[ => Original lesen: 1886 Nr. 2 Seite 1] Publicandum.
Es wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die im Jahre 1866 und früher geborenen resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehenen militairpflichtigen jungen Leute, welche im hiesigen Fürstenthum dauernden Aufenthalt haben, verpflichtet sind, sich Zwecks Eintragung ihrer Namen in die Rekrutirungs=Stammrolle in der Zeit
vom 15. Januar bis 1. Februar d. Js.
bei dem Ortsvorstande ihres Aufenthaltsortes anzumelden, und zwar die auswärts geborenen unter Vorlegung eines Geburtsscheins (der zu diesem Zwecke kostenfrei ertheilt wird), sowie die schon früher Gemusterten unter Vorlegung ihres Loosungsscheines.
Im Uebrigen wird bezüglich der Meldepflicht auf die Vorschriften des §. 23 der Ersatz=Ordnung (deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) hingewiesen und wird hervorgehoben, daß von der Meldepflicht nur die mit dem Berechtigungsschein zum Einjährigfreiwilligendienste oder mit besonderer Ausstandsbewilligung versehenen Militairpflichtigen ausgenommen sind. Sind zur Meldung Verpflichtete vorübergehend von ihrem ständigen Aufenthaltsort abwesend, so haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr=, Brod= oder Fabrik=Herren etc. die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden.
Zugleich werden sämmtliche Militairpflichtige sowohl, wie die Ortsvorstände des hiesigen Fürstenthums auf die genaue Befolgung resp. Ueberwachung der Bestimmungen im §. 23 sub 8 der Ersatz=Ordnung aufmerksam gemacht, wonach Militairpflichtige, welche nach Anmeldung zur Stammrolle im Laufe eines ihrer Militairpflichtjahre ihren dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz nach einem andern Aushebungsbezirke verlegen, dieses Zwecks Berichtigung der Stammrolle sowohl beim Abgange der Behörde oder Person, welche sie in die Stammrolle aufgenommen hat, als auch nach der Ankunft an dem neuen Orte derjenigen, welche daselbst die Stammrolle führt, spätestens innerhalb dreier Tage zu melden haben.
Die Unterlassung der vorgeschriebenen Meldungen ist mit Geldstrafe bis zu 30 M. oder mit Haft bis zu drei Tagen bedroht.
Schönberg den 1. Januar 1886.
Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Bekanntmachung.
Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1885 stattfindet
am Montag, den 11. Januar 1886,
Morgens 9 Uhr
in Wismar
im Puls'schen Gasthöfe "Stadt Altona."
Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24. 7. der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1865 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:
a. Seeleute von Beruf d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
[ => Original lesen: 1886 Nr. 2 Seite 2]b. See=, Küsten= und Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.
Schönberg den 22. December 1885.
Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Deutschland im neuen Jahre.
Deutschland als politische Macht betrachtet, ist unter den glücklichsten Aussichten in das neue Jahr eingetreten. Unser Vaterland genießt bei den übrigen Nationen ein hohes Ansehen; seine stetig wachsende Seemacht, sein festgefügtes Heerwesen, seine friedliebende und friedenvermittelnde Politik machen es zum festen Pol, um den sich die politischen Vorgänge in ganz Europa drehen. Fest und doch versönlich, nicht auf die eigene Macht pochend und dadurch den Grund zu tiefgehenden, wenn auch langverhaltenen Verstimmungen legend, ist die deutsche Politik darauf gerichtet, die Interessen des eigenen Landes zu fördern, ohne die Interessen anderer zu verletzen. Von allen Seiten wird diese Haltung anerkannt, nur vielleicht von Frankreich nicht, wo die Parteien sonder Ausnahme das Revancherößlein tummeln, um sich Ansehen beim Volke zu geben. Lange Zeit, Jahrzehnte gewiß wird es noch dauern bis wieder ein freier, freundnachbarlicher Verkehr sich einstellt, von dem die offiziellen Vertreter unseres mächtigen Nachbarreiches einstweilen nur Formen beobachten.
Unsere Kriegsschiffe kreuzen auf allen Meeren, ferne Küsten sind unter den Schutz der deutschen Flagge gestellt worden, die subventionierten Postdampfer werden in wenigen Monaten die direkte Verbindung mit Asien und Australien für unseren kaufmännischen Verkehr herstellen. Wer sich nicht schwärmerischen Träumereien über die Erfolge der deutschen Kolonialpolitik hingibt, wer sich nicht die unter Schutzherrschaft gestellten Gebiete als Paradiese vorstellt, der wird keine Enttäuschung erfahren; aber derjenige wird befriedigt sein, der den überseeischen Handel Deutschlands geschützt und erstarken sehen will und der die dafür aufgebrachten Opfer nach dem Ansehen abmißt, daß Deutschlands politische Machtstellung erfordert und genießt. Die internationalen Verwickelungen, die aus der deutschen Kolonialpolitik zu entspringen drohten, sind geschwunden; mit Frankreich und England, den beiden hauptsächlichsten Mitbewerbern, sind feste Normen vereinbart worden und mit Spanien ist die Aussöhnung wegen des Karolinenstreits erfolgt.
Die Lage unseres Handels und unserer Industrie ist noch immer eine gedrückte, aber Deutschland steht in dieser Beziehung nicht ungünstiger da, als andere Länder; von einem Nothstande ist nicht die Rede. Gegenüber den Zollschranken gegen das Ausland, sind im Inlande große Verkehrserleichterungen geplant, in erster Linie der Bau des Nord=Ostseekanals, worüber die Vorlage dem Reichstage demnächst zugehen und zweifellos Annahme finden wird. Die Steuer=Reform ist allerdings ins Stocken gerathen, und es ist noch nicht abzusehen, in welcher Weise darüber eine Einigung der gesetzgebenden Faktoren zu erzielen wäre; zwar ist den Reichsfinanzen eine Hülfe durch Erhöhung vieler Zölle geworden, aber die Reichsbedürfnisse sind immer noch nicht gedeckt.
Das beste ist doch, daß die Aussichten auf Erhaltung des allgemeinen europäischen Friedens durchweg günstige sind und hoffentlich auch bleiben werden!
Hochbetagt, getragen von der Liebe und der Berührung des deutschen Volkes und bewundert ob seiner Siege und Herrschertugenden in der ganzen Welt, beging am zweiten Tag des neuen Jahres unser Kaiser den 25sten Jubeltag des Antritts seiner Regierung als König von Preußen. Von Allen, die diesen Tag erleben, wird der greise Monarch denselben vielleicht am stillsten und demüthigsten begehen, denn es widerstrebt der wahrhaft gottesfürchtigen Natur des Kaisers, seine Person zum Mittelpunkt großer Feste zu machen. Nur eine hohe Genugthuung wird Kaiser Wilhelm empfinden, das ist die Wandlung, welche in fünfundzwanzig Jahren eingetreten ist in seiner Stellung zum preußischen, zum deutschen Volke. Damals, als König Wilhelm den preußischen Thron bestieg, vermochten nur wenige seine hohen Tugenden zu schätzen; heute freut sich das ganze preußische Volk seines Königs und stolz auf seinen Heldenkaiser weiß jetzt der Deutsche von dessen Güte, dessen hohem Pflichtgefühl, dessen tiefem Ernst und wahrer Frömmigkeit seinen Kindern und Kindeskindern zu erzählen. Unerforschlich sind Gottes Wege! Die Geschichte bietet wohl kaum ein zweites Beispiel, das so klar die tiefe Wahrheit dieses Spruches erwiese.
Zum Regierungsjubiläum des Kaisers als König von Preußen fand am Sonntag in der Kapelle des kgl. Schlosses zu Berlin ein feierlicher Gottesdienst und nach demselben im Weißen Saale die Gratulationscour statt.
Während Prinz Wilhelm von Preußen von den Masern völlig genesen ist, ist seine Gemahlin leicht erkrankt an derselben Krankheit.
Bereits vor längerer Zeit hatte verlautet, daß eine Vorlage, betreffend die Ermäßigung der Gerichtsgebühren, in der laufenden Session des Reichstags nicht unwahrscheinlich sei. Inzwischen ist bekannt geworden, daß das Reichsjustizamt die Einzelregierungen zu Gutachten über diese Angelegenheit aufgefordert hat. Die Ausarbeitung einer bezüglichen Vorlage an den Reichstag soll nunmehr angeordnet sein.
Bezüglich der Ausweisungen nordamerikanischer Staatsbürger aus Schleswig ist zwischen Deutschland und Amerika ein Einvernehmen erzielt worden. Es sollen demnach diejenigen auch ferner ausgewiesen bleiben, welche unmittelbar vor Eintritt ihrer Militärpflichtigkeit Deutschland verlassen haben, sich naturalisieren ließen und dann wieder heimkehrten.
Für eine Eisenbahnlinie Brüssel - Mainz, durch welche der Weg nach Antwerpen, dem Anlegehafen für Reichspostschiffe, für einen großen Theil Deutschlands sehr abgekürzt wird, hat die preußische Regierung sich bereit erklärt, die Konzession für die preußisches Gebiet berührenden Strecken zu ertheilen.
Anzeigen.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Lüdersdorf sub Nr. 21 belegene Büdnerei des Büdners und Arbeitsmanns Jochen Schmüser daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präeclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 30. December 1885.
Großherzogl. Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Holz=Auction Nr. 6.
Am Montag, den 11. Januar, Morgens 10 Uhr in Kösters Hotel zu Schönberg
Aus dem Rupensdorfer Holze:
8 Rmet. Eichen Kluft
50 Rmet. Eichen Knüppel
21 Fuder Eichen starkes Durchforstholz I. Cl.
22 Stück Eichen Wagendeichseln
120 Rmet. buchen Kluft
25 Rmet. buchen Knüppel
16 Fuder buchen Polholz
12 Rmet. Nadelholz=Knüppel
1 Fuder Ellern=Wadelholz.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 2 Seite 3]Das Holz befindet sich auf der Haberkost und in der Umgebung des Müschenbruch.
Schönberg, den 3. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 7.
Am Mittwoch, den 13. Januar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Jabs zu Schlagresdorf
1. Aus dem Steinbrinck:
1 Eichen Nutzholzblock
16 Rmet. Eichen Knüppel.
16 Fuder Fuder Durchforstholz I. u. III. Cl.
3 Rmet. buchen Knüppel
15 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
2. Aus den Hasselbüschen:
7 Rmet. buchen Kluft und Knüppel
25 Fuder buchen Durchforstholz I., II. u. III. Cl.
3. Aus dem Thandorfer Zuschlage:
3 Fuder Ellern. Knüppel
9 Fuder Aspen und Weiden Wadelholz für Kiepenmacher.
7 Fuder Hegenholz.
4. Aus dem Lanckower und Schlagbrügger Holze:
ca. 48 Rmet. Nadelholz=Kluft und Knüppel.
1 Fuder Nadelholz Durchforstholz I. Cl.
Schönberg, den 3. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 8.
Am Freitag, den 15. Januar, Morgens 10 Uhr, beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf bei freier Concurrenz:
1. Aus dem Kleinfelder und Sülsdorfer Zuschlage:
1 Eichen Nutzholzblock
40 Stück Eichen Wagendeichseln
47 Rmet. Eichen Kluft und Knüppel
25 Fuder Eichen starkes Durchforstholz I. Cl.
2 buchen Nutzholzblöcke
131 Rmet. buchen Kluft und Knüppel
19 Fuder buchen Pollholz
20 Fuder Ellern Nadelholz I. Cl.
10 Rmet. Nadelholz=Knüppel.
2. Aus dem Schwanbecker Zuschlage:
4 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 3. Januar 1886.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Am Donnerstag, den 7. Januar d. J., Vormittags 10 1/2 Uhr, sollen in Herrnburg die folgenden Sachen als:
1 Kuh, 1 Schwein, Heu, Stroh und ungedroschener Hafer, Runkelrüben, 1 Wagen, 1 Pflug, 1 Häck1ellade, 1 Egge, 1 Decimalwaage mit Gewichten, Sopha, Sophatisch, amerikanische Uhr, Kommode, Spiegel, Eckschrank, Kleiderschrank, Schreibsecretair, Koffer und Stühle
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Sammelplatz der Käufer beim Schulzen Grieben in Herrnburg.
Schönberg, den 2. Januar 1886.
C. Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Eine complete Dampfdreschmaschine (Locomobile, Dreschkasten, Elevator), englisches Fabrikat, mehrere Jahre in Schönberg und Umgegend als vorzüglich erprobt, werde ich
Donnerstag, den 14. Januar cr.,
Morgens 11 Uhr,
im Brockmüllerschen Speicher, Badstüberstraße hieselbst, öffentlich meistbietend unter den im Termin bekannt zu machenden (vorher bei mir ausliegenden) Bedingungen verkaufen und lade Reflectanten dazu ein. Pön 300 Mk. -
A. Monich, R.=A.
als Notar.
Grevesmühlen, den 2. Januar 1886
Zu Ostern oder zu Michaelis d. Js. habe ich
eine Wohnung
zu vermiethen
C. Stemmann, Tischlermeister.
Bekanntmachung.
Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 1. Januar 1886.
Die Armenbehörde.
Kriegerverein für das Fürstent. Ratzeburg.
Allgemeine Versammlung: Sonntag, den 10. Januar, nachmittags 4 Uhr im Vereinslokale.
Tagesordnung: Rechnungsablage, Ersatzwahl für 5 ausscheidende Vorstandmitglieder und sonstige Vereinsangelegenheiten.
Der Vorstand.
Zu der am Donnerstag, den 7. Januar 1886, Morgens 11 Uhr im Boy'schen Gasthofe hieselbst stattfindenden Versammlung des
Landwirtschaftl. Vereins
für das Fürstenthum Ratzeburg
ladet Namens des Vorstandes ergebenst ein
Der Secretair des Vereins:
Wilh. Heincke.
Schönberg, den 31. December 1885.
Heute Nachmittag 3 1/2 Uhr entschlief sanft nach kurzem schwerem Krankenlager meine liebe Frau, Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Schwester
Katharina Bohnhoff geb. Moll
in ihrem 59sten Lebensjahre, welches hiermit betrübten Herzens allen Verwandten und Freunden anzeigen
die trauernden Hinterbliebenen
Heinrich Bohnhoff.
Schönberg, den 2. Januar 1886.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 6. d. M., Nachmittags 2 1/2 Uhr statt.
Am 31. Dezember endete ein sanfter Tod, in seinem 56. Lebensjahr, das thätige Leben unseres lieben Onkels, Herrn
Louis Burchard - Hamburg
früherer Inhaber unserer Firma "Gebrüder Burchard". Diese Trauerbotschaft erlauben uns seinen vielen Freunden und Bekannten schmerzlichst anzuzeigen
Albert & Bernhard Gimpel.
Die Verlobung unserer jüngsten Tochter Martha mit Herrn Hugo Heincke beehren wir uns ergebenst anzuzeigen.
Chemnitz, Weihnachten 1885.
Julius Payern und Frau.
------------
Martha Payern
Hugo Heincke
e. s. a. V.
Chemnitz. Schönberg i. Meck.
Marie Nevermann
Hermann Dahlke
Verlobte.
Schönberg. Rummelsburg i. Pom.
Hiermit erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich mich als
Tischlermeister
in Boitin=Resdorf etablirt habe und halte mich zu allen in mein Fach schlagenden Arbeiten unter Zusicherung prompter und billigster Bedienung bestens empfohlen.
Hochachtungsvoll
Heinr. Oldenburg,
Tischlermeister.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 2 Seite 4]Vom 9. September v. J. bis heute sind nachstehende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
1. Vom Hauswirth Böttcher=Petersberg 1 Pferd 250 M.
2. " Hauswirth H. Meier=Mahlzow 1 Kuh 135 M.
3. " Hauswirth Ollrogge Wwe. Menzendorf 1 Pferd 100 M.
4. " Hauswirth Wigger in Lockwisch 1 Kuh 135 M.
5. " Hauswirth Hecht in Schlagsdorf 1 Pferd 300 M.
6. " Ackerbürger Wulf=Ratzeburg 1 Pferd 250 M.
7. " Krüger Jabs=Schlag=Resdorf 1 Kuh 135 M.
8. " Müller Thies=Niendorf 1 Pferd 150 M.
9. " Bäcker Kleinfeldt=Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
10. " Hauswirth H. Wigger=Grieben 1 Starke 100 M.
11. " Schulzen Faasch=Selmsdorf 1 Kuh 135 M.
12. " Hauswirth Westphal=Kl. Bünsdorf 1 Kuh 135 M.
13. " Ackerbürger Spehr hier 1 Kuh 135 M.
14. " Ackerbürger Wulf vor Ratzeburg 1 Kuh 135 M.
15. " Fischer Städing=Lankow 1 Kuh 120 M.
16. " Büdner Schütt=Lüdersdorf 1 Kuh 135 M.
17. " Hauswirth Beckmann=Cronscamp 1 Pferd 550 M.
und werden unsere Interessenten ersucht, zur Deckung dieser Schäden einen Beitrag von 80 Pfennige pro 100 M. Versicherungssumme am
Montag, den 18. Januar, Morgens 10 Uhr
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 2. Januar 1886.
Direction des Viehversicherungs=Vereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt. Wilh. Heinke.
Die im 51. Jahrgang wöchentlich 2 mal erscheinende
Allgemeine Zeitung
für deutsche Land= und Forstwirthe
mit ihren Beilagen:
Die Hausfrau (Dienstags),
Allgemeine Zeitung
für Viehzucht und Viehhandel
(Sonntags),
wird allen Land= und Forstwirthen, besonders auch den Herren Beamten, sowie kleineren Besitzern in Stadt und Land, Gastwirthen, Restaurationen, in denen Landwirthe verkehren, dringend zum Abonnement empfohlen.
Preis pro Quartal 3 Mark direkt von der Expedition.
Wirksamstes Insertions=Organ
(Zeile 30 Pfg.)
Probenummern gratis und franco von der Expedition der "Allgemeinen Zeitung" Berlin W. 35.
Am Mittwoch, den 6. Januar
findet bei mir ein
Neujahrsball
statt, wozu freundlichst einladet
Rabensdorf. H. Voss.
Gastwirth.
Unentgeltlich
versendet Anweisung z. radicalen Heilung der Trunksucht auch ohne Vorwissen und ohne Berufsstörung. Die Privat=Anstalt für Alkoholismus, (Baden.) Briefen sind 20 Pfg. Rückporto beizufügen. Die nach Vorschrift des Herrn Prof. Dr. L. zu vollziehende Heilmethode ist gegen anderen als hervorragendste anerkannt.
Gesucht Antoni=Termin d. J. in hiesige Bauerstellen:
1 Posten Geld von 5000 Rmk. hinter 2400 Rmk.
2 Posten Geld von 1500 Rmk.
1 Posten Geld von 6000 Rmk.
sowie verschiedene kleinere Posten zu sicherer Hypothek und dem üblichen Zinsfuß durch
P. Maass, Marienstraße.
Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei
Friedr. Frick in Röbel.
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Am Sonntag, den 10. Januar
werden Unterzeichnete ein
Concert (Streichmusik)
unter Leitung des Herrn Organisten Meier im neuen Saale des Herrn Gastwirth J. Boye abhalten, wozu ein geehrtes hiesiges, sowie auswärtiges Publikum höflichst einladen
die Vereinsmusiker.
Entree à Person 50 Pf.
Anfang Abends 1/2 8 Uhr.
Nach dem Concert BALL.
Schönberg, den 1. Januar 1886.
|
Gute Berliner Möbel,
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zu häuslichen Arbeiten wird zu Ostern gesucht gegen hohen Lohn in
Spehrs Hôtel.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
(Hierzu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1886 Nr. 2 Seite 5]Beilage
zu Nr. 2 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
(Schönberger Anzeigen.)
Schönberg, den 5. Januar 1886.
Zu denZahlmeisterverhaftungen wird auch aus Verden, Sprottau, und Glogau gemeldet, daß die daselbst verhafteten Zahlmeister wieder auf freien Fuß gesetzt worden sind.
Der Münchener "Allg. Ztg." zufolge gilt es als feststehend, daß die bayrische Regierung auf eine reichsgesetzliche Regelung der Sonntagsfrage nicht eingehen werde.
Der preußische Landtag soll, wie nunmehr allseitig bestätigt wird, am 14. Januar eröffnet werden.
Nach der Aufregung, welche die Abstimmung über die Tonkinkredite und die Präsidentenwahl in den letzten Tagen in Frankreich hervorgebracht hatten, tritt jetzt eine wohlthuende Pause der Ruhe ein. Die Deputirtenkammer und der Senat sind nach Erledigung einer Reihe kleinerer Vorlagen geschlossen worden.
England beansprucht, daß ihm Spanien auf den Karolinen die nämlichen Vortheile einräume, welche die spanische Regierung Deutschland eingeräumt hat, worauf man jedoch in Madrid nicht eingehen will.
Italien. Ueber die Gesundheit des Papstes werden unausgesetzt beunruhigende Nachrichten verbreitet. Dr. Metzger aus Amsterdam hat Rom wieder verlassen und soll erklärt haben, daß der Papst nicht am Herzen sondern an den Nieren kranke. Der "Standart" bringt die Nachricht, daß ein Blasenleiden vorliege, eine Angabe, die der Angabe des Dr. Metzger entsprechen würde.
Das Ministerium Sagasta in Spanien hat bekanntlich einen Straferlaß für alle politischen Vergehen erlassen. Der Madrider Berichterstatter des "Temps" ist nun zu der Erklärung ermächtigt, daß sich der Straferlaß auch auf die Person des republikanischen Führers Ruiz Zorillas erstrecke und daß derselbe daher nicht nur ungehindert nach Spanien zurückkehren könne, sondern man es höhern Orts sogar gern sehen würde, wenn er sich entschlösse, wieder thätig in die politischen Angelegenheiten, etwa als Kandidat für die nächsten Wahlen, einzugreifen.
Auf der Balkanhalbinsel ist eine gewisse Ruhe eingetreten. Die Bulgaren haben Serbien und umgekehrt die serbischen Truppen den bulgarischen Boden geräumt: der Krieg der Kleinen ist zu Ende. Serbien hat schon einen Theil seiner Reserven entlassen und in Griechenland wird die Mobilmachung rückgängig gemacht. Das serbische Ministerium hat seine Entlassung erbeten, der König Milan hat dieselbe aber nicht angenommen; die Herren sollen erst vor der Kammer den Brei auslöffeln, den sie mit Entfachung des Krieges dem Lande und dem Königshause eingebrockt haben.
- Ergebnisse der Volkszählung.
1) Städte mit mehr als 100000 Seelen. |
|
|
1. Decbr. |
|
1. Decbr. |
|
|
1885. |
|
1880. |
Berlin |
|
1316382 |
|
1122230 |
Hamburg (mit den Vororten) |
|
471411 |
|
410127 |
Breslau |
|
298893 |
|
272912 |
München |
|
260005 |
|
230023 |
Dresden |
|
245515 |
|
221818 |
Leipzig |
|
170076 |
|
149081 |
Köln |
|
160926 |
|
144772 |
Frankfurt a. M. |
|
153763 |
|
136819 |
Königsberg |
|
150691 |
|
140909 |
Hannover (ohne Linden) |
|
138912 |
|
122843 |
Stuttgart |
|
125510 |
|
117303 |
Bremen |
|
ca. 123000 |
|
112453 |
Nürnberg |
|
116193 |
|
99519 |
Düsseldorf |
|
114451 |
|
95458 |
Danzig |
|
114201 |
|
108551 |
Magdeburg (o. Buckau u. Neustadt) |
|
114052 |
|
97539 |
Straßburg |
|
112061 |
|
104471 |
Chemnitz |
|
110693 |
|
95123 |
Elberfeld |
|
106363 |
|
93538 |
Altona |
|
104457 |
|
91047 |
Barmen |
|
102921 |
|
95941 |
2) Städte mit mehr als 50 000 bis 100000 Seelen. |
|
|
1. Decbr. |
|
1. Decbr. |
|
|
1885. |
|
1880. |
Stettin |
|
99457 |
|
91756 |
Aachen |
|
95321 |
|
85551 |
Krefeld |
|
89906 |
|
73872 |
Braunschweig |
|
85385 |
|
75038 |
Halle a. S. |
|
81869 |
|
71484 |
Dortmund |
|
78866 |
|
66544 |
Mülhausen i. E. |
|
69620 |
|
68140 |
Posen |
|
68177 |
|
65713 |
Mainz |
|
66314 |
|
61328 |
Augsburg |
|
65476 |
|
61408 |
Essen |
|
65042 |
|
56944 |
Kassel |
|
64088 |
|
58293 |
Mannheim |
|
61370 |
|
53465 |
Erfurt |
|
58307 |
|
53254 |
Karlsruhe |
|
56972 |
|
49283 |
Lübeck |
|
55498 |
|
51055 |
Wiesbaden |
|
55460 |
|
50230 |
Görlitz |
|
55120 |
|
50307 |
Würzburg |
|
55036 |
|
54014 |
Metz |
|
54716 |
|
53131 |
Frankfurt a. O. |
|
54487 |
|
51147 |
Darmstadt |
|
51998 |
|
48153 |
Kiel |
|
51699 |
|
43594 |
Potsdam |
|
50851 |
|
48447 |
- Zahlreiche Domänenpachter in Preußen finden, daß sie zu hoch gepachtet haben und daß die kontraktlichen Verbindlichkeiten zu lästig sind. Sie wollen beim Minister für Landwirtschaft um 25 pCt. Ermäßigung bitten, vorläufig die Pächter der Provinz Brandenburg; die Pächter der anderen Provinzen wollen vorläufig abwarten, ob die Brandenburger siegen.
- Die Polizeibehörde in Oberlahnstein hat allen Personen, die noch nicht 17 Jahre alt sind, das öffentliche Tabakrauchen bei 1-9 Mk. Strafe verboten.
- Die Polizei in Witten a. d. N. hat den Gastwirthen verboten, Branntwein und jedes andere geistige Getränk ohne sofortige Bezahlung zu verkaufen. Auf Kredit dürfen Getränke nicht mehr verabreicht werden.
- Die Verhaftung des Lotteriekollekteurs Ehlert in Königsberg erregt großes Aufsehen. Es soll sich bei einer Revision ein Fehlbetrag von 60000 Mark herausgestellt haben.
- Der Ober=Reichsanwalt, Freiherr v. Seckendorf, ist am Mittwoch in Leipzig gestorben.
- Viersen. Ein Dachdecker war in einem Wirthshause mit den Gästen in Streit gerathen und wurde hinausgeworfen. Er begab sich nun auf das Dach, riß Ziegel los und bombardirte seine Gegner auf der Straße. Da erschien ein Polizeisergeant, begab sich auf den Boden, um den Wüthenden herunterzuholen, hob einige Ziegel aus und versetzte dem oben befindlichen Dachdecker einen Säbelstich in den Unterleib. Blutüberströmt kollerte der Getroffene vom Dach herunter und stürzte auf die Straße, wo er als Leiche aufgehoben wurde.
- Wien. Kurz vor dem Weihnachtsfeste starb in Madrid, wohin er sich als Berichterstatter begeben hatte, der Schriftsteller Carlos v. Gagern. Seine Tochter Grete, die hier mit ihrer Mutter wohnt und mit schwärmerischer Liebe an ihrem Vater hing, hat sich auf die Trauerkunde hin vergiftet.
- Zossen. Ein schwerer Unglücksfall mit tödtlichem Ausgange ereignete sich am Weihnachtstage gelegentlich der letzten Schießübung der Artillerie auf dem hiesigen Schießplatz. Beim Abfeuern eines Hinterladergeschützes zerbarst das Verschlußstück und ein Theil desselben flog einem zur Bedienung der Kanone kommandierten Artilleristen mit solcher
[ => Original lesen: 1886 Nr. 2 Seite 6]Gewalt gegen den Kopf, daß das Eisenstück den Schädelknochen durchdrang und im Kopf sitzen blieb. Der schwerverwundete Soldat wurde zunächst nach Schöneberg transportirt, von wo aus seine Ueberführung nach dem Militärlazarett in Tempelhof erfolgte. Dort soll er nach einigen Stunden verstorben sein.
- Es treten mit Bestimmtheit Gerüchte auf, wonach die vier choleraverdächtigen Fällen in Triest nicht durch Cholera, sondern durch Vergiftung hervorgerufen sein sollen. Die drei verstorbenen Arbeiter hätten Fische=Ueberbleibsel ans der Dampfschiffküche in grünspanhaltigem Gefäße aufgewärmt und gegessen. Von den nach Hause genommenen Resten habe auch die verstorbene Zuhälterin des einen gegessen. Thatsache ist, daß die Seebehörde und Lloyd=Direktion Nachforschungen anordneten, die angeblich das gemeldete Resultat ergeben haben sollen. Offiziel ist bisher nichts bekannt gegeben worden.
- Rom. Gräfin Rosa Mirafiori, die langjährige Freundin des Königs Viktor Emanuel, ist gestorben. Gräfin Mirafiori, die von niedriger Herkunft war, hatte es nach dem Tode der Königin Adelaide durchzusetzen gewußt, daß sich der König heimlich mit ihr trauen ließ. Eine bedeutende Frau war die Verstorbene nicht; ob sie schön gewesen, darüber gehen die Meinungen der älteren Generation, die sich ihrer Jugend erinnert, stark auseinander. Eines aber steht fest, daß Viktor Emanuel sie sehr geliebt hat.
- Wie schwunghaft das Kartenlegen und Wahrsagen in New=York blüht, zeigen die folgenden Geschäftsanzeigen aus einer einzigen Nummer des "New=York Herald": "Zur Beaachtung. - Die größte bekannte lebende Hellseherin ist Mrs. Pieree. Alles der Wahrheit gemäß offenbart; nachgeahmt von vielen, erreicht von niemand. Adr. etc." - "Dr. Broughton, Astrologist. Vierzigjährige Erfahrung; kann über alle Vorkommnisse des Lebens konsultiert werden. Von 1 Dollar an. Schicksal aus dem Stand der Sterne bei der Geburt berechnet. Adr. etc." - "Mrs. Raphael, Geschäfts=Hellseherin und Medium aus Paris. 50 Zents (2 Mk.) Adr. etc." - "Prof. St. Leon, Astrologist und Medium. Offenbart alles. Kein Schwindel Zwanzigjährige Erfahrung. 50 Zents. Man hüte sich vor Personen, die seinen Namen mißbrauchen." - "Winona, Geschäfts=Hellseherin und Briefschreiberin. Untreue, Prozesse, Gesundheit, verlorene Schätze wiedererlangt; Erfolge zur See. Römischer Talisman. Adr. etc."
- (Standesamtliche Eintragungen.) Das Ministerium des Innern erläßt eine Verfügung, wonach die Standesbeamten angewiesen werden sollen, die Eintragungen anstößiger Namen in die Geburtsregister abzulehnen. Veranlassung war die an das geheime Kabinett eingegangene Immediatvorstellung einer Frau in Neuwied, den Namen "Lucifer", welchen der Vater ihres Kindes für dasselbe hatte eintragen lassen, wieder zu beseitigen. Dies war nach Sachlage unmöglich.
- (Die Zivilliste der spanischen Regentschaft) soll in folgender Weise geregelt werden: Königin=Regentin 7 Milionen Frank; Prinzessin von Assurien (die fünfjährige Thronfolgerin) 500 000; von den Infantinnen Isabella, Paz und Eulalia (Schwestern des verstorbenen Königs) erhält die erstere 250 000, die beiden anderen je 150 000; die Exkönigin Isabella 750 000; ihr Gemahl, Don Franz von Assisi 300 000; ihre Schwester, die Herzogin von Montpensier, 250 000 Frank.
- (Aus Elsaß=Lothringen.) Es ist erfreulich, wahrzunehmen, wie sehr die deutsche Sitte der Christbäume, welche zur französischen Zeit fast ganz abhanden gekommen war, sich in Elsaß=Lothringen immer mehr Eingang verschafft. Es war diesmal schon etwas schwer, bei der großen Anfrage Christbäume zu erhalten. Auch in der ärmsten Hütte vermißt man jetzt schon ungern den Weihnachtsbaum. Diese Verbreitung der guten deutschen Sitte, welche so sehr das Familienleben kräftigt, ist in Aufnahme gekommen hauptsächlich durch das Beispiel, welches die eingewanderten altdeutschen Familien gaben, und durch die Schulen, welche den Schülern vielfach Bescheerungen unter dem Weihnachtsbaume veranstalteten.
- Rom. In einer Menagerie drängte sich ein zehnjähriger Knabe, der einzige Sohn einer reichen Wittwe, zum Käfige des Pantherweibchens, streckte die Hand durch die Stäbe, und - mit einem Bisse seiner furchtbaren Zähne riß ihm das Thier diese vom Gelenke ab. Das Kind liegt bewußtlos darnieder und die Aerzte zweifeln an der Rettung des armen Kleinen.
- London. Vor einigen Tagen starb hier eine siebzigjährige Frau Namens Anna Girton. Die Hingeschiedene hatte Winter und Sommer in einer dumpfen, lichtlosen Kammer gelebt; ihr Essen bestand in den Speiseresten, die ihr die Nachbar brachten. Nach dem Tode der Alten trug man den halbverfaulten Strohsack, auf dem sie gestorben, in die Desinfektionsanstalt, und die dort angestellten Leute fanden unter dem Stroh Banknoten und Geldstücke im Betrage von 160 000 Mk. Die Alte hatte vor mehreren Monaten einem Soldaten gesagt, sie sei bereit, ihm nach ihrem Tode 100 000 Mark zu vermachen, wenn er sich verpflichte, darauf zu achten, daß sie nicht ermordet und ausgeraubt werde. Der Mann lachte über diesen Antrag der Bettlerin, der sich jetzt als völlig glaubwürdig herausstellte.
- Hadersleben. Ein großer Moorbrand herrscht seit Mittwoch Mittag bei Struer in Jütland (Bezirk Ribe). Auf dem Heidemose, dicht an der Eisenbahn von Skive nach Vinderup brennen gegenwärtig zwei Millionen Soden Torf. Die Lagerschuppen und Arbeiterhäuser sind zerstört und es wird eine weitere Ausbreitung des Brandes befürchtet. Es herrscht Südweststurm und der Verkehr auf der Eisenbahn wird wahrscheinlich unterbrochen werden müssen.
- Hamburg. Der Hofschneider einer afrikanischen Majestät zu sein, ist jedenfalls neu. Der hiesige Schneidermeister Schaul hatte dem König von Ova Herero ein Staatskleid angefertigt, das so sehr den Beifall der schwarzen Majestät fand, daß dieselbe Herrn Schaul durch Diplom vom 24. Oktober zu ihrem Hofschneider ernannte. Man sieht die Kultur macht auch in Afrika immer größere Fortschritte.
- (Ein kostbares Quartett). Vor kurzem starb in Paris ein reicher Kunstfreund, in dessen Hinterlassenschaft sich vier Streichinstrumente, sämtlich von Stradivarius, befanden. Die eine Violine datiert aus dem Jahre 1737, dem Todesjahre Stradivarius'; es ist die letzte Geige, die er angefertigt, und der er selbst den Namen "Schwanengesang" beigelegt. Der Franzose hatte sie um den Preis von 17 000 Frank erstanden. Die zweite Violine trägt die Jahreszahl 1704 und kostete 12 750 Frank. Die Viola ist aus dem Jahre 1728 datiert, ihr Preis betrug 19 000 Frank. Das Cello stammt ans dem Jahre 1696 und kam auf 17 500 Frank zu stehen. Gerichtliche Dokumente bescheinigen die Echtheit sämtlicher Instrumente.
- (Ohne Menschenopfer.) Aus Westafrika bringt die in Lissabon angelangte Post die Nachricht, daß der König von Dahomey in diesem Jahre zum ersten Male seinen Jahrestag ohne Menschenopfer gefeiert hat.
- ("Schmalzgruben und Wassersuppen.") Große Heiterkeit erregte vor dem Wiener Bezirksgerichte Leopoldstadt der Tagelöhner Schöpfer bei Abgabe seiner Personalien. - Richter: "Wo sind Sie geboren?" - Angekl.: "In der Schmalzgruben." - Richter: "Und zuständig?" - Angekl.: "In der Wassersuppen." - Der Angeklagte hatte sich damit nicht etwa einen Scherz erlaubt, wie anfangs angenommen wurde - auch die Polizeinote bestätigte es: Geburtsort: "Schmalzgruben", Zuständigkeitsort: "Wassersuppen." Schmalzgruben und Wassersuppen sind zwei zum Bezirke Taus in Böhmen gehörige Ortschaften.
- (Gefangen.) A.: "Lieber Freund, können Sie mir zehn Mark wechseln?" - B.: "Mit Vergnügen!" - A.: "O, da können Sie mir sie auch leihen?"
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