[ => Original lesen: 1884 Nr. 97 Seite 1]Anzeigen.
Antragsmäßig soll über die zu Herrnburg sub Nr. IV belegenen Vollstelle c. p. des Hauswirths Hans Heinrich Wilhelm Lohse daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstück zu haben vermeinen, und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Donnerstag, den 15. Januar 1885,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen die jetzigen als auch die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 27. October 1884.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Antragsmäßig soll über die zu Lenschow belegene Büdnerstelle c. p. des Arbeitsmanns Johann Heinrich Ernst Dähn daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf
Dienstag, den 24. Februar 1885,
Vormittags 10 Uhr
peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 3. December 1884.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Zu einer Weihnachtsbescheerung für arme Kinder erbitten wir freundliche Gaben aus der Gemeinde und ersuchen solche gütigst bis zum 18. d. M. uns zukommen zu lassen.
Schönberg, den 9. December 1884.
Kaempffer. Langbein.
Weiden=Auction
Am Sonnabend den 13. d Mts. Vormittags 9 1/2 Uhr ab, sollen auf dem Bahnofe Grevesmühlen
cr. 3000 Bund Korbweiden und
cr. 120,000 Bund Stück Bandstöcke
in öffentlicher Auction gegen sofortige Baarzahlung verkauft werden.
Schwerin, den 4. December 1884.
Der Eisenbahnbaumeister
H. Loycke.
Diejenigen berechtigten Einwohner Schönberg's, die das Brennholz aus dem Hohenmeiler=Revier zum abgeminderten Preise erhalten, haben sich am
Sonnabend den 13.
Dienstag den 16.
Dienstag den 23. d. Monats,
Morgens zwischen 8 und 9 Uhr in meinem Hause melden.
Hohemeile den 8. December 1884.
Der Förster
W. Polle.
In seiner am 3. d. M. abgehaltenen Herbstversammlung hat der Landwirtschaftliche Verein für das Fürstenthum Ratzeburg - vorbehältlich höherer Genehmigung - beschlossen:
"im Mai k. J. wiederum eine Thierschau verbunden mit Gewerbe=Ausstellung hieselbst abzuhalten,"
welches ich hiermit auftragsmäßig zur öffentlichen Kenntniß bringe.
Schönberg, d. 6. Decb. 1884.
Wilh. Heincke,
als Secretair des Landwirthschaftlichen Vereins.
Statt besonderer Meldung
Sophie Dräger
Joachim Weber
Verlobte
Schönberg. Badendorf.
Gestern entschlief sanft nach kurzem Krankenlager unsere Mutter und Schwiegermutter Catharina Köster, tief betrauert von
M. Köster u. Frau
geb. Bollow.
Die Beerdigung findet Mittwoch den 10 d. M. Nachmittags 3 Uhr statt.
Wir sagen Allen Denen, die unserer lieben Mutter und Schwiegermutter die letzte Ehre erwiesen, unsern herzlichsten Dank.
Roduchelsdorf und Cordshagen.
Die Hinterbliebenen.
Die Mitglieder des hiesigen
Imkervereins
werden um baldige Einsendung der Zählkarten ersucht.
J. Wegner.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 97 Seite 2]Bilanz der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt in Schönberg
am 1. Juli 1884.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Die vorstehende Bilanz der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt ist von der Revisions=Committe geprüft und richtig befunden und von der heute abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre genehmigt worden.
Schönberg den 4. December 1884.
Das Directorium der Ersparniß= und Vorschuß=Anstalt.
Burmeister. J. Breuel. J. Boye. C. J. W. Burmeister. H. Meier.
Secretair: H. Stoffers.
Weihnachts-Ausstellung
bei
Glocksien & Evers,
Lübeck, Schüsselbuden 192.
Stearin=, Parafinlichte jeder Packung, Tannenbaum= und Wagenlichte in Stearin und Wachs, sowie auch Tannenbaumleuchter, Rundbrenner=Lampencylinder St. 6 Pf., pr. Dtzd. billiger, Lampenkuppeln in jeder Größe zu sehr niedrigen Preisen hält bestens empfohlen
J. Ludw. D. Petersen.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 97 Seite 3]Mein gut assortirtes
Eisenwaaren-Lager
empfehle ich dem geehrten Publikum von Stadt und Land bei vorkommendem Bedarf auf's Angelegentlichste, als Kochtöpfe und Küchengeräthe aller Arten. Zu Weihnachtsgeschenken passend: Ofengeräthschaften, die neusten Muster in broncirten Ofenvorsätzen und Ofengeräthständer, Coakskasten in verschiedenen Facons, Ascheimer u. s. w. Ferner empfehle ich Handwerkszeuge aller Arten und bin gerne bereit für jeglichen Bedarf soweit es nicht auf Lager vorräthig ist, in kürzester Zeit nach Wunsch unter Garantie zu besorgen.
J. Ludw. D. Petersen.
Weihnachtsaustellung.
Meine diesjährige besonders reichhaltige Weinachtsausstellung empfehle einem geehrten Publikum aufs beste und bitte um zahlreichen Besuch.
Hochachtungsvoll
Emil Hempel.
Schönberg.
Weihnachts-Austellung
bei
Lübeck, Breitestraße 959, bei der Wache. Jürgensen & Robschuld Lübeck, Breitestraße 959, bei der Wache,
empfehlen sehr billig:
Alfenide Waaren unter Garantie.
Japanesische Artikel in größter Auswahl.
Lampen, Candelabres u. Leuchter aller Art,
Vogelkäfige, Blumentische und Gartenmöbel.
Garderobenständer, Schirm= und Geräthständer.
Ofenvorsetzer, Ofengeräthe, Feuerungskasten.
Wringmaschinen, Mangel und Plättöfen.
Fleischhack= u. Wurststopfmaschinen etc. etc.
Für Kinder:
Schlitten u. Schlittschuhe,
Velocipedes,
Wagen und Handkarren,
Kaufläden u. Küchen,
Küchenmöbel und Küchengeräthe, Hobelbänke u. Werkzeuge, Laubsäge und Werkzeugkästen etc. etc.
Wilh. Oldenburg
empfiehlt zu
Weihnachts-Einkäufen
in bedeutend ermäßigten Preisen:
Kleiderstoffe, schwarzwollene Cashemirs, Seidenzeuge, Buckskins, Wintermäntel, Tücher, Jupons, Schürzen, Rüschen, Taschentücher, Gardinen, Leinen, Tisch= und Handtücher etc.
Reste sehr billig.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 97 Seite 4]Zu
Weihnachts=Einkäufen
empfehle ich mein durch viele Neuheiten besonders reichhaltig sortirtes Lager von:
Teppichen, Tischdecken, Gardinen, Möbelstoffen, Damen=Wintermänteln, Abendmänteln, Kleiderstoffen in Wolle u. Seide, Schürzen, Jupons, Tüchern, Handschuhen, Regenschirmen, Capotten, Herren=Buckskins und Paletots, Reisedecken, Plaids,
Weißwaaren jeglicher Art,
Leinen, Tischzeugen, Gedecken, Handtüchern,
Herren= und Damenwäsche.
---------------------
Pfaffs bewährte Nähmaschinen
für den Hand= und Fußbetrieb mit Stopfapparat.
Ratzeburg. Johannes Spehr, i. Firma: Carl Haase Nachfl.
Meine
Weihnachts-Ausstellung
in den neuen, großen Räumen ist eröffnet, und bitte freundlichst, dieselbe anzusehen.
Lübeck, Heinr. Pagels
Breitestr. 945 b. Markt. Magazin für Haus= u. Küchengeräthe.
Hierzu eine Beilage.
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 97 Seite 5]Beilage
zu Nr. 97 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 9. December 1884.
Nach dem nunmehr amtlich aufgestellten Verzeichniß der Mitglieder des Reichstages haben die Fraktionen gegenwärtig folgenden Bestand: Deutsch=Conservative 76, Reichspartei 28, Centrum 109, Polen 61, Volkspartei 7, Socialdemokraten 22, bei keiner Fraktion 23, darunter die 15 Abgeordneten aus Elsaß=Lothringen, und endlich sind 5 Sitze erledigt.
Im Reichstage gibts manche Ueberraschung. Der Socialdemokrat Bebel z. B. erklärte Richter rund heraus, an den Militärkosten werde wenig zu streichen sein. Wenn man nicht parteiisch sei, so müsse man anerkennen, daß das Militär, so wie es bestehe, eine nothwendige Einrichtung sei und daß man zugeben müsse, daß im Militär so sparsam gewirthschaftet wird wie irgend möglich. Würde man das Militär, fügte er hinzu, einer Actiengesellschaft übergeben, sie könnte nicht so billig wirtschaften. (Bebel will ein Miliz=Heer.)
Bei der Verhandlung über die Dampferunterstützung hat Bismarck erklärt, er werde, wenn der Reichstag diese Vorlage ablehne, eine derartige Vorlage nicht mehr einbringen.
Von der Reichspostverwaltung sind seit November vorigen Jahres Curse zur Ausbildung der Bahnpostbeamten im Samariterdienst eingerichtet worden. Zu denselben war zunächst das aus 600 Köpfen bestehende Personal der Bahnpostämter Nr. 1, 2, 3, 4 und 18 herangezogen worden. Diese Curse haben sich sehr bewährt, so daß jetzt eine weitere Ausdehnung derselben auf das gesammte im Eisenbahn=Postbetriebe, im Postfuhrgeschäft, sowie bei den Anlagen von Telegraphen beschäftigte Personal ins Auge gefaßt ist. Des Weiteren besteht die Absicht, die Bahnposten mit Verbandmitteln nach Esmarch'schen System auszurüsten.
Die Deutschen Botschafter in London und Petersburg sind mit je 150 000 Mark, die Botschafter in Wien, Paris und Constantinopel mit je 120 000 M. der in Rom mit 100 000 M. besoldet, außerdem haben sie freie Dienstwohnung. Unter den 28 Gesandten beziehen die meisten ein Gehalt von 30= bis 36 000 M., der in Brüssel 48 000 M., in Bukarest 45 000 M., im Haag 48 000 M., der in Madrid 54 000 M., in Peking 60 000 M., in Rio de Janeiro 48 000 M., Stockholm 40 000 M., in Teheran 50 000 M., in Yedo 45 000 M., in Washington 63 000 M. Alles in Allem betragen die Besoldungen des Deutschen Botschafts= und Gesandschaftspersonals 2 366 100 M. Dazu kommen 14 General=Consulate, 49 Consulate und 6 Viceconsulate mit zusammen 1 917 450 Mark. Und da soll man sagen, das Reich thue nicht genug für eine ausländische Vertretung?
Bei dem ersten und hoffentlich auch letzten deutschen Anarchistenprozeß, der, wie gemeldet, am 15 ds. am Reichsgericht zu Leipzig seinen Anfang nimmt, sind angeklagt: 1) der Schriftsetzer Friedrich Reinsdorf aus Pegau wegen Anstiftung zum Verbrechen des Hochverraths, des Mordversuchs und der Brandstiftung, 2) der Schriftsetzer Emil Küchler aus Elberfeld und 3) der Sattlergeselle Franz Reinhold Rupsch aus Roßbach a. S., beide wegen Hochverraths, Mordversuchs und Brandstiftung, 4) der Weber Carl Bachmann aus Triptis wegen Mordversuchs und Brandstiftung, 5) der Schuhmacher Carl Holzhauer, 6) der Färber Fritz Soehngen, 7) der Bandwirker Carl Rheinbach und 8) der Knopfarbeiter August Toellner, alle 4 aus Barmen und wegen Theilnahme an den Verbrechen des Hochverraths, des Mordversuchs und der Brandstiftung. Was den Hauptangeklagten Reinsdorf anlangt, so ist derselbe in Leipzig den Polizeibehörden schon seit 1874 und den übrigen deutschen Polizeibehörden seit etwas späterer Zeit als einer der ärgsten Wähler der Anarchistenpartei bekannt, er ist in Leipzig unter dem Namen Sternberg aufgetreten, bis es der äußerst wachsamen politischen Polizei gelang, ihn als Pegauer Kind unter richtigem Namen zu entlarven. Er wird als ein sehr gefährlicher Mensch geschildert, der es versteht, Andere unter dem Banne seines Willens zu gefügigen Werkzeugen zu machen.
Die Wirkungen der Wahl Clevelands zum Präsidenten der Vern. Staaten machen sich schon jetzt fühlbar. Der Schatzsecretär Culloch hat nämlich eine Vorlage beim Congreß eingebracht, welche die Aufhebung der Zölle für Rohstoffe, welche zur Fabrikation dienen, sowie für Fabrikate, welche von den ärmeren Classen verbraucht werden, bezweckt.
Auf der mitgetheilten Liste verdienstvoller deutscher Afrikareisender dürfen nicht fehlen: Brenner, Lepsius, Buchner, Krach und Rebmann, Munzinger, Lenz, Rußegger und vor Allem Pogge und Wißmann, die im Jahre 1881 Südafrika durchkreuzten und von denen der erstere am 17. März d. J. in St. Paolo de Loanda seinen Strapazen erlag.
In dem Anarchistenprozeß in Wien gegen Hühner, Horaltik und 18 Genossen wegen Hochverraths, Majestätsverbrechens, Störung der öffentlichen Ruhe etc. wurden zwei Angeklagte freigesprochen, die übrigen zu schweren Kerkerstrafen von 3 bis 12 Jahren verurtheilt.
Berlin soll ein Reichs=Handelsmuseum erhalten, an das sich verschiedene Zweiganstalten in geeigneten deutschen Städten anschließen sollen. Der dazu gebildete Ausschuß setzte einen Exekutivausschuß von 14 Mitgliedern ein und beauftragte denselben mit einleitenden Schritten zur Erlangung eines passendem Gebäudes in Berlin Behufs Unterbringung der Sammlungen aus den Büreaus, zur Beschaffung derjenigen Gebrauchs=Artikel und Erzeugnisse der ausländischen Märkte, welche geeignete Fabrikationsgegenstände für deutsche Industrie darbieten oder als Rohstoffe für weitere Verarbeitung zu verwerthen sind, weiterhin zur Herbeiführung engerer Beziehungen der staatlichen Auskunftsbüreaus für Bahntarifsachen und Auskunftsbüreaus für Zollsachen mit dem Reichshandelsmuseum u. s. w.
Die Allgemeine Zeitung meldet, daß König Ludwig den Maximilians=Orden für Wissenschaft und Kunst den Professoren Dunker und Curtius in Berlin, Alfred Meißner in Bregenz, Adolf Wilbrand in Wien und Franz Liszt in Pest verliehen hat. Mit diesem Orden ist der erbliche Adel in Bayern verbunden.
In der 3. Nachmittagsstunde des 2. December entstand im Hause des Herrn Hauswirths J. Schleuß in Palingen auf bisher unaufgeklärte Weise ein Feuer, welches in kurzer Zeit das Wohnhaus und die Scheune einäscherte. Bei der Schnelligkeit, mit welcher das Feuer um sich griff, konnte außer dem Vieh - nur ein Pferd, 2 Kälber und einige 20 Schafe sind verbrannt - nichts gerettet werden: sämmtliches Mobilar, selbst Betten und Leinenzeuge, sowie alle Ackergeräthschaften sind ein Raub der Flammen geworden. Außer den Futtervorräthen sind auch einige 40 Fuder ungedroschenen Getreides verbrannt. Der Schade ist für den Betroffenen um so empfindlicher, als derselbe außer den Gebäuden, welche mit M. 6600,00 versichert sind, nichts versichert hat. Bei der gänzlichen Windstille gelang es, die weitere Ausbreitung des Feuers zu verhindern und die in hohem Grade bedrohten Nachbar= Gehöfte zu retten. In Thätigkeit waren außer der Palinger Spritze die Herrnburger, Selmsdorfer und Sülsdorfer.
- Auf der Station Bitterfeld lief am 3. ds. früh 1/2 9 Uhr der von Halle kommende Personenzug auf den eben ankommenden Güterzug auf, wodurch die Maschine und mehre Güterwagen zertrümmert werden. Von den Passagieren wurde Niemand beschädigt, doch erlitten drei Beamte schwere Verletzungen.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 97 Seite 6]- In Wien ist Fanny Elßler gestorben, der das Leben ein Tanz war. Mit ihrem Tanzen hat sie einst Kaiser und Könige und sogar den geistvollsten Diplomaten (Centz) berückt, aber, was die schwerste Kunst war, zu rechter Zeit aufgehört.
- Zwei Mörder, Kleeberg und Martin in Hermannstadt, die eine ganze Familie ermordet und beraubt hatten, fanden Gelegenheit, einander im Gefängniß Briefe zu schreiben. Die Briefe gelangten aber in die Hände des Gerichts. Einer lautete: "Bei der Schlußverhandlung müssen wir sehr scheinheilig thun, jedes zweite und dritte Wort muß Gott sein. Wir würden Alles sehr bereuen und hätten es nie getrau, wenn wir nicht im Rausche gewesen wären." Kleeberg schrieb dem Martin in der Suppenschüssel: "Wenn wir frei werden sollten, dann nur Raub und Mord." Ein Ausruf des Abscheus ging durch den Gerichtssaal, als die Briefe verlesen wurden. Diese Kerle kamen aber nicht frei, sondern an den Galgen.
- Gibt es noch eine Gerechtigkeit auf Erden? Vor dem Gymnasium hält ein Wagen mit einem Esel bespannt. Der Besitzer des Fuhrwerks hat sich entfernt, und da gerade Freivierrtelstunde ist, so vergnügen sich die größeren Zöglinge, Freund Langohr auf allerlei Art zu necken. Ein kleiner Quartaner steht als Zuschauer dabei und freut sich der Späße seiner Kameraden. Plötzlich kehrt der Besitzer des geneckten Esels zurück; die größeren Knaben ergreifen die Flucht, und der kleine Quartaner, im Gefühle seiner Unschuld, bleibt ruhig stehen. Doch das Unglück schreitet schnell! Der Mann, keinen anderen Gegenstand seiner Rache erspähend, gibt dem armen unschuldigen Jungen eine Ohrfeige. Heulend läuft dieser ins Haus hinein, um dem Rektor sein Leid zu klagen und ihn als Rächer seiner Unschuld anzurufen. In der Eile und Bestürzung rennt er jedoch an einen die Treppe gerade herunter kommenden Lehrer und - schwapp! - hat er die zweite Ohrfeige. In seiner Bedrängniß eilt der arme Knabe zum Rector. Von diesem um die Ursache seines Heulens gefragt, bringt er endlich stotternd heraus; "Ach Gott, der Herr Lehrer hat mir eine Ohrfeige gegeben und - ich habe dem Esel doch gar nichts gethan! - Schwupp, hat er die dritte Ohrfeige. Wie soll da in einem jungen Gemüthe der Glaube an Gerechtigkeit geweckt und belebt werden?
- In der Zeit vom 1. April bis 31. October 1884 betrugen die Einnahmen der Reichs=Post= und Telegraphen=Verwaltung M. 93 687 527 gegen M. 89 413 218 in demselben Zeitraum des Vorjahres, also mehr M. 4 274 309; und der Reichseisenbahn=Verwaltung M. 28 083 800 gegen M. 27 998 096 in demselben Zeitraum des Vorjahres, also mehr M. 85 704.
- In Linz ist der Bischof Rudigier gestorben, der kampflustigste und unversöhnlichste Kirchenfürst Oesterreichs. Sein ganzes Leben war ein Kampf für die Herrschaft der Kirche über den Staat.
- Alle großen Männer haben ihre kleinen Eigenschaften. Auch der bekannte Indianerhäuptling "Sitting Bull" hat sich eine solche angeschafft seit er unter das Banner der Civilisation getreten. Jedesmal, wenn der große Häuptling zu Tisch erscheint, entfaltet er mit aller Sorgfalt seine Serviette, legt sie auf seinen Stuhl und setzt sich darauf.
- Einen dreifachen Selbstmord beging ein Engländer in Dresden. Er stieß sich ein Messer in die Brust, nahm Gift und erhängte sich. Das nennt man sicher gehen.
- Im Sachsenwalde, dem Besitzthum des Fürsten Bismarck, ist es am Donnerstag zwischen zwei Wilddieben, Namens Benn, Vater und Sohn, und zwei Revierjägern, Nehls und Schwager, zu einem blutigen Kampfe gekommen. Benn Vater und Nehls blieben todt auf dem Platze. Benn Sohn, welcher die tödtliche Kugel auf den Jäger abgegeben haben soll, ist verhaftet und bereits dem Altonaer Justizgefängnisse eingeliefert.
- Wie Fürst Bismarck Modell sitzt, darüber theilt der Bildhauer Karl Kauer Folgendes mit: Er war eines meiner schwierigsten Modelle. Die Zeitungen sprechen immer von ihm als von dem Unbeweglichen und Unergründlichen, so daß man meinen sollte, seine Züge seien aus Eisen geformt. Ich brachte ihn in die gewünschte Stellung und fand auch den Ausdruck, den ich wiedergeben wollte. Aber ich hatte kaum ein halbes Dutzend Striche gemacht, als schon ein neuer Gedanke seine Züge änderte. Freude, Aerger, Unzufriedenheit wechselten beständig auf dem Antlitz meines Modells, so ich ganz confus wurde. Und nun denke man sich diese verwirrenden Veränderungen ein halbes Dutzend mal wiederholt.
- Martha H. in München, ein Mädchen von 18 Jahren, ist eine der interessantesten Erscheinungen, die je vor Gericht gestanden haben. Ihr frisches, von blondem Haar umrahmtes Gesicht besitzt eine natürliche Anmuth, die durchaus nicht vermuthen läßt, daß der Jungfrau eine solche Kraft und Energie innewohnt, wie sie in dem nachgehend zu berichtenden Falle gezeigt hat. Fräulein Martha hatte ihr Augenmerk auf einen hübschen jungen Mann gelenkt. Er gefiel ihr und sie sagte sich, daß es eine angenehme Aufgabe sei, mit ihm durch das Leben zu wandern. Einmal zu dieser Erkenntniß gekommen, machte sie kurzen Prozeß. "Paul", sagte sie eines Tages zu ihm, "Sie gefallen mir, ich werde Sie heirathen." Der junge Mensch blickte sie erstaunt an, und da er in ihrem Gesicht einen Zug bemerkte, der darauf schließen ließ, daß sie keinen Widerspruch dulde, gab er bescheiden zur Antwort: "Ich bin glücklich, Fräulein Martha, daß Sie gerade mir die Ehre anthun. Ich werde mich bemühen, Ihr Wohlwollen zu verdienen." - "Gut", entgegnete sie "und da wir nun also von dieser Minute an verlobt sind, so nennen wir uns "Du". - "Sehr erfreut," sagte der junge Mann. - "Aber noch Eins", sagte sie dann, "ich habe bemerkt, daß Du gern in die Kneipe gehst. Das mußt Du Dir abgewöhnen, Paul. Du kannst hin und wieder Deinen Schoppen trinken, aber Du sollst Dich nicht bekneipen." - "Gewiß nicht", gab Paul zur Antwort, "ich werde mich gehörig zusammennehmen, um Dir keine Ursache zur Unzufriedenheit zu geben." - Auf diesen Präliminarien wurde also das Verlöbniß aufgebaut, und die Brautleute lebten wochenlang in bestem Frieden. Plötzlich aber bekam Paul der sich seit der Verlobung sehr solid verhalten hatte einen Rückfall in seine früheren Gewohnheiten. Er besuchte häufig die Wirthshäuser und bevorzugte hierbei namentlich die Restauration von L. Fräulein Martha gehörte nun keineswegs zu den schwachnervigen Naturen, die ob eines solchen Vorfalls ihre Fassung verlieren und in Verzweiflung gerathen. "Warte nur, mein Junge", sagte sie zu ihrem Bräutigam, "ich werde Dir Deine Leichtfertigkeiten schon austreiben. Wenn ich wüßte, daß Du ein unverbesserlicher Mensch wärest, ließe ich Dich einfach laufen; aber ich bin gewiß, daß es nur einer vernünftigen Erziehung bedarf, um Dich zu einem soliden Manne zu machen." Als er dann drei Abende hintereinander im Wirthshause gesessen hatte, machte sie sich am folgenden Abend auf den Weg um ihm eine Lection zu geben. Sie hatte gehört, daß Paul mit seinen Freunden wieder bei L. sei. "Guten Abend," sagte sie sehr ruhig, als sie in das Lokal eintrat und ihn an der Tafelrunde sitzen sah, "ich denke, Paul, daß Du jetzt nach Hause gehen könntest." Die Freunde des jungen Mannes lachten. "Das ist nicht übel!" sagte der Eine; "er ist noch nicht verheirathet und wird schon wie ein Schuljunge behandelt. Das sollte mir passiren." - "Wenn Paul ein so lüderlicher Kerl wäre, wie Sie einer sind", sagte Martha, "so würde ich mich überhaupt nicht um ihn bekümmern. Ich komme nur hierher, um ihn Ihrer schlechten Gesellschaft zu entziehen." - Die Anwesenden lebten in dem Glauben, daß sie ganz vortreffliche Menschen seien, und fühlten sich deshalb durch die Bemerkung der Martha in ihrer Ehre gekränkt. Das veranlaßte sie, den Paul zum äußersten Widerstand gegen seine Braut aufzuhetzen. - "Ich frage Dich nun ernstlich," sagte Martha zu ihrem Verlobten, "willst Du gutwillig mitkommen, oder soll ich Gewalt anwenden?" - "Aber so lassen Sie doch meine Gäste in Ruhe." sagte jetzt die Wirthin, Frau L. "Sie haben hier
[ => Original lesen: 1884 Nr. 97 Seite 7]gar nichts zu suchen: Machen Sie, daß Sie hinauskommen". - Ich frage Dich," sagte Martha zu ihrem Bräutigam nochmals, ohne auf den Verweis zu achten, "ob Du gutwillig mitkommen willst. Denke nicht etwa, daß ich mich durch Grobheiten abschrecken lasse, oder daß ich mich an die Hohnreden Deiner Freunde kehre." - "Ich bleibe hier," rief Paul, als er die Blicke seiner Zechgenossen auf sich gerichtet sah und als er die höhnischen Mienen bemerkte, Du brauchst Dich nicht weiter um mich zu bemühen, ich bleibe ganz gewiß hier." - "So, das wollen wir sehen," sagte Martha ganz ruhig, "Ich werde Dir schon zeigen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat. Und dabei schlang sie ihre kräftigen Arme um den Oberkörper ihres Geliebten, zog ihn vom Stuhle herab und schleppte ihn hinaus auf die Straße.
Die anwesenden Gäste und die Wirthin waren ihr, sprachlos vor Erstaunen, nachgefolgt. Als Martha ihren Paul vor der Thür niedergesetzt hatte, wandte sie sich um, ging auf Frau L. zu und gab ihr einen Schlag auf die Wange. "So", sagte sie, "das ist zum Abschied, und daran sollen Sie sich merken, daß Sie dem Paul in Zukunft keinen Tropfen mehr einschenken dürfen." Dann ging sie mit ihrem Bräutigam Arm in Arm nach Hause. - - Kürzlich stand nun Martha H. unter der Anklage des Hausfriedensbruches und der Körperverletzung, verübt gegen Frau L., vor dem Schwurgericht. Sie gab die beiden Handlungen zu und rechtfertigte sie aus den Umständen, die wir erzählt haben. "Nun," fragte der Richter nach Schluß der Verhandlung, "ist es Ihnen denn gelungen, Ihren Bräutigam zu einem soliden Lebenswandel zu bekehren?" "Ich denke wohl," entgegnete Martha, "und wenn noch etwas in ihm stecken geblieben sein sollte, so will ich's ihm schon austreiben. Was denken Sie denn! Wenn man schon einem Bräutigam das Kneipen durchgehen lassen wollte, was sollte denn daraus werden, wenn er erst Ehemann ist. Mein Paul hat sich diese Lehre gemerkt." Frl. H. wurde zu einer Gesammtstrafe von 20 Mark verurtheilt. Wir sind ohne Sorge, daß sie dereinst ihren Mann in denjenigen Schranken halten wird, die einem Staatsbürger, der solide leben soll, gesteckt werden müssen! - So berichtet die Bayerische Gerichts=Zeitung.
Zahnschmerzen aller Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei
Emil Jannicke, Bandagist.
Besten Engl. Syrup,
sowie sämmtliche Gewürze empfiehlt in bester Waare
A. Wigger Nachfolger.
Englisches Salz
empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Reiner Colonial=Zuckersirup
Succade, candirte und trockene Pommeranzenschalen, gereinigte Pottasche auch sämmtliche Gewürze in bester Qualität empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Schlittschuhe
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Englisches Salz
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Gelbe Kocherbsen
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Maizena und Pudermehl, Mannagrütze, Chocolade aller Art, Pecco=, Pecco=Souchong=, Congo=, Imperial=Thee
empfiehlt
J. Ludw. D. Petersen.
Besten Engl. Syrup,
sowie sämmtliche Gewürze empfiehlt in bester Waare
A. Wigger Nachfolger.
Wall= und Haselnüsse
empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Große Citronen
empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Tannenbaumlichte,
Wagenlichte
empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Eingemachte Früchte
aus der Fabrik der Herrn Gebr. Stollwerk a/R. als:
Birnen,
Erdbeeren,
Heidelbeeren,
Pfirsiche,
Reineclauden,
in Büchsen von 1,20 M. bis 1,60 M.
empfiehlt
A. Wigger Nachfolger.
Neue Traubenrosinen u. Krachmandeln, frz. Wallnüsse u. cicil. Haselnüsse, Tannenbaum=Cakes u. Maleiafeigen
empfiehlt billigst
Schönberg. J. Ludw. D. Petersen.
Geschälte Backäpfel, Backbirnen, Backkirschen
halte bestens empfohlen
Schönberg. J. Ludw. D. Petersen.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 97 Seite 8]Verdienst=Diplom: Zürich 1883
Goldene Medaillen: Nizza 1884; Krems 1884.
Spielwerke
4-200 Stücke spielend; mit oder ohne Expression, Mandoline, Trommel, Glocken, Himmelsstimmen, Castagnetten, Harfenspiel etc.
Spieldosen
2-16 Stücke spielend; ferner Necessaires, Cigarrenständer, Schweizerhäuschen, Photographiealbums, Schreibzeuge, Handschuhkasten, Briefbeschwerer, Blumenvasen, Cigarren-Etuis, Tabaksdosen, Arbeitstische, Flaschen, Biergläser, Stühle etc., Alles mit Musik. Stets das Neueste und Vorzüglichste besonders geeignet zu Weihnachtsgeschenken, empfiehlt
J. H. Heller, Bern (Schweiz).
Nur direkter Bezug garantirt Aechtheit; illustrirte Preislisten sende franco.
100 der schönsten Werke im Betrage von 20,000 Francs kommen unter den Käufern von Spielwerken vom November a. c. bis 30. April 1885 als Prämie zur Vertheilung.
Feinsten Engl. Sirup,
sowie sämmtliche Artikel zur Festbäckerei empfiehlt in bester Waare billigst
A. Zander.
Täglich frisch gebrannten
Dampfcaffee,
in nur reinschmeckender Waare empfiehlt
Gustav Mohr.
Sehr schönen Zuckersyrup,
sowie sämmtliche Artikel zur Kuchenbäckerei empfiehlt in nur guter Waare
Gustav Mohr.
Traubrosinen und Krachmandeln,
Sicilianische Haselnüsse,
franz. Wallnüsse,
Malaga= und Smyrna=Feigen,
Datteln
empfiehlt billigstens
Aug. Spehr.
Directe
Post=Dampfschiffahrt
Hamburg-Amerika
Nach New-York jeden
Mittwoch u. Sonntag
mit Deutschen Dampfschiffen der
Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft
• August Bolten, Hamburg.
Auskunft u. Ueberfahrts=Verträge bei:
Fr. Frick u. J. F. Schultz in Röbel.
Dr. Pattison's
Gichtwatte,
bestes Heilmittel gegen
Gicht und Rheumatismen
aller Art, als Gesichts=, Brust=, Hals= und Zahnschmerzen, Kopf=, Hand= und Fußgicht, Gliederreißen, Rücken= und Lendenweh.
In Packeten zu 1 M. und halben zu 60 P. bei
Senator Wilh. Heincke.
Empfehle!
Ascheimer, Kohlenhelme, Ofenvorsetzer, Feuergeräth, Plätteisen, Plätttöpfe und Krollscheeren,
ferner meine
übersichtlichen Läger
mit allen möglichen Eisen= und Kurzwaaren, in reichlicher schön sortirter Auswahl
C. Schwedt.
Große Weihnachts=Ausstellung
von Spielsachen in allen möglichen Sorten zu den billigsten Preisen empfiehlt
H. Brüchmann.
Schlittschuhe!
Größte Auswahl. Neueste Erfindung.
practisch und bequem!
nur von Stahl empfiehlt billigst
C. Schwedt.
Sämmtliche Colonialwaaren
empfiehlt in bekannter Güte und zu den billigsten Preisen
Gustav Mohr.
Verschiedene Sorten gut ausgesuchter
Aepfel,
Wallnüsse
sowie auch
gutes Backobst
empfiehlt
J. Koopmann.
Bestellungen nimmt auch Herr Eckner entgegen.
Auch halte ich mein ein und zwei spänniges
Ponny=Fuhrwerk
zur gefl. Benutzung jeder Zeit bereit.
"Der heutigen Nummer unserer Gesammtauflage liegt ein Weihnachts=Preis=Courant der
Berliner Schuhwaaren Fabrik bei."
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
|