[ => Original lesen: 1886 Nr. 4 Seite 1] Publicandum.
Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1866 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zwecks Eintragung ihrer Namen in die Rekrutirungs=Stammrolle in der Zeit
vom 15. Januar bis 1. Februar d. Js.
bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des §. 23 der Ersatz=Ordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) hingewiesen und wird hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsort abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrik=Herren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung resp. Ueberwachung der Bestimmungen im §. 23 sub 8 der Ersatz=Ordnung aufmerksam gemacht, wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu drei Tagen bedroht.
Schönberg den 1. Januar 1886.
Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Die Scene, die sich am Sonntag während der großen Cour zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck abgespielt hat, wird von der Norddeutschen Allgemeinen folgendermaßen beschrieben: Als der Kaiser den Kanzler erblickte, trat er einen schritt vor, zog ihn an sich heran und küßte ihn in tiefer Bewegung zweimal auf die Wangen. Fürst Bismarck verbeugte sich nochmals und küßte seinem kaiserlichen Herrn die Hand. Auch die Kaiserin reichte dem Kanzler die Hand zum Kusse. Der Fürst wollte nunmehr seinen Abgang nach dem Königinnen=Gemach nehmen, als der Kronprinz und der Großherzog von Baden eine bezeichnende Handbewegung machten und so reichte der Kanzler auch den beiden Großherzögen und den königlichen Prinzen die Hand. In gleicher Weise wurde später auch der Generalfeldmarschall Graf Moltke ausgezeichnet.
Der Kaiser hat aus Anlaß seines 25 jährigen Regierungsjubiläums als König von Preußen eine Reihe von Begnadigungen eintreten lassen, doch erstrecken sich dieselben nur auf solche Fälle, in welchen keine Ehrenstrafen verhängt worden sind. Auch sind Begnadigungen nur da eingetreten, wo ein Gnadengesuch vorlag, in allen anderen Fällen muß die von den Gerichten ausgesprochene Strafe abgebüßt werden.
Noch kurze Zeit und die parlamentarische Maschine ist überall im Gang. Das englische Unterhaus tritt am 21. Januar zusammen. Da wird sich's entscheiden, wer das Heft in die Hand bekommt, Gladstone, Salisbury oder - Parnell.
Das Monopol macht den Leuten die Köpfe toll. Wo man hinschaut nichts als Branntwein=Monopol und doch weiß keiner noch nichts Gewisses! In der württembergischen und der badischen Kammer sollen jetzt aber Interpellationen eingebracht werden. Das ist ganz vernünftig, denn der schlimmste von allen schlimmen Zuständen ist die Ungewißheit.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 4 Seite 2]Uebrigens sind solche Vordebatten in den Landtagen gewiß mehr werth als das Gezerr und Gezeter in der Presse, wo jeder haut und jeder sticht und keiner trifft den andern nicht.
Kaiser Wilhelm hat in einem besonderen Erlaß seine hohe Zufriedenheit mit der Entwickelung des deutschen Post= und Telegraphenwesens ausgedrückt, über welche ihm ein Bericht über die Jahre 1882-84 vorgelegen hatte.
Die Begnadigungen, welche der Kaiser aus Anlaß des 25jährigen Regierungs=Jubiläums erlassen hat, erstrecken sich ausschließlich auf solche Fälle, in welchen keine Ehrenstrafen verhängt worden, wie beispielsweise auf Verurtheilungen wegen Beamtenbeleidigung, Steuerdefraudation, kleinere Uebertretungen etc. Ferner sind die Begnadigungen nur eingetreten, wenn ein besonderer Gnadenantrag bei dem Monarchen eingebracht worden war.
Außer den Aktenstücken über die Karolinen=Angelegenheit wird dem Reichstage auch die kürzlich zum Abschluß gebrachte Vereinbarung mit Frankreich baldigst zur Kenntniß gebracht werden.
Aus der dem Reichstage mitgeteilten Richtungslinie für den Nord=Ostseekanal ergibt sich, daß die Wasserkunststraße am Nordwesteingang des Kieler Hafens, ungefähr zwei Kilometer von Friedrichsort, beginnt, um sich ziemlich geradlinig und westwärts nach Schwestedt zu wenden. Hier ändert der Kanal seine Richtung und läuft mehr südwärts nach Rendsburg, um fortan in ziemlich direkt eingehaltener Linie südwärts über Wittenbergen, Burg, den Kuckensee hindurch, den Endpunkt Neuer Krug ungefähr zwei Kilometer von Brunsbüttel die Elbe aufwärts zu erreichen. Die Kanallänge beträgt ungefähr 98 Kilometer.
In ultramontanen Kreisen werden Sammlungen veranstaltet, um den Abg. Windthorst zu seinem demnächstigen 73. Geburtstage ein Geldgeschenk überweisen zu können, das er zur Ausführung seiner Lieblingsidee, des Baues einer neuen katholischen Kirche in Hannover, verwenden soll.
Haben das etwa die Getreidezölle gethan? In nicht weniger als 128 Garnisonorten des preußischen und des sächsischen Heeres sind die Verpflegungszuschüsse für das erste Quartal d. J. herabgesetzt worden, weil ein allgemeines Sinken der Lebensmittelpreise eingetreten ist. So zu lesen in einer Bekanntmachung des letzten Armee=Verordnungsblattes!
Es kommt immer besser. Die Zuneigung des Papstes zum Fürsten Bismarck scheint trotz Windthorst und Genossen eine sehr große zu sein. Die Uebersendung des Christusordens war von einem eigenhändigen Brief des Papstes begleitet, der gewiß keine Stichelreden oder Grobheiten, sondern dieses und jenes schmeichelhafte Wort der Anerkennung enthalten hat, denn Orden verleiht man nicht, wenn man jemanden kränken will.
Die Marschverpflegungs=Vergütung ist für das Jahr 1886 durch Anordnung des Reichskanzlers vom 17. vor. Mts. folgendermaßen festgesetzt: Es sind bei Verpflegung mit Brot an Vergütung pro Mann und Tag zu entrichten für volle Tageskost 80 ., für Mittagskost 40 ., für Abendkost 25 ., für Morgenkost 15 . Bei Verpflegung ohne Brot vermindert sich die Vergütung für volle Tageskost um 15 , für jede Mahlzeit um 5 .
In der Reichsbank in Berlin findet gegenwärtig ein so starker Geldzufluß statt, daß er fast zur Ueberschwemmung wird. Im November und December v. J. soll er gegen 110 Millionen Mark betragen haben.
Marschall Bazaine, der in Madrid lebt, hat ein Gnadengesuch an die französische Regierung gerichtet, um nach Frankreich zurückkehren zu können.
Es wird einem Angst vor allen den Mordwaffen. Schon wieder hat einer ein neues Gewehr erfunden. Dasselbe soll alle bis jetzt vorhandenen Gewehre an Tragfähigkeit, Schnelligkeit und Treffsicherheit überholen. Die Konstruction dieses Ungeheuers ist natürlich Geheimniß, der Preis soll pro Stück 50 Gulden sein. Der unheimliche Erfinder ist Ingenieur, lebt in Pest und heißt Mannlicher.
Kriegsminister Campenon ordnet an, daß sich alle Alpenforts mit Brieftauben versehen.
Anzeigen.
Der Tischler Carl Wilhelm August Brandt, geboren am 28. Mai 1862 zu Triepkendorf, zuletzt wohnhaft in Schönberg, wird beschuldigt, - als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben, -Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 No. 1 des Straf=Gesetz=Buchs.
Derselbe wird auf
Dienstag, den 2. März 1886,
Vormittags 9 Uhr,
vor die Strafkammer bei dem Großherzoglichen Amtsgerichte zu Schönberg zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Civilvorsitzenden der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks zu Neustrelitz über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Neustrelitz, den 5. Januar 1886.
Der Erste Staatsanwalt.
Beglaubigt
R. Funk,
(L. S.) L.=G.=Protocollist.
Oeffentliche Ladung.
Der Tischlergeselle Max Emil Kirschke, geboren am 1. November 1858 zu Mocker, Kreis Thorn, zuletzt in Schönberg i/M. wird beschuldigt, als Ersatzreservist erster Klasse ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, - Uebertretung gegen § 360 No. 3 des Strafgesetzbuchs.
Derselbe wird auf
Freitag, den 5. März 1886,
Vormittags 10 Uhr
vor das Großherzogl. Schöffengericht zu Schönberg i/M. zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzogl. Landwehr=Bezirkskommando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.
Schönberg i/M., den 16. December 1885.
Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
(gez.) Müller.
Beglaubigt
Schnell Protocollist.
Holz=Auction Nr. 7.
Am Mittwoch, den 13. Januar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Jabs zu Schlagresdorf
1. Aus dem Steinbrinck:
1 Eichen Nutzholzblock
16 Rmet. Eichen Knüppel.
16 Fuder Fuder Durchforstholz I. u. III. Cl.
3 Rmet. buchen Knüppel
15 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
2. Aus den Hasselbüschen:
7 Rmet. buchen Kluft und Knüppel
25 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
3. Aus dem Thandorfer Zuschlage:
3 Fuder Ellern. Knüppel
9 Fuder Aspen und Weiden Wadelholz für Kiepenmacher.
7 Fuder Hegenholz.
4. Aus dem Lanckower und Schlagbrügger Holze:
ca. 48 Rmet. Nadelholz=Kluft und Knüppel.
1 Fuder Nadelholz Durchforstholz I. Cl.
Schönberg, den 3. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 8.
Am Freitag, den 15. Januar, Morgens 10 Uhr, beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf bei freier Concurrenz:
1. Aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage:
1 Eichen Nutzholzblock
[ => Original lesen: 1886 Nr. 4 Seite 3] 40 Stück Eichen Wagendeichseln
47 Rmet. Eichen Kluft und Knüppel
25 Fuder Eichen starkes Durchforstholz I. Cl.
2 buchen Nutzholzblöcke
131 Rmet. buchen Kluft und Knüppel
19 Fuder buchen Pollholz
20 Fuder Ellern Nadelholz I. Cl.
10 Rmet. Nadelholz=Knüppel.
2. Aus dem Schwanbecker Zuschlage:
4 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 3. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 9.
Am Montag, den 18. Januar, Morgens 10 Uhr sollen im Carlower Holze an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden:
80 Fuder meist Starkes buchen Durchforstholz.
Versammlung der Käufer auf dem Hauptwege im Carlower Holze bei der Mittelrieh.
Schönberg, den 10. Januar 1886.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 10.
Am Dienstag, den 19. Januar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Fahrenkrug in Sülsdorf
Aus den Lenschower Tannen:
12 Rmet. Eichen Knüppelholz
5 Fuder eichen Wadelholz I Cl. für Kiepenmacher
16 Fuder eichen Reiserholz
5 Rmet. birken Kluft
7 Fuder birken Wadelholz I. und II. Cl.
6 Fuder ellern Wadelholz I. und II. Cl.
46 Stück tannen Kiepenhölzer
80 Rmet. tannen Kluftholz
4 Rmet. tannen Knüppelholz
46 Rmet. tannen Rodestämme
3 Fuder tannen Durchforstholz v. Schleetstücke
Der Forstaufseher Radloff ertheilt nähere Auskunft.
Schönberg, den 11. Januar 1886.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 11.
Am Mittwoch, den 20. Januar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz verkauft werden.
a. Aus den Palinger Tannen:
31 Rmet. tannen Kluft
449 Rmet. tannen Knüppel
b. Aus den Lauer Tannen:
15 Fuder tannen Durchforstholz v. Schleetstücke
Schönberg, den 11. Januar 1886.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 12.
Am Donnerstag, den 21. Januar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Oldörp zu Boitin=Resdorf
Aus den Resdorfer Söhren:
3 Rmet. Eichen Kluft I. Cl.
7 Rmet. eichen Knüppel
10 Fuder eichen Durchforstholz I. Cl. für Kiepenmacher
2 Fuder eichen Reiser
32 Rmet. buchen Kluft und Knüppel
16 Fuder buchen Durchforstholz II. u. III. Cl,
8 Fuder buchen Reiser
13 Rmet. tannen Knüppel
2 Fuder Dorn.
Schönberg, den 11. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Donnerstag, den 14. d. Mts. Vormittags 10 Uhr sollen in Lockwisch verschiedene daselbst gepfändete und dem Krüger Oldenburg in Verwahrung gegebene Sachen als:
1 Küchenborte mit Aufsatz, 3 Tische, 1 Wanduhr, 1 Korbstuhl, 1 Jagdtasche mit Inhalt, 2 Koffer, einige Bettstücken, 1 Vogelbauer, mit Vogel, 1 Jagdflinte, 1 Reisekoffer, Bilder, 1 Cigarrenbehälter, eis. Keile, Säge, alte Taue und altes Eisen, 1 Maschinenriemen und Maschinentheile, 3 Eggen, 2 Torfkarren, 1 do. Kettscher, 1 do. Form, 3 Bretter und event. 1 Jagd= und 1 Dachshund
an Ort und Stelle öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 6. Januar 1886.
C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Eine complete Dampfdreschmaschine (Locomobile, Dreschkasten, Elevator), englisches Fabrikat, mehrere Jahre in Schönberg und Umgegend als vorzüglich erprobt, werde ich
Donnerstag, den 14. Januar cr.,
Morgens 11 Uhr,
im Brockmüllerschen Speicher, Badstüberstraße hieselbst, öffentlich meistbietend unter den im Termin bekannt zu machenden (vorher bei mir ausliegenden) Bedingungen verkaufen und lade Reflectanten dazu ein. Pön 300 Mk. -
A. Monich, R.=A.
als Notar.
Grevesmühlen, den 2. Januar 1886
Concert=Anzeige.
Zum Besten der Heizung unserer Kirche wird der Unterzeichnete, unter gefälliger Mitwirkung des hiesigen Gesangvereins, am Sonntage, den 17. d. Mts. in der Kirche hier ein geistliches Concert geben, wozu er ein hochgeehrtes Publikum Schönbergs und Umgegend freundlichst einladet.
Anfang des Concerts 4 Uhr Nachmittags.
Entree nach Belieben.
Programm,
1. Adagio für Orgel von F. Liszt.
2. Chor: Heilig etc. von Kuntzen.
3. Arie für Bariton.
4. Der 86. Psalm für Solo, Chor, Posaune und Orgel von J. H. Meier.
5. Präludium u. Fuge, für die Orgel v. J. S. Bach.
6. Andante religioso für Cello und Orgel.
7. "Der Frühling" a. d. Oratorium: Die Jahreszeiten von J. Haydn.
8. Sonate (Andante, Scherzo und Finale für die Orgel von Rheinsberger.
Schönberg, den 12. Januar 1886.
J. H. Meier.
Zu Ostern oder zu Michaelis d. Js. habe ich
eine Wohnung
zu vermiethen
C. Stemmann, Tischlermeister.
Ehren=Erklärung.
Die Beleidigung, die ich dem Knecht J. G. in S. zugefügt habe, nehme ich mit der Erklärung, daß derselbe ein ehrlicher Mensch ist, abbittend zurück. Arbeitsmann J. S. in S.
Hochfeine gelbe
Brecherbsen
empfiehlt H. Wolgast,
Bäckerei und Mehlhandlung.
Sonntag, den 17. Januar d. J.
Concert
der Günther'schen Berg=Capelle. Nach dem Concert
Ball.
Entree die Person 50 Pf. Anfang 7 Uhr.
Schönberg. J. Boye.
Wegen Kränklichkeit meines Mädchens suche ich zu Ostern ein recht
tüchtiges Mädchen.
T. Ringeling.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 4 Seite 4]Die Mecklenburgische Hypotheken- und Wechselbank
übernimmt zur Verzinsung: Einlagen auf Sparbücher 4 pCt.
gegen Schuldverschreibungen auf 6 monatliche Kündigung oder 6 Monate fest 4 pCt.
auf 3 monatliche Kündigung oder 3 Monate fest 3 1/2 pCt.
auf 4tägige Kündigung 3 pCt.
auf Conto Corrent 3 pCt.
und gewährt Darlehen gegen Hinterlage oder gute Bürgschaft zu zeitgemäßem Zinsfuße ohne Provisionsberechnung.
Ferner wird die Couvertirung der 4 1/2 procentigen Pfandbriefe der Mecklb. Hypotheken= und Wechselbank in 4 procentige den bekannt gemachten Bedingungen gemäß ohne jegliche Kosten vermittelt von der
Agentur in Schönberg:
J. H. Böckmann.
Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist während des
Antoniitermins
vom 17. bis 24. Januar d. J.
an den Werktagen
von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
und an den Sonntagen
von 8 bis 10 Uhr Vormittags
geöffnet.
Schönberg, den 9. Januar 1886.
Das Directorium.
Bekanntmachung.
Die unterzeichnete Prüfungs=Commission macht die im Jahre 1866 geborenen Wehrpflichtigen, welche die Berechtigung zum einjährig=freiwilligen Dienst nachsuchen wollen, darauf aufmerksam, daß sie sich spätestens bis zum 1. Februar 1886 schriftlich zu melden, und bei dieser Meldung die Vorschriften in §. 89 der Ersatz=Ordnung vom 28. September 1875 zu beachten haben.
Bis zu demselben Zeitpunkte sind auch die Meldungen zu dem im März d. J. stattfindenden Prüfungen für den einjährig=freiwilligen Dienst einzureichen.
Schwerin 4. Januar 1886.
Großherzoglich Mecklenb. Prüfungs=Commission für Einjährig=Freiwillige.
Genehmigt durch Allerhöchsten Erlass
Sr. Majestät des Kaisers.
Erste Marienburger Geldlotterie.
3372 Geldgewinne. - Ohne jeglichen Abzug.
90,000 Mark,
50,000. 15,000. 6000. 3000. 1500 u. s. w.
Gegen Empfang von 3 Mark à Loos und 30 für Porto und Liste versende Originalloose und z. Zt. Ziehungsliste.
Aufträge erbitte baldigst.
A. Goldfarb, Hamburg.
Coupons und Briefmarken nehme in Zahlung.
Hiermit erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich mich als
Tischlermeister
in Boitin=Resdorf etablirt habe und halte mich zu allen in mein Fach schlagenden Arbeiten unter Zusicherung prompter und billigster Bedienung bestens empfohlen.
Hochachtungsvoll
Heinr. Oldenburg,
Tischlermeister.
Gesucht Antoni=Termin d. J. in hiesige Bauerstellen:
1 Posten Geld von 5000 Rmk. hinter 2400 Rmk.
2 Posten Geld von 1500 Rmk.
1 Posten Geld von 6000 Rmk.
sowie verschiedene kleinere Posten zu sicherer Hypothek und dem üblichen Zinsfuß durch
P. Maass, Marienstraße.
Die im 51. Jahrgang wöchentlich 2 mal erscheinende
Allgemeine Zeitung
für deutsche Land= und Forstwirthe
mit ihren Beilagen:
Die Hausfrau (Dienstags),
Allgemeine Zeitung
für Viehzucht und Viehhandel
(Sonntags),
wird allen Land= und Forstwirthen, besonders auch den Herren Beamten, sowie kleineren Besitzern in Stadt und Land, Gastwirthen, Restaurationen, in denen Landwirthe verkehren, dringend zum Abonnement empfohlen.
Preis pro Quartal 3 Mark direkt von der Expedition.
Wirksamstes Insertions=Organ
(Zeile 30 Pfg.)
Probenummern gratis und franco von der Expedition der "Allgemeinen Zeitung" Berlin W. 35.
Ein Sohn rechtlicher Eltern, der Lust hat die
Bäckerei
zu erlernen, kann zu Ostern bei mir in die Lehre treten.
R. Silber,
Schönberg i. M. Bäckermeister.
Unterzeichneter hat zu Ostern d. J.
eine Etagenwohnung
zu vermiethen. Selbige kann Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr besichtigt werden.
Bernh. Drenkhahn.
Schönberg, den 6. Januar 1886.
Unentgeltlich
versendet Anweisung z. radicalen Heilung der Trunksucht auch ohne Vorwissen und ohne Berufsstörung. Die Privat=Anstalt für Alkoholismus, (Baden.) Briefen sind 20 Pfg. Rückporto beizufügen. Die nach Vorschrift des Herrn Prof. Dr. L. zu vollziehende Heilmethode ist gegen anderen als hervorragendste anerkannt.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
(Hierzu eine Beilage).
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 4 Seite 5]Beilage
zu Nr. 4 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 12. Januar 1886.
In Frankfurt a. M. soll der Römer das altehrwürdige Rathhaus, umgebaut werden. Das Denkwürdigeste im Römer ist der Kaisersaal, der die Bildnisse aller deutschen Kaiser von Karl dem Großen bis zur Auflösung des deutschen Reiches 1806 enthält. Mit dem Bilde des letzten Kaisers ist die letzte Wandfläche gefüllt. Es sollen nun die Standbilder aller deutschen Kaiser der Zukunft in dem Saal aufgestellt und mit Kaiser Wilhelm begonnen werden. Die kaiserliche Zeit hat 60 Jahre gedauert.
- Am 1. Januar waren es zehn Jahre, seit die neue deutsche Münzgesetzgebung für ganz Deutschland in volle Wirksamkeit getreten war. Von allen Neuerungen, die die Wiederherstellung des deutschen Reichs im Gefolge hatte, war dies eine solche, in die sich das Volk am ehesten einlebte; es möchte wohl niemand mehr zu der früheren Vielgestaltigkeit mit ihrer mannigfachen Art von Groschen, Kreuzern, Batzen, Schillingen etc. etc. zurückkehren.
- In Gotha hat die 294ste Feuerbestattung stattgefunden.
- Der Christus=Orden, den der Papst dieser Tage dem Fürsten Bismarck verliehen hat, ist ursprünglich ein portugisischer Ritterorden, hervorgegangen aus dem Orden der Tempelritter, welchen König Dionysius von Portugal 1312 in seinem Lande nicht aufgelöst sehen wollte. Als Papst Johan XXII. diesen Entschluß des Königs 1317 sanctionirte, stellte er die Bedingung, daß die Ritter die Ordnung St. Benedictus' und die Satzung der Cistiertienser befolgen sollten und behielt sich das Recht vor, den Orden auch seinerseits auszubreiten. Als portugiesischer Orden hat derselbe gegenwärtig drei Klassen, als päpstlicher besteht er nur in einer Klasse und wird als vornehmster der vom apostolischen Stuhl zu verleihenden katholischen Verdienstorden amtlich aufgeführt. Das Ordenszeichen ist ein längliches, rothes Kreuz mit weißem Kreuz in der Mitte und wird am rothen Band um den Hals getragen.
- Das neue Jahr soll ein besonders "vergnügtes" werden. Es giebt zwar Leute, die bis jetzt noch nichts davon spüren, doch das kommt Vielleicht noch, man darf vor der Hand noch nicht ungeduldig und ungläubig werden. Was nun den Grund für das Vergnügen anlangt, so macht der wiener Astronom Wilhelm Meyer, indem er voraussetzt, daß die Jahre besonders angenehm sind, in welchem der Fasching recht lange dauert, darauf aufmerksam, daß diesen Factor kein anderes Jahr in diesem und selbst in den beiden kommenden Jahrhunderten in gleichem Grad wie 1886 aufzuweisen hat. Der Fasching endet mit dem Aschermittwoch, dieser aber liegt immer 46 Tage vor dem Ostersonntag; da dieser nach dem Beschluß des Concils von Nicäa frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April fallen kann, so schwankt mit diesem Osterdatum die Länge des Faschings um volle 35 Tage, Im neuen Jahr 1886 fällt Ostern auf das spätestmögliche Datum, und folglich ist die Carnevalsfreude diesmals Officier so lang, als es die altehrwürdigen Kirchenväter vor anderthalb Jahrtausenden im höchsten Fall uns erlaubt haben. Es zeigt sich nun, daß dieser extreme Fall nur äußerst selten eintritt. Das letzte Mal, als Ostern auf den 25. April fiel, schrieb man das Jahr 1734, und nach 1886 wird der Fall erst 2106, dann 2190 wieder stattfinden.
Der Jesuitengeneral, Peter Beckx, liegt im Sterben. Beckx wurde 1795 zu Sichem in Belgien geboren und bekleidet seine hohe Stellung seit 34 Jahren.
Von Mond zu Mond läßt die Zahl der Deutschland=Müden nach. Die Auswanderung über deutsche Häfen und Antwerpen nach überseeischen Ländern hat im Monat November 4771 Personen gegen 11 246 im November 1881 betragen. In den elf Monaten des vorigen Jahres hat die Zahl der Auswanderer die Höhe von 101 480 erreicht, gegen 141 051 im Jahr 1884 und 206 047 im Jahr 1881.
- 10 000 Lire Belohnung; wer will sie sich holen?! Sämmtliche italienische Behörden des In= und Auslandes zahlen diese Prämie demjenigen, welcher den Verbleib des berühmten Manuskripts von Ciceros "De officiis" mit Sicherheit nachweist. Das kostbare Opus ist aus der Biblioteca Civica in Perugia gestohlen worden und wurde wie man glaubt, in Rom von einem Unbekannten an einen englischen oder deutschen Bibliophilen für nur 600 Lire verkauft.
- 3 Kometen stehen jetzt am Himmel, aber man sieht sie nicht; 2 noch von der Zeit des Sternschnuppenfalles her bekannt und ein 3ter in Amerika entdeckter.
- Die Räume des Germanischen Museums reichen schon lange nicht mehr aus zur Aufbewahrung alter Schätze, sie werden daher bedeutend erweitert. Die Kosten sind auf 600 000 M. berechnet, zu denen das Reich 340 000 M. beiträgt.
- Duisburg. Die 300 Zentner schwere Mittagsglocke der hiesigen Salvatorkirche ist von der Achse gebrochen, durch drei Gerüstlagen und das Gewölbe niedergestürzt und in tausend Stücke zersprungen.
- Frankfurt a. M. Am 6. d. M. wurde im Rechneigraben die nackte Leiche einer 20 bis 25 Jahre alten jungen Frau gefunden. Die Kleider, ein schwarzseidenes Kleid, seine Unterröcke, Regenmantel, wurden am Ufer gefunden, die Leiche hatte Brillantenringe an den Fingern und Ohrringe mit Brillanten; auf den Rücken hatte sie ein Packet gebunden.
- Ein Kaufmann in Hamburg pflegte allabendlich vor dem Schlafengehen einen geladenen Revolver auf einen vor seinem Bette stehenden Tisch zu legen. Als er dieser Tage Morgens erwachte, entdeckte er, daß sich Jemand in sein Zimmer eingeschlichen und ihm den geladenen Revolver entwendet hatte.
- Konstantinopel. Die Hofapothekerstellen beim Sultan sind neu besetzt worden. Zu denselben sind mit dem Prädikat "Exzellenz" ernannt: der Apotheker Wilhelm Arnold aus Ansbach und der in der Kronenapotheke zu Kiel angestellte Apotheker Wittich. Die Bedingungen sind, nebst freier Wohnung im Palast des Sultans, 20 000 Mark jährliches Gehalt.
- Die Cholera ist in Spanien im Zunehmen. In Algesiraus, wo dieselbe zuerst wieder auftauchte, sind am Donnerstag 22 Cholera=Erkrankungen und 11 Cholera=Todesfälle vorgekommen.
- (Blutstillungsmittel.) Eine merkwürdige und interessante Entdeckung ist der "Lancet" zufolge in Kolumbien gemacht worden, die sich als werthvoll für Chirurgen erweisen dürfte. Ein Strauch, der dort "Aliza" genannt wird, schwitzt einen Saft aus, der ein so mächtiges Blutstillungsmittel ist, daß, wenn ein Messer damit befeuchtet und für chirurgische Zwecke benutzt wird, die größten Blutgefäße ohne irgend welches Bluten getrennt werden können. Andererseits kann Bluten durch das Einathmen des Geruches der Pflanze erzeugt werden.
- (Kolumbus=Feier.) In Calvi auf Corsica, dem nunmehr sichergestellten Geburtsort von Kolumbus, wird eine große Vierhundertjahrfeier zu Ehren desselben vorbereitet. Der Pariser "Temps" gibt die erstaunliche Versicherung, der Präsident der Vereinigten Staaten wolle bei dieser Gelegenheit allen Corsen das amerikanische Bürgerrecht verleihen!
- (Eine seltsame Wette), die der Herzog von Queensland einging, machte vor einigen Jahren viel von sich reden. Der Herzog wettete um 200 000 M., daß Gänse auf einem Wege von 20 (engl.) Meilen den Truthühnern weit vorauskommen würden. Die Wette wurde sogleich angenommen und ausgeführt, denn es schien unmöglich zu sein, daß der Herzog
[ => Original lesen: 1886 Nr. 4 Seite 6]sie gewinnen könnte. Die ganze Gesellschaft folgte den Herden, gegen Abend waren die Truthühner um 5 Meilen voraus; als sie aber nach Sonnenuntergang in den Wald kamen, flogen sie alle auf und setzten sich auf die Bäume, von denen sie nicht fortgetrieben werden konnten. Die Gänse dagegen watschelten langsam immer weiter und kamen mitten in der Nacht am Orte ihrer Bestimmung an. So gewann der Herzog, der voraus berechnet hatte, was geschehen würde.
- Zur Konservirung von Hölzern und Pfählen. Der Chemiker Busse in Linden bei Hannover empfiehlt Phenolzinklösung als ein Mittel, welches er seit vielen Jahren mit dem allerbesten Erfolg anwenden lasse, um Lagergehölz und Kellergebälk in Brauereien und Brennereien, überhaupt in Kellerwirthschaften, zu konserviren. Phenolzink schützt die Hölzer vor Schwamm und Fäulnißbildung. Hölzer, damit getränkt, haben eine dreimal so große Haltbarkeit wie gewöhnliche. Ueber dieselben guten Erfolge kann ein anderer Herr in der Magdeburger Ztg. berichten bei Hopfenstangen, Baum= und Weinpfählen, sowie Brettern, die zu Mistbeeten bestimmt sind; auch diese bekommen, mit Phenolzink imprägnirt, eine dreimal so große Haltbarkeit. Die Anwendung ist eine überaus billige. Die Lösung wird mit einem Pinsel aufgestrichen, am Besten mit etwas Zinkasche vermischt, wobei sich in den Poren der Hölzer eine hart werdende chemische Verbindung von großer Widerstandsfähigkeit bildet. Wenngleich eine einmalige Bepinselung die Hölzer für längere Zeit konservirt, so ist es doch vorteilhaft, den Anstrich zu wiederholen, als das Holz davon aufnimmt, bis es ganz getränkt ist. Hopfenstangen, Baumpfähle etc. konserviren sich auf diese Weise weit besser, als mit Theer. Man bestreicht die Pfähle am vortheilhaftesten ganz oder aber so weit, wie sie in die Erde kommen; je trockener das Holz ist, desto mehr nimmt es von der Lösung auf, am besten geschieht die Imprägnirung an einem warmen und sonnigen Tag im Freien. Nach den gemachten Erfahrungen thun die so konservirten Stangen und Pfähle 10 bis 12 Jahre ihre Dienste, wohingegen sonst alle 4 bis 5 Jahre gewechselt werden muß. Die mit Phenolzink behandelten Hölzer werden von Insekten gemieden, der Anstrich ist also ein Schutzmittel sowohl gegen Schwamm, Pilz und Fäulnißbildung, als auch gegen Wurmfraß.
- Die Frau Seniorin unter den deutschen Zeitungen ist die Augsburger Postzeitung. Sie feiert in diesem Jahre ihr 200jähriges Jubiläum; sie ist so alt, daß sie sich weder auf ihr Geburtsjahr, noch ihren Geburtstag genau besinnen kann. Ein Dutzend Jahrgänge und gerade die ersten sind verloren gegangen.
- Es gibt keine zweite so vortreffliche Apotheke, wie Gastein, obgleich die einzigen Arzneien dort Luft und Wasser sind, die eine so rein und ursprünglich wie die andere; denn in den Gasteiner warmen Wassern haben die besten Chemiker kein Specificum gefunden, wie in anderen Heilwassern. Ein gutes Stück von Gastein, namentlich die heilkräftigen Quellen gehören dem Lande Salzburg und dieses will es dem Kaiser Franz Joseph verkaufen, damit er auch so frisch bleibe und so alt wird wie Kaiser Wilhelm. Vielleicht hat Salzburg auch noch andere, aber natürlich nur Neben=Gründe.
- Die polnische Gräfin R. in Paris trägt in ihrer Brosche vier verrostete Stecknadeln, die von 20 Brillanten eingefaßt sind. Was bedeuten diese Nadeln? Der Graf hatte vor Jahren in seiner Heimat in dem Verdacht gestanden, zu viel politisirt zu haben, und wurde in einer Nacht ohne weiteres verhaftet. Ein Schlitten brachte ihn nach einer der fern liegenden Festungen; dort warf man ihn in ein feuchtes, dunkles Gefängniß. Tage, Wochen, Monate vergingen, ohne daß ein Richter ihn zur Rechenschaft zog. Der Unglückliche sah sich Jeder Hilfe beraubt. In Todtenstille und Dunkelheit gleichsam begraben, fühlte er nicht nur seine Kräfte schwinden, sondern auch seinen Geist sich verwirren, eine namenlose Angst ergriff ihn; er zitterte nicht mehr vor seinen Richtern, er zitterte vor sich selbst. In der Erkenntniß dieser Gefahr war sein Sinnen und Trachten darauf gerichtet, irgend Etwas zu finden, das ihn dem Müßigsein entriß und seinen Geist vor dem Irrsinn bewahren möchte. Bier
[Fehlstellen in der Originalseite]
den, sollten seinem Geist Rettung bringen. Er warf sie auf den Boden des düsteren Kerkers und bemühte sich, sie wieder zu finden. Als er sie nach mühevollem Suchen wieder aufgefunden, streute er sie von Neuem aus, und immer und immer wieder von Neuem! Tagelang sitzend, liegend, knieend und mit den Händen herumtastend, gelang es ihm, die absichtlich ausgeworfenen wieder zu finden. Dies furchtbare und doch so wohlthätige Spiel dauerte, 6 Jahre! Da öffnete ein großes politisches Ereigniß seinen Kerker. Der Graf hatte die Nadeln ausgestreut, er wollte, aber sein Gefängniß nicht verlassen, ohne sie, die ihn vor Verzweiflung und Irrsinn bewahrten, mit sich zu nehmen. In der Tageshelle fand er sie schnell. Als er seiner Gemahlin die traurige Geschichte erzählte, griff sie mit heiligem Eifer nach diesen Nadeln.
- Das neue Jahr fängt mit einem neuen Licht an. Dr. Auer, ein junger Wiener, machte im chemischen Laboratorium des Professors Lieben eine Entdeckung, die eine vollständige Umwälzung auf dem Gebiet der Gas=Industrie bedeutet. Dr. Auer bringt, wie die "Wiener Med. Wochenschr." berichtet, in der nicht leuchtenden Flamme eines Busenschen Brenners einen mit einer Metallösung imprägnirten und dadurch unverbrennlich gemachten Baumwolldocht zum Glühen. Die Leuchtkraft dieses glühenden Dochtes nähert sich der einer elektrischen Glühlampe, und die höchst einfache Vorrichtung kann auf jeder Gasflamme leicht angebracht werden. Eine mit dieser Vorrichtung versehene Probeflamme brennt bereits im chemischen Laboratorium der Wiener Universität. Dr. Auer übergab das Patent seiner Erfindung für alle Länder, mit Ausnahme von Oesterreich und Deutschland, einer englischen Gesellschaft, die deren praktische Verwerthung im großen Maßstab bereits in Angriff genommen hat.
- Franz Mendelssohn in Berlin, der Enkel des berühmten Philosophen Moses Mendelssohn, scheint nicht nur ein guter Bankier, sondern auch ein guter Philosoph zu sein; denn am 100 Geburtstag seines Großvaters hat er eine Stiftung von 150 000 M. errichtet, aus welcher deutsche Studirende der Philosophie, ob Christ, ob Jude, Stipendien erhalten sollen. Auch der Armen in Berlin hat er mit 30 000 M. zur Vertheilung gedacht. Beides ist sicher gesunde Philosophie.
- Gute und Schlimme Dinge wirbeln täglich in den Zeitungen bunt durcheinander und man freut sich, wenn die guten Zeichen und Erscheinungen überwiegen. Zu den guten gehören die zahlreichen wohlthätigen Schenkungen und Stiftungen aller Art, sei es zu Lebzeiten der Wohlthäter, sei es durch Testament. Kaum ein Tag ist in letzter Zeit vergangen ohne solche Stiftung; die neueste ist eine Schenkung von 60 000 M. des Gutsbesitzers Freiherrn von Wohnlich in Augsburg für Blindenerziehung.
- Den Königsgrenadieren in Liegnitz, die wegen Ungehorsams beim Baden zu längeren Festungsstrafen verurtheilt worden waren, hat der Kaiser zu Neujahr die Hälfte der Strafe erlassen. Nur dem betheiligten Einjährig=Freiwilligen wurde kein Straferlaß zu Theil, da dieser den anderen ein gutes statt ein schlechtes Beispiel hätte geben sollen.
- Das vollständige Ergebniß der letzten Volkszählung liegt zwar natürlich noch nicht vor, aber es ist nicht uninteressant zu vergleichen, in welchem Verhältniß die deutsche Einwohnerzahl zu der französischen gestanden hat. Frankreich hat sich in dem Zeitraum von 1872 bis 1881 von 36 102 921 Einwohnern auf 37 672 048 Einwohner erhoben, sich also um 1 569 127 Einwohner vermehrt; Deutschland dagegen hat sich seit 1871 bis 1880 von 41 058 729 auf 45 234 061 Einwohner gehoben, sich also um 4 175 269 Personen vermehrt. Während Frankreich im Jahr 1881 zehn Städte mit über 100 000 Einwohnern hatte, besaß Deutschland im Jahr 1880 vierzehn solcher Städte, eine Zahl, die sich nach der neuesten Zählung auf 21 Städte erhöht hat.
- Mainz. Ein hiesiger Gastwirth ist wegen Auffüllens und Ausschänkens von Bierresten an seine Gäste auf Grund des Nahrungsmittelgesetzes durch Urtheil des Schöffengerichts zu 25 M. Geld=
[Fehlstellen in der Originalseite]
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