[ => Original lesen: 1885 Nr. 10 Seite 1] Nr. 2 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
II. Abteilung:
(1.) Bekanntmachung zur Ausführung der deutsch=belgischen, sowie der deutsch=italienischen Literar=Convention.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die ausschließlich für Betriebe der Militärverwaltung errichteten Betriebs= (Fabrik=) und Bau=Krankenkassen.
(3.) Bekanntmachung, betreffend die Marschverpflegungsgelder pro 1885.
(4.) Bekanntmachung, die Beschädigung der Telegraphenanlagen betreffend.
Die dritte Berathung des Etats im Reichstage soll am Freitag den 6. Februar ihren Anfang nehmen; es wird dabei sofort zu erneuter Debatte bezw. Abstimmung über den viel besprochen Posten von 20 000 M. für eine neue Directorstelle im Auswärtigen Amte kommen.
Die Congo=Conferenz hat am 31. Januar ihre eigentlichen Arbeiten beendet; es erübrigt nur noch die Feststellung der Schlußakte.
Der muthmaßliche Mörder des Polizeiraths Rumpff, Julius Lierske, ist im Gefängniß stets unter strengster Bewachung; an Händen und Füßen trägt er Fesseln. Seit seiner Ueberführung nach Frankfurt war er nicht zu bewegen, auch nur Ein Wort zu sprechen. Für die Personen, welche ihn beobachten, hat er nur ein höhnisches Lächeln. Jede Nacht weckt man ihn mehremale plötzlich, um ihn zu einer Aeußerung zu veranlassen, jedoch auch dies hatte bisher keinen Erfolg. Indeß haben sich die Beweismittel gegen ihn derart gehäuft, daß seine Schuld zweifellos erscheint. Was die Ausführung der Mordthat anbelangt, so wurde festgestellt, daß der Mörder Dr. Rumpff mit der linken Hand packte und dessen Ueberzieher aufriß, dann mit einem in der rechten Hand gehaltenen Messer von oben nach unten stieß und sich dabei selbst an der linken Hand verwundete. Die Umgebung des Gefängnisses wird sorgfältig bewacht. Die Criminal=Polizei hat eine ansehnliche Verstärkung erhalten.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger besitzt jetzt 88 Rettungsstationen, davon 51 an der Nordsee und 47 an der Ostsee. Vom 1. April 1883 bis zum 31. März 1884 sind von den Stationen der Gesellschaft 88 Personen vom Tode gerettet worden. Damit ist die Gesammtzahl der seit dem Bestehen der Gesellschaft (1865) bis zum 1. April v. J. durch die Rettungseinrichtungen der Gesellschaft geretteter Menschenleben auf 1482 gestiegen.
In der Legislatur des Staates New=York ist ein zweiter Gesetzentwurf zur Verhinderung und Bestrafung von Dynamitverbrechen eingebracht worden. Diese Vorlage bestimmt, daß jede Person, die Dynamit zu fabriciren beabsichtigt, dazu die behördliche Erlaubniß erlangen und Buch über die Namen aller Personen, an die Dynamit verkauft wird, führen muß. Die Maximalstrafe für Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des Gesetzes ist auf fünf Jahre Gefängniß und 5000 Dollars Geldbuße festgesetzt.
- Ein lustiges Preisausschreiben hat die Jagdzeitung Waidmannsheil in Klagenfurt erlassen: Die Redaction bestimmt einen Hirschfänger mit der Widmung: Dem Meister im Jägerlatein Demjenigen, der ihr die beste Geschichte über waidmännische Großsprecherei liefert. Als zweiten Preis spendet Herr F. A. Keller die Chronik der Jagdbeute von Raoul v. Dombromski in Prachtband. Wer an dieser Wettbewerbung theilzunehmen beabsichtigt, hat seine Arbeit bis Mitte März dieses Jahres an die Redaction des genannten Blattes in Klagenfurt, mit genauer Adresse versehen, einzusenden. Das Preisrichteramt haben die Herren Raoul Ritter Dowbrowski und Oberförster Julius Diensthuber gemeinsam mit der Redaction übernommen.
- Bellachini, der kürzlich verstorbene Taschenspieler, war wirklich ein Tausendkünstler. Der Kaiser Wilhelm ließ ihn einmal in seinen Palast kommen und lachte über die hübschen Kunststücke. Das benutzte Bellachini. Wollen Majestät nicht die Gnade haben, mit Ihrer Feder die Worte zu schreiben: "Bellachini versteht nichts?" - Der Kaiser wollte schreiben, aber die Feder versagte den Dienst. Darauf bat B. die Worte zu schreiben: "Bellachini ist ein Hofkünstler." Sofort parirte die Feder, und der Kaiser sagte lächelnd: "Ein deutscher Kaiser hält wein Wort und um so mehr, was er geschrieben hat."
- Das Gegenstück jenes Nachtwächters, der in seinem Orte eine Menge Diebstähle begangen hatte, ist ein Pariser Polizist, der den Hauptmann einer Räuberbande spielte. Kürzlich wurde in Faubourg Sant=Denis ein Dieb auf der That ertappt. Vor dem Polizeicommissar geführt, suchte er sich herauszureden und berief sich auf den Polizisten Charles als einen seiner Freunde. Der Commissar war darob sehr neugierig und ließ den Polizisten holen. Er fragte nun Beide aus und brachte schließlich heraus, daß Charles das Haupt einer Diebesbande sei. Er hat etliche fünfzig Einbruchdiebstähle eingestanden, die unter seiner Leitung ausgeführt wurden. Während seine Leute in einem Hause "arbeiteten," ging er in Uniform an demselben auf und ab, wodurch aller Verdacht, jegliche Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Deshalb ging es bei den Diebstählen auch wie geschmiert: die Diebe wurden nie gestört und nie betroffen. Ohne die Ungeschicklichkeit des Mitgliedes, welches auf eigene Faust arbeiten wollte, wäre die Bande gewiß noch nicht entdeckt worden.
- Ein Original "Kalauer". Eisenbahn=Reisender A: Fallen Ihnen nicht die vielen Tunnels dieser Bahn auf? B: O gewiß nicht. Mir grade am wenigsten, da die Bahn in meiner Heimath so viele Tunnels hat, daß deren Direction gar keine Tagesbillets ausgeben lassen kann.
- Alles in Ordnung. Ein ungarischer Gutsbesitzer fuhr mittels Eisenbahn nach Hause. Am Stationsplatze erwartete ihn sein Kutscher Ferenz mit dem Wagen. Unterwegs entwickelte sich folgendes Gespräch: "Alles in Ordnung zu Haus? - "Alles in Ordnung, Gnaden Herr Baron!" - (Nach einer Weile) Ferenz: "Karo ist krepirt!" - Gutsherr: "Karo? Mein Lieblingshund? Warum ist krepirt?" - Ferenz: "Weil zu viel bratenes
[ => Original lesen: 1885 Nr. 10 Seite 2]Pferdefleisch gegessen hat." - Baron: "Wie kommt Hund zu bratenes Pferdefleisch?" - Ferenz: "Weil acht Pferd' verbrennt." - Baron: "Acht Pferd' verbrennt? Wie ist das g'scheh'n?" - Ferenz: "Wie Schloß ist abbrennt." - Baron: "Isten! Mein Schloß abbrennt? Wie is Unglück g'schehn?" - Ferenz: "Weil bei Aufbahrung von Schwiegermutter brennende Kerzen umgefallen sein." - Baron: "Himmel! Is denn Schwiegermutter gestorb'n?" - Ferenz: "Hat Schlag troffen, weil gnädige Frau Gemahlin mit Husarenrittmeister durchgegangen is."
- 'Reingefallen. Ein Amerikaner, dem ein Langfinger auf der Stadtbahn mal einen Streich gespielt, dachte eines schönen Morgens halt, euch will ich's schon heimzahlen. Er steckte also eine leere Brieftasche ein mit einem Zettel, worauf geschrieben stand: Diesmal bist Du angeschmiert, Spitzbube, - setzte sich auf die Stadtbahn und fuhr seine Strecke. Als er ausstieg, fand er zu seiner Verwunderung die Brieftasche noch im Rock, aber auch den Zettel, nur mit dem Unterschied, daß unter seinem Epigramm ein anderes stand, lautend: Das ist ein fauler Witz, Sie sind ein dummer Junge.
Elsje.
[Erzählung.]
[ => Original lesen: 1885 Nr. 10 Seite 3]Elsje.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]
Anzeigen.
Oeffentliche Zustellung.
Die Firma W. Prilloff zu Lübeck, vertreten durch den Rechtsanwalt Lauenburg zu Gadebusch klagt gegen den Büdner F. Dettmann zu Woitendorf, angeblich zuletzt in Meteln bei Schwerin wohnhaft, jetzt unbekannten Aufenthalts, wegen Forderung mit dem Antrage den Beklagten zur Zahlung von 300 Mark nebst 4 % Zinsen seit Antoni 1883 bis zu Johannis 1883 und 5 % Verzugszinsen seit Johannis 1883 zu verurtheilen und das Urtheil für vorläufig vollstreckbar zu erklären und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Großherzogliche Amtsgericht zu Schönberg auf
Dienstag, den 6. Februar 1885,
Vormittags 11 Uhr.
Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
W. Wetzel, Protocollführer,
als Gerichtsschreiber des Großherzogl. Amtsgerichts.
Holz=Auction Nr. 18.
Am Donnerstag, den 5. Februar, Morgens 10 Uhr beim Gastwirt Thies zu Ziethen
a. Aus dem Garnseerholze:
51 Fuder buchen Durchforstholz
60 Fuder buchen Pollholz
3 Fuder birken Pollholz
b. Aus dem Bahlen:
40 Fuder buchen Pollholz.
Schönberg, den 28. Januar 1885.
Der Oberförster:
C. Hottelet.
Holz=Auction in Lübeck.
Am Freitag, den 6. Februar c., Vormittags 10 1/2 Uhr anfangend, soll in der Wirthschaft der Frau Bannow Wittwe Dammanns=Thurm.
ca. 2000 Zwölfter
ebenkantige und
Wahlbretter
durch den Unterzeichneten in öffentlicher Auction meistbietend verkauft werden. Verzeichnisse sind beim Unterzeichneten kostenfrei zu erhalten.
Lübeck, den 22. Januar 1885.
G. Olrogge,
beeid. Auctionator.
Gegen Ende Februar kommen bei Thurower Horst zur Auktion:
Buchen Blankholz
Buchen Fadenholz
Buchen Knüppelholz
Buchen Durchforstungsholz
Bohnenstangen u. Koppelschleete,
Nähere Anzeigen folgen.
Gr. Thurow, im Januar, 1885.
Die Gutsherrschaft.
Zu der Ehrengabe, welche laut Aufruf des Centralcomites vom 19. v. M. unserm Reichskanzler Fürsten Bismarck am 1. April d. J. zu seinem 70sten Geburtstage von der deutschen Nation dargebracht werden soll, bin ich bereit Beiträge zur Weiterbeförderung an die Centralstelle in Berlin entgegen zu nehmen. Auch werden die Herren Postagenten Borchert in Carlow, Buschow in Selmsdorf und Icke in Lüdersdorf etwaige Beiträge mir bereitwilligst zuführen. Der Bedeutung einer Ehrengabe entsprechend, sind auch die kleinsten Beiträge willkommen.
Schönberg, den 1. Februar 1885.
Krüger, Postmeister.
Von jetzt an stehen ein brauner und ein schwarzer
Hengst
bei mir zum Decken.
Schlag=Resdorf. J. Hecht.
Vor einiger Zeit ist mir ein großer
Schäferhund
zugelaufen, den der Eigentümer gegen Erstattung der Futterkosten und Insertionsgebühr wieder in Empfang nehmen kann.
Nachtwächter Clasen.
[ => Original lesen: 1885 Nr. 10 Seite 4]Gothaer Lebensversicherungsbank.
Versich.=Bestand am 1. Jan. 1885: 64 560 Personen mit 467 460 000 M.
Bankfonds am 1. Jan. 1885: ca. 121 600 000 M.
Versicherungssumme ausgezahlt seit Beginn ca. 156 000 000 M.
Neu Beitretende haben Sich bei der Antragstellung für das alte oder neue Dividendensystem zu entscheiden.
Alles Nähere zu erfragen bei
Wilh. Schrep.
Unwiderruflich
5. Februar 1885
Ziehung
der
Wohltätigkeits-Lotterie
für bedürftige Frauen und Mädchen.
75,000 Mark
baar Geld - ohne Abzug.
Preis des Looses 1 Mk.
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Sodann ohne Verschub
Anfang März 1885
Tittlinger
kath. Kirchenbau=Lotterie.
Hauptreffer: 60,000 M., 30,000 M. |
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151,500 Mk. baar Geldgewinne.
Preis des Looses 2 Mk.
Beide Loose 3 Mk. Für Porto und Liste 30 . beifügen.
Die General=Agentur A. & B. Schuler, München |
Statt besonderer Meldung.
Heute Morgen 5 1/2 Uhr entschlief sanft nach kurzem Leiden mein lieber Sohn, unser Bruder und Schwager Gustav Reinhold im 37. Lebensjahre. Tief betrauert von
den Hinterbliebenen.
Lübeck, den 30. Januar 1885.
NB. Die Beerdigung findet in Schönberg am 3. Februar nachmittags 3 Uhr statt.
Heute morgen 2 Uhr entschlief sanft die Wittwe Friederichs geb. Grünthal im Alter von 89 Jahren. Dieses widmen allen Freunden und Bekannten
Die Hinterbliebenen.
Schönberg, den 31. Januar 1885.
Die Beerdigung findet Mittwoch, nachmittags 2 Uhr statt.
Allen Denen, die meinen lieben Mann und unsern Vater zu seiner letzten Ruhestätte beleiteten, sagen wir hiedurch unsern aufrichtigsten Dank.
Wittwe Beckmann
und Kinder.
Petersberg, den 31. Januar 1885.
Allen Denen, welche unsere liebe Mutter die letzte Ehre erwiesen und zu ihrer Ruhestätte geleitet, sowie den Sarg mit Kränzen geschmückt, sagen wir unsern innigsten Dank.
H. Maass und Frau,
geb. Dehn.
Gesucht wird zu Ostern in Schönberg
ein junger Knecht.
Wo? zu erfragen in der Expedition der Anzeigen.
Sparbücher und Schuldverschreibungen der Mecklenburgischen Bank in Schwerin mit 4 % verzinslich sind kostenfrei zu beziehen, Baarcontocorrent mit 3 % Verzinsung wird vermittelt durch
Wilh. Schrep.
Schönberg i./M., nach dem Termin.
Donnerstag, den 5. Februar
Große Maskerade.
Entree für Masken 1. M. Spersitz 1,25 M.
Gallerie 75 . à Person. Anfang 7 1/2 Uhr.
Maskengarderoben der Herren Kloth & Kaphengst aus Lübeck sind vorher in meinem Locale zu haben.
Schönberg. J. Köster.
Wittwe.
Getreide=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck. [Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
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