No. 35
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 02. Mai
1884
vierundfünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1884 Nr. 35 Seite 1]

Hangen und Bangen in schwebender Pein, ist das Motto, das man auf die augenblickliche Lage unserer inneren Politik anwenden kann. Ein drückendes Gefühl, daß schon die nächsten Tage eine große Entscheidung bringen könne, lähmt alle Geister und läßt die Sammlung für eine ernste Arbeit nicht aufkommen. Als dieser Tage die Unfallgesetzcommission ihre Arbeiten wieder aufnehmen wollte, stellte sich totale Beschlußunfähigkeit heraus, so daß die Sitzung verschoben werden mußte. Die Schuld an diesem Zustande der Unlust und Unruhe trägt der Zweifel über das Schicksal des Socialistengesetzes und die in Aussicht stehende Auflösung des deutschen Reichstages, wenn kein bedingungsloses Ja erfolgt.
In der Socialistengesetz=Commission, die wie es scheint gar nicht schlüssig werden kann, wurde mitgetheilt, daß die preußische Regierung bereits ein Gesetz über den Gebrauch von Explosivstoffen habe ausarbeiten lassen. Dabei kam die merkwürdige Thatsache ans Licht, daß in der ganzen Commission Niemand über die Natur des Dynamits, von dem nun schon seit Jahren jeden Tag in den Zeitungen die Rede ist, unterrichtet war. Der Abg. Richter warf nämlich die Frage auf, warum die Regierung nicht die gerichtliche Aufnahme des Thatbestandes der in Elberfeld, Frankfurt etc. geschehenen Dinge mitgetheilt habe. Ein gewisser Reinsdorf sei verhaftet und mit ihm acht andere, von denen zwei aussagten, daß sie in eine Drainröhre des Niederwalddenkmals 16 Pfund Dynamit gelegt, daß aber die Nässe des Bodens am Einweihungstage die Explosion verhindert habe. Dabei fand sich Niemand der auf das Unsinnige dieses Geständnisses hingewiesen und die Thatsache hervorgehoben hätte, daß Dynamit gegen Feuchtigkeit unempfindlich ist und im nassem Boden ebenso gut explodirt als im trockenen. Ist das nicht auch ein merkwürdiges Kennzeichen unserer politischen Parteiverhältnisse, bei denen das Gezänk alles andere Interesse und Erforderniß bei Seite schiebt.
Die englische Juristen=Zeitung "The Law Journal" tritt dafür ein, daß auf alle Dynamit=Attentate die Todesstrafe gesetzt werde, da die gegenwärtigen gesetzlichen Bestimmungen als höchste Strafe für derartige Verbrechen nur die lebenslängliche Zwangsarbeit zulassen.
So schlimm wie heute hat es in Egypten noch nie, selbst nicht zur Zeit der Neun Plagen ausgesehen. Die damalige "egyptische Finsterniß" ist nur Schatten gegen diejenige, die von den englischen Propheten dort jetzt geschaffen ist. So gründlich verfahren ist wohl kaum je eine Unternehmung. So kühn und energisch sie unternommen wurde, so kläglich verläuft sie jetzt im Sande (auch wörtlich genommen). Abgesehen von einigen Waffenerfolgen, die aber ohne nachhaltige Wirkung blieben, haben die Engländer im Krieg mit dem Mhadi eine Schlappe nach der anderen, einen Verlust nach dem andern erlitten, und wahrhaft komisch nimmt es sich aus, wenn man jetzt, um nur noch einen letzten Schein zu retten, die Zuflucht zu Freiwilligenaufrufen nimmt.
Seit England die Conferenz zur Regelung der finanziellen Seite der egyptischen Frage in Anregung gebracht hat, hat sich in Frankreich eine hochgradige Mißstimmung entwickelt. Man wittert an der Seine hinter diesem Plane einen Fallstrick oder die Absicht Europa und insbesondere Frankreich mit zu hintergehen, und Niemand nimmt Gladstones und Granvilles Versicherungen, wonach England sich die egyptische Bürde je eher desto lieber vom Halse schaffen möchte, ernst. Bis der Augenblick gekommen sein wird, wo Gladstone mit seinen Vorschlägen herausrückt, vertreibt man sich in Paris die Zeit mit Demonstrationen, die an sich ziemlich harmloser Natur sind, aber freilich darthun, wie empfindlich es den französischen Nationalstolz berührt hat, da Frankreich in Egypten so ganz und gar aufs Trockene gesetzt worden. Alles in Allem herrscht in der Conferenzfrage noch viel egyptische Finsterniß und schließlich wird darin wohl das Ausschlag geben, was man in Berlin denkt und will.


- Der unter dem Protectorat des Kronprinzen und der Kronprinzessin stehende Verein für Kinderheilstätten an den deutschen Ostseeküsten hielt am 25. ds. seine Generalversammlung in Berlin ab. Das Vermögen des Vereins, das sich Ende 1882 auf 50,000 M. bezifferte, hatte sich bis Ende 1883, hauptsächlich durch die angestellte Lotterie, auf 630,000 erhöht, sodaß der Verein die Einrichtung der geplanten Hospize in Angriff nehmen und mit aller Macht fördern kann. Es sind dies: das Hospiz auf der Insel Noderney mit 250, das zu Groß=Müritz mit 20 und das zu Zoppot bei Danzig mit 40 Betten. Letztere Anzahl soll später auf das Doppelte erhöht werden.
Etwas vom Chirurgen=Congreß. Geheimrath von Langenbeck berichtete über eine künstliche Nase, die er vor Jahresfrist einem Patienten hergestellt, die ihn aber damals selbst garnicht befriedigt habe, kürzlich habe er sich sagen müssen, daß dies nur übertriebene Bescheidenheit gewesen, denn es sei ihm von diesem die Anzeige zugegangen, daß er sich mit einer ebenso schönen als reichen jungen Dame verlobt habe. Angesichts einer solchen Thatsache müsse auch die strengste Selbstkritik die Segel streichen.


Eine Brautfahrt.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1884 Nr. 35 Seite 2]

Eine Brautfahrt.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]

[ => Original lesen: 1884 Nr. 35 Seite 3]

Eine Brautfahrt.
[Erzählung.]
[Fortsetzung.]


Anzeigen.

Zu dem auf desfalsigen Antrag verfügten Wiederverkauf der zum Zwecke der Zwangsversteigerung beschlagnahmten, der Ehefrau des Büdners Bröcker, Catharina geb. Oldörp in Lüdersdorf gehörigen Büdnerei c p. wird vor dem unterzeichneten Amtsgerichte hiermit
1. ein Verkaufstermin auf

Freitag, den 25. Juli 1884
Vormittags 11 1/2 Uhr,

2. ein Ueberbotstermin auf

Dienstag den 26. August 1884,
Vormittags 11 1/2 Uhr

angesetzt. Ferner wird ein Termin zur Anmeldung aller dinglichen Rechte und Ansprüche an das Grundstück und die zur Immobiliarmasse desselben gehörenden Gegenstände (Zubehör) soweit sie nicht gesetzlich von der Anmeldungspflicht ausgenommen und soweit sie nicht durch das im Termine vom 29. Februar c. verkündete Ausschlußurtheil bereits ausgeschlossen sind, zur Vorlegung der Originalien und sonstigen schriftlichen Beweismittel sowie zur etwaigen Prioritätsausführung unter dem Nachtheile der Abweisung und des Ausschlusses auf

Freitag den 25. Juli 1884
Vormittags 11 1/2 Uhr

anberaumt.
Schönberg den 23. April 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
Dr. jur. E. Hahn.

H. Diederich.       


In Sachen, betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die zu Selmsdorf sub Nr. III. belegene Vollstelle c. p. des Hauswirths Heinrich Boye daselbst wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protokoll sofort im Termine der Präclusivbescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg den 26. April 1884.

Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.

A. Dufft.       


Auction.

Am Freitag den 9. Mai von Morgens 9 Uhr an, sollen aus dem Gehöfte des früheren Gastwirths Wulff in Dassow gegen baare Zahlung verkauft werden:

Sophas, Komode, Spiegel, große Eß= und andere Tische, Stühle, Kleider=, Leinen= und Eckschränke, Milch= und Sielenschrank, Kannenbörter, Bettstellen u. Betten, Bänke, Zeugmangel, Decimalwaage mit Gewichten, Haus=, Küchen= und Gartengeräthe, ferner 1 leichter Stuhlwagen mit eisenen Achsen, 1 Pony= u. 1 große Einspänner=Sielen und was sich sonst noch vorfindet.

J. H. Sterly.       

Dassow, den 30. April 1884.


Gestern Abend 8 Uhr wurde uns unser lieber Sohn Hubert im achten Lebensjahre durch den Tod entrissen.
Strelitz, den 30. April 1884.

Oberförster Wentzel und Frau geb. Drenkhahn.       


Montag den 5. Mai d. J. Vormittags 10 Uhr sollen in Gr. Mist

2 Starken und
1 einjähriges Füllen
öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung verkauft werden.
Versammlung der Käufer im Kruge zu Gr. Mist.

Schönberg.                                                     Staffelt, Gerichtsvollzieher.


Särge!
stets vorräthig, große Auswahl, billige Preise.
                                                    bei G. Berger, Selmsdorf.


Ausverkauf!

Sämmtliche Uhren=, Gold=, Silber= und Alfenide=Waaren meines Lagers verkaufe ich um schnell damit zu räumen zu äußerst billigen Preisen.

                                                    Hochachtungsvoll
                                                    H. Kock,
                                                    Uhrmacher und Goldarbeiter.


Malerfarben trocken und mit Leinöl angerieben, Pinsel, Lacke, Firniß, Fußbodenöl, Insectenpulver, Butter= und Käsefarbe, in bester Qualität und billig empfiehlt

C. F. Alm,
Drogen= und Farben=Handlung,
Lübeck, Holstenstraße 176.


Wohnungs=Veränderung.
Dr. med. Thiede,
Lübeck, Beckergrube 133 part.
Sprechstunde für Frauenkrankheiten: Morgens 10 bis 11 und Nachmittags 2 bis 4 Uhr.


Nachdem ich meinen Wohnsitz von Berlin nach hier verlegt, erlaube ich mir ein hochgeehrtes Publikum von Schönberg und Umgegend darauf aufmerksam zu machen.
Ich habe in Berlin und Dresden, bei langjähriger Arbeit in der Schneiderei genügende Erfahrungen erworben und hoffe ich, den hiermit an mich gestellten Anforderungen bei bester Ausführung und soliden Preisen zu genügen. Indem ich mich bei vorkommendem Bedarf angelegentlichst empfehle zeichne ich

                          Hochachtungsvoll
                          P. Heitmann, Schneidermeister.
                          Siemzerstraße im Hause des Herrn
                          Tischlermeister Fick.

Schönberg im April.


Da am heutigen Tage meine Bäckerei der Bäckermeister Richard Silber übernimmt, so sage ich meinen verehrten Kunden für das mir bewiesene Vertrauen meinen verbindlichsten Dank.

J. Dube, Bäckermeister.       

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Bezugnehmend auf obige Annonce erlaube ich mir bekannt zu machen, daß ich das Geschäft des Bäckermeisters Herrn Dube in gewohnter Weise fortführe, und bitte das demselben geschenkte Wohlwollen auch auf mich zu übertragen, indem ich mich bemühen werde, die vollste Zufriedenheit meiner geschätzten Kunden zu erwerben.

Richard Silber, Bäckermeister.       


Tanz=Unterricht.

Dem geehrten Publikum Schönbergs und der Umgegend die ergebene Anzeige, daß der Unterzeichnete am Mittwoch den 7. Mai einen Tanz= und Anstandsunterrichts=Cursus im Hause des Herrn J. Boye eröffnen wird.
Um zahlreiche Betheiligung bittend, zeichne

                          Hochachtungsvoll
                          Joh. Dohrmann aus Lübeck.


Gesucht
zu sofort ein Kindermädchen.                          
                                                    Wilh. Oldenburg.


[ => Original lesen: 1884 Nr. 35 Seite 4]

Mecklenburgische Hypotheken- und Wechselbank.

Wir bringen hiermit zur Kenntniß, daß wir dem

Herrn J. H. Böckmann in Schönberg i. M.

die Vertretung unserer Bank für Schönberg und Umgegend übertragen und demselben zur Vermittlung von Bankgeschäften jeglicher Art, insbesondere auch zur Annahme von Geldern im Conto=Corrent, ermächtigt haben. Porto und sonstige Spesen entstehen dem Publikum durch Inanspruchnahme der Vermittelung des Herrn Böckmann nicht.
Schwerin i. M., den 23. April 1884.

Die Direction.
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Das Banklokal der Mecklendurgischen Hypotheken= und Wechselbank befindet sich im Hause des Herrn Chirurgus Leichert, Lübeckerstraße Nr. 11, in welchem ich mich zu geschäftlichem Verkehr außer an Sonn= und Festtagen täglich
                des Vormittags von 9 bis 12 Uhr
                des Nachmittags von 2 bis 4 Uhr
bestens empfohlen halte.

Schönberg, den 1. Mai 1884.                                                     J. H. Böckmann.


Mecklenburgische Hypotheken- & Wechselbank
vertreten in Schönberg durch J. H. Böckmann.

Die Mecklenburgische Hypotheken= und Wechselbank vergütet zur Zeit für Einlagen:
                    gegen Schuldverschreibungen
                    bei 6monatlicher Kündigung oder auf 6 Monate fest       4 %
          bei 3 monatlicher Kündigung oder auf 3 Monate fest       3 1/2 %
bei kürzerer, jedoch mindestens 4tägiger Kündigung       3 %
          gegen Sparkassenbücher       4 %
          im Baar=Contocorrent       3 %
und bewilligt Darlehne gegen genügende Sicherheit.

Die Direction.


Aachener und Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft.

Der Geschäftstand ergiebt sich aus den nachstehenden Resultaten des Rechnungsabschlusses für
das Jahr 1883: Grundkapital M. 9,000,000 -
Prämien= und Zinsen=Einnahme für 1883 M. 8,362,809 -
Prämien=Ueberträge M. 10,321,362 20
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                          M. 27,684,171 20
Versicherungen in Kraft am Schlusse des Jahres 1883 M. 4,910,544,595 -
Schönberg, den 1. Mai 1884.

J. H. Meyer, Organist,       
Agent der Gesellschaft.       


XIV. Große Mecklenburg. Pferde-Verloosung zu Neubrandenburg.
Ein-, zwei- und vierspännige Equipagen, 80 edle Reit- und Wagenpferde
und 1010 sonstige wertvolle Gewinne.

Ziehung am 28. Mai d. J.
Hauptgewinn
Werth 10,000 Mark.

Loose à 3 Mark
sind zu beziehen durch A. Molling, General=Debit, Hannover, und die durch Placate erkenntlichen Agenturen sowie durch
M. Löwenhaupt Söhne in Neubrandenburg.

Die Gesammt=Netto=Einnahme aus dem Loosvertriebe wird zur Beschaffung der vollwerthigen Gewinne verwandt.


Sämmtliches Viehhüten in den an unseren Koppeln belegenen Wegen verbieten wir hierdurch bei zehn Mark Strafe.
Lockwisch.
                                                    Hauswirth H. Wigger.
                                                    Hauswirth A. Schleuß.


Das betreten unserer Ackerstücke, namentlich durch Kinder, auf dem Rübencamp, sowie des Schleichsteiges über dieselben, verbieten wir hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
                                                    Tischler Stüve.      Kaufmann Vock.
                                                    Tuchmacher Voß.        Sattler Baer.


Gefunden etwas Geld, abzufordern gegen Erstattung der Insertionskosten bei

Hauswirth Kock       
in Rüschenbeck.       


Holzkohlen
empfiehlt billigst                                                    
  J. Ludw. D. Petersen.


Frischen Chlorkalk
empfiehlt                                 
                                                    J. Ludw. D. Petersen.


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


"Der heutigen Nummer unserer Gesammtauflage liegt ein Prospect des Herrn Richard Mohrmann, Nossen in Sachsen bei, worauf wir unsere verehrlichen Leser besonders aufmerksam machen."


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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