[ => Original lesen: 1886 Nr. 22 Seite 1] Der preußische Fiskus hat in dem zu Naumburg a. S., am 11. März verhandelten Diäten=Prozeß obgesiegt. Der dritte Civilsenat des dortigen Oberlandesgerichts hat nämlich erkannt, der Reichstags=Abgeordnete Heine müsse anerkennen, daß er in seiner Eigenschaft als Abgeordneter von der sozialdemokratischen Fraktion Gelder erhalten habe und diese müsse er dem Fiskus zurückerstatten, da es einem Reichstags=Abgeordneten gesetzlich nicht gestattet sei, Diäten zu nehmen.
Aus Rom kommt von mehreren Seiten die folgende Nachricht: "Ein Special=Courier überbringt dem Fürsten Bismarck ein Dankesschreiben des Papstes für die anerkennenden Aeußerungen des Fürsten gelegentlich des letzten parlamentarischen Diners."
Die Polen in Galizien haben kein Geld. Das geht vielen Leuten in anderen Ländern ebenso, für die galizischen Polen aber ist die Sache besonders unangenehm, weil sie ihren Plan, der preußischen Regierung beim Güterverkauf zuvorzukommen, nun nicht ausführen können. Von russischer Seite scheint man das Ausweisen der fremden Staatsangehörigen feiner als von preußischer Seite zu betreiben. Jeder Fremde soll eine Taxe von 50 Rubel zahlen. Wer nicht zahlen kann, soll gehen.
Die Ausgleichs=Verhandlungen zwischen Oesterreich und Ungarn, zu denen die ungarischen Minister kürzlich nach Wien gekommen waren, sind ohne Ergebniß geblieben. Hauptsächlich war es der Petroleumzoll, über den man sich nicht einigen konnte. Der Kaiser entließ die ungarischen Herren mit der Mahnung, sie möchten sich die Sache noch einmal überlegen.
In der österreichischen Armee ist also die deutsche Sprache doch nicht zu entbehren. Der Kriegsminister hat soeben an die Korps=Kommandanten einen neuen Erlaß gerichtet, sie sollten darüber wachen, daß die deutsche Sprache in der Armee sorgfältig gepflegt werde.
Die Franzosen wollen uns mit ihrem neuen Gewehr, das den Namen des Erfinders Picard trägt, in Angst und Schrecken versetzen. Sie haben es in Etienne versucht und, wie sie behaupten, in 51 Sekunden 30 Schüsse abgefeuert. Absichtlich dann mit Staub und Schmutz gefüllt, schoß das Gewehr noch eben so gut. Man sollte es kaum für möglich halten.
In Italien und Frankreich will die Cholera noch immer nicht ganz erlöschen. In neuester Zeit sind noch in Padua und in Teolo, einem Städtchen in der Nähe von Padua, und auf französischem Boden in Donarney Fälle von Cholera vorgekommen, von denen mehrere mit dem Tod der Betroffenen geendigt haben.
Die englischen Sozialisten ziehen mildere Seiten auf. In London, Manchester und Salford haben am Sonntag Meetings der Sozialisten stattgefunden, es ist aber überall hübsch ruhig hergegangen. Man hat nur Vorschläge über Beschaffung von Arbeit für die Arbeitslosen gemacht, geplündert ist nirgends geworden.
Nun hat England auch Birma geschluckt. Die endgültige Annexion von Ober=Birma ist ausgesprochen und die Oberherrschaft der Königin Victoria proklamirt. England hat bekanntlich einen guten Magen, doch ehe man hier ein "wohl bekomm's" anbringen kann, müßten die Chinesen doch erst "gesegnete Mahlzeit" sagen, denn sie erheben Ansprüche auf Birma.
Der schwedische Reichstag hat am 13. d. M. in gemeinschaftlicher Abstimmung den Einfuhrzoll auf Getreide mit 181 gegen 164 Stimmen abgelehnt.
- Professor Dr. Schliemann, der längere Zeit in Berlin verweilt hat und dort vom Kaiser, der Kaiserin, dem Kronprinzen und dessen Gemahlin und wiederholt auch vom Erbprinzen von Meiningen empfangen worden ist, hat sich nunmehr nach Rom begeben, von wo er nach Athen zurückzukehren und weiter auszugraben gedenkt.
- Ueber die Nachtischgespräche, welche am vergangenen Montag beim Fürsten Bismarck geführt worden sind, liest man in Berliner Blättern: Der Reichskanzler, der den Stern des Christusordens trug, erzählte aus seiner Jugend, daß ihm eine Gehaltszulage von 300 Thalern geboten worden sei, wenn er eine Stelle im Polenschen annehmen wolle; er würde, fügte er hinzu, solche Anordnungen auch heute als richtig betrachten. Gegen die Einführung der Erbpacht in die polnische Kolonisationsvorlage erklärte sich Fürst Bismarck als zu "mittelalterlich feudal"; dagegen könne man bis zu fakultativen Rentengütern gehen, neben diesen müsse aber auch Zeitpacht und einfacher Kauf zulässig bleiben. Auf die Bemerkung eines Gastes, daß die Mark das beste Kolonisationsmaterial gebe, erklärte Fürst Bismarck, die Schwaben seien ganz besonders geeignet als ein echt deutscher Stamm, der seine Nationalität mit besonderer Zähigkeit unter fremden Völkern aufrecht erhält. Der Bischof Kopp war in bischöflicher Kleidung erschienen. Wie berichtet wird, hätte Fürst Bismarck in sehr anerkennender Weise sich über den Papst ausgesprochen. Leo XIII. sei einer der scharfsichtigsten und erleuchtesten Staatsmänner unserer Zeit, der erkannt habe, welche Bedeutung ein konservatives und geordnetes Staatswesen im Mittelpunkt Europas, wie Deutschland, gegenüber der allgemeinen Lage der Verhältnisse besitzt.
- Der Schäfflertanz in München, der nur alle 7 Jahre wiederkehrt, ist beschlossen; die Einnahmen, sind diesmal sehr gute gewesen, es kommen auf jeden der Theilnehmer fast 700 M. Einer der jüngeren Tänzer hat sich eine Lungenentzündung dabei geholt, an der er noch daniederliegt.
- Preisaufgabe. Wer will sie lösen? Die Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen hat sie, wie folgt, gestellt: Es soll eine möglichst Vollständige Uebersicht und kritische Erörterung der Versuche gegeben werden, die Nationalitäten Europa's sei es durch wirkliche Volkszählung nach der Sprache, sei es durch anderweitige Schätzungen, numerisch festzustellen. Daran soll sich ein eigener Versuch
[ => Original lesen: 1886 Nr. 22 Seite 2]die Bevölkerung Europa's etwa im Stand von 1880/81 nach den Nationalitäten zu gliedern, anschließen.
- Am vergangenen Sonntag wurde in Baden=Baden ein Maskenzug abgehalten, den sich auch die Kaiserin von Oesterreich mit mehreren Damen ansah. Vor dem Amtsgebäude ereignete sich nun das folgende: Der den Zug eröffnende geschwärzte Harlekin ging auf die Prinzessin M. zu, umarmte dieselbe herzlich und verabreichte ihr zwei saftige Küsse, nicht ohne Spuren seines Mohrenthums auf ihren gerötheten Wangen zurückzulassen. Der schwarze Attentäter, der keine Ahnung davon hatte, daß er einer Prinzessin seine Zärtlichkeiten bewiesen hatte, ward anderen Tags, nachdem seine Persönlichkeit festgestellt war, vor die Behörde citiert, die ihn indeß wieder laufen ließ, da sie gegen die Maskenfreiheit, unmaskirte Damen zu küssen, nichts thun konnte.
- Ein Parlamentsberichterstatter schreibt über die letzte Rede des Feldmarschall Moltke: Von Interesse war es für das Haus, den greisen Feldmarschall wieder einmal sprechen zu hören. Die Stimme ist schwach geworden; sie hat etwas Schattenhaftes. Gleichwohl wurde Graf Moltke bei der tiefen Stille, die im Haus herrschte, überall sehr gut verstanden. Der Aufbau der Rede, die Satzbildung, die Wahl des Ausdrucks war musterhaft. Eine Probe deutscher Prosa, die als Vorbild korrekter Sprache in jeder Chrestomathie aufgenommen werden könnte. Sie wurde so vorgetragen, daß der Redner im stenographischen Bericht auch nicht die Aenderung eines einzigen Buchstabens nöthig gehabt haben kann. Ein beneidenswerthes Greisenalter!
- In einer Kirche in Berlin hat man die zarte Aufmerksamkeit, vor jeder vorzunehmenden Trauung aus Rücksicht gegen das Brautpaar die Ueberschrift des Altarbildes zu bedecken. Dort steht geschrieben: Herr, vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun.
Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Schlagsdorf sub Nr. 21 belegene Büdnerei des Rademachers Joachim Heinrich Jabs daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend, den 20. März 1886,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiermit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstück sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermin ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 24. December 1885.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
(L. S.) A. Dufft.
Der Tischler Carl Wilhelm August Brandt, geboren am 28. Mai 1862 zu Triepkendorf, zuletzt wohnhaft in Schönberg, wird beschuldigt, - als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben, -Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 No. 1 des Straf=Gesetz=Buchs.
Derselbe wird auf
Dienstag, den 2. März 1886,
Vormittags 9 Uhr,
vor die Strafkammer bei dem Großherzoglichen Amtsgerichte zu Schönberg zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Civilvorsitzenden der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks zu Neustrelitz über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Neustrelitz, den 5. Januar 1886.
Der Erste Staatsanwalt.
Beglaubigt
R. Funk,
(L. S.) L.=G.=Protocollist.
Hierdurch ersuche ich alle Diejenigen, welche noch Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Herrn Rechtsanwalt Richard Rackow hier zu haben vermeinen, solche ihre Ansprüche bis zum 31. März d. J. specificirt bei mir anzumelden und rechtsgenüglich zu beweisen. Spätere Forderungen können nicht mehr berücksichtigt werden.
Schönberg, den 11. März 1886.
H. Meyer, Uhrmacher,
als Bevollmächtigter der Rechtsanwalt
Richard Rackow'schen Erben.
Noch vor Ostern habe ich zu verkaufen:
1 Bauwagen, 1 Stuhlwagen, 1 Walze, 1 neuen eisern. Pflug, 1 Krümmel, 1 gute Kornrummel, 1 Schweinekasten, Leutebetten, Wagenketten, Tische und noch mehrere Sachen.
Falkenhagen bei Rehna.
A. Heitmann.
Kampfgenossen-Verein 1870/71.
Die Vorstellung der nunmehr ausgebildeten Sanitäts=Colonne unseres Vereins findet an Kaisers Geburtstag Nachmittags 1 Uhr statt. Theoretische Prüfung im Vereinslocale, praktische Uebungen an fingirten Verwundeten auf dem Turnplatze. Die Kameraden werden zum zahlreichen Erscheinen aufgefordert.
Der Vorstand.
Verschönerungsverein
Jahresversammlung.
am Dienstag, den 16. März ds. Js.,
Abends 8 Uhr,
in Spehr's Hotel.
Tagesordnung:
1. Rechnungsablegung und nach der Revision Dechargirung des Vorstandes.
2. Besprechung der Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Landwirtschaftlicher Verein kleinerer Landwirthe für das Fürstenthum Ratzeburg.
Generalversammlung
am Mittwoch den 17. März 1886,>
Vormittags 10 Uhr
im Lokale des Herrn J. Boye in Schönberg
Der Vorstand.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers
findet am Montag, den 22. d. M. Nachmittags 5 Uhr in meinem Saale
ein Diner
statt, wozu ich mir erlaube hierdurch ergebenst einzuladen. Anmeldungen dazu erbitte ich bis Freitag, den 19. d. M. Preis á Couvert 3 Mark.
L. Spehr.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 22 Seite 3]Am Sonnabend, 10 Uhr morgens starb nach nur 3tägiger Krankheit im 64. Lebensjahre unser theurer Vater der Lehrer
Ollrogge zu Petersberg.
Allen Theilnehmenden diese Traueranzeige von den
tiefbetrübten Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet am Donnerstag den 18. März, nachmittags 2 Uhr statt; geehrte Leidtragende wollen sich etwas früher am Petersberger=Wege vor Schönberg einfinden.
Triumpfhafer,
hundertfacher Ertrag,
Winterhafer, sehr lohnend, unempfindlich
gegen Frühjahrsfröste, - eigene Ernte, - verkauft
Oscar Schulz,
Lankow bei Schwerin.
Große Auswahl
Damen- & Kinderschuhzeug
gute dauerhafte Handarbeit empfiehlt zu den billigsten Preisen. Für Confirmanden von 7 M. an und billiger
Heinrich Clasen,
Schuhmachermeister.
Siemzerstraße Nr. 114. Ecke der Wallstraße.
Deutscher Kunst-Verein
(Carl Grunert)
Berlin, S. Kommandanten.Str. 45.
Oelgemälde - Oeldruckbilder.
Prospect' und illustrirter Catalog
kostenlos - postfrei.
Knaben,
welche die hiesige Schule besuchen sollen, finden freundliche Aufnahme. Wo? zu erfragen in der Expedition d. Bl.
Eine möblirte Stube nebst Schlafstube hat zu vermiethen oder es finden auch Schüler, welche die hiesige Schule besuchen wollen, freundliche Aufnahme bei
J. Voss, Tuchmachermeister.
Unentgeltlich
versendet Anweisung z. radicalen Heilung der Trunksucht auch ohne Vorwissen und ohne Berufsstörung. Die Privat=Anstalt für Alkoholismus, (Baden.) Briefen sind 20 Pfg. Rückporto beizufügen. Die nach Vorschrift des Herrn Prof. Dr. L. zu vollziehende Heilmethode ist gegen anderen als hervorragendste anerkannt.
Zur Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers
am Sonntag, den 22. ds. Mts.
Große Tanzmusik
wozu freundlichst einladet
Sülsdorf im März 1886.
J. Wienck, Gastwirth.
Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers am 22. März 1886
Tanzmusik
wozu ergebenst einladet
Carlow. J. Krellenberg.
6fach preisgekrönt im letzten Jahr.
Vogel-Handlung von H. Vogler
Schwerin i/M, Königsstraße 17.
empfiehlt in= und ausländische Vogelarten. Preiscourant gratis und franco.
Verzinkten Draht
zu Bedichtungen empfiehlt billigst
J. Ludw. D. Petersen.
Zeugklammern
à 100 Stück 75 .
Zeugleinen
empfiehlt J. Ludw. D. Petersen.
Billiger Ausverkauf
von
Tapeten u. Borden
empfiehlt H. E. Peters,
Glasermeister.
Einem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend zur Nachricht, daß ich das Geschäft des Tischlermeister Hauschild käuflich übernommen habe, und in derselben Weise fortführe.
Um geneigten Zuspruch bittet
J. Freitag,
Tischler.
Gesucht zu Ostern:
ein Lehrling
Carlow 1886. H. Augustin,
Schlachtermeister.
Mehrere hundert Fimm gutes blattfreies
Dachrohr
sowie einen guten rheinischen
Bodenstein
4,10 Zoll Durchmesser und 10 1/2 Zoll Stärke hat preiswürdig zu verkaufen
C. Schröder,
Dassow i/M. Mühlenpächter.
Nätherinnen
finden dauernde Beschäftigung bei
B. Gartz.
Der von mir gesuchte Voigt ist angenommen.
Rabensdorf, den 15. März 1886.
Rieckhoff.
Musiker und Dilettanten, welche ihre Adresse einsenden, erhalten eine musikal. Neuigkeit gratis von J. G. Seeling. Dresden=N.
Zu verkaufen:
Eine gut erhaltene Häcksellade, 2 fast neue Bienenkasten (2 Bäuter) in der
Chaussegeld=Hebestelle Schönberg.
Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei Emil Jannicke, Bandagist.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 22 Seite 4]
Kampf= genossen- |
|
Verein 1870/71. |
in Schönberg.
Programm
zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers
am 22. März 1886
im neuen Saale des Herrn Boye.
1. Auf vielfaches Verlangen nochmalige Aufführung des umgearbeiteten plattdeutschen Lebensbildes aus den Feldzugjahren 1870/71
Freud und Leid aus schwerer Zeit.
2. Nach der Vorstellung: BALL.
Entree: Erster (nummerirter) Platz 1 Mk. Zweiter Platz 50 Pf. Gallerie 30 Pf.
Am Tanze theilnehmende Herren zahlen für die Tanzschleife 1 Mark.
Anfang 7 1/2 Uhr. Kassenöffnung 6 3/4 Uhr.
Billetverkauf vom 18. d. Mts. an beim Kameraden Diersen.
Der Vorstand.
Mecklenburgische Pferde-Loose nur
1
Mark
11 Loose für 10 M. |
XVI. Große
Mecklenburgische Pferde-Verloosung
Ziehung am 19. Mai d. J.
3 Equipagen (Vierspännige u. Zweispännige)
im Werthe von 10,000 Mk., 4500 Mk., 1650 Mk.,
sowie
73 edle Reit= und Wagenpferde
im Gesammtwerthe von
64,094 Mark
und 1020 sonstige werthvolle Gewinne.
Mecklenburgische Pferde-Loose à 1 Mark 11 Loose für 10 Mark
sind, so lange der Vorrath reicht, zu haben in den durch Placate kenntlichen Verkaufsstellen und zu beziehen durch
F. A. Schrader. Hauptagent,
Hannover, Gr. Packhofstraße 29.
(Für Porto und Gewinnliste sind 20 Pfg. beizufügen.)
|
Bei dem andauernd flüssigen Geldstande sind die unterzeichneten Banken zu ihrem Bedauern nicht mehr in der Lage, den bisherigen Zinssatz für Geldeinlagen noch länger aufrecht zu erhalten.
Dieselben haben daher beschlossen, von jetzt an den Zinsfuss für Geldeinlagen wie folgt festzusetzen:
auf 6monatliche Kündigung oder 6 Monate fest 2 1/2 %,
auf 3monatliche Kündigung oder 3 Monate fest 2 1/2 %,
für kürzere Belegungen und in Baar-Conto-Corrent 2 %.
Schwerin, den 26. Februar 1886
und
Schönberg, den 10. März 1886.
Mecklenburgische Lebensversicherungs- und Sparbank.
Kirchner. Köpcke.
Mecklenburgische Bank.
Steiner. Frels.
Mecklenburgische Hypothecken- und Wechselbank.
Büsing. Kayser.
Ersparnis- und Vorschuss-Anstalt in Schönberg.
C. J. W. Burmeister. H. Stoffers.
Ein Faselschwein und eine junge Ziege
hat zu verkaufen J. Voss, Tuchmachermstr.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 22 Seite 5]Beilage
zu Nr. 22 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 16. März 1886.
- Das "Sanatorium", welches Professor Dr. Schweninger in Heidelberg errichtet, soll in dem bisherigen Schloßhotel schon in den nächsten Tagen eröffnet werden. Es liegt hoch genug, daß die Dicken, bis sie hinaufkommen, schon an Gewicht verloren haben können. Bald wird es dort nur noch leichte Personen geben.
- Die Cocaïno=Manie ist, seitdem das Cocaiuml;n in der Heilwissenschaft eine gewisse Bedeutung erlangt hat, besonders in den Vereinigten Staaten, diesem Heimathland aller Ueberspanntheiten, Manien und Extravakanzen, geradezu zu einer Gefahr geworden. Jetzt kann man dort fast in jeder Apotheke Sodawasser haben, welches einen mehr oder weniger starken Cocaï=Aufguß enthält. Männer und Frauen trinken davon den ganzen Tag, wie sie früher bloßes Soda= oder Selterwasser getrunken haben. Sogar die Schänkwirthe ahmen das Beispiel der Apotheker nach und liefern ihren Kunden, deren Nervensystem durch übermäßigen Alkoholgenuß gelitten hat, Cocaïn, bald in dieser, bald in jener Form. Es übt auf das Publikum große Anziehungskraft aus, weil diejenigen, welche es in den Handel bringen, behaupten, es kräftige die Nerven und leiste Ersatz für alkoholische Getränke. Es ist indeß noch weit schlimmer als das Morphium und schon jetzt wissen die Aerzte von zahlreichen Vergiftungsfällen zu berichten, welche mit schrecklicheren Erscheinungen auftreten, als dies bei der Morphium=Sucht der Fall ist. Merkwürdigerweise erfreut sich das neue Reizmittel unter den Temperenzlern einer besonderen Gunst.
- Die Curmethode des Herrn Professor Pasteur in Paris gegen die Tollwuthkrankheit findet aus allen Ländern immer regere Beachtung. So ist neuerdings wieder ein Fabrikdirector aus Sachsen, welcher vor etwa vierzehn Tagen von einem tollen Hunde gebissen wurde, auf Veranlassung und Kosten der Unfall=Versicherungs=Gesellschaft "Zürich", bei welcher der Betreffende gegen Unfälle versichert war, nach Paris gereist, um sich daselbst der Cur des genannten Professors zu unterwerfen.
- Art läßt nicht von Art, das beweist wieder folgende traurige Geschichte. Der frühere Premier=Lieutenant Nobiling, der nach dem Attentat seines Bruders auf unseren Kaiser den Namen Edeling für sich erbat und erhielt, war nach seinem Ausscheiden aus dem Militärverhältniß mit der Vertretung einer Firma aus Grevenbroich betraut und in Köln seinen Wohnort. In dieser Stellung hat Edeling jetzt bedeutende Unterschlagungen begangen und ist in Folge dessen gefänglich eingezogen worden.
- Eine interessante Statistik über die Erlegung von Wölfen, Fischottern und Kreuzottern im Bezirk Lothringen, bringt die dortige Zeitung. Danach wurden im Etatsjahr 1884/85 40 Wölfe erlegt und hierfür 379 M. 20 . an Prämien gezahlt.
Fischottern wurden 83 getödtet und, da auf jede Fischotter eine Prämie von 10 M. gesetzt ist, an Prämien 830 M. entrichtet. Kreuzottern wurden 230 getödtet und dafür 284 M. Prämiengelder bewilligt. Im Etatsjahr 1885/86 sind bereits 26 Wölfe, 67 Fischottern und 302 Kreuzottern als getödtet zur Anmeldung gekommen. Die große Zahl der getödteten Kreuzottern ist ein Beleg dafür, wie verbreitet das Geschlecht dieser gefährlichen Vipern in Lothringen noch ist.
- Wilhelmine v. Hillern, die Tochter der Birch=Pfeiffer und bekannt als Verfasserin der "Geier=Wally", ist mit sammt ihrer Tochter Hermine, die sich als lyrische Dichterin schon versucht hat, nach dem Tod ihres Mannes zum Katholizismus übergetreten.
- "Echt deutsche Messer" werden jetzt in Londoner Blättern angezeigt und zwar mit verschiedenen eindringlichen Anpreisungen der guten Eigenschaften derselben. Während vor wenigen Jahren noch die Bezeichnung "echt englischer Stahl" für uns Deutsche die höchste Stufe der Vollendung in dieser Richtung darstellte, liegt hier ein bemerkenswerther Fall des Gegentheils vor.
- Wer hat mehr Kraft, zwei Ochsen oder 30 Männer? In Auerbach bei Passau, wo's starke Männer in Hülle und Fülle giebt, ist jüngst diese Frage aufgeworfen und die Probe darauf gemacht worden. Der Tag wurde zum Festtag, eine unübersehbare Menge wohnte dem Schauspiel bei, die Häuser waren beflaggt, fast wären sogar weißgekleidete Jungfrauen dabei verwendet worden. Die 30 Männer faßten ein Seil, an dessen eines Ende 2 starke Ochsen gespannt waren; auf ein Zeichen zogen die Männer und die Ochsen an, die Männer aber waren stärker und zogen die Ochsen zurück.
Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
Fortsetzung.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 22 Seite 6]Besondere Kennzeichen.
Kriminal=Novelle von Ludwig Habicht.
[Fortsetzung.]
|