[ => Original lesen: 1876 Nr. 11 Seite 1] Politische Rundschau.
Deutschland. Der Reichstag beschäftigte sich in den letzten Tagen mit verschiedenen Vorlagen, unter denen zu nennen ist die zweite Berathung der Vorlage wegen Abänderung des Tit. VIII der Gewerbeordnung, betreffend das Hilfskassenwesen. Das Gesetz wurde fast durchweg nach den Anträgen der Kommission angenommen. - Außerdem wurden die zum Retablissement des Heeres erforderlichen Geldmittel, sowie die Geldmittel für einen Artillerieschießplatz bewilligt. - Am letzten Freitag wurde von dem Abgeordneten v. Kardorff eine Anfrage eingebracht wegen Benachtheiligung der deutschen Spritfabrikation bei dem Export ihrer Fabrikate nach Italien und England. Der Präsident des Reichskanzleramtes Delbrück antwortete, daß er alles mögliche thun werde, der deutschen Spritfabrikation zu Hülfe zu kommen, verhehlte aber nicht, daß es derselben immer schwer fallen werde, die russische Konkurrenz zu bestehen. - Der wichtigste Gegenstand der Tagesordnung war am Freitag die zweite Berathung des Nachtragsgesetzes zum Invalidenfondsgesetze. Der Antrag der Kommission, auch die Invaliden von 1864 und 1866, sowie die Invaliden der ehemaligen schleswig=holsteinischen Armee aus dem Invalidenfonds zu versorgen, wurde unter der Voraussetzung abgelehnt, daß die Sache durch ein besonderes Gesetz geregelt werde. Bei § 2 der Vorlage begründete der Abg. von Schorlemer=Alst den Beschluß der Minorität der Finanzkommission, welcher es tadelt, daß die Regierung so viele Eisenbahnprioritäten angekauft hat. Der Präsident des Reichskanzleramts führte dagegen aus, daß es sich damals bei Belegung der Fonds darum gehandelt habe, die Belegung mit möglichst wenigen Unkosten und möglichst geringen Zinsverlusten zu vollziehen. Als die Regierung daher an Schuldverschreibungen deutscher Bundesstaaten alles erworben hatte, was zu haben war, und andererseits auch derjenige Betrag an Kommunalpapieren erreicht war, welchen sie sich als Maximum gesetzt hatte, griff sie zu den Eisenbahnprioritäten, deren Sicherheit ihr vollkommen verbürgt schien - wodurch? ist nicht gesagt! - die Regierung habe blos Prioritäten von vier Eisenbahngesellschaften gekauft, weil andere Prioritäten=Anleihen damals nicht gemacht wurden. Es würden 15 Millionen Mark Zinsen verloren worden sein, wenn man von den Prioritäten ganz abgesehen und nur die inzwischen auf den Markt gekommenen Staatsanleihen benutzt hätte. Die von dem Abg. v. Schorlemer vorgelegte Resolution wurde abgelehnt.
Die dritte Berathung der Strafgesetzvorlage stand gestern auf der Tagesordnung. Man erwartete allgemein, daß sich die nationalliberale Majorität des Reichstages schließlich doch noch in Betreff dieser Vorlage der Regierung gegenüber zu einem Kompromiß verstehen und mehrere Beschlüsse der zweiten Berathung abändern werde. Zumal den verschärften Kanzelparagraphen sollte bereits eine Majorität gesichert sein.
Fortschrittliche Blätter melden, daß sich die liberalen Parteien des Reichstages nicht bei der Abweisung beruhigen werden, welche die neuliche Anfrage des Abg. Wiggers wegen der mecklenburgischen Verordnungen erfahren hat, sondern daß man mit dem Gedanken umgehe, gegen die beiden "kritischen" Erlasse einen förmlichen Antrag zu stellen, und daß man dabei auch die kirchlichen Trauungsformeln berühren werde, welche nicht "in Uebereinstimmung mit dem Gesetze" stehen.
Wie weit die Unverschämtheit des Liberalismus geht, zeigt wieder eine Reichstagsverhandlung, in welcher der Abg. Richter (Hagen) von den Konservativen verlangte, daß sie die Verbindung zwischen dem Reichskanzler und dem Geh. Ober=Reg.=Rath Wagner zerstören sollten! Mit Recht wurde demselben von dem Abg. Lucius entgegnet, daß der Reichskanzler selbst Mann genug sei, um sich die Personen auszuwählen, mit denen er umgehen wolle.
Der "R.= u. St.=Anz." veröffentlicht die Aufhebung des Verbotes der Pferdeausfuhr aus Deutschland.
Der Kardinal Prinz Hohenlohe ist nach Rom gereist und sofort vom Papst empfangen worden. Von vielen Seiten wird demselben eine kirchenpolitische Mission zugeschrieben.
Der bisherige deutsche Botschafter in Petersburg, Prinz Heinrich VII. von Reuß, hat am Sonntag seine Vermählung mit der Prinzessin von Sachsen=Weimar gefeiert.
Preußen. Der Kardinal Graf Ledochowski ist am 3. Febr. aus dem Gefängniß entlassen und durch Polizeibeamte nach Berlin begleitet worden, da denselben verboten ist, die Provinzen Schlesien und Posen oder die Regierungsbezirke Frankfurt und Marienwerder zu betreten, widrigenfalls er in Torgau internirt werden soll. Derselbe ist bereits in Prag angekommen und wird sich von dort nach Rom begeben, um, wie es heißt, vorläufig dort zu bleiben.
Großbritannien. Die Königin wird Ende März oder Anfang April über Antwerpen eine Reise nach Deutschland unternehmen.
Die Prinzessin von Wales, die längere Zeit in Kopenhagen bei den Königl. Eltern verweilte, ist am Mittwoch voriger Woche wieder von dort nach Lübeck abgereist.
Türkei. Die österreichischen Reformvorschläge sind von der türkischen Regierung im Prinzip angenommen worden. Dieselben umfassen fünf Punkte, nämlich: Religionsfreiheit, Reform des Zehntensystems, Erleichterungen für den Ackerbau, Verwendung eines Theils der Einkünfte der aufständischen Provinzen zu lokalen Meliorationen und Einsetzung einer aus Muhamedanern und Christen zusammengesetzten gemischten Kommission zur Ueberwachung der Durchführung der Reformen.
- Ueber die Anwendung der Salicylsäure als Heilmittel gegen den Gelenkrheumatismus berichtet die Frankf. Zeitung etwas Näheres, was wir als Antwort auf viele uns zugegangene Anfragen mittheilen. Ein Bürgersohn in Bockenheim litt an Gelenkrheumatismus und wurde in vollständig bewegungslosem Zustande ins Krankenhaus gebracht. Durch stündliches Eingeben von Pulvern, haupt=
[ => Original lesen: 1876 Nr. 11 Seite 2]sächlich aus Salicylsäure bestehend, ist es dem Dr. Jacobi jr. gelungen, den Kranken schon nach zwei Tagen von seinen Schmerzen zu befreien, nach 8 Tagen konnte der Kranke als geheilt entlassen werden.
- In Köln ist jetzt das gemalte Fenster eingetroffen, welches der Kronprinz und die Kronprinzessin für die Westseite des Domes gestiftet haben. Bei der Zeichnung hat bekanntlich die Kronprinzessin mitgewirkt, die Ausführung ist von dem jüngst verstorbenen Maler Milde in Lübeck.
- Die englischen Gerichtshöfe haben es immer von neuem mit der Sekte der "sonderbaren Leute" zu thun, die von dem Grundsatz ausgehen, daß gegen den Tod kein Kräutlein gewachsen sei. Diese Leute legen gegen die Heilkunst eine souveräne Verachtung an den Tag und glauben unter buchstäblicher Auslegung der Bibel allein durch Salbung mit Oel und das Gebet der Aeltesten Heilung aller Krankheiten finden zu können. Mancher Angehörige dieser Sekte, dem vielleicht noch hätte geholfen werden können, ist durch diesen Aberglauben elend ums Leben gekommen. Oft schon sind Anhänger dieser Sekte wegen fahrlässiger Tödtung angeklagt worden. Der letzte derartige Fall ereignete sich in Tillingham, wo ein Vater sein am Keuchhusten erkranktes Kind ohne ärztliche Hülfe gelassen hatte. Allen Händeauflegungen, Salbungen und Gebeten der Aeltesten zum Trotze starb das Kind, während die Aerzte behaupten, es hätte leicht gerettet werden können.
- Es giebt Einen, der sein Glück gar nicht kennt. Der große Treffer nämlich der Freiburger 15 Franks=Loose, am 15. Nov. 1871 mit 15,000 Franks herausgekommen, ist noch nicht erhoben worden. Er verjährt in diesem Jahre.
- Ein Fremder besuchte, wie der Börsen=Courier erzählt, kürzlich die Conditorei von Kranzler in Berlin und rief dem dienenden Gehülfen zu: "Kellner, einen Absynth!" - Nachdem er lange genug gewartet hatte, wandte er sich noch einmal an den Gehülfen mit der Frage: "Kellner, wo bleibt mein Absynth?" Nach abermals langer Pause wurde ihm endlich das Gewünschte vorgesetzt und er erkundigte sich nach dem Grunde der Verzögerung. "Wir sind hier keine Kellner - antwortete der betreffende dienende Geist - und brauchen auf solche Bestellungen nicht zu hören." Der Fremde fragte nach dem Besitzer des Geschäftes, erhielt aber die Auskunft derselbe sei nicht zu Hause; er wandte sich dann an dessen Vertreter, der an der Kasse saß, und erzählte demselben den Vorfall, erhielt aber auch von diesem den Bescheid, "der Betreffende habe ganz Recht gehabt". Auf die Frage, wie man denn den Dienern zuzurufen habe, erfolgte die Antwort: "Mit "Herr", wir sind hier nur Herren."
-Der Mensch muß sehen lernen, er hat nicht von Haus an die Anschauung und das Verständniß von Raum. Blindgeborene und später Operirte müssen sehen und die Raumverhältnisse verstehen lernen, selbst wenn sie die Farben schon unterscheiden. Es sei ein neuer Fall erzählt aus der Klinik des Dr. Hirschberg. Der Patient war ein 7jähriger, gut entwickelter Knabe, der von Geburt an am grauen Staar auf beiden Augen blind war, aber guten Lichtschein hatte und die Farben zu unterscheiden vermochte. Er wurde zuerst am linken Auge operirt und vier Tage nachher wurden die ersten Sehproben gemacht. sofort zeigte sich, daß der Knabe, obwohl er ziemlich scharfe Bilder auf die Netzhaut des Auges empfinge dieselben nicht richtig zu verwerthen und nicht diejenigen Schlüsse daraus zu ziehen verstand, welche wir alle unbewußt durch langjährige Uebung zu machen gelernt haben. So wurde ihm, während er einen Bonbon aß, ein anderer großer viereckiger rother Bonbon vorgehalten. Er sagte, es sei roth, wußte aber durchaus nicht, was es war; in der Hand erkannte er es sogleich nach dem Gefühle. Ueberhaupt verstand er noch nicht sich des neu erschlossenen Sinnes zur Erkennung der Außenwelt zu bedienen, sondern verließ sich auf sein Tastgefühl. Hirschberg hielt ihm sein hellbeleuchtetes Gesicht ziemlich nahe, zeigte ihm die Nase, berührte dieselbe mit dem Finger des Knaben und forderte ihn auf, nach dem rechten Ohr zu fassen. Der Knabe tastete hin und her, hörte bald auf, das Auge zu gebrauchen, indem er wie ein Blinder mit seiner Hand am Gesichte bis zum Ohre hinglitt. Eben so war es, als er am andern Tage nach den Zeigern und Ziffern einer Uhr zeigen sollte; er fuhr mit den Fingern in großen Bogen darüber hin und her, bis er nach mehreren Sekunden auf's Zifferblatt gelangte, und nun alles richtig zeigte. Messer, Gabel und Löffel betrachtete er sehr aufmerksam, gab ihre Farben richtig an, vermochte sie aber nicht eher zu erkennen, bis er sie betastete. Bei späterem Vorzeigen erkannte er sie nicht wieder. Als er an's Fenster geführt wurde, wollte er nicht hinaussehen, "weil so viel davor sei." Bei'm Zufassen nach vorgehaltenen Gegenständen griff er meist vorbei und aufgefordert, nach einem 3-4 Schritt entfernten Gegenstand zu gehen, bediente er sich nicht des Gesichtsinnes, sondern tappte langsam wie ein Blinder darauf hin. Am 8ten Tage wurde das zweite Auge operirt und am 15ten Tage die Untersuchung des Sehvermögens fortgesetzt. Das Ergebniß war im Wesentlichen dasselbe, nur kam die Uebung, welche das zuerst operirte Auge erworben hatte, dem zweiten merklich zu statten. Am 21. Tage war er soweit, daß er die verschiedenen Möbel und Hausgeräthe erkannte. Diese Ergebnisse sind um so bemerkenswerther, als der Knabe, wie bemerkt, vor der Operation einen guten Lichtschein hatte und die Farben zu unterscheiden vermochte. Seine Augen waren also bereits geübt. Hätte dem Operirten diese Uebung und die Kenntniß der Farben gefehlt, so wäre es ihm ungleich schwerer geworden, irgend etwas zu sehen. Wir besitzen also die Anschauung des Raumes nicht von Haus aus, sondern erwerben sie allmählig durch die Erfahrung.
Anzeigen.
Zur öffentlich meistbietenden Verpachtung der Meierei Wahrsow nebst der Pertinenz Lenschow, welche Johannis d. J. aus der Pacht fallen, ist vor dem unterzeichneten Großherzoglichen Domainen=Amte Termin auf Sonnabend, den 28. Februar d. J., Vormittags 11 Uhr, anberaumt worden, wozu Pachtliebhaber hiedurch eingeladen werden.
Dem Großherzoglichen hohen Kammer= und Forst=Collegio in Neustrelitz bleibt die Wahl unter den 3 annehmlich Meistbietenden vorbehalten und haben dieselben, falls sie nicht schon Kammerpächter sind, sofort eine Conventionalpön von 3000 Reichs=Mark zu bestellen und sich über ihre bisherige Führung und öconomische Tüchtigkeil, sowie über das zur Annahme der Pachtstücke erforderliche Vermögen auszuweisen.
Die Contracts=Bedingungen können in der hiesigen Amts=Registratur eingesehen und die Pachtstücke, nach zuvoriger Meldung auf dem Hofe Wahrsow, in Augenschein genommen werden.
Schönberg, den 28. Januar 1876.
Großherzogl. Mecklenb. Domainen=Amt.
F. Graf Eyben.
Der Joachim Heinrich Wiese, geboren am 22. Mai 1853 zu Rieps, hiesigen Fürstenthums, außerehelicher Sohn der Christine Elisabeth Wiese aus Rieps, nun verehelichten Arbeitsmann Fuhst in Lüdersdorf, welcher sich bisher zur Erfüllung seiner Militairpflicht nicht gestellt und ohne Erlaubniß das Gebiet des deutschen Reiches verlassen hat, wird in Gemäßheit der Verordnung vom 23. December 1870, betreffend das Verfahren gegen ausgetretene Militärpflichtige etc., edictaliter hierdurch geladen, in dem auf Dienstag den 20. Juni d. J., Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Justiz=Amte anstehenden Termine sich einzufinden, unter dem Nachtheil, daß er im Fall seines Ausbleibens in dem anberaumten Termine dem Befinden nach des angeschuldigten Vergehens für überführt angenommen und gegen ihn auf die gesetzliche Strafe wird erkannt werden.
chönberg, den 27. Januar 1876.
Großherzogliches Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
A. Dufft.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 11 Seite 3]Antragsmäßig soll über das zu Schönberg an der Lübecker Straße sub Nr. 224 belegene Wohnhaus c. p. des Bäckermeisters Joh. Joachim Chr. Pöhls hieselbst ein Hypothekenbuch niedergelegt werden, und werden daher alle Diejenigen, welche Realrechte an diesem Grundstücke zu haben vermeinen und deren Eintragung in das niederzulegende Hypothekenbuch verlangen, zu deren Anmeldung auf Dienstag, den 7. März 1876, Vormittags 11 Uhr, peremtorisch und unter dem Nachtheile hiemit aufgefordert, daß alle nicht angemeldeten und von der Anmeldungspflicht nicht ausgenommenen Realrechte an dem proclamirten Grundstücke sowohl gegen den jetzigen als die künftigen Besitzer desselben erloschen sein sollen.
Ausgenommen von der Anmeldungspflicht sind jedoch diejenigen Gläubiger, welche ihre Forderungen auf einem, mit dem Siegel des Gerichts versehenen, vor dem Liquidations=Termine ihnen vorzulegenden und von ihnen zu unterzeichnenden Postenzettel vollständig und richtig aufgeführt gefunden haben.
Schönberg, den 9. December 1875.
Großherzogl. Justiz=Amt der Landvogtei des Fürstenthums Ratzeburg.
H. Wohlfahrt.
(L. S.) A. Dufft.
Holzverkauf.
Am Sonnabend den 12. Februar, Morgens 9 Uhr, sollen zu Ziethen im Hause des Gastwirths Murjahn nachstehende Holzsortimente meistbietend verkauft werden:
1. Thandorfer Zuschlag:
ca. 36 Stück starke Fichten.
2. Garnseerholze.
5 buchen Nutzholzblöcke,
ca. 110 Rmtr. buchen Kluft,
ca. 160 Rmtr. buchen Olm,
ca. 36 Fuder buchen Zweigholz III. Cl.,
ca. 70 Fuder buchen Durchforstungholz II. Cl.
ca. 2 Rmtr. birken Knüppel,
1 Fuder birken Zweigholz III. Cl.
Bedingungen werden vor der Auction bekannt gemacht.
Schönberg, den 1. Februar 1876.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Holzverkauf.
Am Mittwoch den 9. Februar, Morgens 10 Uhr, sollen beim Gastwirth Lenschow zu Selmsdorf nachstehende Holzsortimente aus dem Heidenholze meistbietend verkauft werden:
ca. 6 eichen Nutzholzblöcke.
ca. 26 buchen Nutzholzblöcke,
ca. 160 Rmtr. buchen Kluft,
ca. 85 Rmtr. buchen Olm,
ca. 14 Rmtr. buchen Knüppel,
ca. 15 Rmtr. eichen Kluft,
ca. 8 Rmtr. eichen Olm,
ca. 3 Rmtr. eichen Knüppel,
1 Rmtr. ellern Knüppel.
ca. 25 Fuder buchen Zweigholz III. Cl.,
ca. 14 1/2 Fuder Weidenbusch.
Schönberg, den 1. Februar 1876.
Der Oberförster.
C. Hottelet.
Auction.
Am Montag den 14. Februar, Vormittags 11 Uhr, werde ich im Gastwirth Krüger'schen Locale hieselbst
>einen schwarzen Tuchrock
öffentlich meistbietend gegen gleich baare Bezahlung verkaufen.
Schönberg, den 7. Februar 1876.
Wienck, Pedell.
Jedes unbefugte Gehen über meine Pacht=Koppel, sowie das Schafweiden auf meiner Saat daselbst, verbiete ich hiermit für immer; im Betretungsfalle bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Rud. Scharenberg Wwe.
Gicht und Rheumatismus, deren Lähmungen und alle andere innerliche und äußerliche früher unheilbare Krankheiten.
|
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Herrn G. Pathemann in Barmen.
Ihre Medicamente haben mich wunderbar geheilt. In unserer ganzen Gegend ertheile Ihnen die besten Zeugnisse. Ich spüre nichts mehr von meinem Gicht= und Rheumatismusleiden. Achtungsvoll H. Nölle, Schreinermeister in Diringsen b. Soest.
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Herrn G. Pathemann in Barmen.
Von vielen Freunden Barmens, besonders noch durch eine Kur, die Ihre Medicamente bei einer alten Frau hiesigen Orts, welche an einer langjährigen Kopfgicht litt, bewirkt haben, aufmerksam geworden, bitte gefälligst auch mir gegen Nachnahme des Betrages Ihre werthgeschätzten Medicamente zukommen lassen zu wollen. 18. Febr. 1875.
Achtungsvoll Carl Pühler, in Firma Kampen u. Pühler.
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Serring b. Saarburg, den 23. März 1875.
Hrn. G. Pathemann an der Haspelerbrücke in Barmen.
Mit Gegenwärtigem beehre ich mich, Ihnen mitzutheilen, daß die für Peter Harrig übersandten Medicamente außerordentlich gewirkt haben. Der Mann war innerhalb 14 Tagen hergestellt und arbeitet jetzt wie früher. Auch bei Hauser zeigen sie dieselbe Wirkung. Ich ersuche Sie freundlichst, unter der Adresse "Peter Wecker, Wirth und Krämer zu Serrig" unter Postvorschuß die Hälfte Ihrer gewöhnlichen Sendung, also 3 Stück von jedem Medicament, schleunigst übersenden zu wollen.
Achtungsvoll
Th. Müller, Königl. Wasserbau=Aufseher.
Nach Lübeck für häusliche Arbeiten ein
Mädchen
gesucht. Näheres bei
J. Kiel in Schönberg.
Eine Wohnung,
Stube, Kammer und Küche, steht zu vermiethen. Näheres in der Exped. der Anzeigen zu Schönberg.
Lehrlings=Gesuch.
Für mein Tuch= und Manufacturwaaren=Geschäft suche ich zu Ostern c. einen Lehrling mit den nöthigen Schulkenntnissen.
Lübeck, Carl Meyer,
E 00289. Herm. Wilde Nachflg.
Zu Neuhof bei Ratzeburg finden zu Ostern d. J. mehrere Arbeiterfamilien unter günstigen Bedingungen Wohnung.
Ebenso werden daselbst zu Ostern 1 Stubenmädchen, 1 Köchin und 2 Meiereimädchen gesucht.
Fried. Matz.
Lübeck, Breitestrasse 804
Lager von Teppichen und Cocosmatten jeder Art.
Zu Ostern d. J. suche ich ein ordentliches
Mädchen
für häusliche Arbeiten.
Schönberg, den 1. Februar 1876.
H. Spieckermann,
Amtsverwalter.
Den über meinen Acker durch den Sahmkower Zuschlag führenden Schleichsteig von Sahmkow nach Lindow verbiete ich hiermit bei Strafe gerichtlicher Ahndung.
Hausw. Wienck
in Sahmkow.
Gesucht zu Ostern. Ein Sohn ordentlicher Eltern, der Lust hat, das Schuhmachergeschäft zu erlernen, findet unter günstigen Bedingungen freundliche Aufnahme bei
H. Schleuß, Beckergrube 136,
Ecke Fünfhausen, Lübeck.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 11 Seite 4]Durch neue Einkäufe ist mein Lager auf das beste assortirt und halte dasselbe namentlich für Confirmanden=Anzüge bestens empfohlen.
Schönberg. Julius Schweigmann.
Inventar-Ausverkauf bei Ludw. Wendt, Lübeck,
von sämmtlichen vorräthigen Modewaaren
bis zum Eintreffen der neuen Frühjahrsmoden.
Guano der Peruanischen Regierung.
Wir zeigen hiermit an, dass nach Verfügung der Peruanischen Regierung die Preise für den
direct importirten Peru-Guano
ab Lager hier unverändert die folgenden sind:
M. 255. - bei Abnahme von 30,000 Ko. und mehr,
M. 280. - bei Abnahme unter 30,000 Ko.
per 1000 Ko. brutto, incl. Säcke, excl. Verladungsspesen, gegen comptante Zahlung in Reichsmünze.
Den aufgeschlossenen Peru-Guano
in sofort verwendbarer Pulverform, unter Garantie eines Gehaltes in demselben von
8 pCt. gegen Verflüchtigung geschütztem Stickstoff und
9 pCt. leicht löslicher Phosphorsäure,
notiren wir ab Lager hier
M. 285. - bei Abnahme von 30,000 Ko. und mehr,
M. 300. - bei Abnahme unter 30,000 Ko.
per 1000 Ko. brutto, incl. Säcke, excl. Verladungsspesen, gegen comptante Zahlung in Reichsmünze.
Ueber sonstige Verkaufsbedingungen etc. ertheilen wir auf Anfrage gern Auskunft.
Hamburg, 1. Januar 1876.
Ohlendorff & Co.
alleinige Importeure und Agenten für den Verkauf des Peruanischen Guanos in Deutschland, Oesterreich, Holland, Dänemark, Schweden, Norwegen und Russland,
und ausschliesslich autorisirte Fabrikanten des aufgeschlossenen Peru-Guanos für ganz Europa und die Colonien.
Einem hochgeehrten hiesigen wie auswärtigen Publikum erlaube ich mir die ergebene Anzeige zu machen, daß ich neben meiner
Thee-, Chocoladen- und Zuckerwaaren-Handlung
noch ein
Delicatessen=Geschäft
verbunden mit
Fleischausschnitt
eröffnet habe und bitte ich bei Vorkommniß um geneigte Berücksichtigung.
Lübeck, den 10. Januar 1876.
Hochachtungsvoll
L. Cordes,
Breitestraße 791.
Unterleibs-Bruchleidenden
wird die Bruchsalbe von G. Sturzengger in Herisau, Canton Appenzell, Schweiz bestens empfohlen. Dieselbe enthält keinerlei schädlichen Stoffe und heilt selbst ganz alte Brüche, sowie Muttervorfälle in den allermeisten Fällen vollständig. - Zu beziehen in Töpfen zu Mark 5 nebst Gebrauchsanweisung und überraschenden Zeugnissen sowohl durch G. Sturzenegger selbst als durch A. Günther, Löwenapotheke, Jerusalemerstraße 16 in Berlin.
[H3262Q]
Grosse Maskerade
am Freitag den 11. Februar 1876
in Kösters Saal zu Schönberg.
Anfang präcise 7 Uhr.
Billets zu nummerirten Sitzplätzen a 1 M. 25 , Maskenbillets à 1 M., Galleriebillets à 75 sind in meinem Hause zu haben.
Der Controlle wegen können Maskenbillets ausschließlich nur vorher bei mir entnommen werden.
Sowohl für die beste Herren=, als auch für die beste Damen=Maske ist eine Prämie ausgesetzt.
Die elegante Maskengarderobe des Herrn Petersen aus Lübeck steht einem geehrten Publikum Tags vorher, sowie am Tage des Balles zur Verfügung.
J. Köster Wwe.
Ein Sohn rechtlicher Eltern, der Lust hat, Stellmacher zu werden, kann zu Ostern in die Lehre treten bei
W. Badstein.
Schönberg, v. d. Sabowerstraße Nr. 3.
Getreide=Preise in Lübeck. |
Waizen | 15 | M | - | |
bis | 20 | M | - | . |
Roggen | 15 | M | - | |
bis | 16 | M | - | . |
Gerste | 16 | M | - | |
bis | 16 | M | 80 | . |
Hafer | 15 | M | 50 | |
bis | 16 | M | - | . |
Erbsen | 16 | M | - | |
bis | 19 | M | - | . |
Wicken | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Buchwaizen | 14 | M | - | |
bis | 15 | M | - | . |
Winter=Rappsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Winter=Rübsen | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Schlagleinsaat | - | M | - | |
bis | - | M | - | . |
Markt=Preise in Lübeck. |
Butter pr. 500 Gr. M | 1,15 . |
Hasen d. St. M | 4,00 . |
Enten d. St. M | 4,00 . |
Hühner d. St. M | 1,60 . |
Küken d. St. M | 1,50 . |
Tauben d. Stück. M | 0,60 . |
Spickgans d. St. M | 3,00 - 4,00 . |
Schinken pr. 500 Gr. M | 0,75 - 0,80 . |
Schweinskopf pr. 500 Gr. M | 0,45 . |
Wurst pr. 500 Gr. M | 1,00 . |
Eier 4 St. für M | 0,30 . |
(Hierzu Offiz. Anz. Nr. 4 und eine Beilage.)
Redigirt, gedruckt und verlegt von L. Bicker in Schönberg.
[ => Original lesen: 1876 Nr. 11 Seite 5]Beilage
zu Nr. 11 der Wöchentlichen Anzeigen für das Fürstentum Ratzeburg.
Schönberg, den 8. Februar 1876.
Unseres Roberts italienische Reise.
Ein Blatt aus der Familienchronik. Von E. Hartner.
(Schluß.)
[ => Original lesen: 1876 Nr. 11 Seite 6]Unseres Roberts italienische Reise.
Ein Blatt aus der Familienchronik. Von E. Hartner.
[Schluß.]
-Am 2. d. ist eine Gesetzesvorlage, betr. die Einverleibung des Herzogthums Lauenburg in den preußischen Staat der Ritter= und Landschaft zugegangen. Mit dieser Gesetzesvorlage ist der Entwurf eines Staatsvertrages zwischen Preußen und Lauenburg über die Motalitäten der Incorporation verbunden. Die Ritter= und Landschaft wird sich am 16. d. M. zur Berathung der Vorlagen versammeln. Dem Vernehmen nach sollen die von den lauenburgischen Ständen bezüglich der Incorporation geäußerten Wünsche vollständige Berücksichtigung gefunden haben. Als Termin der Einverleibung ist der 1. Juli d. J. festgehalten, wobei natürlich vorausgesetzt ist, daß der preußische Landtag in seiner gegenwärtigen Session noch Zeit genug haben wird, die Angelegenheit nach stattgehabter Beschlußfassung der lauenburgischen Stände über dieselbe zu erledigen.
- Ein entsetzlicher Anblick zeigte sich am 2. Febr. beim Oeffnen eines Viehwagens, in dem 11 Ochsen und 5 Pferde von Lüneburg nach Hamburg transportirt waren, bei Ankunft des Zuges auf Station Schulterblatt. Die Ochsen hatten sich nämlich unterwegs losgerissen und sich sodann auf die Pferde gestürzt (?) und diese mit den Hörnern in wahrhaft gräßlicher Weise zugerichtet. Drei der Pferde waren dergestalt verwundet, daß nichts Anderes übrig blieb, als sie sofort zu tödten.
- Im königl. Hoftheater zu München stürzte am 29. Januar ein förmlicher Platzregen von der Höhe des Bühnenraumes hernieder aber nicht unerwartet, sondern auf Kommando; denn es handelte sich um die Probe eines großartigen Feuerlösch=Apparates, welcher die Vorstände des königl. Hofstabes, General v. d. Tann und der königl. Polizeidirektor beiwohnten. Die in den oberen Räumen vorhandene Wassermasse ist so groß, daß das Herabströmen auf die Bühne fast eine halbe Stunde lang hätte unterhalten werden können, was man für vollständig ausreichend erachtete, um das Umsichgreifen eines Brandes gänzlich zu unterdrücken.
- Berlin zählt jetzt gerade 50,000 Juden. Sie haben die meisten Geldsäcke in Händen.
- In eine Berliner Damenkleiderniederlage trat ein in einen weiten Mantel gehüllter Herr, während der Besitzer des Etablissements sich eben allein in demselben befand. Der Herr verlangte fertige Kleider, da er, wie er sagte, seine Frau mit einer hübschen Toilette überraschen wolle. Nach einigem Suchen entschied sich der Fremde für ein schweres Seidenkleid und fragte den Verkäufer: "Haben Sie nicht eine Probirmamsell zur Hand, damit ich sehen kann, wie das Kleid sitzt?" -Der Kaufmann bedauerte, daß keine seiner Damen anwesend sei. "Thut nichts, wollen Sie das Kleid für einige Augenblicke überwerfen." - Der Ladeninhaber, nichts Arges ahnend, zog das Kleid an, knöpfte es zu, wendete sich nach allen Seiten. - "Großartig!" ruft mit scheinbarem Entzücken der Käufer, aber in demselben Momente sprang er zur Geldschublade, riß sie heraus, steckte sie unter den Mantel und rannte davon. Der entsetzte Kaufmann läuft hinter ihm her; aber auf der Gasse packen ihn die Passanten und führen ihn mitleidsvoll in den Laden zurück, da sie glaubten, der Arme sei verrückt geworden. Bis er den Sachverhalt zu erzählen vermochte, war der Gauner spurlos verschwunden.
- In den ausführlichen Berichten über die Reise des Prinzen von Wales wird auch des Empfanges der birmanischen Gesandten gedacht, die nach Calcutta kamen, um den englischen Thronfolger im Namen ihres Königs zu begrüßen. Der höchste Herrscher von Birma, Herr der aufgehenden Sonne, des himmlischen Elephanten u. s. w. führte in seinem Schreiben, wie gewöhnlich, eine überschwengliche Sprache, und ist ganz Freundschaft und Hingebung. Durch die Audienz, welche seine Abgesandten beim britischen Thronfolger hatten, wurde auch - wie man annehmen will - eine wichtige Etiquettenfrage entschieden. Bisher durfte man vor den Augen des Birmanenkönigs nur unbeschuht erscheinen. Auch britische Gesandten unterwarfen sich dieser lästigen Vorschrift, und große Entrüstung herrschte darob in England. Nun haben aber die außerordentlichen Birmanen=Gesandten ihre Lackstiefelchen vor dem britischen Thronfolger nicht abgenommen und die Engländer glauben, fortan die Ehrenbezeugung auch ihrerseits füglich verweigern zu können. Auch ist bereits an den britischen Residenten die Weisung ergangen, dies zu thun. - Vielleicht hilft sich aber der König von Birma aus der Schlinge, indem er seinen außerordentlichen Gesandten einfach die Köpfe abschlagen läßt, und dann wieder auf der Beobachtung der guten Sitte besteht.
- Der akademische Gesangverein in Wien hat zu seinem am 11. Febr. stattfindenden Scheffel=Commers den Dichter eingeladen und darauf folgende poetische Antwort erhalten:
Der Meister Josephus zu Karlsruhe spricht:
Ich kann mit 50 Jahren
Und immer sanft sich einschmeichelnder Gicht
Nach Wien weder reiten noch fahren.
Doch den Krug, mir vom "Engern" einst dargebracht,
Mit Bildwerken, vielgestaltigen,
Den will ich am 11. um Mitternacht
Auf Euer Wohl vergewaltigen.
Mög' Jeder, wie ich, in kunstfrohem Drang
Sein halb Jahrhundert verleben,
Dann wird es auf Erden mehr Sang und Klang
Und weniger Langweile geben.
J. v. Scheffel.
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