No. 102
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 30. Dezember
1884
vierundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 102 Seite 1]

Bekanntmachung.

        Es wird hiedurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die Aushebung der Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung des hiesigen Aushebungsbezirks (Schiffermusterung) pro 1884 stattfindet

am Sonnabend, den 10. Januar 1885,
Morgens 9 Uhr
in Wismar

im Puls'schen Gasthofe "Stadt Altona."
        Zu dem gedachten Termin haben sich bei Vermeidung der im §. 24, 7. der Ersatz=Ordnung angedroheten Strafen einzufinden alle Militairpflichtigen der seemännischen Bevölkerung aus dem hiesigen Aushebungsbezirk, welche im Jahre 1863 oder früher geboren und resp. mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Militairpflicht nicht versehen sind.
        Es wird bemerkt, daß nach Maßgabe des §. 21 der Ersatzordnung zur seemännischen Bevölkerung zu rechnen sind:

a. Seeleute von Beruf d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See=, Küsten= oder Haff=Fahrzeugen gefahren sind,
b. See=, Küsten= oder Haff=Fischer, welche die Fischerei mindestes ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben,
c. Schiffszimmerleute, welche zur See gefahren sind,
d. Maschinisten, Maschinisten=Assistenten und Heizer von See= und Fluß=Dampfern.

        Schönberg, den 22. December 1884.

Der Civilvorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungsbezirkes für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Nr. 26 des Offic. Anzeigers für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der
II. Abteilung.

(1.) Bekanntmachung, betreffend die Ausführung des Kranken=Versicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in den Gutsbezirken.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Versendung von Weihnachtspacketen.


Am 22. December Mittags wurde dem Attentäter Reinsdorf und Genossen das Urtheil des Reichsgerichtes in Leipzig verkündigt. Die Angeklagten wurden einzeln in den Saal geführt. zuletzt Rupsch. Er sieht bleicher als seither aus und trägt die Spuren der Seelenkämpfe der letzten Tage. Küchler sieht gleichgültig vor sich hin und scheint sich in sein Schicksal gefunden zu haben. Reinsdorf ist der Alte geblieben; ruhig, fast heiter blickt sein Auge, ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen. Platz an Platz ist der Saal gefüllt. Unter athemloser Stille verliest Präsident Dr. Drenkmann folgendes Urtheil:
Im Namen des Reichs! In der Strafsache wider Reinsdorf und Genossen wegen Hochverrates und anderer Verbrechen erkennt das Reichsgericht für Recht: 1) Der Angeklagte Schriftsetzer August Reinsdorf aus Pegau in Sachsen, ist der ihm zur Last gelegten Verbrechen schuldig und wird zum Tode, 15 Jahren Zuchthaus, Ehrenverlust und Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt. 2) Der Angeklagte Bachmann ist der Brandstiftung mit der Absicht, Menschenleben gefährden zu wollen, für schuldig befunden worden und wird deshalb mit 10 Jahren Zuchthaus, Ehrenverlust und Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. 3) Der Angeklagte Rupsch ist des ihm zur Last gelegten Verbrechens, in Gemeinschaft mit dem Angeklagten Küchler Se. Majestät den Kaiser von Deutschland, König von Sachsen und andere deutsche Bundesfürsten durch eine Dynamit=Explosion haben tödten zu wollen, im vollen Umfange für schuldig befunden worden und wird deshalb zum Tode, 12 Jahren Zuchthaus, Ehrenverlust und Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt. 4) Der Angeklagte Küchler wird wegen des soeben unter 3) geschilderten, mit Rupsch gemeinschaftlich begangenen Verbrechens zum Tode, 12 Jahren Zuchthaus, Ehrenverlust und Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt. 5) Der Angeklagte Holzhauer ist der Theilnahme und Vorschubleistung zu dem unter Anklage stehenden Verbrechen für schuldig befunden worden und wird deshalb mit 10 Jahren Zuchthaus, Ehrverlust und Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. 6) Die Angeklagten Rheinbach, Soehngen und Toellner werden von der Theilnahme an den Verbrechen freigesprochen.
Todesstille herrschte im Saale während der Verkündigung. Aller Augen waren auf die Angeklagten gerichtet. Das Urteil schien nur auf Rupsch Eindruck zu machen, er weinte still vor sich hin. Die übrigen Angeklagten schienen es ganz theilnahmlos anzuhören.


So fröhliche Weihnachten wie diesmal hat Fürst Bismarck gewiß selten gefeiert. Denn noch fortwährend sind die Kundgebungen des Unwillens gegen den engherzigen Majoritätsbeschluß vom 15. Dezember von allen Theilen des Reiches eingelaufen. Sie haben ihm bewiesen, daß wenigstens das deutsche

[ => Original lesen: 1884 Nr. 102 Seite 2]

Volk noch seinen nationalen Pulsschlag besitzt wenn derselbe auch vielfach durch das widerliche Parteigetriebe erstickt schien. Ja, die Nebel sind gewichen, es wird wieder Tag, der frische Morgenwind braust durch's Land und verjagt all' die giftigen Dünste, welche der Parteihader überall erzeugt hatte. Und wenn jene 141 noch einen Funken Nationalgefühl in der Brust tragen, so wird die Abstimmung bei der dritten Lesung ganz anders ausfallen. Freilich wird der Eigensinn des Prinzipienreiters dabei noch immer eine Rolle spielen. Das ist nicht anders zu erwarten, aber durchgehen wird der Posten diesmal, das glauben selbst die deutschfreisinnigen Blätter.
Die Zahl der Adressen und Telegramme, welche Bismarck aus allen Theilen Deutschlands und von Deutschen im Auslande empfängt, wächst wie eine Lawine. Wir zählen schon über 100 Städte und namentlich große Fabrik= und Industrie=Plätze. Die Dresdener Handels= und Gewerbe=Kammer läßt sich und andere also vernehmen: "Durchlaucht! Kein deutscher Patriot, keine deutsche Partei verkennt Ihre einzig dastehenden Verdienste um die Neuschöpfung und Befestigung des deutschen Reiches. Niemand kann die bahnbrechenden Schritte übersehen, die vor anderen großen Staatsmännern Ew. Durchlaucht berufen waren, einzuleiten, um Deutschland groß, mächtig und geachtet zu machen und um eine europäische Friedensära herbeizuführen. Europa bewundert seit Gründung des Deutschen Reichs die weitsehende auswärtige Politik und erkennt Ew. Durchlaucht als den maßgebenden Schiedsrichter im Rathe der Völker. Ueber die Meere reicht Ihr mächtiger Einfluß: die internationalen Abmachungen über die Zukunft der fernsten Welttheile weisen an erster Stelle Ihren Namen auf. Des Deutschen Reiches wirthschaftliche Fortentwickelung, der Wohlstand der Nation steht und fällt mit dem Antheil, welcher ihr gesichert werden muß am Weltverkehr, an der Ausfuhr der deutschen Waaren nach allen Ländern des Erdballs". - Aus Wien ging ein Telegramm an Bismarck ab, welches schließt: Angesichts des lebensgroßen Bildnisses Ew. Durchlaucht wurde in Begeisterung gesungen: Stoßt an! Bismarck soll leben!
Bismarck hat in der "Post" seinen Dank ausgesprochen. "In den Kundgebungen der im Volke lebendigen nationalen Gesinnung finde ich die Ermuthigung, auch dei abnehmenden Kräften auszuharren im Kampfe gegen die Parteien."
Wie zu erwarten war, sind die zahlreichen Anerbietungen zur Tragung der Kosten der zweiten Direktorstelle im Auswärtigen mit Dank abgelehnt worden. Die "Nordd. Allg." schreibt: So anerkennenswerth diese Opferwilligkeit ist, möchten wir doch in Erwägung geben, daß es weder thunlich noch erforderlich sein wird, die auf diesem Wege aufgebrachten Gelder zur Besoldung eines Reichsbeamten zu verwenden. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die nur durch den Haß gegen den Kanzler verbündeten Fractionen den Muth haben werden, ihr Votum bei der dritten Lesung zu wiederholen. Wenn es dennoch geschähe, würde die Abwehr der darin liegenden Schädigung des Reiches auf einem anderen Wege zu suchen sein, als durch die Deckung des Erfordernisses auf dem Wege der Privatwohlthätigkeit.
Das Blaubuch über die deutsche Colonialpolitik hat in England einen unbeschreiblichen Eindruck gemacht, dessen Wiederhall die herbste Verurtheilung der Gladstoneschen Politik ist, die bis jetzt der Welt zu Ohren gekommen. Hier einige Proben aus den höheren Regionen der Presse. Pall Mall Gazette: Viele meinen vielleicht, solch ein Stück Sandküste, wie Angra Pequena, mehr oder weniger, verschlage nichts, die Ehre Großbrittanniens werde dadurch in keiner Weise berührt, allerdings nicht das Stückchen Land ist es, worauf es hierbei ankommt, sondern die Art, wie wir vor aller Welt angefahren, und zwar mit Recht angefahren wurden. Ob es sich dabei um Hunderte von Quadratmeilen des fruchtbarsten Landes oder um eine Strecke sandiger Einöde handelte, bleibt sich ganz gleich. Wenn unsere Diplomatie auf der Stufe, auf welcher sie sich in den fraglichen Angelegenheiten zeigte, verbleibt, so wird sie uns noch in Verlegenheiten stürzen, gegen welche die Angra=Pequena=Frage, so häßlich und erniedrigend sie war, ein Kinderspiel ist. England konnte Angra Pequena haben und sich noch die Freundschaft Deutschlands erwerben, denn Fürst Bismarck ersuchte zuerst ja das englische Cabinet nur darum, den Schutz der deutschen Ansiedler in jenen Gegenden zu übernehmen. Statt dessen lehnten wir das Gesuch ab und suchten dann, als Fürst Bismarck jenes Protectorat selbst übernahm, dagegen zu protestiren. Wir haben so Deutschland beleidigt und uns zugleich vor der Welt verächtlich gemacht, indem wir uns gierig und feig zu gleicher Zeit zeigten. Das bedeutet mehr als der Verlust von einem Dutzend Angra Pequenas. Die Morning Post meint der Zwischenfall sei der demüthigendste, den irgend ein Engländer jemals zu lesen gezwungen worden sei. Daily Telegraph: Die deutsche Allianz, an Stelle der französischen, hätte der herrschende Grundton der englischen auswärtigen Politik seit den letzten zwei Jahren sein sollen. Aber wir haben die ganze Zeit hindurch die zerbrochenen Glieder einer alten Kette hinter uns her geschleppt und uns vergeblich bemüht, einen Nebenbuhler zu versöhnen, der kein Interesse daran hat, Egypten und England in irgend einer Weise, sei es moralisch, finanziell oder politisch, vereinigt zu sehen." - Und ist denn schon eine Wendung eingetreten im Sinne des letzten Blattes? Man muß es glauben, wenn aus Madrid gemeldet wird, daß zwischen Spanien, Deutschland und England ein Protocoll unterzeichnet worden ist, wonach ersteres seine Rechte auf den nördlichen Theil von Borneo aufgibt, welcher bereits von England in Besitz genommen ist, und daß die spanische Regierung außerdem England und Deutschland die Handels= und Schifffahrtfreiheit im Sulu=Archipel zugesteht, an den Plätzen, wo Spanien noch keine Zollstationen hat. Dafür würde die übrigens ganz platonische Oberheit Spaniens über den Archipel von den genannten Mächten anerkannt. - Ist das nicht ein neuer glänzender Triumph der Bismarck'schen äußeren Politik, der Politik, die von den kleinen Leutchen der großen Majorität so engherzig behandelt wird? Dieser neue Erfolg ist für das Deutsche Reich wahrscheinlich etwas mehr werth als 20 000 Mark, denn er sichert seinem Handel den Erfolg in ganz Ostasien.
Figaro in Paris hat wieder einmal seine leichtgläubigen Kunden über den Löffel barbiert. Fürst Bismarck denkt vorläufig gar nicht daran, incognito nach Paris zu reisen und mit Ferry, dem Ministerpräsidenten, Conferenzen zu halten.
Die Portugiesen scheinen seit einiger Zeit vom Kitzel des Rollenspielens geplagt zu sein. Nachdem sie neulich am Kongo eigenmächtig vorzugehen versucht, haben sie jetzt auf der Insel Madeira eine englische Yacht beschossen, deren Kapitän sich weigerte, seine Ladung zu declariren, weil die Zollbehörde es unterlassen, gleich nach seiner Ankunft die Declaration entgegenzunehmen. Darauf beschuldigte die Zollbehörde den Capitän des Schmuggels und erklärte, das Schiff mit Beschlag belegen zu wollen. Der Engländer gab zur Antwort, daß er den Hafen verlassen werde und setzte Segel auf. Die Portugiesen drohten das Schiff in Grund zu schießen, wenn es dies ausführe. Der Engländer ließ sich jedoch nicht beirren und segelte ab. Nachdem die portugiesische Batterie erst einige blinde Schüsse abgegeben, feuerte sie scharf, ohne aber dem Engländer wirklichen Schaden zuzufügen, der sich bald außer Schußweite befand.
China wirbt, nachdem es dies in andern Ländern auch gethan, um deutsche Offiziere. Es bietet für den Secondelieutenant ein Gehalt von 30 000 Francs. An Bewerbern wirds daher nicht fehlen, wenn der Kriegsminister ja sagt.


- Ist das außerordentliche Wachsthum Berlins ein Zufall? 1709 zählt die Stadt: 56 000 Einwohner, 1740 : 81 000. 1786 : 146 000, 1816 : 197 000, 1840 : 328 000, 1858 : 488 000, 1864 : 633 000, 1875 : 966 000, 1883 : 1, 226 000. Auf Pferdebahnen wurden im letzten Jahre befördert 70 1/2 Millionen, durch Stadt= und Ringbahn 12 1/2 Millionen, durch Omnibus 15 Millionen.
- In Berlin hat der erste und älteste Gerichtsschreiber Leopold v. Ranke seinen 89. Geburtstag gefeiert. Die ganze gelehrte Welt und auch seine Widersacher unter den Geschichtsschreibern waren um ihn versammelt und der Briefe und Depeschen wa=

[ => Original lesen: 1884 Nr. 102 Seite 3]

ren unzählige. Der Kaiser gratulirte durch einen Hofbeamten, die Kaiserin mit einem Veilchenstrauß, der Kronprinz trat mit den Worten ein : "Excellenz, ich bringe meinen Sohn Heinrich mit, den ich aus Kiel habe kommen lassen."
- Der Marstall des Kaisers. Unter den an das Palais des Kaisers sich anschließenden Wirthschaftsgebäuden, befindet sich auch der kaiserliche Privatmarstall, der sich durch auffällige Einfachheit auszeichnet. Um so werthvoller freilich ist das dort eingestellte Pferdematerial, denn der Marstall enthält nur diejenigen Pferde, welche speciell für den Dienst des Kaisers und der Kaiserin bestimmt sind. Ihre Zahl beläuft sich auf etwa 30. Die für den Dienst der Kaiserin bestimmten Pferde sind ohne Ausnahme braunen ostpreußischen Schlages; der Kaiser fährt dagegen nur mit Trakehner Hengsten. Mit Ausnahme zweier russischer Hengste, welche der Kaiser vor einigen Jahren vom Kaiser Alexander II von Rußland zum Geschenk erhielt, sind sämmtliche Pferde, welche im Marstall stehen, Inländer. Die Russen benutzt der Monarch nicht, weil sie von zu feurigem Temperament sind und man mit diesen Racepferden früher einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat. Von den Pferden des Kaisers führen einige Benennungen, die uns an bekannte Persönlichkeiten erinnern. Auch der Name "Madai" fehlt nicht. Ihn trägt ein stolzer Rapphengst. Verhängnißvolle Erinnerungen knüpfen sich an die beiden bisherigen Stadtpferde des Kaisers "Index" und "Epos". Sie gingen an den beiden Attentatstagen vor dem kaiserliche Wagen. Jetzt theilen sich die Rapphengste "Eichmann" und "Poppor", sowie "Census" und "Antipater" in den kaiserlichen Dienst. Es sind dies kräftige Rapphengste durchschnittlich im Alter von 10 Jahren ; abwechselnd wird ein Paar von ihnen von 1-3 Uhr Nachmittags und von 7 Uhr Abends an angeschirrt für den sofortigen Dienst bereit gehalten. Reitpferde enthält der kaiserliche Privatmarstall keines. Die Leibpferde des Kaisers stehen seit 1878 sämmtlich im Marstall in der Breitenstraße. Da nämlich der Marstall hinter dem Palais keine Reitbahn enthält, so mußten die Leibpferde, um ihnen die nöthige Bewegung zu schaffen, stets nach der Dorotheenstraße geführt werden. Eines Tages kam hierbei das Leibroß des Kaisers "Sadowa" unterwegs zu Falle. Der Monarch hatte dies zufällig von seinem Fenster aus bemerkt und in seiner Fürsorge für die ihm besonders liebgewordene Stute ordnete er die Ueberführung sämmtlicher Leibpferde nach der Breitenstraße an. Die Sättel, in denen der Kaiser zu reiten pflegte, befinden sich dagegen in der Geschirrkammer des Palaismarstalls. Sie haben einen sehr breiten Sitz, um dem greisen Monarchen das Reiten möglichst zu erleichtern. In der Geschirrkammer befinden sich neben anderen kostbaren Geschirren auch diejenigen, welche der Kaiser von Rußland zugleich mit den oben erwähnten Hengsten als Geschenk gesandt hat. Dieses mit Gold reich montirte Geschirr ist aus echt russischem Leder gearbeitet und verbreitet daher einen intensiven Juchtengeruch durch den ganzen Raum. Keiner der vier geschilderten Räumlichkeiten ist übrigens dem Publikum zugänglich.
- Unweit Runkel im Nassauischen kamen Zigeuner in ein Dorf und fanden in einem Hause einen Bauersmann, der von fürchterlichem Zahnschmerz geplagt war. "Vaterchen, Sie hawe Zahnweh? fragte eine alte Zigeunerin. Der Bauer nickte mit dem Kopfe. Auf den Rath der Zigeunerin wurde ein kupferner Kessel herbeigeschafft und dem Leidenden über den Kopf gestülpt, dann auf dem Kessel von allen Seiten unablässig getrommelt. Die Zigeuner untersuchten, während dem Patienten bei dieser Kur Hören und Sehen verging, ein Wandschränkchen, welches ungefähr 370 Mark in sich barg. Als die Zigeuner die Kur beendet hatten, war das Zahnweh fort - das Geld aber auch!
Ein Mann, der Blinde sehend und Lahme gehend macht, ist Dr. Carl Theodor in Tegernsee. Es gibt keinen eifrigeren und unermüdlicheren Arzt als ihn, obwohl er's eigentlich nicht nöthig hätte; denn er ist nebenbei Herzog in Bayern. In voriger Woche stach er 9 Blinden aus Tirol den Staar.
- In Holland hat sich eine Aktiengesellschaft gebildet um London regelmäßig mit frischer holländischer Milch zu versorgen.


Anzeigen.

Antragsmäßig soll über die zu Schwanbeck sub Nr. II belegene Vorstelle c. p. des Hauswirths Peter Heinrich Schmidt daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Montag, den 12. Januar 1885,
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 23. October 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Am Sonnabend, den 3. Januar 1885 von Vormittags 9 1/2 Uhr an, sollen beim Gastwirth Staack hieselbst die zum Maler Herzbergschen Concurse gehörigen Nachlaßsachen öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Es kommen zum Aufgebot:

Mannskleidungsstücke, 1 Bürger=Uniform incl. Degen und Chärpe, das vorhandene Malergeräth, 1 Farbenmühle, Ackerwalze, 2 Stehleitern, Oele, Siccativ und Lack, 1 Farbenschrank und Malertisch, 1 Handwagen, circa 11 Mille Torf und 2 Meter kleingemachtes Holz, etwas Haus=, Küchen und Ackergeräth und was sonst vorhanden ist.

Schönberg, den 20. December 1884.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.      


Holz=Auction Nr. 6.

Am Mittwoch, den 7. Januar sollen beim Gastwirth Seeler zu Sahmkow nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:

a. Aus dem Cronscamper Zuschlag:

38 Stück Loheichennutzholz,
ca. 60 Rmet. Loheichen Kluft und Knüppel.
36 Rmet. buchen Kluft und Olm.
12 Fuder buchen Pollholz.

b. Aus dem Sahmkower Zuschlage:

3 Loheichenblöcke.
116 Rmet. Loheichen Kluft und Knüppel.
15 Fuder Eichen Durchforstholz I.
30 Fuder Eichen=Reiser.
100 Rmet. buchen Kluft I. II. und Knüppel.
18 Fuder buchen Pollholz.

c. Aus dem Carlower Holze:

30 Fuder Ellern Wadeldolz.

Schönberg, den 28. December 1884.

Der Oberförster:                    
C. Hottelet.          


Directe
Post=Dampfschiffahrt
Hamburg-Amerika
Nach New-York jeden
Mittwoch u. Sonntag
mit Deutschen Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
• August Bolten, Hamburg.
Auskunft u. Ueberfahrts=Verträge bei:
Fr. Frick u. J. F. Schultz in Röbel.


In Kösters=Hotel
Am Neujahrstage Tanzmusik.
a Tanz 10 Pfennig.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 102 Seite 4]

Nr. 377.    Gewinn=Loose=Umtausch.
Zum Umtausch von Giesinger und Spessarter Gewinn=Loosen empfehlen sich:
Tölzer Veteranen-Loose a 50 Pf.
500 Gewinne im Gesammtwerthe von 8000 Mark.
Ziehung am 15. Januar 1885 in München.
Kaiserslauterer Kirchenbau=Loose á 2 Mark.
20 000 Gewinne nur baar Geld ohne Abzug. 125 000 Mark.
Haupttreffer: 30000, 10000 Mark !! Auf 10 Loose 4 Treffer!!
Ziehung in München am 16. März 1885.
Loose à 1 Mark der III. Münchener Pferde-Lotterie.
2000 Gewinne im Werthe von 80000 Mark.
Erster Hauptgewinn: Eine vollständige, hochelegante Equipage mit vier Pferden im Werthe von 12000 Mark.
Ziehung unabänderlich Anfangs April 1885.

Vorstehende Loose offerirt und versendet gegen Postanweisung, Briefmarken und 30 Pfennig für Francatur und officielle Gewinnliste die

General Agentur Alb. Roesl in München.        


Anna Grevsmühl
Carl Hintzelmann
Verlobte.
Lübeck.                                                     Schwerin.
Weihnachten 1884.


Es hat dem Herren über Leben und Tod gefallen, meinen lieben Mann, unsern Vater, Bruder und Schwager den Schneidermeister

J. Söhlbrandt

heute früh 2 1/4 Uhr in seinem 56. Lebensjahre von seinen schweren irdischen Leiden sanft zu erlösen.
Aufs Tiefste betrauert von

den Hinterbliebenen.       

Schönberg, den 25. Dezember 1884.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 31. Dezember Nachmittags 2 Uhr vom Sterbehause aus statt.


Für die große Theilnahme und Aufmerksamkeit bei dem Begräbniß unserer lieben Mutter

Marie Ladendorf geb. Eckmann

sagen wir Allen unsern tiefgefühlten Dank.

Die trauernden Hinterbliebenen.       


Stadttheater in Lübeck.
Mittwoch den 31. December 1884.
Anfang präcise 4 Uhr.
Fünfte Nachmittagsvorstellung für Lübeck und Umgegend.
Der Bettelstudent.
Große Operette in 3 Acten von C. Millöcker.
Preise der Plätze:

1 Pl. 1. Rang      M. 3,00.              1 Pl. Parterre      M. 1,00.
1 Pl. Parquet      M. 2,50.              1 Pl. 3. Rang      M. 0,70.
1 Pl. 2. Rang      M. 1,25.              1 Pl. Gallerie       M. 0,50.

Bei Entnahme von mindestens 30 Fahrkarten gewährt die Eisenbahn=Direction eine Ermäßigung auf die Hälfte des gewöhnlichen Fahrpreises.

Die Direction.       


Neujahrskarten
bei                                                     C. Sievers.


Apfelsinen
empfiehlt                                                    
                                                    Aug. Spehr.


Sämmtliche Mitglieder der Zimmergesellen=Krankenkasse werden ersucht, am letzten Ladentag Sonntag, den 4. Januar 1885, Nachmittags 2 Uhr persönlich auf der Herberge zu erscheinen wegen Auflösung der Kasse. Der Antheil kann nach der Abrechnung in Empfang genommen werden, auch kann der Beitritt in die neue Kasse erfolgen.
Nicht erscheinende Mitglieder müssen ihren Antheil binnen 4 Wochen beim Unterzeichneten abholen.

J. Grevsmühl.       


Ersparniß= und= Vorschuß=Anstalt.
Die Anstalt ist zur
Zinszahlung
vom Sonnabend, den 27. Dezember d. J.,
bis Mittwoch, den 31. Dezember d. J.,
von
8 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags,
am
Sonntag, den 28. Dezember d. J.
jedoch nur                          
von 8 bis 10 Uhr Morgens
geöffnet.                          
Schönberg, den 15. Dezember 1884.
                          Das Directorium.


Kirchliche Nachrichten.
Sylvester:

Abendkirche (6 Uhr:) Pastor Kaempffer.

Neujahr.

Frühkirche (7 Uhr): Pastor Langbein.
Vormittagskirche: Pastor Kämpffer.

Sonntag, den 4. Januar.

Vormittagskirche: Rector Woisin.
Abendkirche fällt aus.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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