No. 1
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 01. Januar
1886
sechsundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
[ => Original lesen: 1886 Nr. 1 Seite 1]

        Nach einer Anzeige der Großherzoglichen Landvogtei in Schönberg ist auf der Meierei Röggelin ein Pferd des Pächters Kaiser zu Stove als rotzverdächtig befunden worden, während die ebendaselbst befindlichen übrigen neun Pferde als der Ansteckung verdächtig erklärt sind.
        Neustrelitz, den 29. December 1885.

Aus Großherzoglicher Landesregierung.


                          Zum neuen Jahr 1886.
        Ein Phöbus stieg aus seiner Asche wieder
Voll Jugendglanz empor: ein neues Jahr! -
Vergangenheit senkt ihre Fitt'ge nieder,
Der Zukunft Thor beut sich erschlossen dar.

        Entschwindet Blätter, die ihr leidbeschrieben,
Heilt Wunden alle, die ein Herz zerstückt;
Wen Haß und Neid beseelte, lerne lieben,
Und jede Trauerzähre sei zerdrückt.

        Wer nicht'gem Schimmer ruhmlos nachgerungen,
Der strebe neu erhab'nerm Ziele nach,
Und wer trotz aller Müh'n nicht durchgedrungen,
Der werde selbstvertrauend doch nicht schwach.

        Den Völkern sei der Eintracht Heil beschieden,
Es rüste Kunst und Wissen sich zur That,
In Palmenschatten sonne sich der Frieden
Still, gottbeschützt erblüh' des Landmanns Saat.

        Wie schneebedeckt die Veilchen rührig sprossen,
Keim' auch die Hoffnung jedem wunderbar.
Und wer das alte glücklich hat beschlossen,
Dem öffne so sich auch das neue Jahr.


Prinz Wilhelm von Preußen, der an den Masern erkrankt war, befindet sich auf dem Wege zur völligen Genesung.
Fürst Bismarck ist am ersten Weihnachtstage zum erstenmale seit seiner letzten Erkrankung wieder ausgefahren und zwar direkt ins Palais zum Kaiser, dem er einen dreiviertelstündigen Vortrag hielt.
Die Mitglieder des Bundesraths werden am 3. Januar zur Beglückwünschung des Kaisers so ziemlich vollzählig in Berlin anwesend sein; am 5. Januar nimmt die Körperschaft ihre Arbeiten wieder auf.
Wie verlautet, wird die Einbringung der Branntwein=Monopol=Vorlage im Reichstage etwa Mitte Februar erwartet. An den Bundesrath soll das Projekt in Form eines preußischen Antrages - wie auch s. Z. das Tabaksmonopol=Projekt - in der zweiten Hälfte des Januar gelangen.
Die Sozialdemokraten im Reichstage wollen gleich nach Neujahr einen Antrag auf strengere Bestrafung des Duells einbringen.
Ein neues bürgerliches Gesetzbuch gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Gesetzgebung. An einem solchen arbeitet eine Commission von Rechtsgelehrten schon seit einer Reihe von Jahren und wird noch ein Jahrzehnt damit zu thun haben. Den schwierigsten und einschneidendsten Theil bilden die Erbrechte. Dahin gehören die Ordnung der Verwandten=Erbfolge, die Testirfreiheit (Pflichtheil= und Notherbenrecht), Erbfolgerecht der Ehegatten, Erwerbung der Erbschaft und Haftung der Erben für die Schulden des Erblassers, Institut der Familienfideicommisse etc. In manchem Ländchen schon gibts Dutzende von verschiedenen Erbrechten, abgesehen von Ortsstatuten, und wie groß vollends ist die Mannigfaltigkeit der Rechte im deutschen Reiche. In diesen Wirrwarr, der aber Rechtszustand ist und an dem die schwerwiegendsten Interessen hängen, soll das bürgerliche Gesetzbuch Einheit bringen.
Das polnische Element ist in Posen und Schlesien so stark ins Kraut geschossen, daß es eine Gefahr für Deutschland geworden ist. In Posen gab's seither schon viele Zeitungen in polnischer Sprache und im neuen Jahr kommen vier neue hinzu. Man begreift, daß die Abwehr gegen die polnische Ueberfluthung nothwendig geworden ist.
Ranke in Berlin weiß die ganze Weltgeschichte vorwärts und rückwärts sammt allen Päpsten auswendig, nur seinen eigenen Geburtstag hat er vergessen. Seinen 90. Geburtstag feierte er am 21. December, während er am 20. Dezember geboren ist, wie das Kirchenbuch in seinem Geburtsort Wiehe nachweist. Man sieht, die Kirche hat ein treueres Gedächtniß als der größte Geschichtskundige.
Es heißt in Oesterreich allgemein, Graf Kalnoky, der gegenwärtige Minister des Aeußeren, werde gehen und Graf Andrassy an dessen Stelle treten. Warum? Wegen der Wirren auf der Balkan=Halbinsel. Oesterreich traut dem Frieden, vor allem aber Rußland nicht, das sich bemüht, den Battenberger immer fester in seine Arme zu schließen. Es ist auf der Balkanhalbinsel noch lange nicht aller Tage Abend und was daraus werden wird, das ist noch eine sehr große Frage.
Die österreichisch=ungarische Zollkonferenz in Pest ist resultatlos verlaufen. Ungarn verlangte Kampfzölle gegen Deutschland oder mindestens Erhöhung der Getreidezölle. Die österreichischen Delegierten lehnten dies ab und forderten bedeutende Erhöhungen der Zölle auf Textil= und Eisenwaaren, was wiederum die ungarischen Delegierten nicht bewilligen wollten.
In Triest und Venedig sind unter den Kohlenarbeitern Fälle von Cholera vorgekommen. Es sind sofort Maßregeln ergriffen worden, um einem Umsichgreifen der Seuche zu begegnen.
In Wien hat sich ein Verein gebildet, der den bedeutungsvollen Namen Niederwald trägt. Für die Deutschen aus dem Reiche, die sich dauernd oder vorübergehend in Wien aufhalten, soll er ein gesellschaftlicher Sammelpunkt, eine Heimstätte werden und auch für Geschäfte guten Rath geben. Die nichtösterreichischen Deutschen sollen engere Fühlung unter einander bekommen. An der Spitze steht Fürst Reuß, der deutsche Botschafter.

[ => Original lesen: 1886 Nr. 1 Seite 2]

Fürst Alexander hat am Freitag an der Spitze seiner Truppen Einzug in seine Hauptstadt Sofia gehalten. Der Jubel des Volks war groß, die Hurrahs wollten nicht enden. - Die Serben behaupten wieder, die Bulgaren hätten vor ihrem Abzug aus Pirot die Stadt geplündert. Der vorsorgliche König Milan hat 5000 Frank für die Armen der Stadt gespendet, zugleich aber den Belagerungszustand über dieselbe verhängt; man erinnert sich, daß eine Bürgerdeputation den Fürsten gebeten hatte, Pirot zu nehmen. Diese Leute werden es jetzt gut haben.
- Sonst liegen neuere Berichte nicht vor. Aus der diplomatischen Welt verlautet noch, Italien hätte den vertraulichen Vorschlag gemacht, die Großmächte sollten auf eine Abrüstung in den Balkanstaaten hindrängen; dieser Vorschlag sei aber, weil unausführbar (?), zurückgezogen worden.
Die Regierung in Frankreich hat in der leidenschaftlichen Tonkin=Debatte einen Sieg errungen, aber nur mit 274 gegen 270, also nur mit 4 Stimmen. Das heißt, Frankreich verleibt vorläufig in Tonkin, bis es sich halbwegs ehrenvoll zurückziehen kann. Auch das Ministerium Brisson bleibt bis zur neuen Präsidentenwahl. Was dann geschieht, welche Männer an die Regierung kommen, weiß der Himmel.
An Montag ist Jules Grevy vom Kongreß auf fernere sieben Jahre als Präsident der französischen Republik bestätigt worden. Dem Wahlakt gingen lärmende Szenen voran, in denen die Rechte ihrem Groll darüber, daß die Wahlen von verschiedenen konservativen Abgeordneten für ungültig erklärt worden waren, unverhohlenen Ausdruck verlieh.
Da das Ministerium Brisson seine Tonkinvorlage nur mit 4 Stimmen Mehrheit durchbrachte, ist es entschlossen zurückgetreten. Brisson hat die Neubildung eines Kabinets entschieden abgelehnt; vielleicht übernimmt Freycinet dieselbe.
Das wohl in allernächster Zeit zurücktretende Ministerium Brisson hat noch einen schönen, friedlichen Erfolg zu verzeichnen. Am Weihnachtsheiligabend wurde nämlich in Berlin ein Protokoll betreffend die deutschen und französischen Besitzungen an der Westküste Afrikas und in der Südsee unterzeichnet. Es handelt sich dabei um ein Abkommen, das bestimmt ist, allen Streitigkeiten zwischen den beiden Mächten vorzubeugen.
Das neugewählte Parlament in England wird keine lange Lebensdauer haben; die irische Frage bildet den Keil, der es auseinandersprengt. Die Regierung Salisburys sieht ihre Niederlage voraus und will dieselbe beschleunigen, um sofort die Auflösung des Parlaments herbeizuführen. Die Konservativen hoffen auf ein ihnen günstigeres Wahlresultat, wenn es sich um die Frage handelt, ob Irland unabhängig werden soll, wogegen sie sich ablehnend verhalten.
So große Freude machte dem Papst das Mittleramt in den spanischen Händeln, daß er desselben in feierlicher Ansprache an das Cardinalscollegiums gedachte. Weniger erbaut ist er von seiner Gesundheit, sein Leibarzt muß Tag und Nacht um ihn sein und aus Amsterdam ist der berühmte Massage=Arzt Dr. Metzger verschrieben worden, um die Knetkur an ihm zu versuchen.
Am Montag hat die Königin=Regentin vor den Kortes in Spanien den Eid auf die Verfassung abgelegt. Sie schwor, "treu die Krone den Erben zu bewahren und die Verfassung wie die Gesetze zu vertheidigen." - Darauf hielt die Königin=Regentin Revue über die 16000 Mann starke Madrider Garnison ab. Die Truppen empfingen sie mit Hochrufen.
Die Regierung in Rußland entwickelt einen außerordentlichen Eifer im Bau von Kriegsschiffen. In Dänemark ist ein neues Panzerschiff bestellt worden und in Sebastopol soll künftigen Monat das erste mit einem Kostenaufwande von 2 1/2 Millionen Rubel gebaute Krondock eröffnet werden, das zweite Dock soll Ende nächsten Jahres fertig werden. ES sind in Sebastopol mehrere Kriegsschiffe im Bau begriffen.
Die Spielbank in Monte Carlo ist eine Hölle mitten im Paradies. Ein Paradies ist weit umher Land und Meer, aber die Spielhölle ist ein Land des Todes. Seit 1877 haben sich dort 1820 Spieler, nachdem sie ihr Vermögen, viele auch ihre Ehre verloren hatten, das Leben genommen und sind ohne Sang und Klang auf dem Armenkirchhof verscharrt worden. Vielen anderen Ausgeplünderten und Verzweifelten hat der Spielfürst ein kleines Viatikum in die Hand gedrückt, daß sie sich ohne Lärm empfehlen konnten. Von den 1820 Selbstmördern gibt eine in Nizza veröffentlichte Flugschrift Namen, Heimath und Todestag an; Italien, Frankreich und Rußland stellten die größte Zahl, Deutschland etwa ein Zehntel. Die Flugschrift ist allen großen Regierungen zugeschickt worden, wahrscheinlich auf Betreiben der italienischen Regierung.
Der Weihnachtsstern, der zur Zeit der Geburt Christi plötzlich am Himmel sichtbar wurde, muß einen mächtigen und ungewöhnlichen Glanz verbreitet haben, aber bald wieder verschwunden sein. Die Astronomen erinnern an einen ähnlichen Stern, der im Jahre 1572 plötzlich aufleuchtete und selbst am Tage sichtbar blieb und die Wolken durchbrach. Vierzehn Monate blieb er am Himmel unbeweglich stehen und seitdem ist keine Spur mehr von ihm sichtbar.


Aus der großen Todtenliste des Jahres 1885 wollen wir nur die hervorragenden Namen mittheilen. Fürstliche Personen: Prinz Friedrich Carl, König Alfonso von Spanien und Maximilian, Fürst von Taxis; Militärs: die Generale v. Treskow (Belfort), Vogel v. Falkenstein, Manteuffel, v. Prittwitz, Kähler, türkischer General; Staatsmänner: Staatsminister Graf v. Bassewitz Schwerin, Minister von Schleinitz und Bitter und Grant, der amerikanische Präsident; Politiker und Abgeordnete: die Reichstagsabgeordneten Stephani, Bürgermeister von Leipzig, Valentin, durch seine Schlußzettel bekannt, Dr. Harnier und Dr. Becker, Oberbürgermeister von Köln; Schriftsteller und Dichter: der französische Novellist About, der Wiener Schindler, die Dichter Alfred Meißner und Carl Stieler und der Musikschriftsteller L. Nohr; Künstler: Dr. Ernst Förster, Maler und Kunstschriftsteller, Camphausen, Maler in Düsseldorf, Hans Canon, Maler in Wien, Cauer, Bildhauer, Franz Abt, Componist, Ferd. Hiller, Componist, Joseph Servacs, Cello=Virtuos, Schauspieler Weilenbeck in Meiningen, O. Lehfeld in Weimar, Hiltl in Braunschweig; Wissenschaften: Seminar=Director Dr. Kehr in Erfurt, Geograph von Klöden in Berlin, die Afrikaforscher Lieutenant Tilly und Dr. Nachtigal, die Professoren Dr. R. v. Schlagintweit in Gießen, Dr. Curtius und Eckstein in Leipzig; Theologen: Consistorialpräsident Dr. H. Ohls zu Neustrelitz, Schwarz, Generalsuperintendent in Gotha, Schenkel, Professor in Heidelberg, Fürst von Schwarzenberg, Cardinalbischof in Prag; Mediziner: die Proffesoren Dr. Frerichs in Berlin und Dr. Henle und der Irrenarzt Dr. Voisin in Paris; Juristen: Kanzler v. Goßler in Königsberg, Dr. Marquard, Barth Reichsoberhandelsgerichtsrath, Dr. Hase, Landes=Gerichts=Präsident in Altenburg, Dr. Glaser in Wien, Generalprocurator und frühere Justizminister in Oesterreich; Finanzmänner: Vanderbilt, der amerikanische Eisenbahnkönig, Jafé in Posen, Moritz, Hofbanquier in Weimar, Chapman, Director der Londoner Bank; Industrielle: die Buchhändler Georg Reimer in Berlin und Hochdanz in Stuttgart, F. H. Eggels, Gründer der ersten Maschinenfabrik in Berlin, F. E. Godefroy in Hamburg, Godard, Luftschiffer in Paris, L. Werder, Erfinder des Werder=Gewehres.
- Die Wenigsten, die einmal mit ihren Kindern das beliebe Kartenspiel "Schwarzer Peter" gespielt haben, werden vom schwarzen Peter selbst etwas wissen. Peter Nikoll, genannt der schwarze Peter, war ein Räuberhauptmann der schlimmsten Art. Geboren 1774 in Mecklenburg und von früh auf ein Thunichtgut, hatte er es in seinen späteren Jahren zum Räuberhauptmann gebracht, der eine starke Bande bei sich hatte. Unzählige Schandtaten wurden unter seiner Führung vollbracht. Das ganze Land athmete auf, als es hieß, daß man den schwarzen Peter und seine Raubgenossen endlich habe. Am 13. Juni 1817 ward er in Glückstadt in Holstein mit sechs seiner Genossen enthauptet, die übrigen wurden lebenslänglich eingekerkert.
- Bekanntlich werden die Briefe an Soldaten, bis zum Feldwebel aufwärts, unter der Marke "Soldatenbrief, eigene Angelegenheit des Empfängers" von der Deutschen Reichspost unentgeltlich befördert. Weniger bekannt scheint es dagegen zu sein, daß die an dem betreffenden Garnisonorte selbst aufgegebenen

[ => Original lesen: 1886 Nr. 1 Seite 3]

Stadtbriefe von der Portofreiheit ausgeschlossen sind und daher vom Absender frankirt werden müssen. Hiergegen wird häufig gefehlt, zumeist auf Seiten derer, die für zweierlei Tuch im Allgemeinen gerne schwärmen. Unfrankirt aufgegeben, werden solche Briefe mit dem doppelten Stadtpostporto belasted und deshalb von unseren Vaterlandsvertheidigern in der Regel nicht angenommen. Wie manches Mädchen erwartet vergebens die Antwort ihres Musketiers oder Füsiliers auf den schönsten eigenhändigen Liebesbrief der nur des Portos halber seinen Beruf verfehlen mußte! Gewiß würde ein solcher unglücklicher Brief von der Post recht gern dem Absender sofort wieder zurückgehändigt werden, wenn ein solcher aus der Außenseite des Briefes zu ersehen wäre. Da aber die sehr empfehlenswerthe Sitte, auf der Rückseite eines jeden Briefes den Absender genau zu bezeichnen, bei uns noch immer nicht recht Eingang finden will, müssen die Briefe, welche aus irgend einem Grunde ihren Beruf verfehlt haben, in der Regel behufs Ermittelung des Absenders erst an den Bezirksausschuß zur Eröffnung unbestellbarer Briefe (dead letter, todte Briefe nennt sie der Amerikaner) eingesandt werden. Und auch dies führt in vielen Fällen nicht zum Ziel, weil die Briefe in Deutschland sehr oft nur mit dem Vornamen unterzeichnet werden, ohne Zu= bz. Familiennamen aber der Absender selten mit Sicherheit ermittelt werden kann. Besonders die junge Damenwelt scheint in der Beziehung keine große Vorliebe für den Familiennamen zu haben, - vielleicht deshalb, weil die jungen Mädchen alle gar zu gern den elterlichen Namen mit dem ihres Zukünftigen vertauschen!
- Der 24jährige Vergolder Schmidt in München wurde von der Strafkammer zu 6 Monaten Gefängniß verurteilt. Lassen Sie sich diese milde Strafe als Warnung dienen, sagte ihm der Staatsanwalt, sonst läutet Ihnen das Sterbeglöcklein noch zum Schaffot! Er antwortete frech: Das ist ganz gleich, Herr Staatsanwalt, das geht für's Sterben hin, und Sie bleiben auch net über!
- In Hamm hat ein geisteskranker Kaufmann Namens Müttelmann in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch seine Ehefrau und seine fünf Kinder ermordet. Er schnitt ihnen mit einem scharfen Messer der Reihe nach die Hälse durch.
- Als Thiers 1870 an allen großen Höfen umherreiste, um Hülfe für Frankreich zu suchen, traf er in Wien mit Ranke zusammen. "Napoleon ist gestürzt; mit wem führen Sie noch Krieg?" fragte er zornig den deutschen Geschichtsschreiber. "Mit Ludwig dem 14." antwortete Ranke schlagend.
- Den Bettlern geben die Amerikaner selten etwas, sie thun aber Viel und Großes zur Errichtung von wohltätigen Anstalten. Auch die Deutschen drüben halten es so, obwohl ihre Mittel beschränkter sind Eine vortreffliche Anstalt ist das deutsche Hospital in Cincinnati, das von John Lankenau vor vielen Jahren aus eigenen Mitteln gestiftet worden ist und ans den Zinsen des Capitals und freiwilligen Beiträgen Deutscher erhalten wird. In den letzten Jahren wurden dort durchschnittlich und täglich 100 Kranke verpflegt und behandelt und zwar der größte Theil unentgeldlich, im letzten Jahre ist die Zahl auf 120 täglich gestiegen und 15000 Kranke erhielten unentgeldlich ärztlichen Rath. Die Kranken in dem Hospital erhalten von tüchtigen Aerzten und Diakonissinnen die sorgsamste und liebevollste Pflege.
- Ein geheimnißvoller Vorgang macht in Petersburg von sich reden. Anfangs November ließ sich ein Herr bei einem Kammerherrn v. Kn . . . . . . . dem Vorstand der kaiserlichen Gärten anmelden. Vom Diener bedeutet, daß Herr v. Kn. nicht zu Hause sei, bat der Herr, sich der Gemahlin des Herrn v. Kn. vorstellen zu dürfen, und übergab eine Visitenkarte, die den Namen eines der vornehmsten kaukasischen Fürstengeschlechter trug. Frau v. Kn. empfing den Fremden, der vollständig den Eindruck eines vornehmen Mannes machte, aber zu ihrer Verwunderung stundenlang bei ihr blieb, bis zur Ankunft ihres Mannes. Diesem erzählte er von seinen großartigen Besitzungen im Kaukasus, schilderte die Liebenswürdigkeit, mit der ihn der Kaiser empfangen, erwähnte, daß er nach Gatschina zu Tisch befohlen sei und bat endlich, ihm eine Eintrittskarte in den dortigen Palmengarten zu verschaffen. Da dieser außer den Mitgliedern der kaiserlichen Familie nur wenigen Persönlichkeiten zugänglich ist, zögerte Herr v. Kn., dem Herrn eine derartige Karte zu geben, und bestellte den Fremden für den folgenden Tag zu sich. Der Herr empfahl sich mit der Bemerkung, er werde sich nächster Tage die Karte abholen. Herrn v. Kn. erschien die Sache nicht ganz geheuer und er begab sich zum Polizeimeister General v. Greßer, um von dem Vorgefallenen Mittheilung zu machen. Dort fand er in einem ihm vorgelegten Album seinen Besucher wieder, und es gelang auch der Polizei, die schon lange auf die Persönlichkeit fahndete, dieselbe festzunehmen. Ob man es hier mit einem Dieb oder einem nihilistischen Verbrecher zu thun hat, ist nicht bekannt geworden.


Anzeigen.

Bekanntmachung.

Die Hebung einer Armensteuer zum vollen Beitrag ist erforderlich, es werden demnach alle Zahlungspflichtigen des Schönberger Armendistricts hiermit aufgefordert ihre Beiträge fördersamst einzuzahlen.
Schönberg den 1. Januar 1886.

Die Armenbehörde.


Zu der am Donnerstag, den 7. Januar 1886, Morgens 11 Uhr im Boy'schen Gasthofe hieselbst stattfindenden Versammlung des

Landwirtschaftl. Vereins
für das Fürstenthum Ratzeburg
ladet Namens des Vorstandes ergebenst ein                          
                                                    Der Secretair des Vereins:
                                                    Wilh. Heincke.
Schönberg, den 31. December 1885.


Versammlung
der Zimmer=, Maurer= und Maschienenbauer Krankenkasse am                          
Sonntag, den 3. Januar 1886
Nachmittags 1 Uhr,
im Krüger'schen Locale.                                                    
Tagesordnung:
Rechnungsablage, Neuwahl zweier Vorstandsmitglieder.                          
                                                        Der Vorstand.

NB. Die Vorstands=Mitglieder werden gebeten sowie Revisoren und Krankenbesucher gleich nach 12 Uhr zu erscheinen.


Reuter-Vorlesung
von
Friedrich Glöde
am Montag, den 4. Januar, Abends 8 Uhr im Saale des Herrn Aug. Spehr
Programm: Revolutschon äwerall,                   Stromtid.                          
                  de Rahnstädter Reformverein        Stromtid.                          
Billete sind vorher bei Herrn Aug. Spehr und Abends an der Casse zu haben.


Dr. Pattison's
Gichtwatte
bestes Heilmittel gegen
Gicht und Rheumatismen

aller Art, als Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Fußgicht, Gliederreißen, Rücken= u. Lendenweh. In Packeten zu 1 Mark. und halben zu 60 Pfg. bei

Senator Wilh. Heincke.


Ein Mädchen,
zu häuslichen Arbeiten wird zu Ostern gesucht gegen hohen Lohn in                          
                                                    Spehrs Hôtel.


[ => Original lesen: 1886 Nr. 1 Seite 4]

Vielfach prämiirt.
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg in Hamburg

offerirt als Spezialität den Herren Interessenten ihre unter Verwendung der vorzüglichsten Materialien; sowie auf Grund eingehender Versuche selbst hergestellten

geladenen Jagdpatronen "Waidmannsheil."

Vorzüge im Gebrauch sind: Kernschuß, vorzügliche Deckung, Schonung und Reinhaltung der Waffe, absolute Zuverlässigkeit, civiler Preis.
Die Patronen sind bei unseren sämmtlichen Verkaufsstellen assortirt in System, Caliber, sowie Schrot=Nummer und überall zu Original=Fabrikpreisen erhältlich.
Depositair für Lübeck Herren Grevsmühl & Riesland.
Depositair für Wismar Herren Gebrüder Frahm Nachfolger
Depositair für Schönberg Herrn C. Schwedt, Kaufmann.

Vielfach prämiirt.


Schutzmarke Mack's Doppelstärke     Mack's
Doppel-Stärke

(Alleiniger Fabrikant H. Mack, Ulm a/D.)
- Bewährtestes u. vollständig unschädliches Stärkemittel - gewährt grösste Erleichterung beim Plätten u. enthält alle erforderlichen Zusätze zur sicheren Herstellung von blendend weisser, gleichmäßig steifer und sogenannter Glanzwäsche.
Ueberall vorräthig
à 25 Pfennig (Mecklenburg) per Carton von 1/2 Pfund


Antwerpen: Silberne Medaille; Zürich: Diplom.
Goldene Medaillen: Nizza 1884, Krems 1884.
Spielwerke

4 - 200 Stücke spielend; mit oder ohne Expression, Mandoline, Trommel, Glocken, Himmelsstimmen, Castagnetten, Harfenspiel etc.

Spieldosen

2 - 16 Stücke spielend; ferner Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Blumenvasen, Cigarren=Etuis; Tabaksdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser, Stühle etc. Alles mit Musik. Stets das Neueste und Vorzüglichste, besonders geeignet zu Weihnachtsgeschenken, empfiehlt

J. H. Heller, Bern (Schweiz.)

In Folge bedeutender Reduction der Rohmaterialpreise bewillige ich auf die bisherigen Ansätze meiner Preislisten 20% Rabatt und zwar selbst bei dem kleinsten Auftrage.
Nur direkter Bezug garantirt Aechtheit; illustrirte Preislisten sende franko.


Lübeck.
Spethmann's Hotel und Restaurant
vis à vis der Post
Restauration à la carte
zu jeder Tageszeit -                                                    
Münchener und hiesiges Bier.
Gute Küche                           Civile Preise.


Hamburg - Amerika.
Jeden Mittwoch und Sonntag nach New-York
Schiff
mit Post=Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
Auskunft und Ueberfahrts=Verträge bei           
Friedr. Frick in Röbel.


Frisch geräucherte                          
Bücklinge
empfiehlt                                                     M. Mette.


Concert=Anzeige.
Am Sonntag, den 10. Januar
werden Unterzeichnete ein                          
Concert (Streichmusik)

unter Leitung des Herrn Organisten Meier im neuen Saale des Herrn Gastwirth J. Boye abhalten, wozu ein geehrtes hiesiges, sowie auswärtiges Publikum höflichst einladen

                                                    die Vereinsmusiker.
Entree à Person 50 Pf.
Anfang Abends 1/2 8 Uhr.
Nach dem Concert BALL.
Schönberg, den 1. Januar 1886.


Hiermit beehre ich mich anzuzeigen, daß ich das Geschäft meines verstorbenen Mannes des Stellmachermeisters W. Badstein, unter Leitung eines erfahrenen Gesellen fortführe. Für das meinem Manne in so reichem Maße geschenkte Vertrauen herzlich dankend, bitte ich, dasselbe auch auf mich übertragen zu wollen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    M. Badstein, Wwe.
Schönberg, den 29. December 1885.


Am Mittwoch, den 6. Januar
findet bei mir ein                                                    
Neujahrsball
statt, wozu freundlichst einladet                          
Rabensdorf.                                                     H. Voss.
                                                                          Gastwirth.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


<< Ausgabe vorher>> Ausgabe danach
ZVDD