bis jetzt in Berlin gezahlt worden ist.
- Der Sultan hat dem Erfinder des Malzextrakts, Johann Hoff in Berlin, den Orden für Kunst und Wissenschaft übersandt und ihm gleichzeitig den Titel eines kaiserlichen Hoflieferanten verliehen. Diese Auszeichnungen sind von um so größerer Bedeutung, als nach dem Koran im türkischen Reich keinerlei Bier getrunken werden darf, der Genuß der Johann Hoff'schen Malzextrakt=Gesundheitsbieres aber erlaubt worden ist.
- Die in Wilhelmshaven kürzlich mit einem neu aufgestellten Fortsgeschütz von 35 Kaliberlängen, Geschützlauf ca. 10 Meter lang vorgenommenen Schießversuche, denen eine Anzahl höherer Offiziere der verschiedenen Artillerieabtheilungen beiwohnten, haben ein sehr günstiges Resultat ergeben. Die auf 1000 Meter bemessene Schußweite mit Treffsicherheit wurde noch um mehrere hundert Meter überschritten. Das Geschoß, eine Langgranate von 28 Centimeter Durchmesser, repräsentirt das ansehnliche Gewicht von 350 Kilogramm und erheischt eine Pulverladung von etwa 180 Kilogramm. Das Geschütz selbst hat ein Gewicht von etwa 50 000 Kg.
- Das Haus Rothschild hat seine eigene Geschichte. Der Begründer der Dynastie, Mayer Anselm Rothschild, starb 1812. Seine Söhne erweiterten ihr Reich durch Gründung von Bankhäusern in London, Paris, Wien und Neapel und übten gewaltigen Einfluß aus, so daß einmal in kritischer Zeit die Wittwe Mayer Anselms, die in der Frankfurter Judengasse lebte und starb, sagen konnte: es giebt keinen Krieg, wir geben kein Geld her. In neuester Zeit ist ein großer Theil ihrer Geldherrschaft auf Berlin übergegangen und die Rothschilds in London und Paris sollen ihre Vettern in Frankfurt und Wien überflügelt haben. Des soeben verstorbenen Frankfurter Chefs Mayer Karl Devise war: "Rast ich, so rost' ich." Im letzten Jahrzehnt waren die Brüder Mayer Karl und Willy nicht immer ganz einig. Bis zur Stunde giebt es in ihrem Bankhaus keine Prokuristen mit verbindlicher Unterschrift für die Firma; solche Unterschriften wurden von den beiden Chefs persönlich geleistet. Von Mayer Karls sechs Töchtern ist die älteste die Wittwe Salomon Rothschilds in Paris, die zweite mit Nathaniel Rothschild in London verheitathet, die dritte Wittwe des James Edward Rothschild in London, die vierte ist unverheirathet, die fünfte und sechste sind bei ihrer Verheiratung mit dem Herzog von Gramont und dem Prinzen Alexander von Wagram katholisch geworden.
- Sämmtliche schlesische Hochofenwerke schlossen ein Uebereinkommen ab, zwecks Verhinderung der Ueberproduktion, und werden ihre Fabrikation bedeutend einschränken.
- In Budapest zeigt die Cholera in letzter Zeit einen bösartigeren Charakter. Am Montag wurde die höchste Sterblichkeitsziffer seit ihrem Ausbruch (22) erreicht. Das Polytechnikum bleibt zwei Tage geschlossen, da ein Student während der Vorlesungen an Symptomen der Cholera erkrankte.
- Das gewöhnliche stehende Heer in Belgien ist nicht größer als die Bevölkerung der dortigen Klöster. Während es im Jahr 1846 nur 779 religiöse Genossenschaften mit 11 968 Mitgliedern gab, beträgt nach dem kürzlich erschienenen Statistischen Jahrbuch des Königreichs die Zahl der Nonnen und Mönche jetzt 80 000, welche sich auf etwa 1700 Anstalten vertheilen.
- Das prachtvolle Kasino in Biarritz ist durch eine Feuersbrunst zerstört worden. Der Schaden soll 700 000 Francs betragen.
- In Madrid ist der Priester Galeoli, welcher den Weihbischof von Madrid am Palmsonntage vor dem Altar erschoß, zum Tode verurtheilt worden.
- Nach einem von San Francisco eingegangenen Telegramm wüthet die Cholera in Sevul, der Hauptstadt Koreas, furchtbar. Durchschnittlich sterben 1000 Personen täglich. Infolge der Schwierigkeit und der Gefahr der Beerdigung werden die
[ => Original lesen: 1886 Nr. 84 Seite 3]Leichname liegen gelassen. Der Stadt droht völliges Aussterben.
- Von einer Schwiegermutter, wie sie zum Glück selten sind, berichtet eine Londoner Gerichtsverhandlung. Ein junger Mann hatte sich mit einem hübschen, braven und vermögenden Mädchen verheiratet. Sie lebten mehrere Jahre einig und glücklich. Dann mußte der junge Mann seine Mutter, deren Mann gestorben war, in's Haus nehmen und nun war's mit dem Frieden aus. Die Alte hetzte und schürte, es gab täglich Unfriede und endlich kam's so weit, daß die junge Frau in der Ecke essen mußte, aus dem Haus ging und klagbar wurde. Im Termin erklärte die Alte, sie allein halte das Haus zusammen und sei ein wahrer Friedensengel. Nein, liebe Mutter, das kannst Du doch nicht mit gutem Gewissen sagen, warf der junge Ehemann schüchtern ein. Watsch, watsch! hatte er ein paar klatschende Ohrfeigen von der Mama. Nun fand der Richter das Urtheil leicht. Ich habe Sie als Friedensengel kennen gelernt, sagte er und gab den Bescheid, daß die junge Frau nicht eher in das Haus ihres Mannes zurückzukehren brauche, bis die Schwiegermutter ausgezogen sei.
- Die Volkssage erzählt, daß Anna Plochl, die Tyroler Postmeisterstochter, den Erzherzog Johann auf einer Reise als verkleideter Postillon gefahren habe, weil gerade auf der Station ihres Vaters kein Knecht anwesend war und der Erzherzog nicht warten wollte. Da habe sich die Bekanntschaft angeknüpft. Die unbarmherzige Geschichte zerstört zwar diese Sage, wie viele andere, läßt aber immer noch ein Stück Romantik zurück. Der 37jährige Erzherzog lernte die 17jährige Anna bei einem ländlichen Fest in Aussee kennen, bei welchem ihm Tyroler Mädchen Alpenrosen überreichten, und fand, daß Anna die schönste Rose sei. Nach einem Jahr kam er wieder, verweilte mehrere Tage und fand, daß die schöne und anmutige Postmeisterstochter, deren Mutter gestorben war, auch eine vortreffliche Verwalterin des Hauswesens und Pflegerin ihrer vielen jungen Geschwister war. Ein Jahr nachher hielt er um ihre Hand an und bekam keinen Korb, aber erst nach sechs Jahren nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten konnte er sie als Gemahlin und Gräfin von Meran heimführen.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über
1. das zu Schönberg an der Sabowerstraße sub Nr. 27 belegene Wohnhaus c. p. und
2. das auf der Schönberger Stadtfeldmark im Köppenmoor belegene Moor
der Kaufmanns=Wittwe Creutzfeldt von hier, Johanna geb. Greif, welche zwei Grundstücke einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden werden, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Donnerstag, den 30. December d. J.,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. October 1886.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
3-4000 Pfd. Runkelrüben
à 100 Pfund 60 Pfennige, verkauft
Schönberg. J. Licht.
Heute Morgen 4 Uhr entschlief sanft nach längerer Krankheit unsere innigst geliebte Tochter Minna im fast vollendeten 13. Lebensjahre. Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 28. d. M. Nachmittags 2 1/2 Uhr statt.
Schönberg, den 25. October 1886.
Die tiefbetrübten Eltern
J. Kibbel und Frau.
Meinen geehrten Freunden und Gönnern zur Nachricht, daß ich mit Zuhülfenahme eines tüchtigen Holzarbeiters die bisher mit Herrn Eckmann gemeinschaftlich betriebene
Maschinenbauerei
von jetzt an für alleinige Rechnung fortsetze. Indem ich für das bis jetzt geschenkte Vertrauen meinen besten Dank ausspreche, bitte ich, mich auch fernerhin mit geschätzten Aufträgen erfreuen zu wollen, reelle Arbeit und gute Bedienung versprechend.
Schönberg, im October 1886.
Hochachtungsvoll
J. Oldenburg.
Gänzlicher Ausverkauf
meiner noch übriggebliebenen Vorräthe an:
Damen= und Kinderhüten, Winter=Capotten, Blumen, Federn und Band.
A. Reinhold,
im Hause der Tischlermeister Wwe Fick Siemzerstr.
Diese Woche:
Böhmische Braunkohle und Schottische Steinkohle
erwarte und empfehle, ab Bahnhof billiger
C. Schwedt.
Die Schulgelderhebung.
findet in den nächsten beiden Wochen - vom 25. October bis 6. November - statt. Die einzelnen Termine werden in den Klassen bekannt gemacht.
J. Wegner, Schulgelderheber.
Trunksucht heilt radical unter Garantie die Privatanstalt für Trunksuchtleidende, Postoffice Säckingen (Baden.) Die Methode des Herrn Prof. Dr. L. übertrifft alle andern und kann von Jedermann auch ohne Vorwissen zu Hause vollzogen werden. Unbemittelten wird die Hälfte des Honorars gestundet. Atteste Geheilter gratis!
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Gibt die schönste Wäsche.
Alleiniger Fabrikant H. MACK in Ulm.
Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei Emil Jannicke, Bandagist.
Am Mittwoch, den 27. d. M. fahre ich mit meinem Omnibus nach dem
Ratzeburger Viehmarkt.
Abfahrt von Gastwirth Boye 5 1/2 Uhr und Neuen Welt 7 Uhr.
Schönberg. L. Schütt.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 84 Seite 4] Unsere Gesellschaft hat in diesem Jahre an Hagelschäden zu vergüten;
1. An Schulze Ollmann in Schlagsdorf 400 M. - .
2. An Hauswirth Otte daselbst 252 M. 75 .
3. An Hauswirthh Schütt daselbst 98 M. - .
4. An Hauswirth Hecht daselbst 210 M. - .
5. An Hauswirth Heiden daselbst 110 M. - .
6. An Büdner Leetz daselbst 76 M. 50 .
7. An Büdner Mustin in Heiligeland 82 M. 75 .
8. An Hauswirth A. Jabs in Schlag=Resdorf 251 M. - .
9. An Hauswirth Ollrogge daselbst 134 M. 25 .
Zur Deckung dieser Schäden und zur Completierung des Hülfsfonds vernothwendigt sich ein Beitrag von 25 Pfennigen pro 100 Mark Versicherungssumme und werden unsere Mitglieder ersucht, solchen Beitrag am
Montag, den 1. November, Morgens 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 16. Oktober 1886.
J. Kröger. Wilh. Heincke.
Herbst- und Winter-Saison 1886.
Wir halten unser neu assortirtes Lager von geschmackvollen
Kleiderstoffen, Regen-, Herbst- und Winter -Mänteln
den geehrten Bewohnern Schönbergs zu den bekannten billigen Preisen bestens empfohlen.
Rehtwisch & Borchert.
Lübeck, den 23. September 1886.
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Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg
offerirt als Spezialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien; sowie auf Grund eingehender Versuche selbst hergestellten
geladenen Jagdpatronen "Waidmannsheil."
Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt in System, Caliber, sowie Schrot=Nummer und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich. Depositäre:
Grevsmühl & Riesland in Lübeck.
C. A. Fischer in Lübeck.
C. Schwedt in Schönberg.
Gebr. Frahm Nachfl. in Wismar.
L. F. Hagen in Rostock.
L. Böteführ in Schwerin.
Heinrich Pöhls in Boiztenburg.
L. Pleßmann in Ludwigslust.
W. Dankert in Plau.
H. Greve in Neubrandenburg.
A. Dettmann Nachfl. in Güstrow. |
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A. Schmidt in Malchin.
J. H. Seemann in Stavenhagen.
Aug. Schmidt in Bützow.
A. Wilken in Waren.
A. Thiemann in Röbel.
Herm. Bringe in Tessin.
A. Pelzer in Grevesmühlen.
F. C. Langen in Malchow.
B. Spenling in Gnoyen.
Fr. Schütt in Penzlin. |
Wichtig für Landleute!
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Herr F. C. Wascher in Schönberg
hat unsere Vertretung für das Fürstenthum Ratzeburg übernommen und ertheilt bereitwilligst jede gewünschte Auskunft.
Lübeck, im October 1886.
Ewers & Miesner. |
Pianinos billig baar oder Raten. Fabrik Weidenslaufer, Berlin NW.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 84 Seite 5]Beilage
zu Nr. 84 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 26. October 1886.
- Bei Siegen ist eines jener Scheusale dingfest gemacht, welche wehrlose Frauen überfallen, mißhandeln und dann ermorden. Es ist in diesem Falle ein junger Mensch von 25 Jahren, ein Arbeiter Namens Jakob Koch. Derselbe hatte an ein und demselben Tage an einem auf dem Felde arbeitenden 14jährigen Mädchen ein Attentat und an einer 60jährigen Frau einen Lustmord begangen. Durch das junge Mädchen wurde das Scheusal entdeckt und ist jetzt auch seiner Verbrechen geständig.
- Die Knickerei, die sich darin kund giebt, bei Bezahlungen von Rechnungen durch Postanweisung 20 Pfennig Porto abzuziehen, ist einem Geschäftsmanne in Bautzen theuer gekommen. Er hatte auch 20 Pf. Porto abgezogen, der Empfänger forderte aber den ihm zukommenden Betrag von 3,30 Mk. voll, es kam zur Klage und nun hat der Verklagte 19,60 Mk. Kosten zu zahlen.
- Felix Dahn hat folgendes Lied der Deutschen jenseits der Meere dem "allgemeinen deutschen Congreß zur Förderung überseeischer Interessen" gewidmet:
Noch ist die Welt nicht ganz vertheilt;
Noch manche Flur auf Erden
Harrt gleich der Braut: die Hochzeit eilt!
Des Starken will sie werden.
Noch manches Eiland lockt und lauscht
Aus Palmen und Bananen:
:,: Der Seewind braust, die Woge rauscht.
Auf! freudige Germanen! :,:
Auf's Meer, du Volk des Heldenthums,
Und such auf blauen Bahnen
Das Wundereiland alten Ruhms:
Das Win=Land deiner Ahnen.
Dem Wicking war zu schroff kein Riff,
zu schäumig keine Brandung:
:,: Kraft stieß hindurch das Drachenschiff
Und Muth erzwang die Landung. :,:
Zur Friedensarbeit zieh'nn wir aus,
Zu bauen, nicht zu fechten,
Doch blitzend schützt uns Schiff und Haus
Das Schwert in uns'rer Rechten!
Und daß wir in der neuen Welt
Dem alten Reich nur leben,
Deß soll, unscheidbar uns gesellt,
Ein Banner Zeugniß geben.
Pflanzt auf das rauschende Panier
In jedes Neulands Brache,
:,: Wohin wir wandern, tragen wir
Mit uns die deutsche Sprache. :,:
- Als General Uhrich, der tapfere Vertheidiger von Straßburg 1870, am 19. Oktober in Paris feierlich beerdigt wurde, rief ein junger Mann, der vor einem Kaffeehaus saß: Nieder mit Boulanger! Die Zuschauer fielen über ihn her und riefen: Nieder mit dem Preußen! Werft ihn ins Wasser! Im Verhör stellte sich aber heraus, daß er kein Preuße oder Deutscher, sondern der französische Journalist Bave war. "Nieder mit Boulanger" habe ich gerufen, sagte er, weil der Kriegsminister sich bei dem Begräbniß des heldenmüthigen Uhrichs nicht hat vertreten lassen.
- Die Suppe des Kaisers ist Gegenstand einer Wette geworden. In Austin in Texas sind zwei Leute eine Wette von hundert Dollars darüber eingegangen, ob Kaiser Wilhelm seine Fleischsuppe klar mit Muskatnuß, kleinen Fleischklöschen und mit dick gekochtem Reis, der separat gekocht ist, als Zuthat ißt, oder aber ob der Monarch die Suppe mit Reis, Kartoffeln und allerlei Gemüsen, Alles in und mit der Suppe gekocht, zu essen pflegt. Die Entscheidung dieser Streitfrage ist der Zeitschrift "Die Küche" übertragen worden. Nach der ertheilten Antwort ist die Wette unentschieden geblieben, da keiner der beiden Wettenden das Richtige getroffen hat. Der Kaiser liebt nämlich vorzugsweise gebundene, nicht klare Suppen, welche aus einer kräftigen Brühe hergestellt werden; als Einlage dienen Graupe, Reis, besonders liebt er selbstgemachte Nudeln.
- Aus dem Leben der Großstadt. Noch nie, schreibt man aus Berlin der Weser=Zeitung, ist der Widerspruch zwischen den Klagen der schweren Zeiten, den schlechten Geschäftszeiten und der immer mehr zunehmenden Vergnügungssucht bei allen Klassen der Bevölkerung so scharf hervorgetreten, wie in diesem Jahr. Noch nie sind wohl in diesem Jahr alle öffentlichen Vergnügungslokale in Berlin so gefüllt gewesen, wie in diesem Jahr. Es scheint die Berliner Gesellschaft ein förmlicher Vergnügungstaumel ergriffen zu haben. Gleichgiltig, ob Hoch oder Niedrig, Geheimraths= oder Arbeiterfamilie, alles drängt nur nach Zerstreuung und Unterhaltung, und je lärmender und rauschender dieselbe ist, desto besser. Ob Hoftheater oder Tingeltangel; der Saal ist Abend für Abend ausverkauft. Bis in den innersten Schoß der Familie dringt diese eigenthümliche Vergnügungssucht ein, früher genossen unsere jungen Mädchen aus besseren Familien das Leben so gut wie garnicht, oder nur im beschränkten Maßstab; ein paarmal im Jahr durften sie Theater und Konzerte besuchen, sie wurden auf zwei drei Bälle geführt, eben so viele Gesellschaften gab man im Haus - das war so ziemlich alles, die übrige Zeit saßen sie still im Haus, beschäftigten sich mit Lektüre und mit häuslichen Arbeiten. "Wenn Du verheirathet sein wirst", sagten die Eltern ihrer Tochter, "wirst Du an der Seite Deines Mannes das Leben viel besser, viel schicklicher, ganz und voll genießen können." Und die jungen Mädchen waren es meist zufrieden und warteten bis zur Ehe. Die für sie den Eingang zum Vollgenuß des Lebens bedeutete. Wie anders das heutige Berlin! Die Heirathsansichten für die jungen Mädchen im Bürgerstand werden immer schwieriger, die Mitgiftsansprüche der jungen Männer immer größer, denn die Gründung und Aufrechterhaltung eines Hausstandes wird immer theurer, die Miethen, die Steuern steigen beständig, die Einrichtung soll immer kostbarer werden, die gesellschaftlichen Pflichten wachsen. Die jungen Mädchen betrachten die Ehe nicht mehr als den Anfang des "Lebens", sondern als das Ende. "Sind wir erst einmal verheirathet, dann hört alle Freiheit, aller Genuß auf!" Ihr Mann kann ihnen unmöglich so viel Vergnügen bieten, da die geschäftlichen Verhältnisse dies nicht zulassen, das wissen die jungen Mädchen recht gut, darum müssen sie noch als Mädchen alles auskosten, und sie wissen auch, daß die Eltern sich nicht weigern dürfen, ihren Willen zu erfüllen, da diesen die Klugheit gebietet, sich mit ihnen überall zu zeigen und sie aufs vortheilhafteste und eleganteste zu präsentiren, wo sich die junge Männerwelt zahlreich zeigt, in der Hoffnung, daß es doch gelingen werde, irgend einen als zukünftigen Gemahl einzufangen. Die Methoden, welche dann angewendet werden, solche hoffnungsvolle Kandidaten zu fesseln und zu locken, sind oft von wahrhaft erstaunlicher Originalität. Aber die jungen Männer in Berlin sind heutzutage ebenfalls "geriebene Knaben", sie durchschauen zumeist das Spiel, ziehen so großen Vortheil als möglich aus der Liebenswürdigkeit, die man ihnen entgegenbringt, und retten sich im letzten Moment doch durch einen kühnen Sprung seitwärts vor der ihnen drohenden Schlinge. So bietet das Leben der Großstadt eine Fülle der abwechslungsreichsten Lustspielstoffe, aus denen ein geistreicher, feiner, Gestaltungskraft besitzender Beobachter unendlichen Nutzen ziehen könnte.
- Moderne Jugend. Vater: "Ich bin nur begierig, was Du anfangen wirst, wenn ich mich einmal vom Geschäfte zurückziehe und zur Ruhe setze". Sohn: "Dann setze ich mich neben Dich!"
- Eisenbahn=Fremdwörter. In einem kleinen Orte, in welchem eine neue, eben eröffnete Eisenbahn endete, hielt ein sich lebhaft für das neue Wunder interessirender Mann folgende Ansprache an das neugierig sich herandrängende Publikum,
[ => Original lesen: 1886 Nr. 84 Seite 6]worunter namentlich auch die Kinder stark vertreten waren: "Runter, ihr Jungens, vom Baron! - allerweile wird die Fomitive gleich angebatagt kommen! - Wer hernach keene Ballete hat, darf nich in' Coupon!"
- Eine neue Verwendung von Zucker ist in England entdeckt worden, welche bei dem jetzt niedrigen Preistande dieses Artikels bald allgemein werden dürfte. Gleiche Theile von gewöhnlichem fein gepulvertem Kalk und unraffiniertem Zucker oder auch Melasse (Rübenzucker thut vielleicht dieselben Dienste) geben mit Wasser in üblicher Weise vermischt einen Cement von außerordentlicher Haltbarkeit. Versuche beim Ausbau der Domkirche in Peternorough zeigten, daß der Cement ohne Weiteres sogar fest an Glas haftete. Der mit Zucker vermengte Kalk soll eben so gut sein wie Portland=Cement, jedenfalls dürfte der letztere durch einen Zuckerzusatz um Vieles verbessert werden. In England glaubt man den Grund der Dauerhaftigkeit der alten römischen Kalkbauten in solchen Zuckerzusätzen entdeckt zu haben.
- So häufig auch die Essiggurken vom Schimmel befallen werden, so wissen dennoch die meisten Hausfrauen nicht, diesen Uebelstand zu beseitigen. Ein bewährtes Mittel besteht darin, daß man ein Säckchen mit schwarzen Senf, etwa 30 Gramm, zu den Essiggurken legt, welche alsdann von Schimmel frei bleiben.
- Blutflecken zu reinigen. Man rühre Weizenstärke mit wenig kaltem Wasser an, trage dieselbe dick auf den Fleck auf und lasse sie trocknen. Ist die Stärke von der linken Seite aus abgeklopft, so werden frische Flecke verschwunden sein; bei veralteten wiederholt man dieses Verfahren. Es hat den Vortheil, daß es, auch bei zarten Farben und Stoffen angewendet, dieselben nicht angreift.
- Gulaschfleisch auf ungarische Art. Das Gulasch ist gut, wenn es aus verschiedenen Theilen des Rindes zubereitet wird. Man kann dazu von Lungenbraten, Blatt, Brust, ein Stückchen Herz, Euter und Nieren nehmen. Wenn das Fleisch rein gewaschen ist, schneidet man es in kleine Würfel und giebt das Ganze in ein Kasseroll, und gießt auf das Fleisch so viel Wasser, daß es damit bedeckt ist. Wenn es aufgekocht hat, gebe man länglich geschnittene Zwiebeln, Salz und einen Löffel Rosen=Paprika hinein, rüttle es mit dem Fleische gut zusammen und lasse es unter öfterem Aufrütteln so lange kochen, bis die ganze Suppe verkocht ist, so daß es sich ganz am Schmalz braun röste. Das Rindfleisch zum Gulasch muß gut zwei Stunden kochen, um weich zu werden.
- Flecke aus weißem Atlas zu entfernen. Man tauche, so räth "Die Hausfrau", reine, weiße Watte in erwärmten Spiritus und reibe damit die befleckte Stelle. Es ist erstaunlich, wie rasch der Fleck verschwindet. Auf dieselbe Weise kann man beschmutzte, helle Atlashandschuhe wie neu herstellen.
- Spiel's Petroleum=Kraftmaschine dürfte sich für den Kleingewerbebetrieb besonders eignen, wenn die Erfahrung erst deren Zuverlässigkeit erwiesen hat. Die Maschine sieht im Aeußeren einer liegenden Gasmaschine sehr ähnlich, sie soll sehr sicheren und regelmäßigen Gang haben, der auch bei der jedesmaligen Entzündung der Ladung nicht beeinträchtigt werden soll. Zum Betriebe wird rektifiziertes Petroleum verwendet und ist dasselbe in einem kugelförmigen Glasgefäß welches auf der Mitte des Arbeitscylinders angebracht ist. Wenn die Arbeitsleistung, welche die Maschine ausführen soll, zuvor angegeben wird, kann dieser Petroleumbehälter gerade so groß berechnet werden, daß dessen Füllung nicht länger als für einen Tag ausreicht. Die Maschine bedarf in solchem Falle gar keiner Aufmerksamkeit, da dieselbe in ihrem Gang von selbst unterbrochen wird, wenn die Oelfüllung verbraucht, resp. wenn die zu leistende Arbeit gethan ist. Von dem Oelbehälter aus gelangt das Petroleum durch ein Röhrchen zu einer kleinen Pumpe, welche links von dem Oelbehälter, wodurch dem Cylinder eine regelmäßige Füllung zugetheilt wird. Bei jedem Vorwärtsgang des Kolbens wird durch denselben ein Gemisch von Luft und Petroleum angesaugt, welches Gemisch beim Rückgange des Kolbens komprimiert wird und in dem Augenblicke zur Entzündung gelangt, in welchem der Kolben seinen Vorwärtsgang wieder beginnt. Die Verbrennung und Expansion des Gemisches erfolgt bei dem dritten Kolbenhube, während bei dem vierten die Verbrennungsprodukte zum Austritt gelangen. Der gedachte Vorgang wiederholt sich kontinuirlich während je 4 Kolbenhüben. Die Ladung wird durch eine kleine Spiritusflamme entzündet, der Cylinder wird vermittelst Wasserspülung kühl gehalten. Die Maschine ist mit einem guten Regulator versehen. Die Ingangsetzung bietet keine Schwierigkeit, indem nur die Spiritus=Zündflamme zu entzünden und das Schwungrad leicht anzudrehen ist. Allem Anscheine nach eignet sich die Maschine sehr zur Anwendung bei kleinerem Kraftbedarf und wird hierbei, namentlich auf dem Lande wie zu landwirthschaftlichen Zwecken, wo Gas nicht zur Verfügung steht, der Gasmaschine entsprechende Concurrenz machen. Die Maschine ist die Erfindung von Johann Spiel in Berlin.
Eine Schülerwerkstatt.
"Wie? eine Schülerwerkstatt in organischer Verbindung mit der Volksschule? Habe ich doch nie geglaubt, daß man die Ausführung einer solchen Idee jemals ernstlich in das Bereich der Schulaufgaben ziehen würde. Die Schülerwerkstatt, dieses Kind der Zeit, ist eben geboren, noch ehe wir daran denken konnten. Und gerade in einer Zeit, wo wir Lehrer uns anschickten, mitten in das Getriebe des Examinierens und Examiniertwerdens zu treten, wo die für unsere Schüler scheinbar endlosen Anstrengungen des kindlichen Körpers und Geistes beginnen sollten, und wo wir mehr denn je daran erinnert wurden, wie viel, wie sehr viel doch ein Kind im Laufe des Schuljahres lernen muß, da konnte ich mich beim Durchlesen eines Artikels über den Handfertigkeitsunterricht des Schmerzensrufes nicht erwähren: "Und zu all' dieser Schularbeit noch eine Schülerwerkstatt, noch ein Handfertigkeitsunterricht? Unmöglich!" Und doch verweile ich jetzt über diesen Gegenstand in sinnender Betrachtung, seitdem es mir vergönnt gewesen ist, vor und in den Tagen der Examenzeit die Schülerwerkstatt und deren Arbeiten kennen zu lernen. Wie erstaunte ich, als ich den Arbeitssaal betrat. Welches Hämmern, Pochen, Stoßen und Hobeln! Und welches Interesse und welche Begeisterung auf den Gesichtern der jungen Künstler! Hier putzt und ebnet man rauhe Stellen und führt das Ganze der Vollendung entgegen; dort wird das Stemmeisen, der Hobel, die Säge von Kinderhänden geführt. Hier merkt man, daß die geistige Auffassung die feste Hand und das sichere Auge eine ernste Probe bestehen muß. Ueberall Leben, überall Abwechselung. Kein starrer Mechanismus, der nur fertige Wissenssuppen aus dem Topfe auf die Teller ausschüttet. Zwar speichert ein solcher Unterricht nicht große Resultate der Wissenschaft und Kunst in dem Gedächtniß auf, wohl aber bricht hier der kindliche Geist aus den Samenkeimen der Selbstthätigkeit und Selbstbewegung hervor, aus dem, was Verstand und Geschmack, was Kopf und Hand infolge der kindlichen Trieb= und Schaffenskraft zu bilden vermocht haben. Hier reichen sich Intelligenz und Aesthetik zu gemeinsamen Wirken die Hände. Und was hier aus Kinderhand hervorgeht, das muß Lust und Liebe zur Arbeit erwecken. Man muß dies unbedingt zugeben, wenn man die Ausstellung besucht und die Arbeiten gesehen hat, die aus der Schülerwerkstatt hervorgegangen sind. Die Reichhaltigkeit der Ausstellungsobjekte und die Feinheit, mit welcher zum großen Theile die Arbeiten aus Pappe, Gips oder Holz ausgeführt worden sind, muß überraschen. Man scheidet nicht ohne Ueberzeugung, daß die Mittel, welche der Staat diesem Unternehmen gewährt, wohlangebrachte und wohlberechtigte sind. Dem Dirigenten der Schülerwerkstatt, und dem technischen Leiter derselben, können wir nur danken dafür, daß es ihnen gelungen ist, alle Vorurtheile zu beseitigen, die sich gegen derartige Unternehmungen etwa geltend machen können. Uns wenigstens sind solche Vorurtheile genommen und wir haben uns recht gern bekehren lassen durch alles Das, was die Schülerwerkstatt in so reichen Maße geboten hat."
[ => Original lesen: 1886 Nr. 84 Seite 7]Die Hexe von Rainal.
Von B. Schwarz.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 84 Seite 8]Die Hexe von Rainal.
Von B. Schwarz.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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