[ => Original lesen: 1876 Nr. 43 Seite 1] Die nächste Nummer der "Anzeigen" wird des heiligen Pfingstfestes wegen am Freitag, den 9. Juni ausgegeben.
Bekanntmachung.
Das diesjährige Ober=Ersatz=Geschäft zur Aushebung der Militärpflichtigen des hiesigen Aushebungs=Bezirks findet statt
in Schönberg
im Boye'schen Gasthofe
am
Freitag den 22. Juni.
Zu demselben haben sich diejenigen Militärpflichtigen, welche nach Ausweis ihrer Loosungsscheine eine endgültige Entscheidung über ihre Militärpflicht zu erwarten haben und den übrigens noch besondere Ladungen zugehen werden, Morgens präcise 7 Uhr einzufinden. Nicht verpflichtet zum persönlichen Erscheinen sind die bei der letzten Musterung für dauernd untauglich befundenen und die zur Ersatz=Reserve zweiter Classe angesetzten Militärpflichtigen, sofern sie nicht speciell beordert sind; jedoch ist jeder in den Grundlisten des Aushebungs=Bezirks enthaltene Militärpflichtige berechtigt, im Aushebungstermine zu erscheinen und der Ober=Ersatz=Commission etwaige Anliegen vorzutragen.
Die bei der Musterung für diensttauglich befundenen Mannschaften gelangen zuerst zur Vorstellung. Im Anschluß an das Ober=Ersatz=Geschäft findet die Superrevision der Temporär=Invaliden statt.
Militärpflichtige, welche zum Termine nicht pünktlich erscheinen, haben, sofern sie nicht dadurch zugleich eine höhere Strafe verwirkt haben, auf Grund des § 24,7 der Ersatz=Ordnung (Deutsche Wehrordnung vom 28. September 1875) eine Geldstrafe bis zu dreißig Mark oder Haft bis zu drei Tagen zu gewärtigen, und können denselben die Vortheile der Loosung entzogen werden. Ist diese Versäumniß in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt, so werden sie dem Befinden nach als unsichere Heerespflichtige zur sofortigen Einstellung gebracht werden.
Die Ortsvorsteher haben für die pünktliche Gestellung der betreffenden Militärpflichtigen aus ihrer Ortschaft Sorge zu tragen.
Schönberg, den 1. Juni 1876.
Der Civil=Vorsitzende der Ersatz=Commission des Aushebungs=Bezirks für das Fürstenthum Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Um den Militair=Anwärtern die Erlangung der für dieselben vorbehaltenen Stellen zu erleichtern, wird von dem Königlichen Kriegsministerio zu Berlin eine Vacanz=Liste ausgegeben, welche auf Verfügung Großherzoglicher Hoher Landesregierung von den etwaigen Interessenten auf unserer Registratur während der Bureaustunden jederzeit eingesehen werden kann.
Schönberg, den 24. Mai 1876.
Großherzoglich Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.
Politische Rundschau.
Deutschland. Der bisherige Hessische Ministerpräsident v. Hofmann ist bereits aus Darmstadt in Berlin eingetroffen und wahrscheinlich gestern in sein neues Amt als Präsident des Reichskanzleramtes eingeführt worden.
Die Reichsregierung hat den bayerischen Abgeordneten, Herrn v. Schlör, der als Autorität im Eisenbahnwesen gilt, nach Berlin berufen; und man nimmt an, daß demselben eine höhere Stelle im Eisenbahnwesen zugedacht ist. Jedenfalls steht seine Berufung in Beziehung zu der Eisenbahnfrage, resp. zu der Tariffrage im deutschen Reiche.
Die orientalische Frage ist plötzlich und unerwartet an einem Wendepunkt angenommen, durch den alle bisherigen Kombinationen und Erwartungen vorläufig über den Haufen geworfen sind. Durch eine Palastrevolution ist der bisherige Großsultan Abdul=Aziz=Khan entthront und der Brudersohn desselben, der älteste Prinz der kaiserlichen Familie Mehemmed=Murad=Effendi an seine Stelle gesetzt worden. Bekanntlich war schon seit längerer Zeit Konstantinopel durch eine Bewegung der Softas, der türkischen Studenten der Religions= und Rechtswissenschaft in die größte Aufregung versetzt worden. Die Softas nämlich, denen sich die Ulemas (Stand der Kultusdiener und der Rechtsgelehrten) angeschlossen hatten, forderten und erlangten auch die Absetzung des Großveziers, sowie des Scheich=ül=Islam und die Ernennung Midhat Pascha zum Minister. Aber damit war ihnen nicht genug ge=
[ => Original lesen: 1876 Nr. 43 Seite 2]schehen, und sie forderten nun den Umsturz der ganzen alten staatlichen Ordnung und die Errichtung einer konstitutionellen Monarchie mit Parlament und verantwortlichem Ministerium, Forderungen, von deren Erfüllung merkwürdigerweise manche optimistische Politik eine Regeneration des durch und durch faulen Türkenreiches erwarteten. Ob nun den unzufriedenen Softas und Ulemas die Erfüllung ihrer Forderungen verweigert worden ist, und ob sie etwa selber die Palastrevolution herbeigeführt haben, oder ob etwa der zu Gunsten des ältesten Sohnes des bisherigen Sultans sehr zurückgesetzte Neffe, Murad Effendi, die Aufregung und Verwirrung benutzt und sich dem nach türkischem Rechte ihm zukommenden Thron erzwungen hat, ob der neue Sultan die Forderungen der Ulemas gewähren wird, ob er seinen Thron wird behaupten können, ob er wirklich, wie es in der officiellen Depesche heißt, "nach dem einstimmigen Wunsch der Bevölkerung" den Thron an sich gerissen hat, wie er sich zu der Insurrektion stellen wird, ob ihn die Großmächte anerkennen werden u. s. w., das alles sind Fragen, die erst die Zukunft beantworten wird.
Aus Salonichi wird telegraphiert, daß am vorigen Sonntag die Aburtheilung der der Anstiftung des Tumultes bezichtigten begonnen habe, und daß einer der Angeklagten zum Tode, drei andere zu Zwangsarbeit verurtheilt seien.
Preußen. Das Herrenhaus hat sich schon am Montag bis nach Pfingsten vertagt, weil nicht mehr eine beschlußfähige Anzahl von Mitgliedern vorhanden war. Die Massenpetitionen aus Westphalen wegen des Religionsunterrichtes in den Volksschulen hat das Haus zuvor durch Uebergang zur einfachen Tagesordnung erledigt. Natürlich, seit dem bekannten "Schub" ist ja auch die Majorität des preußischen Herrenhauses eine "libirale" und hat darum kein Verständniß und kein Herz für kirchliche Bedürfnisse und für kirchliche Nothstände.
Das Abgeordnetenhaus hat das Kirchenverfassungsgesetz unverändert in der Fassung des Herrenhauses genehmigt. Die Veränderungen, die das Gesetz im Herrenhause erfahren hatte, waren eigenlich nur negativer Art und in Wirklichkeit doch sehr unwesentlich, wie wichtig sie auch auf den ersten Blick erscheinen konnten. Zumal die wichtigste Aenderung, die Streichung des § 24, wonach die theologischen Professuren nur vom Staate besetzt werden sollten, konnte auch die liberale Majorität des Abgeordnetenhauses leichtlich zugestehen, da dieselbe bei dem zu erwartenden Unterrichtsgesetze ihre Absicht doch zu erreichen hofft.
Die hannoversche Landessynode ist, nachdem sie ein den Wünschen des preußischen Kultusministers entsprechendes Trauungsgesetz beschlossen hat, vom Königl. Kommissar, dem Oberpräsidenten Graf Eulenburg, geschlossen worden.
Eine Versammlung der Altkatholiken in Köln hat einstimmig den Cölibatszwang verworfen, übrigens aber sich dahin erklärt, daß auf der diesjährigen, am 7. Juni abzuhaltenden Synode die Aufhebung desselben aus Opportunitätsgründen noch nicht vollzogen werden solle.
Der Bischof von Trier, Dr. Matthias Eberhard ist am Dienstag an einem Schlaganfall gestorben.
Großbritannien. Die brit. Regierung ist bestrebt, wie die "K. Z." schreibt, gegen jedwede Möglichkeit gewappnet, im Mittelmeer auftreten zu können. Der Bau unfertiger Kriegsschiffe wird beschleunigt, die Arbeiterzahl vermehrt; die Festungen Gibraltar und Malta werden verstärkt u. s. w. Das englische Mittelmeer=Geschwader hat einen in der Nähe von Konstantinopel liegenden Hafen aufgesucht, um für jede Eventualität bei der Hand zu sein. Auch scheint England der Palastrevolution in Konstantinopel nicht fern gestanden zu haben.
Spanien. Die 70 jährige Königin Maria Christina, die Großmutter des Königs, die seit langen Jahren in der Verbannung in Frankreich lebte, ist am 22. Mai nach Spanien zurückgekehrt. Wie es heißt, wird ihr nunmehr auch die Königin=Mutter bald folgen.
Durch einen Erlaß des Generals Quesada ist in den baskischen Provinzen und Navarra der Belagerungszustand erklärt und das Kriegsgesetz wieder in Kraft gesetzt worden. Man scheint also endlich mit den unruhigen Provinzen Ernst machen zu wollen. - In Tolosa sollen republikanische Unruhen ausgebrochen sein.
Anzeigen.
Nach der heute gemachten Anzeige des Hauswirths H. Oldörp zu Petersberg ist demselben in der vorigen Woche ein halbjähriges dunkelrothes Starkenkalb aus seiner Weidekoppel gestohlen, geschlachtet und die Haut in der Nähe fortgeworfen worden.
Wir ersuchen alle resp. Gerichts= und Polizeibehörden um Vigilanz auf die Diebe und das mitgenommene Fleisch sowie um resp. Benachrichtigung dienstergebenst.
Schönberg, den 1. Juni 1876.
Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
Holzverkauf.
Am Donnerstag den 8. Juni, Morgens 9 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf
ca. 160 Rmtr. tannen Rodestämme
aus den Hohenmeiler und Palinger Tannen meistbietend verkauft werden. Wegen Angabe des Standortes wolle man sich an den Herrn Förster Polle zu Hohemeile wenden.
Schönberg den 1. Juni 1876.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Am Dienstag den 13. Juni c., Morgens von 10 Uhr an, soll beim Arbeitsmann Schmidt in Lankow in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:
Frauenkleidungsstücke, etwas Leinenzeug, 2 zweischläfrige Betten, 1 Koffer, 1 Kleiderschrank, 1 Kommode, 1 Tisch, 4 Stühle, 1 Kuh.
Schlagsdorf, den 30. Mai 1876.
Krüger, Landreiter.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die zu Johannis d. J. fälligen Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegt stehenden Capitalien werden wir bereits während der Woche
vom Dienstag den 6. Juni d. J.
bis
Sonnabend den 10. Juni d. J.
täglich
von 7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
im Lokale der Anstalt auszahlen.
Eine Auszählung der Zinsen im Johannistermine findet nicht statt.
Schönberg, den 20. Mai 1876.
Das Directorium.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Größere Capitalien, welche im diesjährigen Johannistermine bei der Vorschuß=Anstalt belegt wenden sollen, bitten wir baldigst im Locale der Anstalt anzumelden.
Schönberg, den 20. Mai 1876.
Das Directorium.
Gegen vollkommene hypothekarische Sicherheit suche ich zum Johannis=Termine d. J. in eine Hauswirthsstelle hiesigen Fürstenthums die Summe von
Rmk. 6000
zu zeitgemäßem Zinsfuß.
Schönberg, den 1. Juni 1876.
E. Wohlfahrt,
Advocat.
Statt besonderer Meldung.
Luise Parbs
Heinrich Richter.
Carlow. Wahlsdorf.
Wasserglasseife empfiehlt J. L. D. Petersen.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 43 Seite 3]Mit dem heutigen Tage übergebe ich mein seit 32 Jahren hier am Platze geführtes Geschäft meinem Schwiegersohn Franz Lundwall und indem ich meinen Geschäftsfreunden für das mir während dieser langen Reihe von Jahren bewiesene Wohlwollen und Vertrauen meinen besten Dank ausspreche, bitte ich zugleich, solches meinem Nachfolger übertragen zu wollen.
Schönberg, den 1. Juni 1876.
Hochtungsvoll
A. Wigger.
Bezugnehmend auf vorstehende Annonce erlaube ich mir mitzutheilen, daß ich das übernommene Geschäft unter der Firma
A. Wigger Nachfolger
in unveränderter Weise fortsetzen werde und füge noch die Bitte hinzu, das der alten Firma in so reichem Maße geschenkte Wohlwollen nun gütigst auf mich zu übertragen, indem es mein eifrigstes Bestreben sein wird, mir die Gunst eines verehrlichen Publicums durch reelle und billige Bedienung zu erwerben.
Schönberg, den 1. Juni 1876.
Hochachtungsvoll
Franz Lundwall.
Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt
1847/75,
gewährt durch ihre Einrichtung unzweifelhafte Sicherheit, regulirt die vorkommenden Schäden durch Abschätzung ihrer eigenen Mitglieder anerkannt coulant und hat nach 30jährigem Durchschnittspreise die niedrigsten Beiträge aller gleichartigen Gesellschaften. - Zwecks Ansammlung eines Sicherheitsfonds sind bereits 2000 Mark bei der hiesigen Ersparniß=Anstalt von und für uns belegt. Wir laden zum Beitritt in diese gemeinnützige Anstalt ergebenst ein.
Schönberg, im Mai 1876.
Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg.
A. Wigger. Wilh. Heincke.
Durch Regierungsdecret genehmigt.
Eine wichtige Erfindung der Neuzeit sind die von mir erfundenen Gichtketten mit Flußableitung.
Meine Ketten werden nur des Nachts getragen, am Tage entleert sich die Gichtkette des aufgenommenen rheumatischen Stoffes. Das Ziehen ist wohlthuend und angenehm, man verspürt nach 10 Minuten Linderung bis der Schmerz verschwunden ist. Meine Ketten sind nicht mit den früheren zu verwechseln, weil noch nie ein Flußableiter erfunden war, und haben eine 10 mal größere Heilkraft als eine Electrisir=Maschine, und sind daher gegen Gicht, Rheumatismus, heftige Kopfschmerzen, Zahnschmerz, Krämpfe, rheumatische Augenentzündung, Magendruck von unfehlbarer Wirkung. 100 von Anerkennungsschreiben gehen wöchentlich ein.
Preis pro Gichtkette mit Gebrauchsanweisung 12 Mark.
Adolf Winter,
alleiniger Erfinder der neuen Fußableitungs=Gichtketten,
Gollnow, Pommern (Preußen).
Am 1sten Pfingsttage (Nachmittags) wird ein
Großes Concert
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stattfinden, ausgeführt von den Vereinsmusikern, wozu die Bewohner Schönbergs und der Umgegend freundlichst eingeladen werden.
Entree à Person 25 Pfennige.
Abends Illumination des Gartens.
Schönberg. Frau Gastwirthin Boye.
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 43 Seite 4]Thiel's landwirthschaftliches
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Schönberg, Mai 1876.
Heinrich Creutzfeldt.
NB. Bemerke noch, daß ich nach wie vor bei comptanter Zahlung 4 % (2 Schillinge von jedem Thaler) gebe.
Mais (Viehfutter)
bei F. Heitmann, Schönberg.
Dem Dorfschäfer Sterly zu Palingen ist vor einigen Tagen sein Schäferhund fortgelaufen. Wer ihm über den Verbleib des Hundes sichere Auskunft geben kann, erhält eine Belohnung.
Den Fußsteig über meine Koppel von Schönberg nach Hof Selmsdorf verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Hauswirth Müller
in Selmsdorf.
Da ich von verschiedenen Seiten über von mir noch rückständige Zahlungen vernommen habe, so sehe ich mich veranlaßt, öffentlich bekannt zu machen, daß derjenige, welcher für mich etwas borgt, wohl von anderen Leuten das Geld nicht bekommt.
Kleinfeld, den 24. Mai 1876.
Frau Woisin.
Täglich von Morgens 9 Uhr an
frische lebende Krabben
empfiehlt H. Duve.
Schönberg.
Vogelschießen.
Am 2. Pfingsttage, Nachmittags, und am Tage nach Pfingsten
findet bei mir ein Vogelschießen statt, wozu ich hiermit freundlichst Stadt= und Landbewohner einlade. Ergebenst
Schönberg. A. Schwiesow.
Am 6. und 7. Juni, die beiden Tage nach Pfingsten, wird bei mir ein
Scheibenschießen
nach Gewinnen
abgehalten, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Büchsen und Schießbedarf werden von mir geliefert. Der Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark.
Demern. H. Tretow.
Zu dem am Dienstag und Mittwoch, den 6. und 7. Juni, bei mir stattfindenden
Scheibenschießen
lade ich Schießlustige freundlichst ein. Die Gewinne bestehen in Mobilien und kostet ein Satz von 3 Schüssen 1 M.
Schlagsdorf, im Mai 1876.
Gastwirth Lühr.
Dienstag den 6. u. Mittwoch den 7. Juni,
beide Tage nach Pfingsten,
findet bei mir ein
Scheibenschießen
nach Gewinnen
statt. wozu ich meine geehrten Gönner ergebenst einlade.
Büchsen und Schießbedarf werden von mir gehalten und kostet der Satz von 3 Schüssen - worauf aber nur 1 Gewinn fallen kann, 1 M.
Gastwirth Sterly in Selmsdorf.
Am Freitag den 9. Juni findet im Boyeschen Gasthause zu Schönberg ein
Scholaren-Ball
statt, wozu ich die geehrten Eltern, meine Schüler, sowie sonstige Einwohner der Stadt und der Umgegend einlade.
Anfang 6 Uhr.
W. Landt, Tanzlehrer.
Eintragungen in die Standes=Register
des Standesamtsbezirks Schönberg.
Geboren. D. 18. Mai dem Hauswirth Joachim Heinrich Voß zu Petersberg ein Sohn. - Dem Schlossermeister Wascher zu Schönberg eine Tochter. - Dem Arbm. Joachim Heinrich Maack zu Lockwisch eine Tochter. - D. 20. dem Arbm. Christian Stender zu Schönberg ein Sohn. - D. 24. dem Maschinenarbeiter Heinrich Peter Retelsdorf zu Schönberg ein Sohn. - Dem Eisenbahnzwischenwärter Peter Jochen Lüth zu Schönberg ein Sohn. - Dem Reifermeister Johann Friedrich Heinrich Licht zu Schönberg eine Tochter. - D. 27. dem Kutscher Joachim Heinrich Christof Wriege zu Schönberg eine Tochter. - D. 28. dem Fuhrmann Hans Heinrich Jacob zu Schönberg eine Tochter. - D. 29. dem Schmiedemeister Carl Rudolf Eckmann zu Schönberg eine Tochter.
Gestorben. D. 20. Mai Wilhelm Johann Heinrich Bohnhoff, Arbtsm.sohn zu Schönberg, 7 M. alt. - Johann Heinrich Christoph Westphal, Maurergeselle zu Schönberg, 54 J. alt. - D. 24. Joachim Heinrich Wigger, Hauswirth zu Gr. Siemz, 32 J. 2 M. alt. - D. 29. Wilhelm Heinrich Theodor Voß, Hutmachermeister zu Schönberg, 62 J. 3 M. alt. - Anna Elisabeth Fanselow geb. Wigger, Arbtsm.frau zu Schönberg, 75 J. 5 M. alt. - D. 31. Catharina Maria Stender geb. Eggers, Arbtsm.frau zu Schönberg, 31 J. 2 Mon. alt.
Angeordnete Aufgebote. Schuhmacher Johann Joachim Heinrich Hundt zu Schönberg mit Friederike Catharina Lamp aus Kühren bei Lütjenburg.
Eheschließungen. Kaufmann Franz Heinrich Friedrich Lundwall und Helene Marie Elisabeth Wigger zu Schönberg. - Ziegler Friedrich Ferdinand Wilhelm Johann Kramer und Anna Maria Elisabeth geschiedene Sparkuhl geb. Claasen. - Pferdehändler Hans Heinrich Wigger zu Gr. Bünsdorf und Catharina Maria Elisabeth Bohnhoff zu Kl. Bünsdorf. - Pferdeknecht Hans Asmus Peter Klatt und Anna Maria Maaß zu Schönberg. - Hauswirth Jochen Heinrich Woisin zu Lindow und Maria Elisabeth Freitag zu Kl. Siemz.
Kirchliche Nachrichten.
Am 1. Pfingsttage.
(Collecte für das Rettungshaus Bethanien bei Neubrandenburg.)
Früh=Kirche: Pastor Fischer.
Vormittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Fischer.
Am 2. Pfingsttage.
(Collecte für den Ratzeburger Missionsverein.)
Früh=Kirche: Pastor Kämpffer.
Vormittags=Kirche: Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 18 | M | - | |
bis | 23 | M | - | . |
Roggen | 17 | M | 50 | |
bis | 18 | M | 50 | . |
Gerste | 16 | M | - | |
bis | 17 | M | - | . |
Hafer | 18 | M | - | |
bis | 18 | M | 50 | . |
Erbsen | 16 | M | 50 | |
bis | 19 | M | 50 | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rappsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rübsen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Schlagleinsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,20 . |
Enten d. St. M | 1,80 . |
Hühner d. St. M | 1,80 . |
Tauben d. St. M | 0,45 . |
Schinken pr. 500 Gr. M | 0,80 . |
Wurst pr. 500 Gr. M | 1,10 . |
Eier 6 St. für M | 0,30 . |
(Hierzu eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 43 Seite 5]Beilage
zu Nr. 43 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 2. Juni 1876.
- Der Sultan Abdul=Aziz hat seinen gefürchteten Nachfolger Prinz Murad, den er haßt, im Keller seines Dardanellenschlosses Dolmabagscha eingesperrt, in demselben Keller soll er auch viele Millionen Tonnen Gold und Papier aufgehäuft haben wie ein Hamster, der an die mageren Jahre denkt, und er fürchtet nicht mit Unrecht, daß man eines Tages beide Schätze heben werde. Einstweilen trägt er sich mit Abdankungs= und Todesgedanken und lebt von Eiern, die er mit eigenen Augen hat legen sehen und mit eigenen Händen in erprobtem Wasser gekocht hat. Die Softas und Ulemas mit ihren Neuerungen marschiren ihm immer im Kopfe herum, mehr fast als die Großmächte; denn die wollen ihm doch nur an seine Länder, die Softas aber an seinen eigenen Kragen. - Wer sind diese Softas, die ihn zum Wechsel seiner Minister und seiner Politik gedrängt haben und von denen jetzt so viel die Rede ist? Diese Softas sind die Zöglinge der muhamedanischen Hochschule in Constantinopel, nicht nur Jünglinge etwa, wie unsere Studenten, sondern auch Männer reifen Alters. Sie sind sehr zahlreich und aus ihnen gehen die Ulemas, die Geistlichen und Lehrer, die Rechtsgelehrten und Richter hervor. Sie vertreten den letzten Rest des türkischen Nationalstolzes und gedenken nicht nur das schlechte Regierungssystem und dessen Träger, sondern auch, wenn nöthig, den Sultan selber zu stürzen und eine Art Verfassung und namentlich einen besseren Finanzhaushalt herzustellen.
- Der jetzt gestürzte Großsultan Abdul=Aziz=Khan (geb. 9. Februar 1830), der 32. Souverän vom Stamme Osmans und der 29. Seit der Eroberung Konstantinopels, hatte am 25. Juni 1861 als Nachfolger seines Bruders, des Großsultans Abdul=Medschid=Khan, den Thron bestiegen. Eben dieses seines Vorgängers ältester Sohn, Sultan Mehemmed=Murad=Effendi (geb. 21. September 1840), ist jetzt zum Großsultan erhoben worden. Er war schon bisher der präsumtive Thronerbe, da nach türkischem Erbfolgegebrauch der jedesmalige älteste Prinz des Hauses zur Nachfolge gelangt. (Der älteste Sohn des bisherigen Sultans, Yussuff=Izzeddin=Effendi, Oberbefehlshaber der Kaiserlichen Garde, ist am 9. October 1857 geboren, also noch nicht 19 Jahre alt.) Dieser Erbfolgebrauch, zu dessen gewaltsamer Correctur in früheren Zeiten einfach alle Brüder des Großsultans bei dessen Thronbesteigung hingerichtet oder wenigstens eingekerkert wurden, sollte bekanntlich in neuerer Zeit abgeschafft werden und es war mehrfach von der Absicht des Großsultans Abdul=Aziz die Rede, unter Beseitigung des übrigens nicht unbedingt gesetzlich feststehenden Anrechtes seines Neffen die Thronfolge seinem eigenen Sohne, dem oben erwähnten Yussuff=Izzeddin, zuzuwenden. Nun ist der Neffe Murad (der beiläufig 13 Geschwister 6 Brüder und 7 Schwestern, hat) noch bei Lebzeiten des bisher regierenden Großsultans an dessen Stelle gelangt. Was man mit dem gestürzten Herrscher, der sonst mit seinem Throne auch das Leben verloren haben würde, jetzt, wo auch in der Türkei die Revolutionen etwas civilisirter verlaufen, machen wird, darüber liegen noch keine Nachrichten vor, ebensowenig wie nähere Mittheilung über den Vorgang des Thronwechsels.
- Oesterreichs Regierung hat mit einem Brünner Geschäftshaus Verträge über Armeelieferungen abgeschlossen.
- Die Zeitungen melden ungalant, daß Königin Victoria am 24. Mai ihren 57. Geburtstag angetreten habe.
- In den gewaltigen Werken der Festung Mainz ist eine Fabrik für Armee=Conserven, eine große Bäckerei und Metzgerei, errichtet. Die Gebäude bestehen aus einer großen Dampfmahlmühle mit 7 Gängen und Vorrathsböden, einer Bäckerei mit 8 Knetmaschinen und 8 Dampfbacköfen, einem Schlachthause und Küchenräumen, in denen über 100 kleinere Wasch= und Conserve=Kessel und Maschinen zur Aufstellung kommen. Die Kraft zum Betriebe der Maschinen liefern 2 große verkuppelte Dampfmaschinen von zusammen 1800 Pferdekraft; das Wasser wird durch Pumpwerke gehoben. Im vollen Betriebe wird die Fabrik täglich 170 Mastochsen zu Konserven verarbeiten, 350,000 Kilogramm Mehl und ungefähr 300,000 Brodlaibe verbacken und außerdem so viel Hafer=Conserven fertig bringen, daß eine Armee von 280,000 Mann täglich verproviantirt werden kann. Gegen Feuersgefahr ist die Anlage auf alle mögliche Weise gesichert, das Anlage=Capital beträgt 900,000 Thaler. Gelingt der Versuch, so werden noch mehr solcher Fabriken errichtet und man hofft durch dieselben durch Verminderung der Proviant=Colonnen und durch die Leichtigkeit der Mitführung gesunder Nahrung die Beweglichkeit und Schlagfertigkeit der Armeen bedeutend zu erhöhen.
- Dieser Tage veranstaltete die Fachschule der Berliner Friseur=Innung ein Preisfrisiren. Den ersten Preis gewann ein junger Mann, der durch seine Kunst das Gesicht einer älteren Dame mindestens um zehn Jahre verjüngt hatte. Nach diesem Wettkampfe traten fünf Meister der Kunst in die Schranken und boten ein äußerst interessantes Schauspiel. Hier wurde die Zeit in Betracht gezogen. Herr Schulz hatte es sich zur Aufgabe gestellt, schnell und mit nichts als Kamm und Haarnadeln sein Werk zu vollenden; er leistete Erstaunliches. Locke reihte sich an Locke, kunstvoll, graziös - 9 Minuten nur und die Frisur war vollendet! Herr Eller brauchte 10 Minuten, um ein gar liebliches Gesichtchen mit passender, leicht gekräuselter Haarfrisur und mit Vergißmeinnicht reizend zu schmücken; nach 16 Minuten hatte auch Herr Levin und A. Knöffler ihre brillanten Arbeiten vollendet. Zu gleicher Zeit hatte der Theaterfriseur Ollenschläger aus Schwerin am anderen Ende des Saales auf einem Podium seine erstaunliche Kunst der Gesichtsmalerei gezeigt; er verwandelte einen sechszehnjährigen Jüngling in einen siebzigjährigen Greis. Das Tournier Schloß mit einem Festmahl.
- Zum deutschen Lehrertage in Erfurt (6. bis 8. Juni) haben sich bis jetzt nur 200 Lehrer angemeldet.
- Vielfache Hinrichtung. Im Hofraume des Newgate=Gefängnisses zu London wurden am 23. Mai die wegen Meuterei an Bord des englischen Schiffes "Lennie" und Ermordung des Kapitäns und beider Steuerleute desselben zum Tode verurtheilten vier griechischen Seeleute: Matteo Kargalis, alias French Peter, 36 Jahre alt; Giovanni Karraris (Joe the Cook), 21 Jahre alt; Paskales Kaludos (Big Harry) und George Kaida (Lips), 22 Jahre alt, durch den Strang hingerichtet. Der griechische Archimandrit, sowie der griechische Viceconsul in London, Herr G. S. Lascarde, begleiteten die Delinquenten auf ihrem letzten Gange. French Peter bestieg zuerst das Schaffot, dann folgten Big Harry und Lips und zuletzt Joe the Cook. Big Harry lächelte trotzig, als er unter den Galgen gestellt wurde, und rief den Zuschauern der tragischen Scene ein Lebewohl zu, aber die andern Delinquenten sprachen kein Wort, obwohl sie sonst viel Festigkeit bekundeten. Nachdem der Archimandrit mit den armen Sündern eine Zeitlang in griechischer Mundart gebetet, fiel die Klappe, und alle Vier endeten augenscheinlich ohne Todeskampf. Wie verlautet, gestanden Alle kurz vor ihrer Hinrichtung reumüthig ihr Verbrechen ein und anerkannten die Gerechtigkeit ihrer Strafe; nur Big Harry erklärte, daß er gezwungen wurde, sich an dem Morden zu betheiligen.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 43 Seite 6]- Monströsen Spargel zu ziehen. In einer in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift finden wir folgende Mittheilung: Wenn im Frühjahr der Spargel zu treiben anfängt, so sucht man an beliebigen Stöcken recht starke Triebe auf, die gerade aus der Erde herauskommen und steckt sie in den Hals einer dunkelgrünen Flasche, die man mittelst hölzerner Stäbe so stützt, daß sie senkrecht darauf steht und mit dem Halse nur 1/2 Zoll tief in der Erde steht. Der Spargelstengel treibe nun, der Luft und der Sonne beraubt, in der Flasche schnell in die Höhe bis an den Boden der Flasche und wächst, weil er da keinen Ausweg findet, immer an den Wänden der Flache fort, bis er den ganzen Raum derselben ausgefüllt hat und die Flasche aus der Erde hebt. Ist dies der Fall, so wird der Spargel abgeschnitten und die Flasche behutsam zerschlagen. Ein in dieser Weise gezogener Spargel erreicht das Gewicht von 24 Loth und war äußerst zart und geschmackvoll.
Das Polospiel.
Als der deutsche Kronprinz vor zwei Jahren in England weilte, hatte er Gelegenheit, dem ersten großen Wettkampfe im Polospiel in der Nähe von London beizuwohnen. Das Spiel ist erst seit kurzer Zeit in England eingeführt, und zwar von dem Offiziercorps eben jenes neunten Lancier=Regiments, welches sich vor dem Kronprinzen producirte. Dieses Regiment hatte das Spiel aus Indien mitgebracht, wo es längst unter der englischen Armee bekannt war und mit Passion gepflegt wurde. An dem englischen Polospiel nehmen in der Regel nicht mehr als sechs bis höchstens zwölf Reiter theil, welche sich in zwei gegenüberstehende Parteien sondern. Auch ist der Platz, auf welchem das Spiel vorgenommen wird, eigens dazu hergerichtet; die Form desselben ist die Ellipse, deren längere Axe 250 Meter, die kürzere aber 120 Meter beträgt. Der Platz wird abgegrenzt und nach außen mit Flaggen geschmückt. Der ganze Platz wird festgestampft und mit Rasen versehen, um dem Hufschlag Widerstand zu leisten. Rings um den Platz wird eine Leine gespannt, um die Zuschauer abzugrenzen; nur an den beiden schmalen Seiten des Ovals sind die Zugänge freigelassen, damit die beiden kämpfenden Parteien in die Pforten hineinreiten können. Zu dem Spiele dürfen nur Pferde von 5 Fuß Höhe benutzt werden, die bei uns Ponnies genannt werden, in England aber stramme, niedrige Blutpferde sind. Die Reiter tragen enge Reithosen mit Kniegamaschen, eine wollene Reitjacke und bunte Kappen ohne Schirm als Unterscheidungszeichen, ähnlich den Cerevismützen der deutschen Studenten. Alle sind mit Anschnallsporen versehen. Jeder Reiter führt einen anderthalb Fuß langen Bambusstock, an dessen unterem Ende sich ein leichter Schlägel, nach Art eines Croquet=Hammers befindet. Dieser Stab dient dazu, um einen aus Holz gedrehten Ball von fünf Centimeter Durchmesser zu schlagen. Das Polospiel ist also gewissermaßen ein Ballspiel zu Pferde. Jede Partei wird von einem Hauptmann geführt, der das Spiel leitet, das aus Angriff und Vertheidigung besteht. Beim Beginn stellen sich die beiden Parteien 10 Meter außerhalb der beiden Pforten auf. Ein Unparteiischer hebt in der Mitte des Platzes den Ball auf und schleudert ihn in die Höhe. Jetzt giebt ein Trompetensignal das Zeichen zum Beginn des Kampfes, worauf die beiden Parteien durch die Pforten auf die Mitte des Platzes in schnellstem Carriere mit erhobenem Stabe zujagen, um den niedergefallenen Ball in das Terrain des Gegners hereinzuschlagen. Wenn es gelingt, den Ball in das feindliche Gebiet hineinzuschlagen, so sprengt der Reiter, der diesen Erfolg erzielt hat, dem rollenden Ball nach, um ihn durch einen zweiten Schlag über die Bahn hinauszutreiben. Würde ihm das gelingen, so würde ihm der Sieg zufallen. Aber so leicht ist das nicht auszuführen, denn in dem Moment, wo der Ball auf die feindliche Seite rollt, stürzen die Reiter der Gegenpartei heran und suchen den Ball wieder zurückzutreiben, oder es ist ihnen bereits gelungen, den Ball in seinem Laufe aufzuhalten. Nun entspinnt sich erst ein heftiger hin= und herwogender Kampf. Der Ball wird hin= und hergeschleudert, die Pferde mit ungeheurer Geschicklichkeit herumgetummelt. Roß und Reiter sind Eins geworden und scheinen nur von dem Bestreben beseelt zu sein, der Gegenpartei Vortheile abzugewinnen. Dieses Hin= und Herwogen, dieses Angreifen und Abwehren dauert so lange, bis es einem Reiter gelingt, den entscheidenden Schlag zu thun und den Ball über die feindliche Pforte hinauszutreiben. Damit ist das Spiel beendet und nun wechseln die Parteien ihre Aufstellung und beginnen das Spiel aufs neue. Mit einer so allgemeinen Schilderung sind die Nuancen des Spieles keineswegs erschöpft. Dasselbe gewinnt erst dadurch an Feinheit und Mannigfaltigkeit, daß eine ganze Reihe von Spielregeln beobachtet werden muß, wodurch die Schwierigkeiten bedeutend erhöht werden. Es ist z. B. gestattet, den Stock des Gegners zurückzuschieben, aber niemals darf das Pferd mit dem Stocke berührt werden; geschieht dies, so muß derselbe sofort den Spielplatz verlassen. Auch ist es erlaubt, dem Gegner den Weg zu vertreten, damit er den Ball nicht erreichen kann. Dagegen darf derjenige, der dem Ball nicht folgt, denselben nicht fortschlagen, wenn eine Gruppe von Spielern ihn herausdrängt oder an derselben vorbeigeschossen ist. So giebt es eine ganze Reihe von Bestimmungen, wodurch eine größere Mannigfaltigkeit und Abwechslung hervorgebracht wird und die den Zweck haben, die schwierigsten Anforderungen an den Reiter zu stellen.
Gauden Rath.
Dei Jäger Snak verstün tau leben
Un wat dar tau hürrt, Geldutgeben.
Dat Geld, dat weir nu ümmer knapp,
Hei har mindag nix in sin Schapp.
Doch darbi wier hei ganz fidel,
Ein gaude, brave, truge Seel.
Wenn hei nu güg'n in Busch herin,
Kiehr hei giern bi oll Lenschow'n in.
Dei Oll, dei kunn nich ohn em leben,
Un het em mennig Mahltit geben.
Ins kümmt uns Snak tau Lenschow rut
Un süht so recht verdreitlich ut.
"Na," seggt de Oll, "wat is denn dat,
Du sühst je ut, as fehl Di wat."
"Dat is ein dumm Geschicht," seggt Snak,
"Ein ganz verdreihte, dwatsche Sak.
Ik hew dar gistern 'n Schriben krägen,
Dat kümmt mi höllisch ungelegen.
Ik sall as Holtwohr' na Niekraug,
Tom Sattward'n krieg ik nich genaug;
Uem dodtauhungern is tau väl,
Du glöwst nich, wat'k mi dorüm quäl."
"Je," seggt oll Lenschow, "dat is dumm,
Doch helpt dat nich, nimm't mi nich krumm,
Du müßt Di drin tau sind'n wäten.
Dat schlimmste is man mit dat Aeten;
Doch hür, min Jung, wäs man nich bang,
Hür up min'n Rath, denn kümmst tau Gang'n.
Süh, Holt krichst Du je riklich naug,
Kunst Du dat äten in Niekraug,
Kunst Du dat as ein Holtworm fräten,
Brukst Du nich sorgen vör dat Aeten.
Nu äwer böttst Du düchtig in,
Dreimal up'n Dag, dar hür mi in.
Hest Du nu morg'ns din Kaffee ut
Un geihst nu in dat Holt herrut,
So müßt dat Frühstück Du vergäten;
Denn Du warst doch din Middag äten
Bi min'n Fründ, den Kräuger Schnull,
Dor schleist Du Din Liw gaut vull,
Denn hüt gifft dat gor nix mier,
As höchst'ns noch ein Buddel Bier.
Du denkst wol: Wo krieg'k Abenbrot!"
Nu, damit het dat gar kein Noth:
Du müst dat Middag Di upwarm'n
Mit'n Buk an Ab'n, den Ab'n in Arm.
D. H.
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