[ => Original lesen: 1884 Nr. 55 Seite 1] Das Impfgeschäft im Impfbezirk III (Domhof Ratzeburg) findet in diesem Jahre in nachbezeichneter Weise statt, und zwar:
I. im Impfdistrict Mannhagen:
bestehend aus den Ortschaften:
Hammer, Mannhagen, Panten und Walksfelde
a. Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder
und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Mannhagen und Walksfelde
am Freitag, den 4. Juli d. J.
Nachmittags 2 Uhr resp. Nachmittags 4 Uhr
im Schulhause zu Mannhagen während die Revision der Schutzblattern
am Freitag, den 11. Juli d. Js.
Nachmittags 2 Uhr resp. Nachmittags 4 Uhr
in dem gedachten Locale vorgenommen werden wird.
II. im Impfdistrict Ziethen:
a. Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder aus den Ortschaften:
Ziethen, Baek, Lankow, Mechow (Hof und Dorf), Römnitz und Wietingsbeck
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Ziethen, Baek und Lankow
am Sonnabend, den 12. Juli d. J.
Nachmittage 1 Uhr resp. Nachmittags 3 Uhr
im Schulhause zu Ziethen, während die Revision der Schutzblattern
am Freitag den 18. Juli d. J.,
Nachmittags 1 Uhr resp. Nachmittags 3 Uhr
in dem gedachten Locale stattfinden wird.
c. Impfung der im Jahre 1883 zu Domhof Ratzeburg und Palmberg geborenen Kinder und Wiederimpfung der Kinder aus der Ortsschule zu Domhof Ratzeburg
am Sonnabend den 19. Juli d. J.
Vormittags 10 Uhr
in der Wohnung des Herrn Dr. med. Arndt zu Domhof Ratzeburg, während die Revision der Schutzblattern
am Sonnabend den 26. Juli cr.
ebendaselbst stattfinden wird.
III. im Impfdistrict Schlagsdorf,
bestehend aus den Ortschaften
Schlagsdorf (Hof und Dorf), Campow, Hoheleuchte, Gr. Molzahn, Kl. Molzahn, Neuhof und Schlagbrügge
a. Impfung der im Jahre 1883 geborenen Kinder
und
b. Wiederimpfung der Kinder aus den Schulen zu Schlagsdorf, Campow und Kl. Molzahn
am Sonnabend, den 19. Juli d. J.
Nachmittags 1 Uhr resp. Nachmittags 3 Uhr
im Schulhause zu Schlagsdorf, während die Revision der Schutzblattern
am Freitag, den 25. Juli cr.
Nachmittage 1 Uhr resp. 3 Uhr
in dem gedachten Locale angenommen werden wird.
Schönberg, den 29. Juni 1884.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 55 Seite 2]Frankreich hat zu der Cholera nun auch das Gelbe Fieber, das in zwei Fällen in einem Ort an der Mündung der Garonne beobachtet worden ist. Daß diese tropische Krankheit nach Europa verschleppt wird, gehört zu den Seltenheiten.
Mit dem Gesundheitszustand der französischen Truppen in Tonkin scheint es sehr schlimm zu stehen; wenigstens läßt sich dies annehmen, wenn der Oberbefehlshaber selbst eingesteht, daß er von 17000 Mann nur 3500 in Reih und Glied stellen könne. Unter solchen Umständen wird sich China mit der von Frankreich geforderten Genugthuung wegen des von ihm begangenen Friedensbruches nicht so sehr beeilen.
- In Berlin haben nach den polizeilichen Meldungen im Monat Juni 30,721 Fremde in den Gasthöfen Herbergen und Logis verkehrt.
- Der Gewaltsredacteur Sigl ist vom Münchener Schwurgericht wegen Beleidigung des Kriegsministers und mehrer Generalstabsoffiziere zu 9 Monaten Gefängniß bei sofortiger Verhaftung verurtheilt worden, ist jedoch gegen eine Caution von 20,000 M. einstweilen wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Die Gewitter, Hagelschläge und Wolkenbrüche haben in letzter Woche in Nord= und Mitteldeutschland große Verheerungen und Unglücksfälle angerichtet. In Rosenberg bei Heiligenbeil schlug der Blitz in einen Heuwagen und tödtete eine Arbeiterfrau.
- Der Arbeiter Gronack, welcher vor einigen Monaten zuerst seine Ehefrau und dann noch einen Mordversuch auf seine andere Schwägerin unternahm und endlich den ihm in den Weg tretenden Vicewirth tödtete, wurde zwei Mal zum Tode und zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er hörte das Urtheil gleichgültig an, verzichtete auf jedes Gnadengesuch und hat den einzigen Wunsch, bald zu sterben.
- In den gräflich von Westerholt=Giesenbergschen Forsten wüthete ein Waldbrand, durch welchen mehr als 1000 Morgen des schönsten Bau= und Grubenholzes vernichtet wurden.
- Bei einem großen Feuer in Oldenburg haben zwei Bürger eine That schwer büßen müssen; nachdem sie eine Frau und ein Kind aus den Flammen gerettet hatten, wurden sie von dem einstürzenden, glühenden Schornsteine verschüttet und fast schon verkohlt aus den Trümmern hervorzogen.
- Wer hundert Jahr alt geworden ist und noch die Zeitung lesen kann, der muß gute Augen und ein glückliches Temperament besitzen. In diesem Falle ist eine Breslauerin, die schon seit 1813 Wittwe ist (ihr Mann war der während der Belagerung von Glogau verstorbene Hauptmann von Tempelhoff) und am 9. ds. ihren 100. Geburtstag gefeiert hat.
- Im Klassendorfer Forst bei Seesken in Ostpreußen wurde der Forstgehülfe Pilzecker in unmenschlicher Weise von Wilddieben ermordet; die vermuthlichen Thäter sitzen bereits im Gefängnisse.
- Auch im Forste Büchenbach bei Erlangen haben Wilddiebe den Forstgehülfen Schmid erschossen und dann noch durch Messerstiche verwundet; auch hier hat man die Thäter sofort erwischt, doch hat leider einer der Verbrecher Gelegenheit gefunden, sich im Gefängnisse zu erhängen.
- An der Nordseeinsel Langerog ist durch Unvorsichtigkeit eines Badegastes ein bedeutender Dünenbrand entstanden; tausende von Seevögeln und deren Brutstellen sind vernichtet und sieht man weit und breit nur schwarze verkohlte Flächen am Strande.
- In Klein=Dembach bei Gera steckten zwei Eheleute aus Feindschaft und Rache die sämmtlichen Wirthschaftssachen ihrer Schwiegertochter in Brand und erhängten sich dann in dem brennenden Hause.
- In Leibnitz explodirte im Hause des Schachtmeisters Richter ein Faß Pulver, zerstörte das Haus, tödtete den 10jährigen Sohn und verletzte noch mehrere andere Kinder und Erwachsene.
- Als Kaiser Alexander von Rußland einmal zum Besuche in Weimar war und bei Tafel die Rede auf Jena kam, äußerte er den lebhaften Wunsch, die Jenenser Studenten in corpore zu sehen, welches auch, wie er hinzusetzte, ja sehr leicht zu bewerkstelligen sein würde, da der Großherzog nur befehlen dürfte, daß die Studenten Spalier bilden sollten, wenn er mit ihm nach Jena käme. Karl August lächelte fein bei diesen Worten und meinte: "Wollen sehen, wollen sehen, was sich thun läßt." Eine Stunde später sprengte ein Courier mit einer eigenhändigen Cabinetsordre des Großherzogs an den Prorector der Universität nach Jena, und am nächstfolgenden Tage reiste Karl August selbst mit seinem Gaste, dem Kaiser dahin ab. Man war ungefähr noch eine Viertelstunde von der Stadt entfernt, als man schon von dem Wagen aus eine Menge Studenten zur Rechten und Linken des Weges bemerken konnte. Ein schlaues Lächeln spielte um des Herzogs Mund, und sich zum Kaiser wendend, sagte er: "Sie werden sie alle sehen, die flotten Burschen alle, es wird kein einziger fehlen." Und in der That war es so. In langen Reihen, die dreifarbigen Bänder um die Brust, das bunte Cereviskäppchen auf dem Kopfe und die lange Pfeife im Munde, standen sie Alle da, Burschenschafter wie Landsmannschafter. Kaiser Alexander musterte mit überraschtem, neugierigem Auge die langen Reihen, und als sie an das Stadtthor kamen, meinte er zum Großherzog gewendet: Man spricht so viel von dem unruhigen Geist der akademischen Jugend, aber einen größeren Gehorsam, als diese Studenten zeigen, die sich auf Ihren Befehl am Wege aufgestellt haben, würde ich auch in Rußland nicht finden." Karl August griff in seine Brusttasche und lächelnd dem Kaiser ein Blatt Papier überreichend erwiderte er: "Wollen Sie diesen Befehl lesen, Sire? Es ist derselbe, den ich gestern an den Prorektor schickte, mit dem Bemerken, ihn sogleich am Schwarzen Brett anzuschlagen." Der Kaiser entfaltete das Blatt und las: "Da am nächsten Tage Se. Königliche Hoheit der Großherzog mit Ihrem erhabenen Gaste in den Nachmittagsstunden Jena passiren werden, so wird hierdurch auf ausdrücklichen Befehl Sr. königlichen Hoheit des Großherzogs jedem Studirenden auf das Strengste verboten, sich an der Straße, welche die hohen Reisenden passiren werden, zu zeigen." - Der Kaiser stutzte und seine Züge drückten ein eigenthümliches Befremden aus, Karl August aber fügte lächelnd hinzu: "Ja, ja, ich kenne meine Pappenheimer."
- Ein Herr aus Gevelsberg bei Elberfeld, welcher von einer Reise von Rußland zurückgekehrt ist, theilte folgenden Vorfall mit, wodurch ein Reisender, da er unvorsichtiger Weise im Coupée sein Papiergeld nachzählte und dann in Morpheus Arme fiel, bei Warschau von einem Schwindler geprellt wurde. "Sehen Sie, wandte sich der Gaukler zu den Mitreisenden, "da liegt mein Bruder und schläft und hat 8 Einhundert Rubelscheine in der Tasche. Ich habe ihn schon oft gewarnt, es nicht zu thun, aber er hört nicht; ich werde ihm jetzt das Geld aus der Tasche nehmen und meinen Platz wechseln. Auf der nächsten Station können Sie ihn wecken und auf den Verlust aufmerksam machen!" Mit diesen Worten nahm er dem Schlafenden die Brieftasche behutsam aus dem Rocke, zählte den Mitreisenden das Papiergeld vor und nahm in dem durchgehenden Wagen an einer andern Stelle Platz. Als der Herr erwachte, wurde ihm der "Witz" (?) mitgetheilt. Den Schreck des Reisenden kann man kaum ermessen, indem er bemerkte, er hätte gar keinen Bruder. Alles Suchen nach dem vorgeblichen Bruder war umsonst, denn der Schwindler war auf der nächsten Station ausgestiegen.
- Frau N. war von der Mohrenstraße glücklich zurückgekehrt, das Dienstmädchen hatte alles bestens besorgt und Madame war zufrieden. Da wird ein Päckchen Photographien abgegeben, das Madame annimmt. Was erblickt sie? Ihr Dienstmädchen aber in ihren, der Madame besten Kleidern photographirt. - "Anna, was ist das hier? Kennen Sie das Bild? - "Kaum, liebe Madam, Ihre Kleider sind es zwar, aber wie haben Sie sich verändert!"
Liebeszauber.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]
[ => Original lesen: 1884 Nr. 55 Seite 3]Liebeszauber.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]
Anzeigen.
Alle welche noch Forderung an den Nachlaß der verstorbenen Wittwe Catharina Boye hierselbst zu haben vermeinen, werden hierdurch aufgefordert sich innerhalb 14 Tagen bis spätestens Sonntag den 20. Juli sich bei dem Unterzeichneten zu melden, nach Ablauf dieser Zeit werden keine Anmeldungen mehr angenommen.
Schönberg, den 6. Juli 1884.
J. Lenschow,
Schuhmachermeister,
Sabowerstraße.
Prima Spörgel
empfielt billigst
Ratzburg. Ernst Rautenberg.
Dr. Kirchhoffer, Spez. Arzt
in Straßburg heilt Bettnässen, Blasenleiden u. s. w.
H 2 Q23.
Schluß=Ball.
Am Freitag den 18. Juli findet zum Schlusse meines Unterrichts ein Ball für meine Eleven statt, wozu die geehrten Familien wie ein hochgeschätztes Publikum Schönbergs und der Umgegend hiermit ganz ergebenst einladen
J. Boye. Joh. Dohrmann.
Anfang 5 Uhr. Entree à Person 1 M. wofür von 10 Uhr freier Ball für die geehrten Anwesenden.
[ => Original lesen: 1884 Nr. 55 Seite 4]Herzogl. Braunschweigische Landes-Lotterie,
vom Staate genehmigt und garantirt.
Dieselbe besteht aus 100,000 Original-Loosen und 50,000 Gewinnen:
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
welche in 6 Ziehungen verloost werden, und kostet ein ganzes Loos durch alle 6 Ziehungen 126 M.
Die erste Ziehung findet statt:
am 17. und 18. Juli 1884,
zu welcher ich Original=Loose
Ganze 16 M. 80 .
Halbe 8 M. 40 .
Viertel 4 M. 20 .
Achtel 2 M. 10 .
gegen Einsendung des Betrages oder Postvorschuß versende.
Jeder Spieler erhalt die Gewinnlisten gratis!
Wilh. Basilius.
Obereinnehmer der Braunschw. Landes=Lotterie
in Braunschweig.
Mecklenb. Friedrich-Franz-Eisenbahn.
Extrafahrt
nach Lübeck
zu ermäßigten Fahrpreisen.
In Veranlassung des Lübecker Volksfestes werden am
Sonntag den 20. Juli d. J.
folgende Extrazüge abgefertigt:
Abfahrt von Schwerin 7 Uhr - Min. Morg.
Abfahrt von Kleinem 7 Uhr 35 Min. Morg.
Abfahrt von Bobitz 7 Uhr 53 Min. Morg.
Abfahrt von Grevesmühlen 8 Uhr 18 Min. Morg.
Abfahrt von Schönberg 8 Uhr 53 Min. Morg.
Abfahrt von Lüdersdorf 9 Uhr 12 Min. Morg.
Ankunft in Lübeck 9 Uhr 29 Min. Morg.
Die Passagiere von Wismar benutzen den um 5 Uhr 15 Min. Morgens von dort abgehenden Zug und gehen in Kleinen in den Extrazug Schwerin=Lübeck über.
Abfahrt von Lübeck 9 Uhr 10 Min. Abends.
Ankunft in Lüdersdorf 9 Uhr 33 Min. Abends.
Ankunft in Schönberg 9 Uhr 49 Min. Abends.
Ankunft in Grevesmühlen 10 Uhr 23 Min. Abends.
Ankunft in Bobitz 10 Uhr 53 Min. Abends.
Ankunft in Kleinen 11 Uhr 10 Min. Abends.
Ankunft in Schwerin 12 Uhr - Min. Abends.
Ankunft in Wismar 12 Uhr 1 Min. Abends.
Auf den vorgenannten Stationen und Haltestellen werden am 20. Juli cr. Billets zur Fahrt nach Lübeck und zurück in II. und III. Wagenclasse zum einfachen Fahrpreise ausgegeben.
Diese Billets berechtigen zur Hinfahrt nur mittelst Extrazuges (von Wismar nach Kleinen jedoch mittelst des 1. Personenzuges), wogegen die Rückfahrt mit dem Extrazug am 20. Juli und mit allen fahrplanmäßigen Zügen am 21. Juli cr. erfolgen kann.
Freigewicht für Gepäck wird auf diese Doppelbillets nicht gewährt.
Die Direction.
Zu Michaelis suche ich
einen zuverlässigen Hausknecht.
C. H. W. Burmeister.
Zur Aufnahme von Photographien, sowohl von Personen wie von Landschaften, empfiehlt sich einem geehrten Publikum von Stadt und Land. Die Aufnahme findet in dem Garten des Herrn Tesch statt.
W. Kinder,
Photograph aus Goldberg.
Vertauscht.
Am 1. Königschußtage ist in dem Zelte des Gastwirth Staak ein Sommer=Palletot vertauscht worden. Diejenige, welche denselben vertauscht hat, wird gebeten, denselben gegen Aushändigung des Ihrigen in der Expedition dieses Blattes abzuliefern.
Trunksucht im höchsten Stadium beseitigt sicher, auch ohne Vorwissen, unter Garantie Th. Konetzky, Berlin, Brunnenstraße 53, Erfinder der Radicalcuren und Specialist für Trunksucht Leidende amtl. beglaubigte Danksagungsschreiben gratis. Nachahmer beachte man nicht, da solche nur Schwindel treiben. Anpreis. unentg. Curen sind d. Schwindelh.
Bitte zu beachten!
Diejenigen Spieler, welche aus der Haupt=Collecte von Rohr=Rehna spielten und durch mich die Loose besorgt erhielten, ersuche ich, sich umgehend wegen Einsendung der Renovations=Loose zur 4 Classe an die Lotterie=Direction in Schwerin zu wenden.
C. Praefcke
in Mahlzow.
Statt besonderer Meldung.
Verlobte:
Georg Grapow
Anna Looft.
Hamburg im Juli 1884.
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
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