No. 22
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 17. März
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 22 Seite 1]

Die Maulfäule unter den Kühen der Hauswirthin Wittwe Maaß zu Schwanbeck und des Hauswirths Joachim Oldenburg in Kl. Mist ist erloschen.
   Schönberg, den 12. März 1876.

Großherzogl. Mecklenb. Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
F. Graf Eyben.


Politische Rundschau.

Deutschland. Die Justizkommission des Reichstages hat den Antrag, für die aus der Kirche ausgetretenen Personen bloß eine feierliche Versicherungsformel an Stelle des Eides zuzulassen, abgelehnt. Dagegen wird dieselbe dem Reichstage eine verkürzte Eidesformel vorschlagen. Seit Jahren sind bekanntlich die Eidesformeln immer mehr abgeschwächt worden, um dem Drängen des Liberalismus nachzugeben, der auf gänzliche Beseitigung des Eides hinarbeitet, obgleich eben dieses Drängen kaum zu verstehen ist, denn wer die Wahrheit nicht fürchtet, braucht ja auch den Eid nicht zu fürchten, wie scharf auch die Formel gefaßt sein mag. Dagegen bergen die abgeschwächten Formeln die große Gefahr, daß sie den Meineid begünstigen, denn je schwächer und unbestimmter die Formel ist, um so leichter kann sich, wer darauf ausgeht, mit seinem Gewissen dahinter verstecken. Der Aenderung dringend bedürftig sind nur diejenigen Eidesformeln, durch welche ein Versprechen für die Zukunft geleistet werden soll. Diese müßten entweder ganz abgeschafft oder jedenfalls so gefaßt sein, daß das Gewissen dadurch nicht belastet zu werden braucht, denn über die Zukunft ist Niemand Herr.
Bekanntlich ist im vorigen Sommer an der chinesischen Küste das deutsche Schiff "Anna" geplündert und zerstört und der Kapitain und Steuermann desselben ermordet worden. Die deswegen von den chinesischen Behörden verlangte Bestrafung der Schuldigen und Entschädigung der Interessenten ist bisher nicht zu erlangen gewesen; und auf Anregung der Kaiserlichen Regierung haben nun, wie der "Deutsche Rchs.=Anz." mittheilt, die Regierungen von Großbritannien, Rußland und den Vereinigten Staaten bereitwilligst zugesagt, die seitens des Kaiserlichen Gesandten bei der chinesischen Regierung zu thuenden Schritte zu unterstützen. Außerdem ist von Sr. Maj. dem Kaiser eine Verstärkung der auf der ostasiatischen Station befindlichen Kaiserlichen Kriegsschiffe befohlen worden. Das Kanonenboot "Cyclop" und die schon zur Ablösung und Heimkehr bereiten Korvetten "Hertha" und "Ariadne" bleiben vorläufig noch dort; die Korvetten "Vineta" und "Luise" sind schon auf dem Wege nach Hongkong, und in nächster Zeit geht auch noch der "Nautilus" mit frischer Ausrüstung und Besatzung dorthin.
Der Prozeß gegen den Kapitän Keye von der "Frankonia", welcher vor einiger Zeit den "Strathclyde" übergefahren hat, wegen fahrlässiger Tödtung wird demnächst in London vor dem Gerichtshofe der Queens Bench und einer Spezial=Jury stattfinden.
Seit Sonntag haben in einem großen Theil von Deutschland, sowie in Frankreich, den Niederlanden und Belgien furchtbare Stürme gewüthet, durch welche an vielen Orten die Telegraphenverbindungen unterbrochen und große Zerstörungen an Gebäuden und in Wäldern angerichtet worden sind. Ueberhaupt ist die Noth und das Unglück, das in letzter Zeit durch Naturereignisse herbeigeführt worden ist, geradezu schreckenerregend. In Caub am Rhein hat ein Bergrutsch mitten in der Nacht an 26 Personen verschüttet und getödtet; und für die schreckliche Wassersnoth, von der bekanntlich auch in Mecklenburg besonders die Elbniederungen betroffen sind, ist noch immer das Ende nicht abzusehen.
Preußen. Das Abgeordnetenhaus hat in diesen Tagen den Kultusetat berathen, wobei der Kultusminister besonders wegen der neuen Schuleinrichtungen von Seiten des Zentrums die heftigsten Angriffe zu bestehen hatte. Der "Kulturkampf" ist eben noch immer nicht zu Ende und scheint jetzt mit neuer Heftigkeit zu entbrennen.
Wie es heißt, wird der Bericht der Eisenbahn=Untersuchungskommission am nächsten Mittwoch im Abgeordnetenhause zur Berathung kommen; und die "Voss. Ztg." weiß zu berichten, daß der Abgeordnete v. Manteufel als Mitunterzeichner des von Denzin'schen Antrages in dieser Sache das Wort ergreifen werde.
Baiern. In der zweiten Kammer besitzt die verbitterte ultramontane Partei eine Majorität von 79 gegen 76 Stimmen und macht einen rücksichtslosen Gebrauch von ihrer Macht und scheint die Etat=Forderungen der Regierung konsequent verweigern zu wollen. Wohin diese Zustände führen werden, ist noch nicht abzusehen.
Oesterreich. Der Tiroler Landtag ist durch den Statthalter von Tirol, Grafen Taaffe, kraft Kaiserlichen Auftrages "wegen pflichtwidrigen Benehmens der Mehrheit seiner Mitglieder" geschlossen worden. Die Mehrheit hatte nämlich, weil evangelischen Gemeinden in Tirol das Recht der Existenz gegeben worden ist, den Landtag verlassen und ihn dadurch beschlußunfähig gemacht.
Der bekannte Insurgentenführer Ljubobratic, der kürzlich wieder die oberste Leitung des Aufstandes in der Herzegowina übernommen hatte, ist auf österreichischem Gebiete, das er unvorsichtig betreten hatte, mit mehreren Offizieren seines Stabes von einer österreichischen Patrouille angehalten und verhaftet worden. Durch solche kräftige Hülfe von Seiten Oesterreichs dürfte die Pforte, die, wie es scheint, wenigstens vorläufig mit den versprochenen Reformen wirklich Ernst machen will, doch endlich des Aufstandes Herr werden.
Großbritannien. In eigenthümlicher Weise ist die englische Regierung mit der deutschen Inselbevölkerung von Helgoland umgesprungen, indem sie derselben ohne Weiteres ihre alte Verfassung genommen und durch eine neue ersetzt hat. Das

[ => Original lesen: 1876 Nr. 22 Seite 2]

britische Oberhaus verlangte in Folge dessen Vorlegung der Kapitulation von Helgoland und anderer auf Helgoland bezüglicher Schriftstücke. Zwar lehnte der Staatssekretär der Kolonien es ab, diesem Verlangen Folge zu geben mit dem Bemerken, daß die Aufhebung der Helgolander Verfassung bei dem unbefriedigenden Zustande der dortigen Selbst=Verwaltung geboten gewesen sei; aber dennoch beschloß das Haus, daß wenigstens ein Auszug der fraglichen Schriftstücke vorgelegt werde, nachdem Earl Carnarvon die Mittheilung derjenigen Schriftstücke in Aussicht gestellt hatte, deren Mittheilung zulässig erscheine. Vielleicht erfährt man also etwas Näheres über diese Angelegenheit.
Frankreich. Am Montag haben beide Kammern die Bildung ihres Bureaus vorgenommen. Zum Präsidenten des Senats ist der Duc d'Audiffret=Pasquier und zum Präsidenten der Deputirtenkammer Grévy gewählt worden, zwei frühere bewährte Präsidenten der Nationalversammlung. Zugleich hat das neue Ministerium sein Programm entwickelt, worin es heißt: die Republik habe es mehr als jede andere Regierungsform nöthig, sich auf die geheiligten Gesetze der Religion und der Moral, der Familie und des Eigenthums zu stützen. Sie habe jedes "kriegerische Abenteuer" zu vermeiden. Die Beziehungen zu den auswärtigen Regierungen seien gut u. s. w. Uebrigens wird das neue Ministerium voraussichtlich gegen die radikale Majorität von der Farbe Gambetta's einen schweren Stand haben.


- Die Professoren der Chemie in Kiel wollten wissen, welches Bier sie ihren Studenten empfehlen könnten; sie prüften daher die in Norddeutschland gangbarsten Sorten genau und fanden folgendes Ergebniß. Der Prozentgehalt an Malzextrakt, Alkohol und Wasser war 1) bei Dresdener Waldschlößchen 6,50, 3,84, 89,66, 2) bei Erich in Erlangen 6,22, 3,95, 89,33, 3) bei Berliner Aktien=Bier 6,20, 3,44, 90,26, 4) bei Hoff'schem Malzextrakt 5,60, 3,04, 91,36, 5) bei Henninger'schem Bier in Nürnberg 5,50, 2,60, 91,90. Das Dresdener Waldschlößchen=Bier übertrifft demnach an Malzgehalt alle anderen der Probe unterworfenen Biere, während das Erlanger Bier den meisten Spiritus=, das Nürnberger den größten Wassergehalt hat.
- Fräulein Franziska Tiburtius von der Insel Rügen hat in Zürich ein glänzendes medicinisches Examen bestanden und die Würde eines Doctors der Medicin, der Chirurgie und Geburtshülfe erlangt. Der Dekan der Fakultät hat ihr noch besonders seine Anerkennung ausgesprochen.
- Eine Duellgeschichte, welche an die Zeiten der Kreuzzüge erinnert und die sich dennoch dieser Tage an der französisch=belgischen Grenze ereignet haben soll, erzählt der Pariser Figaro in folgender Weise. Vor drei Tagen hatte der Graf X während eines Streites mit dem Herzog v. Y. anläßlich der Wahlen die Unbesonnenheit, seinen Gegner in's Gesicht zu schlagen. Der Herzog, empört über diesen Schimpf, schickte sofort seine Zeugen und schwur, seine Frau nicht eher wieder zu sehen und seine Kinder nicht eher zu küssen, als bis die Beleidigung mit dem Blute des Gegners abgewaschen sei. Nachdem die Präliminarien erledigt, reiste man ab. Am andern Tage fand der Zweikampf statt. Während des äußerst heftigen Zusammenstoßes der beiden Gegner wurde der Herzog am Vorderarm und an der rechten Seite verwundet. Ungeachtet eines starken Blutverlustes wollte er den Zweikampf fortsetzen. Er machte übermenschliche Anstrengungen, um nicht zu fallen. Im geeigneten Momente raffte er alle seine Kräfte zusammen und führte einen so heftigen Stoß gegen seinen Gegner, daß dieser durchbohrt zu Boden stürzte. Nun zog der Herzog, bleich, sich nur mit Mühe aufrecht haltend, in seinem eigenen Blute gebadet, ein weißes Tuch aus seiner Tasche und trat entschlossen an den Leichnam heran. Er beugte sich über den Leichnam, benetzte das Tuch mit dem aus der Wunde strömenden Blute und führte das blutige Tuch an sein Antlitz, indem er an die 4 anwesenden Zeugen folgende Worte richtete: "Sie werden wiedererzählen, meine Herren, wie der Herzog von Y. seine Ehre zu rächen wußte. Ich wasche die Beleidigung mit dem Blute des Beleidigers ab! Nehmen Sie dieses Tuch und geben sie es meiner Frau. Ich verlange von ihr, daß Sie es einst unter den Brautschatz unserer Tochter legt. Es ist die Mitgift ihres Vaters, die Reinheit seines Namens. Kaum hatte er vollendet, als er todt zusammenbrach.


Anzeigen.

In Sachen betreffend die Niederlegung eines Hypothekenbuchs über das zu Schönberg an der Lübecker Straße sub No. 224 belegene Wohnhaus des Bäckermeisters Joh. Joach. Chr. Pöhls allhier wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß auf das am 7. d. Mts. abgehaltene Liquidations=Protocoll sofort im Termine der Präclusivbescheid abgefaßt und publicirt worden ist.
Schönberg, den 7. März 1876.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.

A. Dufft.     


Holzverkauf.

Am Sonnabend den 18. März, Morgens 10 Uhr, sollen im Kruge zu Schlagresdorf nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden

a) aus dem Möhrken:

44 Rmtr. buchen Kluft Knorren und Olm;

b) aus dem Thandorfer Zuschlage:

  4 eichen Blöcke,
18 eichen Wagendeichsel,
17 Rmtr. eichen Kluft und Olm,
16 do. do. Knüppel,
  8 Fuder do. Zweigholz,
  4 do. do. Durchforstungsholz,
  1 Rmtr. fichten Kluft;

c) aus dem Steinbring:

  5 Rmtr. eichen Olm,
  1 Fuder do. Zweigholz,
  2 do. do. Durchforstungsholz,
10 eichen Wagendeichsel;

d) aus dem Schlagbrügger Holze:

20 Stück fichten Bauholz,
11 do. do. Klassenbäume und Stangen.
Schönberg, den 13. März 1876.

Der Oberförster.
C. Hottelet.


Holzauction.
Mittwoch den 22. März d. J.

sollen im Strohkircher Holze meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkauft werden:

Buchen=Nutzholz=Drümme,
Buchen=Klafterholz,
Buchen=Zweigholz.
Die Auction beginnt Morgens 9 Uhr und wollen Käufer sich im Hau einfinden.
Vitense, den 14. März 1876.

L. Wiegandt.     


Auction.
Am Montag, den 13. März cr.,
von Morgens 10 Uhr an,

werde ich im Gastwirth Boye'schen Locale in Schönberg

2 Bettstellen mit Springfedermatratzen, 1 neuen Polsterlehnstuhl und diverse andere Gegenstände, sowie eventuell bis

20 mille Cigarren

öffentlich meistbietend gegen gleich baare Zahlung versteigern.

Staffeldt, Landreiter.     


Die
Ersparniß- u. Vorschuß-Anstalt
in Schönberg

ist an jedem Mittwoch von 8 - 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Das Directorium.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 22 Seite 3]

Caroline Sager
Johannes Kummerow
Verlobte.
Törpt.                           Schönberg.


Heute Nachmittag 4 Uhr entschlief mein theurer Bernhard in seinem 17. Lebensjahre zu einem besseren Leben.
Dies zeigt tief betrübt allen Theilnehmenden an

Charlotte Liebenow     
geb. Drenkhahn.       

Schönberg den 16. März 1876.


Allen denjenigen Herren, die unserm lieben Mann, Vater und Großvater, dem Haupt=Lotterie=Collecteur J. L. Rohr, die letzte Ehre erwiesen und ihn zu seiner Ruhestätte begleitet, sagen wir hiedurch unsern tiefgefühlten Dank.

Die Hinterbliebenen.     

Rehna, den 16. März 1876.


Krieger-Verein für Rehna und Umgegend.

Umstände halber kann am

Sonntag den 19. März
nur ein Concert,

aber kein Ball, im Vereinslocale stattfinden.

Kassenöffnung 6 Uhr. Anfang 6 1/2 Uhr.

Billette à Person 50 Pfennig. Mitglieder zahlen wenn sie sich Billette vorher lösen, für Doppelbillette, gültig für einen Herrn und eine Dame, 75 Pfennig.
Um recht zahlreichen Besuch bittet

der Vorstand.     


Gesucht: Eine Amme nach Reval (Rußland) bei deutschen Herrschaften gegen hohen Lohn; freie Fahrt hin und zurück.

Schönberg.                           Julius Schweigmann.


Ein vollständiges, fast ganz neues

Markt-Zelt

von 20 Fuß Länge und 14 Fuß Breite ist preiswürdig zu verkaufen bei
Rehna, März 1876.

F. Lehmann,       
Bäcker.            


Zur Feier des Geburtstages des Kaisers hat das unterzeichnete Comité ein Festessen im Boye'schen Gasthause veranstaltet. In der Stadt wird eine Missive circuliren; die Herren Landleute werden gebeten, bis zum Montag, den 20. d. M. bei einem der Comité=Mitglieder oder bei Herrn Gastwirth Boye sich anzumelden.
Beginn 8 Uhr Abends. Couvert 1 M. 50 Pfennig.

Schönberg.                           Das Sedan-Comité.


Durch fortwährende Steigerung der Holzpreise sehen wir uns genöthigt, die Preise für unsere Arbeit ebenfalls etwas zu erhöhen.

Die Stellmachermeister
des Fürstenthums Ratzeburg.


Populär-medicin. Werk.

Durch alle Buchhandlungen, oder gegen Einsendung von 10 Briefmarken à 10 Pf. direct von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig ist zu beziehen: "Dr. Airy's Naturheilmethode", Preis 1 Mark. - Der in diesem berühmten illustr., ca. 500 Seiten starken Buche angegebenen Heilmethode verdanken Tausende ihre Gesundheit. Die zahlreichen darin abgedruckten Dankschreiben beweisen, daß selbst solche Kranke noch alle Hilfe gefunden, die, der Verzweiflung nahe, rettungslos verloren schienen; es sollte daher dies vorzügliche Werk in keiner Familie fehlen. Man verlange und nehme nur das "Illustrirte Originalwerk von Richter's Verlags=Anstalt in Leipzig", welche auf Wunsch auch einen Auszug desselben gratis und franco versendet.
Warnung! Um nicht durch ähnlich betitelte Bücher irre geführt zu werden, verlange man ausdrücklich Dr. Airys illustrirtes Originalwerk, herausgegeben von Richter's Verlagsanstalt in Leipzig.


Rayol-, Saat- u. Schälpflüge
von Eckert, Berlin und R. Sack, Plagwitz,
Saee-, Drill- u. Guanostreumaschinen, Lefeldt's Butterfässer, Käsepresser, alle Arten verzinter Milchsatten, Copenh. Butter- u. Käsefarben, Käselab
empfiehlt
die Maschinen-Niederlage
von Ernst Stiller, Lübeck.


Gesucht zu Ostern. Ein Sohn ordentlicher Eltern, der Lust hat, das Schuhmachergeschäft zu erlernen, findet unter günstigen Bedingungen freundliche Aufnahme bei

H. Schleuß, Beckergrube 136,
Ecke Fünfhausen, Lübeck.


Am Donnerstag voriger Woche ist in meinem Garderobenzimmer ein Haarring mit Goldplatte gefunden; der Eigenthümer kann gegen Erstattung der Insertionsgebühren denselben bei mir abfordern.
Schönberg, den 9. März 1876.

J. Boye, Gastwirth.     


Frisch gebrannten Rüdersdorfer Kalk,
à Last 25 M., empfiehlt                           A. Wigger, Schönberg.


Von jetzt sind alle Sämereien bei mir zu haben, sowie später alle Sorten Gemüsepflanzen.

Wwe. Prill,          
Gärtner in Schönberg.     


Lütt Hinnick und dei Murer ub de Reis nah Berlin.
Lütt Hinnick ist ein fixer Mann,
Glaubt, daß er tüchtig erben kann,
Sucht Onkel, Tanten und Pathen auf,
Will mit dem "Murer" nach Berlin hinauf.
"Lütt Hinnick" muß ja Jeder kennen,
Sagten Alle die, die wir nicht nennen
Und gaben Geld zur Reise her,
Dies freute Hinnick gar zu sehr,
Schaffte sich gleich neue Stiefel an,
Und war nun erst ein rechter Mann!
Lütt Hinnick und der "Murer" ziehn
Nun wohlgemuth hin nach Berlin;
Das Reisen geht so lising und so sacht,
Daß Beiden das Herz im Leibe lacht -
Bald sind sie auch bis Spandau gekommen,
Da hat lütt Hinnick einen Schluck genommen!
So, Brauder, sagt er, nun kommen wir bald
Nach Berlin und machen beim Bismarck Halt.
Nur keine Angst, ich werds ihm schon sagen,
Ich bin ja lütt Hinnick ut Stavenhagen!
Und endlich sind Beide nun in Berlin
Und fahren ganz vornehm zur Wilhelmstraß' hin.
Jetzt halten sie still, jetzt steigen sie aus
Und starren verblüfft auf ein großes Haus.
Ja, Hinnick, sagt der "Murer," du mußt voran,
Du hast ja die neuen Kledagen an,
Da steht ein General mit nem blanken Stock,
Den frag man - ich bleib hier achter den Stock.
Na, Brauder, sagt Hinnick, jetzt paß mal Acht
Ich will dich nu zeigen, wie man das macht,
Wenn man als Erbe von vieles Geld
Sich will bewegen in die feine Welt;
Jetzt fängt er an, nen Buckel zu machen,
Verzieht sein Mundwerk zu breitem Lachen
Und greint und windet sich wie ein Aal
Und sagt zum Portier: Herr General,
Ich bin lütt Hinnick, und wollt mich bewerben
Bei Herrn Bismarck, daß ich muß was erben,
Und dieweil ich nicht weiß, woaus und woaus,
So dacht ich, Herr Bismarck wäre zu Haus,
Und daß er lütt Hinnick ja kennen mußt
Und uns sagt, wo die große Erbschaft ist,
Der Portier winkt einem Herrn in schwarzem Frack
Und spricht ganz leise von . . . . . . .
Und zeigt mit dem Finger nach der Stirn
Als sei's nicht recht richtig in dem Gehirn:
Meine Freunde, spricht darauf der feine Mann,
Daß Ihr erben müßt, sieht man lütt Hinnick an,
Doch der Schatz, den Ihr sucht, ist der rechte nicht -
Hier fehlt es - und lacht ihnen in das Gesicht -
Fahrt schleunigst, ich bitt Euch, zu Muttern nach Haus,
Sonst lachen die Schusterjungen Euch aus -
Adieu, grüßt Tanten, Onkel und Pathen
Und laßt Euch von mir als Freunde rathen,
Erwerbt Euch durch Arbeit das tägliche Brod,
Dann habt Ihr in Keller und scheun' keine Noth;
Wollt Ihr aber satt werden von Faulen und Erben,
Dann werdet Ihr sicherlich Alle verderben.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 22 Seite 4]

Hals= und Brustkranke im Winter

nichts ängstlicher meiden, als die kalte Luft, zumal bei Ost= und Nord=Winden. Wenn sie aus warmer in kalte Luft durchaus gehen müssen, so ist Mund und Nase durch Tuch oder Respirator zu schützen. Die meisten Brustkranken thäten besser, anstatt nach südlichen Gegenden zu reisen, zu Hause zu bleiben und sich in ihrer auf zu lüftenden Wohnung ein südliches Klima, das ist eine gleichmäßig reine und warme Zimmerluft von 15 bis 16 Gr. R., sowohl bei Tage als bei Nacht herzustellen. Ihr Schlafzimmer sei sonnig und geräumig. Außer Ruhe, nahrhafter Kost und guter Milch ist ihnen auch der Gebrauch eines diätetischen Mittels zu empfehlen, welcher Hals und Lungen anfeuchtet, die Trockenheit und den Hustenreiz mildert, den Schleim löst und zugleich etwas auf die Leibesöffnung wirkt. Als ein solches diätetisches Mittel ist der L. W. Egers'schen Fenchelhonig von großem Nutzen. Jeder Hals= und Brustkranke sollte täglich mehrere Theelöffel davon nehmen, so oft er Verlangen darnach hat. Der L. W. Egers'sche Fenchelhonig, erfunden und fabricirt von L. W. Egers in Breslau ist nur echt, wenn jede Flasche dessen Siegel, Etiquett mit Facsimile, sowie seine im Glase eingebrannte Firma trägt, worauf jeder Käufer sorgfältig achten wolle, um nicht durch die erbärmlichen Nachpfuschungen betrogen zu werden. Die Fabrik=Niederlage ist nur allein in Schönberg bei Carl Sievers.


Stets vorräthig:

Einfache und doppelte Bruchbänder in verschiedener Gattung, Suspensors oder Tragbeutel, Nabelbinden mit und ohne Luftkissen für Kinder, runde und Flügel=Mutterkränze, Clysopomps und doppelte Clystirspritzen zum Selbstklystiren, Wundspritzen aller Art zu jeglichem Gebrauch, Irrigators, Eisbeutel mit festem Verschluß, Gummi=Luftkissen für Kranke, Milchpumpen oder Warzenzieher, Brusthütchen bei wunder Warze, Warzendeckel, wasserdichtes Zeug als Unterlage in den Wiegen wegen Durchnässen der Betten, Mutterröhre, electro=motorische Zahnhalsbänder zur Erleichterung und Schutz des Zahnen bei Kindern sehr empfehlenswerth, Zahnringe in Gummi und Horn, die neuesten Milchflaschen mit Schlauch und Bürste, sowie ächte Milchsauger von reinem Gummi und dergleichen mehr sind stets zu haben bei

Emil Jannicke,
Bandagist.

Schönberg.


Das assortirte

Schuh= & Stiefel=Lager
der vereinigten Schuhmachermeister

hieselbst wird hiermit einem geehrten Publikum in gütige Erinnerung gebracht.
Niederlagen befinden sich bei den Schuhmachermeistern

Hrn. F. Kleinfeldt,     Siemzerstraße 110,
Hrn. H. Eckmann, v. d. Sabowerthor 43.

Auch werden Bestellungen in beiden Läden in kürzester Zeit angefertigt.
Schönberg, im März 1876.


Ich Unterzeichneter erlaube mir dem geehrten Publikum anzuzeigen, daß ich Umstände halber gänzlich aus dem Verein und Amt getreten bin und somit meine Arbeit für mich allein genommen und verkaufe sie unterm Ladenpreis, um damit gänzlich zu räumen.
Schönberg, den 17. März 1876.

F. Arndt,
Schuhmachermeister
vor dem Siemzerthore Nr. 155.p>


Täglich
frisch gebrannten Kalk,
pro Last (6 große Tonnen) M. 20, sowie
ächt engl. Portland-Cement,

pro Tonne 360Pfund netto M. 11, frei auf den Wagen geliefert, empfiehlt bestens
Lübeck.

W. J. Heymanson.


Gesucht wird zu Ostern ein Kindermädchen für einen 2jährigen Knaben. Lohn 90 M. Näheres in der Expedition der Anzeigen zu Schönberg.


Alle Diejenigen, welche noch Forderungen an den Nachlaß des verstorbenen Hauswirths Hans Joachim Lühr zu Lüdersdorf zu machen haben, werden hiedurch von den unterzeichneten Vormündern aufgefordert, ihre Forderungen innerhalb der nächsten 3 Wochen bei uns anzumelden; spätere Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden.
Lüdersdorf, den 14. März 1876.

Schulze Hans Lühr.
Hausw. Hans Joachim Oldenburg.


Den geehrten Bewohnern Herrenburgs und Umgegend die ergebene Anzeige, daß ich von heute ab eine Auswahl von

Töpferwaaren und Seilerarbeit

beigelegt, welches zur geneigten Abnahme bestens empfehle.
Herrnburg, den 14. März 1876.

J. Kleinfeldt.     


Alles unbefugte Begehen meines Ackers, insbesondere die Benutzung des neu gebildeten Schleichsteiges, der von der Wieschendorf'schen Stelle in Pogetz nach Carlow über meine Wittwen=Koppel führt, verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.

Pfarrackerpächter Pumplün,
Carlow.


Am Mittwoch Abend sind bei mir 13 Schafe, (12 weiße und 1 buntes) zugelaufen. Die Eigenthümer können dieselben gegen Erstattung der Kosten zurückerhalten.

Fuhrmann Jochen Kramp
in Schönberg.


Junge kräftige Leute,

die Lust haben, das Zimmerhandwerk zu erlernen, werden gesucht von

F. Westphal,
Zimmermeister in Schönberg.


Kirchliche Nachrichten.

Freitag, den 17. März, Vormittags 10 Uhr.
Passionspredigt: Pastor Kämpffer.

Sonntag den 19. März.
Vormittags=Kirche Pastor Fischer.
Nachmittags=Kirche: Pastor Kämpffer.
Amtswoche: Pastor Fischer.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen15 M -Pfennig  bis 20 M -Pfennig.
Roggen15 M -Pfennig  bis 15 M 50Pfennig.
Gerste15 M 50Pfennig  bis 16 M 50Pfennig.
Hafer15 M -Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken22 M -Pfennig  bis 25 M -Pfennig.
Buchwaizen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,30 .
Hühner d. St. M1,80 .
Tauben d. St. M0,60 .
Spickgans d. St. M3,50 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,45 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,15 .
Eier 6 St. für M0,30 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 22 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 22 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 17. März 1876.


Die Gruft von Steffendorff.
Novelle von Fallung.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1876 Nr. 22 Seite 6]

Die Gruft von Steffendorff.
Novelle von Fallung.
[Fortsetzung.]


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