No. 17
Die Anzeigen erscheinen wöchentlich zweimal.
Dienstags und Freitags

Schönberg, den 29. Februar
1876
sechsundvierzigster Jahrgang
Preis vierteljährlich 20 Schilling (Mecklenburg) jährlich 1Mark (Lübeck) 32Schilling (Mecklenburg).
Jahrgang
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[ => Original lesen: 1876 Nr. 17 Seite 1]

Politische Rundschau.

Mecklenburg. Zu dem gestrigen Geburtstage Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Schwerin haben auch die in Sternberg versammelten Stände Allerhöchstdemselben ihre unterthänigsten Glückwünsche durch Vermittelung der Herren Landmarschälle aussprechen lassen.
Merkwürdiger Weise giebt es auch in unserm Mecklenburg noch immer "liberale" Männer, die es nicht glauben können und wollen, daß es heutzutage mit dem Liberalismus schleunigst bergab geht, so schleunig, daß man bald nur noch seine Spuren sehen wird in den Werken, die er leider geschaffen hat. Solchen vertrauensseligen Leuten rathen wir dringend, doch das "Rost. Tgbl." zu lesen, denn selbst ein solches Blatt vermag sich nicht mehr der Macht der Wahrheit völlig zu verschließen; und dabei plaudert es leicht in seiner Unüberlegtheit Dinge aus, über die man bei seiner vorsichtigeren Kollegin, der "Rost. Ztg." vergebens einen Bericht suchen würde. So erfahren wir aus demselben von einem tiefen Riß, der durch die liberale Partei Mecklenburgs geht, denn "einzelne und zum Theil einflußreiche Glieder der liberalen Partei" halten sich "von der Zentralstelle des liberalen Landes=Wahlvereins fern," nehmen an den dortige Berathungen nicht Theil, kehren sich nicht an die Beschlüsse und fühlen sich doch berechtigt, "dieselben nach Herzenslust zu tadeln." Es würden aber sicher "zwei oder drei konservative Abgeordnete" durchkommen, "wenn die liberale Partei nicht geschlossen ihre volle Kraft" einsetze. Daher sei es "dringend nothwendig," mit dem neuen Landes=Wahlvereins=Statut in allen größeren Orten Ernst zu machen, sonst gehe es nicht! - Da schimmert wenigstens die verhüllte Wahrheit und die Furcht vor derselben deutlich genug durch.
Deutschland. Der Bundesrath hat die Strafgesetznovelle in der Form, wie sie der Reichstag schließlich genehmigt hat, angenommen. Auch hat sich derselbe mit den Beschlüssen des Reichstags in Bezug auf die Verlegung des Etatjahres für den Reichshaushalt einverstanden erklärt.
Der Kapitän des Hamburger Schiffes "Frankonia", das vor Kurzem ein englisches Schiff in den Grund gefahren hat und den Verunglückten keine Hülfe geleistet haben soll, ist von der in Deal Zusammengetretenen Leichenschau=Jury für der Tödtung schuldig erklärt worden. Andere Sachverständige sollen übrigens dem verunglückten englischen Schiffe die ganze Schuld beigelegt haben.
Preußen. Das Abgeordnetenhaus hat den Antrag des Herrn v. Denzin auf Berathung des Berichtes der Eisenbahn=Untersuchungs=Kommission, wie es heißt, einstimmig angenommen. Jedenfalls hat es also die liberale Majorität des Hauses nicht gewagt, dem tief erregten Lande gegenüber den ihr so unbequemen Antrag abzulehnen; und wir dürfen nunmehr einer überaus wichtigen und lehrreichen Verhandlung entgegensehen. In derselben Sitzung wurde auch der für die Regierung unbequeme Antrag des Abg. Dr. Virchow angenommen, welcher dahin ging: "die Staatsregierung dringend aufzufordern, dem Landtage noch in der gegenwärtigen Session den Entwurf einer Kreis= und Provinzial=Ordnung für Rheinland und Westfalen vorzulegen." - Wichtig ist ferner die Antwort des preußischen Kultusministers auf eine Anfrage des fortschrittlichen Abg. Windthorst wegen des zu erwartenden Unterrichtsgesetzes. Der letztere hatte ausgeführt: die Hauptabsicht bei dem Schulgesetz müsse sein, die Schule ganz und für immer von der Kirche zu trennen. Der hinderliche Artikel 24 der Verfassung könne ja leicht beseitigt werden, wie man bereits andere "Auswüchse der Verfassungsurkunde" beseitigt habe - welch' ein Hohn auf den Liberalismus selbst! - Die Elemente der Verwilderung der Sitten und der Sozialdemokratie seien in der Volksschule (!) groß gezogen; um denselben entgegenzutreten, müsse man ein neues Schulgesetz haben; und das sei um so dringlicher, als bereits protestantische Lehrer gegen die konfessionslose Volksschule agitirten u. s. w. Man weiß kaum, worüber man sich mehr wundern soll, ob über diese Mißachtung des Gesetzes wie über die Frechheit der Behauptungen, oder über die Antwort des Ministers, der sich mit Herrn Windthorst "in der Hauptsache ganz einverstanden" erklärte! Aus der Rede des Kultusministers heben wir weiter nur hervor, daß nach seinen Andeutungen die Hauptaufgabe des nächsten Landtages in der Berathung des zu erwartenden Unterrichtsgesetzes bestehen wird, und daß dies Gesetz im Sinne der konfessionslosen Simultanschule ausfallen wird. Das wird das preußische Volk bei den nächsten Wahlen zu bedenken haben; es wird also selber darüber entscheiden müssen, ob es noch christliche Schulen behalten will, oder nicht.
Am Sonnabend stand die Synodalordnung auf der Tagesordnung und ist an eine Kommission verwiesen worden. Wie es heißt, will die national=liberale Partei dieselbe annehmen, damit nicht durch Ablehnung derselben der Kultusminister gezwungen werde, von seinem Posten zurückzutreten.
Schon seit 1873 ist der Bericht der Eisenbahn=Gründungs=Kommission bereits vorhanden; und erst jetzt, wo die Verhandlung der Sache im Abgeordnetenhause zur Nothwendigkeit geworden ist, hat man sich entschlossen, gerichtlich gegen die Gründer vorzugehen. Die Staatsanwaltschaft am Berliner Stadtgericht soll eine große Anzahl Berliner Gründer in Anklagestand versetzt haben. Es ist nämlich vielfach vorgekommen, daß die Gründer zur Verschleierung des Werthes der Aktien nach dem ersten Geschäftsjahre durch Aufstellung von falschen Bilanzen Dividenden herausrechneten, welche den in den Prospekten ausgesprochenen Erwartungen entsprachen, thatsächlich aber nicht den Reinertrag repräsentirten, sondern zum Theil dem Geschäftskapital entzogen wurden; und in diesem Falle liegt eine auch vor dem Gesetze strafbare Handlung vor, während andere moralisch so sehr verwerfliche Kunstgriffe der Gründer ausdrücklich durch Gesetze sanktionirt sind.
Otto Glagau schreibt in seinem berühmten Buche, das in wenig Tagen die zweite Auflage erlebt hat: "Die liberalen Gesetzgeber in unseren

[ => Original lesen: 1876 Nr. 17 Seite 2]

Parlamenten sind vorwiegend Manchesterleute, und sie arbeiten in Verbindung mit der liberalen Presse hauptsächlich im Interesse des Kapitals und der Börse. Die manchesterliche Gesetzgebung hat einen großartigen Bankerott gemacht, und um denselben zu verdecken, namentlich um die Aufmerksamkeit von den furchtbaren Folgen des verbrecherischen Börsen= und Gründungsschwindels abzulenken, warf man sich mit Wuth auf den "Kulturkampf" und zittert jetzt, daß der Kulturkampf zu Ende gehen könnte." Das und ähnliche Auslassungen dieses Mannes sind Worte, die kaum weniger schwer wiegen dürften, als jene bekannten Artikel der Kreuzzeitung, die so ungeheures Aufsehen gemacht haben, und die noch kürzlich dem Reichskanzler zu einem ungeheuerlichen Ausfalle gegen die Kreuzzeitungspartei Anlaß gaben. Sollte doch etwa mehr hinter jenen Artikeln stecken, als bloße Verleumdung, so hätte wenigstens die Kreuzztg. sich nicht unter der Wucht der reichskanzlerlichen Angriffe so schwächlich zurückziehen sollen! Uebrigens veröffentlichten dieser Tage 45 Mitglieder der konservativen Partei in Preußen gegen die Auslassungen des Reichskanzlers mit ihrer Namensunterschrift in der Kreuzztg. einen Protest, der offenbar einen guten Eindruck macht; nur hätte man wünschen sollen, daß sie auch direkt und voll für jene Artikel hätten eintreten können, was nicht geschehen ist.
Auch die sonst höchst "liberale" "Oberhessische Ztg." kann jetzt ihre Augen nicht mehr gegen die auf allen Gebieten hervorgetretenen schlimmen Nothstände verschließen. Sie schreibt wörtlich: "Es kann und darf nicht verhehlt werden, daß gerade in der allerwichtigsten Frage, nämlich in der wirthschaftlichen, der Reichstag nicht nur alle Erwartungen getäuscht hat, sondern geradezu die Nothlage durch sein Verhalten noch gestärkt hat. . . . . . Die Folgen unserer Wirthschaftspolitik treten schon jetzt klar zu Tage. Der Nothstand hat eine Höhe erreicht, wie seit Jahren nicht." Daran seien nicht nur die Gründer schuld, sondern mehr noch das Aktiengesetz und seine Urheber. Man könne sich daher nicht wundern, wenn eine allgemeine Verstimmung gegen den Reichstag und die denselben beherrschende Majorität Platz greife; und es sei darum sehr begreiflich, wenn im Volke sich immer weiter der Ruf verbreite: "Wir müssen praktische Männer, die mitten im Volksleben stehen, in die Parlamente wählen!" - Ja gewiß, dieser Ruf des Volkes trifft den Nagel auf den Kopf! Nicht darauf kommt es an, daß unsere Abgeordneten dieser oder jener Partei angehören, oder nicht angehören, sondern praktische Männer müssen es sein, die sich nicht von liberalen Theorien oder vom Parteiinteresse leiten lassen, sondern die ein Verständniß haben und auch ein Herz für die Noth und für die Bedürfnisse des Volkes! Daß das unser ganzes deutsches Volk erkenne, das helfe Gott!
Baiern. In der bairischen Abgeordnetenkammer hat der Ministerpräsident v. Pfretzschner eine Anfrage des Abg. Freitag in Betreff des Ueberganges der Eisenbahnen an das Reich dahin beantwortet, daß die Regierung an eine Abtretung derselben nicht denke. Die Kammer wählte darauf den bisherigen Präsidenten, Freiherrn v. Ow, sowie den bisherigen Vice=Präsidenten, Ober=Appellationsrath Kurz, mit 78 gegen 73 Stimmen wieder.
Sachsen. Die große und kostspielige Eisenbahnbrücke bei Riesa ist durch den ungeheuren Andrang des Hochwassers eingestürzt, wodurch dort nicht nur der Eisenbahnverkehr, sondern auch die Schiffahrt auf längere Zeit unterbrochen ist.
Frankreich. An Buffet's Stelle hat Dufaure mit den Geschäften des Vizepräsidenten des Staatsministeriums zugleich auch das Ministerium des Innern interimistisch übernommen. Buffet hat sich also nach dem Ausfalle der letzten Wahlen nicht mehr bis zum Zusammentritt der Kammern halten lassen.
Aus Spanien erwartet man jeden Tag von dem letzten entscheidenden Schlage gegen die Karlisten zu hören, die ohne Proviant und ausreichende Kriegsmittel an einem Punkte zusammengedrängt sein sollen, wo sie nun von allen Seiten angegriffen werden.


- Die Conferenz für deutsche Rechtschreibung hat Recht: mann kann das doppelte e und o vielfach entehren, aber nicht überall. Wie würden z. B. die See=Ufer=Staaten am Bodensee etc. schreiben, wenn man sie einfach Seuferstaaten schreiben wollte!
- Das schöne und prachtvolle Haus des Dr. Strousberg in der Wilhelmsstraße in Berlin kommt am 1. März unter den Hammer. Das Mobiliar wird schon vom 24. Februar an versteigert.
- Die Ungarn treten auch heute noch für ihre schönen Königinnen in die Schranken und haben der "Gartenlaube" Ernst Keils den Krieg angekündigt, weil der darin erschienene Aufsatz: "Ein ungarisches Königsschloß" (Nr. 5 d. J.) durch unehrerbietige Schilderung der Kaiserin Maria Theresia und der jetzigen Kaiserin Elisabeth ihren ritterlichen Unmuth herausgefordert hat. Im ganzen Reiche des heiligen Stephan ist dem Blatte der Postdebit entzogen worden.
- Die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich ist sehr reiselustig geworden. Im März wird sie zu einem Besuche der Königin von Neapel nach England gehen.
- Den Bayern fehlen nach der Volkszählung von 1875 gerade 30,000 Köpfe an der vollen 5. Million.
- Streichhölzchen. Norköping hat die bisherigen schwedischen Sicherheits=Zündhölzchen insoweit verbessert, daß in dem Momente, da die Flamme ausgeblasen ist, auch die Gluth erlischt und damit jede Feuersgefahr verschwindet. Norköpings imprägnirte Sicherheits=Zündhölzchen heißt das neue Fabrikat.
- Vergangene Woche kam ein alter Engländer nach Nürnberg auf der Flucht vor dem Schicksale, welches ihm einst eine Kartenschlägerin aus dem Kaffeesatze verkündet hatte. Der dunkle Spruch lautete: er werde vier Wochen nach seinem Einzuge in seine neue Wohnung sterben. Vom Aberglauben getrieben, verließ er am 16. October 1823 seine Vaterstadt Liverpool und reist seit jenem Tage rastlos in der Welt herum. In keiner Stadt und in keinem Hotel verweilt er länger als 14 Tage, obwohl er nun bereits 53 Jahre auf Reisen ist. In den "Vier Jahreszeiten" zu München hat er vor Kurzem seinen 87. Geburtstag gefeiert, hat aber ein so gesundes und frisches Aussehen wie ein Fünfziger. Es soll fast kein Gasthof in der civilisirten Welt mehr übrig sein, in welchem er nicht wenigstens 2 bis höchstens 14 Tage gewohnt hatte.
Ein Königswort. Die Einziehung derjenigen Kassenanweisungen, die mit dem Ablauf des vorigen Jahres ungültig geworden sind, ruft der Berl. "Tribüne" eine Geschichte aus dem Jahre 1846 in's Gedächtniß zurück, die wenig bekannt und wohl werth ist, der Vergessenheit entrissen zu werden. Damals lebte in dem Städtchen Sangerhausen eine alte Frau, die Nagelschmiedwittwe Helbig, die sich einen kleinen Schatz im Betrage von 69 Thalern in einzelnen Tresorscheinen gespart hatte, den sie wie einen Augapfel hütete. Eines Tages zeigte sie diesen für ihre alten Tage bestimmten Nothgroschen einem Manne, der bei ihr wohnte und zu dem sie großes Vertrauen hatte. Der Mann sah sich die Scheine an und erklärte ihr, daß dieselben bereits seit Jahren außer Kurs gesetzt seien. Die Frau war vor Schreck außer sich, als auch mehrere Kaufleute, die sie befragte, jene Angabe bestätigten, überließ sie sich einer wahren Verzweiflung. Ihr Chambregarnist suchte sie zu trösten und richtete noch an demselben Tage in ihrem Namen ein Immediatgesuch an den König Friedrich Wilhelm IV., in welchem um Ersatz der verfallenen Scheine unter Darlegung, der traurigen Verhältnisse der Wittwe gebeten wurde. Etwa 14 Tage später wurde die Wittwe nach dem Hauptsteueramt beschieden. Man denke sich die Freude der alten Frau, als ihr der Steuerkommissär einhundert Thaler auf den Zahltisch legte mit dem Bemerken, das Geld einzustreichen. Hierauf holte er die ihm zugegangene Petition hervor, welche folgende eigenhändige Bemerkung des Monarchen enthielt: "Mit dem Aufhören des Curses der Kassen=Anweisungen hört die Verpflichtung des Staates nicht auf, dieselben einzulösen, ebenso wenig wie die moralische Verpflichtung eines Privatmannes nicht aufhört, an die Bezahlung einer Schuld zu denken, die rechtlich nicht mehr eingeklagt werden kann, und die staatlichen Institute sollen

[ => Original lesen: 1876 Nr. 17 Seite 3]

Anderen mit gutem Beispiel vorangehen. Es sind der Wittwe Helbig deshalb die 69 Thaler auszuwechseln und um die Frau für die erlittenen Zinsenverluste zu entschädigen machen wir die 100 Thaler aus unserer Privatschatulle voll. Fr. W. IV."
- Stralsund. Auf einem Gehöft in der Nähe Pasewalks kam Donnerstag in später Abendstunde ein Mann an und bat dringend, da er ermüdet und ermattet sei, ihm ein Nachtlager zu gewähren, besonders da er sich auch von seiner Straße verirrt habe. Anfänglich verweigerte der Besitzer die Aufnahme des Fremden. Dieser bat jedoch so dringend und flehend, daß er ihm schließlich eine Schlafkammer anwies. Diese war nur durch ein Glasfenster von der Wohnung des Wirthes getrennt. Der Wirth, dem der Gast nicht recht geheuer vorkam, beobachtete diesen und sah zu seinem nicht geringen Erstaunen, wie dieser ein großes scharfes Messer, einen geladenen Revolver und andere Waffen vor sein Bett legte. Er holte sich sein geladenes Gewehr, stellte den Fremden zur Rede und nach wenigen Minuten schoß er auf diesen und zwar so gut, daß er bald darauf eine Leiche war. In früher Morgenstunde stellte sich der Gehöftsbesitzer der Behörde.


Anzeigen.

In der Nacht vom 22./23. d. M. ist aus dem Wohnhause des Pächters Sick zu Schlagsdorf und zwar aus der Leutestube Folgendes mittelst Einbruchs gestohlen:

1) eine neue schwarze mit weißen Tippeln gestreifte Hose;
2) zwei alltägliche Hosen, von denen die eine gestreift und grau und die andere eine eigengemachte schwarze;
3) eine neue lila carrirte Jacke;
4) eine alte lila carrirte Jacke;
5) zwei paar Frauenschuhe, ein Paar mit Gummieinsatz und ein Paar mit Riemen;
6) ein Paar neue blau wollene Strümpfe.
Wir bitten um Vigilanz event. Anhaltung der gestohlenen Gegenstände.
Schönberg, den 25. Februar 1876.

Großherzogliches Justizamt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
Horn.

A. Dufft.     


Zum öffentlich meistbietenden Verkaufe der zur Concursmasse des Pferdehändlers, Commissionsraths Baumann hieselbst gehörenden Grundstücke, nämlich

1) des Wohnhauses Nr. 136 an der Hinterstraße,
2) des Wohnhauses Nr. 137 daselbst,
3) des Wohnhauses Nr. 152 c. p. Nr. 153 und 154 an der Krugstraße,
4) der hinter resp. neben den gedachten Wohnhäusern belegenen Koppel mit Scheune Nr. 490
haben wir einen Termin auf

Sonnabend, den 11. März k. J. 1878, Vormittags 11 Uhr,

und zum Ueberbot einen Termin auf

Sonnabend, den 1. April k. J. 1876, Vormittags 11 Uhr,

anberaumt, wozu wir Kaufliebhaber einladen mit dem Bemerken, daß die Besichtigung der Grundstücke nach vorgängiger Meldung beim curator bonorum Kaufmann Burchard hieselbst, jederzeit gestattet ist und daß die Verkaufsbedingungen von Mitte k. Mts. an in der Gerichtsregistratur einzusehen, auch in Abschrift zu haben sind. Die Tradition der Grundstücke geschieht zu Ostern k. Js.
Die Gebäude sind sämmtlich in gutem baulichen Stande und mit allen Wirthschaftslocalitäten reichlich versehen. Zum Wohnhause Nr. 137 gehören außer älteren Stallungen 2 besonders große neu erbaute Pferdeställe. Das Wohnhaus Nr. 152, welches besonders elegant und geräumig gebaut ist, hat einen ziemlich gut gepflegten großen Garten mit Gartenhaus.
Bezüglich der sub 4 gedachten, circa 766 []Ruthen enthaltenden Koppel bleibt vorbehalten, dieselbe in Parcelen, resp. sowohl parcelirt als im Ganzen auf den Bot zu bringen.
Rehna, den 7. December 1875.

Großherzogliches Stadtgericht.


Holzverkauf.

Am Donnerstag den 2. März, Morgens 10 Uhr, sollen im bekannten Wirthshause zu Ziethen nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden.

Aus dem Baalen:

    1 buchen Block,
158 Rmtr. buchen Kluft,
199 Rmtr. buchen Olm,
    3 Rmtr. buchen Knüppel,
  39 Fuder buchen Pollholz.

Aus dem Garnsee:

  31 Fuder geringes buchen Durchforstungsholz.
Bedingungen werden vor der Auction bekannt gemacht.
Schönberg, den 24. Februar 1876.

Der Oberförster.
C. Hottelet.


Holzverkauf.

Am Sonnabend den 4. März, Morgens 9 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Brennholz=Sortimente meistbietend verkauft werden:

Pahlinger Tannen:

  54 Rmtr. tannen Kluft,
268 do. do. Knüppel;

Hohemeiler Tannen:

  80 Rmtr. tannen Kluft,
160 do. do. Knüppel,
  16 Haufen starkes Durchforstungsholz I. Cl.,
  13 Haufen starkes Durchforstungsholz II. Cl.,
  13 Fuder   tannen Durchforstungsholz III. Cl.
Schönberg, den 27. Februar 1876.

Der Oberförster.
C. Hottelet.


Holzverkauf.

Am Montag den 6. März, Morgens 9 Uhr, sollen in Kösters Hotel zu Schönberg nachstehende Holzsortimente aus dem

Rupensdorfer Holze

meistbietend verkauft werden:

86 Rmtr. buchen Kluft I. Cl.,
46 do. do. Olm,
25 do. do. Knüppel,
40 Fuder buchen Zweigholz III. Cl.,
  1 eichen Block,
12 Rmtr. eichen Kluft,
  3 do. do. Olm,
  6 do. do. Knüppel,
40 Fuder eichen Durchforstungsholz I. Cl.,
31 Stück eichen Wagendeichsel,
  2 do. birken do.
Schönberg, den 28. Februar 1876.

Der Oberförster.
C. Hottelet.


Heute Abend 9 Uhr wurde unter Gottes gnädigem Beistande meine liebe Frau Elisabeth, geb. Möbius, von einem gesunden Mädchen glücklich entbunden.
Schönberg, den 27. Februar 1876.

Bernhard Drenkhahn.     


Wir Unterzeichneten theilen unseren Mitmeistern des Tischleramts mit, daß wir die Gesellen=Krankenkasse von heute ab, den 26. Februar 1876, aufgehoben haben.
Schönberg, den 20. Februar 1876.

Als Vorstand: J. Flügge, M. Fick.


Fried. Matz.
Lübeck, Breitestrasse 804
Lager von Teppichen und Cocosmatten jeder Art.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 17 Seite 4]

Die Apotheke zu Schönberg empfiehlt:

Liebig's Fleischextrakt zu Original=Preisen,
Malzextrakt à Fl. 1 M., mit eisen 1 M. 25 Pfennig.,
Salicylsäure=Mundwasser à Fl. 1 M. 25 Pfennig.,
Salicylsäure=Zahnpulver à Schachtel 75 Pfennig.,
sowie sämmtliche Salicylsäure=Präparate.


Die Lübecker Bank vergütet für bei ihr belegte Gelder bis auf Weiteres
4 1/2 % bei zwölfmonatl. Kündigung,
4 % bei sechsmonatl. Kündigung,
und 3 1/2 % bei dreimonatlicher Kündigung

Die einzuzahlenden Gelder dürfen nicht weniger als M. 300. betragen und kann die Zinse halbjährlich erhoben werden.
Lübeck, den 1. Februar 1876.

Lübecker Bank.   


Die Anfertigung von

Flechten

von ausgekämmtem Haar, besorgt billigst, elegant und schnell

Robert Braune,
Lübeck, gr. Burgstraße.

NB. Etwaige Aufträge sind entweder direct an mich, oder auch an Frau Marie Klatt in Schönberg zu richten.    D.O.


Ich Unterzeichneter empfehle mich mit
Damenstiefeletten
in Zeug und Leder,
Zeugstiefel
zum Schnüren,
Mädchen= und Kinderstiefel.

Auch werden Bestellungen für Herren und Damen nach Maaß so bald wie möglich angefertigt.
Schönberg.

Schmalfeldt,
Schuhmachermeister, Sabowerstr. Nr. 45.


Einen Lehrling

in die Tischlerlehre sucht unter günstigen Bedingungen

J. Kiel & E. Rindfleisch
in Schönberg.


Am letzten Sonntag=Abend ist an der Schul=Mauer ein Pelz=Shawl gefunden worden; der rechtmäßige Eigenthümer kann denselben gegen Erstattung der Insertionskosten in Empfang nehmen bei

E. Rindfleisch, Schönberg.     


Im Verlage von G. Siwinna in Kattowitz erschien:

Rechenknecht

von 1 Pfennig bis zu 1 M. bezw. von 1 M. bis zu 1000 M. von 1/10 bis 300 Stück, Meter, Kilogramm, Schicht, Tag oder sonst etwas, worin man sogleich finden kann, wieviel mehrere Stücke kosten, wenn der Preis eines Stückes so und so viel ist: - nebst

Zins Tabellen

zu 3, 3 1/2, 4, 4 1/2, 5 und 6 % auf 1 Jahr, 1 Monat und 1 Tag von 1 bis 1000 M. und

Vergleichs=Tabellen

zwischen den mit dem 1. Januar 1872 eingeführten neuen und den bisherigen alten Maßen und Gewichten. Ausgerechnet von C. Steinhoff - Preis 75 Pfennig.
Bei franco Einsendung des Betrages in Marken erfolgt franco Zusendung.
Das Buch ist für Jedermann unentbehrlich.


Mit meinen jetzt neu eingetroffenen neuen Sendungen von

Kleider- u. Unterrockstoffen

und Umschlagetüchern, sowie mit gedruckten Stouts von 4 Schilling (Mecklenburg), Cattunen von 4 Schilling (Mecklenburg), weißen Leinen von 6 Schilling (Mecklenburg) die Elle an, empfiehlt sich

Heinrich Creutzfeldt     
in Schönberg.          


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Lübsee, Monat März 1876.

Splitter.     


Zu Hof Schlagsdorf können zu Ostern d. J.

zwei Pferdeknechte
sowie
ein Stallknecht (Halbknecht)

gegen hohen Lohn Stellung erhalten.


Gesucht ein Lehrling
zu Ostern, der Schneider werden will.
Schönberg.                           H. Fanselow, Schneidermeister.


Gesucht zu Ostern. Ein Sohn ordentlicher Eltern, der Lust hat, das Schuhmachergeschäft zu erlernen, findet unter günstigen Bedingungen freundliche Aufnahme bei

H. Schleuß, Beckergrube 136,
Ecke Fünfhausen, Lübeck.


Ein Mädchen für Küche und häusliche Arbeiten
sowie
ein Mädchen zum Stubenreinmachen und Handarbeit, auch kinderlieb ist, und mitunter die Wartung eines kleinen Kindes übernimmt

Zum 1. Mai gesucht. Näheres Lübeck, untere Johannisstraße 31, und bei Hrn. Lenthe, Grevismühlen, Seestraße.


W. Kolls,
Juwelen-, Gold- u. Silber-Waaren-Handlung Lübeck, Sandstrasse 1006.
Bestellungen werden billig und prompt ausgeführt.


Zu Neuhof bei Ratzeburg finden zu Ostern d. J. mehrere Arbeiterfamilien unter günstigen Bedingungen Wohnung.
Ebenso werden daselbst zu Ostern 1 Stubenmädchen, 1 Köchin und 2 Meiereimädchen gesucht.


H. W. Dittmer in Lübeck,
Delicatessen=Handlung,
Trave bei der Holsterbrücke 372.

Auswärtige Aufträge auf Wild, Geflügel, Fische und Gemüse werden prompt ausgeführt.


Prima böhm.
Salon-Stück-Kohlen

erwarte in nächster Zeit, um gefl. Aufträge vor Ankunft derselben ersuchend.

Schönberg.                           F. Heitmann.


Getreide=Preise in Lübeck.
Waizen15 M -Pfennig  bis 20 M -Pfennig.
Roggen15 M 50Pfennig  bis 15 M 80Pfennig.
Gerste16 M -Pfennig  bis 17 M -Pfennig.
Hafer15 M 50Pfennig  bis 16 M -Pfennig.
Erbsen16 M -Pfennig  bis 19 M -Pfennig.
Wicken- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Buchwaizen14 M -Pfennig  bis 15 M -Pfennig.
Winter=Rappsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Winter=Rübsen- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.
Schlagleinsaat- M -Pfennig  bis - M -Pfennig.


Markt=Preise in Lübeck.
Butter pr. 500 Gr. M1,20 .
Hühner d. St. M1,80 .
Küken d. St. M1,80 .
Tauben d. St. M0,60 .
Spickgans d. St. M3,00 - 4,00 .
Schinken pr. 500 Gr. M0,75 - 0,80 .
Schweinskopf pr. 500 Gr. M0,50 .
Wurst pr. 500 Gr. M1,15 .
Eier 4 St. für M0,30 .


(Hierzu eine Beilage.)


Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.


[ => Original lesen: 1876 Nr. 17 Seite 5]

Beilage
zu Nr. 17 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 29. Februar 1876.


Die Gruft von Steffendorff.
Novelle von Fallung.
(Fortsetzung.)

[ => Original lesen: 1876 Nr. 17 Seite 6]

Die Gruft von Steffendorff.
Novelle von Fallung.
[Fortsetzung.]


- Ein Schneiderlein in Westphalen war mehr als billig dem Schnapsteufel ergeben und keine Kur wollte anschlagen. Da fanden ihn neulich Bergleute in Ibbenburen toll und voll an der Straße liegen und beschlossen, ihn zu heilen. Sie schafften ihn in den dunklen Schacht, wo er nach vielen Stunden mit einem kolossalen Kater erwachte. Rings um ihn herschte finstere Nacht, dumpf und gespenstisch tönten die gleichmäßigen Schläge der arbeitenden Bergleute an sein Ohr und schaudernd tasteten seine Hände an den naßkalten Wänden herum. Auf seinen ängstlichen Hülferuf eilten die schwarzen Gesellen herbei und gruppirten sich, von ihren Grubenlichtern phantastisch beleuchtet und finster blinkend, um den tödtlich erschrockenen Schneider, dem plötzlich sein ganzes Sündenregister einfiel und der Gedanke kam, daß er der Hölle verfallen sei. Er stürzte dem Obersten der Teufel zu Füßen, der ein Erzschalk ihm seine Sünden streng vorhielt und ihm zurief: Du bist der Hölle verfallen. Der Schneider flehte um Gnade, die ihm endlich unter der Bedingung gewährt wurde, daß er nie wieder einen Tropfen Schnaps über seine Lippen bringe. Mit verbundenen Augen geleitete man ihn an die Oberwelt, führte ihn eine gute Strecke von dem Schachte und gestattet ihm die Binde zu lösen, nachdem Alle sich entfernt hatten. Da sah er sich plötzlich in bekannter Gegend, ohne zu wissen, wie er dahin gekommen, und fest überzeugt, daß der Weg in die Unterwelt bei Ibbenburen zu suchen sei, schlich er nach Hause. Er hat seine Kur Keinem erzählt, aber weit und breit kennt man sie und - was die Hauptsache - sie hat bis jetzt geholfen.


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