[ => Original lesen: 1880 Nr. 78 Seite 1] Der Schlächter Fritz Mustin in Herrnburg beabsichtigt in dem Wohnhause seines Bruders, des Büdners Mustin daselbst, die Schlächterei zu betreiben und hat bei Einreichung der erforderlichen Zeichnung und Beschreibung des gedachten Grundstücks um die obrigkeitliche Erlaubniß hierzu nachgesucht.
Indem wir dies in Gemäßheit der Bestimmungen im §. 17 der Gewerbeordnung zur öffentlichen Kenntniß bringen, ergeht hierdurch die Aufforderung, etwaige Einwendungen binnen 14 Tagen bei uns anzubringen.
Schönberg, den 6. October 1880.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Da am vorgestrigen Markttage mehrere falsche Zehn=Markstücke in Beschlag genommen sind, und weitere Nachforschungen ergeben haben, daß noch mehr unechte Zehn=Markstücke im Cours sind, welche sich von den ächten im Gewicht und Gepräge kaum unterscheiden, so findet Großherzogliche Landvogtei sich veranlaßt, darauf aufmerksam zu machen, daß die unechten durch Reiben in den Händen die Goldfarbe zunächst am Rande verlieren, und durch Waschen leicht von der Goldfarbe entblößt werden können. Auch sind die unechten leicht zerbrechlich.
Gleichzeitig wird daran erinnert: daß nach dem §. 148 des St. G. B. derjenige, der diese Münzen nach erkannter Unechtheit als echte in Verkehr bringt mit Gefängniß bis zu 3 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 300 Mark bestraft wird, und daß selbst der Versuch dazu strafbar ist.
Schönberg, den 7. October 1880.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Politische Rundschau.
Deutschland. Die Verlobung der verwittweten Prinzessin Heinrich der Niederlande, geborne Prinzessin Marie von Preußen, mit dem verwittweten Großherzog von Hessen=Darmstadt ist nunmehr beschlossene Sache und wird voraussichtlich noch im Laufe dieses Monats nach der Rückkehr der preußischen Herrschaften nach Berlin proclamirt werden.
Die Anregung auf Revision des Strafgesetzbuches sollen nicht von der preußischen Regierung ausgegangen sein; jedenfalls werden sie bei dem Reichskanzler sympathische Aufnahme finden.
Der deutsche Reichstag wird sich demnächst mit einem neuen handelspolitischen Gesetzentwurfe von weittragendster Bedeutung zu beschäftigen haben. Es handelt sich nämlich darum, eine Lücke in dem System unserer wirthschaftlichen Gesetzgebung auszufüllen, indem man den bedeutenden Zweig der Gewerbsthätigkeit, welcher die Seeschifffahrt, den Seehandel und die Schiffsbauindustrie umfaßt, neu ordnet und zwar unter dem Gesichtspunkte "wirthschaftlicher Unabhängigkeit." Indem Deutschland für seinen Konsum und seine Fabrikation eine große Menge außereuropäischer Produkte bedarf, soll es sein Bestreben sein, mit den Ländern, welche dieselben hervorbringen, in directen Verkehr zu treten, um einerseits diese Producte möglichst gut und billig, durch Zwischenhandel unvertheuert, zu erwerben, und andererseits Gelegenheit zu finden, die Erzeugnisse seiner Industrie jenen Ländern dagegen zuzuführen.
Von rumänischen Zeitungen wird gegen die deutsche Regierung der Vorwurf erhoben, daß sie der Regelung der Thronfolge in Rumänien Schwierigkeiten in den Weg lege. Dem gegenüber erklärt die "Nordd. Allg. Ztg.", daß diese Vorwürfe jeder Begründung entbehren, da weder der deutsche Kaiser noch die deutsche Regierung je Beruf oder Neigung empfinden konnten, auf ausschließlich innere Angelegenheiten Rumäniens irgend eine Einwirkung auszuüben.
Französische Blätter erfahren aus Berlin, daß die Reise des deutschen Botschafters in Madrid nach Berlin mit einem Projekte im Zusammenhange stehe, welches darauf abzielt, den Hafen von Santa Cruz an der marokkanischen Küste an Deutschland abzutreten. Die spanische Regierung würde ihre Ansprüche auf diesen Hafen gegen eine Geldentschädigung und unter gewissen noch zu bestimmenden Bedingungen abtreten. Ob sich diese Nachricht bestätigen wird, bleibt abzuwarten.
Nach Berichten aus verschiedenen deutschen Bundesstaaten sind die Vorbereitungen für die Volkszählung am 1. Dezember d. J. überall in vollstem Gange. Man verfährt in allen Bundesstaaten nach einem einheitlichen System. Das Zählungsmaterial geht nach seinem Abschluß an die Bezirksbehörde, welche dasselbe prüft und an die statistischen Bureaux in den Hauptstädten überweist. Von hier aus gelangen die Resultate an das statistische Amt des Reichs.
Aus Bismarks Organ, der Nordd. Allg. Ztg., vernehmen wir zum erstenmal im Zusammenhang, welche Pläne der neue Handelsminister (Bismarck) für den Handels= und Handwerkstand verfolgt. Es sind diese: "Der Angelpunkt für die gewerbliche Reform ist und bleibt die Innungsfrage; mit ihr steht und fällt das Handwerk, und es wird Aufgabe der Gesetzgebung sein, die rechte Lösung zu finden. Der alten Zunft mit ihren Zwangs= und Bannrechten wird bekanntlich von den Handwerkern keineswegs
[ => Original lesen: 1880 Nr. 78 Seite 2]zurückerstrebt; nicht einmal einen directen gesetzlichen Zwang zum Eintritt in die Innungen will man für die Angehörigen des Kleingewerbes ausgesprochen wissen. . . . Nicht Freiheit ist es, was heut in unserem wirthschaftlichen Leben, soweit es auf den Handwerkerstand sich bezieht, herrscht, sondern Willkür, schrankenlose Ungebundenheit des Einzelnen, und diese zu beseitigen, nicht aber die Freiheit, wo uns solche zur Bewegung noththut, zu unterdrücken, ist das Ziel der gewerblichen Reformbestrebungen. Neben den Innungen ist der Errichtung von Gewerbekammern die Aufmerksamkeit der Gesetzgebung zuzuwenden; an Vorbildern dafür fehlt es nicht, und die Grundzüge ihrer Gestaltung, die auf Selbstverwaltung, aber nicht auf bureaukratischer Bevormundung zu basiren sein werden, sind in den letzten Jahren des öfteren sachgemäß dargelegt worden. Jedenfalls müssen die zukünftigen Gewerbekammern gleichberechtigt neben den Handelskammern stehen, und von diesen vollständig unabhängig sein! Ihre Zuständigkeit ist nicht auf das Kleingewerbe zu beschränken, sondern auf die Großindustrie mit auszudehnen. Endlich ist die vielbesprochene Errichtung eines volkswirthschaftlichen Senats mit ins Auge zu fassen, der ein oberstes begutachtendes Organ in allen wirthschaftlichen Fragen sein soll und bei dessen Zusammensetzung darauf Rucksicht zu nehmen ist, daß alle wirthschaftlichen Interessengruppen der Nation, also neben dem Handel und der Großindustrie auch das Kleingewerbe, eine angemessene Vertretung finden."
Oesterreich=Ungarn. In offiziösen Blättern heißt es, die Regierung arbeite ein Checkgesetz, ferner ein Gesetz über die Anfechtbarkeit von Rechtshandlangen zahlungsunfähiger Schuldner und eine neue vollständige Gewerbeordnung aus. Vom Unterrichtsministerium wird erzählt, dasselbe habe an die Landesbehörden die Aufforderung gerichtet, sich über die Frage der achtjährigen Schulpflicht gutachtlich zu äußern. - Der Parteitag der deutsch=böhmischen Partei in Karlsbad ist ohne Zwischenfall verlaufen. Die polizeilich beanstandete Resolution wurde durch eine formell gemäßigtere ersetzt. Die Konfiskation der Wiener Abendblätter hat die allgemeine Aufmerksamkeit erregt und die Gleichgültigkeit, die gefährlichste Feindin, von vornherein verscheucht.
Frankreich. Der im Pavillon Flore der Tuilerien in der Wohnung des Seinepräfekten ausgebrochene Brand hätte leicht zu einem Nationalunglück führen können, da die Gallerien des Louvre=Museums mit dem Pavillon in unmittelbarer Verbindung stehen. Der Schaden ist sehr bedeutend, da außer dem kostbaren Mobiliar der Wohnung des Präfekten Herold zahlreiche Kunstgegenstände verbrannt sind.
England. Große Herren schicken ihre Söhne gern auf Reisen. Der englische Premier Lord Gladstone schickte neulich seinen ältesten Sohn, der ganz wie Bismarcks Sohn Herbert heißt, in aller Stille nach Paris, um mit Gambetta zu verhandeln. Er sollte diesen dahin bringen, daß die französische Flotte mit der englischen und russischen Flotte in die Dardanellen vordringe. Gambetta würde gern eingewilligt haben, denn er sehnt sich, einen großen Kladderadatsch herbeizuführen und dabei im Trüben Elsaß und Lothringen zu fischen, aber - er wagts noch nicht, weil ganz Frankreich gegen politische Abenteuer und für Erhaltung des Friedens eingenommen ist. Er möchte daher nicht wie neulich einen zweiten faux pas machen, um seine Popularität zu gefährden; denn wenn auch unverheirathet, arbeitet er doch eifrig an der Aufrichtung einer Dynastie Gambetta. - (Où est Gambetta? (wo steckt Gambetta?) ruft's in Frankreich, wie früher gerufen wurde où est Lambert? - das Männlein ist seit einigen Tagen wie aus der Welt verschwunden.)
Amerika. Die Wogen der Wahlkampagne in den Vereinigten Staaten gehen von Tag zu Tag höher; das Geschäft der Baumstumpfredner steht in höchster Blüthe; die Beschuldigungen und Anklagen mit denen Republikaner, Demokraten, Greenbackler gegen einander zu Felde ziehen, übersteigen Alles um das Hundertfache, was bei uns in der Aufregung des Wahlkampfes je geleistet wird. Als eine bemerkenswerthe Thatsache muß es bezeichnet werden, daß sich an der diesmaligen Kampagne auch der sonst so schweigsame Expräsident Grant, dessen dritte Kanditatur der Wahlagitation eine ganz besondere Signatur aufgedrückt hat, mit einer längeren Rede betheiligt hat, der längsten welche jemals von seinen Lippen gekommen. Er führte bei einer republikanischen Massenversammlung in Warren, Ohio, den Vorsitz, und hielt bei der Gelegenheit eine Ansprache, in welcher er selber ein Republikaner zu sein erklärte, weil die republikanische die nationale Partei sei, die dahin strebe, der größten Anzahl das meiste Gute zu thun.
Die in diesem Jahre so häufig auftretende Kartoffelkrankheit ist die "gewöhnliche", durch Phytophtora (Peronospora) infestans hervorgerufene Erkrankungsform, bei welcher das Kraut frühzeitig abstirbt und die Knollen an der Schale und im Innern braunfleckig werden. Kartoffeln dieser Art, auch wenn sie sehr stark von der Krankheit heimgesucht sind, können ohne alles Bedenken verfüttert werden. Es ist allerdings an den braungewordenen Flecken das Fadengewebe des Pilzparasiten zwischen den Zellen verbreitet, auch zeigt die veränderte Färbung des Zellengewebes, daß in der stofflichen Zusammensetzung Modifikationen eingetreten sind, aber dies Alles hat erfahrungsmäßig keinen nachtheiligen Einfluß auf die Gesundheit der mit solchen Kartoffeln gefütterten Thiere. Erst wenn Schimmelbildungen sichtbar werden oder jauchige Zersetzung, also eigentliche Fäulniß eintritt, dann ist Gefahr vorhanden, und solche auch nur theilweise in Zersetzung übergegangene Kartoffeln dürfen den Thieren nicht verabreicht werden. Da nun die aus der Erde gewonnenen kranken Kartoffeln sehr leicht faulen, so ist es nöthig, sie recht bald in frischem Zustande zu verfüttern. Dies ist bei geringeren Mengen kranker Kartoffeln recht wohl möglich, tritt die Krankheit sehr intensiv auf so läßt sich in dieser Weise nur ein verhältnißmäßig kleiner Theil nützen und die größere Menge fällt dem sicheren Verderben anheim, wenn nicht anderweitige Abhülfe gesucht wird. Ist eine Brennerei vorhanden, so können die kranken Kartoffeln in der Regel schnell genug aufgearbeitet werden und die von ihnen gewonnene Schlämpe bildet ein ganz brauchbares Futtermittel. Fehlt eine Brennerei, so ist doch meistens ein Futterdämpfapparat vorhanden, der bei andauernder Benutzung ein größeres Quantum verarbeiten läßt. Durch Dämpfen und Einsäuren in Gruben lassen sich kranke Kartoffeln vortrefflich konserviren und gewähren selbst nach jahrelanger Aufbewahrung ein für Rindvieh und Schafe gedeihliches Futter. Die Gruben können ohne Weiteres in das Erdreich eingeschnitten werden; ein Ausmauern ist nur dann erforderlich, wenn in Folge sehr sandiger Beschaffenheit die Seitenwände nicht sicher stehen. Diese müssen des gleichmäßigen Setzens der Masse wegen senkrecht angelegt werden. Der Boden darf nicht an Untergrundnässe leiden. Je nach der zu verarbeitenden Kartoffelmenge macht man die Grube 1-2 m tief, 2-2,5 m breit und beliebig lang. Da es jedoch zweckmäßig ist eine solche Grube möglichst rasch zu füllen, so ist, es räthlicher bei größeren Mengen mehre kürzere, als eine sehr lange Grube anzulegen.
- Es ist ein wunderliches Jahr heuer und allen Anzeichen nach schwerer ein Jahr Soldat zu werden als drei Jahre. Ueberall her, namentlich aus dem Süden und Westen kommen Nachrichten über den bedenklichen Ausfall der Prüfungen für Einjährig-Freiwillige. Nur ein paar Beispiele. In Frankfurt bestanden von 33 jungen Leuten nur 8 die Prüfung, in Wiesbaden von 5 - keiner. -
- Die Zahl der Juden auf der ganzen Welt beträgt nach einer Aufstellung des "New=York Journal of Commerce" ein wenig über 7 Millionen, die sich auf die einzelnen Länder folgendermaßen vertheilen: Oesterreich 1,475,000, Frankreich 50,000 Deutschland 512,000, Rußland 2,621,000, Holland 70,000, Italien 35,000 Spanien und Portugal 4000, Schweden und Norwegen 2000, Großbritannien 60,000, Türkei 100,000, Ver. Staaten 500,000 von diesen letzteren leben ca. 70,000 in New=York. In Asien leben 200,000 Juden, von diesen 20,000 in Indien und 25,000 in Palästina. In Afrika halten sich nahezu 100,000 Juden auf und zwar hauptsächlich in Algier.
[ => Original lesen: 1880 Nr. 78 Seite 3]- Vereinigte Heere, die verschiedenem und meist uneinigem Kommando folgen, haben nie viel ausgerichtet. Von den europäischen Kriegsschiffen und Admiralen von Gravosa scheint dasselbe zu gelten, sie haben sich nach Ragusa zurückgezogen, wo die Winde übergehen. Der Sultan muß sie als halb und halb geschlagene Feinde ansehen; denn er baut ihnen goldene Brücken. Er macht ihnen die gutmüthigen Vorschläge 1) Dulcigno ganz aus dem Spiele zu lassen, 2) ihm zur Ordnung der Streitigkeiten mit Griechenland 2 Monate und 3) mit Armenien 3 Monate Zeit zu lassen. Bis dahin könnten sie ruhig nach Hause schwimmen. Sie möchten sich's nur ruhig überlegen; denn das Schießen und auf dem Wasser Herumbummeln sei doch nichts für gebildete Leute.
- Noch nicht lange ist es her, daß ein in Frankreich geborner kleiner Schreiteufel Cri=Cri alle Welt durchzog und alle Welt auch mit seinem Cri=Cri zur Verzweiflung brachte. Schon wieder (berichtet die Köln. Ztg.) hat uns das Land, welches an der Spitze der Civilisation schreitet, mit einem kleinen Plagegeist der Ausgeburt eines auf leichten Gewinn spekulirenden Kopfes, beschenkt. Zwei cylindrisch gestaltete Holzstückchen, wovon das eine mit seinem untern Ende in dem andern so befestigt ist, daß es sich drehen läßt und dabei durch Reibung einen die Gehörnerven folternden kreischenden Ton hervorbringt, bilden das Spielzeug, die "Nachtigall" benannt, welches man seit einiger Zeit in der Hand der Kinder findet.
- Die Mißerndte in Südtyrol hatte mehrere Bozener veranlaßt, Trauben aus Neapel zu beziehen. Die Trauben kamen glücklich bis Ala. Da entdeckte die Finanz, daß für dieselben der Einfuhrzoll wie für Wein zu bezahlen sei. Da dies nicht geschah, wurden die Trauben in Ala angehalten, und dürften sich noch dort befinden. Man spricht von 1500 Waggons voll Trauben und von einer Zollforderung, welche die Summe von 18,000 fl. ausmacht.
- In Weißensee war Pferderennen und es ging hoch her mit Einsetzen und Wetten. Eben hatte ein Herr ein 20=Markstück gesetzt und die Hand vom Goldstück zurückgezogen, als sich eine andere schwere Hand darauf legte. Der Herr sah sich zornig nach dem Unverschämten um, schlug aber beschämt die Augen nieder; denn der Mann hinter ihm sagte: Entschuldigen sie ich bin's nur, der Gerichtsvollzieher.
- Die russischen Nihilisten müssen Zweiggeschäfte in England errichtet haben. Sie bedrohen die russischen Kriegsschiffe in englischen Häfen, die russischen Prinzen, Admirale und Generale mit Höllenmaschinen und Sprengstoffen aller Art auf den Eisenbahnen und erklären, kein Admiral werde sein Schiff lebend verlassen. Alle Untersuchungen haben zu nichts geführt. In Irland betreiben die Eingebornen das blutige Geschäft. Ein englischer Grundlord nach dem andern unterliegt den Mördern und Preise von 1000 Pfd. Sterling auf Entdeckung der Mörder haben keinen Verräther verlockt. Die Lage der kleinen Pächter (denn freie Bauern gibt's dort nicht) ist freilich eine sehr traurige und diese Zustände sind der Krebsschaden für England.
- Bei dem Dombaufest in Cöln am 15. October wird zuerst gesungen das Dombaulied von 1842, das in Cöln fast zum Volksliede geworden ist. Die Melodie ist aus Händels Judas Maccabäus und wird von 2000 Knaben und Mädchen vorgetragen. Dann kommt eine von Emil Ritterhaus gedichtete und von Ferd. Hiller componirte Festkantate zum Vortrag. Nach Einfügung des Schlußsteines der Kreuzblume erfolgt der Choral: Nun danket Alle Gott. (Katholische Heißsporne bemäkeln dieses Lied als ein protestantisches.)
- In Hamburg haben auch die Spitzbuben Manier und sogar Humor. Einer trat Abends in den hell erleuchteten Laden des Uhrmacher Janicaud und fand, daß der Meister auf seinem Stuhl eingenikt war, der Teufel traue aber! Er sagte: Guten Abend! - Herr Janicaud rührte sich nicht und der Spitzbube packte 20 der besten Uhren ein. An der Schwelle drehte er sich noch einmal lustig um und rief: Guten Abend, Herr Janicaud! - Der Meister schlief weiter. Da nieste er gewaltig und nun wachte der Uhrmacher auf und rief: Prosit! -Danke schön, antwortete der Freikäufer und verschwand. - Seitdem ruft Jedermann in Hamburg Prosit, Herr Janicaud, wie man sonst gerufen hat Guten Morgen, Herr Fischer!
Anzeigen.
In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuches über die zu Lüdersdorf belegene Büdnerei Nr. 19 des Gastwirths Carl Fahrenkrug wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am heutigen Tage abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termin der Präclusiv=Bescheid erlassen und publicirt worden ist.
Schönberg, den 5. October 1880.
Großherzogliches Amtsgericht.
G. Horn.
A. Dufft.
Es werden beschuldigt:
1. der Kaufmann Johann Peter Evers geboren 10. November 1847 zu Falkenhagen Kreis Schönberg (Mecklenburg) zuletzt zu Falckenhagen, als Wehrmann ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein;
2. Der Barbier Joachim Heinrich Eckmann geboren 17. Juli 1849 zu Schönberg (Mecklenburg) zuletzt zu Schönberg, als Ersatzreservist erster Klasse ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militairbehörde Anzeige erstattet zu haben;
Uebertretung gegen §. 360 Nr. des Strafgesetzbuches.
Dieselben werden auf
Freitag den 15. October 1880,
Vormittags 10 Uhr
vor das Großherzogliche Schöffengericht zu Schönberg zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzoglichen Landwehr=Bezirkscommando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden.
Schönberg, den 9. Juli 1880.
Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
W. v. d. Lancken.
Auctions=Anzeige.
Am Sonntag den 10. October d. J., Mittags von 1 Uhr an, sollen beim Gastwirth Eckmann hieselbst meistbietend gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:
1 Koffer, 1 Lade, einige Bolzen Leinen, Frauenkleidung und noch verschiedene Sachen.
Carlow den 1. October 1880.
Struck, Landreiter.
Empfehle mein Lager in Eisenwaaren als:
Baumaterialien,
Hausstandsgegenstände,
Blech=, Band= und Rundeisen,
Möbelbeschläge,
Einrichtungen für Maurer und Zimmerleute.
Als besonders billig empfehle ich noch Grabkreuze und eiserne Fenster nach eigenen Modellen.
Ergebenst
C. Schwedt.
Gesucht
zu sofort ein Hausmädchen von
C. J. W. Burmeister.
Schönberg, im October 1880.
Zwei Zucht gute Ferkeln sind zu verkaufen bei
Lockwisch. A. Rußwurm.
[ => Original lesen: 1880 Nr. 78 Seite 4]Am Donnerstag den 14. October findet im Hause des Herrn Gastwirths Boye ein
Vocal- und Instrumental-Concert
des Gesangvereins Teutonia u. d. Vereinsmusiker
zum Besten des Verschönerungs=Vereins statt.
Anfang 7 Uhr. Entrée nach Belieben.
Nach dem Concert Ball.
Freundlichst ladet ein
Der Vorstand.
Brief eines holländischen Apothekers.
Herrn Fenchelhonig=Fabrikanten L. W. Egers in Breslau.
Mein Herr! Viele Personen am hiesigen Platze können Ihr Fabrikat*) nur loben, indem es bei Husten und Brustschmerzen viel Linderung verschafft. Ich bitte daher mir mit umgehender Post (folgt Auftrag) . . . . . .
Mit Hochachtung Henri Esser, Apothek, Venray, Holland.
----------------------
*) Man hüte sich vor Nachpfuschungen und achte darauf, daß der L. W. Egersche Fenchelhonig am Siegel, Namenzug und im Glase eingebrannter Firma von L. W. Egers in Breslau kenntlich und in Schönberg nur echt zu haben ist bei Buchbinder C. Sievers.
Die Original
Singer-Nähmaschinen
sind unübertroffen an Güte, Leistungsfähigkeit und Dauer und daher die beliebtesten Nähmaschinen der Welt. Dieselben werden gegen wöchentliche Zahlung von
Mark 2
abgegeben, um dadurch auch den Unbemittelten die Anschaffung einer der besten zum Erwerb dienenden Maschinen zu ermöglichen und sind ausschließlich zu haben bei
G. Neidlinger,
Schwerin, Friedrichs-Str. Nr 10.
Am Mittwoch den 13. d. M. treffe ich mit 20 Stück 1 1/2= und 2 1/2jährigen Füllen (Dithmarscher Race) in Carlow i. M. zum Verkauf ein.
Ehrich, Pferdehändler.
Fackenburg i. H.
Am Dienstag den 5. d. M. bekomme ich einen Transport
1 1/2 jähriger
Marsch=Füllen
wozu ich Kaufliebhaber freundlichst einlade.
Schönberg.
Johs. Kniep,
Pferdehändler.
Es wird den Stadt= und Landmeistern der Bäcker hiemit bekannt gemacht, daß der Quartaltag am 11. October d. J. Nachmittags 2 Uhr stattfindet.
Die Aelterleute.
F. Grünthal. J. Greif.
Schönberg den 8. October 1880.
Durch Gottes Gnade wurden wir heute mit einem gesunden, kräftigen Söhnlein beschenkt.
Wokuhl den 3. October 1880.
Pastor C. Wesemann u. Frau.
Allen, die uns bei unserm harten Verluste die innigste Theilnahme bewiesen und meinen theuren Mann und unsern lieben Vater zu seiner letzten Ruhestätte geleiteten, unsern tiefgefühlten Dank.
C. Tamms und Kinder.
Am Montag den 4. October ist auf dem Wege von Schönberg nach Kl. Siemz ein baumwollener Regenschirm verloren worden. Der Finder wird gebeten, denselben gegen eine Belohnung abzugeben bei
Gastwirth Boye in Schönberg
Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
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