No. 79
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 12. Oktober
1880
fünfzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1880 Nr. 79 Seite 1]

Deutschlands Welthandel.

[] Von dem Welthandel Deutschlands hat Mancher sich wahrscheinlich eine höhere Vorstellung gemacht, als diesem bis jetzt in Wirklichkeit zukommt. Der Abgeordnete Mosle hat durch eine bezügliche Schrift die Sache richtig zu stellen versucht und als Mittel zur Erhöhung des deutschen Welthandels die "Unterscheidungstaxe" bei der Verzollung eingeführter Waaren vorgeschlagen. Das Wesen der "Unterscheidungstaxe" liegt darin, daß man bei eingeführten außereuropäischen Waaren zwischen solchen unterscheidet, welche direkt, und solchen, welche indirekt nach Deutschland eingeführt werden. Mosle weist nach, daß von den in Deutschland in einem Jahre eingeführten außereuropäischen Waaren im Werthe von 1000 Millionen Mark etwa nur ein Drittel direkt bezogen wurde, die übrigen zwei Drittel aber von europäischen Plätzen. Es ist dabei zu beachten, daß der deutsche Import sich vorwiegend mit geringwerthigen Stapelartikel beschäftigt und die Versorgung Deutschlands mit den sehr viel kostbarern Produkten Indiens, Japans, Chinas, holländisch Ostindien etc. größtentheils seinen Concurrenten in den Seeplätze unserer Nachbarn überläßt. Es ist interessant zu erfahren, daß wir mit Baumwolle, Wolle, Kaffee und Kakao, Thee, Häute, Felle, Hörner, Gerbematerial, Leder etc.; Droguen, Gewürze, Fleischextrakt etc.; Arrak, Rum, Zucker, Honig, Wachs, Jute und Stuhlrohr; Pferde=, Kameel=, und Lamahaare etc., Kautschuck, Elfenbein, Wallfischbarten, Perlmutterschaalen; Oele etc. mit Ausnahme von Petroleum; Kupfer, Zink, Erden, Erze; Fischthran, Fischspeck, Thran, Sago, Kraftmehl, Getreide vorwiegend von ausländischen Inporteuren versorgt werden, während der deutsche Handel nur in Reis, Petroleum, Taback und Tabackfabrikaten, Cocos=Palm=Nüssen und =Oelen daraus, Tischlerhölzern etc., Harzen, Düngungsmitteln, Guano, Chilisalpeter, Knochen, Abfällen, Fleisch, Schinken, Speck, Schmalz etc. ein Uebergewicht hat. - Die Versorgung des deutschen Reiches mit außereuropäischen Produkten wird zum größten Theile durch die Seehandelsplätze Hollands, Belgiens, Englands und Frankreichs vermittelt. Dadurch vertheuern sich jene Produkte für Deutschland wesentlich, und den Nachbarn geht es wohl auf unsere Kosten, sowohl direkt durch den Ankauf, die Ueberführung, den Wiederverkauf und die Bearbeitung der Waaren, sowie auch indirekt dadurch, daß sie naturgemäß und thatsächlich die überseeischen Länder, aus welchen sie jene Produkte für uns herbeiholen, mit den Erzeugnissen ihrer eigenen Industrie versorgen. Die belgischen Kaufleute z. B. trachten darnach, die Länder, aus welchen sie den Kaffee und die Wolle beziehen, welche Deutschland ihnen abkauft - die Wolle, nachdem sie überdies in belgischen Wollwäschereien veredelt und dadurch auch der belgischen Industrie tributpflichtig geworden ist, den Kaffee, nachdem er ausgelesen und gefärbt ist, dadurch ein besseres Aussehen erhalten hat - nur mit belgischen Erzeugnissen zu bezahlen. Deutschland vertheuert durch diesen Zwischenhandel seinen Bedarf nicht allein bedeutend, sondern es verliert auch noch die naheliegende Gelegenheit, ein großes Absatzgebiet für seine Industrie gleichzeitig zu beackern und zu verwerthen.
Es haben die fremden Seeplätze sich denn auch entsprechend mehr bereichert als die deutschen. Die Zahl der reichen Kaufherren, deren Vermögen sich auf Millionen Mark und darüber beläuft, dürfte sich im Vergleich zwischen Hamburg und Bremen einerseits, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam anderseits, ungefähr wie 1 zu 10 stellen, so daß auf einen Millionär in Bremen mindestens zehn Millionäre in Antwerpen, und auf einen Millionär in Hamburg mindestens zehn Millionäre in Amsterdam und Rotterdam kommen. Die Kaufleute in Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam aber leben eben so wohl wie die in Hamburg und Bremen von ihren Kunden in ihrem Hinterlande; das Hinterland aller fünf genannten Hafenplätze ist aber eben Deutschland, denn der eigene Verbrauch Hollands und Belgiens verschwindet dagegen. Die Holländer und Belgier haben es vortrefflich verstanden, in den deutschen Kunden die milchende Kuh zu benutzen. - Mosle veranschlagt die direkte Einbuße, welche ein Land dadurch erleidet, daß es die für seine Consumtion und Fabrikation erforderlichen außereuropäischen Produkte nicht direkt vom Produktionslande, sondern indirekt aus einem fremden europäischen Platze bezieht, auf 5 pCt. vom Werthe der Waare. Danach hat Deutschland also bei der indirekten Einfuhr von 1000 Millionen Mark außereuropäischer Produkte rund jährlich 50 Millionen, schreibe Fünfzig Millionen Mark an das Ausland verschwendet und weggeworfen, die bei der "Unterscheidungstaxe" Deutschland allein bei der Arbeit zufließen würden, außerdem aber müßte durch sie Deutschlands Welthandel nothwendig einen bedeutenden Aufschwung nehmen.


Politische Rundschau.

Deutschland. Der deutsche Kaiser wird bei der Kölner Dombaufeier von einer großen Zahl deutscher Fürsten umgeben sein, denn es hat schon die größere Mehrzahl derselben ihr Erscheinen zugesagt, während nur drei der Einladung zu folgen verhindert sind. Von wenigen Souveränen, unter ihnen der König Ludwig von Bayern, steht die Entscheidung, ob dieselben dem Feste noch beiwohnen wollen, noch aus. Die Fürsten selbst nehmen als Gäste der Kaisers in Köln Logis.
Es sind jetzt gerade 18 Jahre verflogen, seitdem Fürst Bismarck definitiv zum preußischen Ministerpräsidenten und Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt wurde, eine Reihe von Jahren, so inhaltsreich und bedeutungsvoll für unser Vaterland, wie wenig andere. Durch eine geniale Politik ohne Gleichen erwarb Preußen die Führerrolle in Deutschland, um alsdann seine Geschicke mit denen des gesammten Vaterlandes verschmelzend, dem geeinigten deutschen Reiche die Führerrolle im Rathe der Großmächte anzuzeigen.
Ueber die Stellung der Regierung zu der "Gerichtskostenfrage" wird officiös geschrieben, daß es keinem Zweifel unterliege, daß sowohl die Reichsbehörde, als auch die preußische Justizbehörde diesem Gegenstande die größte Aufmerksamkeit schenkt und das diejenigen Maßnahmen angeordnet worden sind, welche diese Frage in weitere Erwägung zu ziehen haben.

[ => Original lesen: 1880 Nr. 79 Seite 2]

Die bayerische Regierung warnt vor der Auswanderungsagitation des neugegründeten "Brasilianischen Colonisationsunternehmens in Rio de Janeiro."
Graf Wilhelm Bismarck, Fürst Bismarcks jüngerer Sohn und (Thüringer) Reichstagsabgeordneter, hat den rothen Adlerorden 4. Classe erhalten.
Die Nordd. A. Z. in Berlin erklärt die bevorstehende Verlobung des Großherzogs von Hessen mit der verw. Prinzessin Heinrich der Niederlande für gänzlich unbegründet.
Die jährlichen Uebungsreisen der Generalstabsoffiziere haben eine ähnliche und noch höhere Bedeutung als die alljährlichen Manöver. Wie bei den Manövern zur Schulung der Truppen der Ernstfall des Krieges angenommen wird, so sind die Generalstabsreisen Probirsteine für strategische Talente, nur daß die Verhältnisse viel viel schwieriger sind, weil die Befehlshaber sich die ausführenden Truppen denken müssen. Ein Hauptmann oder Lieutenant der Infanterie wird zur Führung einer Cavallerie=Division befohlen, ein Rittmeister erhält die Aufgabe, mit so und soviel Infanterie und Artillerie den Kampf mit der feindlichen Cavallerie=Division aufzunehmen, und an fortwährenden Studium des Terrains, die Generalstabkarte in der Hand, Meldungen empfangend und an den Höchstkommandirenden weitergebend, wird der Plan entworfen, den Gegner zu schlagen und die Ausführung des Planes markirt. Den zur Uebungsreise commandirten Frontoffizieren stehen die wirklichen Generalstabsoffiziere belehrend zur Seite, und nach vollbrachtem Tagewerk fällt der Chef sein strenges, aber zum Zweck besseren Lernens und Wissens wohlthuendes Urtheil, Plan und Ausführung dieses Offiziers anerkennend und lobend, jenem die Undurchführbarkeit seines Planes in überzeugendster Art nachweisend. Dabei werden, was das Ertragen von Strapazen anbelangt, die härtesten Anforderungen an die Offiziere und ihre Pferde gestellt. Die Chefs wählen die schwersten Aufgaben, damit im Kriege Reiter und Pferde auch die höchsten Ansprüche, welche dort gestellt werden könnten, gewachsen sind. Früh heraus und spät ins Quartier heißt es meist, dabei oft den ganzen Tag im Sattel und bei aller geistigen Arbeit auch den Körper nicht geschont. Und wenn einmal ein Ruhetag bescheert wird, dann muß die Hälfte der Ruhe noch zum Anfertigen von Berichten und Zeichnungen oder zum Abhalten eines Kriegsrathes für die Aufgaben des nächsten Tages verbraucht werden. Die bewährtesten Generalstabsoffiziere sind die künftigen Heerführer.
Frankreich. Der Kriegsminister sandte an die Corpscommandanten ein Circularschreiben, in welchem er besonders ihr Augenmerk auf die Verbesserung der materiellen Lage der Soldaten richtet, und unter andern empfiehlt, in jeder Kaserne womöglich einen geräumigen Saal den Soldaten zur Verfügung zu stellen, in welchem sie bis 10 Uhr Abends ihre Zeit mit Lesen und Schreiben unter der väterlichen Aufsicht eines Unterofficiers zubringen könnten. Bücher werden den Soldaten aus der Bibliothek, ebenso das nöthige Papier, selbst Briefpapier geliefert werden, letzteres um ihnen das Correspondiren mit ihren Verwandten zu erleichtern. Ein kleinerer Saal soll den Unterofficieren zur Verfügung stehen.
Belgien. Ganz Belgien ist aufs Tiefste erregt von den blutigen Vorgängen in dem Dörfchen Heule in Belgien, wo sich die Bevölkerung am 3. October zu offenem Widerstand gegen die Staatsgewalt hinreißen ließ und schwer dafür büßen mußte, da bei der Meuterei, welche sogar das Leben des Regierungskommissars bedrohte, die ihn begleitenden zwei Gensdarmen scharf in die Menge feuern mußten und einen der Rebellen todt hinstreckten, während ein anderer schwer verwundet und seitdem wohl auch schon seinen Wunden erlegen ist. Das ist in wenigen Zügen die Veranlassung und der Verlauf eines Stückchens Religionskriegs.
Türkei. Mit einer unverwüstlichen Zähigkeit beharrt die Pforte dabei, die europäischen Mächte an der Nase herumzuführen. Wieder hat sie eine Note versandt, in der sie ihre Bereitwilligkeit zu "Verhandlungen" erklärt. Sie will sich "bemühen", die Albanesen zur Uebergabe Dulcignos zu überreden, als ob sie dazu nicht bisher schon Zeit und Veranlassung genug gehabt hätte; sie weiß, daß Griechenland nicht damit zufrieden ist, sondern sich einfach auf den Beschluß der Berliner Nachkonferenz beruft; sie verspricht auch Reformen, nur muß man Geduld mit ihr haben. Die europäischen Mächte können unmöglich auf diese neuen Verschleppungsversuche eingehen. Sie wissen recht gut, daß es den Türken mit diesem überhaupt nicht ernst ist. Die europäischen Mächte können ebensowenig, ohne sich lächerlich zu machen, die in Berlin beschlossene griechisch=türkische Grenzlinie wieder aufgeben. Sie werden also voraussichtlich die türkischen Vorschläge ablehnen. Was aber werden sie thun? Darüber scheint die größte Unschlüssigkeit und Verlegenheit zu herrschen. Man hat sich durch das Drängen des Gladstonschen Cabinets zu einem Vorgehen hinreißen lassen, bei dem jeder Schritt weiter zu neuen Verwicklungen führt. Wenn man sich nicht entschließen kann, die Dinge auf der Balkanhalbinsel zu ihrer endgültigen Entscheidung zu führen, so wird man aus den Blamagen nicht herauskommen.


- Das Central=Hotel in der Friedrichsstraße in Berlin ist am 2. d. M. mit einem solennen Feste, bei welchem sich etwa 2000 Personen betheiligten (die Bewirthung der Eingeladenen kostete allein ca. 30,000 M.), glänzend eingeweiht worden.
- Nachdem die Dampf=Droschke in Berlin die Probe ausreichend bestanden, erweckt noch ein anderes ähnliches, durch Dampf in Bewegung gesetztes Gefährt, die allgemeine Aufmerksamkeit, besonders der Militärkreise, nämlich eine Last=Lokomotive, die auf ebenen Terrain fährt und im Stande ist, eine Last bis zu 1000 Ctr. zu transportiren. Den Militairkreisen erscheint es darum wichtig, weil die Last=Locomotive zur Beförderung von Kanonen sehr geeignet sein dürfte.
- Tauben als Schmuggler. Au der italienischen Grenze ist die strengste Zoll=Controlle, strenger als an irgend einer anderen. Zu den Gegenständen, die ohne Zoll nicht über die Grenze kommen können, gehören auch goldene Uhren. Diese Bestimmung bezieht sich zumeist auf die Schweiz, wo ja die meisten Uhren fabricirt werden. Der Zoll auf diese Uhren ist ziemlich hoch. Dieser fatalen Zollbestimmung geht nun seit einigen Wochen ein Uhrenfabrikant in Lugano (dem wunderschönen Städtchen am idyllischen Lüganer See in der italienischen Schweiz) auf seltsame Weise aus dem Wege. Er läßt goldene Damenuhren über die Grenze - fliegen. Dazu dienen ihm abgerichtete Brieftauben, denen er je eine goldene Damenuhr an die Beinchen hängt. Er läßt jeden Tag fünfzig solcher Konkurrenten des Weltpostvereins über die schweizerisch=italienischen Grenzpfahle fliegen, ohne daß auch nur eine Uhr verloren gegangen wäre. - Trotzdem die Grenzbeamten auf diese luftigen Schmuggler schon aufmerksam wurden, ist es ihnen bis jetzt noch nicht gelungen zu entdecken, wo sie ihre Postsendung absetzen.
- Ein Einjährig-Freiwilliger in Frankreich, der in der Cavallerie dient, hatte seinem Vater weiß gemacht, daß jeder Freiwilliger auch sein Pferd stellen müsse und der Herr Papa schickte auch die geforderte Summe. Als ein anderer Freiwilliger, der in der Artillerie diente, den Erfolg dieses Manövers erfahren hatte, schrieb er seinem Papa, daß jeder Freiwillige auch eine Kanone stellen müsse; der zweite Herr Papa verstand sich ebenfalls zu dem Gelde. Als Letzterer ein paar Tage darauf eine Krupp'sche Gußstahlkanone mit grobem Kaliber sah, erkundigte er sich nach dem Preise derselben. 100,000 Franks! war die Antwort. - 100,000 Franks! welches Glück, sagte er zu seiner Frau, daß unser Alfred nicht in dieser Batterie dient. (So glücklich können die Herren Söhne ihre Eltern machen.)
- In Pest hat ein Sohn Seclaczek seinen eigenen Vater ermordet. Der Vater war Hausmeister, der Sohn Schustergeselle, 31 Jahre alt, ein Tagedieb und Saufbruder. Der Vater gab ihm, so viel er nur konnte, und als er nichts mehr geben konnte und den Sohn aus dem Hause wies, stach ihn dieser mit dem Messer nieder. Die Polizei rettete den Vatermörder mit Mühe vor der Wuth des Volkes.
- In keinem Prozeß hat der Wiener Advokat Hecht einen solchen Treffer gemacht, wie in der Lotterie; er gewann 200,000 fl.

[ => Original lesen: 1880 Nr. 79 Seite 3]

- Das Neueste und Ueberraschendste auf dem technischen Gebiete ist momentan die Erfindung der leuchtenden Farben. Ja, leuchtenden Farben! Es klingt wie ein Märchen, daß künftig Firmenschilder, Affichen irgend welcher Art werden leuchten können, ohne daß es nöthig sein wird, sie durch Gasflammen oder spärliche Petroleumlaternen zu erhellen. Besonders bei den Straßenschildern würde dies von großem Nutzen sein. Man weiß, daß seit einigen Jahren schon Uhren=Zifferblätter existiren, welche chemisch so präparirt sind, daß sie, wenn sie am Tage eine Zeit hindurch direct den Sonnenstrahlen ausgesetzt gewesen, phosphoresciren und die Ziffern ganz genau erkennen lassen. Diese Zifferblätter sind, wie gesagt, seit Jahren im Handel und allerdings noch sehr theuer. Nun hat ein englischer Chemiker eine Substanz entdeckt, welche mit jener Eigenschaft des phosphorescirenden Leuchtens zugleich die Fähigkeit besitzt, in einer Mischung von Firniß als Anstrich benutzt zu werden. Die Leuchtkraft wird also nächstens einfach angestrichen werden, nach Breite und Länge, wie irgend eine andere Farbe. Diese Erfindung, wenn sie erst verallgemeint wird, dürfte zweifellos viel Nutzen stiften und ist von unberechenbaren Vortheil.
- In Usedom bei Swinemünde hat ein junges Dienstmädchen ihre Freundin, der sie 30 Thaler schuldig war, Nachts in den Garten gelockt, ihr den Hals durchschnitten und 3 Thaler, die sie ihr vorher auf Abschlag gegeben, geraubt. Die Ueberfallene konnte noch, als sie gefunden wurde, den Namen der Mörderin angeben. Diese ist verhaftet und geständig.
- Ein eigenthümliches Jubiläum feierte ein Trichinenbeschauer in Hamburg, nämlich sein "tausendstes Schinken=Jubiläum", d. h. er hatte in 1000 amerikanischen Schinken Trichinen entdeckt und jüngst den Tausendsten der Polizei überwiesen. Wenn man hinzufügt, daß dies Resultat in der Zeit vom 1. Januar 1879 bis jetzt erzielt ist, und daß in Hamburg 34 Untersucher für Trichinen amtlich angestellt sind, so erhält man ein Bild von der furchtbaren Gefahr, welche die Trichinen bilden.
- Die Gascogner in Frankreich sind Lügner, sie lügen aber schön. In der Rhone, sagte neulich ein Marseiller zu einem Gascogner, gibts kein Wasser mehr, es ist alles Fisch. - Wenns weiter nichts ist, antwortete der Gascogner, unsere Gironde hat so viel Wasser, daß es keine Fische darin gibt; sie sind alle ertrunken.
- In Proskau hat ein intelligenter Böttchermeister H. Rademacher sich vor Kurzem auf ein von ihm neu construirtes Bierfaß ein Patent erworben. Die Erfindung ist nicht nur für Brauer von Wichtigkeit, sondern auch für das Bier trinkende Publikum. Das mag die Erwähnung des Patents in diesem Blatte rechtfertigen. Es ist eine dem Brauer bekannte Thatsache, daß die Bierfässer infolge des steten Wechsels der Temperatur= und Feuchtigkeitsverhältnisse, denen dieselben ausgesetzt sind, binnen Jahresfrist kleiner werden. Der Inhalt eines Fasses z. B. von genau 25 Litern nimmt um 2 Liter, also um 10-12 Procent ab. Bisher hat nun entweder der Brauer beim Verkauf darauf keine Rücksicht genommen und das Publikum hat den nominellen statt den wirklichen Inhalt bezahlt, oder es mußte nach einiger Zeit jedes Faß umgearbeitet werden. Durch das Rademachersche Patentfaß mit versetzbaren Böden ist die Möglichkeit gegeben, ein Bierfaß ohne dasselbe auseinanderzunehmen oder neue Dauben einzuziehen, mit kaum einige Pfennige betragenden Unkosten wieder auf die alte Größe zurückbringen.


Anzeigen.

Folgende am 20. Juli, 31. August, 9. October d. J. bereits erlassene Bekanntmachung der unterzeichneten Staatsanwaltschaft wird mit dem Hinweis wiederholt, daß die nachbenannten Personen nicht zum 15. October d. J., sondern zum 22. November d. J. geladen werden.
Es werden beschuldigt:

1. der Kaufmann Johann Peter Evers geboren 10. November 1847 zu Falkenhagen Kreis Schönberg (Mecklenburg) zuletzt zu Falckenhagen, als Wehrmann ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein;
2. Der Barbier Joachim Heinrich Eckmann geboren 17. Juli 1849 zu Schönberg (Mecklenburg) zuletzt zu Schönberg, als Ersatzreservist erster Klasse ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militairbehörde Anzeige erstattet zu haben;
Uebertretung gegen §. 360 Nr. des Strafgesetzbuches.
Dieselben werden auf

Montag den 22. November 1880,
Vormittags 10 Uhr

vor das Großherzogliche Schöffengericht zu Schönberg zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Großherzoglichen Landwehr=Bezirkscommando zu Neustrelitz ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden.
Schönberg, den 9. Juli 1880.

Die Großherzogliche Staatsanwaltschaft.
W. v. d. Lancken.


Auctionsanzeige.

Im Auftrage Kaufmann H. Creutzfeld'scher Erben werde ich am Montag den 25. October c. und folgende Tage das hieselbst unter der Firma H. Creutzfeldt bestandene Manufacturwaarengeschäft öffentlich meistbietend gegen Baarzahlung ausverkaufen.

Das Lager ist noch mit allen einschlagenden Artikeln vollständig versehen, und namentlich sind Winterzeug, für Damen und Herren, Bukskins, Tuche, wollene und halbwollene Kleiderzeuge, Kattune, Futterzeuge, Tücher, Leinenzeug u. s. w. in großer Auswahl vorhanden.
Der Verkauf wird in kleinen Partien und passenden Roben erfolgen.
Die Auction findet im Gastwirth Boye'schen Locale täglich von Morgens 9 Uhr statt. Die Ladeneinrichtung wird am letzten Auctionstage versteigert.

Schönberg.                                                     Staffeldt, Gerichtsvollzieher.


Auction in Mannhagen.

Am Sonnabend den 16. Oct. cr. Vormittags 10 Uhr sollen in Mannhagen die nachstehenden Pfandstücke als:

Zwei neue Decimalwaagen mit Gewichten, 1 neuer und 1 alter Mühlenstein, eine bedeutende Quantität neuer Fußbodenbretter, 10 neue Thüren, 10 Fach neue Fenstern (unverglaset), 1 große neue Flügelthür mit Beschlag, 2 alte Mühlenwellen, alte Bau= und Brennhölzer, Häcksellade, Quetschmaschine, Schiebkarre, Gartenbank, Stroh und Schlete, Hühner und Enten und event. 1 Stuhlwagen 1 Pianino, 2 Sopha, 3 Secretaire, Polsterstühle, Schränke u. s. w.
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.
Sammelplatz der Käufer beim Bauervogt Brüggemann in Mannhagen.
Schönberg den 11. October 1880.

Staffeldt, Gerichtsvollzieher.     


= Lampen. =
als Hängelampen und Tischlampen
in neuesten Mustern,
sowie Glocken, Cylinder und Docht
empfiehlt sehr billig                          
                                                    W. Wieschendorf,
                                                    Klempner.


Hauptversammlung des Imkervereins:
Sonntag, den 17. October.


H. Wittmack, Lübeck,
Sandstr. 928 gegenüber "Hôtel St. Hamburg"
Special=Geschäft:
Thee, Chocoladen, Cakes, Honigkuchen, Früchte und Delicatessen.
Preiscourante gratis gerne zu Diensten.


[ => Original lesen: 1880 Nr. 79 Seite 4]

Zur Feier des Geburtstags
Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs Großer Festcommers
am Sonntag den 17. October abends 6 Uhr
in Spehr's Hôtel.
Um recht zahlreiche Betheiligung wird freundlichst gebeten.


Am Donnerstag den 14. October findet im Hause des Herrn Gastwirths Boye ein
Vocal- und Instrumental-Concert
des Gesangvereins Teutonia u. d. Vereinsmusiker
zum Besten des Verschönerungs=Vereins statt.
Anfang 7 Uhr. Entrée nach Belieben.
Nach dem Concert Ball.
                          Freundlichst ladet ein
                                                    Der Vorstand.


Bestes Wagenfett
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Maschinenöl
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                                                    Aug. Spehr.


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Jürgensen & Robschuld.
Lübeck, gr. Burgstraße 717.


Das diesjährige Böttcherquartal findet am Montag den 18. Oct., 10 1/2 Uhr Vormittags, statt.
Die Aelterleute.     


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Berlin, S. W., Allexandrinen-Strasse 116
empfiehlt und versendet en gros es en detail alle existirenden sowie technische und chirurgische Specialitäten, Wund- und Augen-Schwämme.
Preis-Courant gratis.


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sind aus der Fabrik von Th. Weidenslaufer, Berlin, Doratheenstrasse 88 bereits hervorgegangen und über ganz Deutschland versandt. Frachtfreie Lieferung mit 3 Wochen Probezeit, kleinste Theilzahlungen oder Baar mit hohem Rabatt. Kauflustige erhalten, sofort gratis und franco Preis-Courant mit ehrenden Zeugnissen über die Güte des Fabrikats und die rühmliche Reellität dieses Fabrikhauses.


Zahnschmerzen jeder Art werden, selbst wenn die Zähne angestockt sind, augenblicklich durch den berühmten Indischen Extract beseitigt. Dieses Mittel hat sich seiner Unübertrefflichkeit wegen einen Weltruf erworben und sollte daher in keiner Familie fehlen. Echt in Fl. à 5 Sgr. im Alleindepot für Schönberg bei

Emil Jannicke, Bandagist.       


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Hausstandsgegenstände,
Blech=, Band= und Rundeisen,
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Ergebenst        
C. Schwedt.     


Gesucht
zu sofort ein Hausmädchen von                          
                                                    C. J. W. Burmeister.
Schönberg, im October 1880.


Zwei Zucht gute Ferkeln sind zu verkaufen bei Lockwisch.                                                     A. Rußwurm.


Pferd                           Pferd

Am Mittwoch den 13. d. M. treffe ich mit 20 Stück 1 1/2= und 2 1/2jährigen Füllen (Dithmarscher Race) in Carlow i. M. zum Verkauf ein.

Ehrich, Pferdehändler.       
Fackenburg i. H.           


Getreide=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Markt=Preise in Lübeck.
[Tabelle siehe im Abbild der Originalseite]


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


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