[ => Original lesen: 1886 Nr. 3 Seite 1] Bekanntmachung.
Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1885 stattfindet
am Montag, den 11. Januar 1886,
Morgens 9 Uhr
in Wismar
im Puls'schen Gasthöfe "Stadt Altona."
Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24. 7. der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1865 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:
a. Seeleute von Beruf d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
Schönberg den 22. December 1885.
Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Nr. 26 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg pro 1885 enthält in der
I. Abtheilung:
(9.) Verordnung, betreffend die Abänderung der drei ersten Abschnitte der Verordnung vom 17. Mai 1879 zur Ausführung des Gerichtsverfassungs=Gesetzes.
II. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betreffend den Weltpostverein.
Aus Berlin wird geschrieben: Der Kaiser und die Kaiserin haben die nicht geringen Anstrengungen des Jubiläumstages ohne Nachtheil für ihr Wohlbefinden überstanden.
Der "Reichsanzeiger" bringt einen Erlaß des Kaisers, worin der Monarch für alle Sympathiekundgebungen, die ihm zu seinem Regierungsjubiläum dargebracht wurden, seinen Dank ausspricht. Ess heißt darin: "Solche ungemein zahlreichen Zeugnisse von Anhänglichkeit und Verehrung, welche dem Tage die rechte Weihe geben, erfüllen Mein Herz mit tiefer Erkenntlichkeit und stärken Mich in Meinem hohen Alter zu weiterer Ausübung Meiner fürstlichen Pflicht für die Zeit, welche Mir hienieden noch beschieden sein wird."
Die Zahl der Glückwunschadressen, welche beim Kaiser eingegangen sind, beläuft sich auf viele hunderte. Sie sind neben dem Arbeitszimmer des Kaisers aufgestellt worden. Es befinden sich unter ihnen zahlreiche kostbare Kunstwerke, mit Edelsteinen besetzt und sogar mit massiv=goldenen Kränzen geschmückt. Vom Civilkabinet beförderte man die Adressen in ganzen Wagenladungen nach dem Palais. Ihre Gesammtheit repräsentirt an Werth ein stattliches Vermögen.
Als König Wilhelm am 2. Januar 1861 den Thron bestieg, lag ein bitterkalter Winter auf dem Land. Wer als Soldat in der Neujahrsnacht 1860 Posten gestanden hat, wird dieselbe nie vergessen. Der Sturm raste und der Schnee umwirbelte den einsamen Mann auf Posten. Die Gardefüsiliere hatten Wache. Unter ihnen dienten schon damals viele Studenten als Einjährig=Freiwillige. Einer von ihnen hatte um Mitternacht den Posten am Landwehrzeughause hinter der Stadtmauer und hierhin brachten ihm Freunde mit den Proben des Sylvesterpunsches die Nachricht, daß Friedrich Wilhelm IV. im Sterben liege. Am Neujahrstage kam die Ablösung sehr spät, in den Kasernen ging bereits etwas vor. Am nächsten Morgen in aller Frühe weckte den Schläfer sein Bursche: "Um 8 Uhr antreten in der Kaserne, um König Wilhelm zu schwören." Es war bitterkalt, 19-20 Grad. Auf dem Kasernenhofe stand das ganze Regiment in Parade. Nach einer kurzen Ansprache und dreimaligem Hurrah wurde der rechte Handschuh ausgezogen und mit Gewehr bei Fuß schwor das Regiment. Es war feierlich und sehr ernst. Die Generation hat ihren Schwur 1864, 1866 und 1870 bewahrheiten müssen. Parademarsch im Schritt, Laufschritt (nach dem Feuerwehr=Galopp) beschloß die Handlung. Schon am 18. Januar folgte die große Fahnen=
[ => Original lesen: 1886 Nr. 3 Seite 2]weihe, bei der das dritte Bataillon seine Fahne bekam. Auch sie, damals neu, hängt nur noch in pulverbrannten Fetzen an der Fahnenstange.
Der Kronprinz hat mit seinem Sohne, dem Prinzen Heinrich, dem Fürsten Bismarck persönlich zum neuem Jahre gratulirt.
Ans Anlaß des päpstlichen Schiedsspruchs in der Karolinenfrage ist dem Fürsten Bismarck der Christusorden in Diamanten (höchster päpstlicher Orden) dem Kardinalstaatssekretär Jacobini der höchste preußische, der Schwarze Adlerorden, verliehen worden.
Am Dienstag begannen die Ausschüsse des Bundesrathes ihre Thätigkeit und am Donnerstag sollte die erste Plenarsitzung in diesem Jahre stattfinden. In Bundesrathkreisen ist man auf eine sehr umfassende und lebhafte Thätigkeit für die nächste Zeit vorbereitet. Nach wie vor wird behauptet, daß die Vorverhandlungen über das Branntweinmonopol zwischen den Regierungen noch immer fortdauern.
Die offiziöse "Berliner pol. Nachrichten" erklären, daß nicht bloß der Kartoffelspiritus, sondern "die gesammte Produktion und der Vertrieb des Branntweins von dem Monopolprojekt ins Auge gefaßt ist."
Der Abschluß der Militärkonvention zwischen Braunschweig und Preußen zieht sich nach einer Mittheilung der "Magdeb. Ztg." in die Länge, da die Bedingungen Preußens nicht angenommen sein sollen; denn, so heißt es in der erwähnten Mittheilung, "der neue Regent vertritt eben braunschweigische Interessen, eingedenk seiner Worte, daß er im Geiste des verstorbenen Herzogs das Land regieren wolle. So kann es sein, daß noch längere Zeit vergeht, bevor die Konvention abgeschlossen wird."
Die Ausweisungsfrage soll unmittelbar nach Eröffnung der Session im preußischen Abgeordnetenhause zur Sprache gebracht werden. Fürst Bismarck wird, wie es heißt, die Vertretung der Regierung übernehmen.
Die preußische Formel der Fürbitte für Heer und Flotte lautet: "Beschütze das K. Kriegsheer und die gesammte deutsche Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande."
In Bayern soll die Finanznoth der Civilliste auf's Höchste gestiegen sein und den Prinzen des königlichen Hauses viel Kopfzerbrechen machen.
Frankreich. Freycinet soll nunmehr die Neubildung des Kabinets übernommen haben. Ob es dem bisherigen Minister des Auswärtigen gelingen wird, als Leiter des Ministeriums einen so beträchtlichen Theil der Radicalen mit dem gemäßigteren republikanischen Elementen zu verschmelzen, daß eine geschlossene Regierungsmehrheit gebildet würde, bleibt abzuwarten. Andernfalls würde sich Freycinet unter den gegenwärtigen Verhältnissen allem Anschein nach ebenso bald abnützen wie früher Gambetta und soeben Brisson.
England. Von der ursprünglichen Absicht, vor Verlesung der Thronrede ein Vertrauens=Votum zu verlangen, ist das Ministerium abgekommen; es wird sein Programm vorlegen und mit demselben stehen oder fallen. Von irgend einem Zugeständniß an die irischen Forderungen (eigene Verwaltung und eigenes Parlament Irlands) ist keine Rede.
Also König sind wir gewesen, kann Herr Thibo von Birma sagen. Eine Proclamation des Vicekönigs von Indien besagt wörtlich: "Auf Befehl der Königin von England und Kaiserin von Indien wird kundgegeben, daß die früher von König Thibo regierten Gebiete fortan nicht mehr unter dessen Herrschaft stehen, sondern einen Theil des brittischen Reiches bilden werden und so lange es der Königin und Kaiserin erforderlich scheint, durch einen von dem Vicekönig anzustellenden Beamten verwaltet werden." Armer Thibo, wo wirst du dich nun amüsiren? Mit dem Schlachten von Europäern, Aufspießen von Unterthanen und anderen ergötzlichen Sachen ist es nun vorbei.
Spanien. Ruiz Zorilla, der Anführer der republikanischen Verschwörer des Landes, will von der allgemeinen Amnestie Gebrauch machen und nach Spanien zurückkehren. Unter seinen Anhängern herrschen tiefgehende Zerwürfnisse.
Der Thronprätendent Don Carlos hatte eine Privataudienz beim Papste erbeten. Dieselbe ist ihm jedoch mit Rücksicht auf die guten Beziehungen, die zwischen dem päpstlichen Stuhle und der spanischen Regierung bestehen, verweigert worden.
Nord=Amerika. Unter den Franzosen in Kanada ist die Aufregung wegen der Hinrichtung ihres Landsmannes, des Insurgentenführers Louis Riel, eine hochgradige, so daß sich die Regierung aufs äußerste gefaßt macht. Die katholischen Bischöfe des Landes wollten dieser Tage einen Hirtenbrief erlassen, worin sie die aufrührerische Agitation verdammen und an das Schreiben des Papstes erinnern, welches allen Katholiken empfiehlt, die Gesetze ihres Landes zu achten.
Anzeigen.
Holz=Auction Nr. 6.
Am Montag, den 11. Januar, Morgens 10 Uhr in Kösters Hotel zu Schönberg
Aus dem Rupensdorfer Holze:
8 Rmet. Eichen Kluft
50 Rmet. Eichen Knüppel
21 Fuder Eichen starkes Durchforstholz I. Cl.
22 Stück Eichen Wagendeichseln
120 Rmet. buchen Kluft
25 Rmet. buchen Knüppel
16 Fuder buchen Polholz
12 Rmet. Nadelholz=Knüppel
1 Fuder Ellern=Wadelholz.
Das Holz befindet sich auf der Haberkost und in der Umgebung des Müschenbruch.
Dazu noch im Schwarzen Bruch.
6 Stck. Birken Blöcke
14 Stck. birken Wagendeichsel
7 Rmet. birken u. ellern Kluft u. Knüppel
2 Fuder birken Wadelholz I. Cl.
27 Fuder ellern Wadelholz I. u. II. Cl.
Schönberg, den 3. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 7.
Am Mittwoch, den 13. Januar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Jabs zu Schlagresdorf
1. Aus dem Steinbrinck:
1 Eichen Nutzholzblock
16 Rmet. Eichen Knüppel.
16 Fuder Fuder Durchforstholz I. u. III. Cl.
3 Rmet. buchen Knüppel
15 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
2. Aus den Hasselbüschen:
7 Rmet. buchen Kluft und Knüppel
25 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
3. Aus dem Thandorfer Zuschlage:
3 Fuder Ellern. Knüppel
9 Fuder Aspen und Weiden Wadelholz für Kiepenmacher.
7 Fuder Hegenholz.
4. Aus dem Lanckower und Schlagbrügger Holze:
ca. 48 Rmet. Nadelholz=Kluft und Knüppel.
1 Fuder Nadelholz Durchforstholz I. Cl.
Schönberg, den 3. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 8.
Am Freitag, den 15. Januar, Morgens 10 Uhr, beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf bei freier Concurrenz:
1. Aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage:
1 Eichen Nutzholzblock
40 Stück Eichen Wagendeichseln
47 Rmet. Eichen Kluft und Knüppel
25 Fuder Eichen starkes Durchforstholz I. Cl.
2 buchen Nutzholzblöcke
131 Rmet. buchen Kluft und Knüppel
19 Fuder buchen Pollholz
20 Fuder Ellern Nadelholz I. Cl.
10 Rmet. Nadelholz=Knüppel.
2. Aus dem Schwanbecker Zuschlage:
4 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 3. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 3 Seite 3]Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Woitendorfer Holz,
am Montag, den 11. Januar 1886
unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
Buchen Nutzholz=Drümme,
buchen Kluftholz,
buchen Knüppelholz,
buchen Zweigholz.
Versammlung Morgens 10 Uhr beim Holzwärterhause in Woitendorf.
Rehna, den 5. Januar 1886.
Großherzogliche Forstinspection.
Eine complete Dampfdreschmaschine (Locomobile, Dreschkasten, Elevator), englisches Fabrikat, mehrere Jahre in Schönberg und Umgegend als vorzüglich erprobt, werde ich
Donnerstag, den 14. Januar cr.,
Morgens 11 Uhr,
im Brockmüllerschen Speicher, Badstüberstraße hieselbst, öffentlich meistbietend unter den im Termin bekannt zu machenden (vorher bei mir ausliegenden) Bedingungen verkaufen und lade Reflectanten dazu ein. Pön 300 Mk. -
A. Monich, R.=A.
als Notar.
Grevesmühlen, den 2. Januar 1886
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 1. Januar 1886.
Die Armenbehörde.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung: Sonntag, den 10. Januar, nachmittags 4 Uhr im Vereinslokale.
Tagesordnung: Rechnungsablage, Ersatzwahl für 5 ausscheidende Vorstandmitglieder und sonstige Vereinsangelegenheiten.
Bemerkung: Die Versammlung beginnt bereits um 2 1/2 Uhr laut Beschluß d. letzt. Allg. Versammlung.
Der Vorstand.
Folgende Nummern der Antheilscheine der Schützenzunft zu Schönberg sind am 4. Januar 1886 ausgeloost:
No. 77: Uhrmacher Dahncke.
No. 122: Rentier J. Greiff.
No. 376: Webermeister Trehms.
No. 265: Klempnermeister Ollrogge.
No. 93: Schneidermeister Eckmann.
No. 328: Gebrüder Schweigmann.
No. 441: Holländer Schramm.
No. 364: Senator Stüve.
No. 413: Klempnermstr. W. Wieschendorf.
No. 106: Th. Fick, Rentier.
No. 377: Hauswirth Timm in Blüssen.
No. 187: Frau Gastwirthin Köster.
Schaffner F. Baer.
Heute Morgen, den 6., entschlief sanft nach langen Leiden unsere liebe Mutter und Großmutter im Alter von 80 Jahren 11 Monaten.
Tiefbetrauert von den Hinterbliebenen
J. Voss, Tuchmachermstr. Elise Werner
und Frau. geb. Voß.
Die Beerdigung findet am Sonnabend, den 9. d. Mts., Nachmittags 2 Uhr statt.
Allen Denen, welche meine liebe Frau und unsere gute Mutter zu ihrer letzten Ruhestätte begleiteten, sowie Denen, welche ihren Sarg so reich mit Kränzen schmückten, sagen wir unseren herzlichsten Dank.
Heinrich Bohnhoff.
Schönberg, den 6. Januar 1886.
Concert=Anzeige.
Am Sonntag, den 10. Januar
werden Unterzeichnete ein
Concert (Streichmusik)
unter Leitung des Herrn Organisten Meier im neuen Saale des Herrn Gastwirth J. Boye abhalten, wozu ein geehrtes hiesiges, sowie auswärtiges Publikum höflichst einladen
die Vereinsmusiker.
Entree à Person 50 Pf.
Anfang Abends 1/2 8 Uhr.
Nach dem Concert BALL.
Schönberg, den 1. Januar 1886.
Hiermit erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich mich als
Tischlermeister
in Boitin=Resdorf etablirt habe und halte mich zu allen in mein Fach schlagenden Arbeiten unter Zusicherung prompter und billigster Bedienung bestens empfohlen.
Hochachtungsvoll
Heinr. Oldenburg,
Tischlermeister.
Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei
Friedr. Frick in Röbel.
Unentgeltlich
versendet Anweisung z. radicalen Heilung der Trunksucht auch ohne Vorwissen und ohne Berufsstörung. Die Privat=Anstalt für Alkoholismus, (Baden.) Briefen sind 20 Pfg. Rückporto beizufügen. Die nach Vorschrift des Herrn Prof. Dr. L. zu vollziehende Heilmethode ist gegen anderen als hervorragendste anerkannt.
Gesucht Antoni=Termin d. J. in hiesige Bauerstellen:
1 Posten Geld von 5000 Rmk. hinter 2400 Rmk.
2 Posten Geld von 1500 Rmk.
1 Posten Geld von 6000 Rmk.
sowie verschiedene kleinere Posten zu sicherer Hypothek und dem üblichen Zinsfuß durch
P. Maass, Marienstraße.
Ein Sohn rechtlicher Eltern, der Lust hat die
Bäckerei
zu erlernen, kann zu Ostern bei mir in die Lehre treten.
R. Silber,
Schönberg i. M. Bäckermeister.
Ein Mädchen,
zu häuslichen Arbeiten wird zu Ostern gesucht gegen hohen Lohn in
Spehrs Hôtel.
Unterzeichneter hat zu Ostern d. J.
eine Etagenwohnung
zu vermiethen. Selbige kann Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr besichtigt werden.
Bernh. Drenkhahn.
Schönberg, den 6. Januar 1886.
Zu Ostern oder zu Michaelis d. Js. habe ich
eine Wohnung
zu vermiethen
C. Stemmann, Tischlermeister.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 3 Seite 4]Vom 9. September v. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirth Böttcher=Petersberg 1 Pferd 250 M.
2. " Hauswirth H. Meier=Mahlzow 1 Kuh 135 M.
3. " Hauswirth Ollrogge Wwe. Menzendorf 1 Pferd 100 M.
4. " Hauswirth Wigger in Lockwisch 1 Kuh 135 M.
5. " Hauswirth Hecht in Schlagsdorf 1 Pferd 300 M.
6. " Ackerbürger Wulf=Ratzeburg 1 Pferd 250 M.
7. " Krüger Jabs=Schlag=Resdorf 1 Kuh 135 M.
8. " Müller Thies=Niendorf 1 Pferd 150 M.
9. " Bäcker Kleinfeldt=Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
10. " Hauswirth H. Wigger=Grieben 1 Starke 100 M.
11. " Schulzen Faasch=Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
12. " Hauswirth Westphal=Kl. Bünsdorf 1 Kuh 135 M.
13. " Ackerbürger Spehr hier 1 Kuh 135 M.
14. " Ackerbürger Wulf vor Ratzeburg 1 Kuh 135 M.
15. " Fischer Städing=Lankow 1 Kuh 120 M.
16. " Büdner Schütt=Lüdersdorf 1 Kuh 135 M.
17. " Hauswirth Beckmann=Cronscamp 1 Pferd 550 M.
und werden unsere Interessenten ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 80 Pfennige pro 100 M. Versicherungssumme am
Montag, den 18. Januar, Morgens 10 Uhr
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 2. Januar 1886.
Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt. Wilh. Heinke.
Vielfach prämiirt.
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg
offerirt als Spezialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien; sowie auf Grund eingehender Versuche selbst hergestellten
geladenen Jagdpatronen "Waidmannsheil."
Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt in System, Caliber, sowie Schrot=Nummer und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich.
Depositair für Lübeck Herren Grevsmühl & Riesland.
Depositair für Wismar Herren Gebrüder Frahm Nachfolger
Depositair für Schönberg Herrn C. Schwedt, Kaufmann.
Vielfach prämiirt.
Die Mecklenburgische Hypotheken- und Wechselbank
übernimmt zur Verzinsung: Einlagen auf Sparbücher 4 pCt.
gegen Schuldverschreibungen auf 6 monatliche Kündigung oder 6 Monate fest 4 pCt.
auf 3 monatliche Kündigung oder 3 Monate fest 3 1/2 pCt.
auf 4tägige Kündigung 3 pCt.
auf Conto Corrent 3 pCt.
und gewährt Darlehen gegen Hinterlage oder gute Bürgschaft zu zeitgemäßem Zinsfuße ohne Provisionsberechnung.
Ferner wird die Couvertirung der 4 1/2 procentigen Pfandbriefe der Mecklb. Hypotheken= und Wechselbank in 4 procentige den bekannt gemachten Bedingungen gemäß ohne jegliche Kosten vermittelt von der
Agentur in Schönberg:
J. H. Böckmann.
Frisch geräucherte Bücklinge
Frisch geräucherte Sprotten
empfiehlt H. Mette.
Eintragungen in das Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.
Geboren:
D. 4. Dec. dem Schuster H. Voß zu Schönberg eine Tochter.
D. 14. eine unehel. Tochter zu Schönberg.
D. 18. eine unehel. Tochter zu Lindow.
D. 26. dem Arbeiter Kleinfeld zu Ollndorf eine Tochter.
D. 29. dem Arbeiter Körner zu Bauhof=Schönberg ein Sohn.
D. 29. dem Zimmergesellen Freitag zu Wahlsdorf ein Sohn.
D. 1. Januar dem Schneidermeister Maaß zu Schönberg ein Sohn.
D. 1. ein unehel. Sohn zu Petersberg.
Gestorben:
D. 12. Dec. Sophie Goldberg, zu Ollndorf. 76 Jahr 5 Monat alt.
D. 15. Else Fick, zu Lockwisch, 70 Jahr 5 Mon. alt.
D. 17. Peter Heinrich Wilhelm Badstein, Rademacher zu Schönberg, 40 Jahr 11 Mon. alt.
D. 18. Asmus Arndt, Arbeiter zu Schönberg, 56 J. 7 M. alt.
D. 19. Heinrich Georg Friedrich Wilhelm Lenschow, 20 Jahr 4 Mon. alt, zu Schönberg.
D. 19. Anna Maria Dorothea Wilhelmine Frieda Oldenburg, 14 Jahr 2 Mon. alt, zu Schönberg.
D. 21. Domainenrath Ludwig Wilhelm Theodor Adolph Eugen Elias von Hobe zu Schönberg 85 J. 7 M. alt.
D. 27. Hans Asmus Bosselmann, Arbeiter zu Bechelsdorf, 61 Jahr alt.
D. 2. Jan. Catharina Marie Elisabeth Bohnhoff geb. Moll, Schuhmachermeisterfrau zu Schönberg, 58 Jahr alt.
D. 4. Christine Dorothea Elisabeth Griebel geb. Schriewer, Brettschneiderwittwe zu Schönberg, 68 Jahr alt.
D. 4. Peter Heinrich Möller, Arbeiter zu Schönberg 70 Jahr 4 Mon. alt.
D. 6. Catharine Elisabeth Voß geb. Stoffers, Schuhmachermeisterwittwe zu Schönberg, 80 Jahr 11 alt.
Eheschließungen:
D. 18 Dec. Knecht Georg David Christian Knöchel zu Kl. Bünsdorf, und Catharine Marie Elisabeth Godknecht zu Mahlzow.
Kirchliche Nachrichten
Sonntag, den 10. Januar.
Vormittagskirche: Pastor Kaempffer.
Abendkirche (6 Uhr): Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Kaempffer.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
(Hierzu eine Beilage).
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 3 Seite 5]Beilage
zu Nr. 3 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 8. Januar 1886.
Türkei. Die serbisch=bulgarischen Friedensunterhandlungen haben einen kleinen Fortschritt aufzuweisen. Die serbische Regierung hat endlich ihren Bevollmächtigten ernannt. Nunmehr wird auch die bulgarische Regierung das Gleiche zu thun haben. Was die Pforte anbetrifft, so wird versichert, man habe diese veranlaßt, direkt mit dem Fürsten von Bulgarien wegen der Vereinigung Ostrumeliens mit Bulgarien zu verhandeln. - König Milan von Serbien ist nach seiner Hauptstadt Belgrad zurückgekehrt, die ihm zu Ehren Festschmuck angelegt hatte. Ob das wohl aufrichtig ist? - Die serbische Ministerkrisis befindet sich noch in der Schwebe. Die Bulgaren haben ihre eigenen Anschauungen über das Kriegführen. Die guten Leute plündern gern. Es ist Thatsache, daß sich Fürst Alexander am erstem Tag, an dem Pirot genommen war, nicht hinein traute. Warum nicht? weil seine tapferen Horden das Nest ausplünderten. Jetzt haben sie wieder, obschon dies den Waffenstillstands=Bedingungen widerspricht, Bregova geplündert. Die 190 bulgarischen Räuber, welche am 22. Dezember auf serbischem Gebiet plünderten, hat König Milan begnadigt. Von Rechts wegen hätte jedem eine Kugel gehört.
Wir wünschen unsern Lesern ein Portemonnaie wie die amerikanische Staatskasse; da liegen baar darin 494,360,000 Dollars.
- Neustrelitz, 3. Januar. Im Auftrage Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs hat sich Allerhöchstdessen Flügel=Adjutant Oberst von Pentz von hier nach Berlin begeben, um Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm in Anlaß des 25jährigen Regierungsjubiläums als König von Preußen ein Gratulationsschreiben Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs zu überreichen.
- Schönberg. Am Dienstag Mittag um 12 Uhr trat hier unter Blitz und schwachem Donner eine außergewöhnliche Dunkelheit mit starkem Schneegestöber und Hagel.
- Das 25jährige Regierungs=Jubiläum des Kaisers ist auch in Mecklenburg, namentlich in Schwerin und Neustrelitz, festlich begangen worden.
- Den Unterstützungsfonds, welche der deutsche Kriegerbund dem Kaiser zu dessen 25jährigem Jubiläum als König von Preußen überreichte, beträgt nach dem Ergebniß der bisherigen Sammlungen etwa 80 000 M.
- Der vielgenannte Hofbaurath a. d. Demmler aus Güstrow ist 81 Jahre alt gestorben. Er war von 1877-1878 socialdemokratischer Abgeordneter im Reichstage.
- (Eine originelle Adresse) hat die Stadt Königshütte anläßlich des fünfundzwanzigsten Regierungs=Jubiläums an den Kaiser gerichtet. Dieselbe ist gedruckt auf Eisenwalzblech, welches Papierstärke hat. Die Schrift ist bis auf die Worte "Glück auf" in Silber, diese in Gold.
- Rheingauer 1885er Weine. Nachdem die Hauptgährung des diesjährigen Weines nunmehr vorüber ist, läßt sich ein zuverlässiges Urteil über die Qualität der 1885er Rheingauer Weine fällen.
Dieselbe entspricht nicht den Erwartungen, mit welchen man sich angesichts des geringen quantitativen Ergebnisses zu trösten suchte. Läßt sich der 1885er auch nicht gerade der Kategorie der geringen Jahrgänge beizählen, so ist sein Säuregehalt doch so groß, daß die Qualität sich nur zu einer mittelmäßigen gestaltet. In Folge dessen steigen die 1884er Weine sehr im Werthe und werden fast ebenso gesucht, wie die 1868 Weine, welche bekanntlich als eines der edelsten, bouquetreichsten Gewächse des Rheingaues gelten. Die Bestände aus diesem Jahrgange sind daher meist schon in die Hände der größeren Weinhandel treibenden Firmen übergegangen.
- Ein seltenes Jubiläum feierte am 1. d. die Augsburger Post=Zeitung. An diesem Tage waren seit ihrer Gründung 200 Jahre verflossen. Die Post=Zeitung ist das älteste katholische Blatt Deutschlands.
- Bonn. Ein hiesiger Bürger hatte das zur Anlegung einer Verbindungsstraße nötige Terrain unentgeltlich unter der Bedingung angeboten, daß die neue Straße den Namen "Windthorst=Straße" erhielte. Die städtischen Behörden haben dieses Angebot nicht angenommen.
- Dessau. Der 100jährige Todestag Moses Mendelssohns, des bekannten Freundes von Lessing, wurde mit großen Feierlichkeiten begangen.
- "Treu und fleißig", schrieb eine unverständige Herrschaft in Düsseldorf ihrer diebischen Magd in das Zeugnißbuch. Auf Grund dieses Attestes fand die Person bald eine neue Stelle, in der sie nicht unterließ, ihren diebischen Gelüsten nachzugehen. Die neue Herrschaft hat, nachdem Sie erfahren, daß die Magd auch in der vorhergehenden Stelle gestohlen, deren früheren Dienstherrn, weil dieser wider besseres Wissen ein gutes Zeugniß ausgestellt habe, für den erlittenen Schaden verantwortlich gemacht. Der Verklagte mußte nicht allein den Schaden ersetzen, sondern er wurde außerdem wegen Ausstellung des unrichtigen Zeugnisses auf Grund der Gesindeordnung in eine Strafe von 10 Mark genommen.
- Ereignißvoll war das Jahr 1885 für einen Maurer in Grimma. Derselbe erschien während desselben sieben Mal vor dem dortigen Standesbeamten. Am 5. Januar 1885 wurde ihm eine Tochter geboren, am 20. Februar 1885 starb seine Ehefrau, am 13. April 1885 starb das am 5. Januar geborene Kind, am 30. April 1885 wurde er wieder verlobt, am 24. Mai 1885 wieder die Ehe geschlossen, am 9. Dezember 1885 aus dieser Ehe wieder ein Kind geboren und am 10. Dezember 1885 ist dieses Kind wieder gestorben.
- Kappeln. Am 2. Weihnachtsfeiertage fand eine Theater=Vorstellung mit Schweine=Verloosung statt. Um dem dürftigen Theaterbesuch gründlich abzuhelfen, war eine daselbst weilende Schauspielergesellschaft auf den Einfall gekommen, eine solche Vorstellung zu veranstalten. Laut großer gelber Zettel und Plakate wurde an diesem Tage "auf vielseitigen Wunsch" der "Biblothekar" von Moser gegeben. In der ersten Zwischenpause wurde dann unter den Theaterbesuchern ein lebendiges Schwein verloost; jedermann erhielt ein Loos gratis.
- In der Freiburger Strafanstalt geht es gemüthlich zu. Der Direktor hat Wirthschaft und gestattet den Sträflingen, ihre Ersparnisse bei ihm zu vertrinken. Bekannt ist, daß er einst einen betrunkenen Sträfling, der Lärm machte und sich auf ihn stürzen wollte, niederschoß. Ein verurtheilter Mörder, erhielt kürzlich vierzehn Tage Urlaub, um seine Schwester in Lausanne zu besuchen; er überschritt seinen Urlaub und mußte geholt werden. Neuerdings befindet er sich wieder auf Urlaub in Lausanne, um seine Gesundheit zu pflegen.
- (Die Cholera) scheint in Triest erloschen zu sein. Dagegen ist der grimme Gast wieder in Spanien eingekehrt. Aus Cadix wird gemeldet, daß die Cholera in Algesiris zum Ausbruch gekommen ist, am ersten Tage kamen 16 Todesfälle vor. Die Quarantäne=Maßregeln dauern aller Orten fort.
- Am Montag wurde in einem Juwelierladen des Bezirkes Leopoldstadt in Wien ein Raubattentat verübt. In das Geschäftslokal von Bellac, das an der Ecke zweier der belebtesten Straßen gelegen ist, kam ein junger Mann, der eine Kleinigkeit kaufte, dem Juwelier zur Zahlung eine Note überreichte und ihn dann, als dieser wechseln wollte,
[ => Original lesen: 1886 Nr. 3 Seite 6]durch einen Schlag auf den Kopf betäubte. Der Verbrecher raubte dann das in der Geldlade befindliche Geld, ergriff, ohne aufgehalten zu werden die Flucht und ist bis jetzt noch nicht entdeckt. Der Juwelier, der infolge des Schlages ohnmächtig niedergesunken war, erholte sich glücklicherweise bald wieder.
- Ein seltenes Pfändungs=Objekt! Ein Geschäftsmann in Auerbach ließ, um zu seinem Gelde zu gelangen, einem seiner Schuldner kurz vor dem Weihnachtsfeste die Stollen durch den Exekutor abpfänden, noch ehe sie aus der Behausung der Bäckerei gelangt waren.
- Eine Millionen=Erbschaft, die dieses Mal - so versichert man der "Nat.=Ztg." - nicht, wie eine zur Seeschlange gewordene famose holländische Erbschaft in der Luft schwebt, sondern durch unanfechtbare Dokumente gesichert ist, fällt in allernächster Zeit einem in Berlin wohnenden Schuhmacher Fr. Plocke zu. Der Sachverhalt ist folgender: In Capstadt war vor circa 50 Jahren ein kinderloser Verwandter des p. Plocke verstorben und hat ein Vermögen von einigen hunderttausend Francs hinterlassen, welches durch die Zinsen nunmehr zu nahezu einer Million angeschwollen ist. Die englische Regierung erließ seiner Zeit die vorgeschriebenen Aufrufe in preußischen Zeitungen, schon Plocke's Vater meldete sich, unterbrach damit die Verjährung, war aber nicht im Stande, die für seine Erbberechtigung erforderlichen Dokumente zu beschaffen. Erst den energischen, rastlosen Anstrengungen des Sohnes gelang es, alle erforderlichen Legitimationen aus allen Kirchenbüchern etc. beizubringen. Dennoch wäre seine Mühe fast vergeblich gewesen, wenn Plocke nicht im Stadium die Intervention der Königin Victoria in einem Schreiben an dieselbe erfleht und dadurch Unterstützung und Förderung seiner Angelegenheit durch den Minister der Colonien erwirkt hätte. Dem in sehr bescheidenen Verhältnissen lebenden, mit starker Familie gesegneten, strebsamen Handwerker ist die Million von Herzen zu gönnen.
- Der Januskopf des Laternenmannes. Die Neujahrsschmerzen des beglückwünschten Hausvaters sind in allen Städten dieselben, wie aus folgendem Scherz eines Wiener Witzblattes zu ersehen ist: Am Neujahrstage. Ein freundlich grinsender Mann: Wünsch a glückselig's neuch's Jahr, gnä' Frau. - Die Frau: Wer sind Sie denn? - Der Grinsende: I bin von die Laternenanzünder! - Die Frau: Hier guter Mann! (Giebt ihm einen Gulden.) - Der Grinsende: Küss' d'Hand, Euer Gnaden! (Ab.) - Nach einer halben Stunde. Ein freundlich grinsender Mann: Wünsch' a glückselig's neuch's Jahr, gnä' Frau! - Die Frau: Wer Sind Sie denn? - Der Grinsende: I bin von die Laternanzünder! - Die Frau (entrüstet): Aber da war ja gerade Einer hier! - Der Grinsende! - Der Grinsende: Ah! das war nur Der, was die Latern' anzünden thut! - Die Frau: Nun, und Sie? - Der Grinsende: I lösch aus.
- (Wrangel=Anekdote.) Wrangel, der streng auf eine sachgemäße Ausdrucksweise hielt, schärfte u. a. seinen Kürrassieren ein, den Sattel stets Bock zu nennen. Eine Umgehung dieses Ausdruckes konnte ihn höchlichst erzürnen. Einmal, den Exerzitien eines Kürrassier=Regiments zuschauend, gewahrte er eine plötzliche Bewegung unter den Truppen und er fragte deshalb einen Offizier, was die Leute denn dort eigentlich thäten. "Sie "bocken", Exzellenz," lautete die prompte Antwort des ein wenig ironisch angehauchten Offiziers. Papa Wrangel sah erst etwas verblüfft drein, dann aber nickte er beifällig mit dem Kopf und meinte freundlich: "Der Witz war jut, wirklich sehr jut - kostet aber vierundzwanzig Stunden Arrest.
- (Verkauf von Gastein.) Dem Wiener "Vaterland" ist das folgende Telegramm zugegangen: "In Gastein verlautet, daß das Badeschloß in Gastein, sowie die übrigen bisher dem Lande Salzburg gehörigen Besitzungen einschließlich der Termen in Bad=Gastein käuflich in den Privatbesitz Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph übergehen." Das genannte Blatt giebt diese Meldung unter Reserve da es die Richtigkeit derselben noch nicht sicherstellen konnte.
- (Andreas Hofers Schwiegersohn †.) Wie aus St. Leonhardt im Passeyer geschrieben wird, ist dort am 28. v. M. Joseph Holzknecht, der Schwiegersohn Andreas Hofers, gestorben. Beim zweiten österreichischen Bundesschießen in Innsbruck sah man den alten, wetterfesten Tiroler, der noch meisterlich den Stutzen zu handhaben verstand, zum letztenmale in der Oeffentlichkeit. Nach dem Bundesschießen kehrte Holzknecht St. Leonhardt zurück und starb dort im Alter von 88 Jahren.
- London. Stead, der Herausgeber der "Pall Mall Gazette", sitzt bekanntlich zur Abbüßung einer Strafe im Gefängniß zu Holloway. Um nun dem Verhafteten die Zeit in angenehmer Weise zu vertreiben, bezahlt die "Heilsarmee" 150 Musiker verschiedener Theater, welche die Aufgabe haben, täglich durch mehrere Stunden vor jenem Theile des Gefängnisses in welchem Stead sich befindet, heitere Stücke zu spielen, um so einigermaßen seine Stimmung zu beleben. Die Gefängniß=Direktion sucht vergeblich nach einem Paragraphen, der es möglich machen sollte, diese "unliebsame Störung" zu untersagen.
- Die Königin von Belgien ist auf einem Spazierritt mit dem Pferde gestürzt und hat sich nicht unerheblich am Knie verletzt.
- Die Meraner haben am Sylvesterabend nicht gewußt, ob sie noch im alten Jahr lebten oder schon im neuen. Kurz vor Mitternacht gab's zwei so starke Erdstöße, daß nicht nur die Thüren aufsprangen, sondern auch die Uhren stehen blieben und einem Kurgast, der gerade noch einen Toast auf das neue Jahr ausbringen wollte, das Wort in der Kehle stecken blieb und das Punschglas aus der Hand fiel.
- Bazaine ist in Frankreich wieder in Aller Mund, aber nicht der berühmte General, der in Spanien lebt, sondern der Chef des 35. Artillerie=Regiments. Er hatte in seiner Escadron einen jungen Kanonier Aubin, der sich zum Reiten sehr ungeschickt anstellte; alle, auch die raffinirtesten und qualvollsten Manöver wurden ohne Erfolg mit ihm vorgenommen. Da ließ ihn Bazaine aufs Pferd binden und nahm die unglaublichsten Dinge mit ihm vor und als Aubin bewußtlos wurde, brachte man ihn ins Gefängniß und machte ihm mit Eimern kalten Wassers und Peitschenhieben den Garaus. Der Skandal wurde so groß, daß Bazaine sofort entlassen wurde.
- Fröhliche Weihnachten. Die wiener "Presse" erzählt folgenden drolligen Vorfall: Der Schuhmacher Anton Jacques soll gelegentlich einer Volkssänger=Soirée in einem Gasthaus in der Leopoldstadt plötzlich so laut aufgeschrieen haben, "daß alle Fenster zitterten." Exzedent wurde von dem Bezirksgericht Leopoldstadt zu einer Arreststrafe von 48 Stunden verurtheilt. Auf die Frage des Richters, ob er die Strafe an den beiden Weihnachts=Feiertagen absitzen wolle, damit er keine Arbeit verliere, antwortete der Angeklagte: "Herr Richter, das ist eine wundervolle Idee! Das ist das nützlichste Weihnachtsgeschenk, das mir hätt spendirt werden können. Ich dank' schön für die fünf Gulden, Herr Richter!" "Ich habe Ihnen doch keine fünf Gulden geschenkt!" Angeklagter: "Fünf Gulden hätt ich im Gasthaus ausgegeben, wenn ich die Feiertage nicht eing'spert wär. Die fünf Gulden hab ich jetzt erspart. Dank schön, Herr Richter!" Er murmelte noch einige Male selbstzufrieden: "'s beste Weihnachtsgeschenk!" und trat vergnügt seinen Weihnachtsarrest an.
- Ob man seiner Braut Geld schenken darf, das ist die große Frage. Ein junger Russe in St. Petersburg wagte es, schenkte seiner Braut zu Weihnachten seine Lebensversicherungspolice von 25 000 Rubel und erhielt keinen Korb.
- Fürchterliches Echo. Führer: An dieser Stelle wiederholt das Echo jedes Wort siebenmal. - Reisender (auf seine etwas zurückgebliebene Frau deutend): Um Gotteswillen sagen Sie nichts, sonst hält meine Frau eine Gardinenpredigt!
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