[ => Original lesen: 1886 Nr. 56 Seite 1] Es wird hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Rotz unter den Pferden auf der Meierei Röggelin nunmehr erloschen ist.
Schönberg, den 14. Juli 1886.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
I. V.
H. Spieckermann.
Koeppen.
Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß das Füsilier=Bataillon 2. Hanseatischen Infanterie=Regiments No. 76 in Lübeck
an den Vormittagen des 28. Juli und 4. August d. J.
auf der Palinger Haide ein Gefechtsschießen abhalten wird.
Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Betreten des Terrains, welches durch den Landgraben von Brandenbaum bis zum Försterhaus Wesloe, die Straßen vom Försterhaus Wesloe bis Schlutup, Schlutup bis Palingen und Palingen bis Brandenbaum begrenzt wird, den Bewohnern des hiesigen Fürstenthums an den gedachten beiden Vormittagen bei Strafe verboten.
Schönberg, den 16. Juli 1886.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
I. V.
H. Spieckermann.
Zum Besuch des deutschen Kaisers in Augsburg wird folgendes geschrieben: Kaiser Wilhelm war zum letztenmal in Augsburg im Oktober 1866, wo er von König Ludwig und dessen Bruder Otto auf der Durchreise nach Berlin begrüßt wurde. Der letzte Besuch eines deutschen Kaisers in Augsburg hat gerade in diesen Tagen vor 94 Jahren stattgefunden. Der letzte Kaiser des alten römischen Reiches deutscher Nation Franz II. traf auf der Rückreise von der am 14. Juli 1792 stattgehabten Krönung in Frankfurt a. M. mit seiner Gemahlin am 24. Juli 1792 in Augsburg ein, wo er mit großen Ehren empfangen wurde. Der Besuch kostete der Stadt die für damalige Zeiten sehr bedeutende Summe von 16781 Gulden 27 Kreuzern.
Drei Divisionen der deutschen Flotte werden Ende Juli unter dem Oberkommando des Viceadmirals v. Wickede in Kiel vereinigt, um 6 Wochen lang Manöver in der Ostsee auszuführen. Während derselben wird die neue Seetaktik praktisch geübt und ebenso werden ausgedehnte Versuche über die Vertheidigungs= und Angriffskraft der Torpedoboote und ihre Manöverirfähigkeit in Verbindung mit Panzerschiffen und schnellen Korvetten bei Gefechten auf hoher See angestellt werden.
In der letzten Sitzung des Schuhmachermeister=Kongresses zu Berlin wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: "Der Kongreß erklärt, bei den Staats=Regierungen ist dahin zu wirken, daß in den Strafanstalten gewerbliche Arbeiten nur für den eigenen Bedarf der Anstalt, sowie für sonstige Staatsbedürfnisse (Militärbedarf) angefertigt werden dürfen."
Das französische Nationalfest am Mittwoch hat vom schlechten Wetter zu leiden gehabt. Es regnete fast unaufhörlich bei der Revue der Schülerbataillone auf dem Platz vor dem Stadthaus und der großen Parade auf den Longchamps. Auch die alljährliche übliche Kundgebung vor der Statue der Stadt Straßburg wurde zu Wasser und ist in Folge dessen bedeutungslos verlaufen. Die Statue war wie üblich mit Fahnen und Kränzen überhäuft, doch fanden weder Reden noch sonstige Demonstrationen statt.
Die Ausweisungen aus Frankreich werden fortgesetzt. Die Namen der beiden Prinzen Murat sind bereits aus den Armeelisten gestrichen, dem Prinzen Roland Bonaparte ist die Streichung seines Namens vom Kriegsminister ebenfalls angekündigt. Bei dem Nationalfest am 14. Juli ist übrigens bemerkt worden, daß das Hotel der russischen Botschaft zum ersten Mal nicht beleuchtet war.
Der Dampfer "Salier" vom Norddeutschen Lloyd hat am Mittwoch seine Reise nach Australien angetreten und damit die zweite deutsche Postdampferlinie eröffnet.
Der 3. Bundestag des Deutschen Radfahrer=Bundes, welcher bereits über 6500 Mitglieder hat, findet in Berlin am 14., 15. und 16. August d. J. statt. Von den dortigen Klubs wird Alles aufgeboten um das Fest so großartig als irgend möglich zu gestalten. Zum Wettfahren sind über 5000 M. in Preisen ausgesetzt und hofft man in Radfahrerkreisen auf einen Korso von mindestens 1000 Fahrern aus allen Gauen Deutschlands und dem übrigen Europa.
- Die Entdeckung von beträchtlichen Goldminen in Kimberley=Gebiet wird jetzt auch von den belgischen Konsuln bestätigt. Die Konsuln reden von einem neuen Californien und halten einen Rückgang des Goldpreises für wahrscheinlich.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 56 Seite 2]- Karl Schneckenburger, der Dichter der "Wacht am Rhein", war ein kleiner Kaufmann in Burgdorf in der Schweiz. Niemand, er selbst am wenigsten, ahnte, daß sein Lied, das er schon Jahre vorher gedichtet hatte, mit Hülfe von Wilhelms Komposition einst eine so gewaltige und glückliche Rolle spielen werde, wie es 1870 geschehen. Schneckenburger und Wilhelm haben die Dichter und Komponisten von Profession, möchte man sagen, aus dem Feld geschlagen. Schneckenburger war ein Deutscher aus Tuttlingen und jetzt werden seine Gebeine aus Burgdorf nach seinem Geburtsort übertragen und ihm wird ein Denkmal errichtet.
- Zur Warnung! Viele Näherinnen haben die Gewohnheit, beim Einfädeln den Faden durch die Lippen zu ziehen oder auch den Faden, sobald sie eine Naht fertig genäht haben, abzubeißen. Da nun aber Näh=, Strick= und Knopflochseide oft mit Bleiweiß schwerer gemacht wird, um dadurch höhere Preise zu erzielen, so kann bei dieser Gewohnheit leicht eine lebensgefährliche Vergiftung zum mindesten aber jahrelanges Siechthum hervorgerufen werden. Auch sollte keine Näherin Speisen berühren, bevor sie ihre Hände nicht gründlich gewaschen hat.
- "War einst ein Glockengießer zu Breslau in der Stadt", wer kennt nicht das Lied von Wilhelm Müller, dem poetischen, einstigen Gymnasiallehrer in Dessau ? Die Glocke, um deren Guß es sich in dem Lied handelt, beging am Sonnabend, den 17. Juli, ihren 500jährigen Geburtstag. Am Alexiustag 1386 ist sie gegossen worden, die Marienglocke oder "Armsünderglocke", die heute noch im südlichen der beiden Thürme der evangelischen Stadt= und Pfarrkirche zu St. Maria Magdalena in Breslau hängt und getreulich heute noch ihre eherne Stimme, zum Gottesdiest rufend, erschallen läßt.
- In der Umgegend der Reichsfestung Ulm weilte ein seltsamer Gast; nämlich ein französischer Artillerieoffizier, der bei einem Landpfarrer in Göttingen, 1 1/2 Stunden von Ulm, sich eingemiethet hatte, um die "deutsche Sprache zu erlernen." Der lernbegierige Offizier hatte sich eines Tages bei der Paroleausgabe dem Gouverneur, jedoch in Civil, vorgestellt. Er soll inzwischen auch bei einem Spaziergang auf dem Glacis der Wilhelmsburg gesehen worden sein, wo er ohne Zweifel eifrig mit dem Memoriren deutscher Vocabeln sich beschäftigt hat. Uebrigens waren alle Posten und Patrouillen strengstens angewiesen, ein wachsames Auge auf den strebsamen Herrn zu haben, der seit einigen Tagen wieder verduftet ist.
- Eine bedeutsame Entscheidung hat das Reichsgericht in Leipzig getroffen. Nach dieser ist jeder durch irgend eine Strafsache Verletzte berechtigt, von jeder auch nur zufällig bei der Begehung der Strafthat als Augenzeuge anwesenden Person die Nennung des Namens, Wohnorts etc. zu verlangen, um sich später auf deren Zeugniß berufen zu können. Der sich Weigernde darf sogar vor die Polizei geführt werden, damit seine Persönlichkeit festgestellt wird.
- Die liebe Gesundheit. Man sollte es kaum glauben, wie besorgt Mancher um seine Gesundheit ist. In München saßen ein paar brave Philister im Wirthshaus hinter ihren Bierkrügen. "Schaun's, Herr Schulze, sagte der eine, "ich bin Ihnen um nichts so neidisch, wie um Ihre Gesundheit!" Jetzt lassen's mich nur mit meiner Gesundheit, sag' ich Ihnen, Herr Müller, erwiderte ärgerlich der andere. Wie können's mich um meine Gesundheit beneiden, an der ich's ganze Jahr herumkuriren muß ? Schaun's, im Frühjahr fang ich schon gleich mit dem Salvatorbier an, alle Tag ein paar Mäßele, das dringt in's Blut. Nachher kommt das Bockbier, da brauch' ich die Bockkur, alle Tag fünf Seidel, aber nur in der Früh, ja nicht auf die Nacht. Darauf kommt der Brunnkreßsalat, das ist das Gesundeste für die Brust. Natürlich darf ich ihn nicht allein essen, sonst wär' er mir zu stark, ein Stück Nierenbraten und Delikatwürstel muß ich jedesmal dazu haben. Nachher kommen die Rettige. Ich sag' Ihnen nichts Besseres für einen schlechten Magen giebts garnicht als einen guten Rettig und ein Mäßel Bier in den nüchternen Magen. Na und hernach, wenn's gar nichts mehr solches giebt, im Winter, da geh' ich halt fleißig in's Hofbräuhaus; das ist die beste Apotheke, das därfen's schon glauben. Probieren Sei's nur amal.
- Getränke für Erntearbeiter. Wie aus Versuchen, welche von Dr. Langfeldt angestellt worden sind, hervorgeht, eignet sich Zitronensäure, in dem Verhältnis von einem Theil zu 2000 Theilen Wasser zugesetzt, in vorzüglichster Weise dazu, die mikroskopischen Wesen, welche sich namentlich im Sommer im Wasser in mehr oder weniger reichlichen Mengen vorzufinden pflegen, zu vernichten. Außerdem giebt ein solcher Zusatz, wie die "Braunschw. landw. Ztg." hervorhebt, ein vortreffliches Mittel ab, den Durst zu löschen, wie denn ferner auch die Zitronensäure (englisch kristallisierte) so billig ist, daß ihre Anschaffungskosten garnicht in Betracht kommen, da man zur Herstellung von 2000 Liter Limonade nur 1 Kg. dieser Säure bedarf. Man vermag dieses Getränk, welches einen säuerlichen Geschmack besitzt, dadurch noch etwas schmackhafter zu machen, daß man demselben eine Kleinigkeit Zucker oder Fruchtsaft zusetzt. Ein Zusatz von Haferschleim würde den Trank ziemlich nahrhaft und so zu einer zwiefältigen Erfrischung machen. Außerdem kommt als Getränk für den Erntearbeiter noch der Kaffee in Betracht, auf welchen nur ganz vorübergehend geurtheilt werden mag, da seine den Durst löschenden und anregenden Eigenschaften allbekannt sind.
- Russische Ordensauszeichnungen sollen vom Zaren hinfort an amerikanische Bürger, Schweizer und großbritanische Unterthanen nicht mehr verliehen werden, sondern nur Ehrengeschenke; und zwar, weil die Regierungen jener Länder Russen nie Dekorationen verleihen.
- Rosenessenz. Von einem in Frankreich lebenden Mitarbeiter wird der "N. Fundgr." folgendes Rezept einer guten, billigen und von jedem Rosenfreund leicht herstellbaren Rosenessenz mitgetheilt: Man verschaffe sich ein nicht zu kleines Glasgefäß mit einem Deckel, welcher luftdicht abschließt. Den Boden dieses Gefäßes belegt man zuerst mit einer Lage Salz, welches fein gerieben sein soll. Auf diese kommt eine Lage Rosenblätter von recht wohlriechenden Sorten. Centifolien eignen sich besonders gut. Hierauf kommt abermals eine dünne Schicht Salz, hierauf Rosenblätter und so fort, bis der Topf gefüllt ist. Derselbe wird hermetisch verschlossen und an einen trockenen nicht zu warmen Ort aufbewahrt. Im Winter genügt es, das Gefäß zu öffnen, um den Raum mit köstlichem Rosenduft zu füllen.
- Das Schicksal der Königsbauten Ludwigs II. scheint nunmehr entschieden. Die Schlösser Linderhof und Herrenwörth sollen dem Verfall preisgegeben werden. Man hat keine Lust, die Riesensumme zu opfern, welche die Erhaltung der Parkanlagen, Wasserleitungen und Wasserkünste des Linderhof erfordern würde. Der größere Theil des Mauerwerks von Herrenwörth soll wegen der Ueberstürzung, mit welcher es gebaut werden mußte, jetzt schon baufällig geworden sein. Beide Schlösser werden "aufgelassen". Neuschwanstein, diese für Ewigkeiten gebaute herrliche Burg, soll aber vollendet und eventuell zum "Königssitz" bestimmt werden. Hohenschwangau und Berg bleiben einstweilen geschlossen.
- Die Blasen an den Füßen, welche zuweilen durch enges Schuhwerk, sowie durch anhaltendes Marschieren entstehen, kann man schnell heilen, wenn man Glyzerin anwendet, welches man mit Arnika=Tinktur (etwa 1 Theil auf 3 Theile Glyzerin) vermischt hat. Auch Einreibungen mit Kamphersalbe oder Kampheröl sollen sich bei diesem Leiden recht gut bewähren.
- Dreißig Kilo Dynamit in einer Kiste sind auf der Staatsbahnstrecke Poritschan=Prag mittelst Erbrechung eines Lastwagens gestohlen worden. Was wollen die Diebe damit anfangen?
- Auf dem Stundenplan des Lehrerinnen=Seminar zu Dresden sind eine ganze Anzahl bisher gebräuchlicher Fremdwörter durch gute deutsche Ausdrücke ersetzt, wie Logik durch Denklehre, Psychologie durch Seelenlehre, Anthropologie durch Menschenkunde, Methodik und Didaktik durch allgemeine und besondere Unterrichtslehre. Die Geschichte der Pädagogik erscheint als Geschichte der Erziehung, deutsche Litteratur als deutsches Schriftentum, Grammatik als Sprachlehre. Mineralogie ist verdeutscht in Steinkunde, Physik in Naturlehre, Geometrie in Formenlehre, Stenographie in Kurzschrift. Dieser verdeutschte Stundenplan ist schon seit zwei Jahren im Gebrauch und die Anregung dazu er=
[ => Original lesen: 1886 Nr. 56 Seite 3]treulicher Weise von Schülerinnen selbst ausgegangen.
- Eingestürzt sind in der Nacht zum Dienstag der Thurm und die Kirche im Dorf Epe, im Kreis Münster, und bilden nur noch einen Trümmerhaufen. Noch am Abend vorher hatte sich eine Wallfahrtsprozession in der Kirche befunden. Die Kirche wie der Thurm waren erst neu erbaut, der Thurm noch nicht einmal vollendet.
- Der Elektriker Barbier in Paris hat eine Erfindung gemacht, wonach man mit geringen Kosten die üblichen elektrischen Hausklingeln in Fernsprecher verwandeln und der Dienerschaft gleich die gewünschten Befehle ertheilen kann. Der Apparat ist auch auf Gasthofs=Telegraphen anwendbar.
- Vom Dienstag mittag bis Mittwoch mittag sind in Italien an der Cholera 157 Personen erkrankt und 52 Personen gestorben.
- In Leipzig feierte vor einiger Zeit der Wirth der "Pfahlbauten" auf der Pleiße, Bastanier, ein schönes Jubiläum. Er machte nämlich dieser Tage das zweite Dutzend der von ihm vom Tode des Ertrinkens Geretteten voll.
- Durch einen Bienenschwarm ist dieser Tage ein Pferd auf einem Gut bei Prenzlau innerhalb 5 Minuten getödtet worden.
- Protest. Tochter: "Ich mag gar keinen Roman mehr lesen! Jedesmal hört er auf, wenn sie sich kriegen und es dann am schönsten wird!" Vater: "Dummes Zeug! Wer hat Dir denn gesagt, daß es dann am schönsten wird?"
- Bauernstatistik. Tourist auf der Alm zu einem Bauer: "Wie steht es denn, da Ihr so herrliche Lust genießt, bei Euch mit der Sterblichkeit?" - Bauer: "Bei uns sterben nur so die alten Weiber; die Mannsbilder kommen beim Bergkraxeln um, - wann s' nöt beim Raufen derschlag'n wern'n!"
Anzeigen.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Donnerstag, den 22. Juli d. J. Vormittags 8 1/2 Uhr, soll in Neschow
1 Arbeitspferd,
angeblich 7 Jahre alt,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden. Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Neschow.
Schönberg, den 14. Juli 1886.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Torf=Auction
im Vitenser Forste,
auf dem Woitendorfer Moore
am Donnerstag, den 22. Juli 1886 unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen über circa
800 Ruthen Baggertorf.
Versammlung Morgens 9 Uhr bei der Hütte auf dem Woitendorfer Moor.
Rehna, den 13. Juli 1886.
Großherzogliche Forstinspection.
Von dem Prieschendorfer=Torfmoor werden in d. J. abgegeben, soweit der Vorrath reicht
4 Mille Maschinen Preß=Torf,
vorzüglicher Qualität, zum Preise von 28 Mark
frei Schönberg vor die Thür!
Bestellungen darauf erbittet die unterzeichnete Gutsherrschaft.
Lütgenhof bei Dassow, den 10. Juli 1886.
von Paepke.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung am Sonntag, den 25. Juli nachmittags 4 Uhr im Vereinslokale.
Tagesordnung: Das diesjährige Sedanfest u. sonstige Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Pianinos billig baar oder Raten. Fabrik Weidenslaufer, Berlin NW.
Allen Denen, die meinen lieben Mann und meiner Kinder liebevollen Vater zu seiner letzten Ruhe begleiteten und seinen Sarg mit Kränzen schmückten, besonders dem Krieger=Verein und Herrn Pastor Langbein für die trostreichen Worte unsern herzlichsten Dank.
Schönberg, den 19. Juli 1886.
Maria Peters geb. Greve,
nebst Kindern und Schwiegersöhnen.
Allen Denen, die meiner geliebten Frau und unserer lieben Mutter die letzte Ehre erwiesen haben, sowie für die vielen Kränze sagen unsern tiefgefühltesten Dank.
Schönberg, den 19. Juli 1886.
J. Greiff und Kinder.
Fortschritte der Lebensversicherung in Deutschland.
In den Hildebrand=Conrad'schen "Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik steht demnächst wieder die jährliche Veröffentlichung der bekannten statistischen Arbeit über "Zustand und Fortschritte der deutschen Lebensversicherungs=Anstalten" und zwar für das Jahr 1885 bevor. Wir sind in den Stand gesetzt, schon jetzt einige Hauptergebnisse dieser, auf die amtlichen Berichte von 34 Lebensversicherungsanstalten sich stützenden Untersuchung mitzutheilen.
Der Versicherungsbestand der 34 Anstalten erhöhte sich im abgelaufenen Jahre um 27 877 Personen und 157 788 591 Mark Versicherungskapital. Von letzterer Summe entfielen auf die Lebensversicherungsbank f. D. in Gotha 23 244 800 Mark, auf die Allgemeine Versorgungs=Anstalt in Karlsruhe 17 337 673 Mark, auf die Lebensversicherungs=Gesellschaft zu Leipzig 17 072 850 Mark, auf die Lebensversicherungs= und Ersparnisbank in Stuttgart 15 654 339 Mark, auf die "Germania" in Stettin 15 056 937 Mark. Im allgemeinen blieb der Zuwuchs des Jahres 1885 etwas hinter demjenigen des Vorjahres zurück. Der Gesamtbestand an Versicherungen betrug Ende des Jahres 727 534 Personen mit 2816 127 613 Mark. Auch an dieser Summe ist die Gothaer Bank an erster Stelle, nämlich mit 490 637 800 Mark beteiligt; nächstdem kommen die Germania mit 286 452 290 Mark, die Stuttgarter Bank mit 233 228 330 Mark, die Leipziger Gesellschaft mit 223 993 950 Mark, Karlsruhe mit 174 829 892 Mark, die Concordia in Cöln mit 159 781 220 Mark, Lübeck mit 131 095 455 Mark, die Berlinische Gesellschaft mit 111 287 736 Mark, so daß auf diese 8 größten Anstalten also 1811 Millionen Mark oder fast zwei Drittel der Gesamt=Summe treffen. An Versicherungssummen für gestorbene Versicherte wurden im Jahre 1885 insgesamt 40 082 153 Mark ausgezahlt. Unter den reichhaltigen übrigen Nachweisungen des Aufsatzes erscheint die Thatsache von Interesse, daß von den Gestorbenen 14 Prozent noch nicht 5 Jahre und 31 Prozent noch nicht 10 Jahre versichert waren.
Auf dem Wege vom Markte bis zum alten Kirchhofe ist
ein Serbisches Werthpapier
Nr. 55 509 über Mk. 400
verloren gegangen. Der ehrliche Finder wird gebeten, dasselbe gegen Belohnung in der Expedition dieses Blattes abzugeben.
Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei Emil Jannicke, Bandagist.
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Das Betreten des von mir gepachteten Schlagsdorfer
Käthner=Moors
verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
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[ => Original lesen: 1886 Nr. 56 Seite 4]Eigengemachte Leinen,
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Schönberg, den 18. Juli 1886.
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Allen Freunden und Bekannten, die unsern lieben Bruder den Schulzen J. Böttcher zu seiner letzten Ruhestätte begleitet haben, sagen wir hiermit unsern innigsten Dank. Die tiefbetrübten Schwestern
C. Böttcher. M. Oldenburg.
Wendorf, den 14. Juli 1886.
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Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Mecklenburg:
5,13, 10,13 Vorm., 12,54, 7,54 Nachm.
Abgang der Eisenbahnzüge von Schönberg nach Lübeck:
9,48 Vorm., 2,57, 5,35 Nachm., 12,03 Nachts.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 56 Seite 5]Beilage
zu Nr. 56 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 20. Juli 1886.
- Alles rüstet sich in Altenburg zum ersten deutschen Skatkongreß vom 7. bis 9. August. Hier kam der Skat zur Welt und ist von dort aus das Nationalkartenspiel der Deutschen geworden. Der neueste Aufruf des Komitees sagt: "Welche Theilnahme aus aller Herren Länder findet dieser Kongreß! Ohne Zahl sind die täglich eingehenden Anmeldungen, Anfragen und Einsendungen. Nicht glaubte man, daß der kleine Funke ein solches Feuer entfachen würde, da irgend ein witziger Kopf die Idee zu einem Kongreß fand. Mißbräuche abzuschaffen und Ungleichheiten zu ebnen, ist der Zweck des Kongresses und seiner Verhandlungen. Wer Lust hat, mitzurathen und mitzuthun, dem mag noch an das Herz gelegt sein, die Theilnahme durch sofortige Lösung einer Kongreßkarte für 3 Mark zu bekundigen. Will er sich bei dem Turnier betheiligen, so ist zugleich eine Turnierkarte für 5 Mark zu lösen. Soll alles glatt abgehen, so ist diese vorherige Ordnung unbedingt notwendig. Was die Wohnungsfrage betrifft, so kann sich jeder beruhigen, da außer Hotelwohnungen eine große Zahl Bürgerquartiere zur Verfügung steht. Was der einzelne aber nicht mitzubringen vergessen mag, das ist eine große Portion "Glück", denn wie überall spielt auch zum Altenburger Skatkongreß der Verstand nicht allein die erste Rolle.
- Um Fleisch im Sommer frisch zu erhalten, legen es die Japaner in eine Porzellanterrine und gießen sehr heißes Wasser darauf, so daß das Fleisch davon vollkommen bedeckt ist, dann schütten sie Oel auf das Wasser. Die Luft wird auf diese Weise vollkommen abgehalten und das Fleisch bleibt gut. Das Gerinnen des Eiweißes durch das heiße Wasser auf die Oberfläche des Fleisches scheint dabei ebenfalls mitzuwirken.
- Nicht die König Johann=Kaserne selbst in Metz, sondern nur ein in Holz aufgeführter Materialschuppen des bayrischen 8. Infanterie=Regiments daselbst, in welchem Steinkohlen, Monturstücke, Schießbedarf und darunter ca. 25,000 Stück scharfe Patronen lagerten, ist durch Feuer zerstört worden. Das Geknatter der sich entzündenden Patronen wurde weithin gehört und glich einem förmlichen Tirailleurfeuer. Weiter hat der Brand nicht um sich gegriffen.
- Das Rosten der Ackerbaugeräthe kann nach der Allgemeinen Brauer= und Hopfen=Zeitung durch einen einfachen Ueberzug von Speck und Harz leicht vermieden werden. Man schmilzt zu diesem Behuf drei Theile Speck mit einem Theil Harz zusammen und trägt die Mischung mit einer Bürste oder einem Lappen auf. Die feinsten wie die gröbsten Gegenstände aus Stahl und Eisen können damit geschützt werden. Diese Salbe sollte immer in Bereitschaft sein und besonders vor Eintritt des Winters, ehe die Geräthe aufgehoben werden, in Anwendung kommen. Das Verhüten des Rostens besteht bekanntlich darin, den Sauerstoff der Luft abzuhalten, und dies ist am Besten zu erreichen durch Ueberziehen der Gegenstände mit einem Fettfirniß, der wie angegeben bereitet ist.
- Bereitung von flüssigem Waldesduft (fälschlich benannt Ozon.) Nadelholz=Zapfen, welche noch grün sind, sich aber im ersten Uebergang zur bräunlichen Färbung befinden, werden in dünne Scheiben geschnitten und in gläserne hohe Obstbüchsen gefüllt. In jede Büchse thut man ungefähr 1 Eßlöffel Salz, 6 Stückchen Kalmus (wie man ihn in Stückchen zu kaufen bekommt), 10-12 grüne Wachholderbeeren, 1 Eßlöffel Essig, füllt dies mit 100=gradigem Spiritus auf, stöpselt, oder bindet mit Pergamentpapier zu und läßt die Flaschen 6 Wochen oder den ganzen Sommer lang in der Sonne stehen. Im Herbst wird die Flüssigkeit in Flaschen gefüllt, diese werden verstöpselt und verpicht. Will man das Ozon gebrauchen, so wird ein wenig davon in die hohle Hand gegossen und damit durch die Luft geschwenkt, oder man gießt etwas auf den warmen Ofen. Vor Flecken auf dem Fußboden hüte man sich.
Die Liebe einer Künstlerin.
Erzählung aus dem Jahre 1813 v. Julius Keller.
(Nachdruck verboten.)
[ => Original lesen: 1886 Nr. 56 Seite 6]Die Liebe einer Künstlerin.
Erzählung aus dem Jahre 1813 v. Julius Keller.
(Nachdruck verboten.)
[Fortsetzung.]
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