No. 25
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 27. März
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 25 Seite 1]

                Das diesjährige hiesige Musterungsgeschäft wird in folgender Weise

in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe

abgehalten werden:

1. Freitag, den 17. April,
Morgens präcise 9 Uhr.

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Bäck, Bardowiek, Bechelsdorf, Blüssen, Boitin=Resdorf, Gr. Bünsdorf, Kl. Bünsdorf, Campow mit Hoheleuchte, Carlow, Cronscamp, Demern (Hof und Dorf nebst Röggeliner Ziegelei), Dodow, Domhof Ratzeburg, Duvennest, Falkenhagen, Grieben, Hammer, Herrnburg, Horst, Kleinfeld, Klocksdorf, Kuhlrade, Lankow, Lauen, Lenschow, Lindow, Lockwisch (Hof und Dorf), Lübseerhagen, Lüdersdorf, Mahlzow, Mannhagen, Mechow (Hof und Dorf mit Wietingsbäck), Menzendorf (Hof und Dorf), Gr. Mist, Kl. Mist, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neschow mit Maurin=Mühle, Neuhof, Niendorf, Ollndorf, Palingen, Panten, Papenhusen, Petersberg, Pogez, Rabensdorf (Hof und Dorf), Raddingsdorf, Retelsdorf, Rieps, Rodenberg, Römnitz, Rottensdorf, Gr. Rünz, Kl. Rünz, Rüschenbeck, Rupensdorf.

2. Sonnabend, den 18. April,
Morgens präcise 9 Uhr

Musterung der Militairpflichtigen aus den Ortschaften:

Sabow, Samkow, Schaddingsdorf, Schlagbrügge, Schlag=Resdorf mit Perückenkrug, Schlagsdorf (Hof und Dorf mit Heiligeland), Stadt Schönberg, Bauhof Schönberg, Schwanbeck, Selmsdorf (Hof und Dorf mit Hohemeile), Gr. Siemz, Kl. Siemz, Stove (mit Meierei Röggelin), Schbrg.=Sülsdorf, Schlag=Sülsdorf, Teschow, Thandorf, Törpt, Torisdorf, Wahlsdorf, Wahrsow (Hof und Dorf), Walksfelde, Wendorf, Westerbeck, Zarnewenz (Hof und Dorf), Ziethen.

3. Montag, den 20. April,
von Morgens 9 Uhr an.

Loosung der Militairpflichtigen des Jahrgangs 1865.
                Das Nichterscheinen zur Loosung hat keine Nachtheile zur Folge, für die dazu nicht Erscheinenden wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission geloost.
                Zur Musterung haben sich bei Vermeidung der im §. 24. 7, der Ersatzordnung angedroheten Strafen zu gestellen:

alle im Jahre 1865, sowie alle in früheren Jahren geborenen Militairpflichtigen ohne endgültige Entscheidung über ihre Militairpflicht, sofern sie nicht von der Gestellung ausdrücklich entbunden sind:
                Sämmtliche Militairpflichtige haben ihre Geburtsscheine, sowie die Militairpflichtigen der älteren Jahrgänge außer den Geburtsscheinen ihre Loosungsscheine mitzubringen.
                Die im hiesigen Fürstenthum gebürtigen und außerhalb ihres Geburtsortes sich aufhaltenden Militairpflichtigen haben sich mit den Militairpflichtigen ihres Geburtsortes zu stellen.
                Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat ein beglaubigtes ärztliches Attest einzureichen.
                Reklamationsgesuche auf Zurückstellung vom Militairdienst wegen häuslicher Verhältnisse etc. sind rechtzeitig bei dem unterzeichneten Civilvorsitzenden anzubringen. Behauptete Erwerbsunfähigkeit muß durch ärztliche Untersuchung im Musterungstermin bestätiget werden; es sind daher die aus der angeführten Veranlassung reclamirenden Angehörigen eines Militairpflichtigen zum persönlichen Erscheinen vor der Ersatzcommission verpflichtet.
                Etwaige zur Seemännischen Bevölkerung gehörende Militairpflichtige (§. 21 der Ersatz=Ordnung) haben sich im Musterungstermine über ihre gewerbliche Qualification durch Vorlegung von Seefahrtsbüchern u. s. w. zu legitimiren.

                Die Beorderung der Militairpflichtigen zur Musterung ist Sache der Ortsvorsteher. Die mit Führung der Rekrutirungsstammrollen betrauten Personen haben

[ => Original lesen: 1885 Nr. 25 Seite 2]

zum Musterungsgeschäft mitzuerscheinen. Die Stammrollen werden von hier aus im Musterungstermin zur Vorlage gebracht werden.
                Die Ortsvorstände werden noch besonders auf ihre Verpflichtung hingewiesen, die nach Aufstellung der Stammrollen zuziehenden fremden, sowie die das hiesige Fürstenthum verlassenden Militairpflichtigen zwecks Berichtigung der Listen sofort hierher namhaft zu machen oder dieselben zur persönlichen Anmeldung oder Abmeldung hierherzuweisen.
                Im Anschluß an das Musterungsgeschäft und zwar am Sonnabend den 18. April wird die Classificirung der für einen Mobilmachungsfall auf Zurückstellung Anspruch erhebenden Mannschaften der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatzreserve I. Classe stattfinden, die gemäß §. 18 der Control=Ordnung ihre Gesuche rechtzeitig vorher eingebracht haben müssen. Dieselben haben zu dem bezeichneten Termin zu erscheinen.
                Schönberg, den 7. März 1885.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Anzeigen.

In der Konkurssache des Oelmüllers A. Capell zum Hammer ist auf

Montag, den 30. März 1885,
Vormittags 10 Uhr,

vor den unterzeichneten Großherzoglichen Amtsgerichte eine Gläubigerversammlung angesetzt, wozu die Specialmassengläubiger der Lockwischer Mühle, sowie die Generalmassengläubiger hiedurch geladen werden unter den Nachtheil, daß die Nichterschienenen an die Beschlüsse der Erschienenen gebunden seien sollen.

Tagesordnung:

1. Entlassung des Bäckers Capell zu Lübeck aus den durch sein Meistgebot übernommenen Verpflichtungen und Ertheilung des Zuschlages an den Vollhüfner Voß zu Wahlsdorf auf sein im Verkaufstermin abgegebenes Gebot von 40 000 M.
2. event. Uebertragung des Klageanspruches auf Herabsetzung des zur Spezialmasse sub 1 und zur Generalmasse sub 2 locirten Liquidats der hohen Kammer an die betreffenden auf dem Bruch stehenden Gläubiger der Massen.
Schönberg den 17. März 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

Schnell.         


Antragsmäßig soll über die zu Ziethen sub Nr. VII belegene Großkäthnerstelle c. p. des Großkäthners Heinrich Lange daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 18. April d. J.,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 16. Januar 1885.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Montag, den 30. März d. J., Vormittags 10 Uhr sollen im Pfandlokal:
                          circa 15 Pfund Leber, 1 Feuerlöscheimer und 1 Korb,
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.         


Auctions=Anzeige.

        Am Dienstag, den 7. April d. J. von Vormittags 9 Uhr ab sollen in dem Locale des Gastwirths Herrn J. Boye zu Schönberg die zum Nachlasse der allhier verstorbenen Frau Amtmann Zimmermann gehörigen Sachen als: 1 Schreibsecretair, 1 großer Eckschrank, 1 Sopha, 1 Sophatisch, 1 Spieltisch, 1 tannener Tisch, 1 großer Spiegel, 2 Komoden, 2 Waschtische, 1 großer Lehnstuhl, einige Stühle, 1 Leinen= und 1 Kleiderschrank, 1 Koffer, 3 Bettstellen, Matratzen, Betten, viel Leinenzeug, darunter einige sehr hübsche Damasttischgedecke mit Servietten, Bettbezüge, Handtücher, eine kleine Parthie Garn, einige Bücher, Kupferstiche, Damenbekleidungsstücke, etwas Haus= und Küchengeräth und was sich sonst noch vorfinden wird, öffentlich meistbietend verkauft werden.
        Schönberg i. M , im März 1885.


Im Boye'schen Gasthause sollen am 7. April folgende Mobilien meistbietend verkauft werden, namentlich: ein Eckschrank, ein Klavier, ein Küchenbort, mehrere Bücher und was sich sonst noch vorfindet.


Wegen Wegzugs von hier werde ich am Montag, den 30. März d. J., 10 Uhr Morgens, folgende Gegenstände auf der Auction in meinem Hause meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen lassen: Koffer, Kleiderschrank, Sopha, Tische, Stühle, Borte mit Schubladen, 2 Decimalwaagen, 8 Laken von 10 Ellen Länge und 5 Ellen Breite, die sich zu Rapslaken eignen, einen Raummeter kleingemachtes Holz und mehrere andere Gegenstände.

Schönberg.                                                                               H. Hein.


Sämmtliche Meister unserer bisherigen Zunft, werden hierdurch ersucht, sich zu der am 7. April Nachmittags 1 Uhr, angesetzten Versammlung recht zahlreich einzufinden. Tagesordnung: Verlesung der neuen Innungsstatuten und event. Unterschreibung derselben.

Die Aelterleute der hiesigen Schmiede= und Schlosserzunft.


Die Maurer, Zimmerleute und Maschinenbauer und die Lehrlinge dieser Gewerbe, welche der neu gegründeten und bestätigten Krankenkasse der Maurer, Zimmerleute und Maschinenbauer zu Schönberg und Umgegend beitreten wollen, werden hierdurch aufgefordert, sich am

2. Ostertage d. Js. (6. April,)
Nachmittags 1 Uhr,

im Gastwirth Krüger'schen Locale hieselbst Zwecks Erklärung des Beitritts und Unterschrift der Statuten einzufinden. Dieselben müssen gleichzeitig ihren Geburtstag genau anzugeben im Stande sein.
Auch soll am gedachten Tage gleich die Wahl des Vorstandes pp. vorgenommen werden.

Der interimistische Vorstand.        


Tesch's Restauration.
Am Sonntag:                                                    
Bock-Bier vom Faß
wozu freundlichst einladet                                               F. Tesch.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 25 Seite 3]

Nr. 392

Münchener Pferde - Lotterie

Unverschiebbar.
Ziehung am 17. April 1885
der
Münchener Pferde-Lotterie.
2000 Gew. i. W. v. 80 000 Mk. 1. Hauptpreis: eine vollst, hochelegante Equipage mit 4 Pferden i. W. v- 12000 Mark.

Das Loos kostet nur 1 Mark.

vorräthig bei der
Gen.-Agt. Alb. Roesl. München.

Porto und Liste 30 Pf., Ausland 40 Pf.
Briefm. aller Art angenommen.


Gartengeräthe!

Spaten, Harken, Schaufel, Hacker, Wegeschaber, Kartoffelhacken, Blumenheber, Baumsägen, Rosenscheeren, Heckenscheeren in großer Auswahl empfiehlt

C. Schwedt.         


Geölten= u. geglühten=, auch verzinkten Bedichtungsdrath zum Einfriedigen empfiehlt

C. Schwedt.         


Verzinnte
Stahlblechmilchsatten
nicht theurer wie thönerne, empfehle ich zu Fabrikpreisen                                                    
                                                    C. Schwedt.


Commissions-Lager
von
Tricot-Taillen
nur Ima. Qualität, verkaufe ich zu Fabrikpreisen.                          
Michael Apfelbaum
Lübeck, Breitestraße Nr. 46.


Mit besonders geeignetem                                                    
Blumen- und Gartendünger
der Tremser=Knochenmühle empfiehlt sich in jeglichen Quantitäten.
                                                                 F. Becker.


30 bis 40 Hundert                                  
Ellernpflanzen
à Hundert 1 Mark empfiehlt                                                    
                                                    Hauswirth W. Kleinfeldt,
                                                    Lockwisch.


Einen Stellmacherlehrling
sucht                                                     C. Dettmann.
Mölln i/L.                                                                      


Eine geräumige                                  
Wohnung,

im Souterrain nach hinten gelegen, bestehend aus: Wohn= und Schlafstube, Küche, Stall= und Kellerraum hat billig zu vermiethen zu Michaelis d. J. event. auch früher

                                                    E. Hauschild,
                                                    Bildhauer= u. Tischlerei.


Einem hochverehrten Publikum von Schönberg und Umgegend zur gefälligen Anzeige, daß ich mit dem heutigen Tage, Sabowerstraße 45. ein

Friseur= u. Barbier=Geschäft

eröffnet habe, ebenfalls empfehle ich mich den verehrten Damen im Anfertigen von Flechten, Uhrketten u. s. w. Bei Festlichkeiten empfehle ich mich zum Haarbrennen & Frisieren.

                                                    Hochachtungsvoll
A. Kuschel,
Friseur & Barbier.


Als Neuheiten empfehle zu billigen Preisen die berühmten

White-Nähmaschinen

hocharmigen Singer=Maschinen nach ganz neuen Modellen, in mehreren Ausstattungen, ohne Preiserhöhung. Einige noch auf Lager befindliche

Singer=Nähmaschinen

nach den bisherigen Modellen verkaufe um damit zu räumen unter Fabrikpreisen und zwar Singer=Handmaschinen von 45 M. an, Trittmaschinen von 60 M. an, bemerke noch, daß ich für jede Maschine mehrere Jahre garantire.

Rud. Schrep.         


Wilh. Berner,
Goldschmied,
Sandstraße 4. Lübeck. Sandstraße 4.
empfiehlt in reichhaltiger Auswahl
Confirmations-Geschenke

Goldene u. silberne Uhrketten, Halsketten, Medaillons, Broschen, Armbänder, Ringe, Manschettenknöpfe, Breloques, Nadeln, Fingerhüte, Crayons u. s. w.
Größte Auswahl in Corallen, Granat=Waaren und anderen Specialitäten.


Gesucht

zum 1. Mai ein in Küche und Hausarbeit erfahrenes Mädchen, gegen guten Lohn.

                                                    Frau H. C. Otto, Lübeck,
                                                    Breitestraße 29 - 2 Etg.


Pension Fossati.
Ostseebad Sierksdorf bei Haffkrug in Holst.,

in hoher prachtvoller Lage, billige meublirte Wohnungen (neue Einrichtung), mit und ohne Pension zur künftigen Saison zu vermiethen.


Särge!
stets vorräthig, große Auswahl, billige Preise.
                                                    bei G. Berger, Selmsdorf.


10 Mark Belohnung!

sichere ich Demjenigen zu, der mir den Thäter nachweist, welcher mir ca. 200 Dachpfannen auf meinem Torfschuppen in der Torfmoorstraße böswilliger Weise zerschlagen hat, so daß ihn bei Gericht anzeigen kann.

J. Greiff.        


[ => Original lesen: 1885 Nr. 25 Seite 4]

Etablissement
Für die großen und kleinen Culturen der                                                    
Land- und Forstwirthschaft, Gartenbau & Blumenzucht,
eingerichtet nach dem Style der ersten deutschen Samenhandlungen von
                                                    Wilh. Schulze,
                                                    Lübeck, Beckergrube 69.
Catalog franko und gratis. Nur 1a. keimfähige Saaten kommen zur Versendung.


Ich erhielt wiederum eine grössere Sendung

Feinster Messina Cur- u. Tafel-Apfelsinen.

Die Früchte sind sehr süss und saftreich, und zeichnen sich schon durch das bekannte liebliche Aroma aus. Ich empfehle dieselben zum Preise von 80 Pfennig (Mecklenburg). pr. Dtz. Bei Entnahme eines grösseren Quantums stellt sich der Preis wesentlich billiger wie folgt:

1/1 Originalkiste ca. 220 St. 1/2 Originalkiste ca. 110 St.
M. 12,50. 25 Stück incl. Korb M. 2,00. M. 6,50.
Haltbare Frucht. Otto Voigt, Lübeck. Versand prompt.


Mache hierdurch die Anzeige, daß ich eine                          
Krämerei
eröffnet habe und bitte um geneigten Zuspruch.                                                    
                                                    Ergebenst
                                                    J. G. Staack.
Schönberg, den 23. März 1885.                                                    


Herzlichen Dank Allen, die unsere kleine Helene zur letzten Ruhe begleitet, sowie Denen, die ihren Sarg mit Kränzen geschmückt und sonst ihre Theilnahme bewiesen.
Schönberg, den 27. März 1885.

Fr. Grünthal, Frau       
und Kinder.           


Zubereitete
Oelfarben
trockene Farben, Firniß, Pinsel,
Fussbodenöl
hell und dunkel empfiehlt                                                    
                                                    C. F. Alm,
                                                    Drogen= u. Farben=Handlung.
Lübeck, Holstenstraße 22.


Ausverkauf.

Wegen Aufgabe des Geschäfts beabsichtige ich meine

Putz- und Mode-Waaren

zu und unter Einkaufspreis zu verkaufen. Die neuesten Facons jetziger Frühjahrssaison sind bereits eingetroffen.

Um gütigen Zuspruch bittet                                                    
                                                    Johanna Garz.


Alle Sorten
Klee= und Grassämereien
sowie echt
Oberndorfer Runkelrübensaat,
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.

Alle anderen Sorten von Futter=Rübensaat werden prompt und billigst besorgt.


Echte
Christiania Anschovis
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Eintragungen in die Standes=Register des Standesamts=Bezirks Schönberg.

Geboren:

D. 6. März dem Hauswirth Johann Wigger zu Gr. Bünsdorf ein Sohn.
D. 11. dem Arbeitsmann Mathias Oldörp zu Bechelsdorf ein Sohn.
D. 20. ein unehel. Sohn zu Schönberg.

Gestorben:

D. 15. März Hans Joachim Carl Heinrich Strohkirch zu Schönberg, 1 J. 14 Tage alt.
D. 16. Maria Magdalena Burmeister geb. Bruhn, Lohgärberfrau zu Schönberg, 24 J. 2 M. alt.
D. 17. den Zimmergesellen Joachim Grevsmühl zu Schönberg todtgeborener Sohn.
D. 19. Kuhknecht Joachim Asmus Dierk gebürtig aus Neschow, zu Schönberg, 49 J. 1 M. alt.
D. 18. Thieß Wigger, Kuhknecht zu Schönberg, 72 J. alt.
D. 19. Anna Catharina Mathilde Helene Ollrogge zu Raddingsdorf, 9 Monate alt.
D. 20. Elise Catharina Dorothea Busch, Maurergesellentochter zu Mahlzow, 1 J. 9 M. alt.
D. 19. Helene Bertha Wilhelmine Louise Grünthal, Rentiertochter zu Schönberg, 6 J. 6 M. alt.
D. 20 Maria Caroline Louise Meyer, Cigarrenmachertochter zu Schönberg, 9 M. alt.
D. 21. Hans Heinrich Schmuck, Arbeitsmann zu Hof Rabensdorf, 50 J. 9 M. alt.
D. 21. Catharina Lise Oldörp, Dienstmädchen zu Boitin=Resdorf, 49 J. 1 M. alt.
D. 23. Johann Christian Boye, Stadtdiener zu Schönberg, 77 J. 2 M. alt.
D. 22. Engel Catharina Rickert geb. Blöß, Arbeiterwittwe zu Schönberg, 65 J. 3 M. alt.
D. 25. Anna Margarethe Catharine Fick geb. Maaß, Steinhauerfrau zu Schönberg, 64 J. 8 M. alt.

Eheschließungen:

D. 3. März Maurermeister Adolph Friedrich Johannes Scharenberg zu Schönberg und Catharina Marie Elisabeth Meyer zu Mahlzow.
D. 17. Wittwer und Maurergeselle Hans Peter Wilhelm Freitag und Anna Catharina Magdalene Ahrendt zu Törpt.
D. 20. Amtsdiäter Adolph Johann Heinrich Wienck zu Strelitz und Sophie Friederike Elisabeth Bremer zu Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.
Freitag, den 27. März.

Vormittags (10 Uhr) Passionspredigt: Pastor Langbein.

Sonntag, den 29. März.

Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags 1 1/2 Uhr: Prüfung der Confirmanden. Pastor Langbein.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 25 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 25 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 27. März 1885.


Von 1797 bis 1885 - welche Rolle spielt dieser Zeitraum, der von dem einen Ende des Jahrhunderts bis zu dem andern reicht, in der Geschichte. Damals hatte sich Preußen so eben in einem Sonderfrieden mit Frankreich vom übrigen Deutschland zurückgezogen, heute steht Preußens König als Kaiser an der Spitze der geeinigten deutschen Stämme und hat diese zu einem Frieden mit Frankreich geführt, der nicht deutsches Land preisgab, sondern verlorenes Land Deutschland zurückbrachte, zu einem Frieden, der in seiner weiteren Entwicklung mitgeholfen hat, deutsches Besitzrecht auf ferne Inseln und Länder auszudehnen. Damals, im Jahre 1797, hatte sich erst Napoleon als General der französ. Republik seine ersten Lorbeeren in Italien geholt; heute ist nicht blos der erste, sondern auch der zweite, dritte und vierte Napoleon, ja die ganze "Napoleonische Geschichte", um mit Blücher zu reden, ein überwundener Standpunkt. Damals lag das alte deutsche Reich in den letzten Zügen und der Adler mit dem Doppelhaupt war nicht mehr im Stande es zusammen zu halten und zu schützen; heute steht ein junges Reich machtvoll an der Spitze Europas, einhäuptig ist sein Adler, seine Fänge halten fest und weiter und weiter zieht er in ruhigem Kraftgefühl seine Kreise. Jenes Damals und dieses Jetzt liegen beschlossen in den 88 Lebensjahren des Kaisers. Wie ein Patriarch der alten Zeit, von Jahrhundert zu Jahrhundert reichend, den Zusammenhang der Vergangenheit mit der Gegenwart versöhnlich vermittelnd, selber ein bedeutungsvolles Stück der Geschichte darstellend, so steht Kaiser Wilhelms ehrwürdige Gestalt in unserer Zeit, in unserem Volke.
Kaiser Wilhelm konnte an seinem Geburtstage erst um 11 Uhr Vormittags und nur die Mitglieder seiner Familie und die fremden Fürsten zur Gratulation empfangen, aber weder die Militärs, noch die Präsidenten des Reichstages. Von den Ministern empfing er nur Bismarck, sehr bewegt, wie man list. Auch von der Galatafel blieb er fern. Die Kaiserin machte die Honneurs.
Kaisers Geburtstag ist für alle Berliner der größte Festtag. Jedermann steht mit dem Wunsche auf: wenn Du nur heute den Kaiser siehst! Der 22. März zog diesmal mit rauhem Nordwestwind und Schneeschauern ein, der Kaiser selbst war etwas heiser und konnte nicht alle Deputationen empfangen, wie sonst; als er aber an sein Fenster trat, da sah er unten um das Denkmal Friedrichs des Großen zahlreiche Tausende versammelt, Groß und Klein, Vornehm und Gering und alle sahen nach seinem Fester hinauf und suchten einen Blick zu erhaschen und welch' brausender Jubel, als sie ihn erkannten. Immer neue Schaaren strömten herbei, hielten Stunden lang Stand und bewunderten die glänzenden fürstlichen Karossen bei der Auffahrt. Der Kronprinz erschien in einem Viergespann von Rappen, die Kronprinzessin im Sechsspänner und wurden freudig begrüßt. Donnerndes Hochrufen vom Brandenburger Thor her, lawinenartig anschwellend, kündigte das Nahen Bismarcks an. Aus allen Häusern flatterten die Taschentücher, alles strömte dem Fahrdamm zu, eine unwiderstehliche Bewegung ergriff die Menge. Er saß in seinem Wagen in Kürassieruniform und der eiserne Mann war sichtlich und tief bewegt von diesem Sturm begeisterter Sympathie. Das Standbild Friedrichs war reich geschmückt und so oft der Kaiser sich einen Augenblick zeigte, brach der Jubel von neuem los.
Als eine junge Dame am Hofe dem Kaiser Wilhelm ihre Freude aussprach, wie frisch er seinem Geburtstage entgegengehe und wie sich Alle in Berlin auf diesen Tag freuten, antwortete er: Alles recht schön und gut, wenn nur die zwei Achten nicht wären, oder wenn sie nur nicht neben einander, sondern unter einander ständen, das wäre eine Lust!
Königin Luise, die Mutter des Kaisers Wilhelm, kam einst ungewöhnlich ernst aus einer Hofgesellschaft zurück. Hab' ich etwas versehen, Majestät? fragte die alte vertraute Kammerfrau. - Nein, antwortete die Königin, ich bin nur etwas verstimmt, weil heute in der Gesellschaft sich Alle ausschließlich mit dem Kronprinzen beschäftigten, seine frohe Laune und seine geistvollen Scherze bewunderten, während "mein Wilhelm" still und zurückgezogen in einer Fensternische saß und sich Niemand um ihn bekümmerte. Der Prinz ist doch auch begabt, wenn auch in anderer Weise als sein älterer Bruder, er hat den richtigem Blick, der den Hohenzollern eigen ist, und ich weiß, was ich an "meinem Wilhelm" habe, er wird mir Freude niemals Kummer bereiten. Welchen Prophetenblick hat das Mutterauge in die Zukunft gethan!
Ueber das Gärtner'sche Rittergut in Schönhausen wird dem "Altm. Int.=Bl." von dort berichtet: Bis zum Jahre 1836 war dasselbe in Folge von Erbschaften dreimal so groß als das eigentliche Stammgut, abgesehen von den vier hinzugekauften Bauerngütern. In diesem Jahre wurde es für 140 000 Thaler an den Kaufmann und Stadtrath Gärtner verkauft, der es darauf selbst bewirthschaftete. Schon 1866, als der damalige Graf Bismarck eine Dotation von 400 000 Thalern erhalten hatte, wurden Verhandlungen über den Ankauf des Gutes gepflogen. Graf Bismarck bot 400 000 Thaler, die Dotation; Gärtner, der Sohn des Stadtraths, forderte 425 000 Thaler; doch wurde damals aus dem Kaufe nichts, weil der Forstbestand nicht genügen sollte. Der jetzige Kaufpreis wird noch geheim gehalten. (Neueste Nachrichten: Es verbleibt bei dem Ankauf des Gutes, der durch den Amtsrath Dietze und die Bankiers Mendelssohn und Schwabach bewirkt worden ist. Es verbleibt aber noch eine Summe von 1/2 Million und 2) die Erträge der Sammlungen in Süddeutschland. Diese werden wahrscheinlich für Arbeitercolonien und zur Unterstützung hülfsbedürftiger strebsamer Arbeiter verwendet.)
Im Reichstag fand die 3te Lesung der Dampfervorlage statt. Die Linien Ostasien, Australien mit Samoa, Triest=Brindisi wurden mit großer Mehrheit aus den Conservativen, Reichspartei, Nationalliberalen, den meisten Centrumsmitgliedern, den Welfen und Elsässern angenommen. Gegen die Vorlage stimmten die Deutschfreisinnigen, Sozialdemokraten, Polen und der kleinere Theil des Centrums.
Die Reichstagsabgeordneten werden vom 24. März bis 14. April in die Ferien gehen.
Einstimmig hat das preußische Abgeordnetenhaus die Gelder für die Kinder des ermordeten Polizeiraths Rumpff in Frankfurt bewilligt, nur ein paar kritische Vorbemerkungen gab's. Als Dirichlet sagte, die Anarchisten könne man keine Partei nennen, entgegnete Minister von Puttkamer, sie seien die bestorgarnisirteste Partei auf dem Erdenrund; das wisse er aus seinen Acten.
In Wilhelmshaven soll ein Gastwirth nebst Sohn wegen Landesverrath verhaftet worden sein. Sie haben, sagt man, Pläne der Seebefestigungen an Frankreich verrathen.
In Berlin sind von einem Consortium 1,200 000 Mark zur Errichtung einer Actiengesellschaft Angra Pequena gezeichnet worden.
Generalpostmeister Stephan ist von dem Kaiser in den Adelstand erhoben worden.
Graf Hubert Bismarck werde, so hieß es vor einigen Tagen, an dem 70. Geburtsfeste seines Vaters in ganz besonderer Weise ausgezeichnet wer=

[ => Original lesen: 1885 Nr. 25 Seite 6]

den. Jetzt verlautet, dem "B. T." zufolge, diese Auszeichnung werde in der Verleihung des Titels "Prinz" mit dem Prädikat "Fürstliche Gnaden" an den ältesten Sohn des Reichskanzlers bestehen. Die Bestätigung dieser Nachricht des Blattes bleibt abzuwarten.
Die Dardanellen haben nicht nur ein Schloß, sondern zwei große Schlösser, mit welchen der Sultan fremden Kriegsschiffen die Durchfahrt verschließen kann. Die Schlösser sind zwar etwas defect geworden und springen von den gewaltigen Schlüsseln, die Kriegsschiffe mit sich führen, leicht auf. Dennoch hat England in aller Stille in Constantinopel angefragt, ob die Durchfahrt ihm erlaubt werde, wenn es mit Rußland Händel bekomme. Den Sultan hat diese bescheidene Anfrage in große Verlegenheit gesetzt.


- In Graz wurde eine Versammlung der Burschenschaft Arminia, die ein Hoch auf Bismarck ausbrachte, von der Polizei aufgelöst. Durch Hochs auf Graf Taaffe, den österreichischen Staatslenker, können sich freilich die Deutschen nicht revanchiren.
- Einem deutschen Edelmann in Rom sagte der Papst: die Erziehung der Geistlichen ist ein ausschließliches Recht der Bischöfe und in diesem Punkte kann die Kirche niemals nachgeben.
- Als der Müller Thorn in der Nähe von Lodz spät Nachts von einer Reise heimkehrte, fand er seine Frau, und seine vier Kinder, Mägde und Müllergesellen, im Ganzen 10 Personen, ermordet. Nur ein lebendes Wesen war in der Mühle, ein fremder Hund, den die Mörder angebunden und vergessen hatten. Bald erschien die Polizei aus dem nächsten Städtchen zu Pferde und setzte den fremden Hund auf die Spur, er lief zu einem Gehöfte in einem benachbarten Dorfe, die Polizei zu Pferde hinter ihm drein. Dem Bauern wurde auf den Kopf zugesagt, er sei der Räuber und Mörder; überrascht gestand er, mit mehren Mitschuldigen die Müllersleute ermordet zu haben, um 7000 Gulden zu rauben, die er im Besitze des Müllers glaubte, und nannte auch seine Spießgesellen.
- Das schnell berühmt und populär gewordene Bild des Malers Lenbach in München, welches den Fürsten Bismarck mit dem breitrandigen Hut auf dem Kopfe in seinem Park in Friedrichsruh sitzend darstellt, ist von dem bayerischen Staat angekauft worden. Mit dem Hute in der Hand gehend durch das ganze Land, wie man früher dem bescheidenen Deutschen empfohlen hat, kann man sich Bismarck allerdings nicht vorstellen.
- Viele deutsche Dichter haben sich um den Preis für das beste deutsche Studentenlied beworben und den Preis hat davongetragen eine Dame, Fräulein Frida Schanz in Dresden. Ihr Lied: "Am Rhein" lautet:

                          Wie glüht er im Glase!
                          Wie flammt er so hold!
                          Geschliff'nem Topase
                          Vergleich' ich sein Gold.
                          Und Düfte entschweben
                          Ihm blumig und fein. -
                          Gott schütze die Reben
                          Am sonnigen Rhein!

                          Durchbraust uns sein Feuer,
                          So schmilzt unser Sinn
                          Für euch nur getreuer,
                          Ihr Mägdlein, dahin!
                          Wir schwärmen vom Kosen,
                          Vom Minnen und Frei'n.
                          Gott schütze die Rosen
                          Am sonnigen Rhein!

                          Ob oft auch der Tropfen
                          den Trinker bezwingt,
                          Herz=Drücken und =Klopfen
                          Die Schönheit uns bringt, -
                          Wir wollen's vergeben,
                          Vergessen, verzeih'n
                          Den Rosen und Reben
                          Am sonnigen Rhein!

Der Preis besteht in einem prächtigen silbernen Pokal. Die zweiten, dritten, vierten und fünften Preise errangen Sanitätsrath Kleefeld in Görlitz, Karl Schacko in Dresden, Dr. O. Kamp in Frankfurt a. M. und Oberzollinspector Katsch in Oppenau. Diese Lieder bereichern das "Lahrer deutsche Commersbuch." Möge sich nun auch der rechte Componist finden.
- Unter den Auswanderern, die alljährlich in der neuen Welt eine neue Heimath, ein neues Glück suchen, befindet sich eine große Anzahl brieflich bestellter Bräute. Die neue Welt, namentlich der große Westen der Vereinigten Staaten, leidet bekanntlich an Frauenmangel und es sind ganz besonders deutsche Mädchen, die dorten stark begehrt sind. Es ist somit auch sehr leicht erklärlich, daß fast sämmtliche im Westen ansässige Deutsche sich nach der alten Heimath um Zusendung von Frauen wenden, sowie mancher seine einstige Jugendgeliebte von dort kommen läßt. Charakteristisch ist der Empfang solcher Bräute bei ihrer Ankunft in New=York. Die Hamburg=Amerikanische Paketfahrt=Actien=Gesellschaft hat auf ihren dortigen neuen Werften ein großes Wartezimmer herrichten lassen, welches fast ausschließlich Heirathskandidaten zur Empfangnahme ihrer Bräute dient. Da treffen wir bei Ankunft eines Dampfers Farmer, Viehzüchter, Plantagenbesitzer, Saloonkeeper, Grocers, Kaufleute u. s. w., sämmtlich Deutsch=Amerikaner, aus allen Staaten der Union. Sie sind allesammt festlich gekleidet und zwar ein jeglicher seinem Stande und seines Staates Sitte entsprechend. Schweigsam, erwartungsvoll und pochenden Herzens gehen die Heirathskandidaten in dem großen Wartezimmer auf und ab. Hin und wieder zieht einer von ihnen ein weibliches Portrait aus der Brusttasche, um das Gesicht seiner auserwählten nochmals seinem Gedächtnisse einzuprägen. Plötzlich erschallt der Ruf: "Postdampfer "Gellert" in Sicht!" Nun geht es an ein Winken mit den Tüchern. Noch eine kleine Weile und der Schiffkoloß liegt fest an seinem Pier. Endlich ist auch die Schiffstreppe mit dem Lande in Verbindung gebracht. Nun rennt und drängt alles zum Dampfer hinauf; ein jeder Heirathskandidat sucht und fragt nach seiner Auserkorenen, die er nur dem Namen und der Photographie nach kennt. Die komischsten Vorfälle sind jetzt an der Tagesordnung. - Hier höchste Lust, dort bitterste Enttäuschung auf den Gesichtern. - Schließlich haben alle Schönen ihre Bräutigame gefunden und, nachdem die Gepäckrevision beendet, fahren die einzelnen Brautpaare mit Equipage davon, um entweder sogleich von einem Pfarrer sich trauen und in Nägelis Hotel in Hoboken ein splendides Hochzeitsmal einzunehmen, oder mit einem Bahnzuge nach dem fernen Westen abzudampfen und dort ein großes Hochzeitsfest im Kreise der Freunde und Nachbarn des Bräutigams in Scene zu setzen. Ob alle diese auf so schnelle und sonderbare Weise in der neuen Welt geschlossenen Ehen glücklich und von langer Dauer sind? Wer vermag das zu sagen! Amerika ist das Land der Prosa und wo die Liebe dem Ehebunde fehlt, da vermag noch immer der materielle Reichthum oder aber der deutsche Kochlöffel die Ehe zusammenzuhalten.
- Von dem kürzlich verstorbenen Herzog von Braunschweig wird folgende Anekdote mitgetheilt: Eines Tages - es ist schon eine Reihe von Jahren her und der Herzog hatte noch seine "Schwarzen" in Braunschweig - hatte sich zu dem Conzerte die Militärkapelle auf dem Schloßplatze ein außergewöhnlich zahlreiches Publikum aus der Bürgerschaft Braunschweigs versammelt. Der Herzog hörte wie gewöhnlich von den Schloßfenstern aus mit seiner Suite der Musik zu und betrachtete sich das Schauspiel. Ein Höfling nähert sich dem Herzog und sagt: "Bemerken Ew. Hoheit wohl, wie sich heut wieder der "Plebs" zu der Musik herandrängt?" "Ja wohl", erwiderte der Herzog in seiner kurzen Weise, "sehr wohl, wenn nicht irre, Ihre werthe Familie auch darunter." - Der Höfling soll seitdem mit seinen Bemerkungen sehr vorsichtig gewesen sein.


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