No. 58
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 25. Juli
1884
vierundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 58 Seite 1]

Publicandum.

      Auf Allerhöchsten Befehl soll im Fürstentum Ratzeburg für das Jahr vom 1. Juli 1884 bis dahin 1885 zur Deckung der Kosten des Landesfonds, sowie des dem Fürstenthume an den Bundeslasten obliegenden Antheils nach dem unterm 5. October 1853 erlassenen und durch den Officiellen Anzeiger Nr. 13 publicirten Edicte eine Steuer erhoben und damit fördersamst angefangen werden, welches zur allgemeinen Nachachtung und mit dem Anfügen bekannt gemacht wird, daß

der 25. Juli 1884
als Normaltag

für die Bestimmung des status quo, wonach die Steuer zu bezahlen, festgesetzt ist.
      Diejenigen Landesbewohner, deren Gesellen und Dienstboten ihr Geschäft resp. ihren Dienst vor Erhebung der Steuer verlassen, haben von denselben die edictmäßige Steuer zurückzuhalten und am Zahlungstage, der demnächst bekannt gemacht werden wird, mit zu berichtigen.
      Schönberg, den 18. Juli 1884.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Das Impfgeschäft im Impfbezirk Schönberg II (westlich) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt, und zwar:

1. im Impfdistrict Schönberg:

bestehend aus den Ortschaften:

Bauhof=Schönberg, Kleinfeld und Malzow,
Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus der Schule zu Kleinfeld am

Dienstag, den 26. August cr.,
Vormittags 10 Uhr,

im Hause des Herrn Dr. med. M. Marung in Schönberg und ebendaselbst Revision sämmtlicher Impflinge am

Montage den 1. September d. J.,
Vormittags 10 Uhr.

2. im Impfdistrict Zarnewenz:

bestehend aus den Ortschaften:

Zarnewenz (Hof und Dorf), Schwanbeck mit Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow,
Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Siechenhaus, Schönberg=Sülsdorf und Teschow am

Dienstag, den 12. August d. J.,
Nachmittags 2 Uhr,

im Kruge zu Zarnewenz und in demselben Local Revision sämmtlicher Impflinge am

Dienstag, den 19. August cr.,
Nachmittags 1 Uhr.

3. im Impfdistrict Selmsdorf:

bestehend aus den Ortschaften:

Selmsdorf (Hof und Dorf), Bardowiek, Hohemeile und Lauen
a. Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder zu Bardowiek, Hohemeile, Lauen und Hof Selmsdorf sowie derjenigen vom Buchstaben A-H incl. in Dorf Selmsdorf am

Dienstag, den 12. August cr.,
Nachmittags 3 Uhr,

[ => Original lesen: 1884 Nr. 58 Seite 2]

im Locale des Gastwirths Michaelsen in Selmsdorf und daselbst Revision dieser Impflinge am

Dienstag, den 19. August d. J.,
Nachmittags 2 Uhr

b. in demselben Locale ferner Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder zu Dorf Selmsdorf vom Buchstaben I-Z, sowie Wiederimpfung der 12jährigen Kinder der Schule daselbst am

Dienstag, den 19. August cr.,
Nachmittags 2 Uhr,

und Revision derselben am

Dienstag, den 26. August cr.,
Nachmittags 1 1/2 Uhr,

4. im Impfdistrikt Herrnburg:

bestehend aus den Ortschaften:

Herrnburg, Duvennest, Lenschow, Lüdersdorf, Palingen, Wahrsow (Hof und Dorf),
b. Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder zu Herrnburg und Duvennest am

Dienstag, den 19. August cr.,
Nachmittags 4 1/2 Uhr,

und Revision der gedachten Kinder am

Dienstag, den 26. August d. J.,
Nachmittags 4 Uhr,

b. Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder zu Lenschow, Lüdersdorf, Palingen, Hof und Dorf Wahrsow am

Dienstag, den 20. August cr.,
Nachmittags 4 Uhr,

und Revision derselben am

Montag, den 1. September cr.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

c. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Herrnburg, Duvennest, Palingen und Wahrsow am

Montag, den 1. September cr.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

und Revision derselben am

Montag, den 8. September cr.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

Die Impfungen und Revisionen der Schutzblattern ad a.-c. finden in dem Gastwirth Lohseschen Locale in Herrnburg statt.

5. im Impfdistrict Petersberg:

bestehend aus den Ortschaften:

Petersberg, Bechelsdorf, Lockwisch (Hof und Dorf), Niendorf, Rupensdorf, Wahlsdorf, Westerbeck,
Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder, sowie Widerimpfung der Kinder aus den Schulen zu Petersberg, Lockwisch, Niendorf, Rupensdorf und Wahlsdorf am

Montag, den 1. September d. J.,
Nachmittags 4 1/2 Uhr,

im Kruge zu Petersberg und ebendaselbst Revision sämmtlicher Impflinge und Wiederimpflinge am

Montag, den 8. September cr.,
Nachmittags 1 1/2 Uhr,

6. im Impfdistrict Rieps:

bestehend aus den Ortschaften:

Rieps, Boitin=Resdorf, Heiligeland, Gr. und Kl. Mist, Schlag=Resdorf, Schlag=Sülsdorf, Thandorf, Wendorf,
a. Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder zu Rieps, Boitin=Resdorf, Heiligeland, Gr. und Kl. Mist am

Montag, den 8. September cr.,
Nachmittags 3 1/2 Uhr

und Revision derselben am

Montag, den 15. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

b. Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder zu Schlag=Resdorf, Schlag=Sülsdorf, Thandorf, Wendorf, sowie Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Rieps, Gr. und Kl. Mist, Schlagresdorf, Schlag=Sülsdorf und Thandorf am

Montag, den 15. September d. J.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

und Revision dieser Impflinge und Wiederimpflinge am

Montag, den 22. September cr.,
Nachmittags 2 1/2 Uhr,

[ => Original lesen: 1884 Nr. 58 Seite 3]

Den Ortsvorständen wird hiedurch aufgegeben, für die rechtzeitige Bekanntmachung der obengedachten Termine und für die Zuführung der Impflinge durch Ansage der Eltern, Pflegeeltern oder Vormünder Sorge zu tragen.
Eltern, Pflegeeltern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung oder der ihr folgenden Gestellung entzogen geblieben sind, werden mit Geldstrafe bis zu fünfzig Mark oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft.

      Schönberg, den 22. Juli 1884.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


      Der Schlachter Georg Oldag zu Bäck beabsichtigt in der Büdnerei No. 8 daselbst die Schlachterei zu betreiben, und hat bei Einreichung der erforderlichen Zeichnung und Beschreibung des gedachten Grundstücks um die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu nachgesucht.
      Indem wir dies in Gemäßheit der Bestimmungen im § 17 der Gewerbeordnung zur öffentlichen Kenntniß bringen, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
      Schönberg, den 23. Juli 1884.

Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Antragsmäßig soll über die zu Gr. Mist sub Nr. 3 belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Friedrich Ebel daselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf

Sonnabend, den 11. October d. J.
Vormittags 10 Uhr

peremtorisch und unter dem Nachtheil hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht gesetzlich nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als auch die zukünftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidationstermine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 19. Juli 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Die diesjährige Impfung in hiesiger Stadt wird durch den Herrn Dr. med. M. Marung im Gastwirth Boye'schen Locale hieselbst und zwar an nachfolgenden Terminen vorgenommen werden:

a. Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder vom Buchstaben A bis G incl. am

Dienstag, den 5. August cr.,
Morgens 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern am

Dienstag, den 12. August cr.,
Morgens 10 Uhr,

b. Impfung der Kinder vom Buchstaben H bis O incl. am

Dienstag, den 12. August cr.,
Morgens 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern am

Dienstag, den 19. August cr.,
Morgens 10 Uhr,

c. Impfung der Kinder vom Buchstaben P bis Z und der Wiederimpflinge aus der hiesigen Mädchenschule am

Dienstag, den 19. August cr.,
Morgens 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern am

Dienstag, den 26. August cr.,
Morgens 10 Uhr,

d. Wiederimpfung der Kinder der Real= und Bürgerschule hieselbst am

Dienstag, den 26. August cr.,
Morgens 10 Uhr,

und Revision der Schutzblattern am

Montag, den 1. September d. J.,
Morgens 10 Uhr.

Die vorstehenden Impftage werden hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß an denselben nicht nur alle im Jahre 1883 geborenen Kinder, sondern auch alle früher geborenen Kinder, welche bisher nicht, oder ohne Erfolg geimpft wurden, dem Herrn Impfarzte zuzuführen sind, während die im Laufe dieses Jahres geborenen Kinder gesetzlich erst im künftigen Jahre impfpflichtig sind.
Schönberg den 24. Juli 1884.

Der Magistrat.


Torf=Auction.

Freitag, den 25. Juli soll auf dem Woitendorfer Torfmoore Baggertorf meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich bei der Hütte auf dem Weitendorfer Moore einfinden.
Rehna, den 19. Juli 1884.

Großherzogliche Forstinspektion.


Kampf=
genossen-
     Ehrenkreuz      Verein
1870/71.

Ordentliche General=Versammlung am Sonntag d. 3. August Nachmittags 3 1/2 Uhr
im Vereins=Locale
Tages=Ordnung
1. Beschlußfassung über die Sedanfeier.
2. Bericht über den Deligirten=Tag in Rostock und den Abgeordneten=Tag des deutschen Krieger=Bundes in Cöln.
3. Innere Vereins=Angelegenheiten.
Der Vorstand
I. A. Röpstorff.


Krieger=Verein.
Allgemeine Versammlung
am Sonntag den 27. Juli nachmittags 4 Uhr
im Vereinslokale.

          Tagesordnung:
1. Bericht über das Landeskriegerfest zu Rostock,
2. Besprechung über die diesjährige Sedanfeier,
3. Sonstige Vereinsangelegenheiten.
          Gemütlicher Teil: Gesangvorträge etc.

Der Vorstand.       


Mein brauner glatthaariger Hühnerhund hat sich gestern verlaufen. Bitte um Zusendung gegen Belohnung oder Benachrichtigung, wenn er sich irgendwo angefunden hat.
Demern bei Rehna, den 21. Juli 1884.

Oberamtmann Wicke.       


[ => Original lesen: 1884 Nr. 58 Seite 4]

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J. Koopmann.     


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G. Creutzfeldt              
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Für eine Hauswirthstelle im hies. Fürstenth. wird eine in jeder Beziehung tüchtige, erfahrene

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in gesetztem Alter, die die Wirthschaft selbst zu führen hat, gesucht. Näheres in der Exped. d. Bl.


Erntearbeiter
werden gesucht in Torisdorf. Tagelohn 2,75 M.
                                                    R. Schwarz.


Suche sofort                          
einen Hausknecht
                                                    W. Maass.


Gefunden in den Wahrsower Tannen ein Packet mit Sommerzeug. Abzuholen gegen Erstattung der Insertionskosten beim

Schäfer Diekmann, Wahrsow.


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Hierzu eine Beilage.


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.

[ => Original lesen: 1884 Nr. 58 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 58 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 25. Juli 1884.


Nr. 13 des Offic. Anzeigers pro 1884 für das Fürstenthum Ratzeburg enthält in der

2. Abtheilung:
(1.) Bekanntmachung, betreffend die Tätigkeit der Gendarmerie im Jahre 1883.
(2.) Bekanntmachung, betreffend die Durchschnittspreise des Monats Juni 1884.


Kaiser Wilhelm hat am letzten Sonntag die Kirche in Bad Gastein nicht besuchen können, weil es über und über schneite wie im tiefen Winter.
Kaiser Wilhelm warf an der Hoftafel auf der Insel Mainau gutgelaunt die Frage auf: Woran ist Stosch (der frühere Marineminister) gescheitert? und antwortete selbst: "Am Cap Rivi." (Caprivi heißt der jetzige Marineminister).
Kaiserin Eugenie kommt nach Carlsbad, aber erst im August, wenn's leerer und stiller ist.
Bismarcks ältester Sohn ist Gesandter im Haag geworden. Eine große Ehre, flüstern die Holländer, aber nur etwas bedenklich. Sie können nämlich die Legende vom Crocodil nicht los werden.
In der Nähe von Cöln hielt Hauptmann Hennecke Felddienstübungen mit seiner Compagnie. Da naht sich ein Leichenzug. Der Hauptmann ritt an den Zug heran: Wer ist der Gestorbene? - "Johann Menroth, der letzte Veteran unseres Kreises aus dem Befreiungskrieg von 1813". Sofort schloß er sich mit seiner Compagnie dem Zuge an, begleitete ihn auf den Gottesacker und ließ die üblichen Ehrensalven über das Grab gehen. -
- Die Zahl der bisher in Marseille an der Cholera gestorbenen beträgt 853. In letzterer Stadt hatten gestern die Anarchisten ein großes Meeting organisirt, um die durch die Cholera und die Arbeitsnoth heimgesuchten Arbeiter zum Sturm auf die geschlossenen Fabriken und die verlassenen Wohnungen der Reichen aufzuhetzen. Die Polizei zerstreute nach dreimaliger Sommation die vor der Mairie zusammengerotteten, etwa zweitausend Köpfe zählenden Manifestanten und verhaftete eine Anzahl derselben. Präsident Grevy hat fünfzehntausend Francs für die Opfer der Cholera gegeben, eine allgemeine National=Subscription ist im Werke. In Toulon sterben zumeist Wäscherinnen und Matrosen, in Marseille sind es hauptsächlich die Armenhäuser und eine Art Klosterasyl, welches die größte Anzahl der Opfer liefert. In vielen Fällen entschließen sich die Leute auch zu spät, ärztliche Hilfe anzurufen und so kam es bisher in 38 Fällen vor, daß man bereits Personen in Agonie oder todt in das Pharospital brachte.
Im Kanzleihof in London liegen rund 77 Millionen Pfund Sterling die bis jetzt keinen Herrn gefunden haben. Es sind Gelder aus nicht erhobenen Erbschaften und Dividenden, streitigen Erträgen u. s. w. Viele Posten liegen seit vielen Jahren brach. Das betreffende Amt hat dieser Tage 6000 Namen von Personen veröffentlicht, welche auf die Gelder wahrscheinlich Anspruch haben. Deutsche Namen sind nur einige darunter.
Die Cholera hat die Carbolsäure, die zur Desinfektion dient, im Kleinhandel von 85 Pfennig auf Mk. 1,40 hinaufgetrieben.
Abnahme der Schweizer Reisen. Nicht nur nach Paris ist das Reisen jetzt gleich Null. - Das liegt in der Jahreszeit. Auch die Reisen nach der Schweiz sind auf ein Minimum reduzirt. Die große Masse der Vergnügungszügler und Erholungsbedürftigen wendet sich seit dem Ausbruch der Epidemie in Süd=Frankreich nach Tirol, so daß man einer Ueberfluthung der Badeorte in den bayerischen Alpen und im Salzkammergut entgegensteht. Die Einnahmen der nach der Schweiz führenden Bahnen sind sehr zurückgegangen, in den Schlafwagen, in denen sonst um diese Zeit die Plätze wochenlang vorher belegt werden mußten, kann man auf den Schweizer Touren jederzeit sofort versorgt werden. So machen sich die französischen Zustände auch schon jetzt in der Schweiz bemerklich.
In Heiligenstadt rückte dieser Tage die ganze Schützencompagnie mit der Polizei gegen eine Zigeunerhorde von 20 Wagen aus, die eine drohende Haltung angenommen hatte, 20 Zigeuner wurden verhaftet und die 5 besten Pferde eingestellt, um Ersatz für die Verwüstungen zu erhalten, welche die Bande angerichtet. In Burkersrode bei Bibra giebt es einen einzigen Brunnen und er liegt sehr hoch und ist mehre 100 Fuß tief. Zur Kirmes vor einigen Tagen hielten Viele an diesem Brunnen einen Schwatz; plötzlich ruft ein junges Dienstmädchen: Nun lebt Alle wohl! und springt in die grausige Tiefe.
- Man könnte ein kleines Meer mit deutschem Bier füllen. Im vorigen Jahre wurden 39,250000 Hektoliter Bier gebraut. Vom Brauer weg kostete dieses Bier 700 Millionen M., im Ausschank im Einzelnen aber kostete es 1 1/2 - 2 Milliarden. Freilich, die halbe Welt half es trinken.
Auf einer kürzlich im Dorfe Grütz bei Rathenow gefeierten dreitägigen Hochzeit wurde verzehrt: 1 1/2 Center Fische, 17 Centner Fleisch, 1 Kuh, 2 Schweine, 4 Kälber, 60 Hühner, 8 Centner Weizen= und 2 Centner Roggenmehl, 2 Centner Butter, 600 Liter Milch, 2 1/2 Centner Zucker, 200 Flaschen Wein, 19 Tonnen bayerisch Bier, 2 Tonnen Tangermünder Altbier, 1/2 Tonne Braunbier, 100 Flaschen Selterwasser, 50 Liter Branntwein, 400 Cigarren, 1000 Eier, 50 Pfund Reis, 5 Centner Kartoffeln, 1 Center Eingemachtes und 30 Liter Limonaden=Extrakt. Wie viel an Kaffee verkonsumiert wurde, konnte nicht genau festgestellt werden, eine ungefähre Schätzung kann man sich indeß machen, wenn man erfährt, daß 4 Frauen 3 Tage hindurch weiter nichts als Kaffee gemahlen haben. Von Cichorien wurde nichts erwähnt, doch auch diese mögen in bescheidenen Grenzen Verwendung gefunden haben. Damit bei diesen Mengen jeder Gast seine Schuldigkeit thue, wurde Jeder streng bewacht, daß er nicht zu früh verdufte. Als sich nach Ansicht der übrigen Gäste einer zu früh aus dem Staube gemacht hatte, beorderte man vier junge Leute, die den Säumigen aus dem Bette hoben, ihn in einen Backtrog luden und alsdann nach dem Festlocal zurückbrachten.
- Das wirksamste Mittel gegen Mücken= bez. Insectenstiche ist Salmiakgeist. Ein kleines Fläschchen mit dieser Flüssigkeit kann man im Sommer leicht in der Tasche bei sich führen. Außerdem sichert ein mit Nelkenöl getränktes Stück Löschpapier, was man im Kopfhaar befestigt, vor solchen Stichen, da die Insekten den Geruch dieses Oeles fliehen.


Liebeszauber.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1884 Nr. 58 Seite 6]

Liebeszauber.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


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