[ => Original lesen: 1885 Nr. 13 Seite 1]Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub Nr. 40 belegene Büdnerstelle c. p. des Klempnermeisters Fridolin Reinhard daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Donnerstag, den 30. April 1885,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 6. Februar 1885.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Mechow belegenen Büdnereien Nr. 1 und Nr. 2 des Heinrich Freitag daselbst, welche einen gemeinsam zu verpfändenden Gütercomplex bilden sollen, ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesen Grundstücken zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Sonnabend den 2. Mai d. J.
Vormittags 10 Uhr,
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an den proclamirten Grundstücken sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer derselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 7. Februar 1885.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Montag, den 16. Februar d. J. Vormittags 10 Uhr beginnend, sollen im Pfandlocal (Gerichtsgebäude) hieselbst:
circa 400 Stück neue lange und kurze Pfeifen, eine große Partie Cigarrenspitzen, größte Posten Pfeifenköpfe, Pfeifenschläuche und Pfeifenröhre pp. Spazierstöcke, 1 Revolver, auch 1 Sopha, Eckschrank, Chatoulle, Tisch, Kleiderständer, Kisten, Hölzer u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 5. Februar 1885.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Holz=Auction Nr. 20.
Am Sonnabend, den 14. Februar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf.
Aus den Hohemeiler-Tannen:
154 Rmet. tannen Kluft.
250 Rmet. tannen Knüppel.
40 Fuder tannen Durchforstholz I, II u. III.
60 Rmet. tannen Rodestämme.
Schönberg, den 4. Februar 1885.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 21.
Am Montag, den 16. Februar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Eckmann zu Carlow.
a. Aus dem Sahmkower Holze:
1 Loheichen Nutzholzblock.
b. Aus dem Röggeliner Holze:
14 Rmet. Eichen Kluft I, II und Knüppel.
6 Fuder Eichen Durchforstholz I Cl.
1 Fuder Eichen Pollholz.
1 buchen Nutzholzblock.
240 Rmet. buchen Kluft II und Olm.
20 Fuder buchen Pollholz.
2 tannen Kiepenhölzer.
14 Rmet. tannen Kluft I und II Cl.
16 Fuder Fauleschen Olm.
c. Aus dem Cronscamper Zuschlage:
37 Rmet. Eichen Kleinknüppel.
Schönberg, den 4. Februar 1885.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 22.
Am Dienstag den 17. Februar
Morgens 9 Uhr
in Kösters Hotel hieselbst.
Aus dem Rupensdorfer Holze:
1 Eichen Nutzholzblock.
7 Rmet. Eichen=Knüppel.
300 Rmet. buchen Kluft und Knüppel.
45 Fuder buchen Pollholz.
Das zur Auction gelangende Holz beginnt mit Nr. 407 im alten Schlage befindlich.
Schönberg, den 11. Februar 1885.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holz=Auction Nr. 22.
Am Mittwoch, den 18. Februar, Morgens 10 Uhr sollen im Carlower Holze an Ort und Stelle meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:
6 Fuder Eichen Durchforstholz I Cl.
87 Fuder Buchen Durchforstholz I. und II. Cl.
Versammlung der Käufer auf dem Röggeliner Damm beim Schlagbaum.
Schönberg, den 5. Februar 1885.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 13 Seite 0][ => Original lesen: 1885 Nr. 13 Seite 2][Achung vorher Seitenwechsel]
Holzverkauf.
Am Dienstag, den 17. Februar d. Js. sollen im Forstbezirke Schattin des Israelsdorfer Forstreviers meistbietend verkauft werden:
3 Buchen Nutzhölzer = 1,69 Festm., 60 Rmet. Buchen, Eichen, Ellern und Birken Kluft= und Knüppelholz, 30 Haufen Eichen und Weiden Stangen (für Kiepenmacher brauchbar), 80 Haufen diverses Buschholz.
Der Verkauf beginnt Vormittags 11 Uhr in der Nähe der Holzvogtwohnung zu Schattin.
Israelsdorf im Februar 1885.
Der Oberförster:
Stockmann.
Es ist eine Parthie auf den Wiesen der Forstverwaltung gewonnenen
Dachrohres
(circa 18000 Bund) zum Preise von 5,50 M. bis 6 M. per Großhundert durch Unterzeichneten zu verkaufen.
Israelsdorf per Lübeck.
Oberförster Stockmann.
Holzauktion.
Bei der Thurower Horst sollen am Dienstag den 17. Februar, Vorm. 10 Uhr öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden circa:
10 Mtr. Buchen=Blankholz,
250 Mtr. Buchen=Kluft= und Knüppelholz,
32 Kavel. Buchen=Durchforstungsholz,
30 Kavel. Tannen=Durchforstungsholz,
10 Schock Tannen=Schlethe,
8 Schock Tannen=Bohnenstangen.
Gr. Thurow, den 9. Februar, 1885.
Die Gutsherrschaft.
Diejenigen Interessenten der hiesigen Feuerassecuranz, welche mit ihrem Beitrag für 1884 noch restiren, werden hierdurch aufgefordert, denselben binnen 14 Tagen zu berichtigen, widrigenfalls derselbe im Wege der Execution wird eingefordert werden müssen.
Schönberg, den 9. Februar 1885.
Die Direction.
C. J. W. Burmeister. F. Stüve.
Unterzeichnete beabsichtigen ihr altes Schulhaus mit Garten öffentlich meistbietend am Sonnabend den 21. d. M. Mittags 12 Uhr im Kruge hieselbst zu verkaufen.
Bedingungen sind vorher bei den Unterzeichneten zu erfahren.
Dorfschaft Duvennest.
Hagelschaden=Versicherungs=Verein
für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz.
Die 32. ordentliche Generalversammlung der Herren Vereinsmitglieder wird
am 5. März d. J., Morgens 11 Uhr,
zu Schwerin in "Stern's Hotel" stattfinden, und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:
1. Bericht über die im Jahre 1884 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1884/5, sowie der revidirten Rechnung pro 1883/4.
2. Wahl eines zweiten Rechnungs=Revisors.
3. Wahl neuer Districts=Vorsteher für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit im 1., 4., 5., 6. und 7. District statutenmäßig ausscheidenden Herren, sowie Wahl der Substituten für dieselben.
4. Wahl neuer Taxanten für diejenigen Herren, deren Dienstzeit abgelaufen.
5. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direktion zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden, namentlich den §. 35 der Statuten dahin abzuändern, daß für die Berechnung des Werthes der versicherten Früchte, statt bisher die Preise am 1. November, künftig die Preise am 15. October jeden Jahres normiren sollen.
Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 31. Januar 1885.
Die Direction:
M. v. Leers auf Mühlen=Eixen.
Zu der Ehrengabe, welche laut Aufruf des Centralcomites vom 19. v. M. unserm Reichskanzler Fürsten Bismarck am 1. April d. J. zu seinem 70sten Geburtstage von der deutschen Nation dargebracht werden soll, bin ich bereit Beiträge zur Weiterbeförderung an die Centralstelle in Berlin entgegen zu nehmen. Auch werden die Herren Postagenten Borchert in Carlow, Buschow in Selmsdorf und Icke in Lüdersdorf etwaige Beiträge mir bereitwilligst zuführen. Der Bedeutung einer Ehrengabe entsprechend, sind auch die kleinsten Beiträge willkommen.
Schönberg, den 1. Februar 1885.
Krüger, Postmeister.
Schönberger Theater.
(Kösters Hotel)
Sonntag, den 15. Februar.
Zur Eröffnung der Bühne:
Muttersegen.
Volksstück mit Gesang in 5 Akten.
Nachmittags 4 Uhr, Kindervorstellung:
Schneewittchen u. die 7 Zwerge.
Märchen in 5 Akten.
Montag
Weibererziehung.
Lustspiel v. Benedix.
Dienstag.
Die zärtlichen Verwandten.
Lustspiel v. Benedix.
Ganz.
Sonnabend, den 14. d. M.
Anstich von echt
Münchener Franziskanerbräu
W. Wieschendorf.
Särge
von Eichen= & Tannenholz hält stets vorräthig und empfiehlt
Kiel & Rindfleisch.
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Assecuranzgeschäft.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 13 Seite 3]Zu ermäßigten Preisen verkaufen wir billigstens unsere rühmlichst bekannten
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 13 Seite 4]Inventur-Ausverkauf
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Allen Denen die unserm lieben Sohn die letzte Ehre erwiesen, ihn zu seiner Ruhestätte begleitet und auch denjenigen, die seinen Sarg mit Kränzen geschmückt haben, sagen wir hiermit unsern herzlichsten Dank.
P. Ahrendt und Frau.
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Ziehung 2. März 1885.
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Alb. Roesl, Generalagent,
München.
Dr. Buddenberg
von der Reise zurückgekehrt.
Ratzeburg, den 8. Februar 1885.
1. älterer Pfarrer
welcher seit vielen Jahren vollständig kahlköpfig war, erhielt durch ein einfaches Verfahren sein vollständiges Haar wieder,
und bin ich bereit, gleich Leidenden die Anweisung zu diesem Verfahren gratis franco zu übersenden Briefe unter "Pfarrer" postlagernd Postamt 29 Berlin S.W. erbeten.
Täglich frisch geräucherte
Bücklinge
empfiehlt H. Mette.
Am Sonntag, den 8. d. Mts. ist mir beim Gastwirth Krüger hierselbst mein dunkelblauer Ueberzieher abhanden gekommen. Sollte derselbe aus Versehen mitgenommen sein, so bitte ich sehr darum mir denselben wieder zukommen zu lassen.
Schönberg, den 9. Februar 1885.
Schmiedegesell Beckmann,
bei Fischer Dierck.
Verloren auf dem Wege von Wendorf bis Resdorf am Sonnabend den 7. Februar ein Portemonnaie mit 7 M. und einem goldenen Ringe. Der Finder wird ersucht, das Verlorene abzugeben gegen Belohnung in d. E. d. Anz. zu Schönberg.
Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 15. Februar.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Kaempffer.
Amtswoche: Pastor Langbein.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 13 Seite 5]Beilage
zu Nr. 13 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 13. Februar 1885.
Dem in der deutschen Presse hin und her wogende Kampf über die Erhöhung der Getreidezölle hat am Dienstag auch im Reichstage begonnen. Für die Verhandlungen, zu denen sich alle Parteien gerüstet haben, sind drei Tage anberaumt und Bismarck hat persönlich in die Debatte eingegriffen. Die Spannung ist groß, die Annahme mäßiger Erhöhung wahrscheinlich, aber durchaus nicht sicher, kein Prophet ist kühn genug zu prophezeien, denn die Haltung des Centrums ist in den letzten Tagen noch unberechenbarer geworden als seither.
Europa hat sich noch nicht vom Staunen erholt, daß sich Italien emanzipirt hat und sich am Rothen Meer zu thun macht. Während es seither im politischen Gefolge von Deutschland, Oesterreich und Rußland marschirte und sich dabei sicher und wohl befand, hat es plötzlich eine Schwenkung gemacht und sich den Engländern angeschlossen. Die Engländer sollen um das förmliche Bündniß mit Italien werben und verlangen, daß es mit englischen Truppen gemeinschaftlich den Mahdi bekämpfe. Welchen Kampfpreis Italien erhält, das ist noch die Streitfrage; man nennt Marocco und anderes Land. Den paar tausend Italienern, die Massana etc. besetzt haben, sollen etwa 15 000 Mann weitere Truppen folgen; Massana und Suakim sollen nur die Stützpunkte für den Krieg werden. Der Sultan protestirt energisch und nicht ohne Sympathie der andern Mächte, namentlich Frankreichs. Denken die Italiener an den Krimkrieg, in welchem sie die Bundesgenossen Napoleons wurden, dessen mächtige Freundschaft damit erkauften und viel Glück damit hatten?
Wolseley, der englische Obergeneral in Egypten hat Befehl erhalten, den Feldzug im Sudan um jeden Preis fortzusetzen bis zur Unterdrückung des Aufstandes. Dazu gehört aber großer Nachschub von englischen Truppen und Ausrüstung jeder Art. Der Mahdi ist siegreich und viele seither den Engländern befreundete Stämme haben sich dem Mahdi angeschlossen.
Nach den neuesten Nachrichten ist der engl. General Gordon durch einen Dolchstoß gestorben, den derselbe erhielt, als er das Gouvernementshaus verließ, wie bereits die Rebellen in die Thore von Charkum eingedrungen war.
Der Generalsecretär des Landwirthschaftlichen Vereins, Prof. May in München, hat auf Grund von Zusendungen aus verschiedenen Gegenden des Königreichs die durchschnittlichen Herstellungskosten für Getreide wie folgt ermittelt: 1 Ctr. Weizen M. 7,82, 1 Ctr. Roggen M. 7,80, 1 Ctr. Hafer M. 6,09, 1 Ctr. Gerste M. 5,46. Damit werde die Thatsache constatirt, bemerkt Prof. May, daß die gegenwärtigen niedrigen Preise für Weizen und Roggen zum Mindesten zu den Herstellungskosten gesunken sind und daß in Ermangelung erhöhter Getreidezölle namentlich die Weizen= und Roggenproduction statt entsprechenden Gewinn erheblichen Verlust zur Folge haben muß.
Es gibt viele grundsätzliche Gegner der Todesstrafe, aber gegen die Vollziehung derselben an den Attentätern Reinsdorff und Küchler hat Niemand seine Stimme erhoben. Die Hinrichtung der Beiden hat am 7. Februar, Morgens 8 Uhr, im Hofe der Strafanstalt in Halle stattgefunden. Reinsdorff (36 J. alt) ist gestorben, wie er gelebt hat. Er schritt sicher und hochaufgerichtet zum Blocke, keinen Zug von Reue in dem blassen, trotzigen Gesicht. Das Geleit eines Gastlichen hat er abgelehnt. In dem Augenblick, als der Nachrichter sein Werk an ihm verrichten wollte, rief er laut: Nieder mit der Barbarei, hoch die Anarchie! Unmittelbar vor seinem letzten Gange hat er noch eine Cigarre geraucht und gesungen : "Stiefel muß sterben, ist noch so jung, jung, jung!" Nur das Rollen seiner stechenden Augen verrieth seine innere Bewegung. In einer Minute war er vom Leben zum Tode gebracht. - Nach ihm wurde Küchler (41 J. alt) zur Richtstätte geführt, geleitet von einem Geistlichen, sein Gang war unsicher, sein Blick unstät, seine Haltung gebeugt. Die Hinrichtung vollzog in Hut und Frack der Berliner Scharfrichter Krauts mit 6 Gehülfen. Während der Handlung lautete das Armensünderglöcklein, draußen vor der Anstalt standen Tausende. (Der begnadigte Rupsch protestirt gegen die Zuchthausstrafe. Er will unschuldig verurteilt sein und in Freiheit gesetzt werden.)
Am Opernhausplatze in Paris wollten die Anarchisten, zu Raub und Plünderung auffordernd, eine große öffentliche Versammlung halten. Die Veranstalter wurden sämmtlich verhaftet und wundern sich nun und raisonniren sogar, daß sich die Andern nicht plündern und todtschlagen lassen wollen.
- Theater. Wir wollen nicht unterlassen auf das Erscheinen der Ganz'schen Theaterdirection aufmerksam zu machen. Sonntag beginnt dieselbe mit dem prächtigen Volksstück: Muttersegen. Zum Nachmittag ist das reizende Märchen: Sneewittchen angezeigt. Rechtfertigt die Direction den ihr vorangebenden guten Ruf, so wird dieselbe auch bei uns in Schönberg lohnende Einnahme finden.
- In Neustrelitz ist am 10. Februar der Lieutenant Wilhelm v. Storch beim Schlittschuhlaufen auf dem Zierker See ertrunken indem derselbe sich auf zu dünnes Eis wagte.
- Interessant war die Begegnung des Kaisers Wilhelm auf dem Balle des Kronprinzen mit den beiden arabischem Häuptlingen, welche den Afrikareisenden Dr. Flegel nach Berlin begleitet haben. In ihren orientalischen Gewändern und mit dem großen Turban auf dem dunkelbraunen Haupte schaarten sie den Kreis der Ballgäste um sich. Nun näherte sich der Kaiser und sobald er an Dr. Flegel ein paar Worte gerichtet hatte, warfen sich die Fremdlinge vor ihm nieder, küßten zuerst seine Hand und dann die Stelle, auf welcher er gestanden hatte.
- Die Polonaise, die Kaiser Wilhelm auf dem Subscriptionsballe getanzt hat, trägt den Wohlthätigkeitsanstalten in Berlin 33 000 M. ein. Das ist der Ertrag des Balles.
- Die Judengasse in Frankfurt a. M. ist sammt Stammhaus der Familie Rothschild abgebrochen; der Magistrat hat derselben den Namen "Börnestraße" gegeben und den daran stoßenden Judenmarkt die Bezeichnung "Börneplatz" beigelegt.
- Gesenius, hebräische Grammatik, Zumpts und Bröders lateinische und Buttmanns griechische Grammatik, das waren die Leitsterne alter Zeit, welche die Gymnasiasten ex umbra scholæ in lucem academiae führten. Wer gedenkt nicht noch der Zumptschen gereimten Genusregeln? Aus dem Leben des berühmten Orientalisten Gesenius wird folgende Anekdote erzählt: Wenn Gesenius eine Vorlesung über das 1. Buch Mosis (Genesis) ankündigte, so war sein auch sonst immer zahlreich besetztes Auditorium in der ersten Stunde bis auf den letzten Platz gefüllt. Alles harrte der Dinge, die da kommen sollten. Pünktlich mit dem akademischen Viertel erschien Gesenius und eröffnete seine Vorlesung gewohnheitsmäßig mit den Worten: "Meine Herren, die Genesis ist nicht so alt, als man glaubt." Sofort schallendes Gelächter im ganzen Auditorium, wodurch man aber den allgemein verehrten Dozenten nicht beleidigen wollte. Ob er wohl je den Grund davon erfahren? Gesenius hatte nämlich fünf Töchter, welche die Studenten mit dem Namen der fünf Bücher Moses (Genesis, Exodus etc.) belegt hatten. Die älteste war also die Genesis; daher das Lachen.
Elsje.
(Erzählung.)
(Fortsetzung.)
[ => Original lesen: 1885 Nr. 13 Seite 6]Elsje.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]
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