No. 100
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 19. Dezember
1884
vierundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 100 Seite 1]

Anzeigen.

In der Nacht vom 11./12. d. M. ist in einem Hause zu Schönberg ein Einbruchsdiebstahl begangen und ist die Vermuthung begründet, daß eine in einiger Entfernung von dem Thatort aufgefundene ziemlich neue Mütze von schwarzseidenem Zeuge mit eingewebten Pferdeköpfen auf dem Mützenrand dem Thäter gehört. Zur Ermittlung desselben bitte ich um schleunigste Mittheilung von Verdachtsgründen, welche zur Entdeckung des Eigenthümers dieser Mütze führen können.
Neustrelitz, den 15. December 1884.

Der Erste Staatsanwalt.
H. Götze.

A. Brandt.       


Konkursverfahren.

Ueber den Nachlaß des verstorbenen Malers August Heinrich Johannes Herzberg hieselbst wird, da die Insolvenz des Nachlasses, wie sich aus den betreffenden Nachlaßregulirungsacten ergibt, feststeht heute am 15. December 1884 Mittags 12 Uhr das Konkursverfahren eröffnet.
Der Rechtsanwalt Dufft hieselbst wird zum Konkursverwalter ernannt.
Konkursforderungen sind bis zum 6. Januar 1885 bei dem Gerichte anzumelden.
Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines andern Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falls über die in §. 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände sowie zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf

Dienstag den 13. Januar 1885,
Vormittags 11 Uhr

- vor dem unterzeichneten Gerichte, Sessionszimmer I, Termin anberaumt.
Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 6. Januar 1885 Anzeige zu machen.
Schönberg, den 15. December 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
gez. Dr. jur. E. Hahn.

Beglaubigt                          
W. Wetzell,                          
Protocollführer.                          


Oeffentl. Zwangsversteigerung.
Montag, den 22. December d. J.,
Vormittags 10 Uhr soll in Zarnewenz                          
ein Stuhlwagen

öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Sammelplatz der Käufer im Kruge zu Zarnewenz.
Schönberg, den 15. December 1884.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.       


Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde und ersuchen solche gütigst bis zum 18. d. M. uns zukommen zu lassen.
Schönberg, den 9. December 1884.

Kaempffer.                           Langbein.


Ersparniß= und= Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist zur
Zinszahlung
vom Sonnabend, den 27. Dezember d. J.,
bis Mittwoch, den 31. Dezember d. J.,
von
8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag, den 28. Dezember d. J.
jedoch nur                          
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.                          
Schönberg, den 15. Dezember 1884.
                          Das Directorium.


Hängelampe          Hängelampen, Tischlampen, Ampeln, Petroleum=Koch=Apparate, Kaffeebretter u. Brodkörbe, Kohlen= und Ascheimer, Wurststopfmaschinen u. s. w.,
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empfiehlt W. Wieschendorf, Klempner.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 100 Seite 2]

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Weihnachts=Ausstellung

in ca. 5000 verschiedenen Kinderspielzeugen und Puppen, Gesellschaftsspielen etc.; ferner Glas=, Porzellan=, Leder=, Korb= und Kurzwaaren, sowie Hausstandssachen aller Art, sämmtliche Gegenstände zu Festgeschenken passend.
Gleichzeitig mache ich die geehrten Besucher meines Bazars auf eine Abtheilung feinerer und theuerer Sachen aufmerksam, welche ich parthieweise billig einkaufte und deshalb mit ganz geringem Nutzen wieder abgeben werde.

                          Ergebenst
                          W. Boeis,
                          Lübeck, Schüsselbuden 190,
                          hinter der neuen Post.


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Lübeck, Breitestrasse Ecke der Hüxstr. 947      J. G. Niederegger      Lübeck, Breitestrasse Ecke der Hüxstr. 947
empfiehlt einem hiesigen wie auswärtigen Publikum seine diesjährige reichhaltige
Weihnachts-Ausstellung
in großer Auswahl von
Marzipan und Tannenbaum-Confecten.
NB. Die Ausstellung befindet sich in der ersten Etage.


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empfehle ich mein durch viele Neuheiten besonders reichhaltig sortirtes Lager von:
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Ratzeburg.                                            Johannes Spehr, i. Firma: Carl Haase Nachfl.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 100 Seite 3]

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Weihnachtsausstellung
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Zum Selbstarrangiren von Blumen=Garnituren
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Einzelne Rosen, Blüthen. Blätter, Drath= und Gummi=Stiele.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 100 Seite 4]

Weihnachtsaustellung.

Meine diesjährige besonders reichhaltige Weinachtsausstellung empfehle einem geehrten Publikum aufs beste und bitte um zahlreichen Besuch.

Hochachtungsvoll        
Emil Hempel.        

Schönberg.


Meine
Weihnachts-Ausstellung

in den neuen, großen Räumen ist eröffnet, und bitte freundlichst, dieselbe anzusehen.

Lübeck,                                                                      Heinr. Pagels
Breitestr. 945 b. Markt.                                                     Magazin für Haus= u. Küchengeräthe.


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Lübeck, Breitestraße 959, bei der Wache.     Jürgensen & Robschuld     Lübeck, Breitestraße 959, bei der Wache,
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Schlitten u. Schlittschuhe,
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Wagen und Handkarren,
Kaufläden u. Küchen,
Küchenmöbel und Küchengeräthe, Hobelbänke u. Werkzeuge, Laubsäge und Werkzeugkästen etc. etc.


Meine
Weihnachts=Ausstellung,
ausgestattet mit fast nur neu dazu angeschafften Geschenkartikeln, empfehle zur geneigten Besichtigung
                                                    C. Sievers, Buchbinder.
Von früheren Ausstellungen übriggebliebene Gegenstände sollen unter Preis verkauft werden.      D. O.


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 100 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 100 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 19. December 1884.


Nr. 25 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
1. Abtheilung.
        Verordnung, betreffend die Aufstellung einer Statistik der öffentlichen Armenpflege.


Ein alter Kalender.

Drei Jahrhunderte sind über die vergilbten Blätter des am 23. April des Jahres 1593 von M. J. Colerus aus Berlin dem gemeinen Mann zum Nutzen herausgegebenen ständigen landwirthschaftlichen Kalenders, wenn auch nicht spurlos, dahingerauscht, über das Papier ist abgesehen von den mehr oder weniger schadhaft gewordenen Rändern und Ecken noch fest und die Farben des deutlichen Druckes noch schwarz und unverschossen. Damals - noch verging ein Viertel Jahrhundert bis zum Beginn der Schreckenszeit des 30jährigen Krieges - bestand in Ermangelung anderer Zeitungen die ganze Hauslitteratur in der Regel aus der Bibel und dem Kalender, dem Buche für Alles. Um aus dem reichen Inhalte des oben bezeichneten Kalenders das Naheliegenste herauszugreifen, folgen nachstehend einige Wetterregeln für den laufenden Monat December.
Die sogenannten 12 Tage, welche heute noch in der Wetterkunde des Volkes eine so große Rolle spielen, fingen damals die Einen an, von Lucia dem kürzesten Tag an zu zählen, während die Anderen, und zwar die Aelteren, vom Christtage an rechneten. Ist es an den 12 Tagen der Sonnenschein, welcher dem künftigen Jahre seinen Charakter verleiht, so ist für die 12 Nächte der Wind maßgebend.
            "Am Christtage:"
    Scheint die Sonne vollkömmlich und klar,
    So bedeutets uns ein fröhlich Jahr!
            "Die Christnacht."
    Wenn in der Christnacht weht der Wind,
    So sterben die Fürsten geschwind.
Auf den Christtag - so sagt Colerus - weil es ein sonderlicher heiliger Tag ist, haben die alten Christen große Achtung gegeben und es gewißlich dafür gehalten, weil dieses der Tag unseres Heils ist, darinnen Gott dem menschlichen Geschlecht die höchste Wohlthat erzeiget und bewiesen hat, indem daß er dieselbe Nacht seinen geliebten Sohn in die Welt hat lassen geboren werden, so haben die lieben frommen Alten auf alle Umstände dieses Tages und der folgenden Zeit gute Achtung gegeben, und dafür gehalten, daß Gott den Leuten darinnen mit sammt Christo seinem Sohne viel andere Sachen mit geschenkt und gegeben hat; darunter sie auch mit gerechnet haben Erkenntniß des Gewitters, der Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit des Landes, des Viehes und anderer Thiere. Fällt der Christtag in den zunehmenden Mond, so wird das neue ein gutes Jahr, und um so besser je näher dem Neumond - je näher dem abnehmenden Mond, um so schlechter.
    Ist der Abend und auch die Christnacht klar,
    Ohne Wind und Regen, so nimm eben wahr,
    Denn das Jahr bringt Weins und Früchte genug,
    Welches nicht gerechnet wird für ein böses Stück;
    Wird's aber regnen und windig sein,
    So bedeutet's wenig Korn und nicht viel Wein.
    Gehet der Wind vom Aufgang der Sonne,
    So stirbt das Vieh und die Thier an Wonne.(?)
    Gehet der Wind von der Sonnen Niedergang,
    So werden die Könige und großen Herren krank,
    Und es wird sie fast nehmen weg der Tod,
    Welcher nimmt arm und reich, früh und spot.
    Gehet der Wind von Mitternacht, so freue Dich,
    Denn es folget ein fruchtbar Jahr mildiglich.
    Kömmt der Wind in dieser Zeit von Mittag,
    So zeigt's uns tägliche Krankheit und Klag!
So sei die Meinung der Alten. Aber der ganze Handel stehe auf der Prob' und Erfahrung. In eine Jahre könne ein fleißiger Aufmerker alles erfahren, welchen Theil und wie weit er beipflichten solle!


Die Zeit der politischen Reibungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika ist vorüber. Es soll demnächst eine "besondere Sympathiebezeugung" des neugewählten Präsidenten Cleveland für Deutschland bevorstehen. Wie aus politischen Kreisen geschrieben wird, werden unter Cleveland die verrufenen Schweinefleischversteigerungen nicht wiederkehren.
Die amtliche Zeitung in Straßburg erklärt, daß Manteuffel niemals um seinen Abschied als Statthalter nachgesucht und niemals erklärt habe, daß er seine Politik für verfehlt halte.
Im Reichstage wurde der Militär=Etat behandelt, die meisten Positionen wurden an die Budget=Commission verwiesen.
Die Stenographen des Reichstages haben eine mühsame Arbeit und machen es den guten und schnellen Rednern am wenigsten zu Dank. Am besten steht bei ihnen Windhorst angeschrieben, weil er am langsamsten spricht, nämlich 80 Wörter in der Minute, das Wort zu 2 Silben gerechnet. Dazu kommen die Pausen in seinen Reden, wenn er Witze macht oder aus dem Stegreif schlagend beantwortet. Redner von 100 Worten in der Minute haben die Stenographen auch noch gern; schwarz sind angeschrieben die Redner von 160 - 180 Worten in der Minute, wie Oechelhäuser, Günther u. a. Die Meldung: "Fürst Bismarck ist da" bringt eine gewisse Unruhe unter die Stenographen. Nicht die Geschwindigkeit seiner Rede ist es, welche sie genirt, aber die Ungleichmäßigkeit, grade an den pikantesten Stellen spricht er am schnellsten. Er unterbricht sich oft durch Zwischensätze, hat einen eigenartigen Stil, braucht zuweilen die unerwartesten Redewendungen, flicht Citate ein, auch fremdsprachliche, und spricht am Ende eines Satzes so leis, daß er schwer zu verstehen ist. Auch ist sein Stuhl so dicht umlagert, daß der Schall gedämpft wird. Hierzu kommt, daß sich der Stenograph eines besonderen Gefühls nicht erwehren kann. Er schreibt unter dem Eindruck der Bedeutung dessen, was er niederschreibt, unter dem Bewußtsein, daß er die Worte eines Mannes stenographirt, auf den ganz Europa blickt und hört. Die Niederschriften für ihn müssen in Currentschrift ganz besonders groß geschrieben werden.
- Kaiser Wilhelm macht bei gutem Wetter ziemlich regelmäßig eine Spazierfahrt in den Thiergarten. Der Berliner ist an das Erscheinen des Kaisers um die Promenadenzeit in der Thiergartenstraße oder auf der Charlottenburger Chaussee schon seit Jahrzehnten so gewöhnt, daß er etwas vermißt, wenn der hohe Herr einmal an dieser Ausfahrt verhindert ist. Jeder kennt das kaiserliche Gefährt - den leichten offenen Wagen, mit den schwarzen, russisch geschirrten Trakehnern bespannt, auf dessen Bock der bekannte Leibjäger mit dem wallenden Federbusche auf dem Dreimaster sitzt. In kurzem Trabe fährt das Gespann vorüber. Jeder macht Front und zieht den Hut ab, die Damen verneigen sich, und der alte Kaiser grüßt unermüdlich wieder. In seinen historischen graugrünen Mantel gehüllt, das greise Haupt mit dem Helm bedeckt, so sitzt er, wie seit Jahrzehnten unverändert, im Hintergrund des Wagens entweder mit dem neben ihm sitzenden Adjutanten im Gespräch begriffen oder die Umgebung musternd. Soldatisch kurz fährt die Rechte zum Gruße nach den Helm, immer wieder erhebt sie sich, denn das Grüßen des Publikums nimmt kein Ende, Ermüdung scheint die kaiserliche Hand nicht zu kennen. Der Wagen rollt vorbei und Jeder wirft ihm einen Blick nach, in dem sich der Wunsch ausspricht: Möge der kaiserliche Herr uns noch viele Jahre erhalten bleiben.
- Leipzig hat sich ein neues Gewandhaus (Concerthaus) gebannt und dasselbe am 11. ds. im Beisein des sächsischen Königspaares eingeweiht. Die Ausschmückung des Hauses ist prachtvoll, die Musik des großen Saales vorzüglich.
- Der Spatenbräu in München erklärt: "Gerste und Hopfen sind so billig, daß der Brauer in München bei 22 Pf. pro Liter bestehen kann. Die Herabsetzung des Bierpreises ist auch nothwendig, um dem Ueberwuchern des Actienschwindels, der Neugründung von Actienfabriken und damit einer ge=

[ => Original lesen: 1884 Nr. 100 Seite 6]

meinschädlichen Ueberproduction und überstürzenden Speculation vorzubeugen, sonst kriegen wir einen Bierkrach wie die Norddeutschen ihren Zuckerkrach haben."
- Im Reichstage fragte Abgeordneter Katte, wie groß die Zahl der Cadetten sei, die den höchsten Pensionsbetrag zahlen. Der Kriegsminister antwortete: Von 611 aufgenommenen Cadetten sind die Väter zu 18,2 PC. Offiziere; zu 27,3 PC. Beamte, Geistliche und Lehrer; zu 8 PC. Aerzte; zu 36 PC. Gutsbesitzer, zu 20 PC. Kaufleute, Pächter und Industrielle.
- General Fleury der Günstling und Vertraute Napoleon III. ist gestorben.
- Eine wirkliche Tragödie auf den Brettern ist kürzlich in Marseille passirt. Während der Vorstellung - es war ein Lustspiel - trat die schöne Schauspielerin Gabriele Geymona plötzlich vor die Rampe, zog einen Revolver hervor und schoß sich in den Mund.
- Interessant sind die gerichtlichen Verhandlungen gegen den Capitän Duley und Steuermann Stephens in London, die ihren Schiffsjungen geschlachtet hatten, um ihr eigenes Leben zu erhalten. Die Richter erkannten auf Mord und Todesstrafe. Der Lord Oberrichter gab zu, daß die Angeklagten Drangsale erduldet, welche die Kraft des stärksten Mannes und das Gewissen der Besten gebrochen haben könnten, aber ebenso stehe es fest, daß die Gefangenen einen schwachen, harmlosen Knaben tödteten, um ihr eigenes Leben zu retten, indem sie von seinem Fleisch und Blut sich erhielten. Er ließ die zur Entschuldigung angeführten Fälle von Nothwehr und Selbsthülfe nicht gelten. Die Versuchung die That zu begehen, sei im juristischen Sinne niemals eine Nothwendigkeit, auch sei die Selbsterhaltung nicht unbedingt eine Pflicht der alles andere geopfert werden müsse. Das Urteil lautete auf Mord und Tod, der ganze Gerichtshof machte aber sofort das Gnadengesuch der Geschworenen zu dem seinigen, und die Königin hat die Todesstrafe in 6 Monat Gefängniß umgewandelt. Der Capitän machte keinen guten Eindruck, er lächelte beständig, schien sich der Schwere des Falls nicht bewußt, benahm sich wie der Held einer interessanten Geschichte und verlangte sogar das Messer, mit welchem er die That begangen, als Andenken zurück.
- Bekannt und berühmt ist des englischen Dichters Byron Schwimmtour über den Hellespont. In den Schatten wurde sie gestellt von der Schwimmfahrt des deutschen Schriftstellers Albert Dulk. Dieser schwamm 1865 von Romanshorn nach Friedrichshafen auf dem Bodensee. Das ist eine Entfernung von etwa 1 1/2 Meilen, die er in 6 1/2 Stunden schwimmend zurücklegte. Ein Kahn, den er nicht einmal benutzte, folgte ihm. Auch als Fußgänger leistete er Außerordentliches, gleich gewappnet gegen Hitze und Kälte.
- Die Franzosen haben seit 1871 Unsummen für neue Festungen und namentlich für Sperrforts ausgegeben und jammern jetzt, wo sie die Zinsen der Milliarden aufbringen müssen. Sie haben sich aber selbst jahrelang im Bauen und Geldhinauswerfen überboten. Fremde sind es, welche auf die überlegene Ruhe der deutschen Heeresleitung aufmerksam machen im Gegensatz zu dem fieberhaften Bemühen der Franzosen, ihr Land wie mit einer chinesischen Mauer zu umziehen. Alles was deutscherseits geschehen ist gegenüber jenen Festungs= und Sperrbauten, gipfelt in dem Bestreben, das Eisenbahnnetz des Reiches strategischen Zwecken dienstbar zu machen und es so viel wie möglich auszubeuten, um zur rechten Zeit am rechten Orte so stark wie möglich im Felde zu stehen aber nicht hinter Erdwerken die Maßregeln des Feindes abzuwarten.
- Aus einem Bankierhause in New York sah man neulich lauter vergnügte Leute herauskommen. Was war denn los? Die Leute, die auf den Präsidenten Cleveland gewettet hatten, hatten ihre Gewinne ausbezahlt erhalten, von 10 000 Dollars an bis zu 1000 Dollars herunter, und es waren ihrer Hunderte. Man hatte auf den und jenen Präsidenten gewettet, wie in England auf Pferde.
- Ein seltenes Jagdglück hatte vor wenigen Tagen der Jagdpächter Pöbel von Zumhaus, indem ihm sein erst 1 1/2 Jahre alter Jagdhund einen gesunden stattlichen Rehbock einfing. Obwohl der Hund nicht stark und denselben nicht vollständig bändigen konnte, führte er ihn doch seinem Herrn zu, ohne ihn zu verletzen. Der Bock ist munter und frisch und läßt sich besonders den Dinkel gut schmecken.
- Kürzer noch als das Testament des Herzogs von Braunschweig ist das eines Amerikaners Schöffer. Es enthielt nur 5 Zeilen und verfügte über 1 Million Dollars.
- Auf den Marquesas=Inseln herrscht noch der Kannibalismus und beruht auf dem Aberglauben, man nehme durch das Verzehren von Menschenfleisch die sittlichen und körperlichen Eigenschaften des Verzehrten in sich auf. Ein Marineoffizier Cheve schildert einen selbsterlebten Fall. Er hatte einen Freund von vorzüglichen Eigenschaften. Nach kurzer Abwesenheit von einer Nachbarinsel zurückgekehrt, findet er seinen Freund nicht mehr: der König hat ihn gegessen! Der König ist ein kraftloser alter Schakal. "Willst Du junge Kraft gewinnen," sprach zu ihm der Oberpriester, "so frische Dein Blut auf mit trefflichem Saft." Da verzehrte der alte König den jungen Kriegsmann auf einer großen Platte von Baumrinde: "well peppered to his taste and stuffed wich potatoes!" (gut gepfeffert nach seinem Geschmack und mit Kartoffeln gefüllt).
- Dr. Clavel bestätigt auf Grund seiner während eines sechsmonatlichen Aufenthaltes auf den Marquesas gewonnenen Erfahrungen, daß es sich keineswegs um das Gelüsten nach dem Fleisch, sondern lediglich nach den persönlichen Vorzügen eines Menschen handelt. Die eingeborene Bevölkerung, welche vom Kapitän Cook auf 100 000 1838 noch auf 20 000 geschätzt wurde, ist heute nur noch 4865 Köpfe stark. Dr. Clavel führt diese rasche Abnahme auf eine Reihe zusammenwirkender Ursachen zurück. Aehnliches erzählte dem Berichterstatter ein Schiffskapitän, der 15 Jahre in der Südsee gefahren war. Auch er behauptete, die Menschenfresserei beruhe auf Aberglauben, aber auch auf religiösen Vorschriften.
- Ein Berliner Arzt erhielt von einem Freunde bei einem Krankenbesuch eine Flasche feinen Maraschino=Liqueur geschenkt und bemerkte bei seiner Heimkehr, daß er sie in seinem Mieths=Doctorwagen vergessen hatte. Sofort schickte er einen Dienstmann zu dem Fuhrherrn. Damit er ihn nicht in Versuchung führe, sagte er ihm in sehr ernstem Ton: "Nehmen Sie sich mit der Flasche in Acht, sie enthält ein sehr schön schmeckendes, aber gefährliches Gift!" Nach einer halben Stunde kam der Dienstmann, an allen Gliedern zitternd, zurück - mit der halbleeren Flasche: "Ach, Herr Doctor, drei Kutscher liegen im Sterben." Der Herr Doctor mußte ihnen nur schnell ein Gegengift verschreiben - es soll eine Gilka gewesen sein - sonst wären sie an der Einbildungsangst gestorben.
- Ein Mittel gegen erfrorene Finger, aus eigener Erfahrung erprobt, ist, in sehr warmen aufgelösten Tischlerleim täglich die Hände mehrere Male zu baden. 2) eine regelmäßige Anwendung von Kreosotwasser.
- Das beste Mittel gegen erfrorene Hände, was sich bis jetzt in allen Fällen bewährt hat, ist die sogenannte Milch von Häringen auf ein Läppchen gestrichen und aufgelegt.


Aufforderung.

Sämmtliche Maurer, welche in der hiesigen Krankenkasse sind, werden aufgefordert am 2. Weihnachtsfeiertage, Nachmittags 1 Uhr persönlich auf der Herberge zu erscheinen.

Der Vorstand.       


Es können noch einige                          
Schweine
zum Räuchern gegeben werden bei                          
Schönberg.                                                     H. Mette


[ => Original lesen: 1884 Nr. 100 Seite 7]

Weihnachts-Ausstellung
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Glocksien & Evers,
Lübeck, Schüsselbuden 192.


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Weihnachts=Ausstellung

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L. Jähnig      
Conditor.       


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Hochachtungsvoll       
P. Hagen.       


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Sonntag, d. 14. d. M.
                          Um recht zahlreichen Besuch bittet ergebenst
                          H. Wolgast, Bäckermeister.


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                                                    H. Scheer.


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Tafel= u. Puder=Chocolade
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                          H. Wolgast, Bäckermeister.


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                                                    Aug. Spehr.


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Weihnachts-Ausstellung

empfehle ich eine große Auswahl von selbstgearbeitetem Confect und Conditoreiwaaren
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                          Achtungsvoll
                          Wwe. Greiff, Konditor.

Schönberg i. M.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 100 Seite 8]

Verdienst=Diplom: Zürich 1883
Goldene Medaillen: Nizza 1884; Krems 1884.
Spielwerke

4-200 Stücke spielend; mit oder ohne Expression, Mandoline, Trommel, Glocken, Himmelsstimmen, Castagnetten, Harfenspiel etc.

Spieldosen

2-16 Stücke spielend; ferner Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Blumenvasen, Cigarren-Etuis, Tabaksdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser, Stühle etc., Alles mit Musik. Stets das Neueste und Vorzüglichste besonders geeignet zu Weihnachtsgeschenken, empfiehlt

J. H. Heller, Bern (Schweiz).

Nur direkter Bezug garantirt Aechtheit; illustrirte Preislisten sende franco.
100 der schönsten Werke im Betrage von 20,000 Francs kommen unter den Käufern von Spielwerken vom November a. c. bis 30. April 1885 als Prämie zur Vertheilung.


Eingemachte Früchte
aus der Fabrik der Herrn Gebr. Stollwerk a/R. als:
Birnen,
Erdbeeren,
Heidelbeeren,
Pfirsiche,
Reineclauden,
in Büchsen von 1,20 M. bis 1,60 M.
empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Große Citronen
empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Ger. hies. Speck
pro Pfund 80 Pfennig. empfiehlt                          
                          A. Wigger Nachfolger.


Besten Engl. Syrup,
sowie sämmtliche Gewürze empfiehlt in bester Waare 
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Wall= und Haselnüsse
empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachfolger.


                          Endgültig                  Nr. 369
Ziehung d. 29. December 1884
der
Münchener Christkindl-Lotterie
15200 Gew. 161500 M.
Haupttreffer:
50000, 10000, 5000 M. etc.
nur baar Geld ohne Abzug.
Loose 2 M.

gegen Postanweisung, Briefmarken und 30 Pfennig. für Francatur und officielle Gewinnliste.

Alb. Roesl, Gen.=Agent, München.


Unter Einkaufspreis empfiehlt diverse

Porcellan= und Glassachen
J. Ludw. D. Petersen.


Eine reichhaltige Auswahl von

Gold u. Silberwaaren

wie Herren u. Damenketten, Armbänder, Broches, Boutons, compl. Garnituren in matt u. glanz Gold, Ringe u. s. w. empfiehlt zu billigen Preisen.

C. Röpstorf.       
Goldschmied.       


Weihnachts-Ausstellung.

Den geehrten Bewohnern von Schönberg und der Umgegend erlaube ich mir hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen, daß ich am 17. d. Mts. meine diesjährige Weihnachts=Ausstellung mit einer großen Auswahl besten und wohlfeilsten Confituren eröffne. Außerdem empfehle zur geneigten Abnahme alle möglichen feinen Backwerke, braune Kuchen und verschiedene Sorten Pfeffernüsse auch werden gefällige Bestellungen auf Marzipan=Torten bestens prompt ausgeführt. Um geneigten Zuspruch bittet

                          Hochachtungsvoll
                          Heinrich Freitag
                          Conditor und Bäcker.

Schönberg, den 16. December 1884.


Tannenbaumlichte,
Wagenlichte
empfiehlt                                                    
                                                    A. Wigger Nachfolger.


Amerik. Schäläpfel
Böhmische Zapfenbirnen
Katharinen Pflaumen und
Bosnische Pflaumen
empfiehlt billigstens                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Tannenbaumcakes
Tannenbaumleuchter u.
Tannenbaumlichte

sowie Stearinlichte in allen Packungen, Wagenlichte in Wachs u. Stearin
empfiehlt

Aug. Spehr.       


Halbe Spritstücke
do. Sirupfässer u.
do. Prov. Oelfässer
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Kirchliche Nachrichten.
Sonntag, den 21. December.

Vormittagskirche: Pastor Langbein.
Abendkirche: fällt aus.
Amtswoche: Pastor Langbein.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


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