No. 12
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 10. Februar
1885
fünfundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1885 Nr. 12 Seite 1]

Bekanntmachung.

Die Sitzungen des Schwurgerichts bei dem Großherzoglichen Landgerichte in Güstrow für das erste Quartal dieses Jahres beginnen am

Dienstag den 3. März d. J.

Rostock, den 5. Februar 1885.

Der Präsident des Großherzoglichen Ober=Landes=Gerichts.
Dr. Budde.


Anzeigen.

Zur Ausloosung der Geschworenen, welche für die am Dienstag, den 3. März 1885 bei dem hiesigen Landgerichte beginnenden ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichts in die Spruchliste aufzunehmen sind, habe ich auf

Donnerstag, den 12. Februar 1885.
Mittags 12 Uhr,

eine öffentliche Sitzung des Großherzoglichen Landgerichts in dem Sitzungszimmer der Civilkammer I. anberaumt.
Güstrow, den 6. Februar 1885.

Der Präsident des Großherzoglich Mecklenburg=Schwerinschen Landgerichts.
von Amsberg.


Antragsmäßig soll über die zu Lenschow belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitsmanns Johann Heinrich Ernst Dähn daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Dienstag, den 24. Februar 1885,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 3. December 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Oeffentl. Zwangsversteigerung.

Montag, den 16. Februar d. J. Vormittags 10 Uhr beginnend, sollen im Pfandlocal (Gerichtsgebäude) hieselbst:

circa 400 Stück neue lange und kurze Pfeifen, eine große Partie Cigarrenspitzen, größte Posten Pfeifenköpfe, Pfeifenschläuche und Pfeifenröhre pp. Spazierstöcke, 1 Revolver, auch 1 Sopha, Eckschrank, Chatoulle, Tisch, Kleiderständer, Kisten, Hölzer u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Schönberg, den 5. Februar 1885.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Holz=Auction Nr. 19.

Am Freitag, den 13. Februar, Morgens 10 Uhr sollen beim Gastwirth Wienck zu Sülsdorf meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden.

a. Aus dem Sülsdorfer Zuschlage:

ca. 40 Stück Eichen Deichseln.
           8 Rmet. Eichen Kluft.
         14 Fuder Eichen Durchforstholz I.
           1 buchen Nutzholzblock.
ca. 262 Rmet. buchen Kluft und Knüppel.
           7 Fuder buchen Durchforstholz.
         22 Fuder buchen Pollholz.

b. Aus dem Kleinfelder Zuschlag:

         13 Fuder Eichen Durchforstholz II. u. III. aus dem Schälschlage.
Schönberg, den 4. Februar 1885.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.           


Holz=Auction Nr. 20.

Am Sonnabend, den 14. Februar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Michaelsen zu Selmsdorf.

Aus den Hohemeiler-Tannen:

154 Rmet. tannen Kluft.
250 Rmet. tannen Knüppel.
  40 Fuder tannen Durchforstholz I, II u. III.
  60 Rmet. tannen Rodestämme.
Schönberg, den 4. Februar 1885.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.            


Holz=Auction Nr. 21.

Am Montag, den 16. Februar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirth Eckmann zu Carlow.

a. Aus dem Sahmkower Holze:

    1 Loheichen Nutzholzblock.

b. Aus dem Röggeliner Holze:

14 Rmet. Eichen Kluft I, II und Knüppel.
    6 Fuder Eichen Durchforstholz I Cl.
    1 Fuder Eichen Pollholz.
    1 buchen Nutzholzblock.
240 Rmet. buchen Kluft II und Olm.
  20 Fuder buchen Pollholz.
    2 tannen Kiepenhölzer.

[ => Original lesen: 1885 Nr. 12 Seite 2]

  14 Rmet. tannen Kluft I und II Cl.
  16 Fuder Fauleschen Olm.

c. Aus dem Cronscamper Zuschlage:

37 Rmet. Eichen Kleinknüppel.
Schönberg, den 4. Februar 1885.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.           

Holz=Auction Nr. 22.

Am Mittwoch, den 18. Februar, Morgens 10 Uhr sollen im Carlower Holze an Ort und Stelle meistbietend bei freier Concurrenz verkauft werden:
          6 Fuder Eichen Durchforstholz I Cl.
        87 Fuder Buchen Durchforstholz I. und II. Cl.
Versammlung der Käufer auf dem Röggeliner Damm beim Schlagbaum.
Schönberg, den 5. Februar 1885.

Der Oberförster:       
C. Hottelet.          


Holzverkauf.

Am Dienstag, den 17. Februar d. Js. sollen im Forstbezirke Schattin des Israelsdorfer Forstreviers meistbietend verkauft werden:
      3 Buchen Nutzhölzer = 1,69 Festm., 60 Rmet. Buchen, Eichen, Ellern und Birken Kluft= und Knüppelholz, 30 Haufen Eichen und Weiden Stangen (für Kiepenmacher brauchbar), 80 Haufen diverses Buschholz.
      Der Verkauf beginnt Vormittags 11 Uhr in der Nähe der Holzvogtwohnung zu Schattin.
      Israelsdorf im Februar 1885.

Der Oberförster:               
Stockmann.       


Es ist eine Parthie auf den Wiesen der Forstverwaltung gewonnenen

Dachrohres

(circa 18000 Bund) zum Preise von 5,50 M. bis 6 M. per Großhundert durch Unterzeichneten zu verkaufen.
Israelsdorf per Lübeck.

Oberförster Stockmann.       


Unterzeichnete beabsichtigen ihr altes Schulhaus mit Garten öffentlich meistbietend am Sonnabend den 21. d. M. Mittags 12 Uhr im Kruge hieselbst zu verkaufen.
Bedingungen sind vorher bei den Unterzeichneten zu erfahren.

Dorfschaft Duvennest.       


Diejenigen Interessenten der hiesigen Feuerassecuranz, welche mit ihrem Beitrag für 1884 noch restiren, werden hierdurch aufgefordert, denselben binnen 14 Tagen zu berichtigen, widrigenfalls derselbe im Wege der Execution wird eingefordert werden müssen.
Schönberg, den 9. Februar 1885.

Die Direction.
C. J. W. Burmeister.       F. Stüve.


Hagelschaden=Versicherungs=Verein
für Mecklenburg=Schwerin und Strelitz.

Die 32. ordentliche Generalversammlung der Herren Vereinsmitglieder wird

am 5. März d. J., Morgens 11 Uhr,

zu Schwerin in "Stern's Hotel" stattfinden, und kommen folgende Gegenstände zur Verhandlung:

1. Bericht über die im Jahre 1884 stattgehabte Verwaltung und Vorlage der Rechnung vom 1. März 1884/5, sowie der revidirten Rechnung pro 1883/4.
2. Wahl eines zweiten Rechnungs=Revisors.
3. Wahl neuer Districts=Vorsteher für die nach Ablauf ihrer Dienstzeit im 1., 4., 5., 6. und 7. District statutenmäßig ausscheidenden Herren, sowie Wahl der Substituten für dieselben.
4. Wahl neuer Taxanten für diejenigen Herren, deren Dienstzeit abgelaufen.
5. Beschlußnahme über Vereins=Angelegenheiten, welche von der Direktion zur Entscheidung der General=Versammlung gestellt werden, namentlich den §. 35 der Statuten dahin abzuändern, daß für die Berechnung des Werthes der versicherten Früchte, statt bisher die Preise am 1. November, künftig die Preise am 15. October jeden Jahres normiren sollen.

Die Herren Vereins=Mitglieder werden ersucht, sich zahlreich einzufinden.
Grevesmühlen, den 31. Januar 1885.

Die Direction:
M. v. Leers auf Mühlen=Eixen.


      Zu der Ehrengabe, welche laut Aufruf des Centralcomites vom 19. v. M. unserm Reichskanzler Fürsten Bismarck am 1. April d. J. zu seinem 70sten Geburtstage von der deutschen Nation dargebracht werden soll, bin ich bereit Beiträge zur Weiterbeförderung an die Centralstelle in Berlin entgegen zu nehmen. Auch werden die Herren Postagenten Borchert in Carlow, Buschow in Selmsdorf und Icke in Lüdersdorf etwaige Beiträge mir bereitwilligst zuführen. Der Bedeutung einer Ehrengabe entsprechend, sind auch die kleinsten Beiträge willkommen.
      Schönberg, den 1. Februar 1885.

                          Krüger, Postmeister.


Särge

von Eichen= & Tannenholz hält stets vorräthig und empfiehlt

Kiel & Rindfleisch.


Gothaer Lebensversicherungsbank.

Versich.=Bestand am 1. Jan. 1885: 64 560 Personen mit 467 460 000 M.
Bankfonds am 1. Jan. 1885: ca. 121 600 000 M.
Versicherungssumme ausgezahlt seit Beginn ca. 156 000 000 M.

Neu Beitretende haben Sich bei der Antragstellung für das alte oder neue Dividendensystem zu entscheiden.
Alles Nähere zu erfragen bei

Wilh. Schrep.       


[ => Original lesen: 1885 Nr. 12 Seite 3]

Den Empfang persönlich eingekaufter

Neuheiten

für das Frühjahr und zur Confirmation erlauben wir uns ergebenst anzuzeigen.

Gebr. Burchard.       


Wir empfehlen zu sehr billigen Preisen:
Einen großen Posten: schwarzer reinwollner Cachemirs, farbiger hübscher Kleiderstoffe, Tuche u. Buckskins zu Anzügen.

Gebr. Burchard.       


Rheumatismuskranke.
Rückenmarks= u. Nervenleidende
finden Heil
Wannack & Schmidt, Hamburg,
Herrengraben 79. Prospecte gratis.

Ich erhielt durch Herrn Ehrke, hier, eine Flasche von Ihrer "garantirten Essigsäure." Dieselbe hat mir gegen rheumatische Leiden gute Dienste gethan und da ich die Flasche bald verbraucht habe, bitte mir doch sofort wieder eine Flasche per Nachnahme zu senden.

Achtungsvoll
J. Ott,  Stettin, Mittwochstraße 15.
Niederlage  Emil Jannike  in Schönberg.


1. älterer Pfarrer

welcher seit vielen Jahren vollständig kahlköpfig war, erhielt durch ein einfaches Verfahren sein vollständiges Haar wieder,
und bin ich bereit, gleich Leidenden die Anweisung zu diesem Verfahren gratis franco zu übersenden Briefe unter "Pfarrer" postlagernd Postamt 29 Berlin S.W. erbeten.


Dr. Buddenberg
von der Reise zurückgekehrt.                                                                              
Ratzeburg, den 8. Februar 1885.                                                    


No. 381.

Unwiderruflich!
--------------------------------------------------
Ein Mark-Loose
10 700 Geldgew. zus. Mark 75 000
Hauptgewinn:
M. 25 000 Ziehung 5. Februar 1885.
===========
Tölzer-Veteranen 50 Pf. Loose
500 Gewinne i. W. v. M. 8000
Ziehung 2. März 1885.
Wenn vergriffen, gewähre nächstziehende Loose als Ersatz.
===========
Pferde-Loose à Eine Mark
2000 Gewinne im Werthe v. M. 80 000
darunter 10 000 M. baar.
Ziehung Mitte April 1885.
Bestellungen bitte 30 Pfg für Ziehungsliste und Frankatur beizufügen.
Alb. Roesl, Generalagent,
München.


Ulmer Dombau-Loose
Ziehung 23/25 Februar 1885.

Geldgew. 75 000 M. etc. baar ohne Abzug. Nur Original Loose versende incl. fro. Zusendung von Loos und amtl. Gew.=Liste gegen Eins. v. 3,50 p. Stück, 6 Stück 20 M. Der Hauptcoll. A. J. Pottgießer, Köln. Wird Einschr. gew. sind 20 Pfennig (Mecklenburg). beizufügen.


Jürgensen & Robschuld,
Lübeck, Breitestraße 959.
Vollständiges Magazin
von Haus= und Küchengeräthen,
Lager von Werkzeugen, Eisen- und Kurzwaaren.


Feuerversicherungsbank für Deutschland zu Gotha.
Bekanntmachung.

Nach dem Rechnungsabschluß der Bank für das Geschäftsjahr 1884 beträgt die in demselben erzielte Ersparniß:

75 Prozent

der eingezahlten Prämien.
Die Banktheilhaber empfangen neben einem Exemplar des Abschlusses, ihren Dividenden=Antheil in Gemäßheit des zweiten Nachtrags zur Bankverfassung der Regel nach beim nächsten Ablauf der Versicherung, beziehungsweise des Versicherungsjahres, durch Anrechnung auf die neue Prämie, in den in obigem Nachtrag bezeichneten Ausnahmefällen aber baar durch die unterzeichnete Agentur, bei welcher auch die ausführliche Nachweisung zum Rechnungabschluß zur Einsicht für jeden Banktheilnehmer offen liegt.
Schönberg im Februar 1885.

Wilh. Schrep,                          
Agent der Feuerversicherungsbank f. D. zu Gotha.     


[ => Original lesen: 1885 Nr. 12 Seite 4]

Zu ermäßigten Preisen verkaufen wir billigstens unsere rühmlichst bekannten
Erdnußkuchen Qualität AI.
Höchster Gehalt.                          Vorzüglichste Substanz
Größte Verdaulichkeit des Proteins.
Gehalt 48-52% Protein, 7 - 9 % Fett,
Verdaulichkeit des Proteins 91 - 96 %
Ferner:                                                                              
Erdnußkuchen in Mittel Qualität bis zu den billigsten Sorten,
Baumwollsaatkuchen neuer Erndte,
Cocus und Sesamkuchen
Mehl und Schrot.
aus allen Sorten auf eigener Dampfmühle hergestellt, sowie
Erdnuß=Kraftfutter für Pferde.
Alles unter Gehalts=Garantie und Controle der Versuchsstation Rostock.
                                                                              Achenbach & Co., Hamburg.


Heute Mittag 12 Uhr entschlief sanft und ruhig nach langem Leiden unser innigstgeliebter Sohn Heinrich im fast vollendeten 22sten Lebensjahre. Um stille Teilnahme bitten

die tiefbetrübten Eltern           
P. Ahrendt und Frau.           

Schönberg, den 6. Februar 1885.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 11. Februar, Nachmittags 2 Uhr vom Trauerhause aus statt.


Mecklenburgische Bank in Schwerin i. M.
Status pro ult. Januar 1885.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Am 31. Dezember 1885
findet die allerletzte Ziehung der Großherzl. Badischen fl. 35. Loose v. J. 1845 statt. Solide tüchtige Agenten werden für den Verkauf bei äußerst coulanten, günstigen Bedingungen angestellt. Offerten an
Bankhaus Max Grünwald Frankfurt a. M.


Gesucht zum 1. April ein ordentliches älteres

Dienstmädchen

bei hohem Lohn. Gute Zeugnisse erforderlich, Meldungen bei Frau v. Zangré, Lübeck, Kaufberg 2.


Agentur der Mecklenburgischen Bank
für
Schönberg und Umgegend.

Die Mecklenburgische Bank vergütet zur Zeit für Einlagen
gegen Sparbücher 4 pCt.
gegen Schuldverschreibungen der Bank bei 6 monatl. jederzeit gestatteter Kündigung auf 6 Monate fest und auch von Termin zu Termin 4 pCt.
bei 3 monatl jederzeit gestatteter Kündigung oder auf drei Monate fest 3 1/2 pCt.
bei 14tägiger Kündigung 3 1/4 pCt.
bei kürzerer, jedoch mindestens 4tägiger Kündigung 3 pCt.
im Baar Conto Corrent 3 pCt.
Und bewilligt Darlehen gegen genügende Sicherheit.

Wilh. Schrep.       

Schönberg i/M.


Sparbücher und Schuldverschreibungen der Mecklenburgischen Bank in Schwerin mit 4 %   verzinslich sind kostenfrei zu beziehen, Baarcontocorrent mit 3 % Verzinsung wird vermittelt durch

Wilh. Schrep.       

Schönberg i./M., nach dem Termin.


Verloren auf dem Wege von Wendorf bis Resdorf am Sonnabend den 7. Februar ein Portemonnaie mit 7 M. und einem goldenen Ringe. Der Finder wird ersucht, das Verlorene abzugeben gegen Belohnung in d. E. d. Anz. zu Schönberg.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1885 Nr. 12 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 12 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstenthum Ratzeburg.
Schönberg, den 10. Februar 1885.


Nach der Erinnerung sämmtlicher Besucher ist der Subscriptionsball im Berliner Opernhause noch nie so stark besucht gewesen als diesmal. Trotz der riesenhaften Ausdehnung des Saales war es ein förmliches Gedränge, in welchem die Besucher buchstäblich fest eingekeilt waren und kaum Arm und Fuß regen konnten. Den Grund wußte Jeder, denn es herrschte nur ein Verlangen: den Kaiser wieder gesund und wohl zu sehen. Zweimal war der Ball wegen des eingetretenen Unwohlseins des hohen Herrn verschoben worden und es war daher begreiflicherweise diesmal die Spannung auf's Höchste gestiegen. Die Erwartung Aller sollte auf's Freudigste erfüllt werden. Der Kaiser sah wohl und munter aus, eine doppelte Befriedigung leuchtete aus seinen Zügen und in altgewohnter Weise sah man ihn wieder an die Spitze des Hofes sich stellen und die Polonaise durchführen.
Prinz Albert von Altenburg, der sich mit der verwittweten Prinzessin Heinrich verlobt hat, ist 42 Jahre alt und Commandeur der 3 Brigade der Garde=Cavallerie in Warschau ein hochgewachsener, stattlicher Herr mit einnehmenden Gesichtszügen. Die Braut verlebte ihre Wittwenjahre im Winter im Haag, im Sommer auf dem Landsitze Soestdyk.
Officiös wird jetzt eifrig gegen die Gerüchte von einem baldigen Schluß der Reichstagssession angekämpft. "Wenn der Reichstag ununterbrochen fortarbeitet, ohne jede Verschleppung der Vorlagen in Commissionen, kann er bis gegen Ostern seine Arbeiten erledigen," heißt es Jetzt.
Nach einem dem Bundesrathe vorgelegten Gesetzentwurfe, sollen die Bestimmungen über das Geschworenengericht insoweit abgeändert werden, daß künftig nicht 12 sondern nur 6 Geschworene den Urtheilsspruch zu fällen haben werden. Die Begründung stützt sich namentlich auf das Bestreben, die Erfüllung des Geschworenendienstes für die hierzu herangezogenen Personen zu erleichtern.
Dem unter deutschen Schutz gestellten Gebieten an der Westküste von Afrika ist abermals ein neues hinzugefügt worden. Es liegt an der Küste von Senegambien unter dem 9. oder 10. Grad nördlicher Breite und heißt Capetay, mit dessen König ein regelrechter Vertrag abgeschlossen wurde. Das Aufhissen der deutschen Flagge fand am 2. Januar durch den Corvetten=Capitän Chüden von S. M. Schiff Ariadne in Gegenwart der Offiziere, des Königs von Capitay und vieler Unterthanen statt. Die angrenzenden Gebiete stehen unter französischem Schutz.
Der Kaiser hat das über Reinsdorf und Küchler ausgesprochene Todesurtheil bestätigt, das am 7. Februar Morgens 8 Uhr vollzogen wurde. Rupsch ist zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt.
In Folge telegraphisch eingegangener Order ist am 5. Februar in Hamburg auf dem von Neuyork eingetroffenen Dampfer Bahemia eine Frau sowie zehn Männer von der Polizei in Empfang genommen, durchsucht und verhaftet. Bei den Verhafteten sollen anarchistische Schriften gefunden worden sein.
In Frankfurt a. M. wurden alle Criminalbeamten mit Revolvern bewaffnet.
Bei der deutschen Reichspost sind etwa 80 000 Beamte beschäftigt.
Zu der in diesem Jahre stattfindenden Weltausstellung in Antwerpen haben sich bereits über 800 deutsche Fabrikanten gemeldet.
Sind jemals von einem Kriegsschauplatze widersprechende und wunderliche Nachrichten eingetroffen, so ist es der Sudanesische. Was aber alles bisher Dagewesene weitaus übertrifft, das ist der Fall von Chartum. Chartum, das Bollwerk, in welchem Gordon sich so lange mit Erfolg behauptet, dem General Wolseley, dem siegreichen General Wolseley vor der Nase weggeschnappt - das grenzt an Zauberei, oder der General Wolseley war nicht der Sieger der dreitägigen Kämpfe von el Metammeh. England ist der Vertreter der christlichen Civilisation der arabischen mohamedanischen Barbarei gegenüber, der Fall von Chartum aber ist ein Sieg der letzteren über das erstere, er wird in der mohamedanischen Welt den großartigsten Wiederhall finden und nicht ohne ernste Folgen bleiben können. Nur ein Mittel giebt es, diese Folgen abzuwenden und das ist, daß England sich ins vollständige Einvernehmen mit der Pforte setzt. Die Bundesgenossenschaft Italiens hat diesem moralischen Bündniß gegenüber nur einen untergeordneten Werth und es würde im Interesse der Civilisation zu beklagen sein, wenn England so wenig Verständniß für die Macht eines solchen Bündnisses hätte, um die Hilfe auf der rein materiellen Seite, also bei Italien, zu suchen.
In Paris gährt es wieder gewaltig in der Arbeiterwelt. Es weilen dort Abgesandte aus verschiedenen arbeitslosen Theilen des Landes, insbesondere aus Lyon, denen sich die von der Stadt Paris gewählten zugesellten. Sie fanden sich vor einigen Tagen vor dem Abgeordnetenhause ein und verlangten ungestüm gehört zu werden.
Die Pforte hat an sämmtliche Mächte ein Rundschreiben gerichtet, um gegen jede Besetzung eines Punktes am Rothen Meere ohne ihre Zustimmung zu protestiren.


Die Münchener werden den 70 Geburtstag Bismarcks glänzend feiern, nicht nur mit einer silbernen und goldenen Ehrentafel als Festgeschenk, sondern auch mit einem Festzuge der Künstler etc. durch die Stadt. Am Maximilianum wird die Büste Bismarcks aufgestellt, eine Hymne gesungen und eine Rede gehalten. König Ludwig, alljährlich der erste Gratulant Bismarcks, soll noch Besonderes vorhaben.
- Der wohlthätige Einfluß des Singens auf die Brust ist neuerdings medicinisch nachgewiesen. Es ist Thatsache, daß der verhältnißmäßige Brustumfang, sowie die Leistungfähigkeit der Lungen bei Sängern größer ist als bei Nichtsängern. Damit hängt zusammen, daß bei Sängern zwar mitunter Kehlkopfkatarrhe, aber fast niemals Bronchialkatarrhe vorkommen und daß Sänger an Schwindsucht sehr selten sterben.
- Ein neuer Gedächtnißriese, der in der Kopfrechenkunst das Erstaunlichste leistet, ist am arithmetischen Horizont erschienen und in Leipzig abgestiegen. Seine Leistungen setzen um so mehr in Erstaunen, als es ein Knirps von 9 Jahren ist. Er heißt Philipp Roth und ist ein geborener Ungar. Die Leipziger sind gute Rechenmeister und gerade deshalb imponirt ihnen Philipp Roth erst recht. Um einen Begriff von der Rechenkunst dieses Wunderkinds zu geben, entnehmen wir einiges aus einem Bericht im Leipziger Tageblatt. Das Programm des kleinen Ritter Minusplus ist vielseitig genug, denn er addirt fünf fünfstellige Zahlen, subtrahirt zwei zwölfstellige Zahlen, multiplicirt zwei vierstellige Zahlen, dividirt achtstellige durch vierstellige Zahlen und was dergleichen Aufgaben mehr sind. Mit staunenswerther Geschwindigkeit rechnete er z. B. 8 Jahre 3 Monate 4 Tage und 6 Stunden in Secunden um, multiplicirte 3746 mit 2168, dividirt 44,268 durch 7763, und gab an, wie viel Zinsen 57,450 M. in 208 Tagen bei 3 1/3 Procent geben. Befand er sich einmal mit demjenigen, der ihm das Exempel gestellt, in Widerspruch, so schaute er seinen Examinator ungläubig an, und es stellte sich denn auch bei nochmaliger Prüfung heraus, daß Philipp Roth in seinem Rechte war.

[ => Original lesen: 1885 Nr. 12 Seite 6]

- In Wiesbaden hatte sich der Opernsänger Philippi, der in einer Villa außerhalb der Stadt wohnt, eine große Dogge angeschafft. Als dieser Tage seine Frau und Tochter sich in der Küche zu schaffen machten, fiel das böse Thier über sie her und zerfleischte sie so fürchterlich, daß an der Rettung ihres Lebens gezweifelt wird. Das Thier mußte von herbeieilenden Arbeitern todtgeschlagen werden.
- In Frankfurt starb kürzlich ein armer gebrechlicher Mann, der stets das Mitleid seiner Nebenmenschen erregt hatte. In seinem Nachlasse fanden sich 30 000 Mark.
- Der neue Münchhausen erzählte folgende Jagdgeschichte und wurde im Jagdclub sofort zum Ehrenmitglied aufgenommen: "Eine größere Gesellschaft von Jägern befindet sich mit ihren Hunden in einer Waldschänke, die Tugenden der Hunde nach Möglichkeit herausstreichend. In Folge eines Vorschlages machen die Jäger den Versuch, ihre Hunde ein Stück glühende Kohle apportiren zu lassen; aber selbst die gehorsamsten folgen diesmal dem Befehle nicht. Nur "Caro", der älteste der Gesellschaft, steht einen Augenblick unentschlossen vor dem unangenehmen Ding, dann - war es Zufall oder Ueberlegung - begeht er etwas, was er als gut erzogener Hund sonst nie im Zimmer zu thun pflegte und bringt in nächster Secunde seinem Herrn das ausgelöschte Kohlenstück"
- Aus dem Juristen=Examen. Examinator: Wer hat in dem gegenwärtigen Prozeß die Kosten zu tragen? Candidat: Der Betreffende.


Elsje.
[Erzählung.]
(Fortsetzung.)


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