[ => Original lesen: 1885 Nr. 17 Seite 1] Auf Grund des §. 1, Absatz 8 des Unfallsversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884, Reichs=Gesetzblatt Seite 69, hat der Bundesrath beschlossen, alle Arbeiter und Betriebsbeamte als versicherungspflichtig zu erklären, welche von einem Gewerbetreibenden, dessen Gewerbebetrieb sich auf die Ausführung
von Tüncher=, Verputzer= (Weißbinder=), Gypser=, Stuckateur=, Maler= (Anstreicher=), Glaser=, Klempner= und Lackirer=Arbeiten bei Bauten, sowie auf die Anbringung, Abnahme, Verlegung und Reparatur von Blitzableitern
erstreckt, in diesem Betriebe beschäftigt werden.
Gemäß §. 11 des Unfallversicherungsgesetzes werden daher die Unternehmer eines der vorgenannten Betriebe hiedurch aufgefordert, unter Angabe des Gegenstandes und der Art des Betriebes, sowie der Zahl der durchschnittlich darin beschäftigten Versicherungspflichtigen Personen bis zum 2. März d. J. incl. bei der unterzeichneten Landvogtei Anzeige zu machen.
Die Anzeigen können mündlich auf der Registratur erstattet oder schriftlich eingereicht werden; im letzteren Falle ist die Anzeige nach dem hier folgenden Formular abzufassen:
Formular für die Anmeldung.
Staat . . . . . . . . . . . . . . . Kreis (Amt) . . . . . . . . . . . .
Regierungsbezirk . . . . . . Gemeinde=Bezirk . . . . . . .
Anmeldung auf Grund des §.11 des Unfallversicherungsgesetzes.
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Name des Unternehmers (Firma). |
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Gegenstand des Betriebes. |
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Zahl der durchschnittlich beschäftigten versicherungspflichtigen Personen. |
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Bemerkungen. |
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. . . . . . . den . . . . . . . . 1885.
(Unterschrift des zur Anmeldung Verpflichteten.)
Bemerkt wird noch, daß nur solche Betriebe, welche sich auf die Ausführung von Bauarbeiten erstrecken, anzumelden sind; es ist jedoch nicht erforderlich, daß die Arbeiter ausschließlich bei Bauarbeiten beschäftigt werden. Auch hat die Anmeldung dann zu erfolgen, wenn weniger als 10 versicherungspflichtige Personen (Arbeiter und solche Betriebsbeamte, deren Jahresarbeitsverdienst an Gehalt oder Lohn zweitausend Mark nicht übersteigt) beschäftigt werden.
Es wird auch noch darauf aufmerksam gemacht, daß die Unternehmer nicht angemeldeter Betriebe mit Geldstrafen bis zu 100 M. bedacht werden können.
Schönberg, den 18. Februar 1885.
Großherzoglich Meckl. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben. von Dewitz.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 17 Seite 2]Anzeigen.
Holz=Auction Nr. 26.
Am Montag den 2. März, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Reimer zu Schlagsdorf.
1. Aus dem Garnseerholze:
1 buchen Nutzholzblock 2,11 Festmet.
ca. 16 Rmet. buchen Kluft II, Olm und Knüppel.
16 Fuder buchen Durchforstholz.
1 Fichtenblock 2,45 Festmet.
130 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel.
1 Fuder Nadelholz Duchforstholz.
2. Aus dem Bahlen:
65 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel.
3. Aus dem Schlagbrügger=Holz:
14 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel.
4. Aus dem Thandorfer=Zuschlag:
ca. 34 Rmet Nadelholz Kluft und Knüppel.
5. Aus dem Mechower=Holz:
8 Fuder Eichen=Durchforstholz I Cl.
5 Rmet. buchen Kluft II Cl.
18 Fuder buchen Durchforstholz.
5 Rmet. Nadelholz Kluft.
6. Aus dem Seebruch:
12 Rmet. buchen Knüppel.
2 Fuder buchen Pollholz.
3 Rmet. Ellern Knüppel.
16 Rmet. Nadelholz Kluft und Knüppel.
7. Aus dem Hasselholz und Rabenwiese:
1 Fuder buchen Durchforstholz.
3 Rmet. Ellern Knüppel.
Schönberg, den 22. Februar 1885.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 27.
Am Dienstag den 3. März, Morgens 9 Uhr in Kösters Hotel.
Rupensdorfer Holz:
1 Rmet Eichen Kluft.
4 Rmet. eichen Knüppel.
1 Buchen Block.
90 Rmet. buchen Kluft und Knüppel.
3 Stück ellern Nutzhölzer.
2 Rmet. ellern Knüppel.
40 Rmet. Nadelholz Knüppel.
Das Holz ist mit blauer Farbe numerirt.
Schönberg, den 25. Februar 1885.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 29.
Am Sonnabend den 7. März, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Fahrenkrug zu Lüdersdorf.
1. Aus den Lenschower Tannen:
3 Rmet. Eichen Knüppel.
2 Stück birken Nutzholz.
4 Stück birken Wagendeichseln.
12 Rmet. birken Knüppelholz.
15 Fuder Ellern Wadelholz.
69 Rmet. tannen Kluftholz.
6 Rmet. tannen Rodestämme.
2. Aus den Herrnburger=Tannen:
20 Fuder tannen Durchforstholz von Hopfenstangenstärke.
3. Aus den Wahrsower=Tannen:
30 Rmet. tannen Kluft und Knüppel.
Schönberg, den 26. Februar 1885.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction.
Am Donnerstag den 5. März, Morgens 11 Uhr sollen im Kruge zu Mannhagen meistb. gegen Baarzahlung bei freier Concurrenz nachstehende Holzsortimente aus dem Mannhäger Zuschlage verkauft werden:
83 Rmet. Eichen Kluft II und Knüppel.
174 Rmet. buchen Kluft I Cl.
73 Rmet. buchen Kluft II Cl.
21 Rmet. buchen Knüppel.
Schönberg i/M., den 23. Februar 1885.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction
im Vitenser Forste,
Revier: Cordshäger Holz.
am Montag, den 2. März 1885
unter den an Ort und Stelle zu verlesenden Verkaufsbedingungen, über:
eichen Kluft, Knüppel und Zweigholz.
Buchen Kluft, Knüppel und Zweigholz.
Fichten=Bauholz=Drümme.
Versammlung Morgens 9 Uhr auf der Kreuzschneiße im Cordshäger Holz.
Rehna, den 25. Februar 1885.
Großherzogliche Forst=Inspection.
Am Sonnabend, den 7. März Nachmittags 2 Uhr, werde ich in Herrnburg bei meinem Hause
46 Kiepentannen.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkaufen.
Büdner F. Wilms,
zu Herrnburg.
Im Juni d. J. findet in Ratzeburg für den Kreis Herzogthum Lauenburg, den Enclaven und das Fürstenthum Ratzeburg eine
Thierschau
mit Rennen, Ausstellung von Industrie=Gegenständen und Verloosung statt.
Das Thierschau=Comitee.
2000 Pfund frisches gutes
Reigras
a Pfd. 15 Pf. hat zu verkaufen
A. Russwurm.
Lockwisch, den 20. Februar 1885.
Prima
2500 Pfund frisches Raygrassaat
pro Pfund 7 Pfennige hat zu verkaufen
D. Jürgens, Ratzeburg.
1500 Dachreth
hat billig zu verkaufen
Wwe. Hagen, Rupensdorf.
Zu Michaelis d. J. habe ich eine
Wohnung
zu vermiethen, entweder im Ganzen oder getheilt.
M. Fick,
Tischlermeister.
No. 381.
Unwiderruflich!
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Tölzer-Veteranen 50 Pf. Loose
500 Gewinne i. W. v. M. 8000
Ziehung 2. März 1885.
Wenn vergriffen, gewähre nächstziehende Loose als Ersatz.
Bestellungen bitte 30 Pfg für Ziehungsliste und Frankatur beizufügen.
Alb. Roesl, Generalagent,
München.
Am Freitag voriger Woche ist im Boye'schen Gasthause ein goldenes
Medaillon
verloren. Der Finder wird ersucht, dasselbe gegen eine Belohnung abzugeben in der Expedition der Anzeigen.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 17 Seite 3]Post.
Junge Leute im Alter von 15-22 Jahren, d. s. Z. Postgehülfen=Examen vorber. woll. werden sicher ausgebild. Falls n. d. erste Cursus d. Examen nicht bestand, ist d. zweite gratis. Augenblickl. 37 Schüler hier; an d. Anstalt unterricht. 8 Lehrer; im letzten Jahre 28 examinirt.
Näheres durch
J. H. F. Tiedemann, Institutsvorst.
Kiel, Düsternbrook 32.
Ausverkauf.
Wegen Geschäftsveränderung beabsichtige ich mein Porzellan=, Steingut und Glaswaaren=Lager gänzlich aus zu verkaufen und empfehle solches unter Einkaufpreisen. Bitte um zahlreichen Besuch.
Hochachtungsvoll
J. Ludw. D. Petersen.
Rheumatismuskranke.
Rückenmarks= u. Nervenleidende
finden Heil
Wannack & Schmidt, Hamburg,
Herrengraben 79. Prospecte gratis.
Ich erhielt durch Herrn Ehrke, hier, eine Flasche von Ihrer "garantirten Essigsäure." Dieselbe hat mir gegen rheumatische Leiden gute Dienste gethan und da ich die Flasche bald verbraucht habe, bitte mir doch sofort wieder eine Flasche per Nachnahme zu senden.
Achtungsvoll
J. Ott, Stettin, Mittwochstraße 15.
Niederlage Emil Jannike in Schönberg.
Ca. 1000 Dachreth
hat zu verkaufen
P. Schmidt, Schwanbeck.
Das Fahren und Viehtreiben über das Pfarrgehöft zu Carlow wird hiermit verboten.
Pastor Langmann.
Einem hochgeehrten Publikum von Schönberg und Umgegend, mache ich hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mein
Drechsler=Geschäft
von jetzt an wieder zu Hause betreibe.
Schönberg. J. Holst.
Drechsler.
K |
Postversand vorzüglich singender anarienvögel unter Garantie. R. MaschKe, St. Andreasberg, Harz. |
Nr. 392
Unverschiebbar.
Ziehung am 17. April 1885
der
Münchener Pferde-Lotterie.
2000 Gew. i. W. v. 80 000 Mk. 1. Hauptpreis: eine vollst, hochelegante Equipage mit 4 Pferden i. W. v- 12000 Mark.
Das Loos kostet nur 1 Mark.
vorräthig bei der
Gen.-Agt. Alb. Roesl. München.
Porto und Liste 30 Pf., Ausland 40 Pf.
Briefm. aller Art angenommen.
Zu Zehmen bei Rehna wird zu Ostern oder später ein
Vogt
gesucht, auch finden daselbst mehrere Tagelöhner zu sofort, oder zum Herbst Wohnung.
|
|
Mack's
Doppel-Stärke
(Alleiniger Fabrikant H. Mack, Ulm a/D.)
- Bewährtestes u. vollständig unschädliches Stärkemittel - gewährt grösste Erleichterung beim Plätten u. enthält alle erforderlichen Zusätze zur sicheren Herstellung von blendend weisser, gleichmäßig steifer und sogenannter Glanzwäsche.
Ueberall vorräthig
à 25 per Carton von 1/2 |
J. Ludw. D. Petersen. Schönberg.
Lager der Eisengießerei und Maschinenbauanstalt
Carlshütte. Rendsburg.
Große Auswahl in Grabkreuzen und Gittern zu Original=Fabrikpreisen.
Beigedrucktes Gitter 2 Fuß hoch kostet der Fuß 1,85 M. Dasselbe fix und fertig
hingestellt kostet für 1 Stelle 80 M., für 2 Stellen 100 M. für 3. Stellen 120 M., für 4 Stellen 140 M.
Beigedrucktes Kreuz 38 1/2 Zoll hoch kostet 7 M. 50 .
Illustrirte Musterbücher stehen stets gratis zu Diensten.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 17 Seite 4]
60,000, 30,000 Mk.
5000 Mk. etc. etc.
nur baar
Geld
ohne
jeden
Ab=
zug. |
2
Mark
das Loos!
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Tittlinger kath. Kirchen=
baulotterie=Ziehung
am
14. März 1885
unwiderruflich!
11,000 Gewinne in baar Geld: M. 60,000, 30,000,
ferner andere hohe Treffer zu: M. 5000. M. 2500, M. 1000,
m. 500, M. 400, M. 250, M. 200, M. 140, M. 100 u. s. w.
Mark 151,500. - baar Geld!
Tittlinger=Loose à 2,20 Mk. incl. Porto und Liste durch die Lotterie=Direction:
A. & B. Schuler in München. |
Oeffentliche
Gewinnziehung
nächsten Samstag
den
14. März
ohne
Verschub. |
Nachnahme kostet 50 Pf., wessh. Postanweisung billiger u. sicherer. Für 20 M. 11 Loose, für 50 M. 28 Loose.
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Betel=, Stemmeisen, fertige Hobel, doppelte, einfache und Lochhobel=Eisen, Sägen aller Art, Kerbsägen mit Patent=Armen, Zugmesser und Wasserwaagen empfiehlt unter Garantie
J. Ludw. D. Petersen.
Holzschrauben
in großer Auswahl zu billigen Preisen empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Schönberger Theater.
(Kösters Hotel)
Sonntag, den 1. März.
Preziosa die Zigeunerin.
Volksstück in 4 Akten von Pius Alexander Wulf.
Kinder=Vorstellung.
Nachmittags 4 Uhr.
Dornröschen die verzauberte Prinzessin.
Zaubermärchen in 3 Akten von G. A. Görner.
Prima Westf. Nußkohlen
Prima Böhm. Stück=
Braunkohlen
erwarte ich in den ersten Tagen und halte selbe ab Bahnhof billigstens empfohlen.
F. Heitmann.
Sonnabend, den 28. d. M.
Anstich von echt
Münchener=Franziskanerbräu.
W. Wieschendorf.
Sonnabend, den 28. d. Abends,
Anstich von Bock=Bier.
W. Maass.
Nr. 393.
Kaiserslauterer Kirchenbau-Loose
á 2 Mark
der einzig günstigsten Geld-Lotterie
weil bereits
auf 10 Loose 1 Treffer
im Ganzen
20000 Geldgewinne i. B. v. 125000 Mark
ohne Abzug
Ziehung 16. März 1885
versendet gegen Postanw., Briefm. und 30 .
(Ausland 40 .)
f. Frankatur u. Ziehungsliste die
General-Agentur
Alb. Roesl in München.
Kirchliche Nachrichten.
Bußtag, 27. Februar.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche fällt aus.
Sonntag, den 1. März.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Passionspredigt. Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 17 Seite 5]Beilage
zu Nr. 17 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 27. Februar 1885.
Der Reichstag ist urplötzlich bis zum 2. März vertagt worden. Windhorst hat dies Kunststück fertig gebracht. Er will sich im preußischen Landtag ungestört dem Culturkampf widmen; er stellte daher den Antrag auf Vertagung des Reichstages und setzte ihn gegen den Widerspruch Bismarcks und der Minderheit durch. Sein Gesicht strahlte vor Vergnügen über diesen Beweis seiner Macht. Die wichtigsten Berathungen und Abstimmungen z. B. über die Zölle müssen warten, bis er im Landtag seine Culturkampf=Reden gehalten hat. Die Leser und Schreiber der Zeitungen können mit der Pause zufrieden sein, sie konnten dem Geschwindmarsch kaum mehr folgen und riefen: Luft, Luft! E. Richter hat bis jetzt 122 mal gesprochen; Rickert und Windhorst kommen ihm nahe.
Im preußischen Landtag haben die Abgg. Schorlemer, Windhorst und Reichensperger den Culturkampf wieder auf's Tapet gebracht und die Herstellung der geistlichen Orden, namentlich auch der Jesuiten, gefordert. Die Jesuiten, sagte Schorlemer, würden dafür sorgen, daß der Boden nicht mehr unter uns zittere. Reichensperger sagte, die Angst vor den Jesuiten erinnere ihn immer an die frühere Hexenangst, während doch die Jesuiten die gescheidtesten gelehrtesten und opferwilligsten Menschen seien, die sich nichts als die Pflege des religiösen Lebens zur Aufgabe machten (Ja, früher!) -
Auf dem letzten Hofballe in Berlin hat der Kaiser den vielangegriffenen Professor Schweninger durch eine längere Ansprache ausgezeichnet. Er erkundigte sich eingehend nach der Kur, der sich Fürst Bismarck unterzogen hat und sprach Schweninger seinen Dank dafür aus, daß er die Gesundheit des Fürsten wieder hergestellt habe. "Den Fürsten", schloß der Kaiser, "müssen Sie mir gesund erhalten, ganz gewiß."
Das englische Parlament ist eröffnet und Gladstone, der im Sudan so viel dummes Zeug angerichtet hat, wird ihm Rede stehen müssen.
Sozialisten und Anarchisten leben in New=York wie Hund und Katze. Am Sonntag voriger Woche versuchten Anarchisten ein großes Schnittwaarengeschäft in die Luft zu sprengen, am Montag schoß eine englische Sozialistin den anarchistischen Fenierhäuptling Rossa auf der Straße wie einen tollen Hund nieder und am Dienstag bläuten sich Sozialisten und Anarchisten in einer großen Versammlung furchtbar durch. Moß, der sich hinter einem Vorhang versteckt hatte, bekam dabei sein gerütteltes und geschütteltes Maß zugemessen. "Du Lump bist an allem Schuld!" riefen sie.
- Bezüglich der Unterärzte und Einjährig=Freiwilligen Aerzte bestimmt eine Verfügung des Kriegsministers vom 10. d. M., daß dieselben von den Unteroffizieren militärisch zu grüßen sind, selbst aber von jetzt ab, ebenso wie alle anderen Mannschaften des Heeres vor ihren directen Vorgesetzten Front machen müssen. Eine Verfügung vom 5. März 1884, welche die Unterärzte etc. von dem Honneur des Frontmachens entbunden hatte, ist durch diese neue Bestimmung aufgehoben. - Für die Truppen des Gardecorps waren seither 1,70 Meter als mindeste Körpergöße festgesetzt, in Zukunft aber das kleinste Maß für Dragoner und Husaren 1,65 Meter betragen, bei Dragonern und Husaren der Linie 1,62 und ausnahmsweise 1,57; auf die Muskelkräftigkeit soll ein Hauptgewicht gelegt werden. Bezüglich des Körpergewichts ist für die Cavallerie=Rekruten bestimmt, daß das Gewicht bei der schweren Cavallerie 70, bei der leichten 65 Kg. nicht übersteigen darf.
- Im Seebade Ostende sind selbst die Walfische rücksichtsvoll, sie zeigen sich nur im Winter. Ein solcher von 60 000 Kilo Gewicht wurde neulich harpunirt und an's Land gebracht. Ganz zu trauen ist ihnen freilich auch im Sommer nicht.
- Das reiche Hospital in Savona in Piemont war vielmals bestohlen und waren dabei 30 gute Schlösser geöffnet worden. Ganz Savona zerbrach sich den Kopf und lachte, als der Richter sagte, es kann's niemand anders gewesen sein als Breano. Man lachte, weil Breano stockblind war von Kindesbeinen an. Er war aber doch der Dieb und hatte selber "die feinsten Dietriche für die 30 Schlösser gearbeitet. Er bekam 7 Jahre Zuchthaus.
- Ein Zahnarzt in Berlin erhielt von einem dankbaren Kunden, einem Förster vom Lande, einen prächtigen Schinken zum Geschenk. Es war ein Danaergeschenk; denn bald nach dem Genusse desselben brach bei dem Arzte, seiner Frau und Tochter, seinem Sohne und Dienstmädchen, die Trichinenkrankheit aus, an welcher sie schwer darniederliegen.
- Vor einem Haus in enger, dunkler Gasse in Frankfurt standen alte Möbel und um sie herum viel Volks und Dienstmänner und eine arme Frau mit ihren fünf Kindern bitterlich weinend. Was gibts? fragte ein Herr, der vorüberkam - "Eine Pfändung!" - Was sind Sie schuldig? fragte der Herr die Frau. - "Die Miethe!" - "Wie viel?" - 60 Mark! - Hier ist das Geld, sagte der Herr dem Executor, und hier auch für die Dienstmänner; räumen sie die Möbel wieder ein. Sprach's und verschwand.
- Wann beginnt beim weiblichen Geschlecht das Alter? Das war die Frage, welche jüngst in einer größeren Damengesellschaft bei der dritten Tasse Kaffee erörtert wurde. Man war verschiedener Meinung. Eine junge, schöne Frau meinte: Sobald das Weib keine Liebe mehr erwecken könne; eine andere behauptete: mit dem ersten grauen Haar; eine dritte: bei der Confirmation des ältesten Kindes. Großmama, eine prächtige, silberlockige Greisin, zu deren sechzigster Geburtstagsfeier die Gesellschaft stattfand, wurde als Richterin berufen. "Großmama, wann fangen die Frauen an, zu den Alten zu zählen?" Großmütterchen sinnt einen Augenblick nach, dann meint sie verdutzt: "Wie kann ich das wissen - danach müßt Ihr eine alte Frau fragen."
Elsje.
(Erzählung.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1885 Nr. 17 Seite 6]Elsje.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]
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