No. 35
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 05. Mai
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 35 Seite 1]

            Auf Befehl Großherzoglicher hoher Landesregierung wird nachfolgende

Bekanntmachung
den Ankauf von Remonten pro 1885 im Großherzogthum Mecklenburg=Strelitz betreffend.

Berlin, den 8. März 1885.            

                Zum Ankauf von Remonten im Alter von drei und ausnahmsweise vier Jahren sind im Bereiche des Großherzogthums Mecklenburg=Strelitz für dieses Jahr nachstehende, Morgens 8 Uhr beginnende Märkte anberaumt worden, und zwar

am 9. Juni Schönberg.
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                Die von der Remonte=Ankaufs=Kommission erkauften Pferde werden zur Stelle abgenommen und sofort gegen Quittung baar bezahlt. Pferde mit solchen Fehlern, welche nach den Landesgesetzen den Kauf rückgängig machen, sind vom Verkäufer gegen Erstattung des Kaufpreises und der Unkosten zurückzunehmen, ebenso Krippensetzer (Kopper), welche sich innerhalb der ersten 28 Tage nach dem Eintreffen in den Depots als solche zeigen. Pferde, welche den Verkäufern nicht eigenthümlich gehören, oder durch einen nicht gehörig legitimirten Bevollmächtigten der Kommission vorgestellt werden, sind vom Kauf ausgeschlossen. Die Verkäufer sind ferner verpflichtet, jedem verkauften Pferde eine neue, starke, rindlederne Trense mit starkem Gebiß und einer Kopfhalter von Leder oder Hanf mit 2 mindestens zwei Meter langen Stricken ohne besondere Vergütigung mitzugeben.
                Um die Abstammung der vorgeführten Pferde feststellen zu können, ist es erwünscht, daß die Deckscheine möglichst mitgebracht werden. Auch werden die Verkäufer ersucht, die Schweife der Pferde nicht zu coupiren, oder übermäßig zu verkürzen.

Kriegsministerium, Abtheilung für das Remonte=Wesen.
Freiherr von Troschke.           Graf von Klinckowström.

hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
          Schönberg, den 25. März 1885.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


        Nr. 8 des Offic. Anzeigers pro 1885 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
        II. Abteilung:

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Nürnberger Lebensversicherungs=Bank in Nürnberg.
(2.) Publicandum, betreffend den § 165 Abs. 1 des Gerichtsverfassungsgesetzes.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Anmeldung dienstpflichtiger unabkömmlicher Beamte für den Mobilmachungsfall.
        III. Abtheilung:
        Der Referendar Fölsch in Schönberg ist mit der zeitweiligen Vertretung des Amtsanwaltes beim dortigen Großherzoglichen Amtsgerichte beauftragt worden.
        Neustrelitz, den 20. April 1885.


Staaten, welche Kolonien haben, brauchen auch Kolonial=Truppen. Schon sind auch bei uns verschiedene Vorschläge aufgetaucht, man hat eine Art Fremdenlegion in Aussicht genommen, dann aber auch wieder geglaubt, daß Freiwilligencorps die Aufgabe besser lösen würden. Auf Truppen, die aus Eingebornen gebildet werden könnten, scheint man sich nicht verlassen zu wollen. In Westafrika sollen die Städte der Kru= und der Haussaneger leidlich tüchtige Polizeimannschaften liefern, aber es müssen Fälle vorgesehen werden, in denen das Ansehen der deutschen Waffen nicht allein von der Marine vertreten werden kann. Auch im Kabinet des Kaisers schenkt man diesen Dingen Aufmerksamkeit.
In Baden war mit einer stürmischen Ausnahme immer gutes Verhältniß zwischen Fürst und Volk. In diesem Sinn hat der Großherzog die Verlobungskarte, welche die Verlobung seines Sohnes, des Erbgroßherzogs, mit der Nassauischen Prinzessin Hilda meldete, seinem ganzen Volk gewidmet, durch offnen Brief angezeigt und seine Freude ausgesprochen. Die Verlobung bedeutet zugleich die Aussöhnung des früheren Nassauer Herzogs mit den Hohenzollern. So kommen Berg und Thal zwar nicht zusammen, aber die Menschen und sogar die Fürsten, zumal wenn das rechte Medium vorhanden ist.
Der arme Feldmarschall Moltke! Die französischen Zeitungsschreiber Scheinen sich gar nicht vorstellen zu können, daß auch ein Moltke einmal

[ => Original lesen: 1885 Nr. 35 Seite 2]

das Bedürfniß empfindet, sich fern von den Geschäften, procul negotiis, sagten die alten Römer zu erholen. Der Feldmarschall reist gegenwärtig in Oberitalien und in der Riviera umher, die pariser Berichterstatter behaupten aber steif und fest, er nehme Karten auf und besichtige die Grenze für einen Kriegsfall. Du lieber Gott, er kennt die ganze Gegend schon lange und braucht sie also nicht erst kennen zu lernen!
- Oberst v. d. Marwitz, ein tüchtiger Offizier und Chef des Generalstabes des 14. Armeecorps, ist in Karlsruhe mit dem Pferd gestürzt und bald darauf gestorben.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über die zu Herrnburg sub No. 40 belegene Büdnerstelle c. p. des Klempnermeisters Fridolin Reinhard daselbst, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidationsprotokoll sofort im Termin der Präclusivbescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 30. April 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

G. Arndt.       


Aufgebot.

Auf Antrag des Rechtsanwalts Dr. Edmund Plessing für den Maurermeister Johann Joachim Heinrich Eckmann in Hamburg, als Inhaber des auf Thies Eckmann, dessen Erben oder auch getreue Inhaber geschriebenen Lübeckischen Stadtkassenbriefes Loosnummer 1056 über Ct. Mark (Lübeck) 500, vom 2. October 1783, werden die Rechtsnachfolger dieses genannten beurkundeten Gläubigers, welcher am 17. October 1816 zu Sülsdorf verstorben, aufgefordert, ihren etwanigen Widerspruch gegen die Berechtigung des Antragstellers spätestens in dem hiemit auf

Dienstag, den 16. Juni 1885,
Vormittags 11 Uhr,

angesetzten Aufgebotstermin bei dem unterzeichneten Amtsgericht anzumelden, unter dem Rechtsnachtheil, daß die sich nicht Meldenden ihre Rechte zu Gunsten des Antragstellers verlieren.
Von der Anmeldung ihres etwanigen Widerspruchs gegen die Berechtigung des Antragsstellers sind befreit:

1. der Productenhändler Johann Heinrich Eckmann in Schlagsdorf,
2. der Schuster Hans Hinrich Eckmann ebendaselbst,
3. der Schuster Mathias Heinrich August Eckmann in Thandorf.
Lübeck, den 11. April 1885.

Das Amtsgericht Abth. II.
Asschenfeldt, Dr.
                      Veröffentlicht:                Fick,
                                                            Gerichtsschreiber.


Industrie-Ausstellung
am Thierschautage, den 5. Juni 1885 zu Schönberg.

Unter Genehmigung Großherzoglicher Landvogtei soll am Thierschautage mit der Industrie=Ausstellung eine Verloosung von daselbst angekauften Industrie=Gegenständen verbunden werden.
Es werden daher alle Diejenigen, welche Erzeugnisse der Industrie zur Ausstellung liefern wollen, ersucht, solche am 4. Juni d. J. Nachmittags oder spätestens am 5. Juni bis 8 Uhr Morgens in's Schützenhaus hieselbst einzuliefern. Jeder Aussteller hat seine Ausstellungs=Gegenstände mit seinem Namen zu versehen und den Verkaufspreis dabei zu notiren.
Jeder Aussteller muß seine ausgestellten Sachen selbst beaufsichtigen, oder durch sichere Personen beaufsichtigen lassen, da das Comite in keiner Beziehung eine Garantie übernehmen kann, wiewohl ein Wächter angestellt ist.
Jeder Aussteller muß sich den Anordnungen der Mitglieder des Industrie=Comite's hinsichtlich der Ausstellung fügen.
Loose der Industrie=Ausstellung sind bei den unterzeichneten Mitgliedern des Comite's fortwährend zu haben.
Alle Aussteuer werden gebeten, zum Zwecke der Gewinnung von Platz möglichst früh die Ausstellungs=Gegenstände beim Senator Heincke hieselbst anzumelden.
Die Verloosung geschieht am Nachmittage des 5. Juni cr. und wird die Gewinnliste durch die hiesigen Wöchentlichen Anzeigen publicirt.
Schönberg, den 4. Mai 1885.

Das Comité der Industrie-Ausstellung.
Wicke.       Görbitz.       Bicker.       Hagendorf.
Heincke.       Studemund.


Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.

Die vorgenannte älteste und größte deutsche Lebensversicherungsanstalt hat im vorigen Jahre 5009 neue Versicherungen abgeschlossen und dadurch 4232 neue Teilhaber, sowie 38, 123900 Mark neue Versicherungssumme gewonnen. Nach Abzug des Abgangs, welcher durch Sterbefälle, sowie durch Ablauf, Aufgabe oder Erlöschen von Versicherungen eintrat, erhielt der Versicherungsbestand der Bank durch obigen Neuzugang einen reinen Zuwachs von 2382 Versicherten und 25,694 400 Mark Versicherungssumme und erhöhte sich infolge dessen auf 64 542 Personen mit 466 393 000 Mark Versicherungssumme. Abgesehen von dem Jahre 1883 ist in keinem früheren Jahre ein gleich großer Zugang und Zuwuchs erzielt werden.
Auch in finanzieller Hinsicht erwiesen sich die Geschäftsergebnisse im Jahre 1884 wieder sehr günstig.
Als reiner Ueberschuß des Jahres 1884 ergab sich die Summe von 6 035 884 Mark, ein Betrag, welcher in gleicher Höhe noch in keinem früheren Jahre erübrigt worden ist. Dieses günstige Ergebniß ist hauptsächlich dem über das rechnungsmäßige Erfordernis (die Bank hat ihren Berechnungen vorsichtiger Weise nur einen Zinsfuß von 3 % zu grunde gelegt!) immer noch weit hinausgehenden Zinsvertrag von dem Bankvermögen, sowie dem außerordentlich niedrigen Aufwand für Verwaltungskosten, welche einschließlich der Agentenprovisionen und Arzthonorare im ganzen nur 5,03 % der Jahreseinnahme ausmachten, zu verdanken. Weiter trug jedoch auch der günstige Verlauf der Sterblichkeit unter den Versicherten wesentlich mit zur Erzielung jenes hohen Ueberschusses bei. Während nach den Rechnungsgrundlagen der Bank eine Sterbefall=Ausgabe von 9 474 276 Mark für 1444 Personen zu erwarten, wurden im ganzen nur 8 011 000 M. für 1242 Gestorbene, demnach aber 1 463 276 Mark weniger, als erwartet werden mußte, zahlbar.
Der zum größten Teil gegen hypothekarische Sicherheit ausgeliehene Bankfonds erhöhte sich um 6 559 999 Mark und wuchs dadurch auf 121 676 522 Mark an, wovon 93 803 253 Mark die erforderlichen Prämien=Reserven und =Ueberträge begreifen und weitere 2 070 257 Mark zur Deckung sonstiger Verpflichtungen dienen, die übrigen 25 803 012 Mark aber reine Ueberschüsse bilden, welche in den nächsten 5 Jahren an die Versicherten als Dividende zur Verteilung kommen.
Im Jahre 1885 beträgt diese Dividende nach dem alten Verteilungssystem 43 % der im Jahre 1880 eingezahlten Normalprämien und nach dem im Jahre 1883 eingeführten neuen "gemischten" Verteilungssystem 33 % der im Jahre 1880 eingezahlten Normalprämien und 1,9 % der für die betreffenden Versicherungen am Schlusse des Versicherungsjahrs 1880/81 vorhanden gewesenen Prämienreserve. Die Dividende nach dem "gemischten" Verteilungssystem hat in diesem ersten Verteilungsjahre natürlich noch nicht ihre normale Höhe erreichen können, weil für die Reservedividende, zu welcher der über den rechnungsmäßigen Bedarf von 3 % hinausgehende Zinsvertrag von der Prämienreserve sowie die durch den Wegfall der Dividenden=Nachgewährung nach dem Aufhören der Versicherung ersparten Dividendenbeträge verwandt werden, noch nicht aus 5 Jahren - wie das später immer der Fall sein wird -, sondern nur erst, aus etwas einem halben Jahre ersparte Dividenden auf erloschene Versicherungen zur Verfügung standen; gleichwohl erhebt sich die Dividende nach dem "gemischten" System für einzelne ältere Versicherungen im ganzen schon bis zu 103 % der Jahresprämie, so daß also - was noch bei keiner anderen Anstalt eingetreten ist - thatsächlich schon Versicherte lediglich durch die Dividende volle Beitragsfreiheit und sogar auch schon eine baare Herauszahlung erlangt haben. In wenigen Jahren aber wird die Reservedividende auf ihre normale Höhe von 3 % gestiegen sein und die Dividende nach dem "gemischten" System sich dann noch wesentlich höher stellen.
Im ganzen hat die Bank während ihrer um 56 jährigen Wirksamkeit bereits mehr als 156 Millionen Mark an fällig gewordenen Versicherungssummen ausgezahlt und mehr als 74 1/2 Millionen Mark an Dividenden an ihre Versicherten zurückgewährt.


Versammlung des                                                    
Imkervereins:
Sonntag, den 10. Mai.


In Kösters Hotel
am Markttage Tanzmusik à Tanz 10 Pfennig (Mecklenburg).


[ => Original lesen: 1885 Nr. 35 Seite 3]

Zur Beachtung!

Von Besuchern des Rupendorfer Holzes sind am letzten Sonntag im dortigen Pflanzengarten verschiedene Pflanzen abgeschnitten, resp. aus der Erde gerissen. Wer den Thäter nachweist, so daß er gerichtlich zu belangen, erhält von mir 5 Mark Belohnung.
Schönberg, den 18. April 1885.

Der Oberförster.         
C. Hottelet.            


Tombola-Loose
zur Gewerbe=Ausstellung der Thierschau
am 5. Juny d. J.
sind für Wiederverkäufer zu haben
bei                                                     Wilh. Heincke.


Thierschau
in Ratzeburg.

Bezugnehmend auf unsere vorläufige Bekanntmachung, zeigen wir hierdurch an, daß die Thierschau des St. Georgsberger Landwirthschaftlichen=Vereins, veranstaltet für den Kreis Herzogthum Lauenburg, die LübschenEnklaven und das Fürstenthum Ratzeburg

am 10. Juni d. J. in Ratzeburg

stattfinden wird.
Das Programm derselben wird demnächst näher bekannt gemacht werden.

Das Thierschau=Comite.


Während der Markttage
Musikalische Vorträge,
der Singspielgesellschaft Braun.
Um geneigten Zuspruch bittet ergebenst                                                    
                                                    J. Krüger.


Sonntag, d. 3., Montag, d. 4., Dienstag, d. 5. Mai
Concert
der Gesellschaft Lewertoff aus Hamburg.
Sonntag und Montag Anfang: 6 Uhr Abends.
                                                    J. Köster Wwe.


Einem geehrten Publikum die ergebene Anzeige, daß ich den Schönberger Markt mit einer sehr großen Auswahl

Schuhwaaren
für Herren, Damen und Kinder
besuchen werde.                                                    
Mein Stand ist vor der Apotheke.
                                 
Hochachtungsvoll
                                                    J. Schleuß, Lübeck.


Den geehrten Bewohnern von Schönberg und Umgegend die Anzeige, daß ich mit meinen selbstverfertigten

Schuhwaaren
zum bevorstehenden Markte wieder kommen werde. Stand: vor der Thür des Herrn Zimmermeister Westphal.

                                                    Johannes Rohwedder.
                                                    Schuhmachermeister aus Preetz.


Angeriebene
Oelfarben in Blechdosen,
á 1, 2 1/2, 5, 10 u. 12 1/2 Kilo.
ferner alle Arten Maler= & Maurerfarben
trocken, Leinöl, Firniß, Lacke, Pinsel etc.
empfehlen in bester Qualität                                                    
                                                    Voss & Schwoll,
                                                    Lübeck, ob. Wahmstr. Nr. 6.


An den Markttagen:
frischgeräucherte Aale
empfiehlt                                                    H. Mette.


Butterfarbe,
Käsefarbe,
Laabessenz,
empfehlen                                                    
Voss & Schwoll,
Lübeck, ob. Wahmstr. Nr. 6.


Zubereitete
Oelfarben
trockene Farben, Firniß, Pinsel,
Fussbodenöl
hell und dunkel empfiehlt                                                    
                                                    C. F. Alm,
                                                    Drogen= u. Farben=Handlung.
Lübeck, Holstenstraße 22.


Von jetzt ab habe ich kräftige                                                    
Sommer= und Winterkohlpflanzen, Blumenkohl und diverse Blumenpflanzen, sowie später Sellerie, Porre= etc.=Pflanzen
abzugeben und halte dieselben bestens empfohlen.                          
                          H. Brüchmann.


Dr. Pattison's
Gichtwatte
bestes Heilmittel gegen                                                    
Gicht und Rheumatismen
aller Art, als Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Fußgicht, Gliederreißen, Rücken= u. Lendenweh.
In Packeten zu 1 Mark. und halben zu 60 Pfg. bei
Senator Wilh. Heincke.
Assecuranzgeschäft.


Das Wunderbuch

(6. u. 7. Buch Mosis) enthält Geheimnisse früherer Zeiten, sowie das vollst. siebenmal versiegelte Buch, versendet für 5 Mk.

R. Jacobs, Buchhandlung, Magdeburg.


Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


Särge!
stets vorräthig, große Auswahl, billige Preise.
                                                    bei G. Berger, Selmsdorf.


Eine kleine Wohnung
ist zu Michaelis zu vermiethen bei                                                    
                                                    Schlachtermeister Steinfatt.


Ein fast neuer                                                    
Roßgang
mit Häckelingsmaschine hat für 150 Rm. zu verkaufen
                                                    J. Voss, Tuchmachermeister.


Zu verkaufen
Eine gute Schustermaschine
bei                                                     Reimers,
                                                    Neue Wallstraße, Schönberg.


Warnung!

Auf meiner unterhalb der Wallstraße belegenen Wiese ist mir in letzter Zeit durch Kinder Unfug verübt, namentlich ist mein Torfkasten zerschlagen und Ostbäume im Garten losgerissen. Ich werde jeden darauf Betroffenen dem Gerichte anzeigen, sowie die Eltern der betreffenden Kinder zur Verantwortung ziehen.

Wittwe Kleinod.         


[ => Original lesen: 1885 Nr. 35 Seite 4]

Logo der Hagelassekuranz
Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,

gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt 1847,
gewährt ihren Mitgliedern die unzweifelhafteste Sicherheit und regulirt die vorkommenden Schäden durch Abschätzung ihrer eigenen Interessenten.
Unser Sicherheitsfonds, bei der hiesigen Ersparniß= und Vorschuß=Kasse belegt, beträgt jetzt

16,500 Mark.

Wir laden zum Beitritt in unsere Gesellschaft ein.

Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft im Fürstenthum Ratzeburg.
J. Kröger-Lockwisch.       Wilh. Heincke.
Bade-Ollndorf.       Heitmann-Klocksdorf.       Mette-Palingen.
Oldörp-Schlag-Sülsdorf.       Ahrendt-Gr. Siemz.       Wigger-Grieben.


Hagelschaden=Versicherungs=Verein für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz
zu Grevesmühlen.
Die Districte des Vereins werden von den nachstehenden Herren vertreten:

                                I. District: Grevesmühlen=Ratzeburg
                                                    Vorsteher: Herr Molter=Parber,
                                                    Substitut:   Herr Major Görbitz=Löwitz,
                              II. District: Gadebusch=Hagenow
                                                    Vorsteher: Herr Revierförster Rochow=Zachun,
                                                    Substitut:   Herr Eißfeldt=Harste,
                             III. District: Parchim=Malchow
                                                    Vorsteher: Herr Quade=Malow,
                                                    Substitut:   Herr Baumann=Dütschow,
                             IV. District: Güstrow=Sternberg
                                                    Vorsteher: Herr Schröder=Gr. Niendorf,
                                                    Substitut:   Herr Döhn= Holzendorf,
                              V. District: Neubuckow=Bützow
                                                    Vorsteher: Herr Uhthoff=Kl. Warin,
                                                    Substitut:   Herr Köster=Kleekamp,
                             VI. District: Rostock=Tessin
                                                    Vorsteher: Herr von Walsleben=Kneese,
                                                    Substitut:   Herr Heucke=Cammin,
                            VII. District: Malchin=Laage
                                                    Vorsteher: Herr Behm=Dehmen,
                                                    Substitut:   Herr Busch=Lüningsdorf,
                           VIII. District: Waren=Strelitz
                                                    Vorsteher: Herr Martens=Christinenhof,
                                                    Substitut:   Herr von Hobe=Lansen.

                          Die neu revidirten Statuten werden in den nächsten Tagen den Herren Vereins=Mitgliedern unter Kreuzband zugestellt und wird auf den § 35 derselben aufmerksam gemacht, nach welchem die Beiträge nach Gefahr=Classen erhoben werden, je nachdem die betreffenden Felder in den letzten zehn Jahren von Hagel beschädigt sind. Statuten und Formulare zu den Antragslisten sind von dem Unterschriebenen zu beziehen und tritt die Versicherung in Kraft, so bald die ordnungsmäßig ausgefüllten Antrags=Listen hier eingehen.
                          Grevesmühlen, den 20. April 1885.

                                                    Der Secretair des Vereins.
                                                    Senator Freytag.


Gartengeräthe!

Spaten, Harken, Schaufel, Hacker, Wegeschaber, Kartoffelhacken, Blumenheber, Baumsägen, Rosenscheeren, Heckenscheeren in großer Auswahl empfiehlt

C. Schwedt.         


Verzinnte
Stahlblechmilchsatten
nicht theurer wie thönerne, empfehle ich zu Fabrikpreisen                                                    
                                                    C. Schwedt.


Geölten= u. geglühten=, auch verzinkten Bedichtungsdrath zum Einfriedigen empfiehlt

C. Schwedt.         


Einige Fuder Dung,
sowie mehrere
Centner Heu u. Maschinenstroh,
hat noch abzugeben                                                    
                                                    Joh. Krüger.


Zur Erlernung der Wirthschaft findet                          
ein junges Mädchen
zu Johannis freundliche Aufnahme                          
                                                    im Pfarrhaus zu Carlow.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 35 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 35 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 5. Mai 1885.


Der Reichskanzler vergißt die Bauern nicht. Kürzlich hat er wieder an den Präsidenten des "deutschen Bauernbundes", Herrn Abg. Knauer=Gröbers, folgendes Schreiben gerichtet: "Es hat mich gefreut, aus Ihrer Zuschrift zu ersehen, daß es gelungen ist, den ehemaligen Rusticalverein zu reorganisiren. Ich wünsche dem neugebildeten Verein guten Erfolg und hoffe, daß er weitere Nachahmung finden werde. Nur wenn die bäuerliche Bevölkerung Deutschlands sich fest aneinander schließt, wird es gelingen, der Landwirthschaft eine ihrer Bedeutung entsprechende Vertretung in den parlamentarischen Körperschaften zu verschaffen. Berlin, den 8. April 1885. v. Bismarck."
660 000 deutsche wahlberechtigte Männer, so sagt die Statistik, haben dem Reichstag für seine Abstimmung am 15. December vor. Js. ein Mißtrauensvotum ertheilt. In 900 dem Reichskanzler zugegangenen Adressen stehen die Namen aller derer verzeichnet, welche es mißbilligt haben, daß der Posten eines zweiten Directors im Auswärtigen Amt nicht bewilligt worden ist. Habecant sibi! Man wird sichs merken, daß es falsch ist - "aus Bosheit!" am unrechten Ort zu sparen.
Wiederum hat einer der kühnen Männer der Wissenschaft, welche sich als Aufgabe ihres Lebens die Erforschung von Inner=Afrika gestellt haben, sein Mühen mit dem Todte bezahlen müssen. Die Expeditionen der Herren Böhm und Reichardt, so meldet Generalconsul Gerhardt Rohlfs aus Zanzibar, ist verunglückt, Böhm ist todt, Reichardt dagegen ist mit dem Leben davon und in Zanzibar glücklich angekommen.
Bremen oder Hamburg? Die Entscheidung der Frage, wer die Dampfersubvention zugeschlagen bekommen wird, die Bremenser oder die Hamburger, rückt näher. Da die Submission eine beschränkte und keine öffentliche ist, so wird von Reichswegen von einer Publikation der Bedingungen abgesehen. Es kommen im Ganzen nur acht bis neun Firmen in Betracht, an welche die Submissionsbedingungen mitgetheilt worden sind. Zwei aus Stettin eingelaufene Anmeldungen konnten, weil die Leistungsfähigkeit von vornherein angezweifelt werden mußte, nicht in Betracht gezogen werden. Aus Hamburg sollen sechs bis sieben Firmen zur Submission aufgefordert worden sein, in Bremen zwei. Die Frist zur Erklärung ist eine kurz bemessene, nämlich bis 15. Mai.
Die Braunschweiger scheinen sparsam geworden zu sein, seitdem sie keinen Herzog mehr haben und vor der Hand auch noch nicht wissen, woher sie einen anderen nehmen sollen. Kürzlich ist der Vertreter Braunschweigs im Bundesrath Staatsrath Dr. v. Liebe gestorben und nun hat der braunschweiger Regentschaftsrath den Geh. Staatsrath Dr. Selkmann in Oldenburg mit der Vertretung Braunschweigs im Bundesrath betraut. So hat Dr. Selkmann jetzt zwei Stimmen, während gewöhnliche Sterbliche nur eine haben und mancher auch gar keine hat. Hoffen wir nur, daß es zwischen Braunschweig und Oldenburg nicht einmal zu irgend einem Zwiespalt in Bezug auf deutsche Angelegenheiten kommt, denn sonst müßte sich Herr Staatsrath Selkmann im Bundesrath vielleicht gar selbst wiedersprechen.
Wir müssen uns also trösten, die Allarm=Nachrichten wie die mit dem Manifest des Kaisers von Rußland nach wie vor wie die Schwalben im Frühjahr aufnehmen, von denen eine bekanntlich noch keinen Sommer macht, und außerdem können wir uns freuen, daß wir weder Russen, Engländer noch Türken, sondern vielmehr Deutsche sind. Wenn's los geht, auf unsere Rechnung geht's diesmal nicht, und nun dürfen wir also endlich auch einmal zusehen und uns ins Fäustchen lachen, wie's die anderen schon so oft gethan haben, wenn wir uns unserer Haut zu wehren hatten.
Wie verlautet, wird die Ausstellung der Geburtstagsgeschenke für den Fürsten Bismarck am 7. Mai eröffnet werden und vier Wochen hindurch dem Publikum zugänglich bleiben. Zur Zeit ist bereits ein großer Theil der Adressen und Geschenke in der Bauausstellung, Wilhelmstraße 92 untergebracht, um in Bälde in den oberen großen Festsaal des Architekenvereins geschafft zu werden. Im Treppenhause ist das große v. Wernersche Bild jetzt schon provisorisch aufgestellt.
Von jetzt ab führt also König Leopold von Belgien nicht nur seinen bisherigen Titel "König der Belgier," sondern auch noch den anderen, "Souverain des Congostaates." Die Repräsentantenkammer hat ihm dazu einstimmig ihr Placet erteilt und die fremden Mächte werden auch nichts dagegen einzuwenden haben, denn König Leopold ist der Urheber aller der Pläne, die schließlich durch die Congo=Conferenz in Berlin geregelt und sanctionirt worden sind. - Anknüpfend daran, sei für alle, die sich für den Congo interessiren, darauf hingewiesen, daß in den ersten Tagen des Mai bei F. A. Brockhaus in Leipzig in deutscher Uebersetzung das lang erwartete Buch von Henry Stanley: "Der Congo und die Gründung seines Freistaates" erscheinen wird.
Die französische Regierung spielt Kehraus mit den fremden Sozialisten. Soeben sind ihrer wieder 4 über die schweizer Grenze marschirt und weitere 25 sollen folgen. Aber auch die Schweiz geht in letzter Zeit nicht mehr all zu glimpflich mit den Herren Anhängern von Most um, auch dort schiebt man sie ab." Wenn diese Herren doch endlich einmal irgendwo einen "Musterstaat" gründen wollten! Afrika ist ja groß!
Sie sollen hinaus, und zwar noch vor den Wahlen, die französischen Prinzen nämlich sammt und sonders aus Frankreich. Der "Figaro" behauptet, er wisse es ganz genau, daß die Regierung die Absicht habe, durch einen Kammerbeschluß die Ausweisung aller Prinzen zu heranlassen. Das ist eine schöne Republik, eine schöne Illustration zu dem Grundsatz: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit für alle, nur für die Prinzen nicht!
Frankreich und Aegypten sind also wieder einig. Das "Zwischenfällchen mit dem "Bosphore Egyptien", der französischen Zeitung, die in Kairo erschienen und von dem ägyptischen Minister Nubar Pascha wegen ihrer Hetzartikel unterdrückt worden ist, wurde in Güte beseitigt. Der Klügere gibt nach, hat der Khedive gedacht und sich bereit erklärt, dem französischen Generalkonsul, der in seinem Zorn schon von Kairo nach Alexandria gereist war, sein Bedauern aussprechen zu lassen. Auch wird die Zeitung wieder erscheinen und wohl auch - weiter hetzen dürfen, denn der Aegypter ist hier eben nicht nur der Klügere, sondern auch der Schwächere, und der muß erst recht nachgeben, wenn's zum Streiten kommt.
Se. Hoheit der falsche Prophet, der den Sudan unsicher macht, oder der Mahdi, wie ihn die Araber nennen, hat also wieder einmal eine Niederlage erlitten. Ob er selbst dabei war, weiß man nicht, seine Truppen aber sind in Kodofan von den ägyptisch=englischen Truppen geschlagen worden und Abu Anga, einer seiner Unterbefehlshaber, ist gefallen. Auch sollen die Truppen des Mahdi in letzter Zeit in ihrer Treue wankend geworden sein und an den Stern ihres Herrn und Meisters nicht mehr so recht glaube. Es sieht demnach aus, als ob dieser Stern in's Sinken gerathen sei und der Mahdi seine Rolle bald ausgespielt haben würde. Es wird auch Zeit!


- Trockener April, nasser Sommer", das ist

[ => Original lesen: 1885 Nr. 35 Seite 6]

eine alte Bauernregel, die nicht von ungefähr, sondern auf alter Erfahrung beruht, und wenn nicht alle Anzeichen trügen, auch dieses Jahr eintreffen wird. Die überaus starken und zahlreichen Märznebel, man mag daran glauben oder nicht, kehren nach 100 Tagen als Gewitterniederschläge wieder. Diese Annahme beruht nicht auf Muthmaßungen, sondern auf Beobachtungen. Die im Monat März vorherrschende Windrichtung kehrt nach einiger Zeit zurück und ist bestimmend für die Witterung. Nach diesen Annahmen stehen uns von Mitte Juni bis Mitte Juli zahlreiche Gewitter mit ziemlichen Niederschlägen in Aussicht, und wer die Temperaturverhältnisse des diesjährigen März und April mit denen früherer Jahre vergleicht, z. B. des Jahres 1858, wird unsere Prophezeihung nicht ganz grundlos finden. Wir haben in diesem Sommer zahlreiche Hochwasser, ja sogar Ueberschwemmungen zu fürchten.
- Für die beginnende Reisezeit hat der preußische Eisenbahnminister den Staatsbahn=Verwaltungen die größte Rücksicht für die Reisenden eingeschärft. Die Wagen dürfen nicht überfüllt werden, in der Regel nur 4 Personen in der 1. Cl., 6 Personen in 2. Cl., 8 Personen in der 3. Cl., sie müssen mit besonderen Ausnahmen auf der Abgangsstation alle geöffnet werden, daß Jedermann sich selbst wählen kann, sie sind sorgfältig zu lüften und, wenn sie in der Sonne stehen, die Decken mit Wasser zu sprengen. Auch das Verfahren gegen Reisende, die ohne gültige Billets im Zuge betroffen werden, ist geregelt. Von der Erhebung des doppelten oder auch geringeren Preises ist dann abzusehen, wenn der Reisende sogleich beim Einsteigen oder auch beim Erscheinen des Schaffners sofort und unaufgefordert meldet, daß er kein Billet habe. In diesem Falle ist nur der um 1 Mark erhöhte Fahrpreis zu verlangen. In Fällen, in welchen Reisende verspätet mit einer Nachbarbahn oder einem Anschlußzuge ankommen und aus diesem Grunde keine Zeit zum Lösen von Billets für die Weiterfahrt haben, soll von Nacherhebung von 1 Mk. abgesehen werden u. s. w.
- In Nürnberg soll in diesem Sommer eine Ausstellung von Kraft= und Arbeitsmaschinen für das Kleingewerbe stattfinden. Sie beginnt am 15. Juli und hat im vorigen Jahr in Wien schon eine Vorgängerin gehabt, die für manchen kleinen Meister von Bedeutung geworden ist. Das Kleingewerbe kämpft gegen die Großindustrie mit unvollkommenen und unzureichenden Waffen, es muß sich rühren und auch für sich die Erfindungen der Neuzeit ausnützen, sonst wird es in diesem Kampf erdrückt. Wer von den kleinen Meisten also Zeit und das nöthige kleine Geld hat, der fahre im Juli nach Nürnberg und betrachte sich die Ausstellung.
- Wie groß ist der Fürst Bismarck? - Das möchte so mancher gern wissen und darum wollen wir's ihm verrathen. An dem Thürpfosten seines Wohnzimmers in Friedrichsruh hat der Fürst selbst Aufzeichnungen gemacht, wie groß er und seine ganze Familie ist. Es ergibt diese Skala folgende Zahlen, und zwar ist dabei der Sylvesterabend 1880 zu Grunde gelegt: Fürst Bismarck 1 Meter 88 Ctm. Herbert 1 Meter 86 Ctm. Bill (Graf Wilhelm) 1 Meter 83 Ctm. (Graf) Rantzau 1 Meter 78 Ctm. (Die Fürstin) Johanna 1 Meter 714 Millimeter, wobei jedoch bemerkt ist: "gereckt". (Gräfin Rantzau) Marie 1 Meter 716 Millimeter.
- Der Bazillen=Koch, der im vorigen Jahr nach Indien und Aegypten geschickte Staabsarzt Dr. Koch, welcher das Geheimniß der Cholera herausgefunden hat, ist vom Kaiser zum außerordentlichen Prozessor in der medizinischen Facultät der Universität Berlin und zum Geheimen Medizinalrath ernannt worden. Nun kann er in Ruhe und Frieden weiter Bazillen züchten und hoffentlich findet er dabei auch noch ein Mittel, um die unheimlichen unsichtbaren Schlänglein zu tödten. Dann sind wir die Cholera und damit auch die Cholerafurcht los, die fast noch gefährlicher ist als die Cholera selbst.
- Ein deutscher hat Paris ganz allein erobert, und noch dazu ein Prüssien, der Berliner Adolf Menzel. Ein Dutzend Pariser Männer vom besten Klang hatten eingeladen zu einer Ausstellung von Menzels Bildern und Zeichnungen, einem aber nach dem andern wurde Angst, daß sie unpopulär und ein Unglück anrichten würden, sie traten zurück und nur A. Dumas d. J. setzte die Ausstellung durch. Und jetzt? Alles, was in Paris Geschmack hat, eilt in die Ausstellung und die Kritik ist einstimmig, daß Menzel der größte lebende Maler sei, ein paar Franzosen natürlich ausgenommen. Die Bilder, die am meisten gefallen, sind die "Dorfschmiede", der "durstige Reiter" und "Markt in Verona." Ein einziger Deutschenfresser versuchte das Gerücht auszusprengen, Menzel sei 1870 als Kürassier=Rittmeister mit in Paris eingeritten. Seine Stimme erlosch unter allgemeinem Gelächter; denn Menzel ist ein alter Herr und - kaum 5 Fuß hoch und hätte auf den Kürrassiergaul gehoben werden müssen.
- Er hat schon wieder nach den Zeitungen verlangt, der Reichstags=Abgeordnete August Reichensperger nämlich, der in Berlin an den Masern daniederliegt. Und daraus schließen die Aerzte und seine Freunde, daß er die Krisis überwunden habe und sich auf dem Weg der Besserung befinde.
- Ein unangenehmes Abenteuer. Dem Generaladjutanten des Königs von Würtemberg, Herrn v. Spitzemberg, ist auf der Reise von Nizza nach Stuttgart ein unangenehmes Abentheuer zugestoßen. In einem kleinem Koffer führte Herr v. Spitzemberg seine Orden und außerdem kostbare Hochzeitsgeschenke, welche der König und die Königin für die Prinzeß Isenburg bestimmt hatten, mit sich. Man kann sich die Ueberraschung des Generals denken, als er bei seiner Ankunft in Genua die mißliche Entdeckung machte, daß jener Koffer spurlos verschwunden war. Es wurden sofort die umfassendsten Nachforschungen angestellt, aber umsonst. Der Koffer ist bis heute noch nicht wieder herbeigeschafft worden.
- In Tauchern geht eine Frau an einem Hause vorüber und sieht ein Kind im obersten Stockwerk sich weit zum Fenster heraushängen. Unwillkürlich bleibt sie stehen und breitet ihre Arme und Röcke aus und in demselben Augenblick stürzt das Kind ihr in die Schürze. Das Kind war gerettet, die brave Frau aber ist durch die Wucht des Sturzes am Leib verletzt worden.
- Der Storch als - Flatterfahrer." Nachdem dem Storch, der sich seit Jahrhunderten einer so großen Verehrung zu erfreuen gehabt hat, unwiderleglich nachgewiesen worden ist, daß er ein großer Jagdfrevler ist und namentlich den jungen Rebhühnern nachstellt und wohl auch manch Häslein vernichtet, sieht man den langbeinigen Gesellen immer mehr auf den Schnabel und hat dabei Manches entdeckt, was ihn in der "hohen Achtung", die man ihm stets gezollt, sehr herabgesetzt. Jetzt ist Adebar sogar als Wäschedieb entlarvt worden, wie aus Meckesheim (im Badischen) gemeldet wird. In letzter Zeit - so schreibt man von dort - klagten unsere Frauen vielfach über das Abhandenkommen von Kinderwäsche aus den Gärten. Man konnte dem Thäter nicht auf die Spur kommen und erging sich in allen möglichen Mutmaßungen, als plötzlich der den höchsten Regionen unseres Dorfes angehörende Dieb auf frischer That ertappt wurde. Eines Tages nämlich sah man mit Erstaunen unsern Dorfstorch mit stibitzten Wäschestücken auf seinen First fliegen. Eine sofort gegen den Meister Langbein eingeleitete Untersuchung nebst unvermeidlicher Haussuchung lieferte den Beweis, das die gestohlenen Objekte von dem Diebe nicht etwa den von ihm den Leuten zugetragenen Kindlein mitgegeben worden, daß er sie vielmehr zur Polsterung seines harten Lagers im Neste verwendet hatte. O Adebar! Wie tief bist du gesunken.
- Vogelfrei ist augenblicklich im Thüringer Wald der Auerhahn. Die höchsten Herren, einheimische wie auswärtige, machen Jagd auf ihn und sind meist glückliche Jäger. Auch Stephan, der Generalpostmeister, hält sich zu diesem Zwecke in den Jagdgründen Thüringens und der Rhön auf und hat bereits 4 Auerhähne geschossen, von denen er einen direct an den Fürsten Bismarck sandte.


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