[ => Original lesen: 1884 Nr. 101 Seite 1] Des hl. Weihnachtsfestes wegen erscheint die nächste Nummer am Dienstag, d. 30 d. M.
Anzeigen.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Schlagsdorf, welche Johannis 1885 aus der Pacht fällt, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainen=Amte Termin auf
Sonnabend, den 3. Januar 1885,
Vormittags 11 Uhr,
anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden. - Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Kollegio bleibt die Wahl unter den drei annehmlich Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpön von 6000 Reichsmark zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeit, sowie über das zur Annahme der Pachtung erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contractsbedingungen können in der hiesigen Domainenamts=Registratur eingesehen und die Pachtung, nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Schlagsdorf, in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 23. November 1884.
Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
Zu dem Nachlasse des in der Nacht vom 11. bis 12. Juli 1882 zu Lankow ohne Hinterlassung eines Testaments verstorbenen Arbeiters Hans Krützmann sind bisher zu den Acten legitimirt:
a, die Ehefrau des Arbeitsmanns H. Steen, Anna geb. Lewrenz zu Moorgarten,
b, die unverehelichte Elisabeth Korff, gen. Ewers zu Lübeck,
c, der Kupferschmied Joachim Lewrenz, dessen Aufenthaltsort unbekannt ist.
Es werden nun alle diejenigen, welche ein näheres oder gleich nahes Erbrecht an den Nachlaß des Verstorbenen zu haben vermeinen, auf den
am 7. Januar 1885,
Vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Amtsgerichte anberaumten Termine unter dem Nachtheil geladen, daß, wenn sie sich in dem bezeichneten Termin nicht melden und legitimiren, der Nachlaß den oben bezeichneten Erben ausgeantwortet und ihnen das Erbenzeugniß ertheilt werden soll, und daß ferner die sich nach der Präclusion meldenden näheren oder gleich nahen Erben alle Handlungen und Dispositionen derjenigen, welche in die Erbschaft eingetreten, abzuerkennen und zu übernehmen schuldig sein sollen.
Schönberg, den 18. September 1884.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
G. Arndt.
In der Nacht vom 11./12. d. M. ist in einem Hause zu Schönberg ein Einbruchsdiebstahl begangen und ist die Vermuthung begründet, daß eine in einiger Entfernung von dem Thatort aufgefundene ziemlich neue Mütze von schwarzseidenem Zeuge mit eingewebten Pferdeköpfen auf dem Mützenrand dem Thäter gehört. Zur Ermittlung desselben bitte ich um schleunigste Mittheilung von Verdachtsgründen, welche zur Entdeckung des Eigenthümers dieser Mütze führen können.
Neustrelitz, den 15. December 1884.
Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.
A. Brandt.
Am Sonnabend, den 3. Januar 1885 von Vormittags 9 1/2 Uhr an, sollen beim Gastwirth Staack hieselbst die zum Maler Herzbergschen Concurse gehörigen Nachlaßsachen öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Es kommen zum Aufgebot:
Mannskleidungsstücke, 1 Bürger=Uniform incl. Degen und Chärpe, das vorhandene Malergeräth, 1 Farbenmühle, Ackerwalze, 2 Stehleitern, Oele, Siccativ und Lack, 1 Farbenschrank und Malertisch, 1 Handwagen, circa 11 Mille Torf und 2 Meter kleingemachtes Holz, etwas Haus=, Küchen und Ackergeräth und was sonst vorhanden ist.
Schönberg, den 20. December 1884.
Staffeldt, Gerichtsvollzieher.
Indem wir für die zu einer Weihnachtsbescheerung armer Kinder uns zugegangenen Liebesgaben unsern herzlichsten Dank hierdurch aussprechen, verfehlen wir nicht, alle gütigen Geberinnen und Geber zu der am Dienstag den 23. Decbr. Nachmittags 6 Uhr im Real=Schulhause stattfindenden Bescheerung freundlichst einzuladen.
Schönberg, den 22. December 1884.
Kaempffer. Langbein.
Ersparniß= und= Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist zur
Zinszahlung
vom Sonnabend, den 27. Dezember d. J.,
bis Mittwoch, den 31. Dezember d. J.,
von
8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag, den 28. Dezember d. J.
jedoch nur
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.
Schönberg, den 15. Dezember 1884.
Das Directorium.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 101 Seite 2]Vom 19. August d. J. bis heute sind nachfolgende Verluste bei unserem Verein angemeldet:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
und werden unsere Mitglieder ersucht, zur Deckung dieser Schäden und der Verwaltungskosten einen Beitrag
80 Pf. pro 100 Mk. Versicherungssumme
am Montag, den 29. December d. J., Morgens 10 Uhr,
im Boye'schen Gasthause hieselbst einzuzahlen.
Schönberg, den 15. December 1884.
Direction des Viehversicherungsvereins im Fürstenthum Ratzeburg.
As. Ahrendt. Wilh. Heincke.
Eingemachte Früchte
aus der Fabrik der Herrn Gebr. Stollwerk a/R. als:
Birnen,
Erdbeeren,
Heidelbeeren,
Pfirsiche,
Reineclauden,
in Büchsen von 1,20 M. bis 1,60 M.
empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Große Citronen
empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Ger. hies. Speck
pro Pfund 80 . empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Besten Engl. Syrup,
sowie sämmtliche Gewürze empfiehlt in bester Waare
A. Wigger Nachfolger.
Wall= und Haselnüsse
empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Endgültig Nr. 369
Ziehung d. 29. December 1884
der
Münchener Christkindl-Lotterie
15200 Gew. 161500 M.
Haupttreffer:
50000, 10000, 5000 M. etc.
nur baar Geld ohne Abzug.
Loose 2 M.
gegen Postanweisung, Briefmarken und 30 . für Francatur und officielle Gewinnliste.
Alb. Roesl, Gen.=Agent, München.
Unter Einkaufspreis empfiehlt diverse
Porcellan= und Glassachen
J. Ludw. D. Petersen.
Eine reichhaltige Auswahl von
Gold u. Silberwaaren
wie Herren u. Damenketten, Armbänder, Broches, Boutons, compl. Garnituren in matt u. glanz Gold, Ringe u. s. w. empfiehlt zu billigen Preisen.
C. Röpstorf.
Goldschmied.
Weihnachts-Ausstellung.
Den geehrten Bewohnern von Schönberg und der Umgegend erlaube ich mir hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich am 17. d. Mts. meine diesjährige Weihnachts=Ausstellung mit einer großen Auswahl besten und wohlfeilsten Confituren eröffne. Außerdem empfehle zur geneigten Abnahme alle möglichen feinen Backwerke, braune Kuchen und verschiedene Sorten Pfeffernüsse auch werden gefällige Bestellungen auf Marzipan=Torten bestens prompt ausgeführt. Um geneigten Zuspruch bittet
Hochachtungsvoll
Heinrich Freitag
Conditor und Bäcker.
Schönberg, den 16. December 1884.
Tannenbaumlichte,
Wagenlichte
empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Passendes Weihnachtsgeschenk!
Im Ruhmesglanz
von J. Steinberg.
II. Theil von "Ewig unvergeßlich", hochpatriotische Erinnerungen an den Krieg v. 1870/71, humoristisch u. interessant, überall glänzend recensirt, Anerkennung aller Fürsten und Moltke's. Preis höchstelegant gearbeitet 4 M. Zu beziehen durch König & Schulz, Verlag in Hamburg.
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Bernh. Drenkhahn.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 101 Seite 3]Weihnachtsaustellung.
Meine diesjährige besonders reichhaltige Weinachtsausstellung empfehle einem geehrten Publikum aufs beste und bitte um zahlreichen Besuch.
Hochachtungsvoll
Emil Hempel.
Schönberg.
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 101 Seite 4]Durch vortheilhafte Einkäufe.
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Hierzu zwei Beilagen.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 101 Seite 5]Erste Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 23. December 1884.
Am 15. December hat vor dem Reichsgericht in Leipzig der Prozeß über das Dynamit=Attentat gegen den Kaiser und die Bundesfürsten auf dem Niederwalde begonnen. Die Hauptangeklagten sind die Anarchisten der Sattlergeselle Rupsch, 21 Jahre alt, aus Roßbach bei Naumburg, der Schriftsetzer Küchler, 40 Jahre, aus Eberfeld, und Reinsdorf, 35 Jahre, aus Pegau. Sie hatten sich verabredet, den Kaiser, den Kronprinzen und den ganzen Festzug am 28. September auf dem Niederwalde in die Luft zu sprengen. Am regnerischen Vorabend des Einweihungsfestes huschten zwei Männer die Feststraße hinauf, von denen einer ein Packet unter dem Arme trug. Etwa 10 Minuten vom Denkmal entfernt, an einer quer durch die Feststraße gehenden Drainage, blieben sie stehen. Sie öffneten das Packet, in dem sich eine große Steinkruke und eine Glasflasche befand. Beide Gefäße, die die Männer in eine dort befindliche Oeffnung der Drainage senkten, waren mit Dynamit, Kupferhütchen und Zündschnur angefüllt. Die Zündschnur wickelten die Männer auf und zogen sie von der Drainage=Oeffnung bis in den Wald hinein und zwar so, daß die Spitze der Schnur an einem Baumstamme etwas sichtbar war; es geschah dies, um die Zündschnur wiederzufinden. Im übrigen bedeckten sie die Zündschnur mit Laub und Gras. Nach Vollendung dieser Arbeit kehrten die Männer nach Rüdesheim zurück. Am folgenden Morgen in aller Frühe sah man jene Männer wiederum in der Nähe der erwähnten Drainage=Oeffnung. Noch immer regnete es heftig; allein nur noch kurze Zeit, dann ließ der Regen nach, die Sonne trat aus den Wolken und prachtvolles Kaiserwetter lag über dem Niederwald und Rheinstrom. Eine unabsehbare, festlich gekleidete Menschenmenge wälzte sich die Bergstraße hinauf. Endlich vernahm man das Geläute der Kirchenglocken und Trompetengeschmetter; tosendes Jubelgeschrei durchhallte die Lüfte. Es war dies das sichere Zeichen, daß der kaiserliche Festzug, an der Spitze der Kaiser und der Kronprinz nahte. Unter der Festmenge befanden sich auch jene unheimlichen Männergestalten, die diesen Augenblick ausersehen hatten, um mittelst der Zündschnur die in die Drainage=Oeffnung gelegte Mine zu entzünden und - die ganze Festversammlung in die Luft zu sprengen. Allein der heftige Regen hatte die Zündschnur durchnäßt, der teuflische Plan mißlang. Die Mordgesellen holten nunmehr das Sprengmaterial aus der Drainage=Oeffnuug wieder heraus und begaben sich damit nach der bei Rüdesheim, am rechten Rheinufer stehenden großen Festhalle, woselbst Concert etc. stattfand. Die Unholde trafen alle Vorbereitungen, um nun diese mit Menschen angefüllte Festhalle in die Luft zu sprengen. Nach eingetretener Abenddämmerung erfolgte die Explosion. Allein auch hier gelang der teuflische Plan nur insoweit, als einzelne Theile der Festhalle eine arge Beschädigung erlitten und zwei Männer in Ohnmacht fielen.
Rupsch erzählt vor dem Gericht: Wir (ich und Küchler) übernachteten am 27. September Nachts in Rüdesheim und begaben uns am nächsten Morgen 8 Uhr zu der Drainage=Oeffnung und warteten bis der Festzug nahte. Wir hatten verabredet, den Kaiser bis auf 50 Schritt herankommen zu lassen, alsdann die Schnur mit einer brennenden Cigarre zu entzünden und den Kaiser und seine Umgebung zu tödten. Allein ich wollte die Explosion nicht zur Ausführung bringen und berührte deshalb die Zündschnur mit einer kalten Cigarre. Während dieser Zeit stand Küchler von mir etwa 6 Minuten nach dem Denkmal zu entfernt. Der Andrang des Publikums war aber so groß, daß ich ihn nicht sehen konnte. Als der Zug das Denkmal erreicht hatte, traf ich Küchler am Eingange des Denkmals. Als ich ihm sagte, die Schnur habe nicht brennen wollen, weil der Schwamm versagt habe, war er sehr ungehalten. Er forderte mich auf, zurückzugehen und neuen Schwamm an die Schnur zu befestigen, um bei der Rückkehr des Zuges und zwar in dem Momente die Schnur zu entzünden, wenn ich den Kaiser um die Biegung, die der Weg macht, kommen sähe. Ich solle dafür sorgen, so herrschte mich Küchler an, daß die Schnur nun aber fange, damit es los gehe. Zur Drainage zurückgekehrt, befestigte ich neuen Schwamm an die Zündschnur, schnitt aber die Schnur mit meinem Taschenmesser ca. 2 Meter von der Steinkruke ab, damit die Explosion nicht erfolgen konnte, zündete dann, ohne den Kaiser von weitem gesehen zu haben, bei Rückkehr des Zuges den Schwamm mit einer brennenden Cigarre an und entfernte mich hierauf. Ich traf mit Küchler, wie verabredet, auf einem Seitenwege zusammen. Die Explosion konnte also solchergestalt auch diesmal nicht erfolgen. Küchler war darüber sehr ungehalten. Als der Festzug in Rüdesheim angekommen war, begab ich mich mit Küchler zur Drainage. Küchler untersuchte die Zündschnur und bemerkte, die Schnur sei wohl infolge der Nässe nicht abgebrannt. Die Schnur war allerdings durch den strömenden Regen der vergangenen Nacht total naß geworden, allein trotzdem war sie bis dahin, wo ich sie durchschnitten hatte, vollständig abgebrannt. Ich verheimlichte dies jedoch dem Küchler, rieb das noch mit dem Steinkrug verbundene Ende dort, wo ich den Schritt mit dem Messer gemacht, in meiner Hand, um die Spuren des Schnittes zu verwischen und redete dem Küchler vor, die Schnur sei nur bis zu dieser Stelle abgebrannt, alsdann aber infolge der Nässe erloschen. Küchler glaubte dies auch. Nachdem der zum Denkmal führende Weg wieder menschenleer war, holten wir das Sprengmaterial und versteckten es im Walde. Küchler versetzte: Wenn wir wieder nachhause kommen, wissen wir nicht, was wir sagen sollen. Er wollte mich nun überreden, sofort mit ihm nach Wiesbaden, wohin der Kaiser sich begeben hatte, zu fahren, um dort an einer Stelle, wo der Kaiser sich aufhielt, Theater, Schloß etc., die Explosion zur Ausführung zu bringen. Ich ging jedoch darauf nicht ein. Wir begaben uns nun mit dem Sprengmaterial nach der bei Rüdesheim am rechten Rheinufer stehenden großen Festhalle, woselbst Concert stattfand. Es war um die Dämmerungszeit. Wir beschlossen: die Festhalte von außen in die Luft zu sprengen. Wir banden die beiden Sprengmaterial=Behälter zusammen. Küchler entfernte sich, während ich die That begehen sollte. Ich begab mich circa 10 Stritt vor die Festhalle, legte dort den Sprengstoff an die Erde, entzündete die inzwischen auf 2 Fuß abgeschnittene Schnur, die an diesem Theile trocken geblieben war, mittelst einer brennenden Cigarre und lief alsdann eiligst davon. Ich mochte mich etwa 700 Schritte von der Halle entfernt haben, da vernahm ich eine heftige Detonation, die Explosion war erfolgt. Ich begab mich nunmehr nach dem Bahnhofe Rüdesheim, woselbst ich mit Küchler, wie verabredet, zusammentraf. Hier kauften wir uns beide je eine Photographie vom Niederwalddenkmal. Ein solches Bild kostete 30 oder 40 Pfennige. Noch an demselben Abende reisten wir nach Eberfeld zurück. Als ich dem Reinsdorf über unser Verhalten Bericht erstattete, sagte er: "Hm, kann mir auch passiren."
Der Anstifter und Leiter und die Seele des Attentates auf dem Niederwald war der Schriftsetzer Reinsdorf, geb. 1849 in Pegau. Er ist ein hartgesottener Anarchist, schon vielmals bestraft wegen Verbreitung revolutionärer Schriften, Führung falscher Namen, Urkundenfälschung, Tragens von Waffen u. s. w. Er hat sich in der halben Welt herumgetrieben, in der Schweiz, in Frankreich, in London, in Leipzig, Berlin und München, führte Pässe und amerikanische Bürgerbriefe bei sich, verkehrte 1878 bis 1879 mit Hödel, später mit Most in Amerika und mit den Anarchisten Kammerer und
[ => Original lesen: 1884 Nr. 101 Seite 6]Stellmacher, den Wiener Mördern. Er erhielt oft Briefe und Gelder aus Paris, London und Amerika und spricht fertig englisch und französisch. Er selber nennt sich auch vor Gericht einen Atheisten (Gottesleugner) und Anarchisten, in der Schweiz trieb er's so arg, daß ihn die soz.=demokr. Arbeiterpartei aus ihren Versammlungen ausschloß. "Man muß nicht nur vom Dynamit schreiben, sondern es auch anwenden," sagte er. Trotzdem hat er es stets vermieden, selbst handelnd nach außen aufzutreten und hat sich stets dritter, mehr unbekannter Personen zur Ausführung seiner Pläne bedient. Auch Rupsch und Küchler hat er zum Niederwald=Attentat verleitet, er hat die Sache ausgeheckt, die Genossen mit Geld unterstützt, ihnen die Ausführung im Einzelnen angegeben, sich aber in Entfernung gehalten. Auch den Schuster Holzmacher in Barmen, den Webergesellen Bachmann, den Färbergesellen Söhnchen, den Bandwirker Rheinbach und den Knopfarbeiter Töllner hat er in das Complot hineingezogen. Sie stehen alle vor Gericht. Reinsdorf legt sich aufs Läugnen ist aber fast durchweg überführt.
Reinsdorf ist ein mittelgroßer, hagerer Mensch mit etwas eingefallenen Backen; sein röthliches Haar und sein Schnurrbart sind sorgfältig geordnet, sein frecher Blick verletzend. Als er auf der Anklagebank Platz genommen hatte, sieht er sich unbefangen im Saale um, zieht seine Brödchen aus der Tasche und verzehrt sie in Gemüthsruhe. Aus seinem Verhör ergiebt sich u. a., daß Hödel sein Schüler war, daß er ihn zum Anarchisten machte. H. habe sich in Leipzig nothdürftig genährt und sei bös gewesen, daß die Führer der Soz.=Dem. wie die Bourgois in Saus und Braus lebten und nicht die ökonomische Gleichheit, die sie predigten, unter den Parteigenossen einführten.
Die peinlichste Sitzung des Reichstages war die am 15. December. Bismarck hatte im Etat des Auswärtigen 20 000 Mk. für Anstellung eines 2. Direktors beantragt. Er trat dafür in drei Reden ein. Er schilderte, wie die Geschäfte unglaublich gewachsen seien, wie die früheren und jetzigen Stelleninhaber sich krank und todt gearbeitet hätten, wie er der Hülfe nicht entbehren, wie er ohne Hülfe nicht mehr verantwortlich für die gute Führung der Geschäfte sein könne; er wies darauf hin, wie seine Vorgänger im Amt alle paar Jahre eine Mobilmachung herbeigeführt hätten, die viele Millionen kosteten, wie er seit 1870 diese Millionen dem Reiche gespart habe trotz der gefährlichsten Krisen, es half alles nichts, der Reichstag lehnte die Forderung mit 141 gegen 119 Stimmen ab. Die Ablehnenden waren das Centrum, die Deutschliberalen, die Sozialdemokraten, die Welfen und Polen. Ihre Redner waren L. Löwe, Hänel, Vollmar und E. Richter. - Löwe sagte: das Bedürfniß ist nicht nachgewiesen, es wird schon gehen, Richter: wir müssen sparen, Vollmar: der Kanzler will die Nothwendigkeit auf seinen Amtseid nehmen, die Gerichte haben aber schon üble Erfahrungen mit Amtseiden gemacht, womit ich übrigens den Kanzler nicht persönlich gemeint haben will. Bismarck: Man will mir nun auch die auswärtige Politik sauer machen, aber das Volk und sogar das Ausland wird Sie nicht verstehen.
Selbst in der deutsch=freisinnigen Presse wird die Ablehnung der 20000 Mark fürs Auswärtige Amt als kleinlich hingestellt. Freilich geschieht es mit etwas sauersüßer Miene. So meint ein Berliner Blatt, die etwas rauhe Art, mit welcher vom Bundesrathstische gegen die parlamentarischen Majoritäten sei verfahren worden, könne wohl die Ursache sein. Ein hübsches Zeugniß in der That, welches dadurch den Vertretern der Partei ausgestellt wird. Kann man da noch von Ueberzeugungstreue sprechen? Also von der mehr oder minder freundlichen Art, wie der Regierungstisch sich gegen die Abgeordneten verhält, hängt die Art der Abstimmung ab? In der österreichischen Presse gibt es nur einen Ruf befremdlichen Erstaunens über jene Majoritätsthat. Das Centrum, das im Stillen die Hauptrolle dabei gespielt hat, schweigt vollständig.
Die Bundeskommission hat die für die Unteroffizierschule in Neubreisach geforderten 289 000 M. mit 13 gegen 11 Stimmen abermals abgelehnt.
Der Reichs=Anzeiger veröffentlicht das Gesetz über die Beschränkung des Rechts zur Aufnahme von Lehrlingen.
Der Reichstag hat in 3ter Lesung den Antrag auf Diäten angenommen. Windhorst, Richter und Sabor sprachen für den Antrag.
Der Reichskanzler hat dem Bundesrath zwei von Bauern der Kreise Düren und Gelnhausen an ihn gerichtete Petitionen, betreffend Erhöhung der Getreidezölle, zur Kenntnißnahme unterbreitet. Beide Petitionen gehen von einer Schilderung der Lage der Landwirthschaft aus. Die Petition aus Düren verlangt eine Erhöhung des Zollsatzes für den Doppelcentner Getreide von 1 Mark auf wenigstens 5 Mark, "wenn dieser Satz die einheimische Produktion heben und fördern soll." Die Petenten rechnen aus, daß damit dem Staate eine Einnahme für die nächsten Jahre von mindestens zweihundert Millionen Mark (!!) erwachsen würde. Die Gelnhausener Petition betont die angeblich besonders drückende Steuerbelastung der Hessischen Bauern und schließt: "Möchten doch die hohen Staatsregierungen eingedenk, des Spruches "Hat der Bauer Geld, Hat's die ganze Welt," der daniederliegenden Landwirthschaft helfen, ehe es zu spät ist. Gestützt auf das Gesagte nahen wir unterzeichneten Hessischen Bauern Ew. Durchlaucht vertrauensvoll mit der Bitte, hochgeneigtest Fürsorge treffen zu wollen, für Einführung: 1) eines entsprechend hohen Getreidezolls, 2) von Brod= und Fleischtaxen, 3) eines gleich hohen Stempels beim Verkauf von Immobilien und Mobilien."
Portugal hat an der Mündung des Congo 11 Truppenschiffe gelandet, um von dem unteren Congolande Besitz zu erheben. Wie reimt sich das mit der Congo=Conferenz zusammen?
- Namens der Präsidien des Mecklenb. Krieger=Verbands und der Meckelb.=Strel. Kriegerkameradschaft bringen die Herren Dr. F. Schildt, Dr. M. Marung und A. Wiedow in der "Parole" zur Kenntniß der Vereinsmitglieder, daß für diejenigen Männer die bereit sind der Sache des Rothen Kreuzes zu dienen, ausreichende Mittel vorhanden sind, um dieselben bei ausbrechendem Kriege für ihre Dienstleistungen in den zu bildenden Krankenträger=Colonnen zu entschädigen; freilich lassen sich bei den verschiedenen Dienstleistungen dieser Art bestimmte Vergütungssätze im Voraus nicht feststellen, doch halte der Vorstand des Mecklenb. Landesvereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankten Krieger sich berechtigt, denjenigen Mitgliedern der unter seiner Leitung verwandten Colonnen, deren moralische und praktische Tüchtigkeit zu keinerlei Anständen Veranlassung geben wird, im allgemeinen eine tägliche Baarvergütung in dem Mindestbetrage von 3 M. pro Tag und daneben für die Fälle der Verwendung außerhalb des Wohnortes unentgeltliche Verpflegung einschließlich Quartier in Aussicht zu stellen, daneben werde der betreffende Vorstand im Falle der Invalidität eines Mitgliedes der Krankenträger=Colonnen behufs Erlangung einer Pensionsversorgung bei den zuständigen Behörden mit warmer Fürsprache für dasselbe eintreten.
- Nach der soeben ausgegebenen Rang= und Quartierliste der kaiserlichen Marine zählt letztere gegenwärtig 13 Panzerschiffe (davon eines demnächst vom Stapel gelassen werden wird), 14 Panzerfahrzeuge, Kreuzerfregatten (eine als Ersatz für Victoria im Bau), 11 Kreuzercorvetten (G in Ersatz für Nymphe im Bau), 5 Kreuzer, 4 Kanonenboote, 8 Avisos, 9 Schulschiffe, 1 Vermessungs= und 2 Transportschiffe, außerdem 11 zum Hafendienst bestimmte Fahrzeuge, 4 Lootsen=Fahrzeuge und 5 Feuerschiffe. Demnach zählt die deutsche Kriegsflotte Schiffe 95, wobei jedoch die Torpedoboote außer Berechnung bleiben, deren im Ganzen 150 eingestellt werden sollen (15 sind schon vorhanden). Von den Schiffen gehören 50 der Marinestation der Nordsee, 45 der Marinestation der Ostsee an.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 101 Seite 7]- Auch in Oesterreich=Ungarn empfindet man peinlich die in der Zucker=Industrie eingetretene Krisis und man sagt sich, daß ein großer Theil der mit Zuckerrüben bepflanzten Flächen so schleunig wie möglich sich anderweitigem landwirtschaftlichen Betriebe werde zuwenden müssen. Der einzig wirklich lohnende Weg, der hier eingeschlagen werden könne sei die Viehzucht. Mit Ausnahme der Gerste seien die Preise der Körnerfrüchte in den letzten Jahren gefallen, zumeist die des Weizen; dahingegen seien die Fleischpreise dauernd im Steigen begriffen. Beherzigen wir also diesen Ruf aus Oesterreich für uns in der Weise, daß wir uns durch die Nachbarn nicht überholen lassen.
- Etwas ganz Neues ist ein Kamerun=Marsch, von dem Berliner Kapellmeister Raider componirt und Bismarck gewidmet. Preis 1 M.
- Gegen Unglückfälle nach dem Beschneiden von Hühneraugen. Man versäume niemals die Schnittstelle sofort mit einigen Tropfen Jodoform=Collodium zu betupfen. Jodoform ist ein neuerdings mit Recht sehr beliebtes Antisepticum. In Collodium aufgelöst (etwa 1 : 20) hat es noch die angenehme Eigenschaft auf diesen kleinen, der Reibung ausgesetzten Wundflächen rasch einzutrocknen und dadurch länger zu wirken, als durch bloßes Aufstreuen. Ferner bewirkt dieses Collodium ein Schrumpfen des Hühnerauges. Bei solchen Hühneraugen, die nicht gar zu alt und verhärtet sind, kann man schon durch 3 Mal wöchentliches Betupfen mit diesem Mittel das lästige Uebel ohne Schnitt beseitigen, wie denn die meisten Hühneraugen=Geheimmittel Collodium enthalten. Wird nun dem Collodium noch Jodoform beigefügt, so ist der Erfolg noch weit größer.
- Ein zweiter Tell ist der Kunstschütze Schrader, nur mit dem Unterschied, daß es nicht sein Sohn ist, der bei dem gefährlichen Schuß als Scheibenständer dient, sondern sein Geschäftsführer. Dafür gibt sich dieser aber ganz freiwillig her und es ist nicht ein Apfel der Zielpunkt, sondern eine Nuß. Vor einigen Jahren ist der Fall vorgekommen, daß ein Kunstschütze bei solchen Experimenten seine eigene Frau durch den Kopf schoß.
Das Weihnachtsfest.
Es strahlt aus Palästen und Hütten klein
Hinaus in die dunkle Nacht
In seiner Kerzen flammenden Schein
Des Christbaums schimmernde Pracht.
Und in der Glocken Festes=Gesang,
Der auf gen' Himmels Höh'n wallt,
Da mischet sich fröhlicher Stimmen Klang,
Der aus dankbarem Kindesmund schallt:
O Du fröhliche
O Du seelige
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Und von der Sterne funkelndem Heer,
Das droben am Himmelsdom zieht,
Hinaus in des Aethers krystallenes Meer
Erklinget das Weihnachtslied.
Es wallet der Englein beflügelte Schaar
Hinab zu der Erde Gefild,
Sie bringen des Himmels Segnungen dar,
Die Tröstungen ernst und mild:
O Du fröhliche
O Du seelige
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Das ist das Fest, der Liebe geweiht,
Die einst der göttliche Sohn,
Den Menschen zur Tröstung in Noth und Leid,
Gebracht hat vom himmlischen Thron.
So wird noch heut von der Liebe sein
Das irdische Leben verklärt,
Und bei des Christbaumes blinkendem Schein
Der Liebe Pfand uns bescheert.
O Du fröhliche
O Du seelige
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Und wenn die letzten Lichter verglüh'n,
Da senket sich himmlische Ruh,
Und himmlischer Friede auf irdisches Müh'n
Nacht decket das Erdenleid zu.
Dann wallen hernieder von Aethers Höh'n,
sich schwingend von Land zu Land,
Die Englein auf säuselnder Winde Weh'n,
In duftigem Nebelgewand.
O Du fröhliche
O Du seelige
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Sie streuen hinab auf das Erdenrund,
Selbst in das ärmlichste Haus,
Der Liebe Saatkorn zu dieser Stund'
In alle Winde hinaus.
Wohl denen, die dieses Samens Trieb'
In frommem Herzen bewahrt,
Und denen in Wohlthun und Nächstenlieb'
Die "Weihnacht" sich ganz offenbart.
O Du fröhliche
O Du seelige
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Vom Himmel hoch da kamen Engelsboten,
Der Welt verkündend: "Seht, vom Himmelsthron,
Erlösung jedem Menschenherz zu spenden,
Hat uns der Herr gesendet seinen Sohn."
Und Legionen Engel schwebten nieder,
Vor ihrem Glanz erlosch der Sterne Pracht,
Und "Gott Sei Ehre, Friede hier auf Erden!"
So tönt der Lobgesang in heil'ger Nacht.
Im Geiste hören wir der Engel Chöre,
Im Geiste laßt nach Bethlehem uns zieh'n,
Und wie die Hirten einst in Demuth knieten,
So laßt auch uns heut vor dem Schöpfer knie'n.
Und unser Herz laßt uns zum Opfer bringen
Ihm, der für uns in treuer Lieb' gewacht,
Der uns den Weg zum Paradies erschlossen
Und uns das schöne Weihnachtsfest gebracht.
Das Weihnachtsfest, es ist das Fest der Liebe,
Drum laßt uns in der Liebe thätig sein!
Gedenkt der Armen, Kranken und der Waisen,
Die Weihnachtsfreud' zieht dann in's Herz hinein.
Und wie der Friede uns durch Christum wurde,
So kehr' er ein in unser aller Herz,
Vergesset allen Kummer, alle Schmerzen -
Den Blick, o richtet heut ihn himmelwärts!
Dann wird ein Wohlgefallen an uns finden
Der Herr der Welt, der in der Krippe lag,
Dann jubiliren uns aus lichten Höhen
Die Englein zu am fröhlichen Weihnachtstag.
Empfehle schöne abgelagerte
Zigarren und Tabacke
Gustav Mohr.
Echt Holländischen, Holsteiner und []
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Gustav Mohr.
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Gustav Mohr.
Prima Wall= und Lambertsnüsse empfiehlt
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 101 Seite 8]Conditorei und Marzipan-Fabrik
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NB. Die Ausstellung befindet sich in der ersten Etage.
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Lübeck, Schüsselbuden 192.
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Hierdurch die Anzeige, daß ich am Sonntag dem 14. dieses Monats meine
Weihnachts=Ausstellung
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Sonntag, d. 14. d. M.
Um recht zahlreichen Besuch bittet ergebenst
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 101 Seite 9]Zweite Beilage
zu Nr. 101 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 23. December 1884.
Aufforderung.
Sämmtliche Maurer, welche in der hiesigen Krankenkasse sind, werden aufgefordert am 2. Weihnachtsfeiertage, Nachmittags 1 Uhr persönlich auf der Herberge zu erscheinen.
Der Vorstand.
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Meine
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enthaltend alle Sorten Tannenbaumconfecte in größter Auswahl empfehle einem geehrten Publikum und bitte um zahlreichen Besuch.
Hochachtungsvoll
P. Hagen.
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Der letzte Strauß.
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Palmblätter.
Pracht=Ausgabe 5. Aufl. M. 18,-. - Octav=Ausg. 4. Aufl. M. 9,-. - Min.=Ausg. 33. Aufl. M. 5,50. - Taschen=Ausg. 11. Aufl. M. 3,-.
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Octav=Ausg. 3. bedeutend vermehrte Aufl. M. 6,-. Min.=Ausg. 7. Aufl. M. 4.-.
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Gedichte. 6 . Aufl. M. 3,50.
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Morgen= und Abendgebete 5. Aufl. M. 1,20. Velin=Ausg. 5. Aufl. M. 2.-.
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Illustriertes Sonntagsblatt für das christliche Haus. Herausgeber G. Gerok.
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Verlagshandlung, Stuttgart.
Neue Deutsche Jagd-Zeitung
herausgegeben
unter Mitwirkung der bedeutendsten Jagdschriftsteller
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R. v. Schmiedeberg.
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Wöchentlich erscheint eine Nummer in Großfolio. Preis pro Quartal Mark 2,50.
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Die "Neue Deutsche Jagd=Zeitung" stellt sich die Aufgabe, für das edle Waidwerk fördernd und segenbringend zu wirken und erblickt die Lösung derselben hauptsächlich in einer gründlichen Erörterung aller auf die Hege, den Schutz und die Erlegung des Wildes bezughabenden Fragen. Vor Allem schenkt sie Ihre Aufmerksamkeit dem treuesten Freunde des Waidmannes, dem Hunde. Auch für die Unterhaltung ist gesorgt durch jagdlich in echt waidmännischem Tone gehaltene Erzählungen, sowie durch den Abdruck von künstlerisch ausgeführten Illustrationen.
Jedem Waidmann ist daher das Abonnement auf die "Neue Deutsche Jagd=Zeitung" zu empfehlen. Bestellungen nehmen alle Postanstalten und Buchhandlungen, sowie auch die Expedition derselben Berlin SW. 48, Friedrichstraße 24, entgegen. Bei direkter Zusendung unter Kreuzband tritt ein Zuschlag von 50 Pfg. für Porto und Expedition ein.
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 101 Seite 10]Zu meiner diesjährigen
Weihnachts-Ausstellung
empfehle ich eine große Auswahl von selbstgearbeitetem Confect und Conditoreiwaaren
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Achtungsvoll
Wwe. Greiff, Konditor.
Schönberg i. M.
Sämmtliche Mitglieder der Zimmergesellen=Krankenkasse werden ersucht, am letzten Ladentag Sonntag, den 4. Januar 1885, Nachmittags 2 Uhr persönlich auf der Herberge zu erscheinen wegen Auflösung der Kasse. Der Antheil kann nach der Abrechnung in Empfang genommen werden, auch kann der Beitritt in die neue Kasse erfolgen.
Nicht erscheinende Mitglieder müssen ihren Antheil binnen 4 Wochen beim Unterzeichneten abholen.
J. Grevsmühl.
Lebende holsteinsche Karpfen, frisch geräucherte Sprotten empfiehlt
H. Mette.
Amerik. Schäläpfel
Böhmische Zapfenbirnen
Katharinen Pflaumen und
Bosnische Pflaumen
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Tannenbaumlichte
sowie Stearinlichte in allen Packungen, Wagenlichte in Wachs u. Stearin
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Halbe Spritstücke
do. Sirupfässer u.
do. Prov. Oelfässer
empfiehlt
Aug. Spehr.
Stadttheater in Lübeck.
Mittwoch den 31. December 1884.
Anfang präcise 4 Uhr.
Fünfte Nachmittagsvorstellung für Lübeck und Umgegend.
Der Bettelstudent.
Große Operette in 3 Acten von C. Millöcker.
Preise der Plätze:
1 Pl. 1. Rang M. 3,00. |
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1 Pl. Parterre M. 1,00. |
1 Pl. Parquet M. 2,50. |
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1 Pl. 3. Rang M. 0,70. |
1 Pl. 2. Rang M. 1,25. |
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1 Pl. Gallerie M. 0,50. |
Bei Entnahme von mindestens 30 Fahrkarten gewährt die Eisenbahn=Direction eine Ermäßigung auf die Hälfte des gewöhnlichen Fahrpreises.
Die Direction.
In Kösters Hotel
Tanzmusik am Weihnachtstag
a Tanz 10 Pf.
Sonntag, den 28. December
Tanzmusik
Von 8 Uhr an einen Blick in Amerika frei zu sehen im Panorama
die Stadt New-York.
Es ladet ergebenst ein
Carlow. Johs. Eckmann.
Zur
Tanzmusik
am 2. Weihnachtstage ladet freundlichst ein
J. Wienck, Gastwirth
in Sülsdorf.
Während der Festzeit
Bock=Bier vom Faß
bei
J. Boye.
Statt jeder besonderen Meldung:
Durch die am 19. d. M. Abends 11 Uhr erfolgte glückliche Geburt eines gesunden kräftigen Knaben wurden hocherfreut
G. Hörcher u. Frau
geb. Jensen.
Wahrsow, den 21. December 1884.
Statt besonderer Meldung.
Heute Nachmittag 6 Uhr entschlief sanft nach langem schweren Leiden unsere geliebte Mutter Maria Ladendorf geb. Eckmann im 77. Lebensjahr, tief betrauert von den hinterbliebenen Kindern.
Schönberg, den 21. December 1884.
Die Beerdigung findet Mittwoch den 24. d. M. Nachmittags 2 1/2 Uhr statt.
Kirchliche Nachrichten.
Mittwoch den 24. December
Nachmittagskirche (4 Uhr): Pastor Kaempffer.
1. Weihnachtstag.
Frühkirche (7 Uhr): Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Langbein.
2. Weihnachtstag.
Frühkirche (7 Uhr): Pastor Kaempffer.
Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Kaempffer.
Sonntag, den 28. December.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.
Abendkirche fällt aus.
Eintragungen in die Standes=Register des Standesamtsbezirks Schönberg.
Geboren:
Den 23. November den Arbeitsmann Heine zu Lübeck ein Sohn, zu Schönberg geboren.
D. 4. Dec. dem Arbeitsmann Stoltenberg zu Torisdorf ein Sohn.
D. 5. dem Gastwirth Krüger zu Schönberg ein Sohn.
D. 9. dem Schulzen Koop zu Lindow eine Tochter.
D. 11. dem Kaufmann W. Schrep zu Schönberg ein Sohn.
D. 14. dem Hauswirt H. Maaß zu Kl. Siemz ein Sohn.
D. 16. dem Maurergesellen H. Kleinfeldt zu Lockwisch ein Sohn.
D. 16. dem Kaufmann Wieschendorf zu Schönberg ein Sohn.
Gestorben:
D. 1. Dec. Caroline Christine Catharine Helene Elisabeth Fust, Arbeitsmannstochter zu Westerbeck, 6 J. 1 M. alt.
D. 7. Marie Elisabeth Fust, Arbeitsmannstocher zu Westerbeck, 2 J. 6 M. alt.
D. 7. Catharine Elisabeth Köster geb. Moll, Arbeitsmannswittwe zu Schönberg, 79 Jahr 7 Monat alt.
D. 20. Catharine Christine Marie Kolfack zu Torisdorf, 56 J. 6 M. alt.
D. 21. Catharine Margarethe Marie Ladendorf geb. Eckmann, Schlachtermeisterwittwe zu Schönberg, 76 J. 10 M. alt.
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
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