[ => Original lesen: 1876 Nr. 42 Seite 1] Politische Rundschau.
Deutschland. Se. Maj. der Kaiser wird sich am Mittwoch den 7. Juni nach Ems zur Badekur begeben und wird dort noch zwei Tage mit dem Kaiser von Rußland zusammen sein, da dieser schon am 10. Juni Ems zu verlassen beabsichtigt, um sich zu seinen erlauchten hessischen Verwandten nach Schloß Heiligenberg bei Jugenheim zu begeben. Erst Ende Juni wird der Kaiser Alexander nach Petersburg zurückkehren.
Die orientalische Frage scheint von Tag zu Tage ein immer bedenklicheres Ansehen zu gewinnen. England hat sich nicht nur geweigert, den Beschlüssen der berliner Kanzler=Konferenz zuzustimmen, sondern es scheint auch durchaus bei seiner Weigerung beharren und nöthigenfalls derselben Nachdruck geben zu wollen. England hat sich bisher noch immer für eine der ersten Großmächte der Welt gehalten und wird es so leicht nicht verwinden, daß es bei der berliner Kanzler=Konferenz solche Zurücksetzung erfahren hat und weder zu der Konferenz eingeladen, geschweige denn um seinen Rath gefragt worden ist. Es hat schon eine sehr bedeutende Streitmacht im Mittelmeer versammelt und schickt noch immer neue Kriegsschiffe dorthin. Die Lond. "Times" sagt in einem Leitartikel: die Zeit könne bald kommen, wo England in der orientalischen Frage nicht mehr indifferent bleiben könne. Das Endziel der englischen Politik bleibe die Verhinderung einer Einverleibung der Türkei in irgend welche europäische Macht. Das ist deutlich genug; und England scheint entschlossen zu zeigen, daß es als Großmacht noch ein Wörtchen mitsprechen kann, auch wenn es nicht dazu aufgefordert wird.
Dazu kommt, daß sich auch Frankreich und Italien bisher noch ihre Aktionsfreiheit in dieser Sache gewahrt haben, denn die Nachricht des Telegraphenbureaus, die Jedermann geglaubt hat, weil dasselbe sonst die Regierungsnachrichten bringt, daß nämlich Frankreich und Italien "amtlich ihre Zustimmung erklärt" hätten, war falsch und "die offiziöse Correspondenz, die dem literarischen Bureau des preußischen Staatsministeriums ihren Ursprung verdankt," schreibt die "Voss. Ztg.," "sieht sich zu dem Geständniß gezwungen, daß auch Frankreich und Italien ihre formelle Zustimmung zu den Beschlüssen der Kanzlerkonferenz noch nicht abgegeben, sondern nur erst "in Aussicht" gestellt hätten." Beide nehmen also eine abwartende Stellung ein; und auf welcher Seite Frankreich bei einem etwaigen Konflikt zwischen England und den Kaisermächten stehen würde, ist nicht zweifelhaft, denn Frankreich, das nur allzu gern in dem Europäischen Konzert wenigstens noch mitspielen möchte, ist durch das Vorgehen der Kaisermächte nicht weniger verletzt, als England, und das um so mehr, da es mit seinem Vorschlage einer europäischen Konferenz nicht durchgedrungen ist. - Unterdeß sind die Vorschläge der Kaisermächte der Pforte bereits mitgetheilt worden, und diese dürfte ihre Stellung zu denselben schon genommen haben, die wahrscheinlich eine ablehnende sein wird, da die Pforte an England Rückstärkung zu haben meint. Die Nachricht der russenfeindlichen "N. Fr. Pr.," daß die Pforte die Vorschläge der berliner Kanzlerkonferenz bestimmt abgelehnt habe, ist vielleicht verfrüht; aber immerhin ist ein solches Resultat zu erwarten: und dann sind die Kaisermächte gezwungen, weitere Schritte zu thun, da an ein Zurückgehen wohl nicht zu denken ist.
Englischerseits bemüht man sich jetzt, die fanatische Erregung des türkischen Volkes sowie die schlimmen Ausbrüche dieses Fanatismus kurzweg zu leugnen und den russichen Botschafter in Konstantinopel für die Verbreitung unwahrer Gerüchte verantwortlich zu machen ; aber bekannte Thatsachen, wie der abscheuliche Doppelmord in Salonichi, das entsetzliche Gemetzel in Priedor u. s. w. lassen sich nicht wegleugnen. Auch die Nachricht, daß Tausende von Fremden Konstantinopel verlassen haben, um sich und ihre Habe in Sicherheit zu bringen, ist jedenfalls nicht aus der Luft gegriffen. Und dazu kommt, daß doch wohl nur in Folge der verschiedenen Ausbrüche des Fanatismus der Aufstand an allen Ecken und Enden in hellen Flammen hervorgetreten ist. Ganz Bulgarien ist in Aufruhr; in Bosnien hat die Insurrektion einen neuen Aufschwung genommen, und sowohl hier als auch in der Herzegowina sollen in den letzten Tagen gewaltige für die Türken meist unglückliche Kämpfe stattgefunden haben. Auf Creta gehrt es; und man redet bereits davon, daß in Kurzem die ganze christliche Bevölkerung der Türkei, die etwa 10 bis 11 Millionen beträgt, während die Türken nur 3 bis 4 Millionen stark sind, unter Waffen stehen werde, um das türkische Joch abzuschütteln. Auch Serbien und Montenegro wollen, wie es scheint, nicht mehr müssige Zuschauer bleiben; und man kann täglich die Nachricht von dem Eintritt dieser Länder in den Kampf gegen die Türken erwarten. Englands Flotte und sein Geschrei wird da den Zusammensturz des morschen Türkenreiches nicht hindern, und es wird sich nur fragen, wer denn die Erbschaft antreten soll. Doch ist zu hoffen, daß das feste Zusammengehen der drei Kaisermächte einen europäischen Brand verhindern wird.
Preußen. Das Herrenhaus hat, wie zu erwarten war, sowohl das s. g. Diözesengesetz, als auch die Eisenbahnvorlagen wesentlich nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses angenommen. Im Herrenhaus ist ja durch den bekannten Schub eine liberale Regierungs=Majorität hergestellt; und wenn sich auch in allen Kulturkampf=Debatten eine feste Opposition von 20 Stimmen findet, so kann dieselbe doch gegen die 50 und mehr zählende Majorität nichts ausrichten.
Das Abgeordnetenhaus arbeitet so zu sagen mit Dampf. Die Städteordnung, das noch weitschichtigere Kompetenzgesetz, die Gesetze über die Verlegung des Etatsjahres, über die Besteuerung des Gewerbebetriebes im Umherziehen, über die Befähigung zum höheren Verwaltungsdienst, über die Ablösung von Servituten, Theilung der Gemeinden und Zusammenlegung der Grundstücke im ehemaligen Kurhessen, das Judengesetz u. s. w. sind zur Annahme gelangt theils in zweiter, theils in dritter Lesung; und das Gesetz über die Umzugsentschädigung der Staatsbeamten wurde noch einmal an die Butgetkommission zurückverwiesen.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 42 Seite 2]Spanien. Dem Senate ist nunmehr ein Gesetzentwurf betreffend die Aufhebung der Fueros in den baskischen Provinzen vorgelegt worden; und wahrscheinlich hat derselbe bereits Annahme gefunden.
- Prinz Hassan von Egypten, der Commandirende in dem unglücklichen Feldzuge gegen die schwarzen Abessynier, halte das Unglück, von seinen Feinden gefangen und nur gegen 1 Million Thaler Lösegeld freigelassen zu werden. Er hat nun seinen Feldherrnstab niedergelegt und ist nun in aller Stille zu den Garde=Dragonern in Berlin zurückgekehrt. Seine Herren Kameraden in Berlin sind viel zu fein dazu, um ihn zu erinnern, daß man ein ganz guter Dragoner sein kann und noch lange kein Moltke.
- Die Civilliste des Königs von Bayern beträgt 4,231,044 Mark.
- Die Angehörigen der ermordeten Consuln in Salonichi haben 40,000 Pfund Sterling Entschädigung von den Türken verlangt.
- Für Reisende wird die Mittheilung von Interresse sein, daß das Reichseisenbahnamt angeordnet hat, daß die Fahrpläne der eigenen Bahnen stets auf gelbem Papier gedruckt auf den Bahnhöfen ausgehängt werden, während die Fahrpläne der fremden Bahnen auf weißem Papier herzustellen sind. Es hat dies den Zweck, das Auffinden der Fahrpläne zu erleichtern.
- Nach den soeben veröffentlichten Hauptresultaten der letzten Volkszählung hatte das deutsche Reich am 1. December 1875 42,757,812 Einwohner gegen 41,058,792 im Jahre 1871 ; es hat also um die bedeutende Zahl von 1,699,020 zugenommen.
- Die deutschen Studenten mögen sich vor ihren Pariser Commilitonen in Acht nehmen. In einer soeben abgehaltenen Studenten=Versammlung der auch verschiedene Ausländer beiwohnten, wurde die Frage aufgeworfen, ob zu einem in Aussicht genommenen internationalen Studenten=Congreß deutschen Studenten der Zutritt gestattet werden dürfe. Die Einen, besonders die Fremden, waren dafür, während die Anderen den Teufel einluden, sie gelegentlich zu holen, wenn sie dieselben nicht zum Fenster hinauswerfen würden. Der Tumult darüber wurde zuletzt so fürchterlich, daß die Vernünftigen, darunter die Rumänen und Italiener, den Saal verließen, um gegen die deutschfeindlichen Kundgebungen zu protestiren. Die Zurückgebliebenen setzten den Scandal fort und trieben es so arg, daß man in dem betreffenden Viertel glaubte, es seien Unruhen ausgebrochen.
- Die Zahl der Studenten in Tübingen hat nach den bis zum 16. Mai erfolgten Anmeldungen 1000 überschritten und stellt somit Tübingen in die Reihe der meist besuchten Hochschulen.
- Wenn sich Franzosen und Engländer noch ferner des Verdienstes rühmen, die Ersten gewesen zu sein, welche die Welt mit wirklichen gedruckten Zeitungen beschenkt haben, so kann ihnen jetzt die deutsche Presse eine gute Anzahl Nummern einer neuerdings aufgefundenen deutschen Zeitung aus den Jahren 1619 und 1620 mit der Frage vorlegen, ob sie bis dahin zurückreichende periodische Blätter aufzuweisen haben und - sie werden die Frage verneinen müssen. Den ersten Anlaß zu regelmäßigen gedruckten Mittheilungen haben in Deutschland unzweifelhaft die das ganze Volksleben erschütternden Ereignisse des 30jährigen Krieges gegeben. Das erwähnte Blatt führt den Titel: "ZEITUNG" Auß Deutschlandt, Welschlandt, Frankreich, Böhmen, Hungarn, Niederlandt und anderen Orten. Wöchentlich zusammengetragen 1619." Wie bei schon früher erschienenen Flugblättern ist das Format so eingerichtet, daß die wöchentlich ausgegebenen Blätter nachher als Buch zusammengebunden werden konnten. Druckort, Verleger und Redakteur sind nicht genannt. Eine solche Zeitungsnummer enthält in der Regel eine Reihe von Originalbriefen, die sich nach der Zeitfolge ihres Eintreffens an einander reihen. Aus dem Jahr 1626 findet sich schon eine ziemliche Anzahl Zeitungen von Berlin, Stettin, Magdeburg, Wien und anderen Orten Deutschlands und Oesterreichs, zum Theil mit sehr ausgebreiteten Correspondenzen aus dem In= und Auslande, sogar ein Nachrichtsblatt, welches, den heutigen litographirten Correspondenzen ähnlich, mit Schreibbuchstaben und nur auf einer Seite bedruckt eine briefmäßige Verbreitung fand.
- In Lüneburg wurde der strikende Maurergesell Hoppe, weil er einen seiner Mitgesellen mit Entzweischlagen der Knochen bedroht hatte, wenn derselbe die Arbeit wieder aufnehmen würde, durch das Schöffengericht zu 6 Monaten Gefängniß bei eigener Beköstigung verurtheilt.
- Du lieber Himmel! In Berlin sind dieser Tage wieder viele, viele Tagelöhner und Bäuerlein auf dem Bahnhofe angekommen, um nach Brasilien auszuwandern, sie folgen ihrem - Agenten wie eine Heerde dem Leithammel. Hatten sie den gar keinen guten Freund, der sie warnte?
- Es giebt so viele Heilbäder in der Welt, daß man eigentlich nicht begreift, wozu noch besondere Lebensversicherungs=Anstalten nöthig sind. In einer einzigen Nummer einer Schweizer Zeitung finden wir heute fünf neue Bäder (Schnittwey, Worben, Schimberg etc.) angezeigt und alle sind so vortrefflich und unfehlbar wirkend, daß man bei jedem das Leben riskirt, wenn man nicht hingeht.
Anzeigen.
Holzverkauf.
Am Donnerstag den 1. Juni, Morgens 9 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow in Selmsdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden
I. Hohemeiler Tannen:
399 Rmtr. tannen Kluft und Knüppel.
8 Stück tannen Klassenbäume,
3 Stück tannen Stangen.
II. Heidenholz:
4 Rmtr. eichen Knüppel.
Ueber den Standort des Holzes wird Herr Förster Polle zu Hohemeile auf Befragen Auskunft ertheilen.
Schönberg den 24. Mai 1876.
Der Oberförster
C. Hottelet.
Auctions=Anzeige.
Am Tage nach Pfingsten, den 6. Juni d. J., Vormittags von 10 Uhr an, sollen beim Gastwirth Kreutzfeldt hieselbst in öffentlicher Auction gegen gleich baare Zahlung verkauft werden:
1 Ueberbett, 3 Unterbetten, 4 Pfühle, 3 Kopfkissen, 11 Bettlaken, 14 Säcke, 3 Tische, 1 Commode, 1 eichener Koffer, 1 tannener Koffer, 1 kupferner Kessel, 5 Stühle, 1 Sopha, 3 Bettstellen, Mannskleidungstücke und allerlei Haus= und Küchen=Geräthe. Ferner: Schmiedehandwerkszeug aller Art, darunter 1 Schleifstein mit Gestell, 1 Blasebalg, 1 Amboß, 2 Schraubstöcke, 1 Speerhorn, 42 Hammer, 10 Zangen u. s. w.
Carlow, den 23. Mai 1876.
Struck, Landreiter.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Die zu Johannis d. J. fälligen Zinsen auf die bei der Vorschuß=Anstalt belegt stehenden Capitalien werden wir bereits während der Woche
vom Dienstag den 6. Juni d. J.
bis
Sonnabend den 10. Juni d. J.
täglich
von 7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags
im Lokale der Anstalt auszahlen.
Eine Auszählung der Zinsen im Johannistermine findet nicht statt.
Schönberg, den 20. Mai 1876.
Das Directorium.
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt.
Größere Capitalien, welche im diesjährigen Johannistermine bei der Vorschuß=Anstalt belegt wenden sollen, bitten wir baldigst im Locale der Anstalt anzumelden.
Schönberg, den 20. Mai 1876.
Das Directorium.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 42 Seite 3]
Die Hagel-Versicherungs-Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg,
gegründet auf Gegenseitigkeit und Allerhöchst bestätigt
1847/75,
gewährt durch ihre Einrichtung unzweifelhafte Sicherheit, regulirt die vorkommenden Schäden durch Abschätzung ihrer eigenen Mitglieder anerkannt coulant und hat nach 30jährigem Durchschnittspreise die niedrigsten Beiträge aller gleichartigen Gesellschaften. - Zwecks Ansammlung eines Sicherheitsfonds sind bereits 2000 Mark bei der hiesigen Ersparniß=Anstalt von und für uns belegt. Wir laden zum Beitritt in diese gemeinnützige Anstalt ergebenst ein.
Schönberg, im Mai 1876.
Direction der Hagel=Versicherungs=Gesellschaft
im Fürstenthum Ratzeburg.
A. Wigger. Wilh. Heincke.
Gegen Husten sicher helfend!
Herrn Fenchelhonigfabrikanten L. W. Egers in Breslau.
Sosnowice, 13. September 1875.
Da Ihr Fenchelhonig*) mir schon einmal für den Husten geholfen, so ersuche um 5 halbe Flaschen durch Postnachnahme etc.
J. Wahren.
--------------
*)Warnung vor Nachpfuschungen! Die Veröffentlichung von Anerkennungen der ausgezeichneten Wirkungen des seit nun 16 Jahren eingebürgerten L. W. Egers'schen Fenchelhonigs wird, nur deshalb noch immer fortgesetzt, damit das Publikum sich veranlaßt sieht, auf dessen Echtheit sorgfältig zu achten und nicht sein Geld für nachgepfuschte Machwerke wegwirft. Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, kenntlich an Siegel, Etiquette und Facsimile, sowie an der im Glase eingebrannten Firma seines Erfinders und alleinigen Fabrikanten L. W. Egers in Breslau, ist einzig und allein echt zu haben in Schönberg bei Buchbinder C. Sievers.
Am 1sten Pfingsttage (Nachmittags) wird ein
Großes Concert
in meinem Garten
stattfinden, ausgeführt von den Vereinsmusikern, wozu die Bewohner Schönbergs und der Umgegend freundlichst eingeladen werden.
Entree à Person 25 Pfennige.
Abends Illumination des Gartens.
Schönberg. Frau Gastwirthin Boye.
Lübecker Rathsweinkeller.
Eröffnung am 1. Juni 1876.
Unterzeichnete erlauben sich ihre Wirthschaft unter der Versicherung guter und billiger Bedienung bestens zu empfehlen.
Töpfer & Schrickel.
3 steinerne Thorpföste,
8 Fuß lang, 10/12 Zoll dick, à Stück 24 M., sind zu verkaufen beim
Steinhauer Freitag,
Mallentin
zwischen Dassow und Grevesmühlen.
Zur geneigten Abnahme empfiehlt zu billigen Preisen unter Garantie
Nähmaschinen
neuester Construktion
für Schuhmacher "Elastic=Cylinder=" (Schützensystem), "Singer=Cylinder=" u. "Säulen=,"
für Herren= und Damenschneider "Grover & Baker Nr. 1, 1c und 19."
für Familienbedarf "Singer", "Perfecta," "Union" und "Fortuna,"
Hand=Nähmaschinen,
Doppelsteppstich,
"Saxonia," "Hove," "Union" und "Fortuna," sowie alle Reparaturen an Nähmaschinen werden prompt und billigst ausgeführt.
Schönberg. Rud. Schrep, Schlossermeister.
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Täglich frischen Kalk
und echt englischen
Portl.=Cement
bei W. J. Heymanson,
Lübeck. |
Fried. Matz.
Lübeck,
Breitestrasse 804.
Lager von Tapeten, Borden, Goldleisten Rouleaux & Teppichen.
Zur Sommer=Saison
empfehle ich meine neuen Sendungen von
Talma's, Sonnenschirmen, Kleiderstoffen, Buckskins, Hosendrellen u. s. w.
zu billigsten Preisen.
Schönberg, Mai 1876.
Heinrich Creutzfeldt.
NB. Bemerke noch, daß ich nach wie vor bei comptanter Zahlung 4 % (2 Schillinge von jedem Thaler) gebe.
Mais (Viehfutter)
bei F. Heitmann, Schönberg.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 42 Seite 4]Man biete dem Glücke die Hand!
375,000 R.-Mark
Haupt-Gewinn im günstigen Falle bietet die allerneueste grosse Geldverloosung, welche von der hohen Regierung genehmigt und garantirt ist.
Die vortheilhafte Einrichtung des neuen Planes ist derart, dass im Laufe von wenigen Monaten durch 7 Verloosungen 43,400 Gewinne zur sichern Entscheidung kommen, darunter befinden sich Haupttreffer von eventuell R.-M. 375,000, speciell aber
1 Gewinn à M. 250,000,
1 Gewinn à M. 125,000,
1 Gewinn à M. 80,000,
1 Gewinn à M. 60,000,
1 Gewinn à M. 50,000,
1 Gewinn à M. 40,000,
1 Gewinn à M. 36,000,
3 Gewinne à M. 30,000,
1 Gewinn à M. 25,000,
5 Gewinne à M. 20,000,
6 Gewinne à M. 15,000,
7 Gewinne à M. 12,000,
11 Gewinne à M. 10,000,
26 Gewinne à M. 6000,
55 Gewinne à M. 4000,
200 Gewinne à M. 2400,
412 Gewinne à M. 1200,
621 Gewinne à M. 500,
700 Gewinne à M. 250,
21,350 Gewinne à M. 138
etc. etc.
Die nächste erste Gewinnziehung dieser grossen vom Staate garantirten Geldverloosung ist amtlich festgestellt und findet
schon am 14. und 15. Juni d. J. statt
und kostet
1 ganzes Original=Loos nur Mark 6,
1 halbes Original=Loos nur Mark 3,
1 viertel Original=Loos nur Mark 1 1/2
Alle Aufträge werden sofort gegen Einsendung, Posteinzahlung oder Nachnahme des Betrages mit der grössten Sorgfalt ausgeführt und erhält Jedermann von uns die mit dem Staatswappen versehenen Original-Loose selbst in Händen.
Den Bestellungen werden die erforderlichen amtlichen Pläne gratis beigefügt und nach jeder Ziehung senden wir unseren Interessenten unaufgefordert amtliche Listen.
Die Auszahlung der Gewinne erfolgt stets prompt unter Staats-Garantie und kann durch directe Zusendungen oder auf Verlangen der Interessenten durch unsere Verbindungen an allen grösseren Plätzen Deutschlands veranlasst werden.
Unsere Collecte war stets vom Glücke begünstigt und hatte sich dieselbe unter vielen anderen bedeutenden Gewinnen oftmals der erste Haupttreffer zu erfreuen, die den betreffenden Interessenten direct ausbezahlt wurden.
Voraussichtlich kann bei einem solchen auf der solidesten Basis gegründeten Unternehmen überall auf eine sehr rege Betheiligung mit Bestimmtheit gerechnet werden, man beliebe daher schon der nahen Ziehung halber alle Aufträge baldigst direct zu richten an
Kaufmann & Simon,
Bank- u. Wechsel-Geschäft in Hamburg
Ein- und Verkauf aller Arten Staatsobligationen, Eisenbahn-Actien und Anlehensloose.
P. S. Wir danken hierdurch für das uns seither geschenkte Vertrauen und indem wir bei Beginn der neuen Verloosung zur Betheiligung einladen, werden wir uns auch fernerhin besteben, durch stets prompte und reelle Bedienung die volle Zufriedenheit unserer geehrten Interessenten zu erlangen.
D. O.
Da ich von verschiedenen Seiten über von mir noch rückständige Zahlungen vernommen habe, so sehe ich mich veranlaßt, öffentlich bekannt zu machen, daß derjenige, welcher für mich etwas borgt, wohl von anderen Leuten das Geld nicht bekommt.
Kleinfeld, den 24. Mai 1876.
Frau Woisin.
W. Nuppnau's Café,
Lübeck, Breitestrasse 819
Gegenüber F. W. Kaibel's Kunst- und Musikalienhandlung.
Nürnberger Bier,
Freiherrl. v. Tucher'sches.
Die berühmten Kopenhagener Molkerei=Präparate, als
flüssige Butterfarbe und
flüssige Käsefarbe
sind zu Originalpreisen zu haben bei
Wilh. Heincke
in Schönberg.
Wasserglasseife empfiehlt J. L. D. Petersen.
Breiten Sammet
zu Jacquets und Mantillen
empfehlen
Gebrüder Burchard
in Schönberg.
Filzhüte, Strohhüte, Mützen
für Herren und Knaben, in der neuesten Facon, empfiehlt
Schönberg. Heinr. Schäding.
Den Fußsteig über meine Koppel von Schönberg nach Hof Selmsdorf verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Hauswirth Müller
in Selmsdorf.
Vor einigen Tagen ist mir von meiner Koppel ein Kalb (dunkelroth ohne Abzeichen, im linken Ohr ein kleines Loch) fortgekommen. Wer mir über den Verbleib des Kalbes Nachricht geben kann, erhält 2 Mark Belohnung.
Hauswirth Oldörp
in Petersberg.
Dienstag den 6. u. Mittwoch den 7. Juni,
beide Tage nach Pfingsten,
findet bei mir ein
Scheibenschießen
nach Gewinnen
statt. wozu ich meine geehrten Gönner ergebenst einlade.
Büchsen und Schießbedarf werden von mir gehalten und kostet der Satz von 3 Schüssen - worauf aber nur 1 Gewinn fallen kann, 1 M.
Gastwirth Sterly in Selmsdorf.
Zu dem am Dienstag und Mittwoch, den 6. und 7. Juni, bei mir stattfindenden
Scheibenschießen
lade ich Schießlustige freundlichst ein. Die Gewinne bestehen in Mobilien und kostet ein Satz von 3 Schüssen 1 M.
Schlagsdorf, im Mai 1876.
Gastwirth Lühr.
Am 6. und 7. Juni, die beiden Tage nach Pfingsten, wird bei mir ein
Scheibenschießen
nach Gewinnen
abgehalten, wozu ich meine geehrten Freunde und Gönner ergebenst einlade.
Büchsen und Schießbedarf werden von mir geliefert. Der Satz von 3 Schüssen kostet 1 Mark.
Demern. H. Tretow.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 19 | M | - | |
bis | 23 | M | 50 | . |
Roggen | 17 | M | 50 | |
bis | 18 | M | 50 | . |
Gerste | 16 | M | - | |
bis | 17 | M | - | . |
Hafer | 17 | M | 50 | |
bis | 18 | M | - | . |
Erbsen | 16 | M | 50 | |
bis | 19 | M | - | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rappsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rübsen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Schlagleinsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,10 . |
Hühner d. St. M | 1,50 . |
Tauben d. St. M | 0,50 . |
Schinken pr. 500 Gr. M | 0,75 . |
Schweinskopf pr. 500 Gr. M | 0,45 . |
Wurst pr. 500 Gr. M | 1,05 . |
Eier 7 St. für M | 0,30 . |
(Hierzu Offiz. Anz. Nr. 13 und eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 42 Seite 5]Beilage
zu Nr. 42 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 30. Mai 1876.
- Ueber das Leichenbegräbniß der beiden ermordeten Consuln in Salonichi hat ein Pariser Blatt einen eingehenden telegraphischen Bericht erhalten, welcher lautet wie folgt: Gestern (19) um 8 Uhr Morgens nahmen auf ein von dem französischen Geschwader gegebenes Signal alle in den Gewässern von Salonichi weilenden fremden Kriegsschiffe so nahe vom Landungsplatze als möglich in Schlachtordnung Stellung. Einige Minuten darauf führten alle ihre Schaluppen Truppenabtheilungen an's Land. Schon bei Anbruch des Tages hatte die türkische Garnison von Salonichi die volkreichen Quartiere, sowie die drei Hauptstraße durch welche sich der Zug bewegen sollte, besetzt und der türkische Commissar, Vahan Effendi, hat mit seiner Person für die Ordnung eingestanden. Um 10 Uhr lösten die Kriegsschiffe, nachdem sie ihre Flaggen und Masten zum Zeichen der Trauer eingezogen, je fünf Kanonenschüsse. Die fremden Truppenkräfte, nahe an 2000 Mann, vertheilten sich in starken Abtheilungen vom Ufer bis zu den Consulaten und besetzten auch noch verschiedene andere strategische Punkte der Stadt; sie trugen geladene Gewehre und ihre Säbel an der Seite. Um 11 Uhr wurden die Leichen abgeholt und die Festung begann die 101 Kanonenschüsse zu lösen, welche die Mächte gefordert hatten. Dem Sarge des französischen Consuls Moulin zog die Musik des Admiralschiffes mit in Flor gehüllter Standarte voran; ihm folgten das Consulats=Corps, die Offiziere der Geschwader in Paradeuniform und die türkischen bürgerlichen und militärischen Behörden ebenfalls in großem Kostüm. Die fremden Marinesoldaten bildeten Spalier. Der Palast des Gouverneurs hatte seine Flagge eingezogen. Ueber dem Thor der Moschee wehte ein großes schwarzes Tuch. Sämmtliche Consulate hatten ihre Flaggen aufgepflanzt. Dem ganzen Zuge voran schritt ein türkisches Bataillon mit Musik und Trauerfahne; drei Palotons Marinesoldaten schlossen den Zug. Sämmtliche Kriegsschiffe hatten die Feuer angezündet und Befehl erhalten, auf das erste Signal die höher belegenen Quartiere der Stadt zu beschießen. Um 3 Uhr erreichte der Zug den Landungsplatz. Die türkischen Truppen erwiesen den beiden Särgen die militairischen Ehren, dann löste das Geschwader, während man die Leiche des Herrn Moulin einschiffte, 21 Kanonenschüsse. Der italienische Generalconsul hielt eine sehr ergreifende Leichenrede. Die Ordnung wurde keinen Augenblick gestört.
- Die Justizkommission hat beschlossen, die Preßvergehen an die Schwurgerichte zu verweisen, jedoch mit Ausnahme der Beleidigungen, deren Verfolgung auf Antrag des Beleidigten oder seiner Angehörigen geschieht. Es fallen also nur Majestätsbeleidigungen, die Beleidigungen gegen gesetzgebende Körperschaften und gegen eine andere politische Körperschaft unter die Zuständigkeit der Schwurgerichte, die gewöhnlichen Beleidigungen kommen vor die gewöhnlichen Strafkammern und Landgerichte. Ebenso kommen vor diese die Preßvergehen durch Verbreitung unsittlicher Abbildungen, Inserate und Schriften.
- Am 2. und 3. Juni findet in Köln eine Generalversammlung der Mitglieder des deutschen Anwaltsvereins statt. Die Berathungen finden in den oberen Räumen des Gurzenich statt, und werden in der Beratung und Beschlußfassung in Betreff des von der Reichsjustizkommission dem Entwurf des Gerichtsverfassungsgesetzes eingefügten Tit. 1 IX a: Rechtsanwaltschaft gipfeln.
- Bei der Debatte über das Hundesteuergesetz in der bayerischen Kammer wies der Minister von Pfeufer an der Hand der Statistik nach, daß in den letzten 10 Jahren in Bayern 142 Menschen der Wuthkrankheit erlegen seien.
- Im Königreich Sachsen steckt ein merkwürdiges Wachsthum. Es ist seit der Zählung von 1872 um 204,000 Köpfe gewachsen und zählt jetzt 2,760,416 Köpfe. Das ist ein Zuwachs von fast 8 Proc., doppelt so viel als in den anderen Königreichen. Dresden ist von 177,000 auf 197,000, Leipzig von 106,000 auf 127,000, Chemnitz von 68,000 auf 78,000 Köpfe gewachsen.
- In Troppau und einem Theile österreich. Schlesiens hat am 19. d. ein großer Schneefall statt gefunden. Auch in Bukarest hat am 20. Mai ein arger Schneesturm großen Schaden angerichtet;
ebenso kommen aus Ungarn Klagen über Frostschaden am Wein und Obst. In ganz Deutschland sind an vielen Orten die Blüthen und das junge Laub der Bäume und das Kartoffelkraut, ja sogar die frischen Ausschläge der Tannen und Fichten erfroren. Aus Archangel wird gemeldet, daß am 17. Mai der Eisgang auf der nördlichen Dwina begonnen hat. Im Nordosten wird sonach noch fortwährend durch das Aufthauen des Eises eine große Menge Wärme gebunden; daher die andauernd kalte Temperatur bei uns.
_ Frankreichs Haarhandel. Welche bedeutende Ausdehnung Frankreichs Haarhandel hat, geht daraus hervor, daß der Import von Rohmaterial in dem Hafen von Marseille allein sich auf 150,000 Pfund in einem Jahre belief. Die gesammte Haareinfuhr eines Jahres erreicht die Höhe von 260,000 Pfund; der Chignon=, Zöpfe= und Perrückenexport bringt Frankreich jährlich 1,500,000 Francs.
- Ist es wahr, fragte der ultramontane Hansjakob in der Kammer in Baden den Minister Jolly, daß in Carlsruhe eine Töchterschule mit obligatem Latein errichtet werden soll? - Dann, fügte er hinzu, würde ich beantragen, daß an allen Gymnasien Strickschulen eingeführt würden, damit die Frau Gemahlin an gemüthlichen Familienabenden dem strickenden Herrn Gemahl aus Tacitus Germania vorlese, was die alten Deutschen für Männer gewesen.
- Ablaßbulle Papst Leo's X. Unter den Merkwürdigkeiten in der Bibliothek des britischen Museums ist nun auch ein Exemplar der Ablaßbulle Papst Leo's X. zu sehen, deren Tetzel und Bernardinus Samson den Anstoß zur Reformation gab. Das Document, das im Jahre 1517 unter den Auspicien des Erzbischofs Albert von Magdeburg veröffentlicht wurde, ist auf ein einfaches Pergamentblatt gedruckt, wurde letzten October für das Museum angekauft und ist nun neben dem gedruckten Originalexemplar der 95 Thesen Luthers in der Bibliothek (Athenäum) aufgestellt.
- Köln. Dieser Tage nahm ein Soldat der hiesigen Garnison eine starke Dosis Phosphor, um damit seinem Leben ein Ende zu machen. Der zu dem Manne gerufene Militärarzt verordnete ein Brechmittel, allein jener weigerte sich hartnäckig, dasselbe einzunehmen. Der Arzt beorderte drei Soldaten zur Hülfeleistung, ließ von diesen den Patienten festhalten, brachte ihm das Medikament in den Mund und drückte ihm dann die Nase zu. Allein er war nicht zum Schlucken zu bringen, vielmehr spuckte er jedesmal das dargereichte Mittel wieder von sich. Da spritzte der Arzt dem Erkrankten Apomorphin in der Nähe des Halses unter die Haut, nach kurzer Zeit trat das Erbrechen ein, und dem Giftschlucker war wider seinen Willen geholfen.
- Aus Stockholm wird berichtet: Am 18. Mai früh fand die Hinrichtung der beiden Raubmörder Hjere und Tector statt, der erstere langte an Händen und Füßen gefesselt gegen 7 Uhr auf dem Richtplatze, eine Meile von Malmköping belegen, an und bestieg, nachdem er vom Gefängniß=Director und den Bewachungsmannschaften Abschied genom=
[ => Original lesen: 1876 Nr. 42 Seite 6]men, begleitet vom Gefängniß=Prediger Hellstedt mit größter Ruhe das Schaffot. Ueber 3000 Menschen, meistens der Landbevölkerung angehörend, waren herbeigeströmt. Tector wurde bei Visby hingerichtet.
- Wie sich die Zeiten geändert. Im Jahre 1026 erhielt eine Hofdame der Kaiserin täglich, wenn sie mit ihrer Gebieterin auf der Reise war, eine Maß Meth, 1 1/2 Maß Wein, 5 Maß Bier, eine Semmel, ein Eierbrod und eine Metze Futter für ihren Zelter. Jährlich zwölf Röcklein und drei Schleier; mußte auch drei Tage vorher von der bestimmten Reise unterrichtet werden, um ihre Kleider waschen und ausbessern zu können. Sie mußte spinnen, kochen, flicken und Mährlein erzählen und einen Zelter besteigen können. - Die Kaiserin Gisela verurtheilte eine Hofdame zu dreißig Streichen mit Birkenruthen im Besein des ganzen weiblichen Hofstaates, weil dieselbe in einer vollen Woche nichts gesponnen und einen Ritter in der Dämmerung auf ihrem Zimmer gesprochen hatte. Im Jahre 1131 kamen dänische Gesandte zu Kaiser Rudolf, dieser ließ die Kaiserin Richenza, seine Gemahlin, durch den Hofnarren - einen Edlen von Sellburg - rufen. Die Kaiserin entschuldigte sich, nicht abkommen zu können, indem sie keine Zeit hätte; sie müsse nämlich ihrem Herrn Eierkuchen backen. Im Jahre 1125 war die Bibliothek des Klosters Hirschau die berühmteste und ansehnlichste in Deutschland, sie bestand aus 68 Bänden. Kaiser Rudolf erstaunte darüber.
- Bei Mannheim am Rhein ist ein junges schönes Liebespaar gelandet, das weder durch den Standesbeamten, noch durch den Pfarrer, sondern nur durch den Gürtel der Braut und ein Band verbunden, aber todt, ertrunken war. Man sagt, es sei aus Worms und guter Leute Kind.
- Die Berliner zeigen ihren Tod selber in den Zeitungen an. Sie setzen sich hin, schreiben ihre Todesanzeige, schicken sie den Zeitungen und schießen sich todt oder vergiften sich. Die neueste derartige Todesanzeige lautet: "Der Tischler Otto Wilhelm Funk, früher Kanonier der Garde=Feld=Artillerie, beim Feldzuge 1870/71 Schreiber der 9ten Garde=Festungs=Artillerie, Straßburg, La Fère und Paris mitgemacht, hat heute aus Lebensüberdruß und der jetzigen arbeitslosen Zeit, durch einen militärischen Schuß seinem freudelosen Dasein nach reiflicher Ueberlegung ein Ende gemacht. Das Uebrige durch polizeiliche Ermittelung. Eigenhändige Unterschrift. O. W. Funk. Die Anzeige war leider kein Schwindel, der Mann hat sich wirklich erschossen, nur schöner gefärbt hat er die Todesanzeige, Arbeit hat der Selbstmörder bis zum letzten Tag gehabt, dabei eine Frau, von der er getrennt lebt, und eine Geliebte, die nichts mehr von ihm wissen wollte.
- Ein jüngst verstorbener Rittergutsbesitzer im Glogauer Kreise hatte bei Lebzeiten angeordnet, daß bei seiner Beerdigung die Leichenträger die Hof= oder Dienstleute sein sollten. Eine Bezahlung dieser Träger war vergessen worden. Bei dem Besuche der Grabstätte des Ehrenmannes fand die hinterbliebene Gattin auf dem Grabe ein Schriftstück, Folgendes enthaltend: "Liebe Anna, bezahle doch endlich meine Träger, sonst habe ich im Grabe keine Ruhe. Dein Hermann!" Sofort holte die verehrte Frau das versäumte nach und ließ jedem der Träger 2 1/2 Thaler gegen Quittung auszahlen. Letzteres geschah aus dem Grunde, um den Schreiber zu ermitteln, was aber nicht gelungen ist.
Johann bätert sik.
"Johann, schirr flink Din Mähren up
Un schuf den Stellwag'n ut den Schupp,
Du fast hütnam'dag - deihst Du't hühren! -
Na Eschenborg in Lübeck führn
Un hal'n ein'n nigen Pumpenboom!"
So sähr de Herr ins up . . . . boom
Tau sinen Haafknecht Johann Droom.
"Twei isern Käden nimmst Du mit
Un uk poor Wuchtbööm nich vörgit.
Vier Pier spann an, dat Dings is swer
Uu is uk lang, drum seih Di vör,
Dat Du in Lübeck krigst de Buchten
Un nich führst in de Finsterluchten!"
Johann, de simulirt en bäten
Un seggt: "Ja, Herr, war Nix vorgäten."
Dormit har hei sünst gauden Däg
Un brög wat Schickliches tauwäg,
Denn kort, sihr kort wir'n sin Gedanken.
He wackelt na den Schupp entlank'en,
Trekt sik heruter sinen Wagen
Un deiht de Käden dor ümslagen,
Legt Wuchtbööm up un spannt denn vör.
De Herr kiekt nochmals ut de Döhr,
Süht na den Wagen un de Pier,
Ob Alles uk in Ordnung wier.
Da kümmt Madam uk rut tau springen,
Har Kleinigkeiten mit tau bringen
An Tüll und Twist,
Mull und Baptist,
Un Taft nn Isergorn un Litzen,
Besatz un Parl un witte Spitzen
Un uk vörn Groschen Vagelsaat.
Se seggt genau em Pries un Maat,
Giwt em von Allen mit de Prauw,
Beteikent em de Mattelsgrauw,
Un wo hei sünst dat köpen full.
Dit wier Johann denn doch tau dull,
He kiekt, as dehr de Aap em lusen
Un nimmt en Frischen bi de Kusen.
De Herr de hührt dat uk mit an,
Lacht sik un seggt: "Fru, laat dat man,
Dat täuwt Johann nich ünnern Haut,
Dorup wett ik min ganzes Gaut."
Se äwer har dor'n Neihmamsell
Un müß dat bruken bald un snell.
Un prädigt vör em noch fief mal
Bet dat lohann, dat Düwel hal,
Nabäden künn de schönen Saaken;
Dann fäuhrt he eben sinen Staaken.
"Wat wiert noch all? - Je, Tüst un Tull -
Un denn Pietist - un Kaff und Mull -
Un Jsergorn - un denn de schlitzen -
Un Parls und Pijatz un - Fitzen -
Un Vagelsaat uk noch Gottsägens."
So bääd hei los nu ünnerwägens.
"Nu is dat rin na minen Däätz;
Ik wier ja uk en groten Fläätz,
Wenn ik hüt wat vörgäten süll,
Nahtan, dor sei dat bruken will.
Sei seiht mi All so däsia an -
Iejajija, kennt Ii Johann?
Johann, dat is ein Pliticus!
Tauirst gah'k na Pantenius,
De wahnt hier vör gliek in de Straat,
Un kööp mi dor dal Vagelsaat;
De het uk gauden Rulltauback,
Un min ull Dos', de ward all lack."
So dehr Johann nu wierer Snüstern,
Kümmt Abends ierst taurüg in'n Düstern,
Spannt ut un bringt sin Pier tau Stall,
Un as he dit besorgt het all,
Da geht bei rinner na Madam
Un räuspert sik un maak sik stramm:
"Ik glöw, ik hew't All richtig drapen!
Madam, de rit de Päckschens apen,
De Herr, de steiht un freut sik all
Recht schadenfroh tau den Cravall;
Denn wat Johann oft dehr bestellen,
Dor kunn he Stückschens van vertellen.
Doch unverhofft, dat kümmt ja oft,
Un wat uk kuum de pru har hofft,
Wier All's besorgt ganz akurat
Vom Tüll bet up dat Vagelsaat. -
Dat wier doch würklich wunnerlich! -
"Ja," seggt de Herr, "J'ann bätert sik.
Wo het denn sünst dat Führen gahn,
Kreigst Du de Buchten gand, Johan?"
"Ganz gaud!" seggt J'ann, "ik fäuhrte eben
Und heil sünd alle Finstern bläben."
"Na, kunnst den Boom denn wohl gaud fägen?"
Nu wür Johann doch wat verlägen,
Kiekt vör sik dal un grient son bäten:
"Den Pumpenboom, Herr - he'k vörgäten!"
† † †
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