[ => Original lesen: 1885 Nr. 14 Seite 1] Dem Comité des Casseler Pferdemarktes ist der Vertrieb von 300 Loosen zu einer in Verbindung mit dem daselbst am 1., 2. und 3. Juni d. J. stattfindenden Pferdemarkte zu veranstaltenden Lotterie nach Maßgabe des preußischer Seits genehmigten Ausspielungsplanes im hiesigen Lande gestattet worden.
Neustrelitz, den 5. Februar 1885.
Großherzoglich Mecklenburgische Landes=Regierung.
F. v. Dewitz.
Ueber die Frage: Ist der Schustergeselle Julius Lieske aus Zossen der Mörder des Polizeiraths Rumpf" wird dem D. M. Bl. aus Frankfurt geschrieben: Es hieße dem Spruche des Schwurgerichtshofs in vermessener Weise vorgreifen, wenn wir hier mit einem einfachen Ja antworten wollten; dagegen dürfen wir wohl behaupten, daß die Thäterschaft des verhafteten Lieske beinahe außer allem Zweifel steht. Man betrachte folgende Thatsachen: Ende Dezember des Jahres 1884 reist der Schustergeselle Lieske von der Schweiz nach Deutschland. Beinahe direkt begiebt er sich nach Frankfurt a. M., wo derjenige wohnt, der seine, die anarchistische Partei stets aufs grimmigste bekämpft hatte. Lieske nimmt in der alten Mainzergasse bei dem Wirthe Burda nicht eigentlich Wohnung, sondern nur eine Schlafstelle und läßt den ganzen Tag über nichts von sich hören. In der im christlich=konservativen Geiste geleiteten Wirthschaft der Herberge zur Heimath, deren Wände fromme Sprüchlein und Bibelverse zieren, ist er häufig zu finden, weil hier die Arbeiterwelt, die ansässige sowohl, als auch die auf der Wanderschaft befindliche verkehrt; und er knüpft hier mit dem Schriftsetzer Hüber, der schon mehrfach mit der Polizei in Konflikt gekommen, eine Bekanntschaft in der Absicht an, von ihm etwas Näheres über die Person und die Gewohnheiten des gefürchteten Polizeiraths Dr. Rumpff zu erfahren. Häber willfahrt dem Begehren des stillen, in sich gekehrten jungen Mannes, der sich für einen Schreiner ausgiebt, obgleich er niemals ein anderes Gewerbe als das eines Schustergesellen betrieben hat. Mehrere Abende vor dem verhängnisvollen 13. Januar 1885 zeigt sich Lieske in der Wirthschaft von Ludwig Leßmann auf dem Gruneburgweg Nr. 15., um allemal kurz nach 7 Uhr zu verschwinden. Der Gast verhielt sich stets auffällig schweigsam und nahm gewöhnlich am ersten Tische, rechts vom Wirthshauseingang Platz. Die Wirthin, ihre Freundin, eine Frau B. und das Dienstmädchen glauben, daß den stillen Mann ein geheimes Leiden drücke, beobachten, aber scheu von ihm ungeachtet aber, daß er auffallend große Hände habe. So charakteristische, daß man sie nie vergißt, wenn man sie nur einmal gesehen hat. Am Tage vor der Mordthat meldet sich Lieske, obgleich er schon 14 Tage in Frankfurt a. M. ist, an und giebt sich auf der Anmeldung für einen Schreiner aus. Er hat die Papiere des Schreinergesellen J. C. Nau, eines Mitgliedes der weitverbreiteten ehrsamen Stromergilde bei sich, scheut sich aber oder besser, ist so ungemein klug, seinen richtigen Namen anzugeben, damit, wenn auf einen gewissen Lieske ein Verdacht falle, der Schreinergeselle J. C. Nau unbehelligt davonziehen könne. Nun wird der Mord begangen. Lieske verschwindet aus seiner Schlafstelle, nachdem er vorher seine Rechnung beglichen, läßt sich nicht mehr in der Wirthschaft von Leßmann sehen, spricht in Bilkenbach an der Bergstraße bei einem Arzte an und läßt sich seine höchst auffällig verletzte linke Hand verbinden, und feuert, als in Hockenheim ein Gensdarm die Vermuthung ausspricht, seine Papiere seien nicht in Ordnung, ohne Weiteres auf den Beamten seinen Revolver ab. Er macht sich dadurch verdächtig, an Rumpffs Ermordung betheiligt zu sein, wird hierher geliefert, vom Schriftsetzer Hüber und etwa zwanzig anderen Zeugen rekognoszirt, und stellt gleichwohl in Abrede, hier in Frankfurt gewesen zu sein. Nur einmal will er drei Tage in Sachsenhausen als Schreiner gearbeitet haben. Der Schriftsetzer Hüber, der als notorischer Bummler und oft wegen Obdachlosigkeit bestrafter Mensch am Ende nicht die größte Glaubwürdigkeit verdient, giebt an, daß Lieske der sei, der ihn über den Polizeirath interviewt habe. Mehrere Dienstmädchen aus dem Sachsenlager rekognosziren sein Bild als das desjenigen Mannes, der sich häufig in ihrer Straße gezeigt habe, und als in der Leßmann'schen Wirthschaft ein Geheimpolizist die Photographie des muthmaßlichen Attentäters, der sich überdies noch durch eine zerschnittene Hand und Blutflecken an den Kleidern (die allerdings von der zerschnittenen Linken herrühren können) verdächtig gemacht, hervorzieht, ruft Frau B. sofort: "Ei! das ist ja der stille junge Mann mit den großen Händen, der immer dort drüben gesessen!" Auch das Dienstmädchen, welches ihm mehrfach sein Bier gebracht, erkennt ihn wieder, spricht auch von seinen großen Händen und erzählt, er habe immer nur ein Glas getrunken und sein Geld schon parat liegen gehabt. Die Frauen erinnern sich, als sie hörten, daß dies jener muthmaßliche Mörder des Polizeiraths Dr. Rumpff sein solle, daß Lieske am Abend der Mordthat ja ebenfalls da gewesen sei und etwa um 7 Uhr das Lokal verlassen habe. Wenn auch Frau B. am andern Tag bei der Konfrontation nicht bestimmt behaupten kann, das Lieske der fragliche Gast sei, oder daß er am kritischen Abende ein Halstuch getragen habe, was der Tapeziererlehrling, der Rumpffs Schrei hörte und einen Mann, der seine Arme sehr schlotterig gehalten habe, davoneilen sah, bemerkt haben will, so ist doch ihre bei der Vorzeigung des Bildes gethane Aeußerung für die Untersuchung von hoher Wichtigkeit.
Für das Camerungebiet soll eine ständige Garnison von 800 Mann eingerichtet werden und zwar soll zu diesem Zweck die vor 20 Jahren erbaute hölzerne gedeckte Corvette Hertha nach Westafrika befördert werden, um als Kasernenschiff zu dienen
[ => Original lesen: 1885 Nr. 14 Seite 2]Auch Von der Segelfregatte Niobe und der gedeckten Corvette Vineta ist zu diesem Zweck die Rede.
Die meisten von den Personen, die kürzlich in Hamburg auf dem von Amerika kommenden Dampfer wegen angeblicher anarchistischer Umtriebe verhaftet wurden, sind wieder entlassen worden. Zwei derselben werden jedoch strengstens bewacht, da dringende Verdachtsgründe gegen dieselben vorliegen. Nachdem die Berliner Staatsanwaltschaft den anfänglich gestellten Auslieferungs=Antrag zurückgezogen, werden jetzt beide Personen nach Frankfurt transportirt.
Der Reichsbote schreibt: Es wird immer augenscheinlicher, daß die Cumberland'schen Erbansprüche von Tag zu Tag mehr Terrain gewinnen, so daß über die endgültige Lösung der Erbfolge in den maßgebenden Kreisen heute wohl kaum noch ein begründeter Zweifel obwalten dürfte.
Der Erzbischof von Freiburg hat einen Erlaß veröffentlicht, welcher den Wirthshausbesuch der Geistlichen streng verbietet und die Anstellung von Personen unter 45 Jahren als Haushälterinnen untersagt.
Vom Kriegsschauplatz im Sudan kommt wieder eine englische Siegesnachricht. Man wird sie aber vorsichtig aufnehmen müssen, denn der Kampf dauerte fünf volle Stunden und unter den Gefallenen der Engländer befindet sich der General Earle.
Durch den Krieg im Sudan ist auch der Sklavenhandel mit allen seinen Schrecken wieder in Schwung gekommen und macht den Engländern viel zu Schaden. Der Kreuzer Philomel brachte kurz nach einander zwei Sklavenschiffe an der Ostküste Afrikas auf und befreite 196 Sklaven, (darunter 60 Knaben und 22 Frauen), von denen 95 nach Aden gebracht und dort in Beschäftigung gestellt, die übrigen nach Zanzibar geschickt wurden.
- Zu der am 3. März beginnenden Schwurgerichtsperiode wurde aus dem Fürstenthum Ratzeburg der Hauswirth Maaß zu Lindow ausgeloost.
- Wiederum ist ein junges hoffnungsvolles Leben wegen einer Lappalie dem Duell zum Opfer gefallen. Die Ursache war die Verwechselung der Kopfbedeckung zwischen zwei Offizieren in einem Restaurant zu Köln. Das Zurückfordern der Kopfbedeckung soll nicht im kameradschaftlichen Tone gewesen sein. Daraus entstand Wortwechsel, dem die Beleidigungen bald folgten. Der Zweikampf bedingte Kugelwechsel bis zur Kampfunfähigkeit des einen oder andern Theiles. Es heißt, daß die Entscheidung erst beim 17. Schusse gefallen sei, bei dem der Lieutenant von Witte eine tödtliche Wunde erhielt, der er auch erlegen ist.
- Ein Verfahren, Trichinen ohne Hilfe des Mikroskops durch Anwendung von Methylgrün aufzufinden, gibt die Zeitschrift des österreichischen Apothekervereins an. Von verschiedenen Stellen des zu untersuchenden Fleisches werden Ausschnitte von 2/3 Millimeter Dicke genommen, diese wieder zerteilt und in eine Lösung von 1 Gramm Methylgrün in 30 Gramm destillirtem Wasser gelegt. Nach Verlauf von 10 Minuten werden die Stückchen zum Entfärben in ein großes Glasgefäß voll destillirten Wassers gethan und unter Schütteln und zwei= bis dreimaligem Erneuern des Wassers eine halbe Stunde darin belassen. Bleibt das Wasser endlich völlig klar, so wird mit einem Glasstabe aufgerührt und das Gefäß gegen das Licht gehalten, wobei sich mit unbewaffnetem Auge die Stückchen, welche Trichinen enthalten, erkennen lassen. Die Trichinenkapseln zeigen sich als kleine längliche, schön blaue Partikelchen. Das Methylgrün haftet an den Trichinencysten mit größerer Hartnäckigkeit, als an den anderen Gewebetheilen. Zeigen sich nach dieser Methode die blauen Pünktchen nicht, so kann man überzeugt sein, daß das Fleisch keine Trichinen enthält.
- Im Kladderadatsch fragt ein preußischer Wähler seinen Doppelboten: "Wohin gehen Sie, wenn Reichstag und Landtag gleichzeitig arbeiten? Abg.: In den Reichstag. Die Diäten im Landtag laufen fort und, unter uns gesagt, im Reichstag ist das Büffet besser."
- Der Fürst Colonna, ein Italiener, hat die beste Partie der Welt gemacht, wenn die reichste die beste ist. Seine junge Frau ist das einzige Kind des Amerikaners Makoy, der sein Geld und Gold nicht einmal mit Hülfe der Rechenmaschine zählen kann. Sie hat nur einen Fehler: Sehr große Füße und den entsprechenden - Pantoffel.
Elsje.
(Erzählung.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1885 Nr. 14 Seite 3]Elsje.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]
Anzeigen.
Holz=Auction Nr. 22.
Am Mittwoch, den 18. Februar, Morgens 10 Uhr sollen im Carlower Holze an Ort und Stelle meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:
6 Fuder Eichen Durchforstholz I Cl.
87 Fuder Buchen Durchforstholz I. und II. Cl.
Versammlung der Käufer auf dem Röggeliner Damm beim Schlagbaum.
Schönberg, den 5. Februar 1885.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
[Achung aus Nr. 22 Nr. 23 machen]
Holz=Auction Nr. 24.
Am Montag, den 23. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend bei freier Concurrenz aus dem Heidenholze verkauft werden:
2 Rmet. Eichen=Knüppel.
12 Fuder starkes Eichen=Durchforstholz I.
8 Stück buchen Nutzholzblöcke.
148 Rmet, buchen Kluft I, II, und Knüppel.
41 Fuder buchen Durchforstholz I, II, III u. Pollholz
14 Fuder Ellern=Wadelholz I.
Schönberg, den 15. Februar 1885.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Heute
Dienstag, den 17. d. M.
Fastnachtsmusik.
J. Köster Wwe.
Rheumatismuskranke.
Rückenmarks= u. Nervenleidende
finden Heil
Wannack & Schmidt, Hamburg,
Herrengraben 79. Prospecte gratis.
Ich erhielt durch Herrn Ehrke, hier, eine Flasche von Ihrer "garantirten Essigsäure." Dieselbe hat mir gegen rheumatische Leiden gute Dienste gethan und da ich die Flasche bald verbraucht habe, bitte mir doch sofort wieder eine Flasche per Nachnahme zu senden.
Achtungsvoll
J. Ott, Stettin, Mittwochstraße 15.
Niederlage Emil Jannike in Schönberg.
Ein Sohn rechtlicher Eltern, der Lust hat Glaser zu werden, kann zu Ostern in die Lehre treten.
Ratzeburg, den 12. Februar 1885.
Joh. Burmester.
Die echten Professor med. Dr. G. Jäger's
Ungefärbten Original-Normal-Hemden und Unterzeuge
für Herren, Damen und Kinder.
Ferner ungefärbte Normal-Socken und Strümpfe, Natur-Schaf- und Kameel-Strickwolle, sowie gestrickte Socken und Strümpfe
von Professor Dr. G. Jäger's Natur-Strickwolle.
Naturbraune Schlaf- und Reisedecken aus Kameel- und Schafwolle, gegen Nervosität und Schlaflosigkeit sehr zu empfehlen.
Alleinige Niederlage für Lübeck und Umgegend zu Original-Preisen.
Carl Zegelin, obere Johannisstrasse 8.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 14 Seite 4]Zur Confirmation empfehlen wir in großer Auswahl und zu sehr billigen Preisen:
Einen großen Posten schwarzer Kleiderstoffe,
Einen großen Posten couleurter Kleiderstoffe,
Regenmäntel für Damen und Kinder,
Paletots, Dollmanns, Pellerinen=Dollmanns, Radmäntel,
weiße und farbige Unterröcke,
Buckskins und Stoffe zu ganzen Anzügen.
Gebr. Burchard.
Stadttheater in Lübeck.
Sonnabend, den 21. Februar 1885.
Anfang präcise 3 3/4 Uhr.
Achte Nachmittagsvorstellung für Lübeck und Umgegend.
Novität! Ermäßigte Preise. Novität!
"Halbe Dichter."
Schwank in 3 Akten nach einer Idee des B. Busch
von Julius Rosen.
Novität! Vorher Novität!
"Die Schulreiterin."
Lustspiel in 1 Akt von E. Pohl,
Preise der Plätze:
1 Pl. 1 Rang M. 2, 50 1 Pl. Parterre M. -75
1 Pl. Parquet M 2, - 1 Pl. 3 Rang M. -50
1 Pl. 2. Rang M. 1,- 1 Pl. Galerie M. -40
Die Direction.
Ausverkauf.
Wegen Geschäftsveränderung beabsichtige ich mein Porzellan=, Steingut und Glaswaaren=Lager gänzlich aus zu verkaufen und empfehle solches unter Einkaufpreisen. Bitte um zahlreichen Besuch.
Hochachtungsvoll
J. Ludw. D. Petersen.
Das
Sarg=Magazin
von
M. Fick, Tischlermeister
in Schönberg
hält unter Zusicherung prompter u. reeller Bedienung Särge aller Gattungen, als eichene und tannene, sowie eichene zu Metalleinsätzen bestens empfohlen.
Heute frische
Berliner=Pfannkuchen
von bekannter Güte empfiehlt
L. Jänig,
Conditor.
Schönberger Theater.
(Kösters Hotel)
Mittwoch, den 18. Februar.
Die zärtlichen Verwandten.
Lustspiel v. Benedix.
Donnerstag, den 10. Februar.
Doktor Klaus.
Original = Lustspiel in 5 Akten von Ad. L'Arronge.
Freitag, den 29. Februar.
Inspektor Bräsig.
Lebensbild in 5 Akten.
Ganz.
No. 381.
Unwiderruflich!
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Ein Mark-Loose
10 700 Geldgew. zus. Mark 75 000
Hauptgewinn:
M. 25 000
Ziehung 5. Februar 1885.
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Tölzer-Veteranen 50 Pf. Loose
500 Gewinne i. W. v. M. 8000
Ziehung 2. März 1885.
Wenn vergriffen, gewähre nächstziehende Loose als Ersatz.
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Pferde-Loose à Eine Mark
2000 Gewinne im Werthe v. M. 80 000
darunter 10 000 M. baar.
Ziehung Mitte April 1885.
Bestellungen bitte 30 Pfg für Ziehungsliste und Frankatur beizufügen.
Alb. Roesl, Generalagent,
München.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
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