[ => Original lesen: 1886 Nr. 74 Seite 1] Nr. 14 des Offic. Anzeigers pro 1886 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
I. Abtheilung:
(5.) Revidirte Verordnung, betreffend die asiatische Cholera.
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betreffend Geldsendungen nach Buenos=Aires.
Die Eröffnung der außerordentlichen Reichstagssession erfolgte Donnerstag nachmittag 1/2 3 Uhr im Sitzungssaal des Reichstagsgebäudes. Das Haus war gut besucht. Die rein geschäftsmäßige Eröffnungsrede kündigt nur die Verlängerung des spanischen Handelsvertrages als Zweck der Reichstagsberufung an, da von den Interessentenkreisen dringend der verfassungsmäßige Vertragsvollzug gewünscht werde. Die Auszählung ergab die Anwesenheit von 223 Mitgliedern, das Haus war also beschlußfähig. Abg. Windthorst beantragt die Wiederwahl des bisherigen Präsidiums durch Akklamation. Abg. Hasenclever widerspricht in Bezug auf die Wahl des Abg. v. Wedell=Piesdorf zum Präsidenten, da dieser in seiner Eigenschaft als Regierungspräsident einen Arbeiter ausgewiesen. Abg. Windthorst, v. Helldorf=Bebra, Richter wenden sich dagegen, daß aus diesem Falle der Heranziehung der Amtshandlungen eines Abgeordneten eine Präcedenz geschaffen werde. Darauf wird Abg. v. Wedell=Piesdorf mit 172 von 177 Stimmen (42 Zettel sind unbeschrieben) zum Präsidenten, Abg. Frhr. v. Franckenstein mit 199 von 211 St. zum 1. Vicepräsidenten, Abg. Hoffmann (freis.) mit 174 von 211 St. zum 2. Vicepräsidenten gewählt. Gegen die Absicht, die nächste Sitzung schon Freitag abzuhalten, wendet sich Abg. Bebel (Soz.) Die nächste Sitzung war Sonnabend: 1. und 2. Lesung des spanischen Handelsvertrags, Rechenschaftsbericht betr. die Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes über Leipzig.
Der Bundesrath beschloß die Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes für Berlin und Hamburg=Altona.
An Reichsgoldmünzen sind auf sämmtlichen deutschen Münzstätten im Monat August ds. Js. allein 3,137,860 M. geprägt worden. Unter Hinzurechnung der früher geprägten und nach Abzug des Betrages der wieder eingezogenen, nicht mehr umlaufsfähigen Stücke stellt sich der Gesammtbetrag der ausgeprägten Reichsgoldmünzen auf 1,952,176,065 M. Und doch fehlt es vielen Leuten noch immer an Gold!
Die Einführung des Repetiergewehrs auch in der österreichischen Armee wird wahrscheinlich im nächsten Jahre schon erfolgen.
Nach der "Polit. Korr." verlangt der österreichische Kriegsminister für die Einführung des Repetiergewehres 15 Millionen Gulden und als erste Theilzahlung für 1887 2 1/2 Millionen.
Der Herzog von Sevilla hat sich aus Spanien davon gemacht. Er war wegen seiner ungezogenen Haltung der Königin gegenüber durch militärgerichtliches Urtheil auf 10 Jahre in Mahon eingesperrt, soll jetzt aber von dort auf einem französischen Kauffahrteischiff entkommen sein.
Der König von Portugal ist auf seiner Rundreise, die er in Mitteleuropa macht, jetzt in Brüssel angelangt.
Von Ungarn aus wird England der Rath ertheilt, den Fürsten Alexander von Bulgarien zum Statthalter von Indien zu machen. Außerdem möge England die allgemeine Wehrpflicht einführen, um wieder eine Armee zu bekommen und von neuem zum Machtfaktor in Europa zu werden. Das wäre, wenn's auch ein Scherz ist, das Dümmste vielleicht noch nicht!
Aus Darmstadt wird gemeldet, Fürst Alexander von Bulgarien werde möglichst bald einer Einladung der Königin Viktoria nach England folgen. Einen Wiedereintritt in die deutsche Armee hält man für sehr unwahrscheinlich.
Ob die 3 Kaisermächte sich schon über eine bestimmte Person für den bulgarischen Fürstenthron geeinigt haben, steht noch nicht fest, sicher ist dagegen, daß sie alle drei einen Kandidaten unterstützen werden. In Sofia werden alle drei ihre Macht aufbieten, um Unruhen zu verhüten, und so könnte es am Ende noch dahin kommen, daß die Moskauer Zeitung Recht behält, die da meint, man solle nicht lang fackeln, sondern einen Fürsten hinsetzen, wählen könnten ihn die Bulgaren nachher.
Was den Battenberger selbst anlangt, so ergeht's dem in Jugenheim wohl. Nach all der schmählichen Behandlung, die ihm zu Theil ward, erfreut er sich der Ruhe und der Sorglosigkeit im Heimathland und im Vaterhaus. Die Aeußerung, daß er der erste sein werde, der als Freiwilliger in der bulgarischen Armee um Makedonien gegen die Türkei kämpfen werde, hat er niemals gethan. Das war auch eine von den großen russischen Lügen.
Von Rußlands Seite sind nunmehr die von der Regentschaft in Bulgarien gestellten 4 Fragen wie folgt beantwortet worden: 1. Rußland wird die gegenwärtige Regierung unterstützen, so lang dieselbe die Interessen des ganzen Landes vertritt und Ruhe und Frieden herrschen. 2. Rußland hält es nicht für zeitgemäß, vor Eintritt der vollständigen Ruhe die Kandidatur des Fürsten kundzugeben. 3. Rußland ist bereit, die Vereinigung beider Bulgarien zu fördern, aber nicht die jetzige gewaltsame Art derselben, welche Gefahren birgt. 4. Die Herstellung guter Beziehungen Bulgariens mit Rußland hängt von der provisorischen Regierung ab, und zwar davon, ob dieselbe die bisherigen Versäumnisse gutmachen werde. Nähere Bedingungen mitzutheilen, hält man in Rußland vor der Hand für unzeitgemäß, nach Herstellung der Ruhe, sagt man, sollen diese bekannt gegeben werden. Uns dünkt, es sei in Bulgarien gar kein Lärm.
General v. Kaulbars, bisher russischer Militärbevollmächtigter in Wien, soll, wie es heißt, als militärischer Agent Rußlands nach Sofia, der bulgarischen Hauptstadt, gehen.
Es ist bekannt genug, daß die Lage von Konstantinopel eine der schönsten in der Welt ist und zugleich eine Meer= und Länderherrschende, wenn eine intelligente und energische Macht dort herrscht. Das ist aber nicht der Fall, der Sultan ist ein kranker Mann, wie ihn Zar Nicolaus genannt hat,
[ => Original lesen: 1886 Nr. 74 Seite 2]ein Spielball der eifersüchtigen Großmächte. Das türkische Reich siecht dahin, bis ihm Rußland den Gnadenstoß geben wird. Dem gebildeten Europäer wird der Aufenthalt dort durch das beängstigende Gefühl verleidet, daß der Boden, auf dem er weilt, die Luft, die er einathmet, wie von einem Fluche getroffen, dem frischen, fröhlichen Schaffen nicht gedeihlich ist. Wohin er blickt, sieht er nur schläfrige Gestalten, wucherndes Unkraut, zerbröckelnde Ruinen. Er möchte die Menschen bei den Schultern nehmen, sie aufrütteln und ihnen zurufen: So rührt Euch doch, wißt Ihr nicht, daß Gefahr im Verzug ist! Aber er thut es nicht, weil er weiß, daß Andere es vor ihm gethan und dennoch alles beim Alten geblieben ist. "Allah weiß es", das genügt den Türken und so nimmt das Verhängniß seinen Gang.
- Die Einstellung der Rekruten zum Dienste mit der Waffe wird bei sämmtlichen Truppentheilen nach näherer Anordnung der diesen vorgesetzten General=Kommandos in der Zeit vom 4. bis 6. November erfolgen; die Einstellung der Oekonomiehandwerker erfolgt am 1. Oktober.
- Seit 1834, also seit vollen 52 Jahren, sollen wir im August und September nicht wieder eine so anhaltende Trockenheit und Wärme gehabt haben, als in diesem Jahre. Damals hat das vorwiegend warme und sonnige Wetter bis Mitte Oktober angehalten.
- Das deutsche Reichspostamt hat in Uebereinstimmung mit dem Reichsschatzamt verfügt, daß im amtlichen Geschäftsverkehr der Post= und Telegraphen=Behörden das Zeichen "M." als Abkürzung für Mark dem Markbetrage nachgesetzt und die Pfennige nicht mehr durch Decimalstellen der Mark, sondern als Pfennige unter Hinzufügung des Zeichen "." besonders ausgedrückt werden.
- Der neue Lotterieplan der Königl. Preuß. Klassenlotterie bringt auch eine wesentliche Umgestaltung der Ziehungstage zuwege. Bisher wurden in jeder Klassenlotterie auf die erste Klasse zwei, die zweite und dritte je drei, die vierte vierzehn, zusammen 22 Vormittage verwandt. Künftig werden die Nachmittage auch hinzugenommen werden und im ganzen 48 Ziehungsberichte erscheinen.
- In Berlin sind die zahlreichen Gymnasien so überfüllt, daß viele Eltern ihre Söhne nach Fürstenwalde und Freienwalde auf die Schule schicken müssen.
- Der in Berlin verstorbene Tingel=Tangel=Leiter Benjamin Moor hat ein Testament hinterlassen, in welchem er sein Vermögen, gegen zweimalhunderttausend Mark, dem berliner Thierschutzverein vermacht.
- Das Leibroß des Fürsten Bismarck, genannt "Grete", ist am Montag vormittag in den zum Palais in der Wilhelmstraße gehörigen Stallungen plötzlich verendet. Das Pferd, welches den Fürsten bei allen historisch=denkwürdigen Momenten des Krieges von 1870/71 getragen hat, dürfte an Altersschwäche gestorben sein.
- Fritz Käpernick, der bekannte Schnellläufer, soll von der sogenannten galoppierenden Schwindsucht befallen sein. Er wurde von der Militärersatzkommission untersucht und hierbei soll der Arzt festgestellt haben, daß Käpernicks Lebenstage gezählt seien.
- Oberst Graf Schmettow, welcher bei dem Todesritt in der Schlacht bei Vionville das Magdeburger Kürassierregiment Nr. 7 führte, einer der Bravsten der Braven, ist auf seinem Gut Brauchitschdorf in Schlesien gestorben.
- An der Unglücksstätte bei Schloß Berg im Starnberger See, die in der That einen furchtbar verwahrlosten Eindruck macht, ist jetzt endlich etwas geschehen. Es ist daselbst ein Kreuz, umwunden von einem Kranz aus Gebirgsblumen, angebracht worden. An der Stelle, an welcher der Leichnam v. Guddens gefunden ward, steckt nach wie vor nur ein alter Stecken.
- In München herrscht große Freude darüber, daß der Prinz=Regent auf dem Oktoberfest, dem bekannten lustigen und urgemüthlichen Münchener Volksfeste erscheinen will.
- Einen guten Tag hat den in Wiesbaden tagenden deutschen Juristen ihr früherer Kollege, der Obergerichtsprokurator August Wilhelmy, einer der rheinischen Wein=Könige, gemacht. Am 13. September entführte er sie und den Männer=Gesangverein sammt Musikkapelle mit Extrazug nach Hattenheim, um ihren Wahrspruch über seinen Wein zu fällen. Lange Tafeln waren im Park vor den Riesenkellern aufgedeckt und die leckersten Gerichte, die Durst machen, aufgestellt. Diensteifrige Küfer trugen den Wein auf, edeln 57er Rüdesheimer Berg=Auslese und 84er Rauenthaler Auslese gleichsam zur Probe. Die Herren tranken, die Musik spielte, die Liedertafel sang und drinnen im Saal erklang das goldene Spiel des berühmten Geigerkönigs, auch eines Wilhelmy. Ein Trompetensignal lud die 700 Gäste in die prächtigen Kellerräume. Da lagen viele hundert von Stücken (à 1600 Flaschen) der kostbarsten Rheingau=Weine und über allen thronte das "Riesenfaß" voll 1859er Ausbruch, 72 000 Flaschen enthaltend, und jede Flasche unter Brüdern 40 M. gewerthet. Draußen im Park liefen wiederum die Küfer und füllten die Gläser mit 16 Proben köstlichen Gewächses. So wurde wahr, was in Flammenschrift vom Eingang zum Riesenfaß gastfreundlich herüber leuchtete: "Juristen, studirt beim großen Faß - das Sprüchlein: in vino veritas! - Dann zieht streng logisch daraus den Schluß: In vino Jus!" Jedes der 700 Gesichter war gleichsam transparent geworden und einstimmig fällten sie den Wahrspruch: Kollege Wilhelmy, als er vom Jus zum Wein und Weinbau übertrat, hat gut umgesattelt. Als Apostel ziehen sie nun heim in alle Welt.
- Professor Arlt in Wien, der bekannteste und wohl auch der älteste unter den dortigen Aerzten, er, der so oft Schmerzen gelindert hat, muß jetzt am Abend seines Lebens selbst noch große Schmerzen leiden. Professor Dittel hat ihm, um ihm Erleichterung zu schaffen, am Freitag das linke Bein abgenommen. Arlt befindet sich besser, zu retten ist er nicht mehr, er liegt am Altersbrand darnieder.
- In Pest ist die asiatische Cholera ausgebrochen. An einem Tag erkrankten 20 Leute und 10 von ihnen starben noch selbigen Tages.
- Bei Pesth gerieth das Gras des Josephstädter Friedhofes in Brand und verbreitete sich das Feuer über 1500 Gräber, deren Umzäumung nebst vielen Grabkreuzen verbrannten.
- Die große Kettenbrücke über die Ostrawitza bei Mährisch=Ostraun ist am Dienstag Vormittag, als eben eine Escadron Ulanen übersetzen wollte, eingestürzt; bisher werden sechs Civilisten und ein Ulan als todt gemeldet. Die schlechte Beschaffenheit der Brücke ist wiederholt von der Gemeinde bemängelt worden.
- Das Cholera=Spital in Triest war kürzlich der Schauplatz eines erschütternden Ereignisses. Einer der Cholerakranken schloß nämlich daselbst mit seiner Geliebten den Ehebund. Der Pfarrer von San Giovanni weigerte sich angeblich, im Seuchenhause zu erscheinen, worauf der Pfarrer von Barcola die Einsegnung vornahm.
- In Paris bemerkten neulich Passanten des Boulevard Magenta zu ihrem Entsetzen, wie ein Mann in einem Hotel der Rue d'Albouy einen blutenden Frauenkopf mit den Haaren an den Jalousien des Fensters befestigte. Sogleich eilte man nach dem zweiten Stockwerk des betreffenden Hauses, von welchem inzwischen vier Revolverschüsse ertönten. Als man in die Wohnung eindringen konnte, fand man daselbst die 19jährige Halbweltlerin Léa Hèritier mit abgeschnittenem Kopf auf dem Boden liegen und neben ihr den Mörder, ihren ehemaligen Geliebten Blanc, gleichfalls todt. Blanc hatte sich an dem Mädchen dafür gerächt, daß es ihn für einen an ihr begangenen Diebstahl dem Gericht angezeigt und sich geweigert hatte, die alten Beziehungen wieder aufzunehmen.
- Ein Arbeiter aus dem französischen Strikeort Vianzon zeigte an, daß seine strikenden Genossen etwa 80 Chassepotgewehre und reichliche Munition besitzen. Eine Untersuchung ist eingeleitet.
- In Genf wurde am 11. ds. Mts. der Buttermarkt plötzlich von der Polizei überfallen, die nicht weniger als 2000 Kg. Butter als gefälscht befand und 200 bäuerliche Verkäufer, ehe sie davonlaufen konnten, festnahm.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 74 Seite 3]- Eine Romanszene aus dem Leben, und was für eine, schildert ein Frankfurter Blatt folgendermaßen: Am Montag kehrte eine junge Frau, die ihrem Gatten vor etwa vier Wochen durchgegangen war und bedeutende Geldmittel mitgenommen hatte, nach Frankfurt a. M. zurück. Die Frau hatte während ihrer Abwesenheit nur etwa 600 M. gebraucht und brachte den Rest des mitgenommenen Geldes zurück. Nach einer großen Versöhnungsszene behändigte die Frau ihrem Gatten das zurückgebrachte Geld. Kaum fühlte der Mann sich in dessen Besitz, da zog er andere Seiten auf und erklärte, die Frau könne nun gehen, wohin sie wolle; er verbiete ihr das fernere Betreten seiner Wohnung. In Verzweiflung eilte die Frau nach ihrem Zimmer, kleidete sich reisefertig an, steckte einen Revolver zu sich, von dem ihr Gatte wußte, daß er geladen war, begab sich wieder hinab in das Arbeitszimmer ihres Mannes und hielt ihm mit den Worten: "Entweder mein Geld oder Dein und mein Leben", die Waffe vor die Brust. Zitternd öffnete der Bedrohte seinen Schrank und gab seiner Gattin das Geld zurück, ja sogar auf Anfordern derselben noch einige Hundert Mark mehr. Hierauf schloß die Frau ihren Gatten in sein Schreibzimmer ein und eilte rasch davon. Nach mehreren Stunden erst wurde ein Dienstmädchen auf die Lage ihres Herrn aufmerksam und ließ das Zimmer durch einen Schlosser öffnen. Zur Einholung der Frau war es bereits zu spät. Sie war mit dem nächsten Zug in der Richtung nach Köln davon.
- Einen boshaften Druckfehler veröffentlicht ein Wiener Witzblatt: "In Bulgarien hatte mancher sein Wort dem Fürsten verpfundet gehabt, der dann später den Russen zurubelte".
Im Manöver.
Immer ohne Ruh und Rast in dem Weltgebrause,
Ueberall ein fremder Gast, überall zuhause;
Hier 'mal freundlich angeblickt, heißt man uns willkommen,
Dorten aber unerquickt, schimpfend aufgenommen.
Für die Ruh die eine Nacht warme Lagerstätte.
Morgen Biwak mitgemacht, freies Feld zum Bette;
Gestern droben im Palast bei dem reichen Grafen,
Morgen armer Hirtengast und im Stalle schlafen.
Liebe Wirthin schimpf doch nicht, ist mir kein Vergnügen,
Thu nichts weiter als die Pflicht, wenn ich hier muß liegen;
Habe auch ein Vaterhaus, so wie Deine Kleinen,
Ging' dort lieber ein und aus bei den lieben Meinen.
Wenig noch der Jahre sinds, schnell die Zeiten gehen,
Dann vielleicht von Dir ein Kind muß zur Fahne stehen
Und es ruft von fern und spricht Dir zum Mutterherzen,
Fremde Menschen liebens nicht, gelt' das macht Dir Schmerzen.
Drum bedenk Dich in der Zeit und sei nicht so bitter,
Auch wir deutschen Kriegsleut, haben uns're Mütter;
Uns're Lieben sind zu Haus, die Dich gerne segnen,
Wenn Du ihren Söhnen drauß, freundlich wirst begegnen.
Anzeigen.
Unterm heutigen Dato ist in das hiesige Genossenschafts=Register sub No. 1 Fol. I. eingetragen:
Firma der Genossenschaft: |
Genossenschafts=Meierei in Schönberg i. Mecklbg. Eingetragene Genossenschaft. |
Sitz der Genossenschaft: |
Schönberg im Fürstenthum Ratzeburg. |
Rechtsverhältnisse der Genossenschaft: |
Für die Rechtsverhältnisse der Genossenschaft ist das ad [1] act. anliegende Statut maßgebend. Aus demselben ist hervorzuheben:
a. Datum des Gesellschaftsantrags: Schönberg, den 15. April 1886.
b. Gegenstand des Unternehmens: Herstellung von Milchproducten zum Verkauf und Verkauf von Milch.
c. Die Dauer der Genossenschaft ist auf unbestimmte Zeit bemessen.
d. Name und Wohnort der zeitigen Vorstandsmitglieder:
1. Pächter August Utermöhl in Schönberg,
2. Schulze Heinr. Lenschow in Gr. Bünsdorf,
3. Hauswirth Asmus Ahrendt in Gr. Siemz.
e. Alle Bekanntmachungen und Erlasse in Genossenschafts=Angelegenheiten erfolgen unter der Firma der Genossenschaft und werden vom Vorstande unterzeichnet. Mittheilungen an die Genossenschafter werden jedem Einzelnen schriftlich zugestellt. Annoncen für das consumirende Publicum, sowie sonstige Bekanntmachungen Seitens der Genossenschaft betr. Rechnungsablage etc. werden in den Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg veröffentlicht. Die Berufung der Generalversammlung erfolgt entweder durch Circular oder durch öffentliche Bekanntmachung in den Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
f. Der Vorstand zeichnet für die Genossenschaft, indem er zu der Firma derselben seinen Namen hinzufügt. Rechtsverbindlich ist die Zeichnung Dritten gegenüber nur dann, wenn alle drei Vorstandsmitglieder unterzeichnen. |
Schönberg, im Fürstenthum Ratzeburg, den
16. September 1886.
Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.
A. Dufft.
Montag, den 27. September d. Js., Vormittags 9 1/2 Uhr, sollen im Gastwirth Boyeschen Locale in Schönberg Mobilien aller Art, als namentlich:
Schränke, Tische, Stühle, Komoden, Bettstellen, Spiegel, Küchengeräth, Handwerkszeug etc.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
C. Staffeldt.
Stadt Lübeck.
Großer Ernteball
am Sonntag, den 26. d. Mts. Entree für Herren 60 . Damen frei. Anfang 6 Uhr. Wozu ergebenst einladet
H. Freitag.
Zum Montag, den 27. September erwarte am Bahnhof Lüdersdorf eine Ladung
Tannen für Kiepenmacher.
A. Wigger Nachflg.
Harmonikas
in großer Auswahl zu billigen Preisen empfiehlt
H. Brüchmann.
Peitschenstöcke & Peitschen
in neusten Sorten zu billigen Preisen empfiehlt
H. Brüchmann.
Blaustein
empfiehlt H. Brüchmann.
Wegen Erkrankung meines Kindermädchens suche ich zu Michaelis
ein junges Mädchen,
das auch in Handarbeit geübt ist.
Frau Amtsrichter Horn.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 74 Seite 4]Vielfach prämiirt.
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg
offerirt als Spezialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien; sowie auf Grund eingehender Versuche selbst hergestellten
geladenen Jagdpatronen "Waidmannsheil."
Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt in System, Caliber, sowie Schrot=Nummer und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich. Depositäre:
Grevsmühl & Riesland in Lübeck.
C. A. Fischer in Lübeck.
C. Schwedt in Schönberg.
Gebr. Frahm Nachfl. in Wismar.
L. F. Hagen in Rostock.
L. Böteführ in Schwerin.
Heinrich Pöhls in Boiztenburg.
L. Pleßmann in Ludwigslust.
W. Dankert in Plau.
H. Greve in Neubrandenburg.
A. Dettmann Nachfl. in Güstrow. |
|
A. Schmidt in Malchin.
J. H. Seemann in Stavenhagen.
Aug. Schmidt in Bützow.
A. Wilken in Waren.
A. Thiemann in Röbel.
Herm. Bringe in Tessin.
A. Pelzer in Grevesmühlen.
F. C. Langen in Malchow.
B. Spenling in Gnoyen.
Fr. Schütt in Penzlin. |
Sonntag, den 26. d. M. Nachmittags 4 Uhr:
Großes Concert
im Garten des Herrn J. Boye in Schönberg, ausgeführt von derKapelle des Herrn W. Wittfoth
Entree á Person 30 .
Nach dem Concerte im neuen Saale des Herrn Boye
Ball.
bis über Mitternacht hinaus. Anfang des Balles Abends 8 Uhr. Für tanzende Herren 1 M.
Bei ungünstiger Witterung findet das Concert im Saale statt. Hiezu laden ergebenst ein
J. Boye. W. Wittfoth.
Photographie!
Bis einschl. Montag, den 27. d. M. bin ich hier noch anwesend und nehme bis dahin Aufträge entgegen. Aufnahmen von Morgens 10 bis Nachm. 5 Uhr.
Fr. Struve, Photograph.
Wohnungs=Veränderung.
Meinen werthen Kunden und Gönnern mache ich hiermit die ergebenste Anzeige, daß ich vom heutigen Tage ab
Wasserstraße No. 60
wohne und bitte das mir bis dahin geschenkte Vertrauen auch ferner bewahren zu wollen.
Achtungsvoll
H. Voss,
Schuhmachermeister.
Anmeldungen und Beiträge
für den Diätenverein für Geschworene beider Mecklenburg nimmt entgegen
L. Spehr.
Die Anmeldungen müssen vor dem 1. November geschehen.
Zu Michaelis resp. Ostern, werden zu Hof=Selmsdorf
zwei Tagelöhner in Wohnung
(mit oder ohne Kuhhaltung) gesucht.
J. Breuel.
Schöne singende
Kanarien=Männchen,
à 2,50 M., verkauft D. Hempel.
Zu Michaelis d. J. habe ich noch
eine Wohnung
von 2 bis 3 Stuben zu vermiethen.
J. Voss, Tuchmachermeister.
Es wurden im Januar oder Februar d. J. das Buch:
Graf Monte Christi
1 Band an Jemand ausgeliehen. Der Betreffende wird dringend gebeten, dasselbe unverzüglich wieder zurückzugeben.
Joh. Krüger.
Mir sind am 18. d. M.
2 Schafe
entlaufen; ein schwarzes und ein weißes mit Halsband. Sollten sie sich irgendwo anfinden, bitte ich gütigst um Nachricht.
Krickeberg, Lockwisch.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg. (Nachdruck verboten.)
Geboren:
D. 16. Aug. dem Drechsler H. Renzow zu Schönberg ein S.
D. 18. dem Arbeiter Lenschow zu Gr. Bünsdorf eine T.
D. 20. dem Schäfer Gehrke zu Bauhof=Schönberg ein Sohn.
D. 21. dem Arbeiter Dahl zu Schönderg ein Sohn.
D. 27. dem Conditor Jähnig zu Schönberg eine Tochter.
D. 28. ein unehel. Sohn zu Bechelsdorf.
D. 28. dem Knecht Joh. Voß zu Schönberg ein Sohn.
D. 30. dem Hauswirth Maaß zu Lindow ein Sohn.
D. 31. dem Rademacher Stoltenberg zu Petersberg ein S.
D. 5. Sept. dem Arbeiter Oldenburg zu Schönberg ein S.
D. 7. dem Arbeiter Schäper zu Schönberg eine Tochter.
D. 11. dem Kornhändler Maack zu Schönberg ein Sohn.
D. 12. dem Hauswirth Heinrich Voß zu Petersberg ein S.
D. 15. dem Lohgerber L. Burmeister zu Schönberg ein S.
Eheschließungen:
D. 7. Sept. Gärtner Wilhelm Behrens zu Eppendorf und Marie Elisabeth Tretow in Schönberg.
Gestorben:
D. 28. August Helene Louise Anna Catharina Dorothea Köster, Fuhrmannstochter zu Schönberg, 6 Monat alt.
D. 30. Heinrich Boye zu Bechelsdorf, 1 Tg. 9 Stunden alt.
D. 31. Ernst Stoltenberg, Rademachersohn zu Petersberg, 1/2 Stunde alt.
D. 2. Sept. Margarethe Marie Schmüser geb. Holst. Arbeiterfrau zu Schönberg, 61 J. 9 Mon. alt.
D. 6. Johann Heinrich Meyer, Büdner zu Mahlzow 59 J. alt.
D. 10. Marie Lewerenz geb. Wigger, Pantoffelmacherfrau zu Schönberg, 62 J. 8 Mon. alt.
D. 12. Else Anna Jähnig, Conditortochter zu Schönberg, 15 Tage alt.
D. 17. Ernst Rudolph Wilhelm Maaß, Hauswirthssohn zu Lindow, 17 Tage alt.
D. 20. Schäferwittwe Catharina Marie Harnack geb. Busch zu Schönberg, 54 J. 4 Mon. alt.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 74 Seite 5]Beilage
zu Nr. 74 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 21. September 1886.
Die Hexe von Rainal.
Von B. Schwarz.
(Nachdruck verboten.)
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 74 Seite 6]Die Hexe von Rainal.
Von B. Schwarz.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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